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Neunundzwanzigstes Kapitel.CHAPTER XVIII - PROFESSIONAL ASSISTANCE
Das Haus Nummer fünf lag ungefähr in der Mitte einer kleinen Straße der Vorstadt, welche den Namen Redburn Road führte. Als der Wagen anfuhr, blickte Mr. Vimpany gerade gähnend aus einem der Parterrefenster. Iris winkte ihn heran.NUMBER Five was near the centre of the row of little suburban houses called Redburn Road. When the cab drew up at the door Mr. Vimpany himself was visible, looking out of the window on the ground floor--and yawning as he looked. Iris beckoned to him impatiently.
»Ist Ihnen etwas zugestoßen?« fragte er, an die Tür des Wagens herantretend. Sie zog sich vom Fenster zurück und ließ ihn so schweigend sehen, was geschehen war. Der Doktor bewahrte bei dem grässlichen Anblick seine volle Haltung und ließ den bewusstlosen Mann in das nächste Zimmer im Erdgeschoss tragen. Bleich und zitternd berichtete Iris, wie sie Lord Harry gefunden, und fragte den Doktor, ob irgend eine Hoffnung vorhanden sei, dass derselbe gerettet werden könnte."Anything wrong?" he asked, as he approached the door of the cab. She drew back, and silently showed him what was wrong. The doctor received the shock with composure. When he happened to be sober and sad, looking for patients and failing to find them, Mr. Vimpany's capacity for feeling sympathy began and ended with himself. "This is a new scrape, even for Lord Harry," he remarked. "Let's get him into the house." The insensible man was carried into the nearest room on the ground floor. Pale and trembling, Iris related what had happened, and asked if there was no hope of saving him.
»Das will ich Ihnen sofort sagen,« antwortete Mr. Vimpany. Er entfernte den Verband und unter-suchte die Wunde. »Eine gehörige Menge Blut hat er verloren,« sagte er, »aber ich werd' es versuchen, ihn durchzubringen. Während ich mich jedoch mit unserem gemeinsamen Freunde beschäftige, bitte ich Sie, Miss Henley, hinauf in das Empfangszimmer zu gehen!« Darauf öffnete er einen schönen Kasten aus Mahagoniholz. »Das sind die Werkzeuge meines Berufes,« fuhr er fort, »ich werde jetzt die Kehle Seiner Lordschaft wieder zunähen.«"Patience!" Mr. Vimpany answered; "I'll tell you directly." He removed the bandages, and examined the wound. "There's been a deal of blood lost," he said; "I'll try and pull him through. While I am about it, Miss, go upstairs, if you please, and find your way to the drawing-room." Iris hesitated. The doctor opened a neat mahogany box. "The tools of my trade," he continued; "I'm going to sew up his lordship's throat."
Iris schauderte, als sie diese Worte vernahm, und verließ eiligst das Zimmer. Fanny folgte ihrer Herrin die Treppe hinauf. Als sie oben angekommen waren, sagte Fanny: »In der Tasche des Herrn wurde noch ein zweiter Brief gefunden. Entschuldigen Sie, Miss, wenn ich Sie daran erinnere, dass Sie ihn noch nicht gelesen haben!«Shuddering as she heard those words, Iris hurried out of the room. Fanny followed her mistress up the stairs. In her own very different way, the maid was as impenetrably composed as Mr. Vimpany himself. "There was a second letter found in the gentleman's pocket, Miss," she said. "Will you excuse my reminding you that you have not read it yet."
Iris las folgende Zeilen:Iris read the lines that follow:
»Verzeihe mir zum letztenmal, Geliebte! Mein Brief soll Dir sagen, dass ich Dich niemals wieder in dieser Welt belästigen werde - ob in der andern Welt, wer weiß das? Ich brachte einiges Geld zurück von den Goldfeldern. Es war nicht genug, um ein Vermögen genannt zu werden, wenigstens nicht ein solches Vermögen, das Deinen Vater bestimmen konnte, seine Einwilligung zu Deiner Heirat mit mir zu geben. Nun, hier in England bot sich eine günstige Gelegenheit, dasselbe mehr als zu verzehnfachen - nämlich auf dem Rennplatze, und lass mich hinzufügen, nach im geheimen eingezogenen Erkundigungen über die Rennpferde, auf deren Sieg ich gewiss rechnen konnte. Ich will mich hier nicht damit aufhalten, zu untersuchen, welches grausame Missgeschick mich ins Unglück stürzte. Mein Geld ist dahin und mit ihm meine letzte Hoffnung auf ein glückliches und sorgenloses Leben an Deiner Seite, meine Iris. Ich sterbe mit dem Hinschwinden dieser Hoffnung. Ein gewisses Gefühl hält mich ab, in dem grausigen Gewühl des großen, übervölkerten Londons Hand an mich zu legen. Ich ziehe es vor, mich aus diesem elenden Leben hinwegzustehlen mitten in der freien Natur, deren Grün mich an mein geliebtes altes Irland erinnern soll. Wenn Du zuweilen später an mich denken wirst, so sage Dir, der Arme hat mich geliebt - vielleicht wird mir dann die Erde leichter sein wegen dieser lieben Worte, und die Blumen werden vielleicht auf meinem Grabe schöner blühen, wenn Du mir überhaupt die Gunst erweisen willst, einige darauf zu pflanzen.«"Forgive me, my dear, for the last time. My letter is to say that I shall trouble you no more in this world--and, as for the other world, who knows? I brought some money back with me, from the goldfields. It was not enough to be called a fortune--I mean the sort of fortune which might persuade your father to let you marry me. Well! here in England, I had an opportunity of making ten times more of it on the turf; and, let me add, with private information of the horses which I might certainly count on to win. I don't stop to ask by what cruel roguery I was tempted to my ruin. My money is lost; and, with it, my last hope of a happy and harmless life with you comes to an end. I die, Iris dear, with the death of that hope. Something in me seems to shrink from suicide in the ugly gloom of great overgrown London. I prefer to make away with myself among the fields, where the green will remind me of dear old Ireland. When you think of me sometimes, say to yourself the poor wretch loved me--and perhaps the earth will lie lighter on Harry for those kind words, and the flowers (if you favour me by planting a few) may grow prettier on my grave."
Hier endete der Brief.There it ended.
Iris verlor all ihre Fassung, als sie die melancholischen Abschiedsworte gelesen. Wenn er diesen verzweifelten Selbstmordversuch überlebte, zu welchem Ende sollte das führen? Schweigend schob das junge Mädchen, das ihn liebte, den Brief vorn in ihr Kleid. Fanny hatte sie aufmerksam beobachtet. Nach einer Weile machte sie den Vorschlag, hinunter gehen und wieder einmal fragen zu wollen, wie es um den verwundeten Lord stünde. Iris kannte jedoch den Doktor zu genau, um ihr Mädchen diesen nutzlosen Gang machen zu lassen.The heart of Iris sank as she read that melancholy farewell, expressed in language at once wild and childish. If he survived his desperate attempt at self-destruction, to what end would it lead? In silence, the woman who loved him put his letter back in her bosom. Watching her attentively--affected, it was impossible to say how, by that mute distress--Fanny Mere proposed to go downstairs, and ask once more what hope there might be for the wounded man. Iris knew the doctor too well to let the maid leave her on a useless errand.
»Manche Männer würden in der liebenswürdigsten Weise bemüht sein, mich in meinem Kummer und meiner Sorge zu beruhigen und zu trösten,« sagte sie. »Der Mann da unten gehört aber nicht zu ihnen. Ich muss warten, bis er selbst kommt oder mich holen lässt. Ich möchte jetzt vielmehr, solange wir allein sind, über etwas anderes mit Ihnen sprechen, Fanny. Sie stehen erst sehr kurze Zeit in meinen Diensten. Ist es daher zu früh, wenn ich Sie jetzt schon frage, ob Sie irgend welches Interesse für mich fühlen?«"Some men might be kindly ready to relieve my suspense," she said; "the man downstairs is not one of them. I must wait till he comes to me, or sends for me. But there is something I wish to say to you, while we are alone. You have been but a short time in my service, Fanny. Is it too soon to ask if you feel some interest in me?"
»Wenn ich Ihnen etwas zu Gefallen tun oder Ihnen irgendwie helfen kann, Miss, so bitte ich Sie, mir nur zu sagen, wie.«"If I can comfort you or help you, Miss, be pleased to tell me how."
Sie sprach diese Antwort in ihrer gewöhnlichen ruhigen und höflichen Art und Weise; ihre bleichen Wangen zeigten keinen Farbenwechsel, und ihre blassblauen Augen ruhten unverwandt auf Miss Henleys Gesicht.She made that reply respectfully, in her usual quiet manner; her pale cheeks showing no change of colour, her faint blue eyes resting steadily on her mistress's face.
Iris fuhr fort:Iris went on:
»Wenn ich Sie nun bitte, das, was sich an diesem schrecklichen Tage ereignet hat, geheim zu halten vor jedermann, darf ich, obgleich Sie mich erst so wenig kennen gelernt haben. Ihnen trauen, wie ich Rhoda Bennet getraut habe?«"If I ask you to keep what has happened, on this dreadful day, a secret from everybody, may I trust you--little as you know of me--as I might have trusted Rhoda Bennet?"
»Ich verspreche es, Miss!«"I promise it, Miss."
Das Mädchen schien der Meinung zu sein, mit diesen wenigen Worten genug gesagt zu haben.In saying those few words, the undemonstrative woman seemed to think that she had said enough.
Iris blieb keine Wahl, als eine neue Bitte an sie zu stellen.Iris had no alternative but to ask another favour.
»Wie Sie auch immer die Neugierde plagen mag, wollen Sie sich damit zufrieden geben, dass Sie mir einen Gefallen erweisen, ohne eine nähere Erklärung zu fordern?«"And whatever curiosity you may feel, will you be content to do me a kindness--without wanting an explanation?"
»Es ist meine Pflicht, die Geheimnisse meiner Herrin zu achten; ich werde diese Pflicht erfüllen.« Keine Gefühlsäußerung, kein Zeichen von Teilnahme konnte Iris an Fanny bemerken; eine einfache Erklärung ihrer treuen Ergebenheit und Pflichterfüllung war alles, was das bleiche Mädchen zu sagen für nötig hielt. Hatte sich ihr Herz verhärtet durch das Unglück, welches ihr Leben verdüstert hatte? Oder war sie nur ein lebendiges Beispiel der ihrem Volke angeborenen Zurückhaltung, welche vor jeder freien Gefühlsäußerung zurückschreckt und gewissermaßen lebt und stirbt in einer selbstgewählten Gefangenschaft und Einsamkeit?"It is my duty to respect my mistress's secrets; I will do my duty." No sentiment, no offer of respectful sympathy; a positive declaration of fidelity, left impenetrably to speak for itself. Was the girl's heart hardened by the disaster which had darkened her life? Or was she the submissive victim of that inbred reserve, which shrinks from the frank expression of feeling, and lives and dies self-imprisoned in its own secrecy? A third explanation, founded probably on a steadier basis, was suggested by Miss Henley's remembrance of their first interview. Fanny's nature had revealed a sensitive side, when she was first encouraged to hope for a refuge from ruin followed perhaps by starvation and death. Judging so far from experience, a sound conclusion seemed to follow. When circumstances strongly excited the girl, there was a dormant vitality in her that revived. At other times when events failed to agitate her by a direct appeal to personal interests, her constitutional reserve held the rule. She could be impenetrably honest, steadily industrious, truly grateful--but the intuitive expression of feeling, on ordinary occasions, was beyond her reach.
Nachdem ungefähr eine halbe Stunde vergangen war, erschien Mr. Vimpany. Er blieb an der Tür stehen, zog seine Uhr aus der Tasche, sah nach der Zeit und stellte dann eine Berechnung an, die für seine Tüchtigkeit als Arzt zeugen sollte.After an interval of nearly half an hour, Mr. Vimpany made his appearance. Pausing in the doorway, he consulted his watch, and entered on a calculation which presented him favourably from a professional point of view.
»Wenn Sie die Zeit in Rechnung ziehen, welche ich brauchte, um Mylord wieder zum Bewusstsein zu bringen, als er in Ohnmacht gefallen war, und um ihn mit einem Tropfen Branntwein zu stärken und um mir dann meine Hände zu waschen - sehen Sie, wie rein sie sind! - dann habe ich nicht mehr als zwanzig Minuten gebraucht, um seinen Hals wieder in Ordnung zu bringen. Keine schlechte Leistung für einen Wundarzt, Miss Henley.«"Allow for time lost in reviving my lord when he fainted, and stringing him up with a drop of brandy, and washing my hands (look how clean they are!), I haven't been more than twenty minutes in mending his throat. Not bad surgery, Miss Henley."
»Ist sein Leben jetzt gerettet, Mr. Vimpany?«"Is his life safe, Mr. Vimpany?"
»Er hat es seinem Glück zu danken - ja!«"Thanks to his luck--yes."
»Seinem Glück?«"His luck?"
»Sicherlich! In erster Linie verdankt er sein Leben Ihnen, dadurch, dass Sie ihn aufgefunden haben und zwar noch zur rechten Zeit; wenn Sie nur ein wenig später gekommen wären, so würde es mit Lord Harry vorbei gewesen sein. Der zweite Glücksumstand war, dass Sie den Arzt zu Hause trafen, gerade, da er am nötigsten gebraucht wurde, und der dritte Glücksumstand endlich: unser Freund wusste nicht, wie man sich mit einem Messer die Kehle ordentlich abschneidet. Sie brauchen mich nicht so finster anzusehen, Miss Henley, ich scherze nicht! Für einen Selbstmörder, mit einem Rasiermesser in der Hand, ist meistenteils etwas sehr günstig - er hat keine Ahnung von der Anatomie, und das ist auch bei Lord Harry der Fall gewesen. Er hat sich nur die äußeren fleischigen Teile an seinem Halse durchschnitten, bis an die größeren und wichtigeren Blut-gefässe ist er nicht gekommen. Nehmen Sie mein Wort, er wird sich jetzt schon ziemlich wohl fühlen und schuldet dafür Ihnen, mir und seiner Unwissenheit Dank. Nun, was sagen Sie zu meiner Geschicklichkeit? Ja, heute bin ich noch im vollständigen Besitz meiner Arbeits- und Geisteskraft; heute habe ich noch keinen französischen Rotwein von Mr. Mountjoy getrunken. Verstehen Sie, was das sagen will, Miss Henley?«"To be sure! In the first place, he owes his life to your finding him when you did; a little later, and it would have been all over with Lord Harry. Second piece of luck: catching the doctor at home, just when he was most wanted. Third piece of luck: our friend didn't know how to cut his own throat properly. You needn't look black at me, Miss; I'm not joking. A suicide with a razor in his hand has generally one chance in his favour--he is ignorant of anatomy. That is my lord's case. He has only cut through the upper fleshy part of his throat, and has missed the larger blood vessels. Take my word for it, he will do well enough now; thanks to you, thanks to me, and thanks to his own ignorance. What do you say to that way of putting it? Ha! my brains are in good working order to-day; I haven't been drinking any of Mr. Mountjoy's claret--do you take the joke, Miss Henley?"
Als er sich in der Erinnerung an seine eigene Betrunkenheit vor Lachen fast ausschütten wollte, bemerkte er Fanny Mere.Chuckling over the recollection of his own drunken audacity, he happened to notice Fanny Mere.
»Oho, da ist ja noch eine andere Person, welche mich wahrscheinlich auch nötig hat! Sie sind ja so weiß wie Leinwand, Miss! Wenn Sie vielleicht in Ohnmacht fallen wollen, dann tun Sie mir nur den einzigen Gefallen und warten Sie, bis ich die Cognacflasche geholt habe. O, die Farbe ist von Natur so bei Ihnen, nicht wahr? Ich sehe es jetzt; eine dicke Haut und langsamer Blutumlauf. Eine Freundin von Ihnen, Miss Henley?«"Hullo! is this another injured person in want of me? You're as white as a sheet, Miss. If you're going to faint, do me a favour--wait till I can get the brandy-bottle. Oh! it's natural to you, is it? I see. A thick skin and a slow circulation; you will live to be an old woman. A friend of yours, Miss Henley?"
Fanny antwortete ruhig für sich selbst: »Ich bin Miss Henleys Kammermädchen, Sir.« »Was ist denn aus der andern geworden?« fragte Mr. Vimpany. »Weilt sie noch immer in dem Pächterhause zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit? Wenn es meine Zeit erlaubt hätte, würde ich sie wieder wie damals in meine Behandlung genommen haben, die kleine Rhoda Bennet. Es gibt keinen Arzt in England, Miss, der mehr von den Nervenkrankheiten der Frauen weiß als ich, und was ist mein Lohn? Ist mein Wartezimmer mit reichen Leuten gefüllt, die kommen, um mich um Rat zu fragen? Wohne ich in einem eleganten Viertel von London? Hat man mich etwa zum Baronet gemacht? Zum Donnerwetter - ich bitte um Entschuldigung, Miss Henley - aber es ist für einen Mann von meinen Fähigkeiten kränkend, dass er sich so vollständig vernachlässigt sieht. Während der letzten drei Tage hat nicht ein Mensch meine Schwelle überschritten. Kann ich Ihnen noch mit sonst etwas dienen, Miss?«Fanny answered composedly for herself: "I am Miss Henley's maid, sir." "What's become of the other one?" Mr. Vimpany asked. "Aye? aye? Staying at a farm-house for the benefit of her health, is she? If I had been allowed time enough, I would have made a cure of Rhoda Bennet. There isn't a medical man in England who knows more than I do of the nervous maladies of women--and what is my reward? Is my waiting-room crammed with rich people coming to consult me? Do I live in a fashionable Square? Have I even been made a Baronet? Damn it--I beg your pardon, Miss Henley--but it is irritating, to a man of my capacity, to be completely neglected. For the last three days not a creature has darkened the doors of this house. Could I say a word to you?"
Er führte Iris geheimnisvoll in eine Ecke des Zimmers. »Vielleicht in Betreff unseres Freundes da unten?« fragte er.He led Iris mysteriously into a corner of the room. "About our friend downstairs?" he began.
»Wann dürfen wir hoffen, ihn wieder ganz hergestellt zu sehen, Mr. Vimpany?« »Etwa in drei Wochen, spätestens in einem Monate. Leider habe ich niemand im Hause außer einer dummen Dienstmagd. Wir müssen jedoch eine erfahrene Pflegerin haben. Ich kann eine durchaus zuverlässige Person vom Hospitale bekommen, aber da ist eine kleine Schwierigkeit. Ich bin, wie Sie wissen, ein Mann, der frei von der Leber weg redet; wenn ich arm bin, so geb' ich es auch zu, dass ich arm bin; unser Lord braucht aber gute und kräftige Nahrung, und auch die Pflegerin will gutes Essen haben. Würden Sie sich nun, Miss, dazu verstehen, mir ein kleines Darlehen zu geben, damit ich vorderhand alle Kosten der Verpflegung bestreiten könnte?« Iris händigte dem Doktor eine Geldbörse ein, welche Mr. Vimpany sehr mager vorkam."When may we hope that he will be well again, Mr. Vimpany?" "Maybe in three weeks. In a month at most. I have nobody here but a stupid servant girl. We ought to have a competent nurse. I can get a thoroughly trained person from the hospital; but there's a little difficulty. I am an outspoken man. When I am poor, I own I am poor. My lord must be well fed; the nurse must be well fed. Would you mind advancing a small loan, to provide beforehand for the payment of expenses?" Iris handed her purse to him, sick of the sight of Mr. Vimpany.
»Haben Sie vorläufig weiter nichts nötig?« fragte sie und ging nach der Türe."Is that all?" she asked, making for the door.
»Nein, ich danke, ich bin Ihnen sehr verbunden!«"Much obliged. That's all."
Als sie sich dem im Erdgeschoss gelegenen Zimmer näherten, blieb Iris stehen. Ihre Augen ruhten fragend auf dem Doktor. Selbst für diesen gefühllosen Menschen war der sprechende Blick ihrer Augen verständlich genug. Fanny bemerkte es und wendete plötzlich ihren Kopf nach der Seite. über das weiße Gesicht des Mädchens huschte finster ein Ausdruck von unaussprechlicher Verachtung. Die Schwäche ihrer Herrin hatte sich verraten - Schwäche für einen der Verräter an dem weiblichen Geschlechte, Schwäche für einen Mann!As they approached the room on the ground floor, Iris stopped: her eyes rested on the doctor. Even to that coarse creature, the eloquent look spoke for her. Fanny noticed it, and suddenly turned her head aside. Over the maid's white face there passed darkly an expression of unutterable contempt. Her mistress's weakness had revealed itself--weakness for one of the betrayers of women; weakness for a man!
Inzwischen war Mr. Vimpany, da er nun das Geld in der Tasche hatte, die Bereitwilligkeit selbst, jedem Wunsche der wegen ihres stets gefüllten Geldbeutels beneideten jungen Dame zu entsprechen.In the meantime, Mr. Vimpany (having got the money) was ready to humour the enviable young lady with a well-filled purse.
»Wollen Sie Lord Harry sehen, bevor Sie weggehen?« fragte er und freute sich im stillen auf das, was es da zu beobachten geben würde. »Aber eines leg' ich Ihnen ans Herz: Sie dürfen ihn nicht stören, nicht sprechen und nicht weinen. Sind Sie bereit? So, jetzt treten Sie ein!«"Do you want to see my lord before you go?" he asked, amused at the idea. "Mind! you mustn't disturb him! No talking, and no crying. Ready? Now look at him."
Da lag er auf einem elenden, kleinen Sofa in einem erbärmlichen, engen Zimmer. Seine Augen waren geschlossen. Eine Hand hing hilflos zum Boden herunter. über sein geisterbleiches Antlitz breitete sich eine Ruhe, welche erschreckende ähnlichkeit mit der Ruhe des Todes hatte. - Da lag er, das unbesonnene Opfer seiner Liebe für das Mädchen, das wieder und immer wieder verzweiflungsvoll Verzicht auf ihn geleistet und das ihn jetzt zum drittenmale gerettet hatte. O, wie ihr verräterisches Herz für ihn sprach!There he lay on a shabby little sofa, in an ugly little room; his eyes closed; one helpless hand hanging down; a stillness on his ghastly face, horribly suggestive of the stillness of death--there he lay, the reckless victim of his love for the woman who had desperately renounced him again and again, who had now saved him for the third time. Ah, how her treacherous heart pleaded for him!
»Kannst du ihn, nachdem dieses geschehen ist, von dir zurückstoßen, du, die du ihn liebst?« Plötzlich fühlte sie sich gewaltsam in den Hausgang zurückgezogen. Die Tür wurde geschlossen. Der Doktor flüsterte ihr zu: »Halten Sie sich aufrecht, Miß! Ich habe mehr Fassung von Ihnen erwartet. Kommen Sie, kommen Sie! Nur keine Ohnmacht, wenn ich bitten darf. Sie werden ihn morgen schon ganz anders finden. Besuchen Sie uns nur, dann können Sie selbst urteilen.« Nach dem, was Iris erduldet hatte, verlangte sie heftig nach einer innigen, aufrichtigen Teilnahme.Can you drive him away from you after this? You, who love him, what does your cold-blooded prudence say, when you look at him now? She felt herself drawn, roughly and suddenly, back into the passage. The door was closed; the doctor was whispering to her. "Hold up, Miss! I expected better things of you. Come! come!--no fainting. You'll find him a different man to-morrow. Pay us a visit, and judge for yourself." After what she had suffered, Iris hungered for sympathy.
»Ist es nicht bejammernswürdig?« sagte sie zu ihrem Kammermädchen, als sie das Haus verlassen hatten."Isn't it pitiable?" she said to her maid as they left the house.
»Ich weiß es nicht,« entgegnete Fanny."I don't know, Miss."
»Sie wissen es nicht? Gott im Himmel, sind Sie denn von Stein? Haben Sie denn nicht so etwas wie ein Herz in sich?«"You don't know? Good heavens, are you made of stone? Have you no such thing as a heart in you?"
»Nicht für die Männer,« antwortete Fanny. »Ich spare mir mein Mitleid für die Frauen auf.« Iris wusste, welch bittere Erinnerungen sie dieses Geständnis machen ließen. Wie vermisste sie in diesem Augenblicke Rhoda Bennet!"Not for the men," Fanny answered. "I keep my pity for the women." Iris knew what bitter remembrances made their confession in those words. How she missed Rhoda Bennet at that moment!


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