Nr. 2. Julius Bender, Fechtmeister, bezeugt und sagt aus: | No. 2. - Julius Bender, fencing-master, testifies and says:- |
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Ich bin deutscher Nationalität und habe mich im Anfang des laufenden Jahres in England als Lehrer im Gebrauche des Degens und der Pistole niedergelassen. Da das Geschäft in London flau ging, so kam mir unglücklicherweise der Einfall, zu versuchen, ob sich vielleicht auf dem Lande etwas machen ließe. Ich hatte von Maplesworth als einem Orte gehört, der wegen der landschaftlichen Schönheit von Touristen und auch häufig von Leidenden besucht werde, die eine Badekur gebrauchen müssen; ich eröffnete dort im Anfange der Kurzeit des Jahres 1817 einen Saal für Fechtübungen und Pistolenschießen. Was die Touristen anlangt, so war ich nicht getäuscht worden; denn es gab eine Menge junger, müßiger Herren unter ihnen, von denen erwartet werden konnte, dass sie meinem Unternehmen ihr Interesse zuwenden würden. Sie zeigten aber die erschreckendste Gleichgültigkeit gegen die edle Kunst des Angriffs und der Verteidigung, kamen zu zweien und zu dreien, blickten in meinen Saal und kamen nicht wieder. Meine geringen Mittel gingen zu Ende. Nachdem ich alle Kosten bezahlt hatte, stand mir wirklich der Verstand still, als ich nur noch einige Pfund in der Tasche fand, von denen ich — in der Hoffnung auf bessere Tage — weiter leben sollte. | I am of German nationality; established in England as teacher of the use of the sword and the pistol since the beginning of the present year. Finding business slack in London, it unfortunately occurred to me to try what I could do in the country. I had heard of Maplesworth as a place largely frequented by visitors on account of the scenery, as well as by invalids in need of taking the waters; and I opened a gallery there at the beginning of the season of 1817, for fencing and pistol practice. About the visitors I had not been deceived; there were plenty of idle young gentlemen among them who might have been expected to patronize my establishment. They showed the most barbarous indifference to the noble art of attack and defense - came by twos and threes, looked at my gallery, and never returned. My small means began to fail me. After paying my expenses, I was really at my wits' end to find a few pounds to go on with, in the hope of better days. |
Eines Herrn erinnere ich mich, der mich besuchte und sich sehr freigebig gegen mich benahm. | One gentleman, I remember, who came to see me, and who behaved most liberally. |
Er gab sich selbst für einen Amerikaner aus und sagte, dass er sehr viel gereist sei. Wie mein Unglück es wollte, bedurfte er aber meiner Unterweisungen nicht. Bei den zwei oder drei Malen, wo er sich mit meinen Rapieren und meinen Pistolen die Zeit vertrieb, erwies er sich als einer der geschicktesten Fechter und trefflichsten Schützen, denen ich jemals begegnete. Es war nicht zu verwundern: er war von Natur kaltblütig und hatte ein scharfes Auge, und war in Wien und Paris von Meistern der Kunst unterrichtet worden. | He described himself as an American, and said he had traveled a great deal. As my ill luck would have it, he stood in no need of my instructions. On the two or three occasions when he amused himself with my foils and my pistols, he proved to be one of the most expert swordsmen and one of the finest shots that I ever met with. It was not wonderful: he had by nature cool nerves and a quick eye; and he had been taught by the masters of the art in Vienna and Paris. |
Anfangs Juli — ich glaube den 9. oder 10. dieses Monats — saß ich allein in meinem Saale und betrachtete recht traurig die beiden letzten Sovereigns in meiner Börse, als mir ein Herr gemeldet wurde, der Unterricht wünschte. »Privaten Unterricht,« sagte er mit Nachdruck, indem er nach dem Manne blickte, dem die Reinigung und die Fürsorge für meine Waffen oblag. | Early in July - the 9th or 10th of the month, I think - I was sitting alone in my gallery, looking ruefully enough at the last two sovereigns in my purse, when a gentleman was announced who wanted a lesson. »A private lesson,« he said, with emphasis, looking at the man who cleaned and took care of my weapons. |
Ich schickte den Mann hinaus. Der Fremde — ein Engländer, und nach dem äußeren Scheine zu urteilen, Soldat — nahm aus seinem Taschenbuche eine Fünfzig-Pfund-Note und hielt sie mir vor die Augen. »Ich bin eine wichtige Wette, einen Wettkampf im Fechten, eingegangen,« sagte er, »und ich habe keine Zeit, mich hierzu besonders vorzubereiten. Lehren Sie mir einen Kunstgriff, der es mir möglich macht, mich mit einem im Gebrauche des Rapiers erfahrenen Manne zu messen. Halten Sie die Sache geheim, und diese fünfzig Pfund hier sind Ihnen.« | I sent the man out of the room. The stranger (an Englishman, and, as I fancied, judging by outward appearances, a military man as well) took from his pocket-book a fifty-pound banknote, and held it up before me. »I have a heavy wager depending on a fencing match,« he said, »and I have no time to improve myself. Teach me a trick which will make me a match for a man skilled in the use of the foil, and keep the secret - and there are fifty pounds for you.« |
Ich zögerte. Ich zögerte wirklich, so arm ich auch war. Aber dieser Teufel von einem Manne hielt seine Banknote vor mich hin, nach welcher Richtung ich auch blickte, und ich hatte nur zwei Pfund in der Welt übrig. | I hesitated. I did indeed hesitate, poor as I was. But this devil of a man held his banknote before me whichever way I looked, and I had only two pounds left in the world! |
»Sind Sie im Begriffe, ein Duell auszufechten?« fragte ich. | »Are you going to fight a duel?« I asked. |
»Ich habe Ihnen ja schon gesagt, was ich vorhabe,« antwortete er. | »I have already told you what I am going to do,« he answered. |
Ich wartete einen Augenblick. Die höllische Banknote versuchte mich noch immer. Wider meinen Willen stellte ich ihn nochmals auf die Probe. | I waited a little. The infernal bank-note still tempted me. In spite of myself, I tried him again. |
»Wenn ich Ihnen den Kniff lehre,« erwiderte ich zähe, »wollen Sie sich verpflichten, keinen schlechten Gebrauch von diesem Unterricht zu machen?« | »If I teach you the trick,« I persisted, »will you undertake to make no bad use of your lesson?« |
»Ja,« rief er ungeduldig. | »Yes,« he said, impatiently enough. |
Ich war noch nicht ganz befriedigt. | I was not quite satisfied yet. |
»Wollen Sie mir dies auf Ihr Ehrenwort versprechen?« fragte ich. | »Will you promise it, on your word of honor?« I asked. |
»Natürlich will ich dies,« antwortete er. »Nehmen Sie das Geld, und lassen Sie mich nicht länger warten!« | »Of course I will,« he answered. »Take the money, and don't keep me waiting any longer.« |
Ich nahm das Geld und lehrte ihm den Kunstgriff — und ich bedauerte dies, sobald ich es getan hatte. Nicht dass ich etwa glaubte, es sei von ernsten Folgen begleitet, denn ich kehrte am nächsten Morgen nach London zurück. Aber ich teilte die Anschauungen eines Mannes von Ehre, welcher fühlt, dass er seine Kunst herabgewürdigt habe, und der nicht ganz sicher war, ob er nicht ebenso gut auch die Hand eines Meuchelmörders bewaffnet hatte. | I took the money, and I taught him the trick - and I regretted it almost as soon as it was done. Not that I knew, mind, of any serious consequences that followed; for I returned to London the next morning. My sentiments were those of a man of honor, who felt that he had degraded his art, and who could not be quite sure that he might not have armed the hand of an assassin as well. |
Ich habe nichts weiter auszusagen. | I have no more to say. |
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