Zweiundvierzigstes Kapitel | CHAPTER XXXI - THE SCHOOL FOR HUSBANDS |
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Schon am nächsten Tag empfing Hugh wieder Nachrichten von Iris, die aber durchaus nicht darnach angetan waren, seine Befürchtungen zu zerstreuen. Fanny Mere suchte ihn in seinem Hotel auf. | ON the next day Mountjoy heard news of Iris, which was not of a nature to relieve his anxieties. He received a visit from Fanny Mere. |
Der Abschied Mr. Vimpanys am vorhergehenden Abend war das erste Ereignis, von dem das Mädchen zu berichten hatte. Sie war dabei gewesen, als der Doktor ihrem Herrn und ihrer Herrin Lebewohl gesagt. Er gab als Grund seiner plötzlichen Abreise dringende Geschäfte in London an. Lord Harry hätte die Entschuldigung so aufgenommen, als ob er sie wirklich glaubte, und schien sehr erfreut zu sein, seinen Freund so schnell los zu werden; Lady Harry dagegen sprach ihre Meinung dahin aus, dass Mr. Vimpanys Rückkehr nach London wahrscheinlich durch einen Akt von Frei¬gebigkeit von seiten des edelsten der jetzt lebenden Menschen veranlasst worden sei. Sie sagte zu ihrem Gatten: »Dein Freund hat, wie ich glaube, von meinem Freund Geld bekommen.« Mylord sah sie sehr befremdet an, als sie in diesem Tone von Mr. Mountjoy sprach, und ging dann schweigend aus dem Zimmer. Sobald er seinen Rücken gewendet hatte, erhielt Fanny die Erlaubnis zum Ausgehen; sie führte ihre Absicht aus, auf der Station zu warten, und sah auch, wie Mr. Vimpany in dem Postzug unter den Reisenden nach London Platz nahm. | The leave-taking of Mr. Vimpany, on the previous evening, was the first event which the maid had to relate. She had been present when the doctor said good-bye to the master and mistress. Business in London was the reason he gave for going away. The master had taken the excuse as if he really believed in it, and seemed to be glad to get rid of his friend. The mistress expressed her opinion that Mr. Vimpany's return to London must have been brought about by an act of liberality on the part of the most generous of living men. "Your friend has, as I believe, got some money from my friend," she said to her husband. My lord had looked at her very strangely when she spoke of Mr. Mountjoy in that way, and had walked out of the room. As soon as his back was turned, Fanny had obtained leave of absence. She had carried out her intention of watching the terminus, and had seen Mr. Vimpany take his place among the passengers to London by the mail train. |
In die Villa zurückgekehrt, hatte Fanny ihrer Pflicht gemäß in dem Zimmer ihrer Herrin nach¬fragen wollen, ob ihre Dienste noch gebraucht würden. Als sie jedoch an die Tür kam, hörte sie die Stimmen des Lords und der Lady, und sie war, wie Mr. Mountjoy wahrscheinlich mit Genugtuung ver¬nehmen werde, in diesem Fall zu ehrlich gewesen, um an der Tür zu horchen. Sie ging gleich weg auf ihr Zimmer und wartete dort, bis man sie holen ließ. Nach einer langen Zwischenzeit ertönte die Glocke, welche sie rief; sie fand ihre Herrin in sehr aufgeregtem Zustand vor, teils ärgerlich, teils betrübt, und erlaubte sich daher, zu fragen, ob irgendetwas Unangenehmes vorgefallen sei; auf diese Frage er¬folgte jedoch keine Antwort. Fanny war daher schweigend ihrer Pflicht nachgekommen und hatte ihrer Herrin bei der Nachttoilette geholfen. Dann hatten sie sich »Gute Nacht« gesagt, sonst aber kein Wort gewechselt. Am nächsten Morgen hatte das Mädchen, als sie wie gewöhnlich ihren Dienst in dem Zimmer ihrer Herrin versah, diese in etwas ruhigerer und mitteilsamerer Stimmung gefunden. Sie war immer noch von Furcht gepeinigt, jedoch bereit gewesen, über ihren Kummer zu sprechen. | Returning to the cottage, it was Fanny's duty to ascertain if her services were required in her mistress's room. On reaching the door, she had heard the voices of my lord and my lady, and (as Mr. Mountjoy would perhaps be pleased to know) had been too honourable to listen outside, on this occasion. She had at once gone away, and had waited until she should be sent for. After a long interval, the bell that summoned her had been rung. She had found the mistress in a state of agitation, partly angry, and partly distressed; and had ventured to ask if anything unpleasant had happened. No reply was made to that inquiry. Fanny had silently performed the customary duties of the night-toilet, in getting my lady ready for bed; they had said good-night to each other and had said no more. In the morning (that present morning), being again in attendance as usual, the maid had found Lady Harry in a more indulgent frame of mind; still troubled by anxieties, but willing to speak of them now. |
Sie hatte von Mr. Mountjoy zu reden angefangen. | She had begun by talking of Mr. Mountjoy: |
»Ich glaube, Sie haben ihn auch gern, Fanny; jedermann hat ihn ja gern; Sie werden daher traurig sein, zu hören, dass wir niemals die Aussicht haben, ihn wieder in unserer Villa zu sehen.« Dann hielt sie inne. Etwas, was sie nicht ausgesprochen hatte, schien ihre Gedanken zu beschäftigen und zu quälen. Die arme Seele war nahe daran, zu weinen, hatte es aber standhaft unterdrückt. »Ich habe keine Schwester«, fuhr sie dann fort, »und keine Freundin, die mir eine Schwester ersetzen könnte. Es ist vielleicht nicht ganz richtig, wenn ich von meinem Kummer zu meinem Kammermädchen spreche, aber es ist fast unerträglich, kein teilnehmendes Herz in der Nähe zu wissen, das heißt, keine andere Frau, welche versteht, wie Frauen fühlen. Es ist so einsam hier, o, gar zu einsam! Ich möchte wissen, ob Sie mich verstehen und Mitleid mit mir fühlen können.« | "I think you like him, Fanny: everybody likes him. You will be sorry to hear that we have no prospect of seeing him again at the cottage." There she had stopped; something that she had not said, yet, seemed to be in her mind, and to trouble her. She was near to crying, poor soul, but struggled against it. "I have no sister," she said, "and no friend who might be like a sister to me. It isn't perhaps quite right to speak of my sorrow to my maid. Still, there is something hard to bear in having no kind heart near one--I mean, no other woman to speak to who knows what women feel. It is so lonely here--oh, so lonely! I wonder whether you understand me and pity me?" |
Fanny ließ nichts außer acht, was sie ihrer Herrin schuldig war, - wenn sie so sprechen dürfe, ohne dass es den Schein hätte, sie wolle sich selbst loben - sie war aber in Wahrheit betrübt. Es hätte ihr eine große Erleichterung gewährt, wenn sie offen ihre Meinung hätte aussprechen dürfen, dass nur Lord Harry allein schuld daran trage, wenn seine Gattin betrübt sei; als Mann sei er eben von Natur grausam gegen seine Frau. Das Klügste, was Mylady tun könnte, wäre, nichts von ihm zu erwarten. Das Mädchen schien sehr in Versuchung geführt zu sein, ihrer Herrin in dieser Hinsicht einen kleinen Rat zu geben; aber sie war durch ihre eigenen Erfahrungen vorsichtig gemacht. Fanny hielt es daher für besser, zu warten, was ihre Herrin zunächst sagen würde. | Never forgetting all that she owed to her mistress--if she might say so without seeming to praise herself--Fanny was truly sorry. It would have been a relief to her, if she could have freely expressed her opinion that my lord must be to blame, when my lady was in trouble. Being a man, he was by nature cruel to women; the wisest thing his poor wife could do would be to expect nothing from him. The maid was sorely tempted to offer a little good advice to this effect; but she was afraid of her own remembrances, if she encouraged them by speaking out boldly. It would be better to wait for what the mistress might say next. |
Lord Harrys Benehmen war der erste Gegenstand, als das Gespräch wieder aufgenommen wurde. | Lord Harry's conduct was the first subject that presented itself when the conversation was resumed. |
Mylady erwähnte, dass sie wohl bemerkt habe, wie er missvergnügt aussah und wie er sich eilig entfernte, als sie so lobend von Mr. Mountjoy sprach. | My lady mentioned that she had noticed how he looked, and how he left the room, when she had spoken in praise of Mr. Mountjoy. |
Sie hatte ihn gedrängt, sich offen auszusprechen, und dabei eine Entdeckung gemacht, welche ihr die bitterste Enttäuschung ihres ganzen Lebens bereitete. Ihr Gatte beargwöhnte sie! Ihr Gatte war eifersüchtig! Es war zu schrecklich! Das war eine Beleidigung, die nicht zu ertragen war, eine Beleidigung sowohl gegen Mr. Mountjoy wie gegen sie selbst. Wenn diesem besten und liebsten der Freunde das Haus verboten werden, wenn er fortgehen und sie ihn nie wieder sehen und sprechen sollte, dann war sie fest entschlossen, eines zu tun: er durfte nicht fortgehen, ohne dass sie ihm vorher ein freundliches Wort zum Abschied gesagt hatte; er sollte hören, wie wert sie ihn hielt, ja, und wie sie ihn verehrte und mit ihm fühlte! Würde Fanny nicht an ihrer Stelle dasselbe tun? Und Fanny hatte sich der Zeit erinnert, wo sie dasselbe für einen Mann wie Mr. Mountjoy getan haben würde. | She had pressed him to explain himself---and she had made a discovery which proved to be the bitterest disappointment of her life. Her husband suspected her! Her husband was jealous of her! It was too cruel; it was an insult beyond endurance, an insult to Mr. Mountjoy as well as to herself. If that best and dearest of good friends was to be forbidden the house, if he was to go away and never to see her or speak to her again, of one thing she was determined--he should not leave her without a kind word of farewell; he should hear how truly she valued him; yes, and how she admired and felt for him! Would Fanny not do the same thing, in her place? And Fanny had remembered the time when she might have done it for such a man as Mr. Mountjoy. |
»Sorgen Sie dafür, dass Sie heute abend zu Hause sind«, fuhr das Mädchen fort. Sie sprach so erregt, dass Hugh sie kaum wiedererkannte. »Meine Herrin will hieher kommen, um Sie noch einmal zu sehen und zu sprechen, und ich werde sie begleiten.« | "Mind you stay indoors this evening, sir," the maid continued, looking and speaking so excitedly that Hugh hardly knew her again. "My mistress is coming to see you, and I shall come with her." |
Solch ein unkluges Benehmen war ganz undenkbar! - »Sie müssen von Sinnen sein!« rief Mountjoy aus. | Such an act of imprudence was incredible. "You must be out of your senses!" Mountjoy exclaimed. |
»Ich bin gar nicht von Sinnen, Sir«, antwortete Fanny. »Ich freue mich nur, wenn ein Mann in dieser Weise handelt. Der Lord speist heute außer dem Hause und wird davon nichts erfahren, und«, rief das sonst so kühle und gemessene Mädchen erregt aus, »er verdient es nicht besser!« | "I'm out of myself sir, if that's what you mean," Fanny answered. "I do so enjoy treating a man in that way! The master's going out to dinner--he'll know nothing about it--and," cried the cool cold woman of other times, "he richly deserves it." |
Hugh machte alle möglichen Einwendungen, hatte aber nicht den geringsten Erfolg. | Hugh reasoned and remonstrated, and failed to produce the slightest effect. |
Das nächste, was er tat, war, dass er einige Zeilen an Lady Harry schrieb, in denen er sie beschwor, daran zu denken, dass ein eifersüchtiger Mann sich nicht selten zu Handlungen der entsetzlichsten Art hinreißen lasse, und dass sie daher auf ihrer Hut sein möge. | His next effort was to write a few lines to Lady Harry, entreating her to remember that a jealous man is sometimes capable of acts of the meanest duplicity, and that she might be watched. |
Als er den Brief Fanny übergab, damit sie ihn besorgen sollte, bemerkte sie höflich, dass es besser sei, wenn er ihr den Brief nicht anvertraue. »Eine Person will zuweilen das Richtige tun«, sagte sie zu ihm, »und tut schließlich doch das Falsche.« Ehe sie ihrer Herrin Schmerz verursache, wäre sie imstande, den Brief auf ihrem Heimweg zu zerreißen und gar nichts davon zu sagen. Hugh versuchte es zunächst mit einer Drohung: | When he gave the note to Fanny to deliver, she informed him respectfully that he had better not trust her. A person sometimes meant to do right (she reminded him), and sometimes ended in doing wrong. Rather than disappoint her mistress, she was quite capable of tearing up the letter, on her way home, and saying nothing about it. Hugh tried a threat next: |
»Ihre Herrin wird mich nicht zu Hause finden, wenn sie hieher kommt - ich werde heut abend ausgehen.« | »Ihre Herrin wird mich nicht zu Hause finden, wenn sie hieher kommt - ich werde heut abend ausgehen.« |
Das sonderbare Mädchen sah ihn mit mitleidigem Lächeln an und antwortete nur: | "Your mistress will not find me, if she comes here; I shall go out to-night." The impenetrable maid looked at him with a pitying smile, and answered: |
»Sie werden das gewiss nicht tun!« | "Not you!" |
Es war ein beschämendes Selbstbekenntnis, aber Fanny kannte ihn besser als er sich selbst. | It was a humiliating reflection--but Fanny Mere understood him better than he understood himself. |
Alles, was Mountjoy gesagt und getan hatte, um dem Besuch vorzubeugen, war wirklich nur aus Rücksicht auf die junge Frau geschehen. Wenn er sein eigenes Herz gefragt hätte, so würde er entdeckt haben, dass er bei der glücklichen Aussicht, Iris wiederzusehen, hätte aufjubeln mögen. | All that Mountjoy had said and done in the way of protest, had been really dictated by consideration for the young wife. If he questioned his conscience, selfish delight in the happy prospect of seeing Iris again asserted itself, as the only view with which he looked forward to the end of the day. |
Als der Abend herankam, brauchte Hugh die Vorsicht, seinen ergebenen und verschwiegenen Diener zu beauftragen, Lady Harry an der Tür des Hotels zu empfangen, bevor der Ton der Glocke den Portier aus seiner Loge herbeirufen konnte. Bei ruhiger Betrachtung schien alles dafür zu sprechen, dass sie eine Entdeckung durch Lord Harry nicht zu fürchten brauchte. Der eifersüchtige Gatte auf der Bühne, welcher früher oder später das schuldige oder bisweilen auch unschuldige Paar entdeckt, ist nicht immer der Gatte in der Welt außerhalb des Theaters. | When the evening approached, he took the precaution of having his own discreet and faithful servant in attendance, to receive Lady Harry at the door of the hotel, before the ringing of the bell could summon the porter from his lodge. On calm consideration, the chances seemed to be in favour of her escaping detection by Lord Harry. The jealous husband of the stage, who sooner (or later) discovers the innocent (or guilty) couple, as the case may be, is not always the husband of the world outside the theatre. |
Während er noch darüber nachdachte, sah Hugh, dass die Tür seines Wohnzimmers vorsichtig geöffnet wurde, zu einer früheren Stunde, als er angenommen hatte. Sein alter Diener führte eine dicht verschleierte Dame herein, - es war Iris. | With this fragment of experience present in his mind, Hugh saw the door of his sitting-room cautiously opened, at an earlier hour than he had anticipated. His trustworthy representative introduced a lady, closely veiled--and that lady was Iris. |
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