Wilkie Collins - Logo - Klicken, um Navigationsmenü einzublenden
 

Gefangener und Lehrling

Text als MP3-Datei anhören(2,6 MB) 1841 steckt William Collins also seinen Sohn als Lehrling in ein Teeimporteurgeschäft im Stadtteil Strand in London (Bild vom Markt in Smithfield im Stadtteil Strand mit freundlicher Genehmigung von londonancestor.com). Den Job bekam er von Charles Ward vermittelt, einem Freund der Familie, der in der Coutts Bank für Edward E. Antrobus, dem Eigentümer des Geschäts arbeitete. Die Lehrlingsstelle war für Wilkie von seinem Vater wohl nur deshalb besorgt worden, um ihn geschäftig zu halten. Wilkie konnte Urlaub nehmen, wann er wollte und da sein Gehalt als Lehrling nicht gerade reichlich war, wurde er von seinem Vater diesbezüglich unterstützt.

Bild vom Markt in Smithfield im Staddteil StrandWilkie sagte die Arbeit bei Antrobus & Co. nicht zu. Er nahm seine Aufgaben nicht ernst und reizte seinen Arbeitgeber öfters durch äußerst lange selbstgenomene Ferien. Daß Wilkies Vater von diesem Umstand wußte, zeigt ein Brief, in dem er sich darüber beschwert, schon lange nichts mehr von seinen Söhnen gehört zu haben, in dem es heißt: "Willie muß doch wissen, daß ich gern mal wieder was von ihm hören würde und in seiner Schreibstube hat er viel Freizeit." In dieser freien Zeit, das heißt während seiner Arbeitszeit schrieb Wilkie seine erste unter dem Namen W. Wilkie Collins veröffentlichte Geschichte, die 1843 im Illuminated magazine erschien: The last stage coachman. In diesem Jahr wurde auch sein Bruder Charles an der Royal Academy School zugelassen und begann seine Karriere als Maler.

Nach einem mehrmonatigen Ausflug nach Paris, den er mit dem 30-jährigen Charles Ward unternahm, der zu dieser Zeit Wilkies 18jähriger Cousine Jane Carpenter den Hof machte und im Februar 1845 heiratete, begann Wilkie in seiner Arbeitszeit einen Roman zu schreiben, der den Titel Iolani, Or: Tahiti as it was trug, eine gothic romance, die in der Südsee spielte. Im darauffolgenden Jahr wiederholte er seinen Parisausflug ohne Charles Ward. Er lernte dort viel Französisch und begann Balzac zu lesen. Doch schon nach wenigen Wochen war er total pleite, weswegen er seine Eltern um unverhältnismäßig viel Geld bat. Als sein Vater ihm dieses kleine Vermögen verweigerte, wurde er in den darauffolgenden Briefen teilweise recht unverschämt.

Wie dem auch sei, noch einige Wochen verstrichen und er kehrte zurück ins Gefängnis im Strand, wie er es später immer nannte. Und endlich, nach über fünf Jahren bei der Firma Antrobus & Co., konnte er seine Zelle verlassen und wurde auf Betreiben seines Vaters als Jurastudent am Lincolns Inn zugelassen.

Quellen:
Hans Sehlbach, Untersuchungen über die Romankunst von Wilkie Collins
Catherine Peters, The King Of Inventors