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Fünfzehntes Kapitel.Chapter IV - The Game: Mountjoy loses
Verwunderung ließ Hugh einen Augenblick verstummen. Iris verstand den Blick, welchen er auf sie warf und erwiderte ihn.SURPRISE silenced Hugh for the moment. Iris understood the look that he fixed on her, and answered it.
»Ich bin vollständig von dem überzeugt,« sagte sie zu ihm, »was ich soeben ausgesprochen habe.«"I am quite sure," she told him, "of what I say."
Mountjoys bedächtiger, nicht leicht aus dem Gleichgewicht zu bringender Sinn trug Bedenken, ein allzu schnelles Urteil zu fällen.Mountjoy's well-balanced mind hesitated at rushing to a conclusion.
»Ich bin sicher, dass Sie von dem, was Sie mir gesagt haben, vollständig überzeugt sind,« entgegnete er. »Aber Irrtümer kommen doch bisweilen bei der Beurteilung von Handschriften vor.«"I am sure you are convinced of what you tell me," he said. "But mistakes do sometimes happen in forming a judgment of handwriting."
Infolge des lebhaft erregten Zustandes, in dem sich Iris jetzt befand, war sie sehr leicht beleidigt. Er hatte ja selbst, wie sie ihm ins Gedächtnis zurückrief, in früherer Zeit die Handschrift Lord Harrys gesehen. War denn überhaupt bei diesem dick geschriebenen Buchstaben ein Irrtum möglich?In the state of excitement that now possessed her, Iris was easily irritated; she was angry with Hugh for only supposing that she might have made a mistake. He had himself, as she reminded him, seen Lord Harry's handwriting in past days. Was it possible to be mistaken in those bold thickly-written characters, with some of the letters so quaintly formed?
»O Hugh!« rief sie aus; »ich bin elend genug, versuchen Sie es nicht, mir noch abstreiten zu wollen, was ich genau weiß! Nur denken zu müssen, dass eine so liebenswürdige, so freundliche, so uneigennützig erscheinende Frau - nur denken zu müssen, dass Mrs. Vimpany mich getäuscht hat!«"Oh, Hugh, I am miserable enough as it is," she broke out; "don't distract me by disputing what I know! Think of a woman so kind, so disinterested, so charming--the very opposite of a false creature--think of Mrs. Vimpany having deceived me!"
Es lag nicht der geringste Grund vor, dem, was sich ereignet hatte, diese Auslegung zu geben. Mountjoy machte daher auch besänftigende Einwendungen.There was not the slightest reason, thus far, for placing that interpretation on what had happened. Mountjoy gently, very gently, remonstrated.
»Meine liebe Iris, wir wissen wirklich noch nicht, ob Mrs. Vimpany in der Tat nach Vorschriften von Lord Harry gehandelt hat. Warten Sie daher noch eine kurze Zeit, bevor Sie Ihre Reisegefährtin beschuldigen, dass sie Ihnen nur in der Absicht ihre Dienste angeboten habe, um Sie zu täuschen.«"My dear, we really don't know yet that Mrs. Vimpany has been acting under Lord Harry's instructions. Wait a little before you suspect your fellow-traveller of offering her services for the purpose of deceiving you."
Iris war von neuem ärgerlich über ihren Freund.Iris was angry with him again:
»Warum aber hat mir Mrs. Vimpany nie gesagt, dass sie Lord Harry kennt? Ist das nicht verdächtig?«"Why did Mrs. Vimpany never tell me she knew Lord Harry? Isn't that suspicious?"
Mountjoy lächelte.Mountjoy smiled.
»Erlauben Sie, dass ich auch meinerseits eine Frage stelle,« sagte er. »Haben Sie denn Mrs. Vimpany erzählt, dass Sie Lord Harry kennen?«"Let me put a question on my side," he said. "Did you tell Mrs. Vimpany you knew Lord Harry?"
Iris gab keine Antwort, aber ihr Gesicht sprach stattdessen. »Nun also,« fuhr er fort, »ist vielleicht ihr Schweigen verdächtig? Merken Sie wohl, ich bin weit davon entfernt, zu sagen, dass dieses, wenn es der Fall wäre, nicht eine sehr unangenehme Entdeckung sein würde. Aber lassen Sie uns nur erst vollkommen sicher sein, dass wir recht haben.«Iris made no reply; her face spoke for her. "Well, then," he urged, "is your silence suspicious? I am far, mind, from saying that this may not be a very unpleasant discovery. Only let us be sure first that we are right."
Neben den meisten weiblichen Vorzügen besaß Miss Henley auch viele Fehler der Frauen. Sie hielt an ihrer eigenen Meinung fest und fragte nur Hugh, wie sie denn hoffen könnten, zu einer Gewissheit darüber zu kommen, da sie doch ihre Fragen an eine Person richten müssten, welche sie schon getäuscht hätte.With most of a woman's merits, Miss Henley had many of a woman's faults. Still holding to her own conclusion, she asked how they could expect to be sure of anything if they addressed their inquiries to a person who had already deceived them.
Mountjoys unerschöpfliche Geduld suchte Mrs. Vimpany immer noch zu verteidigen.Mountjoy's inexhaustible indulgence still made allowances for her.
»Wenn sie zurückkommt,« sagte er, »so werde ich schon eine passende Gelegenheit zu finden wissen und Lord Harrys Namen erwähnen. Wenn sie dann sagt, dass sie ihn kennt, so können wir mit gutem Gewissen ihr auch weiterhin trauen.«"When Mrs. Vimpany comes back," he said, "I will find an opportunity of mentioning Lord Harry's name. If she tells us that she knows him, there will be good reason in that one circumstance, as it seems to me, for continuing to trust her."
»Angenommen nun, sie heuchelt Unkenntnis,« fuhr Iris hartnäckig fort, »und gibt sich den Anschein, als ob sie niemals zuvor seinen Namen gehört hätte.«"Suppose she shams ignorance," Iris persisted, "and looks as if she had never heard of his name before?"
»In diesem Falle werde ich gern zugeben, dass ich im Unrecht war, und werde Sie bitten, mir zu verzeihen.«"In that case, I shall own that I was wrong, and shall ask you to forgive me."
Da fühlte sich Iris denn doch beschämt.The finer and better nature of Iris recovered its influence at these words.
»Ich bin es,« erwiderte sie, »die um Verzeihung bitten muss. O, wie oft ist es schon mein Wunsch gewesen, dass ich mir alles genau vorher überlegen könnte, bevor ich es ausspreche; wie anmaßend und ungezogen bin ich jetzt wieder gewesen, aber angenommen, Hugh, es stellte sich heraus, dass ich doch recht hätte, was werden Sie dann tun?«"It is I who ought to beg pardon," she said. "Oh, I wish I could think before I speak: how insolent and ill-tempered I have been! But suppose I turn out to be right, Hugh, what will you do then?"
»Dann, meine liebe Iris, würde es meine Pflicht sein, Sie und Ihr Kammermädchen so schnell wie möglich aus diesem Hause wegzubringen und Ihrem Vater zu sagen, welch gewichtige Gründe dafür vorhanden sind.«"Then, my dear, it will be my duty to take you and your maid away from this house, and to tell your father what serious reasons there are"----
Er hielt in seiner Rede plötzlich inne. Mrs. Vimpany betrat soeben das Zimmer; sie war wieder in dem vollständigen Besitz ihrer vornehmen Höflichkeit, welche durch ein verbindliches Lächeln gemildert wurde.He abruptly checked himself. Mrs. Vimpany had returned; she was in perfect possession of her lofty courtesy, sweetened by the modest dignity of her smile.
»Ich habe Sie, Miss Henley, in solch guter Gesellschaft gelassen,« sagte sie mit einem graziösen Neigen ihres Kopfes gegen Mountjoy, »dass ich wohl kaum nötig habe, meine Entschuldigung zu wiederholen. Es müsste denn sein, dass ich eine vertrauliche Unterredung durch mein Kommen gestört hätte.«"I have left you, Miss Henley, in such good company," she said, with a gracious inclination of her head in the direction of Mountjoy, "that I need hardly repeat my apologies--unless, indeed, I am interrupting a confidential conversation."
Die günstige Gelegenheit, dem vorgenommenen Versuch mit Lord Harrys Namen zu machen, schien sich jetzt schon von selbst dargeboten zu haben. Mountjoy ergriff sie rasch.It was possible that Iris might have betrayed herself, when the doctor's wife had looked at her after examining the address on the packet. In this case Mrs. Vimpany's allusion to "a confidential conversation" would have operated as a warning to a person of experience in the by-ways of deceit. Mountjoy's utmost exertion of cunning was not capable of protecting him on such conditions as these. The opportunity of trying his proposed experiment with Lord Harry's name seemed to have presented itself already. He rashly seized on it.
»Sie haben durchaus nichts gestört, was irgendwie vertraulich gewesen wäre,« beeilte er sich, Mrs. Vimpany zu versichern. »Wir haben nur von einem leichtsinnigen jungen Edelmann gesprochen, den wir beide sehr gut kennen. Wenn das, was ich von ihm höre, wahr ist, so ist er schon eine öffentliche, allgemein bekannte Persönlichkeit geworden; seine Abenteuer und tollen Streiche haben bereits ihren Weg in verschiedene Zeitungen gefunden.«"You have interrupted nothing that was confidential," he hastened to assure Mrs. Vimpany. "We have been speaking of a reckless young gentleman, who is an acquaintance of ours. If what I hear is true, he has already become public property; his adventures have found their way into some of the newspapers."
Hier hätte nun Mrs. Vimpany, wenn sie den Erwartungen Hughs entsprochen haben würde, fragen sollen, wer denn der junge Edelmann wäre; sie hörte aber nur mit höflichem Stillschweigen zu.Here, if Mrs. Vimpany had answered Hugh's expectations, she ought to have asked who the young gentleman was. She merely listened in polite silence.
Mit der schnellen Auffassungsgabe der Frau hatte Iris sofort erkannt, dass Mountjoy die Gelegenheit, zu fragen, nicht allein zu früh ergriffen, sondern dass er auch mit einer allzu handgreiflichen Deutlichkeit gesprochen hatte, welche eine so kluge und schlaue Person wie Mrs. Vimpany war, vorsichtig machen musste. In dem Bestreben jedoch, ihn von der Verfolgung seines unglücklichen Versuches abzuhalten, verfiel Iris in denselben Fehler wie Hugh Mountjoy. Sie ergriff ebenfalls zu früh die ihr passend erscheinende Gelegenheit, das heißt, sie war allzu voreilig, das Gespräch auf einen andern Gegenstand zu bringen.With a woman's quickness of perception, Iris saw that Mountjoy had not only pounced on his opportunity prematurely, but had spoken with a downright directness of allusion which must at once have put such a ready-witted person as Mrs. Vimpany on her guard. In trying to prevent him from pursuing his unfortunate experiment in social diplomacy, Iris innocently repeated Mountjoy's own mistake. She, too, seized her opportunity prematurely. That is to say, she was rash enough to change the subject.
»Sie sprachen soeben, Hugh, von den Abenteuern unseres Freundes,« sagte sie; »ich fürchte, Sie werden sich selbst in ein Abenteuer von nicht sehr angenehmer Art verwickelt haben, wenn Sie in dem Gasthofe ein Nachtquartier zu finden hoffen. Ich habe noch niemals zuvor ein so erbärmliches Wirtshaus wie das hiesige gesehen.«"You were talking just now, Hugh, of our friend's adventures," she said; "I am afraid you will find yourself involved in an adventure of no very agreeable kind, if you engage a bed at the inn. I never saw a more wretched-looking place." It was one of Mrs. Vimpany's many merits that she seldom neglected an opportunity of setting her friends at their ease.
»Nicht doch, meine liebe Miss Henley,« beeilte sich Mrs. Vimpany einzuwenden, »das Gasthaus ist viel reinlicher und wohnlicher als Sie annehmen. Ein hartes Bett und eine dürftige Ausstattung sind die schlimmsten Unannehmlichkeiten, welche Ihr Freund zu fürchten hat. - Wissen Sie,« fuhr sie dann, zu Mountjoy gewendet, fort, »dass ich lebhaft an einen meiner Bekannten erinnert wurde, als Sie vorhin von dem jungen Edelmann sprachen, von dessen Abenteuern schon in den Zeitungen berichtet wurde? Sollte es denn möglich sein, dass Sie damit den Bruder des gegenwärtigen Earl of Norland gemeint haben? Ein hübscher junger Irländer, mit dem ich seit vielen Jahren bekannt bin! Habe ich recht in meiner Annahme, dass Sie und Miss Henley Lord Harry kennen?« fragte sie."No, no, dear Miss Henley," she hastened to say; "the inn is really a more clean and comfortable place than you suppose. A hard bed and a scarcity of furniture are the worst evils which your friend has to fear. Do you know," she continued, addressing herself to Mountjoy, "that I was reminded of a friend of mine, when you spoke just now of the young gentleman whose adventures are in the newspapers. Is it possible that you referred to the brother of the present Earl of Norland? A handsome young Irishman--with whom I first became acquainted many years since. Am I right in supposing that you and Miss Henley know Lord Harry?" she asked.
Was konnte ein unbefangenes Gemüt mehr verlangen? Nachdem Mountjoy bestätigt hatte, dass Lord Harry der junge Edelmann sei, von dem er und Miss Henley gesprochen hatten, stand er auf, um sich zu verabschieden.What more than this could an unprejudiced mind require? Mrs. Vimpany had set herself right with a simplicity that defied suspicion. Iris looked at Mountjoy. He appeared to know when he was beaten. Having acknowledged that Lord Harry was the young gentleman of whom he and Miss Henley had been speaking, he rose to take leave.
Iris fühlte das dringende Bedürfnis, noch einige Worte mit Hugh allein zu sprechen. Der Vorwand dafür bot sich von selbst dar durch die entfernte Lage des Gasthauses.After what had passed, Iris felt the necessity of speaking privately to Hugh. The necessary excuse presented itself in the remote situation of the inn.
»Sie werden niemals allein den Rückweg finden,« sagte sie, »durch das Labyrinth von krummen und winkeligen Gassen in dieser alten Stadt. Warten Sie einen Augenblick auf mich, ich werde Sie führen.«"You will never find your way back," she said, "through the labyrinth of crooked streets in this old town. Wait for me a minute, and I will be your guide."
Mrs. Vimpany machte dagegen Einwendungen und sagte: »Meine Liebe, das Dienstmädchen kann ja Ihrem Freund den Weg zeigen.« Iris hielt jedoch lachend an ihrem Entschlusse fest und eilte hinweg in ihr Zimmer. Mrs. Vimpany fügte sich in der liebenswürdigsten Weise diesen Beschluss. Die Beweggründe Miss Henleys konnten für sie kaum klarer sein, wenn Iris sie offen bekannt hätte.Mrs. Vimpany protested. "My dear! let the servant show the way." Iris held gaily to her resolution, and ran away to her room. Mrs. Vimpany yielded with her best grace. Miss Henley's motive could hardly have been plainer to her, if Miss Henley had confessed it herself.
»Welch ein reizendes Mädchen!« sagte sie zu Mountjoy, als sie allein war. »Wenn ich ein Mann wäre, so würde Miss Iris gerade die junge Dame sein, in die ich mich verlieben könnte.« Sie blickte bedeutungsvoll zu Mountjoy hin, da er aber nichts darauf erwiderte, fuhr sie fort: »Miss Henley muss schon viele Gelegenheiten gehabt haben, sich zu verheiraten, aber ich fürchte, der Rechte ist noch nicht erschienen.« Noch einmal blickte sie mit ihren sprechenden Augen herausfordernd auf Mountjoy, aber wiederum schwieg er still. Manche Frauen lassen sich leicht entmutigen; aber die unergründliche Mrs. Vimpany war eine von den anderen Frauen; sie war noch nicht fertig mit Mountjoy und lud ihn daher für den nächsten Tag zu Tische ein."What a charming girl!" the doctor's amiable wife said to Mountjoy, when they were alone. "If I were a man, Miss Iris is just the young lady that I should fall in love with." She looked significantly at Mountjoy. Nothing came of it. She went on: "Miss Henley must have had many opportunities of being married; but the right man has, I fear, not yet presented himself." Once more her eloquent eyes consulted Mountjoy, and once more nothing came of it. Some women are easily discouraged. Impenetrable Mrs. Vimpany was one of the other women; she had not done with Mountjoy yet--she invited him to dinner on the next day.
»Wir speisen schon sehr früh, um drei Uhr,« sagte sie bescheiden. »Bitte, geben Sie uns die Ehre. Ich hoffe dann bestimmt, das Vergnügen zu haben, Ihnen meinen Gatten vorstellen zu können.«"Our early hour is three o'clock," she said modestly. "Pray join us. I hope to have the pleasure of introducing my husband."
Mountjoy hatte gute Gründe, die Bekanntschaft mit Mr. Vimpany zu wünschen. Als er die Einladung annahm, kehrte Miss Henley zurück, um ihn nach dem Gasthof zu begleiten.Mountjoy had his reasons for wishing to see the husband. As he accepted the invitation, Miss Henley returned to accompany him to the inn.
Iris richtete an Hugh, sobald sie das Haus des Doktors verlassen hatten, die unvermeidliche Frage:Iris put the inevitable question to Hugh as soon as they were out of the doctor's house--
»Nun, was sagen Sie jetzt zu Mrs. Vimpany?« »Meiner Ansicht nach muss sie eine Schauspielerin gewesen sein,« antwortete Mountjoy, »und benützt jetzt ihre auf der Bühne gemachten Erfahrungen im gewöhnlichen Leben.« »Was beabsichtigen Sie nun zunächst zu tun?« »Ich beabsichtige zu warten und mir morgen den Gatten von Mrs. Vimpany anzusehen.« »Warum?«"What do you say of Mrs. Vimpany now?" "I say that she must have been once an actress," Mountjoy answered; "and that she carries her experience of the stage into private life." "What do you propose to do next?" "I propose to wait, and see Mrs. Vimpany's husband to-morrow." "Why?"
»Mrs. Vimpany, liebe Iris, ist mir zu gescheit. Wenn sie - ganz abgesehen davon, ob es sich in Wirklichkeit so verhält oder nicht - wenn sie in der Tat Lord Harrys Kreatur ist, von ihm beauftragt, Sie zu überwachen und ihm mitzuteilen, wo Sie für die nächste Zeit in England Ihren Aufenthalt nehmen, dann will ich gern zugestehen, dass sie mich vollständig getäuscht hat. Wenn dies der Fall ist, so kann es gerade leicht möglich sein, dass ihr Gatte kein so vollendeter und ausgezeichneter Betrüger ist wie sein Weib. Und dann bin auch ich im Stande, ihn zu durchschauen. Ich kann natürlich nur den Versuch machen.«"Mrs. Vimpany, my dear, is too clever for me. If--observe, please, that I do her the justice of putting it in that way--if she is really Lord Harry's creature, employed to keep watch on you, and to inform him of your next place of residence in England, I own that she has completely deceived me. In that case, it is just possible that the husband is not such a finished and perfect humbug as the wife. I may be able to see through him. I can but try."
Iris seufzte.Iris sighed.
»Ich möchte fast hoffen,« sagte sie, »dass Sie keinen Erfolg hätten.« Mountjoy war betroffen über diese Worte und suchte das auch nicht zu verbergen."I almost hope you may not succeed," she said. Mountjoy was puzzled, and made no attempt to conceal it.
»Ich dachte, Sie wollten nur die Wahrheit erfahren,« antwortete er."I thought you only wanted to get at the truth," he answered.
»Mein Herz würde wahrscheinlich leichter sein, wenn ich im Zweifel geblieben wäre,« erwiderte sie. »Unrichtige Schlussfolgerungen haben meine armselige Meinung in Gegensatz zu der Ihrigen gebracht, aber ich komme jetzt wieder zu einer besseren Einsicht. Ich glaube, Sie waren vollständig im Rechte, als Sie versuchten, mich von voreiligen Schlüssen abzuhalten; es ist mehr denn wahrscheinlich, dass ich Mrs. Vimpany Unrecht getan habe. O Hugh, wenn ich es doch nur verstünde, mir einen Freund zu erhalten! Ich bin auch, wenn ich an den Edelmut denke, den Lord Harry in seiner aufopfernden Besorgnis für Arthurs Rettung bewiesen, nicht im Stande, an solchen verächtlichen Betrug zu glauben. Er hat doch erst in unsere Trennung eingewilligt und sollte mich nun in heimlicher Weise durch einen Spion überwachen lassen? Was wäre das für ein ungeheurer Widerspruch! Kann jemand daran glauben? Kann jemand das erklären?«"My mind might be easier, perhaps, if I was left in doubt," she suggested. "A perverse way of thinking has set up my poor opinion against yours. But I am getting back to my better sense. I believe you were entirely right when you tried to prevent me from rushing to conclusions; it is more than likely that I have done Mrs. Vimpany an injustice. Oh, Hugh, I ought to keep a friend--I who have so few friends--when I have got one! And there is another feeling in me which I must not conceal from you. When I remember Lord Harry's noble conduct in trying to save poor Arthur, I cannot believe him capable of such hateful deceit as consenting to our separation, and then having me secretly watched by a spy. What monstrous inconsistency! Can anybody believe it? Can anybody account for it?"
»Ich glaube, ich kann es erklären, Iris, wenn Sie mir erlauben, den Versuch zu machen. Sie sind, um damit zu beginnen, in einem großen Irrtum befangen.«"I think I can account for it, Iris, if you will let me make the attempt. You are mistaken to begin with."
»In welchem Irrtum?«"How am I mistaken?"
»Sie werden es gleich erfahren. Es gibt auf der ganzen Erde kein Geschöpf, das ein vollständig konsequentes Wesen wäre. Lord Harry hat sich, wie Sie ganz richtig bemerkten, sehr edel benommen bei seinen Versuchen, meinem geliebten armen Bruder das Leben zu retten. Es sollte nun nach Ihrer Meinung in allen seinen Gedanken und Handlungen bis an das Ende seines Lebens immer edel sein. Nehmen Sie an, dass die Versuchung an ihn herantrete - eine solche schwere Versuchung, wie Sie selbst, Iris, ohne Ihren Willen für ihn sind - warum setzt er ihr nicht einen übermenschlichen Widerstand entgegen? Sie könnten ebenso gut fragen, warum ist er ein sterblicher Mensch! Glauben Sie nicht, dass auch in ihm Neigungen zum Bösen vorhanden sind, ebenso wie Neigungen zum Guten? Ah, ich sehe, dass Sie das nicht hören wollen! Es würde allerdings unendlich viel angenehmer sein, wenn Lord Harry einer von den vollkommen edlen Charakteren wäre, wie sie uns zuweilen in Romanen und Novellen entgegentreten. Die Wirklichkeit ist leider anders. Ich habe nicht etwa die Absicht, Sie verzagt zu machen, Iris; ich möchte Sie im Gegenteil dazu ermutigen, die Menschheit von einem weiteren und wahreren Standpunkt aus zu betrachten. Sie sollen nicht gleich zu sehr niedergeschlagen sein, wenn Sie Ihren Glauben an einen Menschen erschüttert finden, den Sie bisher für gut hielten. Der Betreffende ist in Versuchung geführt worden. Die Menschen sind im allgemeinen weder vollkommen gut noch vollkommen schlecht. Nehmen Sie sie, wie Sie sie finden.«"You shall see. There is no such creature as a perfectly consistent human being on the face of the earth--and, strange as it may seem to you, the human beings themselves are not aware of it. The reason for this curious state of things is not far to seek. How can people who are ignorant--as we see every day--of their own characters be capable of correctly estimating the characters of others? Even the influence of their religion fails to open their eyes to the truth. In the Prayer which is the most precious possession of Christendom, their lips repeat the entreaty that they may not be led into temptation--but their minds fail to draw the inference. If that pathetic petition means anything, it means that virtuous men and women are capable of becoming vicious men and women, if a powerful temptation puts them to the test. Every Sunday, devout members of the congregation in church--models of excellence in their own estimation, and in the estimation of their neighbours--declare that they have done those things which they ought not to have done, and that there is no health in them. Will you believe that they are encouraged by their Prayer-books to present this sad exposure of the frailty of their own admirable characters? How inconsistent--and yet how entirely true! Lord Harry, as you rightly say, behaved nobly in trying to save my dear lost brother. He ought, as you think, and as other people think, to be consistently noble, after that, in all his thoughts and actions, to the end of his life. Suppose that temptation does try him--such temptation, Iris, as you innocently present--why doesn't he offer a superhuman resistance? You might as well ask, Why is he a mortal man? How inconsistent, how improbable, that he should have tendencies to evil in him, as well as tendencies to good! Ah, I see you don't like this. It would be infinitely more agreeable (wouldn't it?) if Lord Harry was one of the entirely consistent characters which are sometimes presented in works of fiction. Our good English readers are charmed with the man, the woman, or the child, who is introduced to them by the kind novelist as a being without faults. Do they stop to consider whether this is a true picture of humanity? It would be a terrible day for the book if they ever did that. But the book is in no danger. The readers would even fail to discover the falseness of the picture, if they were presented to themselves as perfect characters. 'We mustn't say so, but how wonderfully like us!' There would be the only impression produced. I am not trying to dishearten you; I want to encourage you to look at humanity from a wider and truer point of view. Do not be too readily depressed, if you find your faith shaken in a person whom you have hitherto believed to be good. That person has been led into temptation. Wait till time shows you that the evil influence is not everlasting, and that the good influence will inconsistently renew your faith out of the very depths of your despair. Humanity, in general, is neither perfectly good nor perfectly wicked: take it as you find it. Is this a hard lesson to learn? Well! it's easy to do what other people do, under similar circumstances. Listen to the unwelcome truth to-day, my dear; and forget it tomorrow."
Sie trennten sich an der Tür des Gasthauses.They parted at the door of the inn.


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