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Zwei Schicksalswege

Der KussTHE KISS
Ich fühlte die alte Liebe, die alte Hingebung wieder in voller Kraft, da sie meiner wieder bedurfte, mich wieder gerufen hatte. Alles was mich bei unserem letzten Beisammensein geschmerzt und verletzt hatte, war vergessen und mein ganzes Wesen erbebte in einer Mischung von Wonne und Ehrfurcht, als ich die Erscheinung wieder sah, die zum zweiten Male zu mir kam. Minuten vergingen und ich stand noch immer wie verzaubert vor dem Feuer, nur ihre Worte wiederholend: »Gedenke mein und komm zu mir,« und die geheimnisvollen, geschriebenen Worte betrachtend: »Am Ende des Monats im Schatten von St. Paul.«SHE had need of me again. She had claimed me again. I felt all the old love, all the old devotion owning her power once more. Whatever had mortified or angered me at our last interview was forgiven and forgotten now. My whole being still thrilled with the mingled awe and rapture of beholding the Vision of her that had come to me for the second time. The minutes passed--and I stood by the fire like a man entranced; thinking only of her spoken words, "Remember me. Come to me;" looking only at her mystic writing, "At the month's end, In the shadow of Saint Paul's."
Da das Ende des Monats noch fern war, hatte ihre Erscheinung sich mir also in Voraussicht von Schmerzen, die noch für sie kommen sollten, gezeigt und ich hatte noch reichlich Zeit für die Pilgerfahrt, die fest in mir beschlossen war - die Pilgerfahrt zum Schatten von St. Paul.The month's end was still far off; the apparition of her had shown itself to me, under some subtle prevision of trouble that was still in the future. Ample time was before me for the pilgrimage to which I was self-dedicated already --my pilgrimage to the shadow of Saint Paul's.
Mancher andere in meiner Lage wäre wohl unsicher gewesen, welches der bezeichnete Ort sein sollte. Andere hätten wahrscheinlich ihr Gedächtnis angestrengt, um unter den zahlreichen Kirchen, Anstalten, Straßen und Städten im Auslande, die die christliche Verehrung dem Namen des großen Apostels geweiht hat, den Ort ausfindig zu machen, zu dem sie ihre Schritte lenken sollten. Diese Schwierigkeit beschäftigte mich nicht, denn ich machte sofort den einzigen Schluss, der mir richtig zu sein schien. »St. Paul« sollte die berühmte Kathedrale in London bezeichnen. Wo am Ende des Monates der Schatten der großen Kirche hingerichtet war, da sollte ich sie oder eine Spur von ihr finden. Also war es wiederum in London und nirgend anders, wo ich die Frau, die ich liebte, leiblich vor mir sehen sollte, ebenso gewiss, wie ich eben ihre Geistererscheinung sah. Other men, in my position, might have hesitated as to the right understanding of the place to which they were bidden. Other men might have wearied their memories by recalling the churches, the institutions, the streets, the towns in foreign countries, all consecrated to Christian reverence by the great apostle's name, and might have fruitlessly asked themselves in which direction they were first to turn their steps. No such difficulty troubled me. My first conclusion was the one conclusion that was acceptable to my mind. "Saint Paul's" meant the famous Cathedral of London. Where the shadow of the great church fell, there, at the month's end, I should find her, or the trace of her. In London once more, and nowhere else, I was destined to see the woman I loved, in the living body, as certainly as I had just seen her in the ghostly presence.
Wie war die geheimnisvolle Sympathie zu erklären, die uns trotz Zeit und Raum immer wieder verband? Wer wollte voraussagen, welchem zukünftigen Ziele unsere beiden Existenzen im Laufe der Jahre zustrebten?Who could interpret the mysterious sympathies that still united us, in defiance of distance, in defiance of time? Who could predict to what end our lives were tending in the years that were to come?
Während ich diese Betrachtungen in mir bewegte und meine Augen fest auf die Schrift gerichtet waren, fiel mir unwillkürlich die tiefe Stille, die im Zimmer herrschte, auf und damit kehrte meine Erinnerung zu Miss Dunroß zurück. Im Bewusstsein meiner Schuld, drehte ich mich sofort um und sah nach dem Fenster, wo ihr Stuhl stand.Those questions were still present to my thoughts; my eyes were still fixed on the mysterious writing--when I became instinctively aware of the strange silence in the room. Instantly the lost remembrance of Miss Dunross came back to me. Stung by my own sense of self-reproach, I turned with a start, and looked toward her chair by the window.
Der Stuhl war leer und ich war im Zimmer allein.The chair was empty. I was alone in the room.
Warum verließ sie mich ohne ein Abschiedswort? Litt sie an Geist oder Körper oder hatte es sie verletzt, dass ich sie so unbeachtet gelassen?Why had she left me secretly, without a word of farewell? Because she was suffering, in mind or body? Or because she resented, naturally resented, my neglect of her?
Den Gedanken sie verletzt zu haben, konnte ich nicht ertragen. Ich klingelte um nach ihr zu fragen.The bare suspicion that I had given her pain was intolerable to me. I rang my bell, to make inquiries.
Dem Rufe der Klingel folgte nicht, wie sonst, der stille Diener Peter, sondern eine Frau in mittleren Jahren, die einfach und sauber gekleidet war und der ich mehrmals beim Herein- und Hinausgehen und aus meinem Zimmer begegnet war, ohne zu wissen, welche Stellung sie eigentlich hier im Hause einnahm.The bell was answered, not, as usual, by the silent servant Peter, but by a woman of middle age, very quietly and neatly dressed, whom I had once or twice met on the way to and from my room, and of whose exact position in the house I was still ignorant.
»Wünschen Sie, dass Peter kommt?« fragte sie."Do you wish to see Peter?" she asked.
»Nein, ich wollte nur wissen, wo Miss Dunroß ist.«"No. I wish to know where Miss Dunross is."
»Miss Dunroß ist in ihrem Zimmer und sendet Ihnen durch mich diesen Brief.«"Miss Dunross is in her room. She has sent me with this letter."
Mit Erstaunen und Unbehagen nahm ich ihr den Brief ab, da es das erste Mal war, dass Miss Dunroß schriftlich mit mir verkehrte. Ich hoffte auf Befragen von ihrer Botin etwas über sie zu hören.I took the letter, feeling some surprise and uneasiness. It was the first time Miss Dunross had communicated with me in that formal way. I tried to gain further information by questioning her messenger.
»Sind Sie in Miss Dunroß's Diensten?« fragte ich."Are you Miss Dunross's maid?" I asked.
Die sehr unfreundliche Antwort lautete: »Ich habe Miss Dunroß seit vielen Jahren gedient.«"I have served Miss Dunross for many years," was the answer, spoken very ungraciously.
»Glauben Sie, dass sie mich jetzt empfangen würde, wenn ich sie durch Sie darum bitten ließe?«"Do you think she would receive me if I sent you with a message to her?"
»Ich weiß es nicht, mein Herr. Vielleicht sagt der Brief etwas darüber, wollen Sie ihn nicht erst lesen?«"I can't say, sir. The letter may tell you. You will do well to read the letter."
Wir sahen einander an. Entschieden war die vorgefasste Meinung dieser Frau über mich eine ungünstige. Hatte ich Miss Dunroß wirklich weh getan oder sie beleidigt und hatte ihre Dienerin, die ihr treu und ergeben war, das entdeckt und hasste mich dafür? Bei dem finsteren Aussehen der Frau wäre es Torheit gewesen, noch fernere Fragen zu tun, so entließ ich sie.We looked at each other. The woman's preconceived impression of me was evidently an unfavorable one. Had I indeed pained or offended Miss Dunross? And had the servant--perhaps the faithful servant who loved her--discovered and resented it? The woman frowned as she looked at me. It would be a mere waste of words to persist in questioning her. I let her go.
Als ich allein war, las ich den Brief, der ohne Anrede mit folgenden Zeilen begann:Left by myself again, I read the letter. It began, without any form of address, in these lines:
»Da meine Selbstbeherrschung schon auf harte Proben gestellt ist und meine Kraft nicht mehr ausreicht, so schreibe ich Ihnen, was ich sonst sagen würde. Nicht um meiner selbst willen, aber um meines Vaters willen, muss ich sparsam mit dem Rest umgehen, der mir geblieben ist."I write, instead of speaking to you, because my self-control has already been severely tried, and I am not strong enough to bear more. For my father's sake--not for my own--I must take all the care I can of the little health that I have left.
Halte ich das nebeneinander, was Sie mir über die Geistererscheinung in dem Lusthause in Schottland erzählten und was ich vor einer Weile in Ihrem Zimmer durch Ihre Fragen von Ihnen erfuhr, so muss ich unfehlbar daraus schließen, dass Sie dieselbe Erscheinung zum zweiten Male hatten. Die Furcht, die ich empfand, die seltsamen Dinge, die ich sah oder zu sehen glaubte, geben in mir nur ein schwaches Abbild von dem, was in Ihnen vorgeht. Ich will nicht untersuchen, ob wir beide die Opfer einer Täuschung sind oder ob wir uns für die auserwählten Zeugen überirdischer Beziehungen halten sollen. Der Erfolg genügt mir, dass Sie wiederum ganz dem Einflusse von Frau van Brandt gewonnen sind. Wozu soll ich Ihnen von den Sorgen und Vorahnungen sprechen, die mich beunruhigen. Ich will Ihnen nur sagen, dass die einzige Hoffnung, die ich für Sie hege, in der schleunigsten Vereinigung mit dem Gegenstande, der Ihrer Treue und Hingebung würdiger ist, beruht. Meine Überzeugung, dass Sie Ihre erste Liebe wieder finden werden, steht fest und tröstet mich."Putting together what you have told me of the visionary creature whom you saw in the summer-house in Scotland, and what you said when you questioned me in your room a little while since, I cannot fail to infer that the same vision has shown itself to you, for the second time. The fear that I felt, the strange things that I saw (or thought I saw), may have been imperfect reflections in my mind of what was passing in yours. I do not stop to inquire whether we are both the victims of a delusion, or whether we are the chosen recipients of a supernatural communication. The result, in either case, is enough for me. You are once more under the influence of Mrs. Van Brandt. I will not trust myself to tell you of the anxieties and forebodings by which I am oppressed: I will only acknowledge that my one hope for you is in your speedy reunion with the worthier object of your constancy and devotion. I still believe, and I am consoled in believing, that you and your first love will meet again.
Nun ich Ihnen das geschrieben habe, verlasse ich den Gegenstand und werde nur noch in meinen eigenen Gedanken darauf zurückkommen."Having written so far, I leave the subject--not to return to it, except in my own thoughts.
Alle nötigen Vorbereitungen zu Ihrer Abreise sind auf morgen getroffen und es bleibt mir nichts zu tun, als Ihnen eine frohe, glückliche Heimkehr zu wünschen. Ich bitte, halten Sie mich nicht für undankbar für Alles, was ich Ihnen schulde; weil ich Ihnen meine Abschiedsworte hierdurch sende."The necessary preparations for your departure to-morrow are all made. Nothing remains but to wish you a safe and pleasant journey home. Do not, I entreat you, think me insensible of what I owe to you, if I say my farewell words here.
Die kleinen Dienste, die es mir vergönnt war, Ihnen zu leisten, haben meine gemessenen Lebenstage erhellt und Sie haben mir einen Schatz von glücklichen Erinnerungen zurückgelassen, die ich mit der Sorgfalt eines Geizhalses aufspeichern will, wenn Sie fort sind. Wenn Sie sich noch ein neues Anrecht auf meine dankbare Erinnerung erwerben wollen, so erbitte ich als letzte Gunst von Ihnen, dass Sie keinen Versuch machen, mich wiederzusehen. Ich habe nicht die Absicht, Ihnen persönlich »Lebewohl« zu sagen, es ist das schmerzlichste aller Worte und ich habe eben nur die Kraft es zu schreiben. Gott erhalte und behüte Sie - leben Sie wohl!"The little services which you have allowed me to render you have brightened the closing days of my life. You have left me a treasury of happy memories which I shall hoard, when you are gone, with miserly care. Are you willing to add new claims to my grateful remembrance? I ask it of you, as a last favor--do not attempt to see me again! Do not expect me to take a personal leave of you! The saddest of all words is 'Good-by': I have fortitude enough to write it, and no more. God preserve and prosper you--farewell!
Noch eine Bitte. Vergessen Sie nicht, was Sie mir versprachen, als ich Ihnen meine törichte Ahnung über die grüne Flagge aussprach und wohin Sie auch gehen, behalten Sie das Andenken von Mary bei sich. Ich wünschte nicht, dass Sie mir diese Zeilen beantwortetem sehen Sie, wenn Sie morgen das Haus verlassen zu dem Mittelfenster über dem Torweg hinauf, das ist mir Antwort genug.«"One more request. I beg that you will not forget what you promised me, when I told you my foolish fancy about the green flag. Wherever you go, let Mary's keepsake go with you. No written answer is necessary--I would rather not receive it. Look up, when you leave the house to-morrow, at the center window over the doorway--that will be answer enough."
Dass diese melancholischen Zeilen mir die Augen mit Tränen füllten, beweist nur, dass ich Gefühle habe, die zu rühren sind. Der Drang, der mich trieb, an Miss Dunroß zu schreiben, als ich meine Fassung einigermaßen wiedergewonnen hatte, war unwiderstehlich. Ich schrieb keinen langen Brief, sondern bat sie nur mit aller mir zu Gebote stehenden Überredungskunst, ihren Entschluss noch einmal zu erwägen. Die Person, die Miss Dunroß bediente, brachte mir die Antwort zurück, die in drei entschiedenen Worten bestand: »Es kann nicht sein.« Dieses Mal sagte die Frau, ehe sie mich verließ, fast streng: »Wenn Sie Rücksicht für meine Herrin haben wollen, veranlassen Sie sie nicht Ihnen wieder zu schreiben.« Sie warf mir einen letzten drohenden Blick zu und verließ das Zimmer.To say that these melancholy lines brought the tears into my eyes is only to acknowledge that I had sympathies which could be touched. When I had in some degree recovered my composure, the impulse which urged me to write to Miss Dunross was too strong to be resisted. I did not trouble her with a long letter; I only entreated her to reconsider her decision with all the art of persuasion which I could summon to help me. The answer was brought back by the servant who waited on Miss Dunross, in four resolute words: "It can not be." This time the woman spoke out before she left me. "If you have any regard for my mistress," she said sternly, "don't make her write to you again." She looked at me with a last lowering frown, and left the room.
Dass die Worte der treuen Dienerin meinen Wunsch nur noch steigerten, Miss Dunroß noch einmal, vielleicht überhaupt zum letzten Male, ehe ich abreiste, zu sehen, brauche ich nicht zu sagen. Vielleicht gelang es mir durch die Vermittlung ihres Vaters, ohne ihr Wissen, in ihre Nähe zu kommen, das war meine einzige Hoffnung.It is needless to say that the faithful servant's words only increased my anxiety to see Miss Dunross once more before we parted--perhaps forever. My one last hope of success in attaining this object lay in approaching her indirectly through the intercession of her father.
Ich beauftragte Peter bei seinem Herrn anzufragen, ob ich ihm noch vor Abend meine Aufwartung machen könnte, aber mein Bote brachte mir eine Antwort zurück, die mich von Neuem entmutigte. Mr. Dunroß bat mich um Entschuldigung, wenn er den Empfang meines Besuches auf morgen verschöbe, also auf den Tag meiner Abreise. Sollte ich die Botschaft so auffassen, dass er mich nur kurz vor meiner Abreise zusehen wünschte, um gleich Abschied von mir zu nehmen? Ich fragte Peter, ob sein Herr diesen Abend besonders beschäftigt wäre, worauf er mir keinen Bescheid geben konnte. »Der Meister der Bücher« war nicht wie gewöhnlich, in seinem Zimmer, sondern saß, als er die Bestellung an mich machte, neben dem Sofa seiner Tochter.I sent Peter to inquire if I might be permitted to pay my respects to his master that evening. My messenger returned with an answer that was a new disappointment to me. Mr. Dunross begged that I would excuse him, if he deferred the proposed interview until the next morning. The next morning was the morning of my departure. Did the message mean that he had no wish to see me again until the time had come to take leave of him? I inquired of Peter whether his master was particularly occupied that evening. He was unable to tell me. "The Master of Books" was not in his study, as usual. When he sent his message to me, he was sitting by the sofa in his daughter's room.
Nach dieser Antwort verließ mich der Mann bis zum nächsten Morgen. Meinem ärgsten Feinde wünsche ich keine trüberen Stunden in seinem Leben als die, die ich während der letzten Nacht unter Mr. Dunroß's Dach verlebte. Having answered in those terms, the man left me by myself until the next morning. I do not wish my bitterest enemy a sadder time in his life than the time I passed during the last night of my residence under Mr. Dunross's roof.
Nachdem ich bis zur Erschöpfung in dem Zimmer auf- und abgegangen war, wollte ich versuchen meine trüben Gedanken durch Lesen zu verscheuchen, aber das eine Licht, das ich hatte, erleuchtete das Zimmer nicht ausreichend. Ich trat an den Kaminsims, um ein zweites Licht, das dort stand, anzustecken und fand den angefangenen Brief an meine Mutter, den ich dort aus der Hand gelegt hatte, als Miss Dunroß's Dienerin zum ersten Male zu mir eintrat. Als das Licht brannte, nahm ich den Brief fort, um ihn meinen anderen Papieren beizufügen und entdeckte, als mein Blick, während meine Gedanken mit Miss Dunroß beschäftigt waren, zufällig darauf fiel, dass eine Veränderung damit vorgegangen war.After walking to and fro in the room until I was weary, I thought of trying to divert my mind from the sad thoughts that oppressed it by reading. The one candle which I had lighted failed to sufficiently illuminate the room. Advancing to the mantel-piece to light the second candle which stood there, I noticed the unfinished letter to my mother lying where I had placed it, when Miss Dunross's servant first presented herself before me. Having lighted the second candle, I took up the letter to put it away among my other papers. Doing this (while my thoughts were still dwelling on Miss Dunross), I mechanically looked at the letter again--and instantly discovered a change in it.
Die Handschrift der Erscheinung war verschwunden.The written characters traced by the hand of the apparition had vanished!
Unter dem von Miss Dunroß geschriebenen Briefe befand sich nichts als das leere Papier.Below the last lines written by Miss Dunross nothing met my eyes now but the blank white paper!
Ich griff zuerst nach meiner Uhr.My first impulse was to look at my watch.
Damals, als die Geistererscheinung die Worte in mein Skizzenbuch geschrieben hatte, war die Schrift nach drei Stunden verlöscht, soviel ich es berechnen konnte, war dieses Mal die Schrift nach Verlauf einer Stunde unsichtbar geworden.When the ghostly presence had written in my sketch-book, the characters had disappeared after an interval of three hours. On this occasion, as nearly as I could calculate, the writing had vanished in one hour only.
Ich kann nur vermuten, dass Frau van Brandt wiederum der Gegenstand einer Verzückung oder eines Traumes gewesen war, als sie mir zum zweiten Male erschien; das musste ich nach der Unterredung, die ich mit ihr am St. Antoniusbrunnen hatte und aus Entdeckungen, die ich in einer viel späteren Lebensepoche machte, schließen. In dem träumenden Zustande, in dem ihr Geist den meinen erkannte, hatte sie mich, wie damals, rückhaltlos um Hilfe angerufen und mir rückhaltlos vertraut. Als sie nach einer Stunde zur Besinnung gekommen war, hatte sie sich wieder der vertraulichen Weise geschämt, in der sie während ihres Traumes mit mir verkehrt, und somit durch ihren Willen als Wachende den Einfluss ihres Traumwillens vernichtet. Deshalb war die Schrift auch eine Stunde nachdem die Feder sie ausgeführt hatte oder auszuführen schien, vernichtet.Reverting to the conversation which I had held with Mrs. Van Brandt when we met at Saint Anthony's Well, and to the discoveries which followed at a later period of my life, I can only repeat that she had again been the subject of a trance or dream, when the apparition of her showed itself to me for the second time. As before, she had freely trusted me and freely appealed to me to help her, in the dreaming state, when her spirit was free to recognize my spirit. When she had come to herself, after an interval of an hour, she had again felt ashamed of the familiar manner in which she had communicated with me in the trance--had again unconsciously counteracted by her waking-will the influence of her sleeping-will; and had thus caused the writing once more to disappear, in an hour from the moment when the pen had traced (or seemed to trace) it.
Das ist die einzige Erklärung, die ich geben kann. Um die Zeit als das Ereignis sich zutrug, besaß ich durchaus nicht Frau van Brandts volles Vertrauen und konnte darum keinerlei Lösung finden. Ich konnte nur den Brief mit dem unsicheren Gefühl fortlegen, ob meine Sinne mich getäuscht hatten oder nicht. Tief versunken in die verzweifelten Gedanken, die Miss Dunroßs Brief in mir erzeugt hatte, war ich nicht in einer Stimmung, in der ich meinen Verstand hätte anstrengen mögen, um den Schlüssel zu dem Verschwinden der Handschrift zu suchen. Meine Nerven waren gereizt. Ich haderte mit mir und Anderen. »Der beunruhigende Einfluss der Frauen scheint, wohin ich auch gehe, der einzige Einfluss zu sein, den ich verdammt bin zu empfinden,« dachte ich ungeduldig. Während ich rückwärts und vorwärts mein Zimmer durchschritt, denn ein Buch konnte meine Gedanken unmöglich fesseln, glaubte ich mir ganz klar zu sein, aus welchen Gründen junge Männer meines Alters zu dem Entschlusse kommen, in ein Kloster zu gehen. Ich zog die Vorhänge zurück und sah hinaus, mein Blick entdeckte aber keinerlei Aussicht, als die schwarze Masse der Finsternis, die den See verhüllte. Ich sah nichts, ich mochte nichts denken, ich konnte nichts tun, es blieb mir nichts übrig als den Versuch zu machen, ob ich schlafen konnte. Meine medizinische Wissenschaft sagte nur klar genug, dass natürlicher Schlaf für diese Nacht, bei der Verfassung, in der sich meine Nerven befanden, zu den unerreichbaren Üppigkeiten des Lebens gehörte. Da sich aber der Medizinkasten, den Mr. Dunroß mir zur Verfügung gestellt hatte, noch in meinem Zimmer befand, mischte ich mir einen kräftigen Schlaftrunk und flüchtete mich vor allen Sorgen in mein Bett.This is still the one explanation that I can offer. At the time when the incident happened, I was far from being fully admitted to the confidence of Mrs. Van Brandt; and I was necessarily incapable of arriving at any solution of the mystery, right or wrong. I could only put away the letter, doubting vaguely whether my own senses had not deceived me. After the distressing thoughts which Miss Dunross's letter had roused in my mind, I was in no humor to employ my ingenuity in finding a clew to the mystery of the vanished writing. My nerves were irritated; I felt a sense of angry discontent with myself and with others. "Go where I may" (I thought impatiently), "the disturbing influence of women seems to be the only influence that I am fated to feel." As I still paced backward and forward in my room--it was useless to think now of fixing my attention on a book--I fancied I understood the motives which made men as young as I was retire to end their lives in a monastery. I drew aside the window curtains, and looked out. The only prospect that met my view was the black gulf of darkness in which the lake lay hidden. I could see nothing; I could do nothing; I could think of nothing. The one alternative before me was that of trying to sleep. My medical knowledge told me plainly that natural sleep was, in my nervous condition, one of the unattainable luxuries of life for that night. The medicine-chest which Mr. Dunross had placed at my disposal remained in the room. I mixed for myself a strong sleeping draught, and sullenly took refuge from my troubles in bed.
Es ist eine Eigentümlichkeit aller Schlaf bewirkenden Mittel, dass sie nicht bloß auf verschiedene Konstitutionen verschieden wirken, sondern, dass man sich auch nicht darauf verlassen kann, dass sie auf dieselbe Person immer gleichmäßig wirken. Ich hatte die Lichte ausgelöscht ehe ich mich ins Bett legte. Unter gewöhnlichen Umständen würde der Trank, den ich genommen hatte, mich, nachdem ich eine halbe Stunde ruhig im Finstern gelegen hätte, eingeschläfert haben, in dem Zustande aber in dem sich meine Nerven eben befanden, betrübte es mich und tat weiter nichts.It is a peculiarity of most of the soporific drugs that they not only act in a totally different manner on different constitutions, but that they are not even to be depended on to act always in the same manner on the same person. I had taken care to extinguish the candles before I got into my bed. Under ordinary circumstances, after I had lain quietly in the darkness for half an hour, the draught that I had taken would have sent me to sleep. In the present state of my nerves the draught stupefied me, and did no more.
Stunde auf Stunde lag ich ganz still mit geschlossenen Augen in dem halb schlafenden, halb wachen Zustande, der so wunderbar charakteristisch bei Hunden während ihrer Ruhezeit ist. Im Verlaufe der Nacht bedrängte eine solche Schwere meine Augenlider, dass es mir unmöglich war sie zu öffnen, alle meine Muskeln wurden von einer so gewaltigen Schlaffheit befallen, dass ich auf meinem Kopfkissen regungslos wie ein Leichnam lag. Meine Gedanken vermochten trotz des schläfrigen Zustandes sich behaglich in langen Reihen angenehmer Bilder zu ergehen, mein Gehörsinn war so scharf, dass ich den leisesten Laut vernahm, den der Nachtwind im Vorüberziehen in den Büschen am See hervorbrachte und in meinem Zimmer selbst vernahm ich noch deutlicher das geisterhafte Nachtgeräusch in den Möbeln und das plötzliche Zusammensinken der Kohlen im Kamin, das Leuten, die schlecht schlafen so wohl bekannt ist und übermäßig angespannte Nerven so sehr erregt. Vom wissenschaftlichen Standpunkte aus ist die Bezeichnung unrichtig, wenn ich nämlich sage, dass meine eine Hälfte wachte, während die andere schlief, und doch schildert sie meinen Zustand von dieser Nacht am genausten.Hour after hour I lay perfectly still, with my eyes closed, in the semi-sleeping, semi-wakeful state which is so curiously characteristic of the ordinary repose of a dog. As the night wore on, such a sense of heaviness oppressed my eyelids that it was literally impossible for me to open them--such a masterful languor possessed all my muscles that I could no more move on my pillow than if I had been a corpse. And yet, in this somnolent condition, my mind was able to pursue lazy trains of pleasant thought. My sense of hearing was so acute that it caught the faintest sounds made by the passage of the night-breeze through the rushes of the lake. Inside my bed-chamber, I was even more keenly sensible of those weird night-noises in the heavy furniture of a room, of those sudden settlements of extinct coals in the grate, so familiar to bad sleepers, so startling to overwrought nerves! It is not a scientifically correct statement, but it exactly describes my condition, that night, to say that one half of me was asleep and the other half awake.
Ich kann nicht sagen wie viele Stunden ich noch gelegen halte, als mein überreizter Gehörsinn ein neues Geräusch im Zimmer wahrnahm, ich weiß nur, dass ich plötzlich aufmerksam lauschte, die Augen fest geschlossen. Der Ton, der mich aufregte, war unendlich leise, wie von etwas herrührend, das weich und sanft über die Oberfläche des Teppichs hinglitt und ihn eben nur so viel berührte, dass es vernehmbar war. Allmälig näherte sich das Geräusch meinem Bette und schwieg dann, als ich es dicht bei mir glaubte.How many hours of the night had passed, when my irritable sense of hearing became aware of a new sound in the room, I cannot tell. I can only relate that I found myself on a sudden listening intently, with fast-closed eyes. The sound that disturbed me was the faintest sound imaginable, as of something soft and light traveling slowly over the surface of the carpet, and brushing it just loud enough to be heard.
Ich blieb regungslos mit geschlossenen Augen liegen, träumerisch den nächsten Laut erwartend, der mein Ohr treffen würde, in meinem schläfrigen Zustande auch zufrieden, wenn Alles still blieb. Meine Gedanken, wenn man es eben Gedanken nennen konnte, begannen wieder ihrem früheren Lauf zu folgen, als ich plötzlich ein leises Atmen gerade über mir vernahm. Gleich darauf wurde meine Stirn berührt - leise, sanft, bebend, wie die Berührung von Lippen, die mich küssten. Dann schwieg Alles, bis ein leiser Seufzer die Luft durchzitterte. Wiederum hörte ich den sanften Ton eines Gegenstandes, der seinen Weg über den Teppich nahm, dieses Mal aber sich vom Bett entfernte und zwar mit solcher Schnelligkeit, dass er im nächsten Augenblick in der Stille der Nacht verschwand.Little by little, the sound came nearer and nearer to my bed--and then suddenly stopped just as I fancied it was close by me. I still lay immovable, with closed eyes; drowsily waiting for the next sound that might reach my ears; drowsily content with the silence, if the silence continued. My thoughts (if thoughts they could be called) were drifting back again into their former course, when I became suddenly conscious of soft breathing just above me. The next moment I felt a touch on my forehead--light, soft, tremulous, like the touch of lips that had kissed me. There was a momentary pause. Then a low sigh trembled through the silence. Then I heard again the still, small sound of something brushing its way over the carpet; traveling this time from my bed, and moving so rapidly that in a moment more it was lost in the silence of the night.
Noch immer von meinem Schlaftrunk betäubt, konnte ich mich nur in lustiger Weise über das Geschehene verwundern, nichts weiter. Hatten mich wirklich menschliche Lippen berührt? Hörte ich wirklich einen Seufzer oder war alles Täuschung, die ein Traum erzeugt? Die Zeit verstrich ohne, dass ich mir darüber klar wurde oder auch nur bestrebt war, mir es klar zu machen. Von Minute zu Minute gelang es mehr dem beruhigenden Einflusse des Trankes Herrschaft über mein Gehirn zu gewinnen, eine Wolke zog sich leise über die letzten Eindrücke, deren ich mir bewusst war. Allmälig lösten sich die Bande, die mich an das bewusste Leben fesselten und ich versank friedlich in einen ruhigen Schlaf.Still stupefied by the drug that I had taken, I could lazily wonder what had happened, and I could do no more. Had living lips really touched me? Was the sound that I had heard really the sound of a sigh? Or was it all delusion, beginning and ending in a dream? The time passed without my deciding, or caring to decide, those questions. Minute by minute, the composing influence of the draught began at last to strengthen its hold on my brain. A cloud seemed to pass softly over my last waking impressions. One after another, the ties broke gently that held me to conscious life. I drifted peacefully into perfect sleep.
Kurz nach Sonnenaufgang erwachte ich. Meine erste deutliche Erinnerung, nachdem mein Bewusstsein zurückgekehrt war, war die Erinnerung an den sanften Atem, den ich über mir gefühlt hatte - dann fielen mir die Berührung meiner Stirn und der Seufzer, den ich vernommen hatte, ein. War es möglich, dass jemand in der Nacht mein Zimmer betreten hatte. Warum nicht? Ich hatte die Tür nicht verschlossen, wie ich es überhaupt nicht getan hatte, seit ich unter Mr. Dunroß's Dach weilte.Shortly after sunrise, I awoke. When I regained the use of my memory, my first clear recollection was the recollection of the soft breathing which I had felt above me--then of the touch on my forehead, and of the sigh which I had heard after it. Was it possible that some one had entered my room in the night? It was quite possible. I had not locked the door--I had never been in the habit of locking the door during my residence under Mr. Dunross's roof.
Nachdem ich die Sache noch etwas durchgedacht hatte, stand ich auf, um mein Zimmer zu untersuchen.After thinking it over a little, I rose to examine my room.
Keinerlei Entdeckung entschädigte mich für mein Suchen, bis ich zur Türe gelangte. Diese war, wie ich mich ehe ich zu Bett ging sicherlich überzeugt hatte, fest zu gemacht, wenn auch nicht verschlossen, jetzt stand sie offen. War sie aufgesprungen, weil ich sie nicht gut geschlossen hatte oder vergaß jemand, der mein Zimmer betreten hatte und wieder hinaus gegangen war, sie zu schließen?Nothing in the shape of a discovery rewarded me, until I reached the door. Though I had not locked it overnight, I had certainly satisfied myself that it was closed before I went to bed. It was now ajar. Had it opened again, through being imperfectly shut? or had a person, after entering and leaving my room, forgotten to close it?
Zufällig sah ich zur Erde, während ich diese Möglichkeiten erwog, und bemerkte einen kleinen, schwarzen Gegenstand auf dem Teppich, der gerade unter dem Schlüssel an der innern Seite der Tür lag. Ich hob ihn auf und sah, dass es ein zerrissenes Stückchen schwarzer Spitzen war.Accidentally looking downward while I was weighing these probabilities, I noticed a small black object on the carpet, lying just under the key, on the inner side of the door. I picked the thing up, and found that it was a torn morsel of black lace.
So wie ich das Stückchen Spitze sah, erinnerte ich mich des langen, schwarzen Schleiers, den Miss Dunroß gewohnt war, weit über die Taille herabhängend, zu tragen. War es also ihr Kleid, das ich leise über den Teppich hingleiten hörte? Ihr Kuss, der meine Stirn berührte? Ihr Seufzer, der durch die Stille der Nacht gedrungen war? Hatte dies edle, schwergeprüfte Wesen in der Todesruhe der Nacht von mir Abschied genommen, indem sie den trügerischen Erscheinungen, die mir den Anschein eines Schlafenden gaben, die Bewahrung ihres Geheimnisses anvertraut hatte? Ich sah die schwarze Spitze wieder an. Wahrscheinlich war ihr Schleier durch den hervorstehenden Schlüssel erfasst und zerrissen worden, als sie sich auf ihrem schnellen Rückzuge aus meinem Zimmer befand. Ernst und feierlich legte ich das Stück Spitze zu den teuren Andenken, die ich aus meiner Heimat mitgebracht hatte und gelobte, dass sie bis an ihr Lebensende ruhig in dem Glauben bleiben sollte, dass ihr Geheimnis in ihre eigene Brust verschlossen war. So brennend ich auch wünschte noch einmal zum Abschied ihre Hand zu drücken, so beschloss ich nun keinen Versuch mehr zu machen, um sie zu sehen. Wer weiß, ob ich so ganz Herr meiner Gefühle war, dass nicht irgend etwas in meinem Gesicht oder Benehmen mich ihrer schnellen und feinen Auffassungsgabe verriet. Nachdem was ich jetzt wusste, konnte ich ihr kein größeres Opfer bringen, als ihren Wünschen gehorsam zu sein und ich brachte es.The instant I saw the fragment, I was reminded of the long black veil, hanging below her waist, which it was the habit of Miss Dunross to wear. Was it her dress, then, that I had heard softly traveling over the carpet; her kiss that had touched my forehead; her sigh that had trembled through the silence? Had the ill-fated and noble creature taken her last leave of me in the dead of night, trusting the preservation of her secret to the deceitful appearances which persuaded her that I was asleep? I looked again at the fragment of black lace. Her long veil might easily have been caught, and torn, by the projecting key, as she passed rapidly through the door on her way out of my room. Sadly and reverently I laid the morsel of lace among the treasured memorials which I had brought with me from home. To the end of her life, I vowed it, she should be left undisturbed in the belief that her secret was safe in her own breast! Ardently as I still longed to take her hand at parting, I now resolved to make no further effort to see her. I might not be master of my own emotions; something in my face or in my manner might betray me to her quick and delicate perception. Knowing what I now knew, the last sacrifice I could make to her would be to obey her wishes. I made the sacrifice.
Nach einer Stunde benachrichtigte mich Peter, dass die Ponys vor der Tür ständen, und dass sein Herr mich auf dem äußeren Flur erwarte. Ich bemerkte, dass Mr. Dunroß mir, ohne mich anzusehen, die Hand reichte. Er erhob seine verblichenen, blauen Augen während der wenigen Minuten, die unser Gespräch dauerte, nicht einmal vom Boden. »Gott geleite Sie auf Ihrer Reise und führe Sie glücklich in Ihre Heimat«, sagte er. »Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie nicht einige Meilen weit auf Ihrer Reise begleite, ich habe zwingende Gründe, die mich veranlassen bei meiner Tochter zu Hause zu bleiben.«In an hour more Peter informed me that the ponies were at the door, and that the Master was waiting for me in the outer hall. I noticed that Mr. Dunross gave me his hand, without looking at me. His faded blue eyes, during the few minutes while we were together, were not once raised from the ground. "God speed you on your journey, sir, and guide you safely home," he said. "I beg you to forgive me if I fail to accompany you on the first few miles of your journey. There are reasons which oblige me to remain with my daughter in the house."
Er war auserlesen, fast peinlich höflich, aber ein gewisses Etwas in seinem Wesen, das ich nie zuvor bemerkt hatte, machte mir seine Absicht, mich möglichst fern zu halten, fühlbar. Da ich die innige Sympathie und das volle Vertrauen kannte, das zwischen Vater und Tochter bestand, überkam mich ein Zweifel, ob das Geheimnis der verflossenen Nacht für Mr. Dunroß wohl auch ein völliges Geheimnis sein mochte. Seine nächsten Worte beseitigten meinen Zweifel und enthüllten mir die Wahrheit.He was scrupulously, almost painfully, courteous; but there was something in his manner which, for the first time in my experience, seemed designedly to keep me at a distance from him. Knowing the intimate sympathy, the perfect confidence, which existed between the father and daughter, a doubt crossed my mind whether the secret of the past night was entirely a secret to Mr. Dunross. His next words set that doubt at rest, and showed me the truth.
Als ich ihm für seine wohlgemeinten Wünsche dankte, versuchte ich ihm und durch ihn auch Miss Dunroß meine aufrichtig empfundene Dankbarkeit für alle Freundlichkeiten, die ich unter seinem Dache erfahren hatte, auszusprechen. Er unterbrach mich höflich, aber entschieden, indem er in jener ziemlich gewählten Weise sprach, die mir schon bei unserer ersten Unterredung, als so charakteristisch aufgefallen war.In thanking him for his good wishes, I attempted also to express to him (and through him to Miss Dunross) my sincere sense of gratitude for the kindness which I had received under his roof. He stopped me, politely and resolutely, speaking with that quaintly precise choice of language which I had remarked as characteristic of him at our first interview.
»Es steht ganz in Ihrer Macht, mein Herr," sagte er, »jede Freundlichkeit, die Ihnen nach Ihrer Ansicht in meinem Hause zu Teil geworden ist, zu erwidern. Wenn Sie gefälligst Ihren hiesigen Aufenthalt als einen unwichtigen Lebensabschnitt für sich betrachten wollen, welcher mit Ihrer Abreise endet - unwiderruflich endet - so vergelten Sie mehr als reichlich, Alles, was Sie an Gastfreundschaft von mir genossen haben. Ein Pflichtgefühl veranlasst mich Ihnen das zu sagen und ich lasse Ihnen dabei als Ehrenmann volle Gerechtigkeit widerfahren. Ihrerseits hoffe ich, dass Sie meine Gründe nicht falsch beurteilen werden, wenn ich mich auch einer näheren Erklärung enthalte.«"It is in your power, sir," he said, "to return any obligation which you may think you have incurred on leaving my house. If you will be pleased to consider your residence here as an unimportant episode in your life, which ends--absolutely ends--with your departure, you will more than repay any kindness that you may have received as my guest. In saying this, I speak under a sense of duty which does entire justice to you as a gentleman and a man of honor. In return, I can only trust to you not to misjudge my motives, if I abstain from explaining myself any further."
Eine leichte Röte überzog seine bleichen Wangen, während er mit stolzer Zurückhaltung meine Antwort erwartete Ich ehrte ihr Geheimnis und ehrte es ihrem Vater gegenüber vollends.A faint color flushed his pale cheeks. He waited, with a certain proud resignation, for my reply. I respected her secret, respected it more resolutely than ever, before her father.
»Nach Allem, was ich Ihnen zu danken habe, mein Herr, sind Ihre Wünsche mir Befehle,« antwortete ich, verneigte mich mit besonderer Ehrerbietung und verließ schweigend das Haus."After all that I owe to you, sir," I answered, "your wishes are my commands." Saying that, and saying no more, I bowed to him with marked respect, and left the house.
Wie sie es gewünscht hatte, sah ich, als ich meinen Pony bestieg, nach dem Mittelfenster hinauf. Es war geöffnet, aber die zugezogenen Vorhänge versperrten dem Licht eifersüchtig den Eingang in das Innere des Zimmers. Als sich der Pony in Bewegung setzte und sein Hufschlag auf dem steinigen Boden der Insel erscholl, wurde der Vorhang ein wenig zurückgezogen. In dem Zwischenraum der dunklen Verhüllungen erschien eine zarte, weiße Hand, winkte mir zitternd ein letztes Lebewohl zu und verschwand vor meinen Blicken. Der Vorhang schloss sich wieder vor ihrem düsteren, einsamen Leben. Der melancholische Wind sang über den leicht bewegten Wassern des Sees leise sein eintöniges Klagelied. Die Ponys bestiegen die Fähre, die den Transport von Tieren nach und von der Insel vermittelte. Mit langsamen, regelmäßigen Schlägen ruderten uns die Männer zum Festlande hinüber und verabschiedeten sich dort. Ich schaute nach dem fernen Hause zurück und gedachte ihrer, die im dunklen Zimmer geduldig des Todes harrte. Heiße Tränen verschleierten mir den Blick so, dass der Führer meinen Zügel ergriff, indem er sagte: »Ihnen ist nicht wohl, mein Herr lassen Sie mich Ihren Pony führen.«Mounting my pony at the door, I looked up at the center window, as she had bidden me. It was open; but dark curtains, jealously closed, kept out the light from the room within. At the sound of the pony's hoofs on the rough island road, as the animal moved, the curtains were parted for a few inches only. Through the gap in the dark draperies a wan white hand appeared; waved tremulously a last farewell; and vanished from my view. The curtains closed again on her dark and solitary life. The dreary wind sounded its long, low dirge over the rippling waters of the lake. The ponies took their places in the ferryboat which was kept for the passage of animals to and from the island. With slow, regular strokes the men rowed us to the mainland and took their leave. I looked back at the distant house. I thought of her in the dark room, waiting patiently for death. Burning tears blinded me. The guide took my bridle in his hand: "You're not well, sir," he said; "I will lead the pony."
Wir waren bereits von dem höher gelegenen Teile der Insel in den niederen gelangt, als ich mein Interesse wieder der Landschaft zuwendete. Haus und See waren meinen Blicken auf Nimmerwiedersehen entschwunden.When I looked again at the landscape round me, we had descended in the interval from the higher ground to the lower. The house and the lake had disappeared, to be seen no more.


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