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Der Polizist und die Köchin

VIII.

Aber einige Tage später hörte ich von ihr. Ihren Brief habe ich längst verbrannt. Ich wünschte, dass ich ihn auch hätte vergessen können. Aber er haftet mir im Gedächtnis. Wenn ich bei Bewusstsein sterbe, wird Priscillas Brief mein letzter Gedanke auf Erden sein. In der Hauptsache wiederholte er das, was der Pfarrer mir bereits mitgeteilt hatte. Dann teilte sie mir mit, dass sie das Messer als ein Andenken für Zebedäus gekauft habe an Stelle eines ähnlichen Messers, das er verloren hatte. Sonnabend kaufte sie es, ließ es aber zur Anfertigung der Inschrift zurück. Am Sonntag erfolgte das Aufgebot, am Montag wurde sie von Zebedäus verlassen. Sie eilte darauf zu dem Messerschmied und nahm ihm mitten in der Arbeit das Messer vom Tische weg.

Nur sie wusste, dass Zebedäus der ersten Kränkung eine neue hinzugefügt hatte, als er mit seiner Frau im Gasthause ankam. Ihre Arbeit hielt sie in der Küche zurück, und Zebedäus erfuhr nie, dass Priscilla im Hause war. Ich teile noch die letzten Zeilen ihres Geständnisses mit:

»Ein böser Geist fuhr in mich, als ich auf meinem Gange zum Schlafzimmer hinauf ihre Tür untersuchte und sie unverschlossen fand. Ich horchte eine Weile und spähte in das Zimmer hinein. Ich sah sie beide beim verlöschenden Lichte der Kerze, das eine schlafend im Bette, das andere im Schlaf neben dem Kamin. Ich hatte das Messer in der Hand, und es kam mir der Gedanke, die Tat auszuführen, derentwegen die Frau an den Galgen kommen würde. Das Messer konnte ich nicht mehr aus dem Körper ziehen, als die Tat vollbracht war. Bleiben Sie dessen eingedenk, dass ich Sie wirklich liebte. Als Sie mich fragten, ob ich Sie heiraten wolle, sagte ich nicht ja, weil Sie doch nicht Ihre eigene Frau an den Galgen bringen konnten, wenn Sie ausfindig machten, wer den Zebedäus getötet hatte.«

Seitdem habe ich nichts mehr von Priscilla Thurlby gehört. Ich weiß nicht, ob sie noch lebt oder tot ist. Viele Leute denken wohl, dass ich selbst gehenkt zu werden verdiene, weil ich sie nicht an den Galgen brachte.

Sie mögen vielleicht enttäuscht sein, wenn sie diese Beichte lesen und hören, dass ich ehrlich in meinem Bette gestorben bin. Ich tadele sie nicht. Ich bin ein reuiger Sünder. Allen barmherzigen Christen sage ich ein Lebewohl für immer.


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