VI. | VI. |
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10. September. Nach mehreren
Hindernissen zu Wasser und zu Lande wurde ich endlich in der Nähe
des Tower gestern nachmittag ans Ufer gesetzt. Gott helfe uns, meine
schlimmsten Vorahnungen sind verwirklicht worden! Meine geliebte
Felicia bedarf meiner aufs dringendste. Ich kann nicht leugnen, dass
ich das Haus meines Schwiegersohnes in einer beunruhigten und
gereizten Gemütsverfassung betrat. Zuerst wurde ich durch die
beinahe endlose Reise von dem Flussquai bis zum Westende von London,
wo Marmaduke wohnt, auf die Probe gestellt in dem lärmenden und
unbequemen Fuhrwerk, welches man eine Droschke nennt.
| September 10th.--After more delays than one, on land and sea, I was at last set ashore near the Tower, on the afternoon of yesterday. God help us, my worst anticipations have been realized! My beloved Felicia has urgent and serious need of me. It is not to be denied that I made my entry into my son-in-law's house in a disturbed and irritated frame of mind. First, my temper was tried by the almost interminable journey, in the noisy and comfortless vehicle which they call a cab, from the river-wharf to the west-end of London, where Marmaduke lives. |
Dann wurde ich durch einen Zwischenfall
geärgert und beunruhigt, welcher noch auf der endlosen Reise von
Osten nach Westen in einer Straße dicht an dem Markt vor
Covent-Garden stattfand. Wir hatten uns gerade einem großen
Gebäude genähert, welches sehr verschwenderisch mit Gas
erleuchtet war, und an welchem ungeheuere farbige Plakate ausgehängt
waren, auf welchen nichts als der Name Barrymore stand. Die Droschke
stand plötzlich still, und indem ich herausschaute, um zu sehen,
was für ein Hindernis vorhanden sein möchte, entdeckte ich
einen gewaltigen Auflauf von Männern und Frauen, quer über
das Trottoir und die Straße sich ziehend, sodass es unmöglich
schien, an ihnen vorbeizukommen. Ich befragte den Kutscher, was diese
Volksversammlung zu bedeuten habe. »O«, sagte er,
»Barrymore hat wieder etwas Neues im Werk.« Da diese
Antwort mir vollständig unverständlich war, bat ich um
weitere Erklärung und erfuhr, dass Barrymore der Name eines
Schauspielers war, der bei der Masse in Gunst stand, dass das Gebäude
ein Theater war, und dass alle diese Geschöpfe mit unsterblicher
Seele warteten, bis dass die Türen geöffnet wurden, um
Plätze zum Schauspiel zu bekommen.
| In the second place, I was scandalized and alarmed by an incident which took place--still on the endless journey from east to west--in a street hard by the market of Covent Garden. We had just approached a large building, most profusely illuminated with gas, and exhibiting prodigious colored placards having inscribed on them nothing but the name of Barrymore. The cab came suddenly to a standstill; and looking out to see what the obstacle might be, I discovered a huge concourse of men and women, drawn across the pavement and road alike, so that it seemed impossible to pass by them. I inquired of my driver what this assembling of the people meant. "Oh," says he, "Barrymore has made another hit." This answer being perfectly unintelligible to me, I requested some further explanation, and discovered that "Barrymore" was the name of a stage-player favored by the populace; that the building was a theater, and that all these creatures with immortal souls were waiting, before the doors opened, to get places at the show! |
Die Gefühle des Kummers und des
Unwillens, die durch diese Entdeckung verursacht wurden, nahmen mich
so in Anspruch, dass ich nicht bemerkte, wie der Kutscher versuchte,
durchzukommen, wo die Menge weniger dicht zu sein schien, bis das
beleidigte Volk das Weiterfahren übelnahm. Einige von ihnen
ergriffen die Zügel des Pferdes, andere waren daran, den
Kutscher vom Bock zu zerren, als die Polizei vorsorglich sich
einmischte. Unter ihrem Schutz zogen wir uns zurück und
erreichten unsere Bestimmung in Sicherheit auf einem anderen Wege.
Ich erwähne dieses sonst unwichtige Begebnis, weil es mich
kränkte und empörte, wenn ich an die Seelen der Leute
dachte und so mein Gemüt unfähig machte, einen heiteren
Eindruck von irgendetwas anderem zu erhalten. Unter diesen Umständen
gab ich mich der Hoffnung hin, die Sachlage hinsichtlich des
ehelichen Lebens meiner Tochter übertrieben zu haben. | The emotions of sorrow and indignation caused by this discovery so absorbed me that I failed to notice an attempt the driver made to pass through, where the crowd seemed to be thinner, until the offended people resented the proceeding. Some of them seized the horse's head; others were on the point of pulling the driver off his box, when providentially the police interfered. Under their protection, we drew back, and reached our destination in safety, by another way. I record this otherwise unimportant affair, because it grieved and revolted me (when I thought of the people's souls), and so indisposed my mind to take cheerful views of anything. Under these circumstances, I would fain hope that I have exaggerated the true state of the case, in respect to my daughter's married life. |
Mein gutes Mädchen erstickte mich
fast mit Küssen. Als ich endlich dazu kam, sie zu betrachten,
fand ich, dass sie blass, erschöpft und ängstlich aussah.
Es ist die Frage: Würde ich zu diesem Schluss gelangt sein, wenn
ich vorhin nicht der gottlosen Verschwendung in London begegnet und
wenn ich behaglich in einem bequemen Fuhrwerk gefahren wäre? | My good girl almost smothered me with kisses. When I at last got a fair opportunity of observing her, I thought her looking pale and worn and anxious. Query: Should I have arrived at this conclusion if I had met with no example of the wicked dissipations of London, and if I had ridden at my ease in a comfortable vehicle? |
Sie hatten ein kräftiges Mahl für
mich bereitet, und, wie ich's gerne habe, einen echt reinen
schottischen Branntwein. Jetzt bemerkte ich wieder, dass Felicia sehr
wenig aß, und Marmaduke gar nichts. Er trank auch Wein -
und, guter Himmel, Champagner! - sicherlich eine unnötige
Geldverschwendung, wenn es Branntwein auf dem Tische gab. Als mein
Appetit befriedigt war, verließ mein Schwiegersohn das Zimmer
und kehrte mit dem Hute in der Hand zurück. »Sie und
Felicia haben über manches an diesem ersten Abend miteinander zu
plaudern. Ich will euch für eine Weile verlassen, - ich würde
euch nur im Wege sein.« | They had a succulent meal ready for me, and, what I call, fair enough whisky out of Scotland. Here again I remarked that Felicia ate very little, and Marmaduke nothing at all. He drank wine, too--and, good heavens, champagne wine!--a needless waste of money surely when there was whisky on the table. My appetite being satisfied, my son-in-law went out of the room, and returned with his hat in his hand. "You and Felicia have many things to talk about on your first evening together. I'll leave you for a while--I shall only be in the way." |
So sprach er. Vergebens versicherte ihm
seine Frau und ich, dass er durchaus nicht im Wege sei. Er küsste
ihr die Hand, lächelte verbindlich und verließ uns.
| So he spoke. It was in vain that his wife and I assured him he was not in the way at all. He kissed his hand, and smiled pleasantly, and left us.
|
»Da, Vater!« sagte Felicia.
»In den letzten zehn Tagen ging er aus wie diesmal und ließ
mich während des ganzen Abends allein. Als wir zuerst aus der
Schweiz zurückkehrten, verließ er mich in derselben
geheimnisvollen Weise, nur war es damals nach dem Frühstück.
Jetzt bleibt er bei Tage zu Hause und geht abends aus.« | "There, father!" says Felicia. "For the last ten days he has gone out like that, and left me alone for the whole evening. When we first returned from Switzerland, he left me in the same mysterious way, only it was after breakfast then. Now he stays at home in the daytime, and goes out at night." |
Ich fragte, ob sie ihn nicht
aufgefordert habe, ihr eine Erklärung zu geben. »Ich weiß
nicht, was ich aus seiner Erklärung machen soll«, sagte
Felicia. »Als er bei Tag wegging, sagte er mir, er habe
Geschäfte in der Stadt. Seitdem er sich darauf verlegt, abends
auszugehen, sagt er, er gehe in seinen Klub.« »Hast du
gefragt, wo sein Klub ist, meine Teure?« »Er sagt, es sei
in Pall Mall. Es gibt Dutzende von Klubs in jener Straße, und
er hat mir nie den Namen seines Klubs gesagt. Ich bin vollständig
von seinem Vertrauen ausgeschlossen. Würdest du es glauben,
Vater? ER hat noch nicht einen seiner Freunde bei mir eingeführt,
seit wir heimkamen. Ich bezweifle, ob sie wissen, wo er wohnt,
seitdem er dieses Haus mietete.« | I inquired if she had not summoned him to give her some explanation. "I don't know what to make of his explanation," says Felicia. "When he went away in the daytime, he told me he had business in the City. Since he took to going out at night, he says he goes to his club." "Have you asked where his club is, my dear?" "He says it's in Pall Mall. There are dozens of clubs in that street--and he has never told me the name of his club. I am completely shut out of his confidence. Would you believe it, father? he has not introduced one of his friends to me since we came home. I doubt if they know where he lives, since he took this house." |
Was konnte ich sagen? Ich sagte nichts
und sah mich im Zimmer um. Es war mit größter Pracht
eingerichtet. Ich bin ein unerfahrener Mann in derartigen Sachen, und
teils um meine Neugier zu befriedigen, teils um das Thema des
Gespräches zu ändern, wünschte ich das Haus zu sehen.
Gottes Gnade behüte uns! Dieselbe Pracht überall! Ich
möchte wissen, ob selbst ein Einkommen von achthundert Pfund das
Jahr für all das ausreichen kann. Ja, als ich gerade darüber
meine Betrachtung machte, durchkreuzte ein in der Tat schrecklicher
Argwohn meinen Sinn. Bedeutete diese geheimnisvolle Abwesenheit in
Verbindung mit dem ungewöhnlichen Luxus, welcher uns umgab, dass
mein Schwiegersohn ein Spieler war? Ein schamloser Kartenmischer oder
ein liederlicher Glücksjäger bei Pferderennen? Während
ich noch vollständig in den Ahnungen kommenden Unglücks
befangen war, legte meine Tochter ihren Arm in dem meinigen, um mich
in den oberen Teil des Hauses zu geleiten. Zum ersten Mal bemerkte
ich ein Armband von funkelnden Edelsteinen an ihrem Handgelenk. »Doch
nicht Diamanten?« fragte ich. Sie antwortete mit so viel
Gemütsruhe, als wenn sie die Gemahlin eines Edelmannes gewesen
wäre: »Ja, Diamanten - ein Geschenk Marmadukes.«
Das war zu viel für mich. Meine Ahnung brach in die Worte aus:
»O mein armes Kind! Ich bin in Todesfurcht, dass dein Gemahl
ein Spieler ist!« Sie zeigte nicht das Entsetzen, das ich
erwartete; sie schüttelte nur den Kopf und fing an zu weinen.
»Schlimmeres als das, fürchte ich«, sagte sie. | What could I say? I said nothing, and looked round the room. It was fitted up with perfectly palatial magnificence. I am an ignorant man in matters of this sort, and partly to satisfy my curiosity, partly to change the subject, I asked to see the house. Mercy preserve us, the same grandeur everywhere! I wondered if even such an income as eight hundred a year could suffice for it all. In a moment when I was considering this, a truly frightful suspicion crossed my mind. Did these mysterious absences, taken in connection with the unbridled luxury that surrounded us, mean that my son-in-law was a gamester? a shameless shuffler of cards, or a debauched bettor on horses? While I was still completely overcome by my own previsions of evil, my daughter put her arm in mine to take me to the top of the house. For the first time I observed a bracelet of dazzling gems on her wrist. "Not diamonds?" I said. She answered, with as much composure as if she had been the wife of a nobleman, "Yes, diamonds--a present from Marmaduke." This was too much for me; my previsions, so to speak, forced their way into words. "Oh, my poor child!" I burst out, "I'm in mortal fear that your husband's a gamester!" She showed none of the horror I had anticipated; she only shook her head and began to cry. "Worse than that, I'm afraid," she said. |
Ich war versteinert; meine Zunge
verweigerte ihren Dienst, während ich sie gerne gefragt hätte,
was sie meinte. Die Sünde, die sie beherrschte, die arme Seele,
ist der Stolz. Sie trocknete sich rasch die Augen und erwiderte
freimütig: | I was petrified; my tongue refused its office, when I would fain have asked her what she meant. Her besetting sin, poor soul, is a proud spirit. She dried her eyes on a sudden, and spoke out freely, in these words: |
»Ich will nicht darüber
weinen. Kürzlich, Vater, gingen wir im Parke spazieren. Eine
abscheuliche, kecke, gelbhaarige Frau fuhr an uns in einem offenen
Wagen vorüber. Sie warf Marmaduke eine Kusshand zu und rief:
'Wie geht es Ihnen, Marmy?' Ich war so erbittert, dass ich ihn
wegstieß und ihm zurief, er solle gehen und mit seiner Dame
eine Spazierfahrt machen. Er brach in ein Gelächter aus.
'Unsinn', sagte er, 'sie kennt mich schon seit Jahren; du verstehst
unsere leichten Londoner Sitten nicht.' Wir haben den Streit seitdem
beigelegt, aber ich habe meine eigene Meinung von dem Geschöpfe
in dem offenen Wagen.« | "I am not going to cry about it. The other day, father, we were out walking in the park. A horrid, bold, yellow-haired woman passed us in an open carriage. She kissed her hand to Marmaduke, and called out to him, 'How are you, Marmy?' I was so indignant that I pushed him away from me, and told him to go and take a drive with his lady. He burst out laughing. 'Nonsense!' he said; 'she has known me for years--you don't understand our easy London manners.' We have made it up since then; but I have my own opinion of the creature in the open carriage." |
Vom sittlichen Standpunkt aus war dies
schlimmer als alles. Aber logisch betrachtet, konnte es durchaus
nicht das diamantene Armband und die prächtige Einrichtung
erklären. Wir gingen weiter in den obersten Stock. Er war von
dem übrigen Hause durch eine starke Scheidewand von Holz und
eine Tür abgeschlossen, die mit grünem Wollenzeug überzogen
war.
| Morally speaking, this was worse than all. But, logically viewed, it completely failed as a means of accounting for the diamond bracelet and the splendor of the furniture. We went on to the uppermost story. It was cut off from the rest of the house by a stout partition of wood, and a door covered with green baize.
|
Als ich die Tür untersuchte, fand
ich sie verschlossen. »Ha!« sagte Felicia. »Ich
wünschte, dass du es selber sähest.« | When I tried the door it was locked. "Ha!" says Felicia, "I wanted you to see it for yourself!" |
Ein noch verdächtigeres Verfahren
meines Schwiegersohnes! Er hielt die Tür beständig
verschlossen und den Schlüssel in der Tasche. | More suspicious proceedings on the part of my son-in-law! He kept the door constantly locked, and the key in his pocket. |
Wenn seine Frau ihn fragte, was dies
bedeute, antwortete er: »Mein Studierzimmer ist dort oben und
ich habe es gerne für mich ganz allein.« Nach solch einer
Erwiderung erlaubte die Wahrung ihrer Würde meiner Tochter nur
die eine Antwort: »O, so behalte es nur allein für dich
selbst!« Meine böse Ahnung nahm jetzt eine andere
Richtung. Ich fragte mich selbst, im Hinblick auf den
verschwenderischen Aufwand meines Schwiegersohnes, ob die Lösung
des Rätsels nicht vielleicht die Herstellung falscher Banknoten
auf der Innenseite der mit Wollenzeug überzogenen Tür sein
möchte. Mein Gemüt war damals auf alles vorbereitet. Wir
gingen wieder in das Speisezimmer hinunter. Felicia sah, wie meine
Lebensgeister am Verlöschen waren, sie kam und setzte sich auf
meine Knie. »Genug von meinem Kummer für heute abend,
Vater!« sagte sie. »Ich will wieder dein kleines Mädchen
sein, und wir wollen von nichts als von Cauldkirk reden, bis
Marmaduke zurückkommt.« | When his wife asked him what it meant, he answered: "My study is up there--and I like to keep it entirely to myself." After such a reply as that, the preservation of my daughter's dignity permitted but one answer: "Oh, keep it to yourself, by all means!" My previsions, upon this, assumed another form. I now asked myself--still in connection with my son-in-law's extravagant expenditure--whether the clew to the mystery might not haply be the forging of bank-notes on the other side of the baize door. My mind was prepared for anything by this time. We descended again into the dining-room. Felicia saw how my spirits were dashed, and came and perched upon my knee. "Enough of my troubles for to-night, father," she said. "I am going to be your little girl again, and we will talk of nothing but Cauldkirk, until Marmaduke comes back." |
Ich bin einer der standhaftesten
Männer, die leben; aber ich konnte nicht die heißen Tränen
aus meinen Augen zurückhalten, als sie ihren Arm um meinen Hals
schlang und diese Worte sagte. Zum Glück saß ich mit
meinem Rücken gegen die Lampe; sie bemerkte es daher nicht. | I am one of the firmest men living, but I could not keep the hot tears out of my eyes when she put her arm round my neck and said those words. By good fortune I was sitting with my back to the lamp; she didn't notice me. |
Ein wenig nach 11 Uhr kehrte Marmaduke
zurück. Er sah blass und ermüdet aus. Aber noch mehr
Champagner und diesmal etwas Essen dazu schien ihn wieder
zurechtzubringen: ohne Zweifel, weil er dadurch sich von den
Vorwürfen eines schuldigen Gewissens befreite.
| A little after eleven o'clock Marmaduke returned. He looked pale and weary. But more champagne, and this time something to eat with it, seemed to set him to rights again--no doubt by relieving him from the reproaches of a guilty conscience.
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Ich war von Felicia vermahnt worden,
das Vorgefallene für jetzt vor ihre Gemahl geheim zu halten; so
hatten wir, äußerlich betrachtet, zuletzt einen fröhlichen
Abend. Mein Schwiegersohn war fast ein ebenso guter Gesellschafter
wie immer und erstaunlich fruchtbar in Ratschlägen und
Auskunftsmitteln, wenn er sah, dass sie nötig waren. Als er von
seiner Frau hörte, bei der ich es erwähnt hatte, dass ich
beabsichtigte, dem Grundeigentümer von Cauldkirk und vom Lande
ringsumher den verfallenen Zustand der Kirche und des Pfarrhauses
vorzustellen, drängte er mich, eine Liste der Ausbesserungen,
die am notwendigsten seien, aufzustellen, ehe ich meinem Herrn eine
Aufwartung mache.
| I had been warned by Felicia to keep what had passed between us a secret from her husband for the present; so we had (superficially speaking) a merry end to the evening. My son-in-law was nearly as good company as ever, and wonderfully fertile in suggestions and expedients when he saw they were wanted. Hearing from his wife, to whom I had mentioned it, that I purposed representing the decayed condition of the kirk and manse to the owner of Cauldkirk and the country round about, he strongly urged me to draw up a list of repairs that were most needful, before I waited on my lord.
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Dieser Rat, wie lasterhaft und unwürdig
auch der Mann sein mochte, der ihn gab, ist nichtsdestoweniger ein
gesunder Rat. - Ich werde ihn sicherlich annehmen. | This advice, vicious and degraded as the man who offered it may be, is sound advice nevertheless. I shall assuredly take it. |
So weit hatte ich am Vormittag mein
Tagebuch geschrieben. Da ich zu meinem täglichen Bericht nach
Verlauf einiger Stunden zurückkehre, habe ich ein neues
Geheimnis seines Unrechts auszuzeichnen. Mein abscheulicher
Schwiegersohn scheint jetzt, ich erröte, es zu schreiben, nicht
mehr und weniger als ein Genosse von Dieben zu sein! | So far I had written in my Diary, in the forenoon. Returning to my daily record, after a lapse of some hours, I have a new mystery of iniquity to chronicle. My abominable son-in-law now appears (I blush to write it) to be nothing less than an associate of thieves! |
Nach der Mahlzeit, dem sogenannten
Luncheon, erachtete ich es für gut, ehe ich mich an dem Anblick
von London ergötzte, der schreienden Not der Kirche und des
Pfarrhauses zu gedenken. Mit meiner geschriebenen Liste versehen,
stellte ich mich im Palais Sr. Herrlichkeit vor. Ich wurde sofort
benachrichtigt, dass er anderweitig beschäftigt sei und mich
unmöglich empfangen könne. Wenn ich wünschte, meines
Herrn Sekretär, Herrn Helmsley, zu sehen, könnte ich es
tun. Da ich einwilligte, um meine Botschaft nicht gänzlich
fehlschlagen zu lassen, wurde ich in das Zimmer des Sekretärs
geführt.
| After the meal they call luncheon, I thought it well before recreating myself with the sights of London, to attend first to the crying necessities of the kirk and the manse. Furnished with my written list, I presented myself at his lordship's residence. I was immediately informed that he was otherwise engaged, and could not possibly receive me. If I wished to see my lord's secretary, Mr. Helmsley, I could do so. Consenting to this, rather than fail entirely in my errand, I was shown into the secretary's room.
|
Herr Helmsley hörte ganz höflich
an, was ich zu sagen hatte; indessen drückte er ernste Zweifel
aus, ob Se. Herrlichkeit etwas für mich tun würde, da die
Anforderungen an seine Börse schon unerträglich zahlreich
seien. Indessen übernahm er es, meine Liste seinem Herrn
vorzulegen und mich das Ergebnis wissen zu lassen. »Wo halten
Sie sich in London auf?« fragte er. Ich antwortete: »Bei
meinem Schwiegersohne, Herrn Marmaduke Falmer.« Ehe ich die
Adresse hinzufügen konnte, sprang der Sekretär auf und warf
mir meine Liste über den Tisch hin in der unhöflichsten
Weise wieder zu. | Mr. Helmsley heard what I had to say civilly enough; expressing, however, grave doubts whether his lordship would do anything for me, the demands on his purse being insupportably numerous already. However, he undertook to place my list before his employer, and to let me know the result. "Where are you staying in London?" he asked. I answered: "With my son-in-law, Mr. Marmaduke Falmer." Before I could add the address, the secretary started to his feet and tossed my list back to me across the table in the most uncivil manner. |
»Auf mein Wort«, sagte er;
»Ihre Anmaßung überschreitet alles, was ich je
gehört habe. Ihr Schwiegersohn ist beim Diebstahl des
Diamant-Armbandes der gnädigen Frau beteiligt, die Entdeckung
wurde vor noch nicht einer Stunde gemacht. Verlassen Sie das Haus,
mein Herr, und schätzen Sie sich glücklich, dass ich keine
Anweisung habe, Sie der Polizei zu übergeben!« Ich
protestierte gegen diese grundlose Beschimpfung in so heftigen
Ausdrücken, dass ich diese besser nicht wiederholen will. Als
Geistlicher hätte ich trotz jener Herausforderung meine
Selbstbeherrschung bewahren sollen. | "Upon my word," says he, "your assurance exceeds anything I ever heard of. Your son-in-law is concerned in the robbery of her ladyship's diamond bracelet--the discovery was made not an hour ago. Leave the house, sir, and consider yourself lucky that I have no instructions to give you in charge to the police." I protested against this unprovoked outrage, with a violence of language which I would rather not recall. As a minister, I ought, under every provocation, to have preserved my self-control. |
Das einzige, was ich zunächst tun
konnte, war, zu meiner unglücklichen Tochter zurückzufahren.
Ihr schuldiger Gatte war bei ihr. Ich war zu zornig, um auf eine
passende Gelegenheit zum Sprechen zu warten. Die christliche Demut,
welche ich mein ganzes Leben lang als die erste der Tugenden gepflegt
habe, schwand in mir. In Ausdrücken glühenden Unwillens
erzählte ich ihnen, was vorgefallen war. Die Wirkung war über
alle Beschreibung schmerzlich. Die Sache endigte damit, dass Felicia
ihrem Gatten das Armband zurückgab. Der Verworfene lachte in
seiner Verstockung über uns. »Wartet, bis ich Seine
Herrlichkeit und Herrn Helmsley gesehen habe«, rief er und
verließ das Haus. | The one thing to do next was to drive back to my unhappy daughter. Her guilty husband was with her. I was too angry to wait for a fit opportunity of speaking. The Christian humility which I have all my life cultivated as the first of virtues sank, as it were, from under me. In terms of burning indignation I told them what had happened. The result was too distressing to be described. It ended in Felicia giving her husband back the bracelet. The hardened reprobate laughed at us. "Wait till I have seen his lordship and Mr. Helmsley," he said, and left the house. |
Hat er die Absicht, ins Ausland zu
fliehen? | Does he mean to escape to foreign parts? |
Felicia glaubte noch immer an ihn nach
Frauenart. Sie ist völlig überzeugt, dass irgendein Irrtum
vorliegen müsse. Ich selbst bin in stündlicher Erwartung
der Ankunft der Polizei. | Felicia, womanlike, believes in him still; she is quite convinced that there must be some mistake. I am myself in hourly expectation of the arrival of the police. |
* | * |
Mit Dankbarkeit gegen die Vorsehung
schreibe ich, ehe ich zu Bette gehe, die unbedenkliche glückliche
Erledigung der Angelegenheit mit dem Armband nieder, soweit es
Marmaduke angeht. Der Agent, welcher ihm das Juwel verkaufte, wurde
gezwungen, zu erscheinen und die Wahrheit zu bekennen. Lady ...
ist die schuldige Person; das Armband gehörte ihr; es war ein
Geschenk ihres Gatten. Durch Schulden, die sie nicht zu gestehen
wagte, in Verlegenheit gesetzt, hatte sie es verkauft. Der Lord
entdeckte, dass es nicht mehr vorhanden war; und im Schrecken über
seinen Zorn nahm das elende Weib seine Zuflucht zu einer Lüge.
Sie erklärte, dass das Armband ihr gestohlen worden sei. Nach
dem Namen des Diebes gefragt, nannte die leichtfertige Frau, da ihr
im Augenblick kein anderer Name einfiel, den Mann, welcher das Juwel
von ihrem Agenten in gutem Glauben gekauft hatte, meinen
unglücklichen Schwiegersohn! | With gratitude to Providence, I note before going to bed the harmless termination of the affair of the bracelet--so far as Marmaduke is concerned. The agent who sold him the jewel has been forced to come forward and state the truth. His lordship's wife is the guilty person; the bracelet was hers--a present from her husband. Harassed by debts that she dare not acknowledge, she sold it; my lord discovered that it was gone; and in terror of his anger the wretched woman took refuge in a lie. She declared that the bracelet had been stolen from her. Asked for the name of the thief, the reckless woman (having no other name in her mind at the moment) mentioned the man who had innocently bought the jewel of her agent, otherwise my unfortunate son-in-law. |
O über diese Verruchtheit des
modernen Babel! Es war gut, dass ich zu dem Sekretär gegangen
war, sonst hätten wir wirklich die Polizei im Hause gehabt. | Oh, the profligacy of the modern Babylon! It was well I went to the secretary when I did or we should really have had the police in the house. |
Marmaduke fand sie in Beratung über
den angeblichen Diebstahl. Es gab einen schrecklichen Auftritt voller
Heftigkeit und Anklagen im Hause des Lords. Zuletzt kaufte er das
Armband wieder zurück. Das Geld meines Schwiegersohnes wurde ihm
zurückgegeben, und Herr Helmsley übersandte mir eine
schriftliche Entschuldigung. Im Sinne der Welt würde dies
vermutlich eine befriedigende Lösung heißen. Nach meiner
Meinung ist es nicht so. | Marmaduke found them in consultation over the supposed robbery, asking for his address. There was a dreadful exhibition of violence and recrimination at his lordship's residence: in the end he re-purchased the bracelet. My son-in-law's money has been returned to him; and Mr. Helmsley has sent me a written apology. In a worldly sense, this would, I suppose, be called a satisfactory ending. It is not so to my mind. |
Ich gebe bereitwillig zu, dass ich
Marmaduke zu voreilig misstraute. Nun soll ich ihm um deswillen
sogleich die Stelle wieder einräumen, die er einst in meiner
Achtung inne hatte? | I freely admit that I too hastily distrusted Marmaduke; but am I, on that account, to give him back immediately the place which he once occupied in my esteem? |
Diesen Abend wieder verließ er
geheimnisvoll das Haus, indem er mich mit Felicia allein ließ
und keine bessere Entschuldigung für sein Betragen hatte, als
dass er eine Verabredung getroffen habe. Und dieses tat er, obgleich
ich als sein Schwiegervater und sein Gast einen doppelten Anspruch
auf seine Rücksicht habe. | Again this evening he mysteriously quitted the house, leaving me alone with Felicia, and giving no better excuse for his conduct than that he had an engagement. And this when I have a double claim on his consideration, as his father-in-law and his guest. |
11. September. Der Tag begann ganz gut.
Beim Frühstück sprach Marmaduke mit Bedauern von dem
unglücklichen Ergebnis meines Besuches bei Sr. Herrlichkeit und
bat mich, ihn die Liste der Reparaturen einsehen zu lassen.
| September 11th.--The day began well enough. At breakfast, Marmaduke spoke feelingly of the unhappy result of my visit to his lordship, and asked me to let him look at the list of repairs.
|
»Es ist nach jenem Vorfall völlig
unnütz, etwas von meinem Grundherrn zu erwarten«, sagte
ich. Zudem machte mir Helmsley keinerlei Hoffnung, als ich ihm die
Sache erzählte. Marmaduke begehrte noch immer die Liste: »Lass
mich versuchen, ob ich einige ausfindig mache, die eine freiwillige
Beihilfe zeichnen«, erwiderte er. Das war jedenfalls gut
gemeint. Ich gab ihm das Verzeichnis und fing an, etwas von meinem
früheren freundschaftlichen Gefühle für ihn wieder zu
erlangen. Ach! Der geringe Hoffnungsstrahl erwies sich als von kurzer
Dauer. | "It is just useless to expect anything from my lord, after what has happened," I said. "Besides, Mr. Helmsley gave me no hope when I stated my case to him." Marmaduke still held out his hand for the list. "Let me try if I can get some subscribers," he replied. This was kindly meant, at any rate. I gave him the list; and I began to recover some of my old friendly feeling for him. Alas! the little gleam of tranquillity proved to be of short duration. |
Wir machten recht angenehme Pläne
für den kommenden Tag. Der Sturm brach los, als Felicia zunächst
von unseren Plänen für den Abend sprach. »Mein Vater
hat nur noch vier Tage, die er bei uns zubringen kann«, sagte
sie zu ihrem Manne. »Sicherlich willst du nicht wieder heute
abend ausgehen und ihn allein lassen?« | We made out our plans for the day pleasantly enough. The check came when Felicia spoke next of our plans for the evening. "My father has only four days more to pass with us," she said to her husband. "Surely you won't go out again to-night, and leave him?" |
Marmadukes Gesicht umwölkte sich
sofort, er sah verlegen und verdrossen aus. Ich saß schweigend
da und überließ es ihnen, die Sache unter sich abzumachen. | Marmaduke's face clouded over directly; he looked embarrassed and annoyed. I sat perfectly silent, leaving them to settle it by themselves. |
»Du wirst diesen Abend bei uns
zubringen, willst du?« sagte Felicia. »Nein;« er
war für den Abend nicht frei. »Was! Wieder eine Einladung?
Sicherlich kannst du sie ablehnen.« »Nein; es ist
unmöglich, sie abzuweisen.« »Ist es ein Ball oder
sonst irgendeine Partie?« Keine Antwort; er brach das Thema ab
und bot Felicia das Geld an, das ihm für das Armband
zurückbezahlt worden war. »Kaufe dir jetzt selbst eins,
meine Teuere!« Felicia gab ihm das Geld zurück, vielleicht
etwas zu hochmütig. »Ich bedarf keines Armbandes«,
sagte sie, »ich wünsche abends deine Gesellschaft.« | "You will stay with us this evening, won't you?" says Felicia. No: he was not free for the evening. "What! another engagement? Surely you can put it off?" No; impossible to put it off. "Is it a ball, or a party of some kind?" No answer; he changed the subject--he offered Felicia the money repaid to him for the bracelet. "Buy one for yourself, my dear, this time." Felicia handed him back the money, rather too haughtily, perhaps. "I don't want a bracelet," she said; "I want your company in the evening." |
Er sprang auf, gut gelaunt, wie er war,
aber etwas sehr erregt - dann sah er nach mir und bezwang sich,
als er, wie ich glaube, auf dem Punkte stand, eine böse Sprache
zu führen. »Das ist offenbare Verfolgung!« platzte
er heraus, mit einer zornigen Wendung seines Kopfes nach seiner Frau.
Felicia stand ebenfalls auf. »Deine Sprache ist eine
Beleidigung für meinen Vater und für mich!« Er
erschien daraufhin vollständig verwirrt: es war augenscheinlich
ihr erster ernstlicher Zank. | He jumped up, good-tempered as he was, in something very like a rage--then looked at me, and checked himself on the point (as I believe) of using profane language. "This is downright persecution!" he burst out, with an angry turn of his head toward his wife. Felicia got up, in her turn. "Your language is an insult to my father and to me!" He looked thoroughly staggered at this: it was evidently their first serious quarrel. |
Felicia beachtete ihn nicht weiter.
»Ich will mich gleich fertig machen, Vater, wir wollen zusammen
ausgehen.« Er hielt sie an, als sie eben das Zimmer verlassen
wollte, indem er seine gute Stimmung mit einer Schnelligkeit wieder
erlangte, die mir gefiel. »Komm, komm, Felicia! Wir haben uns
noch nicht gezankt, und wir wollen uns auch jetzt nicht zanken. Lass
mich dies eine Mal noch gehen, und ich will die nächsten drei
Abende deinem Vater und dir widmen. Gib mir einen Kuss und sei wieder
gut!« Meine Tochter tut nichts zur Hälfte. Sie gab ihm,
glaube ich, ein Dutzend Küsse, und sie Sache war glücklich
abgemacht. | Felicia took no notice of him. "I will get ready directly, father; and we will go out together." He stopped her as she was leaving the room--recovering his good temper with a readiness which it pleased me to see. "Come, come, Felicia! We have not quarreled yet, and we won't quarrel now. Let me off this one time more, and I will devote the next three evenings of your father's visit to him and to you. Give me a kiss, and make it up." My daughter doesn't do things by halves. She gave him a dozen kisses, I should think--and there was a happy end of it. |
»Aber was wollen wir morgen abend
treiben?« fragte Marmaduke, indem er sich zu seiner Frau setzte
und ihr die Hand streichelte, die in der seinigen lag. »Nimm
uns irgendwohin mit«, sagte sie. Marmaduke lachte. »Dein
Vater verwirft die öffentlichen Vergnügungen. Wo wünscht
er hinzugehen?« Felicia nahm die Zeitung. »Es wird ein
Oratorium in Exeter Hall aufgeführt«, sagte sie, »mein
Vater liebt die Musik.« Er wendete sich zu mir. »Sie sind
kein Gegner von Oratorien?« »Ich bin kein Musikfeind«,
antwortete ich, »solange ich kein Theater zu betreten brauche.«
Felicia gab mir die Zeitung. »Um vom Theater zu reden, Vater,
hast du gelesen, was sie über das neue Schauspiel sagen? Welches
Mitgefühl kann von einem Theater ausgehen!« Ich sah sie in
sprachlosem Erstaunen an. Sie versuchte, deutlicher zu werden. | "But what shall we do to-morrow evening?" says Marmaduke, sitting down by his wife, and patting her hand as it lay in his. "Take us somewhere," says she. Marmaduke laughed. "Your father objects to public amusements. Where does he want to go to?" Felicia took up the newspaper. "There is an oratorio at Exeter Hall," she said; "my father likes music." He turned to me. "You don't object to oratorios, sir?" "I don't object to music," I answered, "so long as I am not required to enter a theater." Felicia handed the newspaper to me. "Speaking of theaters, father, have you read what they say about the new play? What a pity it can't be given out of a theater!" I looked at her in speechless amazement. She tried to explain herself. |
»Die Zeitung sagt, dass das neue
Schauspiel im Dienste der Tugend steht, und dass der große
Schauspieler Barrymore mit seiner Aufführung ein Beispiel
gegeben hat, welches die Ermutigung durch alle wahrhaft religiösen
Leute verdient. Lies, Vater!« | "The paper says that the new play is a service rendered to the cause of virtue; and that the great actor, Barrymore, has set an example in producing it which deserves the encouragement of all truly religious people. Do read it, father!" |
Ich erhob die Hände in Bestürzung.
Meine eigene Tochter verdorben! Ihr Vertrauen auf eine Zeitung zu
setzen! Mit sündhaftem Interesse von einem Theaterstück und
einem Schauspieler zu reden! Sogar Marmaduke zeigte bei diesem
beklagenswerten Ausdruck des Abfalls einige Besorgnis. »Es ist
nicht ihre Schuld«, sagte er, bei mir vermittelnd. »Die
Zeitung ist schuld! Tadeln Sie sie nicht!« | I held up my hands in dismay. My own daughter perverted! pinning her faith on a newspaper! speaking, with a perverse expression of interest, of a stage-play and an actor! Even Marmaduke witnessed this lamentable exhibition of backsliding with some appearance of alarm. "It's not her fault, sir," he said, interceding with me. "It's the fault of the newspaper. Don't blame her!" |
Ich schwieg stille, innerlich
entschlossen, für sie zu beten. Kurz nachher gingen ich und
meine Tochter aus. Marmaduke begleitete uns eine Strecke und verließ
uns an einem Telegraphen-Bureau. »Wem willst du
telegraphieren?« fragte Felicia. »Wieder ein Geheimnis?«
Er antwortete: »Eigene Geschäfte, meine Teure!« und
ging ins Bureau. | I held my peace; determining inwardly to pray for her. Shortly afterward my daughter and I went out. Marmaduke accompanied us part of the way, and left us at a telegraph office. "Who are you going to telegraph to?" Felicia asked. Another mystery! He answered, "Business of my own, my dear"--and went into the office. |
12. September. Steht das Haus meines
erbärmlichen Schwiegersohnes unter einem Fluche? Die gelbhaarige
Frau fuhr diesen Morgen um halb elf im offenen Wagen an der Tür
vor und war in großer Aufregung. Felicia und ich sahen sie vom
Balkon des Gesellschaftszimmers aus, eine große Frau in
prächtigen Kleidern. Sie klopfte mit eigener Hand an der Tür
und rief erregt: »Wo ist er? Ich muss ihn sehen!« Beim
Tone ihrer Stimme eilte Marmaduke, der mit seinem Hündchen im
Gesellschaftszimmer spielte, die Treppe hinab und auf die Straße
hinaus. »Schweigen Sie!« hörten wir ihn sagen. »Was
wollen Sie hier?« Was sie antwortete, konnten wir nicht hören;
sie weinte sicherlich. Marmaduke stampfte mit dem Fuße auf das
Pflaster wie jemand, der außer sich ist, dann nahm er sie rauh
beim Arm und führte sie in das Haus. Ehe ich ein Wort äußern
konnte, ließ mich Felicia stehen und flog ungestüm die
Treppe hinab. Sie war gerade unten, als sie den Speisesaal
verschließen hörte. Indem ich ihr folgte, verhütete
ich, dass das arme eifersüchtige Geschöpf an der Tür
Lärm machte. Gott vergib mir; da ich nicht wusste, wie ich sie
sonst beruhigen sollte, erniedrigte ich mich, indem ich ihr riet, sie
zu behorchen. Sie öffnete rasch die Tür zum Zimmer hinter
dem Speisesaal und winkte mir, zu folgen. Ich zögerte natürlich.
»Ich werde wahnsinnig«, flüsterte sie, »wenn
du mich allein lässt.« Was konnte ich tun? Ich erniedrigte
mich zum zweiten Mal. Für mein eigenes Kind! Aus Mitleid für
mein eigenes Kind! | September 12th.--Is my miserable son-in-law's house under a curse? The yellow-haired woman in the open carriage drove up to the door at half-past ten this morning, in a state of distraction. Felicia and I saw her from the drawing-room balcony--a tall woman in gorgeous garments. She knocked with her own hand at the door--she cried out distractedly, "Where is he? I must see him!" At the sound of her voice, Marmaduke (playing with his little dog in the drawing-room) rushed downstairs and out into the street. "Hold your tongue!" we heard him say to her. "What are you here for?" What she answered we failed to hear; she was certainly crying. Marmaduke stamped on the pavement like a man beside himself--took her roughly by the arm, and led her into the house. Before I could utter a word, Felicia left me and flew headlong down the stairs. She was in time to hear the dining-room locked. Following her, I prevented the poor jealous creature from making a disturbance at the door. God forgive me--not knowing how else to quiet her--I degraded myself by advising her to listen to what they said. She instantly opened the door of the back dining-room, and beckoned to me to follow. I naturally hesitated. "I shall go mad," she whispered, "if you leave me by myself!" What could I do? I degraded myself the second time. For my own child--in pity for my own child! |
Wir hörten durch die dünnen,
modernen Flügeltüren gerade, als er im höchsten Zorne
und sie in größter Verzweiflung war. Wir hörten sie,
als sie sprachen. »Wie machten Sie ausfindig, wo ich wohne?«
sagte er. »O, Sie schämen sich meiner?« entgegnete
sie. »Helmsley war gestern abend bei uns. So habe ich Sie
ausfindig gemacht!« »Was sagen Sie?« »Ich
sage, dass Helmsley Ihre Karte und Adresse in seiner Tasche hatte.
Sie waren ja verpflichtet, Ihre Adresse anzugeben, als Sie jene
Angelegenheit mit dem Armband aufzuklären hatten! Sie grausamer,
grausamer Mann, was habe ich getan, solch ein Schreiben zu verdienen,
wie Sie mir es diesen Morgen sandten?« »Tun Sie, was das
Schreiben Ihnen sagt!« »Tun, was es mir sagt? Hat man
jemals einen Mann aus einem Irrenhaus so reden hören? Ja! Sie
wollen nicht einmal Ihren eigenen gottlosen Betrug ausführen?
Sie sind nicht einmal zu Bett gegangen?« Da wurden die Stimmen
weniger zornig, und wir hörten das Folgende nicht. Bald brach
die Dame wieder los, ihn diesmal kläglich bittend. »O
Marney, richten Sie mich nicht zugrunde! Hat irgendjemand Sie
beleidigt? Ist etwas, was Sie geändert haben wollen? Verlangen
Sie mehr Geld? Es ist zu grausam, mich in dieser Weise zu behandeln -
es ist's wirklich!« Er gab irgendeine Antwort, welche wir nicht
imstande waren zu hören; wir konnten nur vermuten, dass er ihre
Gemütsstimmung wieder umgewandelt hatte. Sie wurde lauter wie
vorher.
| We heard them, through the flimsy modern folding-doors, at those times when he was most angry, and she most distracted. That is to say, we heard them when they spoke in their loudest tones. "How did you find out where I live?" says he. "Oh, you're ashamed of me?" says she. "Mr. Helmsley was with us yesterday evening. That's how I found out!" "What do you mean?" "I mean that Mr. Helmsley had your card and address in his pocket. Ah, you were obliged to give your address when you had to clear up that matter of the bracelet! You cruel, cruel man, what have I done to deserve such a note as you sent me this morning?" "Do what the note tells you!" "Do what the note tells me? Did anybody ever hear a man talk so, out of a lunatic asylum? Why, you haven't even the grace to carry out your own wicked deception--you haven't even gone to bed!" There the voices grew less angry, and we missed what followed. Soon the lady burst out again, piteously entreating him this time. "Oh, Marmy, don't ruin me! Has anybody offended you? Is there anything you wish to have altered? Do you want more money? It is too cruel to treat me in this way--it is indeed!" He made some answer, which we were not able to hear; we could only suppose that he had upset her temper again. She went on louder than ever. |
»Ich habe gebettelt und gebeten -
und Sie sind so hart wie Eisen. Ich habe Ihnen vom Fürsten
gesagt - und auch das hat keine Wirkung auf Sie gehabt. Ich bin
jetzt fertig. Wir wollen sehen, was der Doktor sagt.« Er wurde
jetzt auch zornig, wir hörten ihn wieder. »Ich will den
Doktor nicht sehen!« »Sie weigern sich, den Doktor zu
sehen! Ich werde Ihre Weigerung bekannt machen - und wenn es
ein Gesetz in England gibt, werden Sie es fühlen!« | "I've begged and prayed of you--and you're as hard as iron. I've told you about the Prince--and that has had no effect on you. I have done now. We'll see what the doctor says." He got angry, in his turn; we heard him again. "I won't see the doctor!" "Oh, you refuse to see the doctor?--I shall make your refusal known--and if there's law in England, you shall feel it!" |
Ihre Stimmen wurden wieder leiser,
irgendeine neue Wendung schien in der Unterhaltung eingetreten zu
sein.
| Their voices dropped again; some new turn seemed to be taken by the conversation. |
Wir hörten die Dame wieder,
diesmal lauter und fröhlich. »Wie lieb von Ihnen! Nicht
wahr, Sie betrachten es im rechten Lichte? Und Sie haben die alten
Zeiten nicht vergessen? Sie sind derselbe, teure, ehrenwerte,
gutherzige Geselle, der Sie immer waren!« Ich hielt Felicia
fest und legte meine Hand auf ihren Mund. Man hörte einen Schall
im Nebenzimmer, welcher - ich bin nicht sicher - der
Schall eines Kusses gewesen sein mag. Im nächsten Augenblick
hörten wir die Tür des Zimmers aufschließen. Dann
wurde die Haustür geöffnet, und das Geräusch sich
entfernender Wagenräder folgte. Wir begegneten ihm im Korridor,
als er wieder ins Haus zurückgetreten war.
| We heard the lady once more, shrill and joyful this time. "There's a dear! You see it, don't you, in the right light? And you haven't forgotten the old times, have you? You're the same dear, honorable, kind-hearted fellow that you always were!" I caught hold of Felicia, and put my hand over her mouth. There was a sound in the next room which might have been--I cannot be certain--the sound of a kiss. The next moment, we heard the door of the room unlocked. Then the door of the house was opened, and the noise of retreating carriage-wheels followed. We met him in the hall, as he entered the house again. |
Meine Tochter schritt auf ihn zu, blass
und entschlossen. »Ich bestehe darauf zu wissen, wer jene Frau
ist und was sie hier will?« Dies waren ihre ersten Worte. Er
sah sie an, wie jemand, der in der äußersten Bestürzung
ist. »Warte bis heute abend, ich bin nicht imstande, jetzt mit
dir zu sprechen!« Damit ergriff er seinen Hut von dem Tisch im
Hausflur und stürzte hinaus. Es sind wenig mehr als drei Wochen,
seitdem sie von ihrer glücklichen Hochzeitsreise nach London
zurückgekehrt sind, und nun ist es so weit gekommen!«
| My daughter walked up to him, pale and determined. "I insist on knowing who that woman is, and what she wants here." Those were her first words. He looked at her like a man in utter confusion. "Wait till this evening; I am in no state to speak to you now!" With that, he snatched his hat off the hall table and rushed out of the house. It is little more than three weeks since they returned to London from their happy wedding-tour--and it has come to this! |
Die Uhr schlug gerade sieben, als ein
Brief an meine Tochter von einem Boten abgegeben wurde. Ich hatte
sie, die arme Seele, überredet, sich in ihrem Zimmer
niederzulegen. Gott gebe es, dass der Brief ihr Mitteilung von ihrem
Gemahl bringen möchte! Ich freue mich in der Hoffnung, gute
Neuigkeiten zu hören. | The clock has just struck seven; a letter has been left by a messenger, addressed to my daughter. I had persuaded her, poor soul, to lie down in her own room. God grant that the letter may bring her some tidings of her husband! I please myself in the hope of hearing good news. |
Mein Gemüt ist nicht lange in
Ungewissheit gehalten. | My mind has not been kept long in suspense. |
Felicias Kammerfrau brachte mir ein
Blättchen Papier mit folgenden Zeilen in der Handschrift meiner
Tochter: | Felicia's waiting-woman has brought me a morsel of writing paper, with these lines penciled on it in my daughter's handwriting: |
»Teuerster Vater, erleichtere
dein Herz. Alles ist aufgeklärt. Ich kann mich nicht getrauen,
mit dir heute abend darüber zu sprechen - und er wünscht
auch nicht, dass ich es tue. Warte nur bis morgen, und du sollst
alles wissen. Er wird gegen elf Uhr zurück sein. Bitte nicht auf
ihn zu warten - er wird gleich zu mir kommen.« | "Dearest father, make your mind easy. Everything is explained. I cannot trust myself to speak to you about it to-night--and he doesn't wish me to do so. Only wait till tomorrow, and you shall know all. He will be back about eleven o'clock. Please don't wait up for him--he will come straight to me." |
13. September. Die Schuppen sind mir
von den Augen gefallen; das Licht ist mir endlich aufgegangen. Meine
Verwirrung ist nicht in Worten auszusprechen - ich bin wie
einer im Traum. | September 13th.--The scales have fallen from my eyes; the light is let in on me at last. My bewilderment is not to be uttered in words--I am like a man in a dream. |
Ehe ich am Morgen mein Zimmer verließ,
wurde ich durch den Empfang einer an mich gerichteten Depesche
erschreckt. Es war überhaupt die erste, welche ich je erhalten
hatte. Ich zitterte bei dem Gedanken an irgendein neues Missgeschick,
als ich den Umschlag öffnete. Schwester Judith war von allen
Leuten in der Welt die Person, welche die Depesche sandte! Niemals
vorher hatte mich diese tolle Verwandte so wie jetzt verwirrt. | Before I was out of my room in the morning, my mind was upset by the arrival of a telegram addressed to myself. It was the first thing of the kind I ever received; I trembled under the prevision of some new misfortune as I opened the envelope. Of all the people in the world, the person sending the telegram was sister Judith! Never before did this distracting relative confound me as she confounded me now. |
Hier ihre Botschaft: »Du kannst
nicht zurückkommen. Ein Baumeister von Edinburgh will unbedingt
die Kirche und das Pfarrhaus ausbessern. Der Mann wartet nur auf die
gesetzliche Ermächtigung, um anzufangen. Das Geld dafür ist
da, aber wer hat es aufgetrieben? Der Herr Baumeister darf es nicht
sagen. Wir leben in schrecklichen Zeiten. Wie geht es Felicia?« | Here is her message: "You can't come back. An architect from Edinburgh asserts his resolution to repair the kirk and the manse. The man only waits for his lawful authority to begin. The money is ready--but who has found it? Mr. Architect is forbidden to tell. We live in awful times. How is Felicia?" |
Da ich natürlich schloss, das
Judiths Geist gestört sein müsse, ging ich ins Erdgeschoss
und traf meinen Schwiegersohn zum ersten Mal seit den Vorfällen
von gestern bei dem hier im Hause gewöhnlichen Spät-Frühstück.
| Naturally concluding that Judith's mind must be deranged, I went downstairs to meet my son-in-law (for the first time since the events of yesterday) at the late breakfast which is customary in this house. |
Er wartete auf mich, Felicia aber war
nicht anwesend.
| He was waiting for me--but Felicia was not present. |
»Sie frühstückt heute
morgen in ihrem Zimmer«, sagte Marmaduke, »und ich will
Ihnen die Erklärung geben, welche Ihre Tochter schon befriedigt
hat. Wollen Sie sie in großer Länge entgegennehmen oder
wollen Sie sie in einem Worte haben?« Es war etwas in seiner
Manier, was ich durchaus nicht liebte - er schien mich
herauszufordern, und ich sagte steif: »Kürze ist das
beste. Ich will sie in einem Worte haben.« »Hier ist sie
also«, antwortete er, »ich bin Barrymore.« | "She breakfasts in her room this morning," says Marmaduke; "and I am to give you the explanation which has already satisfied your daughter. Will you take it at great length, sir? or will you have it in one word?" There was something in his manner that I did not at all like--he seemed to be setting me at defiance. I said, stiffly, "Brevity is best; I will have it in one word." "Here it is then," he answered. "I am Barrymore." |
|
|
Felicias Nachschrift. | POSTSCRIPT ADDED BY FELICIA. |
Wenn die letzte Zeile aus dem Tagebuche
meines lieben Vaters nicht genug Aufklärung in sich selbst
enthält, füge ich einige Sätze aus Marmadukes Brief an
mich hinzu, den er die letzte Nacht aus dem Theater sandte.
| If the last line extracted from my dear father's Diary does not contain explanation enough in itself, I add some sentences from Marmaduke's letter to me, sent from the theater last night.
|
(NB. Ich lasse die Ausdrücke der
Zärtlichkeit aus: sie sind mein Privateigentum.) | (N. B.--I leave out the expressions of endearment: they are my own private property.) |
|
|
»Erinnere Dich genau, wie Dein
Vater über Theater und Schauspieler redete, als ich in Cauldkirk
war, und wie Du in ehrerbietiger übereinstimmung mit ihm
zuhörtest. | . . . "Just remember how your father talked about theaters and actors, when I was at Cauldkirk, and how you listened in dutiful agreement with him. |
Würde er in Deine Heirat
eingewilligt haben, wenn er gewusst hätte, dass ich einer von
den »deklamierenden Schelmen« sei, verbündet mit den
»geschminkten Weibspersonen« der Schauspielhäuser? | Would he have consented to your marriage if he had known that I was one of the 'spouting rogues,' associated with the 'painted Jezebels' of the playhouse? |
Er würde niemals eingewilligt
haben, - und Du selbst, mein Liebling, würdest bei dem bloßen
Gedanken, einen Schauspieler zu heiraten, gezittert haben. | He would never have consented--and you yourself, my darling, would have trembled at the bare idea of marrying an actor. |
Bin ich irgendeiner ernsthaften
Täuschung schuldig gewesen? Und sind meine Freunde schuldig
gewesen, indem sie mir halfen, mein Geheimnis zu bewahren? Meine
Geburt, mein Name, meine überlebenden Verwandten, mein vom Vater
ererbtes Vermögen - alle diese wichtigen Einzelheiten sind
wahrheitsgemäß festgestellt worden. Der Name Barrymore ist
nichts als der Name, welchen ich annahm, als ich auf die Bühne
ging. | "Have I been guilty of any serious deception? and have my friends been guilty in helping to keep my secret? My birth, my name, my surviving relatives, my fortune inherited from my father--all these important particulars have been truly stated. The name of Barrymore is nothing but the name that I assumed when I went on the stage. |
Was das anlangt, was sich seit unserer
Rückkehr aus der Schweiz zugetragen hat, so bekenne ich, dass
ich Dir mein Geständnis hätte machen müssen. Vergib
mir, wenn ich schwächlich zögerte. Ich hatte Dich so lieb
und ich misstraute so der puritanischen überzeugung, welche die
Erziehung in Deinem Geiste hat einwurzeln lassen, dass ich es von Tag
zu Tag aufschob. O mein Engel... | "As to what has happened, since our return from Switzerland, I own that I ought to have made my confession to you. Forgive me if I weakly hesitated. I was so fond of you; and I so distrusted the Puritanical convictions which your education had rooted in your mind, that I put it off from day to day. Oh, my angel ....! |
Ja, ich hielt die Adresse meines neuen
Hauses vor allen meinen Freunden geheim, da ich wusste, dass sie mich
verraten würden, wenn sie uns Besuche abstatteten. Was meine
geheimnisvoll verschlossene Studierstube angeht, so war es der Ort,
wo ich meine neue Rolle im geheimen probte. Wenn ich Dich morgens
verließ, so war es, um zu den Theaterproben zu gehen. Meine
Abwesenheit an den Abenden begann natürlich mit der ersten
Aufführung - die Ankunft Deines Vaters setzte mich
ernstlich in Verlegenheit.
| "Yes, I kept the address of my new house a secret from all my friends, knowing they would betray me if they paid us visits. As for my mysteriously-closed study, it was the place in which I privately rehearsed my new part. When I left you in the mornings, it was to go to the theater rehearsals. My evening absences began of course with the first performance. "Your father's arrival seriously embarrassed me.
|
Als Du darauf bestandet - und
damit hattest Du recht - dass ich einige meiner Abende ihm
widmete, machtest Du es mir notwendigerweise unmöglich, auf der
Bühne aufzutreten. Die einzige Entschuldigung, die ich beim
Theater machen konnte, war, dass ich zu krank war, um zu spielen. Es
kam mir gewiss der Gedanke, den gordischen Knoten zu zerhauen, indem
ich die Wahrheit bekannte. Aber das Entsetzen Deines Vaters, als Du
von der Kritik des Stückes durch die Zeitung sprachst, und die
Scham und Furcht, die Du über Deine eigene Kühnheit
zeigtest, schreckten mich immer wieder ab. Das Eintreffen meiner
schriftlichen Entschuldigung im Theater brachte die Directrice
desselben in einem Zustande höchster Aufregung mir auf den Hals.
Niemand konnte meine Stelle ersetzen; das Haus war ausverkauft, und
der Fürst wurde erwartet. Es kam zu einem sogenannten Auftritt
zwischen der armen Dame und mir. Ich fühlte, dass ich unrecht
hatte. Ich sah, dass die Lage, in welche ich mich unwillkürlich
gebracht hatte, meiner unwürdig war, und - ich tat zuletzt
dem Theater und dem Publikum gegenüber meine Schuldigkeit.
| When you (most properly) insisted on my giving up some of my evenings to him, you necessarily made it impossible for me to appear on the stage. The one excuse I could make to the theater was, that I was too ill to act. It did certainly occur to me to cut the Gordian knot by owning the truth. But your father's horror, when you spoke of the newspaper review of the play, and the shame and fear you showed at your own boldness, daunted me once more. "The arrival at the theater of my written excuse brought the manageress down upon me, in a state of distraction. Nobody could supply my place; all the seats were taken; and the Prince was expected. There was what we call a scene between the poor lady and myself. I felt I was in the wrong; I saw that the position in which I had impulsively placed myself was unworthy of me--and it ended in my doing my duty to the theater and the public.
|
Was das Armband anlangt, so war ich als
ehrenwerter Mann verpflichtet, meinen Namen und meine Adresse
anzugeben, ohne welches die Directrice mich nicht entdeckt hätte.
Sie, wie jedermann sonst, wussten nur die Adresse meiner
Junggesellenwohnung. Wie konntest Du auf die alte Theaterkollegin
meiner ersten Bühnentage eifersüchtig sein? Weißt Du
doch nicht, dass Du die einzige Frau in der Welt bist...? | But for the affair of the bracelet, which obliged me as an honorable man to give my name and address, the manageress would not have discovered me. She, like every one else, only knew of my address at my bachelor chambers. How could you be jealous of the old theatrical comrade of my first days on the stage? Don't you know yet that you are the one woman in the world . . . . ? |
Ein letztes Wort über Deinen
Vater, und ich bin fertig. | "A last word relating to your father, and I have done. |
Erinnerst Du Dich, dass ich Euch an dem
Telegraphenbureau verließ? Ich musste an einen meiner Freunde,
einen Baumeister in Edinburgh, einen Auftrag senden, sofort nach
Cauldkirk zu gehen und die Reparaturen auf meine Kosten zu besorgen.
Das Theater, meine Teure, verdreifacht mindestens mein väterliches
Einkommen, und ich kann es wohl bestreiten. Wird Dein Vater den
Achtungstribut für einen schottischen Geistlichen ablehnen, weil
er aus der Tasche eines Schauspielers fließt? Du wirst ihm die
Frage vorlegen. | "Do you remember my leaving you at the telegraph office? It was to send a message to a friend of mine, an architect in Edinburgh, instructing him to go immediately to Cauldkirk, and provide for the repairs at my expense. The theater, my dear, more than trebles my paternal income, and I can well afford it. Will your father refuse to accept a tribute of respect to a Scottish minister, because it is paid out of an actor's pocket? You shall ask him the question. |
Und, sag' einmal, Felicia, willst Du
kommen und mich spielen sehen? Ich erwarte nicht, dass Dein Vater das
Theater betritt, aber, um ihn weiter mit seinem Schwiegersohne
auszusöhnen, darf ich wohl annehmen, dass Du ihn bittest, er
möge mich das Stück vorlesen hören.« | "And, I say, Felicia--will you come and see me act? I don't expect your father to enter a theater; but, by way of further reconciling him to his son-in-law, suppose you ask him to hear me read the play?" |