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Zwei Schicksalswege

Die Grünwasser-FlächeGREENWATER BROAD
Schau zurück, Erinnerung, durch das dunkle Labyrinth der Vergangenheit durch die gemischten Freuden und Schmerzen von zwanzig Jahren. Erwache wieder, meine Knabenzeit, an den geschlängelten, grünen Ufern des kleinen Sees. Kehre zu mir zurück, meine Kinderliebe, in der schuldlosen Schöne deiner ersten zehn Jahre. Lass uns wiederum leben, mein Engel, wie wir in unserem ersten Paradiese lebte, ehe Sünde und Schmerz ihre flammenden Schwerter erhoben und uns in die Welt hinaustrieben. LOOK back, my memory, through the dim labyrinth of the past, through the mingling joys and sorrows of twenty years. Rise again, my boyhood's days, by the winding green shores of the little lake. Come to me once more, my child-love, in the innocent beauty of your first ten years of life. Let us live again, my angel, as we lived in our first paradise, before sin and sorrow lifted their flaming swords and drove us out into the world.
Es war im Monat März. Die letzten wilden Vögel der Jahreszeit flatterten über den Wassern des Sees, den wir in der Suffolkischen Mundart die »Grünwasser-Fläche« nannten.The month was March. The last wild fowl of the season were floating on the waters of the lake which, in our Suffolk tongue, we called Greenwater Broad.
Durch alle Windungen hindurch färbten die grünen Ufer und die überhängenden Bäume den See mit ihrem saftigen Grün, indem sie sich darin spiegelten und der dadurch seien Namen erhielt. In einer kleinen Bucht am südlichen Ende wurden die Boote aufgestellt – mein eigenes, niedliches Segelboot hatte seinen kleinen, natürlichen Hafen ganz für sich allein. Gegen Norden stand die große Schlinge, der Entenfang genannte, worin die wilden Vögel gefangen wurden, die im Winter zu Tausenden und Tausenden die »Grünwasser-Fläche« besuchten. Meine kleine Mary und ich gingen Hand in Hand hinaus, um die letzten Vögel in die Schlinge locken zu sehn.Wind where it might, the grassy banks and the overhanging trees tinged the lake with the soft green reflections from which it took its name. In a creek at the south end, the boats were kept--my own pretty sailing boat having a tiny natural harbor all to itself. In a creek at the north end stood the great trap (called a "decoy"), used for snaring the wild fowl which flocked every winter, by thousands and thousands, to Greenwater Broad. My little Mary and I went out together, hand in hand, to see the last birds of the season lured into the decoy.
Der äußere Teil der seltsamen Vogelfalle ragte aus dem Wasser des Sees in einer Reihe von Bogen hervor, die von biegsamen Zweigen geformt und von feinem Netzwerk bedeckt waren. Kleiner und kleiner werdend, folgten die Bogen mit ihrem Netzdach den geheimen Windungen der kleinen Bucht landwärts bis zu ihrem Ende. Rings um die Bogen, nach der Landseite zu, lief ein hölzerner Zaun, der hoch genug war, um einen knieenden Mann den Blicken der Vögel auf dem Wasser zu verbergen. In gewissen Zwischenräumen waren Öffnungen in den Zaun gemacht, die grade ausreichten um einem Dachshund oder Windspiel den Eingang zu ermöglichen. Dieses war die ganze, einfache Bauart des Entenfanges.The outer part of the strange bird-trap rose from the waters of the lake in a series of circular arches, formed of elastic branches bent to the needed shape, and covered with folds of fine network, making the roof. Little by little diminishing in size, the arches and their net-work followed the secret windings of the creek inland to its end. Built back round the arches, on their landward side, ran a wooden paling, high enough to hide a man kneeling behind it from the view of the birds on the lake. At certain intervals a hole was broken in the paling just large enough to allow of the passage through it of a dog of the terrier or the spaniel breed. And there began and ended the simple yet sufficient mechanism of the decoy.
In jenen Tagen war ich dreizehn und Mary zehn Jahre alt. Auf unserem Wege zum See hatten wir Marys Vater als Führer und Begleiter bei uns. Der gute Mann diente als Vorgt auf meines Vaters Gute und war nebenbei einer der geschicktesten Meister in der Kunst des Entenfanges. Ein kleiner Dachshund war sein Gehülfe, als Lockvögel waren wir in Suffolk gewohnt Enten zu zähmen. Der Dachshund war auch in seiner Art ein Meister in seiner Kunst – ein Geschöpf, welches zu gleichen Teilen die beneidensweten Vorzüge unwandelbar guter Laune und natürlichen Verstandes besaß.In those days I was thirteen, and Mary was ten years old. Walking on our way to the lake we had Mary's father with us for guide and companion. The good man served as bailiff on my father's estate. He was, besides, a skilled master in the art of decoying ducks. The dog that helped him (we used no tame ducks as decoys in Suffolk) was a little black terrier; a skilled master also, in his way; a creature who possessed, in equal proportions, the enviable advantages of perfect good-humor and perfect common sense.
Der Hund folgte dem Vogte und wir folgten dem Hunde.The dog followed the bailiff, and we followed the dog.
Als wir an dem Zaune ankamen, der den Entenfang umgab, setzte sich der Hund, um zu warten, bis er gebraucht wurde. Der Vogt und die Kinder kauerten hinter dem Zaun, und guckten durch das äußerste Hundeloch, durch das man einen völligen Überblick über den See hatte. Es war ein windstiller Tag; nicht eine Welle trübte die Spiegelfläche des Sees; sanfte, graue Wolken überzogen den Himmel und verbargen die Sonne den Blicken. Wir guckten durch das Loch im Zaun. Da waren die wilden Enten – im Bereich des Entenfanges versammelt – auf dem friedlichen Spiegel des Wassers, friedlich ihre Federn ordnend. Der Vogt machte dem Hunde ein Zeichen. Der Hund sah den Vogt an; und, langsam vorwärts schreitend, ging er durch das Loch, so dass er sich auf dem schmalen Landstreifen zeigte, der sich von der äußeren Seite des Zaunes in den See senkte.Arrived at the paling which surrounded the decoy, the dog sat down to wait until he was wanted. The bailiff and the children crouched behind the paling, and peeped through the outermost dog-hole, which commanded a full view of the lake. It was a day without wind; not a ripple stirred the surface of the water; the soft gray clouds filled all the sky, and hid the sun from view. We peeped through the hole in the paling. There were the wild ducks--collected within easy reach of the decoy--placidly dressing their feathers on the placid surface of the lake. The bailiff looked at the dog, and made a sign. The dog looked at the bailiff; and, stepping forward quietly, passed through the hole, so as to show himself on the narrow strip of ground shelving down from the outer side of the paling to the lake.
Zuerst entdeckte eine Ente, dann eine andere, endlich ein halbes Dutzend zusammen, den Hund.First one duck, then another, then half a dozen together, discovered the dog.
Der neue Gegenstand, der auf der einsamen Szenerie erschien, wurde sofort auch der alles verschlingende Gegenstand der Neugierde der Enten. Die Äußersten derselben begannen langsam dem seltsamen, vierfüßigen Geschöpf entgegen zu schwimmen, das regungslos am Ufer saß. Zu zweien und dreien rückte das ganze Gros der Wasservögel allmälig der Avantgarde nach. Näher und näher an den Hund heranschwimmend, machten die schlauen Enten plötzlich Halt und auf dem Wasser sitzend, betrachteten sie aus einiger Entfernung das Phänomen auf dem Lande.A new object showing itself on the solitary scene instantly became an object of all-devouring curiosity to the ducks. The outermost of them began to swim slowly toward the strange four-footed creature, planted motionless on the bank. By twos and threes, the main body of the waterfowl gradually followed the advanced guard. Swimming nearer and nearer to the dog, the wary ducks suddenly came to a halt, and, poised on the water, viewed from a safe distance the phenomenon on the land.
Der Vogt, der hinter dem Zaune kniete, flüsterte »Trim!« Als er seinen Namen hörte, wendete sich der Dachshund um, und sich durch das Loch zurückziehend, war er den Blicken der Enten entschwunden. Die Vögel saßen regungslos auf dem Wasser und wunderten sich und warteten. Einen Augenblick später war der Hund herum gegangen und zeigte sich in dem nächsten Loch des Zaunes, das mehr nach innen belegen war, wo der See den äußersten Windungen der Bucht folgte.The bailiff, kneeling behind the paling, whispered, "Trim!" Hearing his name, the terrier turned about, and retiring through the hole, became lost to the view of the ducks. Motionless on the water, the wild fowl wondered and waited. In a minute more, the dog had trotted round, and had shown himself through the next hole in the paling, pierced further inward where the lake ran up into the outermost of the windings of the creek.
Das zweite Erscheinen des Hundes erregte neue Neugier unter den Enten. Mit einem Ruck schwammen sie wieder vorwärts, um den Hund wiederholt und näher in Augenschein zu nehmen; dann, um ihre gesicherte Stellung nicht zu verlieren, hielten sie wieder an, und zwar unter dem äußersten Bogen des Entenfanges. Wiederum verschwand der Hund und die erstaunten Enten warteten. Es entstand eine Pause – und Trim erschien zum dritten Male, im dritten Loche des Zaunes, welches weiter landeinwärts, an der Bucht lag. Zum dritten Male lockte unwiderstehliche Neugier die Enten weiter und weiter vorwärts in die verhängnisvollen Bogen des Entenfanges. Zum vierten und fünften Male begann das Spiel, bis der Hund die Wasservögel Schritt für Schritt weiter vorwärts in die inneren Räume des Entenfanges gelockt hatte. Dort erschien Trim zum letzten Male. Ein letztes Vorwärtsbringen, eine letzte vorsichtige Pause wurde von den Enten gemacht. Der Vogt zog an den Schnüren. Das beschwerte Netzwerk sank senkrecht ins Wasser und verschloss den Entenfang. Nun wurden die Enten zu Dutzenden und Dutzenden durch ihre eigene Neugier gefangen – durch keine andere Lockspeise als einen kleinen Hund! Wenige Stunden darauf waren sie alle als tote Enten auf dem Wege zu den Londoner Märkten befindlich.The second appearance of the terrier instantly produced a second fit of curiosity among the ducks. With one accord, they swam forward again, to get another and a nearer view of the dog; then, judging their safe distance once more, they stopped for the second time, under the outermost arch of the decoy. Again the dog vanished, and the puzzled ducks waited. An interval passed, and the third appearance of Trim took place, through a third hole in the paling, pierced further inland up the creek. For the third time irresistible curiosity urged the ducks to advance further and further inward, under the fatal arches of the decoy. A fourth and a fifth time the game went on, until the dog had lured the water-fowl from point to point into the inner recesses of the decoy. There a last appearance of Trim took place. A last advance, a last cautious pause, was made by the ducks. The bailiff touched the strings, the weighed net-work fell vertically into the water, and closed the decoy. There, by dozens and dozens, were the ducks, caught by means of their own curiosity--with nothing but a little dog for a bait! In a few hours afterward they were all dead ducks on their way to the London market.
Als der letzte Akte der seltsamen Komödie im Entenfange zu Ende war, legte mir die kleine Mary ihre Hand auf die Schulter, erhob sich auf die Zehspitzen und flüsterte mir ins Ohr:As the last act in the curious comedy of the decoy came to its end, little Mary laid her hand on my shoulder, and, raising herself on tiptoe, whispered in my ear:
»George! Komm mit mir nach Hause. Ich möchte dir etwas zeigen, was sehenswerter ist als die Enten.«"George, come home with me. I have got something to show you that is better worth seeing than the ducks."
»Was ist es?«"What is it?"
»Es ist eine Überraschung. Ich sage es nicht.«"It's a surprise. I won't tell you."
»Willst du mir einen Kuss geben?«"Will you give me a kiss?"
Das reizende kleine Geschöpf legte seine schlanken, sonnverbrannten Arme um meinen Hals und sagte:The charming little creature put her slim sun-burned arms round my neck, and answered:
»So viele Küsse als du willst, George.«"As many kisses as you like, George."
Sie sagte es unschuldig und ich ebenso. Der gute, gemütliche Vogt, der gerade von seinen Enten zur Seite blickte, sah uns in unserer kindlichen Courmacherei einander in den Armen liegen. Er drohte uns mit seinem dicken Zeigefinger und lächelte trübe und zweifelhaft: It was innocently said, on her side. It was innocently done, on mine. The good easy bailiff, looking aside at the moment from his ducks, discovered us pursuing our boy-and-girl courtship in each other's arms. He shook his big forefinger at us, with something of a sad and doubting smile.
»Oh, Mr. George! Mr. George!« sagte er. »Wenn Ihr Vater heimkehrt, meinen Sie, dass er damit einverstanden sein wird, wenn sein Sohn und Erbe die Tochter seines Vogtes küsst?«"Ah, Master George, Master George!" he said. "When your father comes home, do you think he will approve of his son and heir kissing his bailiff's daughter?"
»Wenn mein Vater heimkehrt«, sagte ich mit großer Würde, »so werde ich ihm die Wahrheit sagen. Ich werde ihm sagen, dass ich Ihre Tochter zu heiraten gedenke.«"When my father comes home," I answered, with great dignity, "I shall tell him the truth. I shall say I am going to marry your daughter."
Der Vogt lachte laut auf und kehrte zu seinen Enten zurück.The bailiff burst out laughing, and looked back again at his ducks.
»Nun! Nun!« hörten wir ihn zu sich selbst sagen, » sie sind ja noch Kinder. Es ist noch nicht nötig, die armen Dinger jetzt schon zu trennen.«"Well, well!" we heard him say to himself. "They're only children. There's no call, poor things, to part them yet awhile."
Mary und ich hörten uns sehr ungern Kinder nennen. Von rechtswegen war einer eine Dame von zehn Jahren und der andere war ein dreizehnjähriger Herr. Wir verließen sehr ungehalten den Vogt und gingen Hand in Hand nach Hause. Mary and I had a great dislike to be called children. Properly understood, one of us was a lady aged ten, and the other was a gentleman aged thirteen. We left the good bailiff indignantly, and went away together, hand in hand, to the cottage.
Zwei junge HerzenZwei junge Herzen
»Er wächst zu schnell«, sagte der Doktor zu meiner Mutter, »und wird für einen Knaben von seinem Alter viel zu klug. Lassen Sie ihn sechs Monate lang aus der Schule, Madame, damit er zu Hause in der freien Luft umherlaufen kann; und sehen Sie ein Buch in seiner Hand, so nehmen Sie es ihm fort. Das sind meine Verordnungen!«"HE is growing too fast," said the doctor to my mother; "and he is getting a great deal too clever for a boy at his age. Remove him from school, ma'am, for six months; let him run about in the open air at home; and if you find him with a book in his hand, take it away directly. There is my prescription."
Diese Worte waren für ein Lebensschicksal entscheidend. Those words decided my fate in life.
Um des Doktors Rat zu befolgen, wurde ich unbeschäftigt gelassen und durchstreifte einsam, ohne Brüder, Schwestern oder Gefährten meines Alters, die Umgebungen unseres einsamen Landhauses. Die Tochter des Vogtes war, wie ich, ein einziges Kind und hatte gleich mir keine Spielgefährten. Wir begegneten uns auf unseren einsamen Wanderungen an den Ufern des Sees. Aus unzertrennlichen Gefährten wurden wir allmälig zärtliche Liebende und beabsichtigten unser bräutliches Verhältnis ehe ich zur Schule zurückkehrte zur vollen Reife zu bringen, indem wir uns heirateten.In obedience to the doctor's advice, I was left an idle boy--without brothers, sisters, or companions of my own age--to roam about the grounds of our lonely country-house. The bailiff's daughter, like me, was an only child; and, like me, she had no playfellows. We met in our wanderings on the solitary shores of the lake. Beginning by being inseparable companions, we ripened and developed into true lovers. Our preliminary courtship concluded, we next proposed (before I returned to school) to burst into complete maturity by becoming man and wife.
Was ich schreibe ist kein Scherz. So töricht es »vernünftigen Menschen« auch erscheinen mag, wir beiden Kinder waren Liebesleute - wenn solche überhaupt je existiert haben.I am not writing in jest. Absurd as it may appear to "sensible people," we two children were lovers, if ever there were lovers yet.
Wir kannten keine andere Freude, als die alles umfassende, die wir einer in des andern Gesellschaft fanden. Wir zürnten der Nacht, weil sie uns trennte. Wir flehten unsere beiderseitigen Eltern an, uns im nämlichen Zimmer schlafen zu lassen. Ich grollte meiner Mutter und Mary war ungehalten über ihren Vater, wenn sie uns auslachten und nach unseren ferneren Wünschen befragten. Wenn ich von jenen Tagen bis zur Zeit meines Mannesalters vorwärts blicke, erinnere ich mich lebhaft der glücklichen Stunden, die ich damals verlebte. Aus der späteren Zeit aber wüsste ich kein Entzücken dem zu vergleichen, das ich damals unaussprechlich und unwandelbar empfand und das mein ganzes, junges Herz erfüllte, wenn ich mit Mary die Felder durchstreifte; wenn ich mit Mary in meinem Boot den See durchkreuzte; wenn ich Mary nach der grausamen Trennung der Nacht wiedersah und in ihre geöffneten Arme flog, als wären wir Monde und Monde lang getrennt gewesen. We had no pleasures apart from the one all-sufficient pleasure which we found in each other's society. We objected to the night, because it parted us. We entreated our parents, on either side, to let us sleep in the same room. I was angry with my mother, and Mary was disappointed in her father, when they laughed at us, and wondered what we should want next. Looking onward, from those days to the days of my manhood, I can vividly recall such hours of happiness as have fallen to my share. But I remember no delights of that later time comparable to the exquisite and enduring pleasure that filled my young being when I walked with Mary in the woods; when I sailed with Mary in my boat on the lake; when I met Mary, after the cruel separation of the night, and flew into her open arms as if we had been parted for months and months together.
Welch eine Anziehungskraft fesselte uns so eng in einem Alter aneinander, wo der sympathische Zug der Geschlechter in ihr, wie in mir noch verborgen schlief?What was the attraction that drew us so closely one to the other, at an age when the sexual sympathies lay dormant in her and in me?
Wir wussten es nicht und bemühten uns nicht es zu ergründen, wir gehorchten dem Triebe uns zu lieben, wie der Vogel dem Triebe zu fliegen folgt.We neither knew nor sought to know. We obeyed the impulse to love one another, as a bird obeys the impulse to fly.
Man darf durchaus nicht voraussetzen, dass wir hervorragende Gaben oder Vorzüge besaßen, die uns in irgendeiner Art vor anderen Kindern unseres Alters auszeichneten. Wir waren durchaus nicht anders als andere. Man hatte mich in der Schule einen klugen Jungen genannt, aber es gab tausend Knaben in tausend anderen Schulen, die so gut wie ich obenan in der Klasse saßen und ihre Auszeichnungen erhielten. Um die Wahrheit zu sagen, ich ragte in keiner Weise hervor, außer - wie man zu sagen pflegt, dass ich »groß für mein Alter« war. Mary, ihrerseits, entwickelte keine besonderen Reize. Sie war ein zartes Kind mit milden, grauen Augen und von bleicher Gesichtsfarbe; sie war seltsam scheu, still und zurückhaltend, außer, wenn sie mit mir ganz allein war. Die Schönheit, die sie in jenen jungen Jahren schmückte, lag in einer gewissen ungekünstelten Reinheit und Liebenswürdigkeit des Ausdrucks und in der reizenden rotbraunen Farbe ihres Haares, das zierlich und anmutig in wechselndem Glanze strahlte. Obgleich wir dem äußeren Anscheine nach zwei ganz gewöhnliche Kinder waren, schien ihr Geist und der meine doch geheimnisvoll durch einen verwandten Zug verbunden zu sein, der nicht nur uns selbst verborgen blieb, sondern auch zu tief in uns schlummerte, um von älteren und weiseren Köpfen als die unseren enthüllt zu werden.Let it not be supposed that we possessed any natural gifts, or advantages which singled us out as differing in a marked way from other children at our time of life. We possessed nothing of the sort. I had been called a clever boy at school; but there were thousands of other boys, at thousands of other schools, who headed their classes and won their prizes, like me. Personally speaking, I was in no way remarkable--except for being, in the ordinary phrase, "tall for my age." On her side, Mary displayed no striking attractions. She was a fragile child, with mild gray eyes and a pale complexion; singularly undemonstrative, singularly shy and silent, except when she was alone with me. Such beauty as she had, in those early days, lay in a certain artless purity and tenderness of expression, and in the charming reddish-brown color of her hair, varying quaintly and prettily in different lights. To all outward appearance two perfectly commonplace children, we were mysteriously united by some kindred association of the spirit in her and the spirit in me, which not only defied discovery by our young selves, but which lay too deep for investigation by far older and far wiser heads than ours.
Man wird natürlich fragen, ob unsere Eltern nichts taten, um unsere vorzeitige Neigung, als sie nur noch eine harmlose Tändelei zwischen einem Knaben und einem Mädchen war, zu verhindern.You will naturally wonder whether anything was done by our elders to check our precocious attachment, while it was still an innocent love union between a boy and a girl.
Mein Vater tat nichts - aus dem einfachen Grunde, weil er von Hause abwesend war.Nothing was done by my father, for the simple reason that he was away from home.
Er war ein Mann von ruhelosem, unternehmendem Charakter. Da er sein Gut von Schulden beladen geerbt hatte, war es sein höchster Ehrgeiz, sein geringes Einkommen durch seine Bestrebungen zu vergrößern, einen Haushalt in London zu haben und auf der Leiter des Parlaments politische Ehren zu erklimmen. Ein alter Freund, der nach Amerika ausgewandert war, hatte ihm ein landwirtschaftliches Unternehmen in den westlichen Staaten vorgeschlagen, wodurch sie beide ihr Glück machen würden. Meines Vaters erregbare Phantasie erfasste die Idee. Über ein Jahr war er fern von uns in den Vereinigten Staaten; wir wussten nichts von ihm, als dass er, wie seine Briefe besagten, in nächster Zeit als einer der reichsten Männer Englands zurückkehren würde.He was a man of a restless and speculative turn of mind. Inheriting his estate burdened with debt, his grand ambition was to increase his small available income by his own exertions; to set up an establishment in London; and to climb to political distinction by the ladder of Parliament. An old friend, who had emigrated to America, had proposed to him a speculation in agriculture, in one of the Western States, which was to make both their fortunes. My father's eccentric fancy was struck by the idea. For more than a year past he had been away from us in the United States; and all we knew of him (instructed by his letters) was, that he might be shortly expected to return to us in the enviable character of one of the richest men in England.
Was meine arme Mutter anbelangt, so war sie die sanfteste, weichherzigste Frau der Welt und - mich glücklich zu sehn, war das Ziel ihrer Wünsche.As for my poor mother--the sweetest and softest-hearted of women--to see me happy was all that she desired.
Der kleine, hübsche Liebesroman der zwei Kinder zerstreute und interessierte sie. Sie scherzte mit Marys Vater über die bevorstehende Verbindung der beiden Familien, ohne den geringsten Gedanken an die Zukunft - ohne auch nur eine Ahnung von dem zu haben, was bei meines Vaters Rückkehr geschehen könnte. »Jeder Tag hat sein eigenes Glück und Leid« war der Wahlspruch meiner Mutter ihr ganzes Leben hindurch gewesen und sie stimmte ganz der Philosophie des Vogtes bei, die wir schon in diesen Zeilen mitteilten: »Sie sind nur Kinder, es ist kein Grund die Dinger jetzt schon zu trennen!«The quaint little love romance of the two children amused and interested her. She jested with Mary's father about the coming union between the two families, without one serious thought of the future--without even a foreboding of what might happen when my father returned. "Sufficient for the day is the evil (or the good) thereof," had been my mother's motto all her life. She agreed with the easy philosophy of the bailiff, already recorded in these pages: "They're only children. There's no call, poor things, to part them yet a while."
Ein Mitglied der Familie aber fasste die Sache doch ernster und bedenklicher auf.There was one member of the family, however, who took a sensible and serious view of the matter.
Meines Vaters Bruder besuchte uns in unserer Einsamkeit - er entdeckte was zwischen Mary und mir vorging - und war natürlich zuerst auch geneigt uns auszulachen; ein näheres Eingehen auf die Sache änderte aber seine Denkweise. Er überzeugte sich bald, wie töricht meine Mutter handelte, sah, dass der Vogt, obgleich er der bravste Diener war, den man sich denken konnte, hierbei schlau seine Interessen durch seine Tochter zu fördern suchte und fand, dass ich ein junger Tollkopf war, der seine natürliche Anlage zum Dummheiten machen außergewöhnlich früh entwickelte. Im Sinne dieser Beobachtungen sprach mein Onkel mit meiner Mutter und bot ihr an mich mit nach London zu nehmen und dort zu behalten, bis ich durch den Umgang mit seinen Kindern und die sorgfältige Aufsicht in seinem Hause wieder vernünftig geworden wäre.My father's brother paid us a visit in our solitude; discovered what was going on between Mary and me; and was, at first, naturally enough, inclined to laugh at us. Closer investigation altered his way of thinking. He became convinced that my mother was acting like a fool; that the bailiff (a faithful servant, if ever there was one yet) was cunningly advancing his own interests by means of his daughter; and that I was a young idiot, who had developed his native reserves of imbecility at an unusually early period of life. Speaking to my mother under the influence of these strong impressions, my uncle offered to take me back with him to London, and keep me there until I had been brought to my senses by association with his own children, and by careful superintendence under his own roof.
Meine Mutter zögerte seinen Vorschlag anzunehmen, da sie besser meinen Charakter als mein Onkel kannte. Während sie noch zweifelte und mein Onkel ungeduldig die Entscheidung erwartete, ordnete ich selbst die Sache für meine Angehörigen, indem ich davon lief.My mother hesitated about accepting this proposal; she had the advantage over my uncle of understanding my disposition. While she was still doubting, while my uncle was still impatiently waiting for her decision, I settled the question for my elders by running away.
Ich ließ als Stellvertreter in meiner Abwesenheit einen Brief zurück, worin ich erklärte, dass keine Macht mich von Mary trennen würde und dass ich, so wie mein Onkel das Haus verlassen haben würde, heimzukehren und die Verzeihung meiner Mutter zu erbitten beabsichtigte. Trotz der genausten Nachforschungen gelang es nicht, mein Versteck zu entdecken. Mein Onkel reiste mit der Prophezeiung ab, dass ich zur Schande der Familie heranwachsen würde und versprach, dass er meinem Vater mit der nächsten Post seine Ansichten über mich nach Amerika hin mitteilen würde.I left a letter to represent me in my absence; declaring that no mortal power should part me from Mary, and promising to return and ask my mother's pardon as soon as my uncle had left the house. The strictest search was made for me without discovering a trace of my place of refuge. My uncle departed for London, predicting that I should live to be a disgrace to the family, and announcing that he should transmit his opinion of me to my father in America by the next mail.
Das Geheimnis von dem Versteck, in dem ich allen Nachforschungen trotzte, ist bald zu erklären.The secret of the hiding-place in which I contrived to defy discovery is soon told.
Ich war, ohne dass der Vogt es wusste, in dem Schlafgemach seiner Mutter versteckt. Ihr fragt: ob die Mutter des Vogtes darum wusste? Worauf ich Euch antworte: dass sie es wusste und - was noch mehr sagen will, dass sie stolz darauf war; nicht um eine feindliche Tat gegen meine Familie zu begehen, sie meinte nur damit eine Gewissenspflicht zu erfüllen.I was hidden (without the bailiff's knowledge) in the bedroom of the bailiff's mother. And did the bailiff's mother know it? you will ask. To which I answer: the bailiff's mother did it. And, what is more, gloried in doing it--not, observe, as an act of hostility to my relatives, but simply as a duty that lay on her conscience.
Aber, im Namen alles Wunderbaren, wie war der Charakter dieser alten Frau? Lasst sie vor Euch erscheinen und für sich selber sprechen - die wilde, fast für eine Zauberin geltende Großmutter der sanften kleinen Mary, die moderne Sybille, die weit und breit in unserem Teile von Suffolk, als Dame Dermody, bekannt war.What sort of old woman, in the name of all that is wonderful, was this? Let her appear, and speak for herself--the wild and weird grandmother of gentle little Mary; the Sibyl of modern times, known, far and wide, in our part of Suffolk, as Dame Dermody.
Sie schwebt mir wiederum so deutlich vor, als ich dieses schreibe, wie sie strickend oder lesend in dem niedlichen Landhause ihres Sohnes am Wohnstubenfenster saß und das Licht auf ihre Schulter fiel. Dame Dermody war eine kleine, magere, bewegliche, alte Frau mit feurigen schwarzen Augen, die von buschigen weißen Brauen bestattet waren, mit einer hohen, gefurchten Stirn und dichtem, weißem Haar, das sauber unter einem Häubchen geordnet war. Das Gerücht behauptete und behauptete mit Recht, dass sie von Geburt und Erziehung eine Dame war und dass sie absichtlich ihre Lebensstellung aufgegeben hatte, um einen Mann zu heiraten, der dem gesellschaftlichen Rande nach weit unter ihr stand. Sie selbst bedauerte diesen Schritt nie, wie auch ihre Familie darüber denken mochte. Nach ihrer Anschauung war ihres Gatten Andenken für sie etwas Heiliges; sein Geist war der Schutzgeist, der, wachend oder schlafend, tags oder nachts, sie bewachte.I see her again, as I write, sitting in her son's pretty cottage parlor, hard by the window, so that the light fell over her shoulder while she knitted or read. A little, lean, wiry old woman was Dame Dermody--with fierce black eyes, surmounted by bushy white eyebrows, by a high wrinkled forehead, and by thick white hair gathered neatly under her old-fashioned "mob-cap." Report whispered (and whispered truly) that she had been a lady by birth and breeding, and that she had deliberately closed her prospects in life by marrying a man greatly her inferior in social rank. Whatever her family might think of her marriage, she herself never regretted it. In her estimation her husband's memory was a sacred memory; his spirit was a guardian spirit, watching over her, waking or sleeping, morning or night.
Da sie an diesem Glauben festhielt, blieb sie ganz unbeeinflusst von den modernen Auswüchsen grobsinnlicher Anschauungen, die die Gegenwart der Geister mit plumpen Verschwörungskünsten und närrischen Zeichen auf Tischen und Stühlen in Verbindung zu bringen suchen. Dame Dermodys edlerer Aberglaube bildete einen wichtigen Teil ihrer religiösen Überzeugungen - Überzeugungen, die seitdem längst in Emanuel Swedenborgs mystischen Lehren ihren Ausdruck gefunden haben. Die Werke des schwedischen Sehers waren die einzigen Bücher, die sie las. Sie vermischte Swedenborgs Lehren über Engel und abgeschiedene Geister, über Nächstenliebe und Reinheit des Wandels mit ihren eigenen milden Phantasien und verwandten Anschauungen und predigte die so gewonnenen schwärmerischen Religionslehren nicht allein im Hause des Vogtes, sondern auch aus Bekehrungsausflügen in den Häusern ihrer einfachen Nachbarn weit und breit.Holding this faith, she was in no respect influenced by those grossly material ideas of modern growth which associate the presence of spiritual beings with clumsy conjuring tricks and monkey antics performed on tables and chairs. Dame Dermody's nobler superstition formed an integral part of her religious convictions--convictions which had long since found their chosen resting-place in the mystic doctrines of Emanuel Swedenborg. The only books which she read were the works of the Swedish Seer. She mixed up Swedenborg's teachings on angels and departed spirits, on love to one's neighbor and purity of life, with wild fancies, and kindred beliefs of her own; and preached the visionary religious doctrines thus derived, not only in the bailiff's household, but also on proselytizing expeditions to the households of her humble neighbors, far and near.
Unter ihres Sohnes Dach war sie, nach dem Tode seiner Frau, die oberste Machthaberin und rühmte sich ebenso der treuen Erfüllung ihrer häuslichen Pflichten, wie des bevorzugten Verkehrs mit Engeln und Geistern. Mochte zugegen sein, wer da wollte, so hielt sie doch lange Unterreedungen mit dein Geist ihres verstorbenen Mannes und versetzte dadurch die einfältigen Zuhörer in stummes Grauen. Bei ihrer mystischen Anschauungsweise erschien ihr der Liebesbund zwischen Mary und mir als etwas so Heiliges und Schönes, dass man ihn nicht nach den niedrigen und gewöhnlichen Gesetzen der Gesellschaft beurteilen durfte. Sie schrieb für uns kleine Gebete und Lobgesänge, deren wir uns täglich, bei unserm Begegnen oder Auseinandergehen, bedienen mussten. Ihren Sohn ermahnte sie ernstlich uns als zwei junge, geheiligte Wesen zu betrachten, die auf einem himmlischen Pfade wandelten, dessen Beginn zwar hier auf Erden sei, dessen seliges Ende wir aber droben in einem besseren Sein bei den Engeln finden würden. Nun stelle man sich den Eindruck vor, als ich vor dieser Frau in Tränen der Verzweiflung gebadet erschien und ihr meinen Entschluss verkündigte: eher zu sterben, als mich durch meinen Onkel von Marys Seite reißen zu lassen - und man wird ein Verständnis für die Gastfreundschaft bekommen, welche mir das Heiligtum von Dame Dermodys Zimmer öffnete.Under her son's roof--after the death of his wife--she reigned a supreme power; priding herself alike on her close attention to her domestic duties, and on her privileged communications with angels and spirits. She would hold long colloquys with the spirit of her dead husband before anybody who happened to be present--colloquys which struck the simple spectators mute with terror. To her mystic view, the love union between Mary and me was something too sacred and too beautiful to be tried by the mean and matter-of-fact tests set up by society. She wrote for us little formulas of prayer and praise, which we were to use when we met and when we parted, day by day. She solemnly warned her son to look upon us as two young consecrated creatures, walking unconsciously on a heavenly path of their own, whose beginning was on earth, but whose bright end was among the angels in a better state of being. Imagine my appearing before such a woman as this, and telling her with tears of despair that I was determined to die, rather than let my uncle part me from little Mary, and you will no longer be astonished at the hospitality which threw open to me the sanctuary of Dame Dermody's own room.
Ich machte einen argen Missgriff, als es Zeit war mein Versteck zu verlassen. Als ich der alten Frau nämlich beim Fortgehen dankte, sagte ich, veranlass durch meine kindischen Begriffe von Ehre: »Ich werde Sie nicht verraten, Madame. Meine Mutter soll nicht erfahren, dass Sie mich in Ihrem Schlafzimmer verborgen hielten.«When the safe time came for leaving my hiding-place, I committed a serious mistake. In thanking the old woman at parting, I said to her (with a boy's sense of honor), "I won't tell upon you, Dame. My mother shan't know that you hid me in your bedroom."
Die Sybille legte ihre dürren, knochigen Hände auf meine Schulter und drückte mich in den Stuhl, von dem ich eben aufgestanden war, zurück.The Sibyl laid her dry, fleshless hand on my shoulder, and forced me roughly back into the chair from which I had just risen.
»Knabe!« rief sie, mich mit ihren feurigen Augen durchbohrend, »wagst Du zu glauben, dass ich je in meinem Leben etwas tat, dessen ich mich zu schämen hätte? Glaubst Du, dass ich mich dieser Tat schäme? Warte hier. Damit Deine Mutter mich nicht auch missversteht, werde ich ihr schreiben.«"Boy!" she said, looking through and through me with her fierce black eyes. "Do you dare suppose that I ever did anything that I was ashamed of? Do you think I am ashamed of what I have done now? Wait there. Your mother may mistake me too. I shall write to your mother."
Sie setzte ihre große, runde Brille mit der Schildpatteinfassung auf und begann zu schreiben. Sobald ihre Gedanken sie verließen oder sie einen Ausdruck suchte, den sie nicht gleich finden konnte, blickte sie über ihre Schulter, als ob ein sichtbares Wesen dort stände und ihren Brief verfolgte - es war der Geist ihres Mannes, den sie so zu Rate zog, wie man einen lebenden Menschen befragt - sanft lächelnd schrieb sie dann ruhig weiter. »So!« sagte sie und reichte mir den Brief mit einer herablassenden Gebärde: »Seine Ansicht und die meine sind hier niedergeschrieben. Geh Kind, ich verzeihe Dir. Diesen Brief gib Deiner Mutter.«She put on her great round spectacles with tortoise-shell rims and sat down to her letter. Whenever her thoughts flagged, whenever she was at a loss for an expression, she looked over her shoulder, as if some visible creature were stationed behind her, watching what she wrote; consulted the spirit of her husband, exactly as she might have consulted a living man; smiled softly to herself, and went on with her writing. "There!" she said, handing me the completed letter with an imperial gesture of indulgence. "His mind and my mind are written there. Go, boy. I pardon you. Give my letter to your mother."
Sie sprach immer mit derselben Förmlichkeit und würdigen Gemessenheit in Ausdruck und Bewegung.So she always spoke, with the same formal and measured dignity of manner and language.
Ich brachte meiner Mutter den Brief. Wir lasen und bestaunten ihn gemeinschaftlich. Beeinflusst durch den immer gegenwärtigen Geist ihres Gatten, hatte Dame Dermody also geschrieben:I gave the letter to my mother. We read it, and marveled over it together. Thus, counseled by the ever-present spirit of her husband, Dame Dermody wrote:
»Madame! - Ich nehme mir nach Ihrer Ansicht wohl eine große Freiheit heraus, indem ich Ihnen schreibe. Ich bin Ihrem Sohne behilflich gewesen seinem Onkel Trotz zu bieten. Ich habe Ihren Sohn George in seinem Vorsatze, meiner Enkelin Mary Dermody in Zeit und Ewigkeit treu zu sein, bestärkt."MADAM--I have taken what you may be inclined to think a great liberty. I have assisted your son George in setting his uncle's authority at defiance. I have encouraged your son George in his resolution to be true, in time and in eternity, to my grandchild, Mary Dermody.
Ich bin Ihnen und mir selbst die Erklärung der Beweggründe schuldig, die mich zu diesem Schritt veranlassen."It is due to you and to me that I should tell you with what motive I have acted in doing these things.
Ich glaube, dass jede wahre Liebe im Himmel vorausbestimmt und geweiht ist. Geister, die zu einer ewigen Vereinigung in einer besseren Welt bestimmt sind, haben die göttliche Weisung sich hienieden zu suchen und in dieser Welt ihren Bund zu schließen. Nur wo die für einander bestimmten Geister sich hinieden finden, kann eine glückliche Ehe geschlossen werden."I hold the belief that all love that is true is foreordained and consecrated in heaven. Spirits destined to be united in the better world are divinely commissioned to discover each other and to begin their union in this world. The only happy marriages are those in which the two destined spirits have succeeded in meeting one another in this sphere of life.
Sind die verwandten Geister sich einmal begegnet, so vermag keine Macht sie zu trennen. Dem göttlichen Befehl zufolge müssen sie sich immer wieder finden und wieder vereinigen. Mag weltliche Weisheit sie in ganz verschiedene Lebensbahnen zwingen; mag weltliche Weisheit sie täuschen oder mögen sie sich selber täuschend einen irdischen, falschen Bund schließen, das ändert nichts. Die Zeit muss kommen, wo dieser Bund sich als irdisch und falsch erweist und wo die beiden getrennten Geister sich hier wiederfinden, um sich hinieden für das Jenseits zu vereinen - zu vereinen, sage ich, trotz aller menschlichen Satzungen, trotz aller weltlichen Begriffe von Recht und Unrecht."When the kindred spirits have once met, no human power can really part them. Sooner or later, they must, by divine law, find each other again and become united spirits once more. Worldly wisdom may force them into widely different ways of life; worldly wisdom may delude them, or may make them delude themselves, into contracting an earthly and a fallible union. It matters nothing. The time will certainly come when that union will manifest itself as earthly and fallible; and the two disunited spirits, finding each other again, will become united here for the world beyond this--united, I tell you, in defiance of all human laws and of all human notions of right and wrong.
Das ist mein Glaube und ich habe ihn durch mein eigenes Leben bewährt. Als Mädchen, wie als Gattin und als Witwe, habe ich daran festgehalten und ich habe ihn richtig erfunden."This is my belief. I have proved it by my own life. Maid, wife, and widow, I have held to it, and I have found it good.
Ich bin in der Lebensstellung geboren, zu der auch Sie gehören, Madame. Man unterrichtete mich in dem niedrigen, materiellen Wissen, das den weltlichen Begriff von Erziehung bildet. Gott sei es gedankt, dass der mir verwandte Geist dem meinen in frühen Jahren schon begegnete, ich lernte wahre Liebe und wahre Geistesgemeinschaft kennen bevor ich zwanzig Jahre alt wurde. Mein Mann gehörte den arbeitenden Klassen an, ich heiratete also in die Gesellschaftsschicht hinein, Madame, aus der Christus einst seine Jünger wählte. Kein irdisches Wort kann genugsam das Glück bezeichnen, das ich schon in unserer Vereinigung hinieden fand - sein Tod hat uns nicht getrennt. Er steht mir bei, während ich diesen Brief schreibe. In meiner letzten Stunde werde ich ihn sehen, wie er an den Ufern des glänzenden Flusses unter der Engelschar steht und mich erwartet."I was born, madam, in the rank of society to which you belong. I received the mean, material teaching which fulfills the worldly notion of education. Thanks be to God, my kindred spirit met my spirit while I was still young. I knew true love and true union before I was twenty years of age. I married, madam, in the rank from which Christ chose his apostles--I married a laboring-man. No human language can tell my happiness while we lived united here. His death has not parted us. He helps me to write this letter. In my last hours I shall see him standing among the angels, waiting for me on the banks of the shining river.
Sie werden nun begreifen, mit welchen Blicken ich das Band betrachte, welches die jugendlichen Geister unserer Kinder, schon bei ihren ersten Schritten in das Leben, verbindet."You will now understand the view I take of the tie which unites the young spirits of our children at the bright outset of their lives.
»Glauben Sie mir, die Tat, die Ihres Gatten Bruder von Ihnen forderte, war eine Entheiligung und Entweihung. Ich gestehe offen, dass ich das, was ich in dieser Angelegenheit tat, um die Absichten Ihres Verwandten zu durchkreuzen, für ein Gebot der Tugend halte. Sie können von mir nicht erwarten, dass ich den Zufall, dass Ihr Sohn des Herrn Erbe und meine Enkelin des Vogtes Tochter ist, als ein ernstliches Hindernis für eine Vereinigung betrachte, die im Himmel vorausbestimmt ist. Werfen auch Sie, ich beschwöre Sie, die unwürdigen und unchristlichen Standesvorurteile ab. Sind wir vor Gott nicht alle gleich? Sind wir nicht auch selbst vor dieser Welt vor Elend und Tod gleich? Von der Beachtung meiner Worte hängt nicht allein Ihres Sohnes Glück, sondern Ihr eigener Seelenfrieden ab. Es wird Ihnen nicht gelingen, Madame, in späteren Jahren den vorausbestimmten Ehebund dieser beiden Kindergeister zu verhindern, dess' seien sie versichert. Trennen Sie sie jetzt und - Sie werden die Verantwortung für alle Opfer, Erniedrigungen und Schmerzen zu tragen haben, durch die Ihr George und meine Mary in ihrem späteren Leben den Rückweg zueinander suchen müssen."Believe me, the thing which your husband's brother has proposed to you to do is a sacrilege and a profanation. I own to you freely that I look on what I have done toward thwarting your relative in this matter as an act of virtue. You cannot expect me to think it a serious obstacle to a union predestined in heaven, that your son is the squire's heir, and that my grandchild is only the bailiff's daughter. Dismiss from your mind, I implore you, the unworthy and unchristian prejudices of rank. Are we not all equal before God? Are we not all equal (even in this world) before disease and death? Not your son's happiness only, but your own peace of mind, is concerned in taking heed to my words. I warn you, madam, you cannot hinder the destined union of these two child-spirits, in after-years, as man and wife. Part them now--and YOU will be responsible for the sacrifices, degradations and distresses through which your George and my Mary may be condemned to pass on their way back to each other in later life.
Jetzt ist mein Gewissen seiner Bürde enthoben. Ich habe Alles gesagt."Now my mind is unburdened. Now I have said all.
Habe ich zu frei gesprochen oder Ihnen ohne mein Wissen wehe getan, so erbitte ich mir Ihre Verzeihung, Madame, und verharre, mit treuen Wünschen für ihr Wohlergehn Ihre ergebene Dienerin"If I have spoken too freely, or have in any other way unwittingly offended, I ask your pardon, and remain, madam, your faithful servant and well-wisher,
Helene Dermody.«HELEN DERMODY."
So endete der Brief.So the letter ended.
Mir gilt er mehr als eine bloße seltsame Probe von Briefstellerei. Mir ist er die wunderbar in späteren Jahren erfüllte Prophezeiung von Ereignissen in Marys und meinem Leben, die die folgenden Seiten enthüllen werden.To me it is something more than a mere curiosity of epistolary composition. I see in it the prophecy--strangely fulfilled in later years--of events in Mary's life, and in mine, which future pages are now to tell.
Meine Mutter beschloss den Brief unbeantwortet zu lassen. Sie fürchtete, wie viele ihrer ärmeren Nachbarn, Dame Dermody ein wenig und war, nebenbei, allen Abhandlungen über die Mysterien des Geisterlebens abgeneigt. Ich wurde gescholten, verwarnt und mit ihrer Verzeihung entlassen - so endete die Sache.My mother decided on leaving the letter unanswered. Like many of her poorer neighbors, she was a little afraid of Dame Dermody; and she was, besides, habitually averse to all discussions which turned on the mysteries of spiritual life. I was reproved, admonished, and forgiven; and there was the end of it.
Für einige glückliche Wochen kehrten Mary und ich, ungestört und ungehindert, zu unserem früheren, innigen Verkehr zurück. Leider aber kam das Ende, als wir es am wenigsten erwarteten. Eines Morgens erhielt meine Mutter einen Brief von meinem Vater, worin er sie zu ihrem Erstaunen benachrichtigte, dass er unverhofft gezwungen worden sei, sofort nach England abzusegeln und auch bereits in London angekommen sei, wo ihn unverschiebbare Geschäfte noch zurückhielten. So wie er sich frei machen könne, würde er kommen, wir könnten ihn also täglich erwarten.For some happy weeks Mary and I returned, without hinderance or interruption, to our old intimate companionship The end was coming, however, when we least expected it. My mother was startled, one morning, by a letter from my father, which informed her that he had been unexpectedly obliged to sail for England at a moment's notice; that he had arrived in London, and that he was detained there by business which would admit of no delay. We were to wait for him at home, in daily expectation of seeing him the moment he was free.
Diese Nachrichten erfüllten das Gemüt meiner Mutter mit ahnungsvollen Zweifeln über das Gelingen der großen Spekulationen ihres Gatten in Amerika. Seine plötzliche Abreise aus den Vereinigten Staaten, der geheimnisvolle Aufenthalt in London, waren in ihren Augen Vorboten herannahender Missgeschicke. Ich schreibe jetzt von jenen dunklen Tagen der Vergangenheit, als Eisenbahnen und elektrische Telegraphen nur noch goldene Träume in den Köpfen ihrer Erfinder waren. So war ein schneller Verkehr mit meinem Vater unmöglich, selbst wenn er darein gewilligt hätte, uns in sein Vertrauen zu ziehen. Uns blieb keine Wahl, als zu hoffen und zu harren.This news filled my mother's mind with foreboding doubts of the stability of her husband's grand speculation in America. The sudden departure from the United States, and the mysterious delay in London, were ominous, to her eyes, of misfortune to come. I am now writing of those dark days in the past, when the railway and the electric telegraph were still visions in the minds of inventors. Rapid communication with my father (even if he would have consented to take us into his confidence) was impossible. We had no choice but to wait and hope.
Langsam vergingen die Tage - und immer noch sagten uns meines Vaters flüchtige Briefe, dass er in London zurückgehalten würde. So kam der Morgen, wo Mary und ich mit dem Vogte Dermody ausgingen, um die letzten wilden Vögel in den Entenfang locken zu sehen - und noch immer harrte man daheim, um den Herrn des Hauses zu begrüßen und harrte noch immer vergebens.The weary days passed; and still my father's brief letters described him as detained by his business. The morning came when Mary and I went out with Dermody, the bailiff, to see the last wild fowl of the season lured into the decoy; and still the welcome home waited for the master, and waited in vain.
Swedenborg und die SybilleSWEDENBORG AND THE SIBYL
Ich nehme meine Erzählung an der Stelle wieder auf, wo ich sie im ersten Kapitel fallen ließ.MY narrative may move on again from the point at which it paused in the first chapter.
Wie man sich erinnern wird, hatten Mary und ich den Vogt im Entenfange allein gelassen und hatten uns auf den Weg nach Dermodys Hause gemacht.Mary and I (as you may remember) had left the bailiff alone at the decoy, and had set forth on our way together to Dermody's cottage.
Als wir uns dem Gartengitter näherten, sah ich einen Diener unseres Hauses dort warten. Er brachte eine Botschaft von meiner Mutter - eine Botschaft für mich.As we approached the garden gate, I saw a servant from the house waiting there. He carried a message from my mother--a message for me.
»Mr. George, meine Herrin wünscht, dass Sie sobald als möglich nach Hause kommen, es ist ein Brief mit der Post gekommen. Der Herr beabsichtigt von London einen Postwagen zu nehmen und benachrichtigt uns, dass wir ihn im Laufe des Tages erwarten können.«"My mistress wishes you to go home, Master George, as soon as you can. A letter has come by the coach. My master means to take a post-chaise from London, and sends word that we may expect him in the course of the day."
Marys gespanntes Gesicht verdüsterte sich bei diesen Worten. »Musst Du wirklich gehn, George,« flüsterte sie, »ehe Du gesehen hast, was dich hier zu Hause erwartet?«Mary's attentive face saddened when she heard those words. "Must you really go away, George," she whispered, "before you see what I have got waiting for you at home?"
Mir fiel Marys verheißene »Überraschung« ein, deren Geheimnis erst enthüllt werden sollte, wenn wir im Hause wären. Wie konnte ich sie betrüben? Mein armes, kleines Herzblatt begann fast, bei dem bloßen Gedanken daran, schon zu weinen.I remembered Mary's promised "surprise," the secret of which was only to be revealed to me when we got to the cottage. How could I disappoint her? My poor little lady-love looked ready to cry at the bare prospect of it.
Ich entließ den Diener mit der vertröstenden Bestellung, dass ich meine Mutter grüßen ließe und in einer halben Stunde nach Hause zurückkehren würde.I dismissed the servant with a message of the temporizing sort. My love to my mother--and I would be back at the house in half an hour.
Wir gingen ins Haus.We entered the cottage.
Dame Dermody saß wie gewöhnlich am Fenster, auf ihrem Schoße lag geöffnet eines von Emanuel Swedenborgs mystischen Büchern. Bei unserem Eintreten erhob sie feierlich die Hand und gab uns ein Zeichen, dass wir uns in unsere gewohnte Ecke zurückziehen sollten, ohne mit ihr zu sprechen. Es galt als ein Akt des häuslichen Hochverrats, wenn man die Sybille bei ihren Büchern störte. Wir schlichen still auf unsere Plätze. Mary wartete, bis ihrer Großmutter graues Haupt sich neigte und ihrer Großmutter buschige Augenbrauen sich aufmerksam über ihrem Buche zusammenzogen. Da erst erhob sich das bescheidene Kind auf den Zehenspitzen, verschwand geräuschlos in der Richtung ihrer Schlafkammer und trug, zu mir zurückkehrend, etwas in der Hand, das sie vorsichtig in ihr bestes, baumwollenes Taschentuch gehüllt hatte.Dame Dermody was sitting in the light of the window, as usual, with one of the mystic books of Emanuel Swedenborg open on her lap. She solemnly lifted her hand on our appearance, signing to us to occupy our customary corner without speaking to her. It was an act of domestic high treason to interrupt the Sibyl at her books. We crept quietly into our places. Mary waited until she saw her grandmother's gray head bend down, and her grandmother's bushy eyebrows contract attentively, over her reading. Then, and then only, the discreet child rose on tiptoe, disappeared noiselessly in the direction of her bedchamber, and came back to me carrying something carefully wrapped up in her best cambric handkerchief.
»Ist das die Überraschung?« flüsterte ich."Is that the surprise?" I whispered.
Mary erwiderte ebenso: »Rate, was es ist!«Mary whispered back: "Guess what it is?"
»Etwas für mich?«"Something for me?"
»Ja. Rate. Was ist es?«"Yes. Go on guessing. What is it?"
Ich riet drei Mal - und jedes Mal riet ich falsch. Mary entschloss sich mir durch einen Wink zu Hilfe zu kommen.I guessed three times, and each guess was wrong. Mary decided on helping me by a hint.
»Sage die Buchstaben her,« meinte sie, »und fahre fort bis ich Dich unterbreche.«"Say your letters," she suggested; "and go on till I stop you."
Ich begann: »A, B, E, D, E, F« - Hier unterbrach sie mich.I began: "A, B, C, D, E, F--" There she stopped me.
»Es ist der Name einer Sache,« sagte sie. »Er beginnt mit F.«"It's the name of a Thing," she said; "and it begins with F."
Ich riet »Farnkraut«, »Feder«, »Fünf« - da war meine Weisheit zu Ende.I guessed, "Fern," "Feather," "Fife." And here my resources failed me.
Mary seufzte und schüttelte den Kopf. »Du gibst Dir keine Mühe,« sagte sie. »Du bist drei ganze Jahre älter als ich. Nach aller der Mühe, die ich mir gegeben habe Dich zu erfreuen, bist Du nun am Ende zu groß, um dir aus meinem Geschenk etwas zu machen, wenn Du es siehst. Rate weiter.«Mary sighed, and shook her head. "You don't take pains," she said. "You are three whole years older than I am. After all the trouble I have taken to please you, you may be too big to care for my present when you see it. Guess again."
»Ich kann nicht raten.«"I can't guess."
»Du musst!«"You must!"
»Ich gebe es auf!«"I give it up."
Mary wollte nicht, dass ich aufhörte zu raten. Sie kam mir durch einen anderen Wink zu Hilfe.Mary refused to let me give it up. She helped me by another hint.
»Was wünschtest Du neulich in Deinem Boot zu haben?« fragte sie."What did you once say you wished you had in your boat?" she asked.
»Ist es schon lange her, als ich es wünschte?« fragte ich, verlegen um eine Antwort."Was it long ago?" I inquired, at a loss for an answer.
»Lange, lange ist es her! Es war noch vor dem Winter, als im Herbst die Blätter fielen und Du mich zu einer Wasserfahrt abholtest. Oh, George, Du hast es vergessen!«"Long, long ago! Before the winter. When the autumn leaves were falling, and you took me out one evening for a sail. Ah, George, you have forgotten!"
Ihre Worte waren nur zu wahr in Bezug auf mich, wie auf alle meine alten und jungen Mitbrüder. Es ist überall seine Liebe, die vergessen kann und ihre Liebe, die alles treu im Gedächtnis bewahrt. Wir waren nur zwei Kinder und doch war der Typus von Mann und Weib schon so bezeichnend in uns ausgeprägt! Mary verlor die Geduld. Trotz der furchtbaren Gegenwart ihrer Großmutter sprang sie auf und riss das Taschentuch von dem verborgenen Gegenstande.Too true, of me and of my brethren, old and young alike! It is always his love that forgets, and her love that remembers. We were only two children, and we were types of the man and the woman already. Mary lost patience with me. Forgetting the terrible presence of her grandmother, she jumped up, and snatched the concealed object out of her handkerchief.
»Hier!« rief sie aus, »weißt Du nun, was es ist?«"There!" she cried, briskly, "now do you know what it is?"
Endlich fiel es mir ein. Der Gegenstand, den ich mir monatelang für mein Boot gewünscht hatte, war eine neue Flagge. Und nun hatte Mary eigenhändig eine neue Flagge für mich gearbeitet! Auf grünseidenem Grunde war eine weiße Taube gestickt, die den herkömmlichen Ölzweig, aus Goldfäden gearbeitet, im Schnabel hielt. Die Arbeit war das unsichere, zaghafte Werk kindlicher Finger. Wie treulich hatte mein kleiner Liebling meinen Wunsch behalten - wie geduldig hatte sie ihre Nadel auf dem aufgezeichneten Muster hin- und hergleiten lassen, - wie fleißig hatte sie in den trüben Wintertagen gearbeitet; und das Alles für mich! Wie konnte ich orte finden ihr meinen Stolz, meine Dankbarkeit, mein Glück auszusprechen? Auch ich vergaß die Anwesenheit der über ihr Buch gebeugten Sybille - ich schloss die kleine, fleißige Arbeiterin in meine Arme und küsste sie, bis ich ganz außer Atem war und nicht mehr küssen konnte.I remembered at last. The thing I had wished for in my boat, all those months ago, was a new flag. And here was the flag, made for me in secret by Mary's own hand! The ground was green silk, with a dove embroidered on it in white, carrying in its beak the typical olive-branch, wrought in gold thread. The work was the tremulous, uncertain work of a child's fingers. But how faithfully my little darling had remembered my wish! how patiently she had plied the needle over the traced lines of the pattern! how industriously she had labored through the dreary winter days! and all for my sake! What words could tell my pride, my gratitude, my happiness? I too forgot the presence of the Sibyl bending over her book. I took the little workwoman in my arms, and kissed her till I was fairly out of breath and could kiss no longer.
»Mary!« rief ich im ersten Feuer meines Enthusiasmus aus, »heute kehrt mein Vater heim. Ich will heute Abend mit ihm sprechen und morgen heirate ich Dich.«"Mary!" I burst out, in the first heat of my enthusiasm, "my father is coming home to-day. I will speak to him to-night. And I will marry you to-morrow!"
»Knabe!« sagte die ehrfurchtgebietende Stimme am anderen Ende des Zimmers, »komm her!«"Boy!" said the awful voice at the other end of the room. "Come here."
Dame Dermodys mystisches Buch war geschlossen und Dame Dermodys zauberische schwarze Augen beobachteten uns in unserer Ecke. Ich näherte mich ihr und Mary folgte mir schüchtern Schritt für Schritt.Dame Dermody's mystic book was closed; Dame Dermody's weird black eyes were watching us in our corner. I approached her; and Mary followed me timidly, by a footstep at a time.
Die Sybille fasste mich in einer so milden, liebkosenden Weise bei der Hand, wie sie mir ganz neu an ihr war.«The Sibyl took me by the hand, with a caressing gentleness which was new in my experience of her.
»Ist Dir dieses Spielzeug teuer?« fragte sie, auf die Flagge deutend. »Verbirg es!« rief sie, ehe ich ihr antworten konnte, »verbirg es oder es wird dir genommen werden!«"Do you prize that toy?" she inquired, looking at the flag. "Hide it!" she cried, before I could answer. "Hide it--or it may be taken from you!"
»Warum soll ich es verbergen?« fragte ich. »Es soll eben am Maste meines Bootes wehen.«"Why should I hide it?" I asked. "I want to fly it at the mast of my boat."
»Nimmer wird das geschehen!« Bei diesen Worten nahm sie die Flagge aus meiner Hand und steckte sie ungeduldig in die Brusttasche meiner Jacke."You will never fly it at the mast of your boat!" With that answer she took the flag from me and thrust it impatiently into the breast-pocket of my jacket.
»Zerknittere sie nicht, Großmutter!« rief Mary bittend."Don't crumple it, grandmother!" said Mary, piteously.
Ich wiederholte meine Frage:I repeated my question:
»Warum soll sie nie an dem Maste meines Bootes wehen?«"Why shall I never fly it at the mast of my boat?"
Dame Dermody legte ihre Hand auf das geschlossene Buch von Swedenborg, das in ihrem Schoße lag.Dame Dermody laid her hand on the closed volume of Swedenborg lying in her lap.
»Seit diesem Morgen habe ich das Buch drei Mal aufgeschlagen,« sagte sie. »Dreimal verkünden mir die Worte des Propheten, dass Sorgen heranziehen. Kinder! Diese Sorgen werden über Euch kommen! Wenn ich dorthin blicke,« fuhr sie fort, indem sie auf eine Stelle im Zimmer wies, die ein Sonnenstrahl beschien, »so sehe ich meinen Gatten im himmlischen Licht. Er beugt kummervoll sein Haupt und weist mit seiner nimmerirrenden Hand auf Euch. George und Mary, Ihr seid einander geweiht; bleibt immer dieser Weihe, bleibt Eurer selbst würdig.« Sie schwieg. Ihre Stimme bebte. Ihre Augen ruhten mit jenem sanften, trüben Blick auf uns, der von einer nahen Trennungsstunde sprach. »Kniet nieder!« sagte sie im leisen Tone der Furcht und des Kummers. »Zum letzten Male segne ich Euch! Zum letzten Male bete ich für Euch in diesem Hause. Kniet nieder!«"Three times I have opened this book since the morning," she said. "Three times the words of the prophet warn me that there is trouble coming. Children, it is trouble that is coming to You. I look there," she went on, pointing to the place where a ray of sunlight poured slanting into the room, "and I see my husband in the heavenly light. He bows his head in grief, and he points his unerring hand at You. George and Mary, you are consecrated to each other! Be always worthy of your consecration; be always worthy of yourselves." She paused. Her voice faltered. She looked at us with softening eyes, as those look who know sadly that there is a parting at hand. "Kneel!" she said, in low tones of awe and grief. "It may be the last time I bless you--it may be the last time I pray over you, in this house. Kneel!"
Wir knieten noch beieinander zu ihren Füßen. Ich fühlte Marys erregten Herzschlag, als sie sich enger und enger an mich schmiegte. Ich fühlte die Schläge meines eigenen Herzens sich unter dem Einflusse einer Furcht verdoppeln, die mir unerklärlich war.We knelt close together at her feet. I could feel Mary's heart throbbing, as she pressed nearer and nearer to my side. I could feel my own heart quickening its beat, with a fear that was a mystery to me.
»Gott segne und behüte George und Mary jetzt und immerdar. Gott fördre in Zukunft ihre Vereinigung, die seine Weisheit ja beschlossen hat. Amen. So sei es. Amen.«"God bless and keep George and Mary, here and hereafter! God prosper, in future days, the union which God's wisdom has willed! Amen. So be it. Amen."
Als sie die letzten Worte ausgesprochen hatte, wurde die Haustür aufgerissen. Mein Vater, - von dem Vogt gefolgt - trat ins Zimmer. Dame Dermody erhob sich langsam und musterte ihn mit strengen Blicken.As the last words fell from her lips the cottage door was thrust open. My father--followed by the bailiff--entered the room. Dame Dermody got slowly on her feet, and looked at him with a stern scrutiny.
»Das Verhängnis bricht herein,« sagte sie zu sich selbst, »es blickt mit den Augen - es spricht mit der Stimme dieses Mannes.«"It has come," she said to herself. "It looks with the eyes--it will speak with the voice--of that man."
Sich zu dem Vogte wendend, brach mein Vater das Schweigen.My father broke the silence that followed, addressing himself to the bailiff.
»Ich finde meinen Sohn in Eurem Zimmer, Dermody«, sagte er, »wie Ihr seht, statt dass er in meinem Hause ist.« Geduldig aus die Gelegenheit zum Sprechen wartend, stand ich und hatte meine Arme um die kleine Mary geschlungen, als er sich zu mir wendete. »George,« sagte er, mit dem herben Lachen, welches ihm eigentümlich war, wenn er seinen Zorn verbergen wollte, »du machst Dich zum Narren. Lass das Kind und komme zu mir.«"You see, Dermody," he said, "here is my son in your cottage--when he ought to be in my house." He turned, and looked at me as I stood with my arm round little Mary, patiently waiting for my opportunity to speak. "George," he said, with the hard smile which was peculiar to him, when he was angry and was trying to hide it, "you are making a fool of yourself there. Leave that child, and come to me."
Jetzt oder niemals musste ich mich erklären. Dem Anscheine nach war ich noch ein Knabe. Meinem eigenen Gefühl nach bedurfte es eines Augenblicks, um mich zum Manne zu entwickeln.Now, or never, was my time to declare myself. Judging by appearances, I was still a boy. Judging by my own sensations, I had developed into a man at a moment's notice.
»Papa,« sagte ich, »ich freue mich, dass Du heimgekehrt bist. Dies ist Mary Dermody, die ich liebe und die mich wieder liebt. Ich möchte sie heiraten sobald als Du und meine Mutter es gestatten.« Mein Vater brach in lautes Gelächter aus, doch bevor ich weiter sprechen konnte, wechselte seine Stimmung. Er hatte beobachtet, dass Dermody sich anschickte, die Sache auch scherzhaft aufzufassen. Im nächsten Augenblick schien er wild vor Wut zu werden. »Man hat mich von diesem höllischen Narrenspiel in Kenntnis gesetzt,« sagte er, »aber ich habe bis jetzt nicht daran glauben wollen. Wer hat des Knaben schwachen Kopf verdreht? Wer hat ihn ermutigt, dieses Mädchen zu umarmen? Wenn Ihr es waret, Dermody, so war das die schlechteste Tagearbeit, die Ihr in Eurem Leben getan habt.« Er wandte sich wieder zu mir, ehe der Vogt sich verteidigen konnte. »Hörst Du was ich sage? Ich befehle Dir Dermodys Tochter zu verlassen und mit mir nach Hause zu kommen.«"Papa," I said, "I am glad to see you home again. This is Mary Dermody. I am in love with her, and she is in love with me. I wish to marry her as soon as it is convenient to my mother and you." My father burst out laughing. Before I could speak again, his humor changed. He had observed that Dermody, too, presumed to be amused. He seemed to become mad with anger, all in a moment. "I have been told of this infernal tomfoolery," he said, "but I didn't believe it till now. Who has turned the boy's weak head? Who has encouraged him to stand there hugging that girl? If it's you, Dermody, it shall be the worst day's work you ever did in your life." He turned to me again, before the bailiff could defend himself. "Do you hear what I say? I tell you to leave Dermody's girl, and come home with me."
»Jawohl, Papa,« sagte ich, »aber wenn ich bei Dir gewesen bin, gestattest Du doch, dass ich zu Mary zurückkehre.«"Yes, papa," I answered. "But I must go back to Mary, if you please, after I have been with you."
Trotz seines Ärgers wurde mein Vater ganz stutzig über meine Verwegenheit.Angry as he was, my father was positively staggered by my audacity.
»Deine Unverschämtheit übersteigt Alles, junger Narr,« brach er los. »Ich sage Dir, dass Dein Fuß nie wieder diese Schwelle betreten wird! Man hat Dich gelehrt mir den Gehorsam zu verweigern. Man hat Dir hier Dinge in den Kopf gesetzt, die kein Knabe Deines Alters wissen darf, die kein anständiger Mensch Dir beigebracht haben würde - weiter will ich nichts sagen.«"You young idiot, your insolence exceeds belief!" he burst out. "I tell you this: you will never darken these doors again! You have been taught to disobey me here. You have had things put into your head, here, which no boy of your age ought to know--I'll say more, which no decent people would have let you know."
»Verzeihung, Herr,« unterbrach ihn Dermody sehr ehrerbietig, aber gleichzeitig sehr bestimmt, »es gibt viele Dinge, welche ein Herr das Vorrecht hat, seinem Diener in der Erregung zu sagen, aber Sie haben dieses Vorrecht überschritten. Sie haben mich in Gegenwart meiner Mutter und vor den Ohren meines Kindes beschimpft.«"I beg your pardon, sir," Dermody interposed, very respectfully and very firmly at the same time. "There are many things which a master in a hot temper is privileged to say to the man who serves him. But you have gone beyond your privilege. You have shamed me, sir, in the presence of my mother, in the hearing of my child--"
Hier fiel ihm mein Vater ins Wort.My father checked him there.
»Erspart Euch das Ende,« sagte er. »Wir sind nicht länger Herr und Diener. Als mein Sohn Euer Haus zu besuchen anfing und mit Eurer Tochter zu tändeln begann, war es Eure Pflicht ihm Eure Tür zu verschließen. Ihr habt Eure Pflicht versäumt, ich kann Euch nicht länger trauen. Ich kündige Euch hiermit für den nächsten Monat Euren Dienst, Dermody.«"You may spare the rest of it," he said. "We are master and servant no longer. When my son came hanging about your cottage, and playing at sweethearts with your girl there, your duty was to close the door on him. You have failed in your duty. I trust you no longer. Take a month's notice, Dermody. You leave my service."
Nun stand der Vogt mit meinem Vater auf neutralem Boden. Er war nicht länger der bequeme, sanfte, bescheidene Mann, als den ich ihn kannte.The bailiff steadily met my father on his ground. He was no longer the easy, sweet-tempered, modest man who was the man of my remembrance.
»Ich erlaube mir Ihre Kündigung für den nächsten Monat abzulehnen, mein Herr,« erwiderte er. »Sie sollen keine Gelegenheit haben mir das eben Gesagte zu wiederholen. Ich werde Ihnen heute Abend meine Rechnungen zuschicken und werde morgen Ihren Dienst verlassen.«"I beg to decline taking your month's notice, sir," he answered. "You shall have no opportunity of repeating what you have just said to me. I will send in my accounts to-night. And I will leave your service to-morrow."
»So sind wir doch in einer Sache einverstanden,« sagte mein Vater, »je eher Ihr geht, je besser.«"We agree for once," retorted my father. "The sooner you go, the better."
Er schritt durch das Zimmer und legte seine Hand auf meine Schulter.He stepped across the room and put his hand on my shoulder.
»Höre mich an,« sagte er, indem er eine letzte Anstrengung zur Selbstbeherrschung machte. »Ich mag vor einem entlassenen Diener nicht mit Dir streiten. Dieser Unsinn muss ein Ende haben. Verlass diese Leute, damit sie aufpacken und gehn können - und komm mit mir nach Hause.«"Listen to me," he said, making a last effort to control himself. "I don't want to quarrel with you before a discarded servant. There must be an end to this nonsense. Leave these people to pack up and go, and come back to the house with me."
Seine schwere Hand, die auf meine Schulter drückte, schien den Geist des Widerspruchs in mir zu erdrücken. Ich gab in so weit nach, als ich ihn durch Bitten zu erweichen versuchte.His heavy hand, pressing on my shoulder, seemed to press the spirit of resistance out of me. I so far gave way as to try to melt him by entreaties.
»Ach Papa! Papa!« rief ich aus, »trenne mich nicht von Mary! Sieh wie hübsch und gut sie ist! Sie hat mir eine Flagge für mein Boot gestickt. Lass mich zuweilen her gehen und sie sehen, ich kann nicht ohne sie leben.«"Oh, papa! papa!" I cried. "Don't part me from Mary! See how pretty and good she is! She has made me a flag for my boat. Let me come here and see her sometimes. I can't live without her"
Weiter konnte ich nichts sagen. Meine arme, kleine Mary brach in Tränen aus, aber ihre Tränen rührten meinen Vater eben so wenig, als meine Bitten.I could say no more. My poor little Mary burst out crying. Her tears and my entreaties were alike wasted on my father.
»Wähle,« sagte er, »ob Du gutwillig mit mir kommen willst oder ob ich Gewalt brauchen soll. Ich werde Dich und Dermodys Tochter trennen.«"Take your choice," he said, "between coming away of your own accord, or obliging me to take you away by force. I mean to part you and Dermody's girl."
»Weder Sie noch irgend ein Mensch kann sie trennen,« warf eine Stimme aus dem Hintergrunde dazwischen, »geben Sie diesen Gedanken auf, Herr, ehe es zu spät ist.«"Neither you nor any man can part them," interposed a voice, speaking behind us. "Rid your mind of that notion, master, before it is too late."
Mein Vater sah sich schnell um und bemerkte Dame Dermody, die hell vom Fenster beleuchtet vor ihm stand. Sie hatte sich beim Beginn des Streites in die Ecke am Kamin zurückgezogen. Dort hatte sie ihre Zeit abgewartet und verließ nun ihren stillen Winkel bei meines Vaters letzter Drohung, um zu sprechen.My father looked round quickly, and discovered Dame Dermody facing him in the full light of the window. She had stepped back, at the outset of the dispute, into the corner behind the fireplace. There she had remained, biding her time to speak, until my father's last threat brought her out of her place of retirement.
Sie blickten sich einen Augenblick lang an. Mein Vater schien es unter seiner Würde zu halten, ihr zu antworten und fuhr also in dem fort, was er mir zu sagen hatte:They looked at each other for a moment. My father seemed to think it beneath his dignity to answer her. He went on with what he had to say to me.
»Ich werde langsam bis drei zählen, bevor ich die letzte Zahl ausspreche, entschließe Dich zu tun, was ich von Dir fordere, oder füge Dich der Schande, mit Gewalt fortgeschleppt zu werden.«"I shall count three slowly," he resumed. "Before I get to the last number, make up your mind to do what I tell you, or submit to the disgrace of being taken away by force."
»Bringt ihn, wohin Ihr wollt,« sagte Dame Dermody, »er wird immer auf dem Wege bleiben, der zur Verheiratung mit meiner Enkelin führt.«"Take him where you may," said Dame Dermody, "he will still be on his way to his marriage with my grandchild."
»Und wo werde ich bleiben, wenn's beliebt?« fragte mein Vater, der nun doch versucht war mit ihr zu sprechen."And where shall I be, if you please?" asked my father, stung into speaking to her this time.
Die Antwort erfolgte sofort in den wunderbaren Worten: -The answer followed instantly in these startling words:
»Sie werden dann auf dem Wege zu Ihrem Untergange und zu Ihrem Tode sein.«"You will be on your way to your ruin and your death."
Mein Vater kehrte der Prophetin mit einem verächtlichen Lächeln den Rücken.My father turned his back on the prophetess with a smile of contempt.
»Eins!« begann er zu zählen."One!" he said, beginning to count.
Ich biss die Zähne zusammen und schlang beide Arme um Mary, als er sprach. Er sollte jetzt erfahren, dass ich etwas von seinem Charakter geerbt hatte.I set my teeth, and clasped both arms round Mary as he spoke. I had inherited some of his temper, and he was now to know it.
»Zwei!« fuhr mein Vater nach einer kleinen Weile fort."Two!" proceeded my father, after waiting a little.
Mary flüsterte mir mit bebenden Lippen ins Ohr: »Lass mich hinaus gehen, George! Ich kann es nicht ertragen, sieh, wie er grollt, ich weiß er wird Dir weh tun!«Mary put her trembling lips to my ear, and whispered: "Let me go, George! I can't bear to see it. Oh, look how he frowns! I know he'll hurt you."
Mein Vater erhob seinen Zeigefinger, um mich noch einmal zu warnen, ehe er Drei zählte.My father lifted his forefinger as a preliminary warning before he counted Three.
»Haltet ein!« schrie Dame Dermodv."Stop!" cried Dame Dermody.
Mein Vater sah sich mit höhnischem Erstaunen nach ihr um.My father looked round at her again with sardonic astonishment.
»Verzeihen Sie, Madame, - haben Sie mir irgendetwas Wichtiges zu sagen?« fragte er."I beg your pardon, ma'am--have you anything particular to say to me?" he asked.
»Mann!« erwiderte die Sybille, »Ihr sprecht leichtfertig. Habe ich auch leichtfertig zu Euch gesprochen? Lasst Euch warnen, beugt Euren gottlosen Willen vor dessen Willen, der mächtiger ist als Ihr. Die Geister dieser Kinder sind verwandt, sie sind für Zeit und Ewigkeit verbunden. Trennt sie durch Land und Meer, - sie bleiben doch vereint; sie werden durch Visionen miteinander verkehren; sie werden in Träumen beieinander sein. Bindet sie mit irdischen Banden; vermählt Euren Sohn einem anderen Weibe, gebt meiner Enkelin einen anderen Mann - umsonst! Ich sage Euch, es ist umsonst! Ihr könnt sie zum Elend verdammen, - Ihr könnt sie zur Sünde treiben, - der Tag, wo sie sich auf Erden wiederfinden werden, ist dennoch im Himmel voraus bestimmt. Er muss kommen! Und wird kommen! Unterwerft Euch dem Schicksal nun es Zeit ist. Ihr seid ein Verurteilter! Ich sehe auf Eurem Gesicht die Schatten des Unheils, ich sehe das Siegel des Todes darauf. Geht und lasst diese füreinander bestimmten Wesen ihren dunklen Weg durch das Leben gemeinsam gehen, in der Kraft ihrer Unschuld» im Lichte ihrer Liebe. Geht - und Gott möge Euch vergeben.«"Man!" returned the Sibyl, "you speak lightly. Have I spoken lightly to You? I warn you to bow your wicked will before a Will that is mightier than yours. The spirits of these children are kindred spirits. For time and for eternity they are united one to the other. Put land and sea between them--they will still be together; they will communicate in visions, they will be revealed to each other in dreams. Bind them by worldly ties; wed your son, in the time to come, to another woman, and my grand-daughter to another man. In vain! I tell you, in vain! You may doom them to misery, you may drive them to sin--the day of their union on earth is still a day predestined in heaven. It will come! it will come! Submit, while the time for submission is yours. You are a doomed man. I see the shadow of disaster, I see the seal of death, on your face. Go; and leave these consecrated ones to walk the dark ways of the world together, in the strength of their innocence, in the light of their love. Go--and God forgive you!"
Gegen seinen eigenen Willen war mein Vater erstaunt über die unwiderstehliche Macht der Überzeugung, die aus diesen Worten sprach. Die Mutter des Vogtes hatte auf ihn den Eindruck gemacht, wie eine tragische Schauspielerin auf der Bühne ihn ihm gemacht haben würde. Die höhnische Antwort war auf seinen Lippen erstorben - aber sein eiserner Wille war nicht erschüttert. Sein Gesicht war so streng wie zuvor, als er sich wieder zu mir wendete.In spite of himself, my father was struck by the irresistible strength of conviction which inspired those words. The bailiff's mother had impressed him as a tragic actress might have impressed him on the stage. She had checked the mocking answer on his lips, but she had not shaken his iron will. His face was as hard as ever when he turned my way once more.
»Entschließe Dich, George!« sagte er - und zählte: »Drei!« - "The last chance, George," he said, and counted the last number: "Three!"
Ich stand stumm und regungslos.I neither moved nor answered him.
»So willst Du denn nicht anders?« sagte er und packte meine Hand."You will have it?" he said, as he fastened his hold on my arm.
Ich hielt Mary fest und flüsterte ihr zu: »Ich lasse dich nicht!« Sie schien mich nicht zu hören und zitterte von Kopf bis Fuß in meinen Armen. Ein schwacher Aufschrei entrang sich ihren Lippen. Dermody trat zu mir und ehe mein Vater mich von ihr losreißen konnte, sagte er mir ins Ohr: »Ihr könnt sie mir anvertrauen, Mr. George!« Damit entwand er sein Kind meiner Umarmung. Als sie in Dermodys Armen lag, streckte sie ihre kleine, zarte Hand verlangend nach mir aus. »Lebewohl, Geliebtester!« flüsterte sie. Als ich zur Tür geschleppt wurde, sah ich ihren Kopf an ihres Vaters Brust sinken. In meiner machtlosen Wut und Verzweiflung bot ich alle meine Kraft auf, mich den grausamen Händen zu entwinden, die mich umklammerten. Ich rief ihr zu: »Ich liebe Dich, Mary! Ich werde zu Dir zurückkehren und nie ein andres Weib heiraten, als Dich! Schritt für Schritt wurde ich vorwärts gestoßen. Das Letzte, was ich sah, war noch, wie meines Lieblings Kopf an ihres Vaters Brust lehnte. Neben ihr stand ihre Großmutter und - meinem Vater drohend, rief sie ihm, in der fieberhaften Aufregung, in die sie durch die vollzogene Trennung versetzt war, ihre furchtbare Prophezeiung noch einmal nach! »Geht! - Ihr geht ins Verderben! In den sicheren Tod!« Während ihre Worte noch in meinen Ohren widerhallten, wurde die Haustür geöffnet und geschlossen. Es war Alles vorbei. Die bescheidene Welt meiner Kinderliebe und meiner Kinderfreuden sank wie ein Traumbild vor mir zusammen. Die Wildnis draußen, die meines Vaters Welt war, öffnete sich mir - liebeleer, - freudenleer. Gott verzeihe mir - wie ich meinen Vater in jenem Augenblick hasste! -I fastened my hold on Mary; I whispered to her, "I won't leave you!" She seemed not to hear me. She trembled from head to foot in my arms. A faint cry of terror fluttered from her lips. Dermody instantly stepped forward. Before my father could wrench me away from her, he had said in my ear, "You can give her to me, Master George," and had released his child from my embrace. She stretched her little frail hands out yearningly to me, as she lay in Dermody's arms. "Good-by, dear," she said, faintly. I saw her head sink on her father's bosom as I was dragged to the door. In my helpless rage and misery, I struggled against the cruel hands that had got me with all the strength I had left. I cried out to her, "I love you, Mary! I will come back to you, Mary! I will never marry any one but you!" Step by step, I was forced further and further away. The last I saw of her, my darling's head was still resting on Dermody's breast. Her grandmother stood near, and shook her withered hands at my father, and shrieked her terrible prophecy, in the hysteric frenzy that possessed her when she saw the separation accomplished. "Go!--you go to your ruin! you go to your death!" While her voice still rang in my ears, the cottage door was opened and closed again. It was all over. The modest world of my boyish love and my boyish joy disappeared like the vision of a dream. The empty outer wilderness, which was my father's world, opened before me void of love and void of joy. God forgive me--how I hated him at that moment!
Der Vorhang fälltTHE CURTAIN FALLS
Den Tag über und während der nächsten Nacht wurde ich als Gefangener in einem Zimmer gehütet. - Ein Mann, auf dessen Zuverlässigkeit mein Vater bauen konnte, bewachte mich.FOR the rest of the day, and through the night, I was kept a close prisoner in my room, watched by a man on whose fidelity my father could depend.
Am nächsten Morgen machte ich einen Fluchtversuch, wurde aber entdeckt ehe ich das Haus verlassen hatte. Wieder in mein Zimmer verbannt, gelang es mir an Mary zu schreiben und meinen Brief den willigen Händen des Hausmädchens, die mich bediente, zu übermitteln. Vergebene Mühe! Die Wachsamkeit meines Hüters war nicht zu täuschen. Er beargwöhnte das Mädchen, verfolgte sie und nahm ihr den Brief ab. Mein Vater zerriss ihn eigenhändig.The next morning I made an effort to escape, and was discovered before I had got free of the house. Confined again to my room, I contrived to write to Mary, and to slip my note into the willing hand of the housemaid who attended on me. Useless! The vigilance of my guardian was not to be evaded. The woman was suspected and followed, and the letter was taken from her. My father tore it up with his own hands.
Im Laufe des Tages wurde meiner Mutter gestattet, mich zu besuchen. Die arme Seele war nicht fähig für mich einzutreten oder meine Rechte wahrzunehmen. Sie war ganz benommen durch die Mitteilung meines Vaters, dass bei seiner Rückkehr nach Amerika, seine Frau und sein Sohn ihn begleiten sollten.Later in the day, my mother was permitted to see me. She was quite unfit, poor soul, to intercede for me, or to serve my interests in any way. My father had completely overwhelmed her by announcing that his wife and his son were to accompany him, when he returned to America.
»Er steckt jeden Pfennig, den er besitzt in diese verhasste Spekulation,« sagte meine Mutter. »Er hat in London Geld aufgenommen; hat sein Haus auf sieben Jahre an einen reichen Kaufmann vermietet und hat das Silbergeschirr und die Juwelen verkauft, die ich von seiner Mutter geerbt hatte. Die Ländereien in Amerika verschlingen das alles. Wir haben keine Heimat, George, und es bleibt uns keine Wahl, als ihm zu folgen.«"Every farthing he has in the world," said my mother, "is to be thrown into that hateful speculation. He has raised money in London; he has let the house to some rich tradesman for seven years; he has sold the plate, and the jewels that came to me from his mother. The land in America swallows it all up. We have no home, George, and no choice but to go with him."
Eine Stunde später stand der Postwagen vor der Tür.An hour afterward the post-chaise was at the door.
Mein Vater brachte mich selbst in den Wagen. Ich riss mich mit einer Verzweiflung von ihm los, der selbst seine Entschlossenheit nicht Widerstand leisten konnte. Ich lief, ich flog den Pfad entlang, der zu Dermodys Hause führte. Die Tür stand offen; das Wohnzimmer war leer, ich ging in die Küche, ich stieg zu den oberen Zimmern hinauf. Überall Stille. Der Vogt hatte den Ort verlassen und seine Mutter und Tochter waren mit ihm gegangen. Kein Freund oder Nachbar war mit einer Botschaft für mich betraut; nirgends lag ein Brief für mich; kein Zeichen verriet mir auf welchem Wege sie von dannen gezogen waren. Dermody setzte seinen Stolz darin, keine Spur eines Daseins zurückzulassen, nachdem sein Herr ihn so tief beleidigt hatte; mein Vater hätte ja glauben können, dass er mir absichtlich, um mich zu Mary zu leiten, ein Zeichen gegeben. Ich hatte kein Andenken, das mir von meinem verlorenen Liebling sprach, außer der Flagge, die sie eigenhändig gestickt hatte. Die Einrichtung war im Hause geblieben. Ich setzte mich in der gewohnten Ecke neben Marys leerem Stuhle nieder, sah meine liebe, grüne Flagge an und brach in heiße Tränen aus.My father himself took me to the carriage. I broke away from him, with a desperation which not even his resolution could resist. I ran, I flew, along the path that led to Dermody's cottage. The door stood open; the parlor was empty. I went into the kitchen; I went into the upper rooms. Solitude everywhere. The bailiff had left the place; and his mother and his daughter had gone with him. No friend or neighbor lingered near with a message; no letter lay waiting for me; no hint was left to tell me in what direction they had taken their departure. After the insulting words which his master had spoken to him, Dermody's pride was concerned in leaving no trace of his whereabouts; my father might consider it as a trace purposely left with the object of reuniting Mary and me. I had no keepsake to speak to me of my lost darling but the flag which she had embroidered with her own hand. The furniture still remained in the cottage. I sat down in our customary corner, by Mary's empty chair, and looked again at the pretty green flag, and burst out crying.
Eine leichte Berührung schreckte mich auf. Mein Vater hatte so weit nachgegeben, dass er meiner Mutter die Verantwortlichkeit übertrug, mich zu dem Reisewagen zurückzuführen.A light touch roused me. My father had so far yielded as to leave to my mother the responsibility of bringing me back to the traveling carriage.
»Hier können wir Mary nicht mehr finden, George,« sagte sie sanft. »Vielleicht hören wir in London von ihr. Komm mit mir.«"We shall not find Mary here, George," she said, gently. "And we may hear of her in London. Come with me."
Ich stand auf und reichte ihr schweigend die Hand.I rose and silently gave her my hand.
Als wir die reine, weiße Schwelle überschritten, fiel mein Auge auf einen kleinen Gegenstand, der dort lag. Ich hob ihn auf und sah einige mit Bleistift geschriebene Zeilen, bei näherer Beobachtung erkannte ich Marys Hand. In ungeübten, kindlichen Schriftzügen hatte sie mir ein letztes Lebewohl zurückgelassen:Something low down on the clean white door-post caught my eye as we passed it. I stooped, and discovered some writing in pencil. I looked closer--it was writing in Mary's hand! The unformed childish characters traced these last words of farewell:
»Lebe wohl, Teurer. Vergiss nie Deine Mary.«"Good-by, dear. Don't forget Mary."
Ich kniete nieder und küsste die Schrift. Sie tröstete mich - sie war mir wie ein letzter Händedruck von Mary. Still folgte ich nun meiner Mutter in den Wagen.I knelt down and kissed the writing. It comforted me--it was like a farewell touch from Mary's hand. I followed my mother quietly to the carriage.
Am Abend spät kamen wir in London an.Late that night we were in London.
Meine Mutter tat Alles, was ihr ihre eigene traurige Lage gestattete, um mich liebevoll zu trösten. Sie schrieb selbst an die Anwälte ihrer Familie, übersandte ihnen eine genaue Beschreibung von Dermody und seiner Mutter und Tochter und ersuchte sie in allen Reisebureaux in London nach ihnen zu forschen. Auch an zwei Verwandte von Dermody, die in der City wohnten, verwies sie sie, vielleicht wussten diese etwas über sein Verbleiben, nachdem er meines Vaters Dienst verlassen hatte. Damit hatte sie das Mögliche für mich getan, denn zu Zeitungsannoncen besaßen wir leider nicht Geld genug.My good mother did all that the most compassionate kindness could do (in her position) to comfort me. She privately wrote to the solicitors employed by her family, inclosing a description of Dermody and his mother and daughter and directing inquiries to be made at the various coach-offices in London. She also referred the lawyers to two of Dermody's relatives, who lived in the city, and who might know something of his movements after he left my father's service. When she had done this, she had done all that lay in her power. We neither of us possessed money enough to advertise in the newspapers.
Eine Woche später segelten wir nach den Vereinigten Staaten ab. Bis dahin fragte ich zwei Mal bei den Anwälten nach, ob sie etwas erfahren, hörte aber leider beide Male, dass die Nachforschungen zu keinem Resultat geführt hatten.A week afterward we sailed for the United States. Twice in that interval I communicated with the lawyers; and twice I was informed that the inquiries had led to nothing.
Hiermit endet der erste Abschnitt meiner Liebesgeschichte.With this the first epoch in my love story comes to an end.
Zehn Jahre lang sah ich nichts von meiner kleinen Mary, - ich erfuhr selbst nicht einmal ob sie noch lebte, um zum Weibe heranzureifen. Die grüne Flagge mit der gestickten Taube bewahrte ich sorgsam - übrigens hatten die Wogen der Vergessenheit sich über den goldenen Tagen an der »Grünwasser-Fläche« geschlossen.For ten long years afterward I never again met with my little Mary; I never even heard whether she had lived to grow to womanhood or not. I still kept the green flag, with the dove worked on it. For the rest, the waters of oblivion had closed over the old golden days at Greenwater Broad.
Meine GeschichteMY STORY
Ihr habt mich zuletzt als einen dreizehnjährigen Knaben gesehen. Jetzt bin ich ein Mann von dreiundzwanzig Jahren.WHEN YOU last saw me, I was a boy of thirteen. You now see me a man of twenty-three.
Die Geschichte der Zeit, die zwischen diesen beiden Lebensepochen liegt, ist bald erzählt.The story of my life, in the interval between these two ages, is a story that can be soon told.
Um zuerst von meinem Vater zu reden, habe ich nur zu bestätigen, dass das Ende seiner Laufbahn in der Tat so war, wie Dame Dermody es vorausgesagt hatte. Ehe wir noch ein Jahr in Amerika waren, folgte sein Tod schon dem gänzlichen Zusammensturz seiner Spekulationen in Ländereien. Der Ruin war vollständig. Hätte meine Mutter nicht das kleine Einkommen gehabt, was bei ihrer Verheiratung für sie festgestellt war, so waren wir der Gnade fremder Menschen erbarmungslos anheimgefallen.Speaking of my father first, I have to record that the end of his career did indeed come as Dame Dermody had foretold it. Before we had been a year in America, the total collapse of his land speculation was followed by his death. The catastrophe was complete. But for my mother's little income (settled on her at her marriage) we should both have been left helpless at the mercy of the world.
Wir hatten einige gütige Freunde unter den warmherzigen und gastfreien Bewohnern der Vereinigten Staaten gefunden, von denen wir mit aufrichtigem Bedauern schieden; triftige Gründe bestimmten uns aber nach meines Vaters Tode in unsere Heimat zurückzukehren - so reisten wir denn ab.We made some kind friends among the hearty and hospitable people of the United States, whom we were unaffectedly sorry to leave. But there were reasons which inclined us to return to our own country after my father's death; and we did return accordingly.
Außer ihrem Bruder, dessen ich schon früher in dieser Erzählung erwähnte, hatte meine Mutter noch einen anderen Verwandten, - einen Vetter, namens Germaine, auf dessen Beistand sie sehr hoffte, wenn die Zeit herangekommen sein würde, wo ich irgendeinen Beruf erwählen musste. Ich erinnere mich als ein Familiengeheimnis gehört zu haben, dass Herr Germaine, als beide jung waren, sich vergeblich um die Hand meiner Mutter beworben haben sollte. Als er zu einer späteren Zeit durch den Tod seines Bruders, der ohne Erben starb, in den Besitz eines hübschen Vermögens kam, war er noch Junggesell. Der erlangte Reichtum änderte seine Lebensgewohnheiten nicht; er war ein einsamer Mann, allen seinen anderen Verwandten entfremdet, als meine Mutter und ich nach England zurückkehrten. Wenn es mir nur gelang Herrn Germaine zu gefallen, so konnte ich, wenigstens in gewisser Beziehung, meine Aussichten im Leben für gesichert halten.Besides her brother-in-law (already mentioned in the earlier pages of my narrative), my mother had another relative--a cousin named Germaine--on whose assistance she mainly relied for starting me, when the time came, in a professional career. I remember it as a family rumor, that Mr. Germaine had been an unsuccessful suitor for my mother's hand in the days when they were young people together. He was still a bachelor at the later period when his eldest brother's death without issue placed him in possession of a handsome fortune. The accession of wealth made no difference in his habits of life: he was a lonely old man, estranged from his other relatives, when my mother and I returned to England. If I could only succeed in pleasing Mr. Germaine, I might consider my prospects (in some degree, at least) as being prospects assured.
Dieses war der eine Grund, der uns bestimmte Amerika zu verlassen. Es gab aber noch einen zweiten, - für mich allein bestimmenden - der mich unwiderstehlich zu den einsamen Ufern der Grünwasser-Fläche zurückzog.This was one consideration that influenced us in leaving America. There was another--in which I was especially interested--that drew me back to the lonely shores of Greenwater Broad.
Meine einzige Hoffnung eine Spur von Mary zu entdecken lag in der Möglichkeit, unter den Bewohnern der Nachbarschaft meiner alten Heimat Nachforschungen anstellen zu können. Der gute Vogt war in seinem engen Lebenskreise herzlich geliebt und geachtet gewesen. Es war wenigstens nicht unmöglich, dass einer oder der andere seiner vielen Freunde in Suffolk, im Laufe des Jahres, das ich fern von England verlebte, eine Spur von ihm entdeckt hatte. In meinen Träumen von Mary - und ich träumte immer von ihr, - bildete oft der See mit seinen waldigen Ufern den Hintergrund für das Bild, das mein Geist sich von der verlorenen Gefährtin schuf. Zu den Ufern des Sees blickte ich, mit freudiger Ahnung, als zu dem einzigen Leben vorwärts, das für mich glückverheißend war - zu einem Leben mit Mary.My only hope of recovering a trace of Mary was to make inquiries among the cottagers in the neighborhood of my old home. The good bailiff had been heartily liked and respected in his little sphere. It seemed at least possible that some among his many friends in Suffolk might have discovered traces of him, in the year that had passed since I had left England. In my dreams of Mary--and I dreamed of her constantly--the lake and its woody banks formed a frequent background in the visionary picture of my lost companion. To the lake shores I looked, with a natural superstition, as to my way back to the one life that had its promise of happiness for me--my life with Mary.
Gleich nach unserer Ankunft in London reiste ich, auf meiner Mutter Wunsch allein nach Suffolk ab. Sie schreckte natürlich, in ihrem vorgerückten Lebensalter, vor dem Gedanken zurück, ihre alte Heimat, in der nun die Fremden walteten, denen wir sie überlassen hatten, so verändert wieder zu sehen.On our arrival in London, I started for Suffolk alone--at my mother's request. At her age she naturally shrank from revisiting the home scenes now occupied by the strangers to whom our house had been let.
O, wie schlug mein Herz, jung wie ich war, als ich die wohlbekannten grünen Wogen des Sees wiedersah! Es war Abend. Der erste Gegenstand, den mein Auge erblickte, war mein altes Boot in seinen heiteren Farben, wie oft hatten Mary und ich darin miteinander den See durchkreuzt! Jetzt fuhren die neuen Bewohner unseres Hauses darin. Der Widerhall ihres fröhlichen Lachens zog über den stillen See zu mir herüber. Ihre Flagge wehte von der kleinen Mastspitze, an der der fröhliche Wind Marys Flagge nie bewegen sollte. Ich wendete mich von dem Boote ab, - es schmerzte mich, es zu sehen. Wenige Schritte vorwärts brachten mich zu einem Vorsprung des Ufers, von wo sich mir der Entenfang an der gegenüberliegenden Seite zeigte. Da war der Zaun, hinter dem wir gekniet hatten, um dem Fangen der Enten zuzusehen; dort war das Loch, durch welches »Trim«, der Dachshund, sich gezeigt hatte, um die Neugierde der einfältigen Wasservögel zu erregen; dort, durch die Bäume schimmernd, wand sich der Waldweg entlang, auf dem Mary und ich an jenem Tage, als meines Vaters grausame Hand uns voneinander riss, zu Dermodys Hause wanderten. Wie weise war es von meiner Mutter, dass sie sich weigerte die alte Heimat wiederzusehen! Ich wendete dem See den Rücken, um, in der schattigen Einsamkeit des Waldes, ruhiger denken zu können.Ah, how my heart ached (young as I was) when I saw the familiar green waters of the lake once more! It was evening. The first object that caught my eye was the gayly painted boat, once mine, in which Mary and I had so often sailed together. The people in possession of our house were sailing now. The sound of their laughter floated toward me merrily over the still water. Their flag flew at the little mast-head, from which Mary's flag had never fluttered in the pleasant breeze. I turned my eyes from the boat; it hurt me to look at it. A few steps onward brought me to a promontory on the shore, and revealed the brown archways of the decoy on the opposite bank. There was the paling behind which we had knelt to watch the snaring of the ducks; there was the hole through which "Trim," the terrier, had shown himself to rouse the stupid curiosity of the water-fowl; there, seen at intervals through the trees, was the winding woodland path along which Mary and I had traced our way to Dermody's cottage on the day when my father's cruel hand had torn us from each other. How wisely my good mother had shrunk from looking again at the dear old scenes! I turned my back on the lake, to think with calmer thoughts in the shadowy solitude of the woods.
Nachdem ich eine Stunde ungefähr an den gewundenen Ufern des Sees entlang gegangen, kam ich bei dem Häuschen an, das einst Marys Heimat gewesen.An hour's walk along the winding banks brought me round to the cottage which had once been Mary's home.
Eine Frau, die mir fremd war, öffnete die Tür. Sie lud mich höflich ein in das Wohnzimmer zu treten, allein ich hatte schon genug gelitten und zog es also vor, meine Fragen von der Türschwelle an sie zu richten. Sie waren bald erledigt. Die Frau war in unserem Teil von Suffolk fremd; weder sie noch ihr Mann hatten je Dermodys Namen gehört. Von Haus zu Haus gehend, verfolgte ich meine Nachforschungen unter den Landleuten. Die Dämmerung brach herein; der Mond ging auf; die Lichte fingen an hinter den Fenstern zu verlöschen - und doch setzte ich noch meine traurige Wanderung fort; leider war, wo ich auch fragen mochte, die Antwort immer dieselbe. Niemand wusste etwas von Dermody; im Gegenteil glaubte jeder, dass ich Nachrichten von ihm brächte. Noch jetzt schmerzt es mich, wenn ich an die grausame Nutzlosigkeit aller der Anstrengungen, die ich an jenem unseligen Abende machte, gedenke. Die Nacht verbrachte ich in einem der Bauernhäuser; am nächsten Tage kehrte ich gebrochen und mutlos nach London, ohne Plan oder Sorge für die nächste Zukunft zurück.The door was opened by a woman who was a stranger to me. She civilly asked me to enter the parlor. I had suffered enough already; I made my inquiries, standing on the doorstep. They were soon at an end. The woman was a stranger in our part of Suffolk; neither she nor her husband had ever heard of Dermody's name. I pursued my investigations among the peasantry, passing from cottage to cottage. The twilight came; the moon rose; the lights began to vanish from the lattice-windows; and still I continued my weary pilgrimage; and still, go where I might, the answer to my questions was the same. Nobody knew anything of Dermody. Everybody asked if I had not brought news of him myself. It pains me even now to recall the cruelly complete defeat of every effort which I made on that disastrous evening. I passed the night in one of the cottages; and I returned to London the next day, broken by disappointment, careless what I did, or where I went next.
Dennoch waren wir nicht ganz getrennt. Wie Dame Dermody vorausgesagt hatte, sah ich Mary in meinen Träumen.Still, we were not wholly parted. I saw Mary--as Dame Dermody said I should see her--in dreams.
Oft erschien sie mir mit der grünen Flagge in der Hand und wiederholte mir ihre Abschiedsworte »Vergiss Mary nicht!« Oft führte sie mich in die wohlbekannte Ecke des alten Wohnzimmers und öffnete das Papier, auf das ihre Großmutter die Gebete für uns aufgeschrieben hatte: dann beteten wir miteinander und sangen unsere Hymnen, als wären die alten Zeiten zurückgekehrt. Einst erschien sie mir mit tränenfeuchten Augen, und sprach: »Wir müssen noch warten, Geliebter; unsere Zeit ist noch nicht erfüllt.« Zweimal sah sie mich unruhig und angstvoll an und ich hörte sie zweimal sagen: »Lebe in Geduld, lebe in Unschuld, Georg, um meinetwillen.«Sometimes she came to me with the green flag in her hand, and repeated her farewell words--"Don't forget Mary!" Sometimes she led me to our well-remembered corner in the cottage parlor, and opened the paper on which her grandmother had written our prayers for us. We prayed together again, and sung hymns together again, as if the old times had come back. Once she appeared to me, with tears in her eyes, and said, "We must wait, dear: our time has not come yet." Twice I saw her looking at me, like one disturbed by anxious thoughts; and twice I heard her say, "Live patiently, live innocently, George, for my sake."
Wir siedelten uns in London an, wo ein Privatlehrer meine Ausbildung übernahm. Bald nachdem wir unsere neue Wohnung bezogen hatten, trat ein unerwarteter Wechsel in unseren Verhältnissen ein. Meine Mutter erhielt zu ihrer großen Überraschung einen schriftlichen Heiratsantrag von Mr. Germaine.We settled in London, where my education was undertaken by a private tutor. Before we had been long in our new abode, an unexpected change in our prospects took place. To my mother's astonishment she received an offer of marriage (addressed to her in a letter) from Mr. Germaine.
»Ich bitte Sie über meinen Vorschlag nicht zu sehr zu erstaunen,« schrieb der alte Herr; »Sie werden sicher nicht vergessen haben, dass ich Sie einst liebte, als wir beide jung und mittellos waren. Die Gefühle jener Zeit können jetzt unmöglich wieder in uns erwachen. Alles, was ich in meinem Alter noch von Ihnen erbitten möchte, ist, dass Sie die Gefährtin meiner letzten Lebensjahre werden und dass Sie mir über Ihren Sohn etwas von den Rechten eines Vaters einräumen, indem Sie mir gestatten, für sein künftiges Wohlergehn zu sorgen. Überlegen Sie das Alles, meine Teure, und sagen Sie mir ob Sie den leeren Stuhl am einsamen Herde eines alten Mannes einnehmen wollen.«"I entreat you not to be startled by my proposal!" (the old gentleman wrote). "You can hardly have forgotten that I was once fond of you, in the days when we were both young and both poor. No return to the feelings associated with that time is possible now. At my age, all I ask of you is to be the companion of the closing years of my life, and to give me something of a father's interest in promoting the future welfare of your son. Consider this, my dear, and tell me whether you will take the empty chair at an old man's lonely fireside."
Meine Mutter sah so verschämt aus, als wäre sie wieder ein junges Mädchen geworden, die arme Seele! Die ganze Verantwortung der Entscheidung legte sie aber auf die Schultern ihres Sohnes! Ich bedurfte keiner langen Überlegung. Mit ihrem Jawort nahm sie die Hand eines reichen und ehrenwerten Mannes an, dessen Herz ihr sein ganzes Leben hindurch gehört hatte; und sie erlangte alles Behagen, allen Luxus, die Wohlfahrt und die gesellige Stellung wieder, die meines Vaters gewissenloses Leben ihr geraubt hatte. Dazu kommt noch, dass ich Mr. Germaine und er mich liebte. Warum sollte meine Mutter unter diesen Umständen Nein sagen. Als ich ihr diese Frage vorlegte, konnte sie mir keine vernünftige Antwort geben. Sie wurde also in kürzester Zeit Mrs. Germaine. Ich habe nur noch hinzuzufügen, dass meine Mutter sich an ihrem Lebensende wenigstens in diesem Falle dazu beglückwünschte, dem Rate ihres Sohnes gefolgt zu sein.My mother (looking almost as confused, poor soul! as if she had become a young girl again) left the whole responsibility of decision on the shoulders of her son! I was not long in making up my mind. If she said Yes, she would accept the hand of a man of worth and honor, who had been throughout his whole life devoted to her; and she would recover the comfort, the luxury, the social prosperity and position of which my father's reckless course of life had deprived her. Add to this, that I liked Mr. Germaine, and that Mr. Germaine liked me. Under these circumstances, why should my mother say No? She could produce no satisfactory answer to that question when I put it. As the necessary consequence, she became, in due course of time, Mrs. Germaine. I have only to add that, to the end of her life, my good mother congratulated herself (in this case at least) on having taken her son's advice.
Jahre vergingen - und, außer in meinen Träumen, blieben Mary und ich noch immer getrennt. Jahre vergingen, bis auch ich die gefahrvolle Zeit erreichte, die in dem Leben jedes Mannes ihre Rechte fordert. Ich erreichte das Alter, wo die stärkste aller Leidenschaften die Sinne umfängt und ihre Herrschaft über Leib und Seele ausübt.The years went on, and still Mary and I were parted, except in my dreams. The years went on, until the perilous time which comes in every man's life came in mine. I reached the age when the strongest of all the passions seizes on the senses, and asserts its mastery over mind and body alike.
Ich hatte bis dahin den Untergang meiner ersten und schönsten Hoffnungen geduldig ertragen, ich hatte ergeben und unschuldig um Marys willen gelebt. Jetzt verließ mich die Geduld; meine Unschuld gehörte den verlorenen Schätzen vergangener Zeiten an. Ich verbrachte die Tage mit Arbeiten für meinen Erzieher, das ist wahr, aber meine Nächte widmete ich heimlich gewissenlosen Schwelgereien, an die ich in diesem Augenblick mit Widerwillen und Scham zurückdenke. Ich entweihte meine Erinnerungen an Mary durch den Umgang mit Frauen, die die tiefsten Tiefen der Erniedrigung erreicht hatten. Gottloserweise sagte ich mir: »Ich habe lange genug auf sie gehofft; lange genug habe ich gewartet: ich kann nichts Besseres tun als meine Jugend genießen und - sie vergessen.«I had hitherto passively endured the wreck of my earliest and dearest hopes: I had lived patiently, and lived innocently, for Mary's sake. Now my patience left me; my innocence was numbered among the lost things of the past. My days, it is true, were still devoted to the tasks set me by my tutor; but my nights were given, in secret, to a reckless profligacy, which (in my present frame of mind) I look back on with disgust and dismay. I profaned my remembrances of Mary in the company of women who had reached the lowest depths of degradation. I impiously said to myself: "I have hoped for her long enough; I have waited for her long enough. The one thing now to do is to enjoy my youth and to forget her."
Von dem Augenblick an, wo ich in diese Erniedrigung versank, dachte ich wohl manchmal reuevoll an Mary - besonders morgens, wenn uns oft Gedanken der Buße erfüllen, - aber meine Träume von ihr hatten völlig aufgehört. Jetzt waren wir, im wahren Sinne des Wortes, getrennt. Marys reiner Geist konnte jetzt keine Gemeinschaft mit mir haben - Marys reiner Geist war von mir geflohen. Selbstverständlich konnte ich vor den Augen meiner Mutter das Geheimnis meiner Gesunkenheit nicht bewahren. Der Anblick ihres Kummers war der erste ernüchternde Einfluss. In gewissem Grade legte ich mir Zügel an - ich versuchte zu einem reineren Lebenswandel zurückzukehren. Mr. Germaine war ein zu verständiger Mann, um mich verloren zu geben, so sehr ich ihn auch betrübt hatte. Er riet mir, als Mittel zur Selbstbesserung, mir einen Beruf zu wählen und mich dann in die dazu gehörigen Studien so zu vertiefen, wie ich es bis jetzt in keinerlei Weise getan.From the moment when I dropped into this degradation, I might sometimes think regretfully of Mary--at the morning time, when penitent thoughts mostly come to us; but I ceased absolutely to see her in my dreams. We were now, in the completest sense of the word, parted. Mary's pure spirit could hold no communion with mine; Mary's pure spirit had left me. It is needless to say that I failed to keep the secret of my depravity from the knowledge of my mother. The sight of her grief was the first influence that sobered me. In some degree at least I restrained myself: I made the effort to return to purer ways of life. Mr. Germaine, though I had disappointed him, was too just a man to give me up as lost. He advised me, as a means of self-reform, to make my choice of a profession, and to absorb myself in closer studies than any that I had yet pursued.
Ich schloss mit meinem besten Freunde, meinem zweiten Vater, Frieden, nicht allein, indem ich seinen Rat befolgte, sondern auch indem ich den Beruf als Arzt wählte, dem er selbst angehörte, bevor er sein großes Vermögen erbte. Mr. Germaine war Arzt gewesen: ich beschloss es auch zu werden.I made my peace with this good friend and second father, not only by following his advice, but by adopting the profession to which he had been himself attached before he inherited his fortune--the profession of medicine. Mr. Germaine had been a surgeon: I resolved on being a surgeon too.
Jünger als es meist der Fall ist, hatte ich meinen neuen Lebensweg betreten und kann zu meiner Ehre sagen, dass ich wacker arbeitete. Ich gewann und erhielt mir die Gunst der Professoren, bei denen ich studierte. Andrerseits darf ich nicht leugnen, dass meine moralische Umwandlung durchaus nicht vollkommen war. Ich arbeitete freilich, - aber was ich tat, tat ich aus Eigennutz, mit verbittertem, verhärtetem Herzen. In religiöser und sittlicher Beziehung nahm ich die ganz materiellen Lebensanschauungen eines Studiengenossen an - eines ganz abgelebten Menschen, der noch einmal so alt war, als ich. Ich glaubte nichts, was ich nicht sehen, schmecken oder fühlen konnte. Den Glauben an die Menschheit verlor ich ganz. Mit Ausnahme meiner Mutter, hatte ich keine Achtung vor den Frauen. Meine Erinnerungen an Mary verloren sich mehr und mehr, bis sie nichts weiter als ein kleines Bindeglied mit der Vergangenheit waren. Die grüne Flagge bewahrte ich noch aus Gewohnheit auf - aber ich trug sie nicht mehr bei mir: sie lag unberührt in einem Kasten meines Schreibtisches. Ab und zu stieg ein leiser Zweifel in mir auf, ob mein Leben nicht ein ganz wertloses, unwürdiges sei, aber meine Gedanken verweilten nicht lange dabei. Der logischen Ordnung der Dinge nach musste ich, indem ich Andere verachtete, meine Schlüsse auch bis zu dem bitteren Ende zu verfolgen, mich selbst zu verachten.Having entered, at rather an earlier age than usual, on my new way of life, I may at least say for myself that I worked hard. I won, and kept, the interest of the professors under whom I studied. On the other hand, it cannot be denied that my reformation was, morally speaking, far from being complete. I worked; but what I did was done selfishly, bitterly, with a hard heart. In religion and morals I adopted the views of a materialist companion of my studies--a worn-out man of more than double my age. I believed in nothing but what I could see, or taste, or feel. I lost all faith in humanity. With the one exception of my mother, I had no respect for women. My remembrances of Mary deteriorated until they became little more than a lost link of association with the past. I still preserved the green flag as a matter of habit; but it was no longer kept about me; it was left undisturbed in a drawer of my writing-desk. Now and then a wholesome doubt, whether my life was not utterly unworthy of me, would rise in my mind. But it held no long possession of my thoughts. Despising others, it was in the logical order of things that I should follow my conclusions to their bitter end, and consistently despise myself.
Die Zeit meiner Mündigkeit kam heran. Ich war einundzwanzig Jahre alt - und von den Illusionen meiner Jugend war nicht ein Schimmer geblieben!The term of my majority arrived. I was twenty-one years old; and of the illusions of my youth not a vestige remained.
Weder meine Mutter noch Mr. Germaine konnten sich eigentlich über mein Benehmen beklagen, beide waren aber in hohem Grade besorgt um mich. Nach reiflichen Erwägungen kam mein Stiefvater zu einem Entschluss. Er gewann die Überzeugung, dass die einzige Möglichkeit mich meinem besseren, edleren Selbst wieder zurückzugeben, in dem Einflusse lag, den ein Leben unter neuen Menschen und in neuen Umgebungen auf mich auszuüben vermöchte.Neither my mother nor Mr. Germaine could make any positive complaint of my conduct. But they were both thoroughly uneasy about me. After anxious consideration, my step-father arrived at a conclusion. He decided that the one chance of restoring me to my better and brighter self was to try the stimulant of a life among new people and new scenes.
Zur Zeit von der ich schreibe, hatte die einheimische Regierung beschlossen, eine besondere diplomatische Sendung an einen der eingeborenen Fürsten abgehen zu lassen, der eine entlegene Provinz unseres indischen Kaiserreiches beherrschte. Bei dein unruhigen Zustande, in dem sich die Provinz damals befand, war es nötig, dass die Gesandtschaft bei ihrer Ankunft in Indien von einer Eskorte aus Truppen und Zivilbeamten der Krone bestehend, an den Hof des Fürsten begleitet wurde. Der Arzt, der die Expedition von England aus begleiten sollte, war ein alter Freund von Mr. Germaine, er suchte einen Assistenten, auf dessen Leistungen er sich verlassen konnte. Durch meines Stiefvaters Vermittelung wurde mir die Stellung angeboten. Ohne Zögern nahm ich sie an. Der einzige Stolz, der mir geblieben war, war der elende Stolz gänzlicher Blasiertheit. So lange ich meinem Berufe obliegen musste, war mir die Stellung, in der ich es tat, ganz gleichgültig.At the period of which I am now writing, the home government had decided on sending a special diplomatic mission to one of the native princes ruling over a remote province of our Indian empire. In the disturbed state of the province at that time, the mission, on its arrival in India, was to be accompanied to the prince's court by an escort, including the military as well as the civil servants of the crown. The surgeon appointed to sail with the expedition from England was an old friend of Mr. Germaine's, and was in want of an assistant on whose capacity he could rely. Through my stepfather's interest, the post was offered to me. I accepted it without hesitation. My only pride left was the miserable pride of indifference. So long as I pursued my profession, the place in which I pursued it was a matter of no importance to my mind.
Um meine Mutter nur zu veranlassen meine neue Lebensaussicht in Erwägung zu ziehen, bedurfte es langer Überredung. Als sie das schließlich tat, gab sie, wenn auch ungern, nach. Ich gestehe, dass ich sie mit heißen Tränen - die ersten, die ich seit manchem, langem Jahre vergossen, verließ. Die Geschichte dieser Sendung bildet einen Teil der indischen Geschichte und gehört also nicht in diese Erzählung.It was long before we could persuade my mother even to contemplate the new prospect now set before me. When she did at length give way, she yielded most unwillingly. I confess I left her with the tears in my eyes--the first I had shed for many a long year past. The history of our expedition is part of the history of British India. It has no place in this narrative.
Was mich anlangt, so habe ich nur zu berichten, dass ich kaum eine Woche, nachdem die Sendung ihr Ziel erreicht hatte, unfähig wurde meine Berufspflichten zu erfüllen. Wir hatten unser Lager außerhalb der Stadt aufgeschlagen, und die fanatischen Eingeborenen machten unter dem Deckmantel der Finsternis einen Angriff auf uns. Der Angriff wurde, mit geringer Schwierigkeit und unerheblichen Verlusten unsrerseits, zurückgeschlagen. Ich befand mich unter den Verwundeten - indem ich durch einen Wurfspieß oder Speer getroffen war, als ich von einem Zelt zum andern ging.Speaking personally, I have to record that I was rendered incapable of performing my professional duties in less than a week from the time when the mission reached its destination. We were encamped outside the city; and an attack was made on us, under cover of darkness, by the fanatical natives. The attempt was defeated with little difficulty, and with only a trifling loss on our side. I was among the wounded, having been struck by a javelin, or spear, while I was passing from one tent to another.
Hätte eine europäische Waffe mich verletzt, so würde die Wunde ganz ohne Bedeutung gewesen sein, aber die Spitze des indischen Speeres war vergiftet. Ich entging zwar der Todesgefahr des »Kinnbackenkrampfes« - aber, durch eine eigentümliche Einwirkung des Giftes auf meinen Organismus, die mir selbst unerklärlich ist, wollte meine Wunde durchaus nicht heilen. Ich wurde als Kranker nach Kalkutta geschickt, wo mir die beste ärztliche Hilfe zur Verfügung stand. Dem Anscheine nach heilte hier die Wunde - brach aber bald wieder auf und zwar wiederholentlich; da kamen die Ärzte darin überein, dass ich nach England geschickt werden müsste. Sie rechneten auf die belebende Kraft der Seereise, und, sollte diese fehlschlagen, auf den heilsamen Einfluss der vaterländischen Luft. Im indischen Klima hielten sie mich für unheilbar.Inflicted by a European weapon, my injury would have been of no serious consequence. But the tip of the Indian spear had been poisoned. I escaped the mortal danger of lockjaw; but, through some peculiarity in the action of the poison on my constitution (which I am quite unable to explain), the wound obstinately refused to heal. I was invalided and sent to Calcutta, where the best surgical help was at my disposal. To all appearance, the wound healed there--then broke out again. Twice this happened; and the medical men agreed that the best course to take would be to send me home. They calculated on the invigorating effect of the sea voyage, and, failing this, on the salutary influence of my native air. In the Indian climate I was pronounced incurable.
Zwei Tage bevor das Schiff absegelte, brachte mir ein Brief meiner Mutter sehr aufregende Nachrichten. Mein zukünftiges Leben, - wenn es noch ein solches für mich gab, - war in eine ganz neue Bahn geleitet. Mr. Germaine war plötzlich an einem Herzleiden gestorben. Sein letzter Wille, der von der Zeit meiner Abreise aus England datiert war, bestimmte für meine Mutter ein lebenslanges Einkommen und übergab mir seinen übrigen, großen Besitz unter der Bedingung, dass ich seinen Namen annahm. Natürlich ging ich auf die Bedingung ein und - wurde George Germaine.Two days before the ship sailed a letter from my mother brought me startling news. My life to come--if I had a life to come--had been turned into a new channel. Mr. Germaine had died suddenly, of heart-disease. His will, bearing date at the time when I left England, bequeathed an income for life to my mother, and left the bulk of his property to me, on the one condition that I adopted his name. I accepted the condition, of course, and became George Germaine.
Drei Monate später war ich mit meiner Mutter wieder vereint.Three months later, my mother and I were restored to each other.
Abgesehen von den Leiden, die mir meine Wunde noch bereitete, war ich nun allem Anscheine nach einer der beneidenswertesten Sterblichen: zur Stellung eines reichen Mannes erhoben, Besitzer eines Hauses in London und eines Landsitzes in Pertshire! - Und dennoch war ich in der Tat mit dreiundzwanzig Jahren einer der elendesten Menschen, die da lebten!Except that I still had some trouble with my wound, behold me now to all appearance one of the most enviable of existing mortals; promoted to the position of a wealthy gentleman; possessor of a house in London and of a country-seat in Perthshire; and, nevertheless, at twenty-three years of age, one of the most miserable men living!
Und Mary!And Mary?
Was war in den letztverflossenen zehn Jahren aus ihr geworden? Ihr kennt nun meine Geschichte, lest die wenigen folgenden Seiten, um die ihrige zu erfahren.In the ten years that had now passed over, what had become of Mary? You have heard my story. Read the few pages that follow, and you will hear hers.
Ihre GeschichteHER STORY.
Was ich von Marys Geschichte erzählen will, habe ich erst durch Nachforschungen zu einer viel späteren Zeit meines Lebens erfahren, viele Jahre nachdem alles bisher Geschriebene sich zutrug. Man möge das beherzigen.WHAT I have now to tell you of Mary is derived from information obtained at a date in my life later by many years than any date of which I have written yet. Be pleased to remember this.
Der Vogt Dermody hatte Verwandte in London, von denen er zuweilen sprach und andere in Schottland, derer er nie erwähnte. Mein Vater hatte nämlich ein hartes Vorurteil gegen die schottische Nation. Dermody kannte seinen Herrn zu gut, um nicht zu fürchten, dass das Vorurteil sich auch auf ihn erstrecken könnte, wenn er über seine schottische Verwandtschaft sprach. Er schwieg deshalb und nannte sie nie.Dermody, the bailiff, possessed relatives in London, of whom he occasionally spoke, and relatives in Scotland, whom he never mentioned. My father had a strong prejudice against the Scotch nation. Dermody knew his master well enough to be aware that the prejudice might extend to him, if he spoke of his Scotch kindred. He was a discreet man, and he never mentioned them.
Als er den Dienst meines Vaters verließ, war er teils zu Lande teils zu Wasser, nach Glasgow gegangen, wo seine Verwandten lebten. Durch seinen Charakter und seine Erfahrungen zeichnete sich Dermody von Tausenden aus und war für jeden Herrn, der das Glück hatte ihn in seine Dienste zu nehmen, von großem Wert. Seine Freunde bemühten sich für ihn und nach sechs Wochen war er von einem Gentleman angestellt, dessen Gut an der östlichen Küste Schottlands lag. Dort hatte er nun mit Mutter und Tochter eine behagliche neue Heimat gefunden.On leaving my father's service, he had made his way, partly by land and partly by sea, to Glasgow--in which city his friends resided. With his character and his experience, Dermody was a man in a thousand to any master who was lucky enough to discover him. His friends bestirred themselves. In six weeks' time he was placed in charge of a gentleman's estate on the eastern coast of Scotland, and was comfortably established with his mother and his daughter in a new home.
Die beleidigenden Worte, welche mein Vater zuletzt an ihn gerichtet hatte, waren tief in Dermodys Gemüt gedrungen. Er schrieb seinen Verwandten in London im geheimen, dass er eine neue, vorteilhafte Stellung gefunden hätte, vorläufig aber Gründe habe seine Adresse zu verschweigen. So vereitelte er die Nachfragen, welche die Anwälte meiner Mutter bei seinen Londoner Verwandten anstellten, nachdem sie seine Spur anderswo nicht hatten auffinden können. Teils gereizt durch die Vorwürfe seines früheren Herrn - teils aus einem Gefühl der Selbstachtung - opferte er Mary und mich; andererseits hielt er es auch für seine Pflicht bei der Verschiedenheit unserer Lebensstellungen, jeden Verkehr zwischen uns abzubrechen, ehe es zu spät war.The insulting language which my father had addressed to him had sunk deep in Dermody's mind. He wrote privately to his relatives in London, telling them that he had found a new situation which suited him, and that he had his reasons for not at present mentioning his address. In this way he baffled the inquiries which my mother's lawyers (failing to discover a trace of him in other directions) addressed to his London friends. Stung by his old master's reproaches, he sacrificed his daughter and he sacrificed me--partly to his own sense of self-respect, partly to his conviction that the difference between us in rank made it his duty to check all further intercourse before it was too late.
In einem entlegenen Teile von Schottland, mir und der Welt verloren, lebte nun die kleine Familie in Zurückgezogenheit begraben.Buried in their retirement in a remote part of Scotland, the little household lived, lost to me, and lost to the world.
In meinen Träumen hatte ich Mary gesehen und gehört. Sie sah und hörte mich in den Ihrigen. Das unschuldige Sehnen und Verlangen meines Herzens wurde ihr in geheimnisvollem Schlummer offenbar, so lange ich noch ein Knabe war. Ihre Großmutter, welche den Glauben an unsere vorausbestimmte Vereinigung festhielt, stärkte ihr Herz und erhob ihren Mut. Wenn sie ihren Vater auch sagen hörte, was der meine gesagt hatte, dass wir getrennt wären, um uns nie wiederzusehen, so gedachte sie im Stillen ihrer glückverheißenden Träume und hielt diese für sichere Bürgschaften einer anderen Zukunft als die, die Dermody im Auge hatte. So lebte sie doch im Geiste mit mir - und hoffte.In dreams, I had seen and heard Mary. In dreams, Mary saw and heard me. The innocent longings and wishes which filled my heart while I was still a boy were revealed to her in the mystery of sleep. Her grandmother, holding firmly to her faith in the predestined union between us, sustained the girl's courage and cheered her heart. She could hear her father say (as my father had said) that we were parted to meet no more, and could privately think of her happy dreams as the sufficient promise of another future than the future which Dermody contemplated. So she still lived with me in the spirit--and lived in hope.
Der Tod der Großmutter, die in sehr hohem Alter der natürlichen Schwäche erlag, war die erste Trübsal die über die kleine Familie kam. Im letzten Augenblick, als sie noch bei Bewusstsein war, sagte sie zu Mary: »Vergiss nie, dass Du und George für einander bestimmte Geister seid. Warte geduldig - in der festen Überzeugung, dass keine Macht der Erde Eure Verbindung verhindern kann, wenn Eure Zeit gekommen ist.The first affliction that befell the little household was the death of the grandmother, by the exhaustion of extreme old age. In her last conscious moments, she said to Mary, "Never forget that you and George are spirits consecrated to each other. Wait--in the certain knowledge that no human power can hinder your union in the time to come."
Obgleich diese Worte in Mary unauslöschlich fortlebten, wurde unsere geistige Gemeinschaft in Träumen plötzlich ihrerseits unterbrochen, wie es mir ja ebenfalls geschehen war. Von den ersten Tagen meiner Selbsterniedrigung an war mir Mary nicht mehr erschienen - genau zur selben Zeit sah sie mich auch nicht mehr.While those words were still vividly present to Mary's mind, our visionary union by dreams was abruptly broken on her side, as it had been abruptly broken on mine. In the first days of my self-degradation, I had ceased to see Mary. Exactly at the same period Mary ceased to see me.
Des Mädchens gefühlvolle Natur brach unter diesem Schlage zusammen. Sie hatte nun keine ältere Frau mehr, die ihr Trost und Rat gab; sie lebte mit ihrem Vater allein und dieser wechselte jedes Mal den Gegenstand der Unterhaltung, wenn von den alten Zeiten die Rede war. Der geheime Kummer, der Leib und Seele verzehrt, nagte auch an ihr. Eine Erkältung, die sie sich in der rauhen Jahreszeit zugezogen hatte, artete in ein Fieber aus. Wochenlang war sie in Lebensgefahr. Als sie genas, war ihr Kopf, auf Wunsch des Arztes, seines schönen Haarschmuckes beraubt. Das Opfer war nötig, um ihr Leben zu retten. In einer Hinsicht war dieses Opfer sehr groß gewesen - denn ihr Haar wuchs nie wieder so üppig. Das neue Haar hatte keine Spur von dem reizvollen, rotbraunen Schimmer des früheren; es war nun einförmig lichtbraun geworden, so dass Marys schottische Verwandte sie zuerst kaum wieder erkannten.The girl's sensitive nature sunk under the shock. She had now no elder woman to comfort and advise her; she lived alone with her father, who invariably changed the subject whenever she spoke of the old times. The secret sorrow that preys on body and mind alike preyed on her. A cold, caught at the inclement season, turned to fever. For weeks she was in danger of death. When she recovered, her head had been stripped of its beautiful hair by the doctor's order. The sacrifice had been necessary to save her life. It proved to be, in one respect, a cruel sacrifice--her hair never grew plentifully again. When it did reappear, it had completely lost its charming mingled hues of deep red and brown; it was now of one monotonous light-brown color throughout. At first sight, Mary's Scotch friends hardly knew her again.
Aber die Natur glich reichlich den Verlust des schönen Haares durch den größeren Reiz aus, den sie dem Gesicht und der Gestalt verlieh.But Nature made amends for what the head had lost by what the face and the figure gained.
In einem Jahre war nach der Krankheit das zarte kleine Kind aus der alten Zeit der Grünwasserfläche in der stählenden schottischen Luft und durch ihre gesunde Lebensweise zur hübschen, stattlichen Jungfrau herangereift. Ihre Züge waren, wie in ihren früheren Jahren, durchaus nicht regelmäßig schön und doch war die Veränderung eine sehr merkliche. Das hagere Gesicht war ausgefüllt und der bleiche Teint hatte nun seinen Farbenschmuck erhalten. Die wunderbare Veränderung ihrer Gestalt fiel selbst den rohen Leuten um sie her auf. Höchst unbedeutend, als sie ein Kind war, hatte sie sich nun zu jungfräulicher Fülle, zu Ebenmaß und Anmut entwickelt - sie hatte im wahren Sinne des Wortes eine überraschend schöne Gestalt.In a year from the date of her illness, the frail little child of the old days at Greenwater Broad had ripened, in the bracing Scotch air and the healthy mode of life, into a comely young woman. Her features were still, as in her early years, not regularly beautiful; but the change in her was not the less marked on that account. The wan face had filled out, and the pale complexion had found its color. As to her figure, its remarkable development was perceived even by the rough people about her. Promising nothing when she was a child, it had now sprung into womanly fullness, symmetry, and grace. It was a strikingly beautiful figure, in the strictest sense of the word.
Es gab zu jener Zeit Augenblicke, wo selbst der eigene Vater seine Tochter, geistig, wie körperlich, kaum wieder erkannte. Sie hatte ihre kindliche Lebhaftigkeit - ihr süßes, fröhliches Geplauder verloren. Still und versunken in sich selbst, erfüllte sie geduldig ihre täglichen Pflichten. Die Hoffnung mich wiederzusehen war zu dieser Zeit in ihr erstorben. Sie klagte nie; die Kraft, die ihr Körper in der letzten Zeit gewonnen hatte, unterstützte und stärkte nun die Seele. Als ein oder zwei Mal ihr Vater sie fragte, ob sie noch mein gedenke, antwortete sie ruhig, dass sie es nun über sich gewonnen habe, seine Ansichten über die Sache zu teilen. Sie zweifelte nicht, dass ich sie längst vergessen hatte und war nun alt genug geworden, um einzusehen, dass, selbst wenn ich ihr treu geblieben war, unsere Heirat in den verschiedenen Lebenssphären, denen wir angehörten, eine Unmöglichkeit wäre. Sie sagte sich, dass es das Beste sei die Vergangenheit zu vergessen - mein nicht mehr zu gedenken, wie ich ihrer nicht mehr gedachte. So sprach sie jetzt. Allem Anscheine nach hatten Dame Dermodys vertrauensvolle Voraussagungen über unser Schicksal sich nicht bewahrheitet und waren dem Reiche der unerfüllten Prophezeiungen verfallen.Morally as well as physically, there were moments, at this period of their lives, when even her own father hardly recognized his daughter of former days. She had lost her childish vivacity--her sweet, equable flow of good humor. Silent and self-absorbed, she went through the daily routine of her duties enduringly. The hope of meeting me again had sunk to a dead hope in her by this time. She made no complaint. The bodily strength that she had gained in these later days had its sympathetic influence in steadying her mind. When her father once or twice ventured to ask if she was still thinking of me, she answered quietly that she had brought herself to share his opinions. She could not doubt that I had long since ceased to think of her. Even if I had remained faithful to her, she was old enough now to know that the difference between us in rank made our union by marriage an impossibility. It would be best (she thought) not to refer any more to the past, best to forget me, as I had forgotten her. So she spoke now. So, tried by the test of appearances, Dame Dermody's confident forecast of our destinies had failed to justify itself, and had taken its place among the predictions that are never fulfilled.
Als Mary neunzehn Jahre alt war, ereignete sich seit ihrer Krankheit der nächste wichtige Vorfall in den Familienannalen. Selbst jetzt, nach dieser langen Zeit, sinkt mir das Herz, fehlt mir der Mut bei der inhaltsschweren Stelle meiner Erzählung, an der ich jetzt angelangt bin.The next notable event in the family annals which followed Mary's illness happened when she had attained the age of nineteen years. Even at this distance of time my heart sinks, my courage fails me, at the critical stage in my narrative which I have now reached.
Ein ungewöhnlich heftiger Sturm tobte an der Ostküste von Schottland. Unter den Fahrzeugen, die der Sturm vernichtete, war ein holländisches Schiff, das an der felsigen Küste nah bei Dermodys Wohnung scheiterte. Wie er in allen guten Werken voranging, zeigte der Vogt auch hier durch sein Beispiel den Weg zur Rettung der Passagiere und Bemannung des verlorenen Schiffes. Einen Mann hatte er bereits lebend ans Land gebracht und war nun wieder auf dem Wege zum Schiff - als zwei heftig aufeinander folgende Windstöße ihn gegen die Felsen warfen. Er wurde von seinen Nachbarn mit Lebensgefahr gerettet. Die ärztliche Untersuchung ergab, dass ein Knochen gebrochen war und verschiedene andre ernstliche Verletzungen stattgefunden hatten. Soweit waren seine Beschädigungen leicht festzustellen gewesen, aber nach einiger Zeit entdeckte der Arzt an dem Kranken Symptome, die ernstliche innere Verletzungen schließen ließen. Nach des Doktors Ansicht konnte er seine tätige Lebensweise nie wieder aufnehmen. Er musste für seine Lebenszeit ein elender, gebrechlicher Mann bleiben.A storm of unusual severity burst over the eastern coast of Scotland. Among the ships that were lost in the tempest was a vessel bound from Holland, which was wrecked on the rocky shore near Dermody's place of abode. Leading the way in all good actions, the bailiff led the way in rescuing the passengers and crew of the lost ship. He had brought one man alive to land, and was on his way back to the vessel, when two heavy seas, following in close succession, dashed him against the rocks. He was rescued, at the risk of their own lives, by his neighbors. The medical examination disclosed a broken bone and severe bruises and lacerations. So far, Dermody's sufferings were easy of relief. But, after a lapse of time, symptoms appeared in the patient which revealed to his medical attendant the presence of serious internal injury. In the doctor's opinion, he could never hope to resume the active habits of his life. He would be an invalid and a crippled man for the rest of his days.
Sein Herr tat für den Vogt Alles, was man unter diesen traurigen Umständen erwarten durfte. Er mietete einen Stellvertreter, der die Landarbeit beaufsichtigen konnte und gestattete Dermody noch für die nächsten drei Monate in seinem Hause zu bleiben. Dadurch war dem armen Manne Zeit gegeben, die Trümmer seiner früheren Kräfte zu sammeln und sich mit seinen Verwandten in Glasgow über seine Zukunftspläne zu beraten.Under these melancholy circumstances, the bailiff's employer did all that could be strictly expected of him, He hired an assistant to undertake the supervision of the farm work, and he permitted Dermody to occupy his cottage for the next three months. This concession gave the poor man time to recover such relics of strength as were still left to him, and to consult his friends in Glasgow on the doubtful question of his life to come.
Die Aussichten waren sehr trübe. Dermody war für jede sitzende Lebensweise untauglich und die geringen Mittel, die er erübrigt hatte, reichten nicht für seinen und seiner Tochter Unterhalt aus. Die schottischen Verwandten waren freundlich und bereitwillig, aber sie hatten ihre eigenen Familien und konnten kein Geld missen.The prospect was a serious one. Dermody was quite unfit for any sedentary employment; and the little money that he had saved was not enough to support his daughter and himself. The Scotch friends were willing and kind; but they had domestic claims on them, and they had no money to spare.
Der Passagier des gescheiterten Schiffes, dem Dermody das Leben gerettet hatte, trat, grade in dieser Not, mit einem Vorschlage hervor, der Vater und Tochter in gleiches Erstaunen versetzte. Er machte nämlich Mary einen Heiratsantrag, mit der ausdrücklichen Bedingung, dass, wenn sie seine Hand annähme, ihre Heimat auch lebenslang die Heimat ihres Vaters sein sollte.In this emergency, the passenger in the wrecked vessel (whose life Dermody had saved) came forward with a proposal which took father and daughter alike by surprise. He made Mary an offer of marriage; on the express understanding (if she accepted him) that her home was to be her father's home also to the end of his life.
Der Mann, der der Familie Dermody in dieser schweren Zeit so nahe trat, war ein holländischer Edelmann namens Ernst von Brandt. Er besaß einen Anteil an einer Fischerei an den Ufern des Zuider-Sees und war, als das Schiff scheiterte, auf dem Wege eine Vereinbarung mit den Fischereien des nördlichen Schottlands anzubahnen. Als er Mary zuerst sah, hatte sie einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Er hatte sich in der Nachbarschaft aufgehalten, weil er hoffte mit der Zeit ihre Gunst zu gewinnen. Er war ein hübscher Mann, im Lenz des Lebens; sein Einkommen machte es ihm vollständig möglich zu heiraten. Als er um Mary anhielt, nannte er Personen von hoher, gesellschaftlicher Stellung in Holland, die über ihn Auskunft geben konnten, insofern es seinen Charakter und seine Stellung anlangte.The person who thus associated himself with the Dermodys in the time of their trouble was a Dutch gentleman, named Ernest Van Brandt. He possessed a share in a fishing establishment on the shores of the Zuyder Zee; and he was on his way to establish a correspondence with the fisheries in the North of Scotland when the vessel was wrecked. Mary had produced a strong impression on him when they first met. He had lingered in the neighborhood, in the hope of gaining her favorable regard, with time to help him. Personally he was a handsome man, in the prime of life; and he was possessed of a sufficient income to marry on. In making his proposal, he produced references to persons of high social position in Holland, who could answer for him, so far as the questions of character and position were concerned.
Mary überlegte lange, was für ihren hilflosen Vater und für sie selbst das Geratenste sein würde.Mary was long in considering which course it would be best for her helpless father, and best for herself, to adopt.
Seit Jahren hatte sie die Hoffnung auf eine Heirat mit mir aufgegeben. Keine Frau sieht gern ein einsames Leben vor sich und Mary sah sich natürlich, wenn sie an ihre Zukunft dachte, immer als verheiratete Frau. Konnte sie jemals erwarten einen annehmbareren Antrag zu erhalten, als diesen jetzigen? Herr van Brandt hatte jeden persönlichen Vorzug, den eine Frau wünschen kann, er liebte sie zudem zärtlich und hatte ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für ihren Vater, seinen Lebensretter. Was konnte sie Besseres tun als Herrn van Brandt zu heiraten, welche andere Aussicht blieb ihr - welche andere Hoffnung durfte sie hegen?The hope of a marriage with me had been a hope abandoned by her years since. No woman looks forward willingly to a life of cheerless celibacy. In thinking of her future, Mary naturally thought of herself in the character of a wife. Could she fairly expect in the time to come to receive any more attractive proposal than the proposal now addressed to her? Mr. Van Brandt had every personal advantage that a woman could desire; he was devotedly in love with her; and he felt a grateful affection for her father as the man to whom he owed his life. With no other hope in her heart--with no other prospect in view--what could she do better than marry Mr. Van Brandt?
Durch diese Betrachtungen veranlasst, entschloss sie sich das verhängnisvolle Wort zu sprechen. Sie sagte, Ja!Influenced by these considerations, she decided on speaking the fatal word. She said, "Yes."
Gleichzeitig sprach sie ganz offen mit Herrn van Brandt. Sie gestand ihm ohne Rückhalt, dass sie von einer anderen Zukunft, als die, die jetzt vor ihr läge, geträumt habe. Sie verschwieg ihm nicht, dass eine alte Liebe in ihrem Herzen gewohnt habe und dass es außer ihrer Macht sei wieder zu lieben - Dankbarkeit, Achtung und Verehrung hatte sie jetzt noch zu geben und Liebe konnte ja mit der Zeit kommen. Übrigens hatte sie sich längst von der Vergangenheit losgerissen und entschieden alle Hoffnungen und Wünsche aufgegeben, die sich darauf bezogen. Die einzigen Segnungen, die sie vom Schicksal erbat, waren Ruhe für ihren Vater und ein stilles Glück für sich selbst. Diese konnte sie unter dem Dache eines ehrenwerten Mannes, der sie liebte und achtete, finden und wenn sie ihm auch nichts anderes bieten konnte, so konnte sie ihm versprechen, ihm ein gutes, treues Weib zu sein. Es war nun an Herrn van Brandt sich klar zu machen, ob er unter den obwaltenden Umständen in dieser Ehe sein Glück finden würde.At the same time, she spoke plainly to Mr. Van Brandt, unreservedly acknowledging that she had contemplated another future than the future now set before her. She did not conceal that there had once been an old love in her heart, and that a new love was more than she could command. Esteem, gratitude, and regard she could honestly offer; and, with time, love might come. For the rest, she had long since disassociated herself from the past, and had definitely given up all the hopes and wishes once connected with it. Repose for her father, and tranquil happiness for herself, were the only favors that she asked of fortune now. These she might find under the roof of an honorable man who loved and respected her. She could promise, on her side, to make him a good and faithful wife, if she could promise no more. It rested with Mr. Van Brandt to say whether he really believed that he would be consulting his own happiness in marrying her on these terms.
Herr van Brandt nahm ohne Zögern ihre Bedingungen an.Mr. Van Brandt accepted the terms without a moment's hesitation.
Durch eine bedenkliche Verschlimmerung in Dermodys Zustande musste die Hochzeit, die sonst augenblicklich stattgefunden hätte, noch verschoben werden. Es zeigten sich Symptome, die der Doktor nach seiner eigenen Aussage nicht vorausgesehen hatte, als er sein Urteil über die Krankheit abgab. Er unterrichtete Mary, dass ihres Vaters Ende herannahe. Herr van Brandt ließ einen Arzt aus Edinburgh kommen, der die Ansicht des Landarztes bestätigte. Der gute Vogt quälte sich noch einige Tage. Am letzten Tage legte er die Hand seiner Tochter in van Brandts Hand: »Machen Sie sie glücklich, Herr,« sagte er in seiner einfachen Weise, »und ich bin dafür entschädigt, dass ich Ihnen das Leben rettete.« Am selben Tage starb er ruhig in den Armen seiner Tochter.They would have been married immediately but for an alarming change for the worse in the condition of Dermody's health. Symptoms showed themselves, which the doctor confessed that he had not anticipated when he had given his opinion on the case. He warned Mary that the end might be near. A physician was summoned from Edinburgh, at Mr. Van Brandt's expense. He confirmed the opinion entertained by the country doctor. For some days longer the good bailiff lingered. On the last morning, he put his daughter's hand in Van Brandt's hand. "Make her happy, sir," he said, in his simple way, "and you will be even with me for saving your life." The same day he died quietly in his daughter's arms.
Marys Zukunft lag nun ganz in den Händen ihres Verlobten. Die Verwandten in Glasgow hatten für ihre eigenen Töchter zu sorgen, die Londoner Verwandten ließen sie entgelten, dass Dermody sie vernachlässigt hatte. Mit zarter Rücksicht wartete van Brandt bis das arme Mädchen die erste Heftigkeit ihres Schmerzes niedergekämpft hatte - und dann machte er unwiderstehlich die Macht eines Gatten geltend, um sie besser trösten zu können.Mary's future was now entirely in her lover's hands. The relatives in Glasgow had daughters of their own to provide for. The relatives in London resented Dermody's neglect of them. Van Brandt waited, delicately and considerately, until the first violence of the girl's grief had worn itself out, and then he pleaded irresistibly for a husband's claim to console her.
Sie heiratete zu derselben Zeit in Schottland, als ich von Indien zurückkehrte. Mary war nun zwanzig Jahre alt geworden.The time at which they were married in Scotland was also the time at which I was on my way home from India. Mary had then reached the age of twenty years.
* * *
Die Geschichte unserer zehnjährigen Trennung ist nun erzählt: und wir stehen an dem Ausgangspunkte unserer neuen Lebensschicksale.The story of our ten years' separation is now told; the narrative leaves us at the outset of our new lives.
Ich lebe mit meiner Mutter und beginne meine Laufbahn als ein Landedelmann auf dem Gute in Pertshire, welches ich von Mr. Germaine ererbte. Mary erfreut sich an der Seite ihres Mannes ihrer neuen Rechte und erlernt ihre neuen Pflichten als Frau. Auch sie lebt in Schottland - und durch eine wunderbare Fügung, nicht weit von meinem Landsitze entfernt. Ich ahne nicht, dass sie mir so nahe ist: der Name von Frau van Brandt, selbst wenn ich ihn gehört hätte, ruft in meiner Erinnerung keinerlei Beziehungen wach. So sind die verwandten Geister noch immer getrennt. Noch ahnt weder sie noch ich, dass wir uns je wieder begegnen werden.I am with my mother, beginning my career as a country gentleman on the estate in Perthshire which I have inherited from Mr. Germaine. Mary is with her husband, enjoying her new privileges, learning her new duties, as a wife. She, too, is living in Scotland--living, by a strange fatality, not very far distant from my country-house. I have no suspicion that she is so near to me: the name of Mrs. Van Brandt (even if I had heard it) appeals to no familiar association in my mind. Still the kindred spirits are parted. Still there is no idea on her side, and no idea on mine, that we shall ever meet again.
Die Frau auf der BrückeTHE WOMAN ON THE BRIDGE.
Meine Mutter störte mich durch einen Blick in die Tür der Bibliothek, bei meinen Büchern.MY mother looked in at the library door, and disturbed me over my books.
»Ich habe in meinem Zimmer ein kleines Bild aufgehängt«, sagte sie, »komm hinauf, mein Sohn und sage mir deine Meinung darüber.«"I have been hanging a little picture in my room," she said. "Come upstairs, my dear, and give me your opinion of it."
Ich stand auf und folgte ihr. Sie zeigte auf ein kleines Miniaturbild, das sie über den Kaminsims gehängt hatte.I rose and followed her. She pointed to a miniature portrait, hanging above the mantelpiece.
»Weißt du, wen dieses Bild darstellt?« fragte sie, halb traurig, halb scherzend. »George! Erkennst du dich wirklich selbst, als dreizehnjährigen Knaben, nicht wieder?«"Do you know whose likeness that is?" she asked, half sadly, half playfully. "George! Do you really not recognize yourself at thirteen years old?"
Wie soll ich mich wiedererkennen? Durch Krankheit und Kummer gealtert, auf meinem langen Heimwege von der Sonne gebräunt! Schon begann mein Haar sich an der Stirn zu lichten, meine Augen hatten sich gewöhnt traurig und müde zu blicken - was hatte ich mit jenem blonden, starken, lockigen, klaräugigen Knaben gemein, der mich aus dem Bilde anblickte? Der Anblick des Bildes machte mir einen merkwürdigen Eindruck. Es ergriff mich eine unsagbare Schwermut und eine unerträgliche Verzweiflung über mich selbst erfüllte mich. Indem ich mich bestmöglichst bei meiner Mutter entschuldigte, verließ ich das Zimmer und stand im nächsten Augenblick vor der Haustür.How should I recognize myself? Worn by sickness and sorrow; browned by the sun on my long homeward voyage; my hair already growing thin over my forehead; my eyes already habituated to their one sad and weary look; what had I in common with the fair, plump, curly-headed, bright-eyed boy who confronted me in the miniature? The mere sight of the portrait produced the most extraordinary effect on my mind. It struck me with an overwhelming melancholy; it filled me with a despair of myself too dreadful to be endured. Making the best excuse I could to my mother, I left the room. In another minute I was out of the house.
Zuerst durchschritt ich den Park und ließ dann die Grenzen meiner Besitzung hinter mir. Einen Nebenweg verfolgend, kam ich an unseren wohlbekannten Fluss - der so schön, so berühmt unter Schottlands Forellenfischern ist. Augenblicklich war nicht die Jahreszeit zum Fischen. Kein lebendes Wesen war in der Nähe, als ich mich an das Ufer setzte. Die alte steinerne Brücke, die sich über den Fluss wölbte, war ungefähr hundert Schritte von mir entfernt; und die untergehende Sonne färbte eben das sanft unter ihren Bogen dahinfließende Wasser mit dem roten Licht der sinkenden Sonne.I crossed the park, and left my own possessions behind me. Following a by-road, I came to our well-known river; so beautiful in itself, so famous among trout-fishers throughout Scotland. It was not then the fishing season. No human being was in sight as I took my seat on the bank. The old stone bridge which spanned the stream was within a hundred yards of me; the setting sun still tinged the swift-flowing water under the arches with its red and dying light.
Immer verfolgte mich das Gesicht des Knaben auf dem Bilde. Mir war's, als machte mir das Bild in seiner eigenen, unerbittlichen Sprache den Vorwurf: »Sieh wie Du einst warst - und was bist Du jetzt!«Still the boy's face in the miniature pursued me. Still the portrait seemed to reproach me in a merciless language of its own: "Look at what you were once; think of what you are now!"
Mein Gesicht in dem weichen, duftigen Grase verbergend dachte ich der zehn verlorenen Jahre von damals bis jetzt.I hid my face in the soft, fragrant grass. I thought of the wasted years of my life between thirteen and twenty-three.
Wie sollte das enden? Wenn ich das gewöhnliche Leben eines Mannes lebte, welche Aussichten hatte ich dann?How was it to end? If I lived to the ordinary life of man, what prospect had I before me?
Liebe? Heirat? Ich lachte laut auf, als mir der Gedanke einkam. Seit den harmlos glücklichen Tagen meiner Knabenzeit hatte ich von Liebe nicht mehr empfunden als das Insekt, das eben vom Grase auf meine Hand kroch. Sicherlich konnte ich mir mit meinem Gelde eine Frau kaufen; aber würde mein Geld sie mir teuer machen? - so teuer wie mir einst Mary in der goldenen Zeit war, als jenes Bild gemalt wurde? May! Ob sie noch lebte? Ob sie verheiratet war? Würde ich sie wohl wiederkennen, wenn ich sie sähe? Torheit! Ich hatte sie seit ihrem zehnten Jahre nicht gesehen: jetzt war sie eine Frau, ich ein Mann. Würde sie mich erkennen, wenn wir uns begegneten? Das Bild, das mich noch immer verfolgte, beantwortete mir die Frage! »Sieh, wie Du einst warst -was bist Du nun?«Love? Marriage? I burst out laughing as the idea crossed my mind. Since the innocently happy days of my boyhood I had known no more of love than the insect that now crept over my hand as it lay on the grass. My money, to be sure, would buy me a wife; but would my money make her dear to me? dear as Mary had once been, in the golden time when my portrait was first painted? Mary! Was she still living? Was she married? Should I know her again if I saw her? Absurd! I had not seen her since she was ten years old: she was now a woman, as I was a man. Would she know me if we met? The portrait, still pursuing me, answered the question: "Look at what you were once; think of what you are now!"
Ich erhob mich und schritt auf und ab, bestrebt meinen Gedanken eine andere Richtung zu geben. Es war unmöglich. Nach jahrelanger Verbannung war Mary in mein Gedächtnis zurückgekehrt. Ich setzte mich wieder am Ufer nieder. Die Sonne sank tiefer; schwarze Schatten hingen unter den Bogen der alten, steinernen Brücke. Der rote Schimmer war von dem sanft fließenden Wasser gewichen und hatte es mit eintönigem Stahlgrau überzogen. Friedlich blickten die ersten Sterne vom Himmel hernieder. Die ersten Schauer des Nachtwindes rauschten durch die Bäume und erregten hier und dort die seichten Stellen des Wassers. Und immer wieder - je dunkler es wurde, je beharrlicher führte mein Bild mich in die Vergangenheit zurück - je lebhafter zeigte sich meiner Erinnerung das längst verlorene Bild der kleinen Mary.I rose and walked backward and forward, and tried to turn the current of my thoughts in some new direction. It was not to be done. After a banishment of years, Mary had got back again into my mind. I sat down once more on the river bank. The sun was sinking fast. Black shadows hovered under the arches of the old stone bridge. The red light had faded from the swift-flowing water, and had left it overspread with one monotonous hue of steely gray. The first stars looked down peacefully from the cloudless sky. The first shiverings of the night breeze were audible among the trees, and visible here and there in the shallow places of the stream. And still, the darker it grew, the more persistently my portrait led me back to the past, the more vividly the long-lost image of the child Mary showed itself to me in my thoughts.
War das die Vorahnung, dass sie auch in meinen Träumen zurückkehren würde - in vollendeter Weiblichkeit, im Frühling ihres Lebens?Was this the prelude of her coming back to me in dreams; in her perfected womanhood, in the young prime of her life?
Es war ja möglich.It might be so.
Ich war nicht mehr ihrer unwert, wie ich es einst gewesen. Schon der Eindruck, den mein Bild auf mich hervorgebracht hatte, war in sich selbst durch eine innere, moralische Wandlung zum Bessern hervorgerufen, und diese hatte sich im sicheren Fortschreiten vollzogen, seit ich an meiner Wunde krank, ganz hilflos unter Unbekannten im fremden Lande lag. Krankheit, die manchem Menschen Freund und Lehrer geworden ist, war es auch mir geworden. Mit Schrecken gedachte ich meiner Jugendsünden - der verlorenen Tage, als ich mich gottlosen Zweifeln über die edelsten und trostreichsten Güter des menschlichen Lebens ergeben hatte. War es töricht zu hoffen, dass ihr Geist und der meine sich wieder vereinigen könnten, nun ich geweiht durch Schmerzen, gereinigt durch Reue war. Wer konnte das sagen? Ich erhob mich wiederum. Es war ungesund, wenn ich mich bis zur Nachtzeit an dem Ufer des Flusses aufhielt. Dem Antrieb folgend, der uns in gewissen aufgeregten Gemütsstimmungen veranlasst, Wechsel und Bewegung aufzusuchen, hatte ich das Haus verlassen. Das Mittel war fehlgeschlagen, denn mein Gemüt war mehr beunruhigt als zuvor. Das Weiseste was ich tun konnte, war nach Hause zu gehen und meiner guten Mutter bei ihrem Lieblingsspiel, dem Piquet, Gesellschaft zu leisten. Ich erhob mich, um den Heimweg anzutreten - blieb aber gebannt durch die Schönheit des letzten, matten Lichtes am westlichen Himmel, der hinter der dunklen Linie des Brückengeländers hervorleuchtete, stehn.I was no longer unworthy of her, as I had once been. The effect produced on me by the sight of my portrait was in itself due to moral and mental changes in me for the better, which had been steadily proceeding since the time when my wound had laid me helpless among strangers in a strange land. Sickness, which has made itself teacher and friend to many a man, had made itself teacher and friend to me. I looked back with horror at the vices of my youth; at the fruitless after-days when I had impiously doubted all that is most noble, all that is most consoling in human life. Consecrated by sorrow, purified by repentance, was it vain in me to hope that her spirit and my spirit might yet be united again? Who could tell? I rose once more. It could serve no good purpose to linger until night by the banks of the river. I had left the house, feeling the impulse which drives us, in certain excited conditions of the mind, to take refuge in movement and change. The remedy had failed; my mind was as strangely disturbed as ever. My wisest course would be to go home, and keep my good mother company over her favorite game of piquet. I turned to take the road back, and stopped, struck by the tranquil beauty of the last faint light in the western sky, shining behind the black line formed by the parapet of the bridge.
In dem großartigen Zusammenfließen der nächtlichen Schatten, in dem tiefen Schweigen des scheidenden Tages, stand ich allein und beobachtete das sinkende Licht.In the grand gathering of the night shadows, in the deep stillness of the dying day, I stood alone and watched the sinking light.
Als ich so dastand, wechselte die Szenerie. Eilig und leicht glitt eine lebende Gestalt über die Brücke. Sie kam hinter der dunklen Linie des Brückengeländers hervor und wurde von dem letzten Strahle des westlichen Lichtes beleuchtet. Sie überschritt die Brücke, stand still und kehrte halbwegs zurück. Wiederum stand sie still. Es vergingen Minuten - und immer noch stand die Gestalt dort hinter dem Brückengeländer wie ein bewegungsloser, dunkler Gegenstand.As I looked, there came a change over the scene. Suddenly and softly a living figure glided into view on the bridge. It passed behind the black line of the parapet, in the last long rays of the western light. It crossed the bridge. It paused, and crossed back again half-way. Then it stopped. The minutes passed, and there the figure stood, a motionless black object, behind the black parapet of the bridge.
Ich trat ein Wenig vorwärts, bis ich nahe genug war um den Anzug, in den die Gestalt gekleidet war, zu erkennen. Aus der Kleidung ging mir hervor, dass die einsame Gestalt ein weibliches Wesen war.I advanced a little, moving near enough to obtain a closer view of the dress in which the figure was attired. The dress showed me that the solitary stranger was a woman.
Sie sah mich im Schatten, den die Bäume auf das Ufer warfen, nicht. Sie stand, die Arme in ihren Mantel gehüllt und blickte in den dunklen Fluss. Warum wartete sie hier, am späten Abend, so allein?She did not notice me in the shadow which the trees cast on the bank. She stood with her arms folded in her cloak, looking down at the darkening river. Why was she waiting there at the close of evening alone?
Als ich darüber nachdachte, bewegte sie den Kopf. Sie blickte von einem Ende bis zum andern über die Brücke. Erwartete sie jemand, den sie hier treffen wollte? Oder fürchtete sie beobachtet zu werden und wollte sich überzeugen, dass sie allein war?As the question occurred to me, I saw her head move. She looked along the bridge, first on one side of her, then on the other. Was she waiting for some person who was to meet her? Or was she suspicious of observation, and anxious to make sure that she was alone?
Ein plötzlicher Zweifel über den Grund, weshalb sie diesen einsamen Ort aufsuchte - ein plötzliches Misstrauen gegen die verlassene Brücke und den sanft rauschenden Fluss machte mein Herz rascher schlagen und bewog mich zum sofortigen Entschluss. Ich stieg schnell den Weg vom Ufer zur Brücke hinan, in der Absicht sie anzureden, da es noch Zeit war.A sudden doubt of her purpose in seeking that solitary place, a sudden distrust of the lonely bridge and the swift-flowing river, set my heart beating quickly and roused me to instant action. I hurried up the rising ground which led from the river-bank to the bridge, determined on speaking to her while the opportunity was still mine.
Sie bemerkte mich erst, als ich ganz nahe bei ihr stand. Ich war ihr mit einem unwiderstehlichen Gefühl der Erregung genaht, weil ich nicht wusste wie sie meine Anrede aufnehmen würde. Im Augenblick, als sie sich zu mir umwendete, kam mir die Fassung zurück. Mir war als hätte ich mit der Voraussetzung einem Fremden zu begegnen, plötzlich einen Freund gefunden.She neither saw nor heard me until I was close to her. I approached with an irrepressible feeling of agitation; not knowing how she might receive me when I spoke to her. The moment she turned and faced me, my composure came back. It was as if, expecting to see a stranger, I had unexpectedly encountered a friend.
Und doch war sie eine Fremde. Ich hatte nie vorher in dieses edle, erregte Antlitz geschaut, nie die hohe Gestalt gesehen, deren ungewöhnliche Anmut und deren vollkommenes Ebenmaß, selbst der lange Mantel nicht ganz zu verhüllen im Stande war. Sie war vielleicht eine vollendete Schönheit. Ihr Äußeres hatte Mängel, die selbst in dem erlöschenden Lichte sichtbar waren. Auch ihr Haar, wie es unter dem großen Gartenhut hervorblickte, schien nur kurz, wie Männerhaar, zu sein und die Farbe war jenes einförmige, glanzlose Braun wie man es so oft bei englischen Frauen von gewöhnlichem Schlage sieht. Trotz dieser Mängel aber, lag ein geheimnisvoller Reiz in ihrem Ausdruck, ein angeborener Zauber in ihren Bewegungen, die mich unendlich sympathisch berührten und mich zur Bewunderung hinrissen. Der erste Blick, den ich auf sie richtete, hatte mich für sie eingenommen.And yet she was a stranger. I had never before looked on that grave and noble face, on that grand figure whose exquisite grace and symmetry even her long cloak could not wholly hide. She was not, perhaps, a strictly beautiful woman. There were defects in her which were sufficiently marked to show themselves in the fading light. Her hair, for example, seen under the large garden hat that she wore, looked almost as short as the hair of a man; and the color of it was of that dull, lusterless brown hue which is so commonly seen in English women of the ordinary type. Still, in spite of these drawbacks, there was a latent charm in her expression, there was an inbred fascination in her manner, which instantly found its way to my sympathies and its hold on my admiration. She won me in the moment when I first looked at her.
»Darf ich fragen, ob Sie Ihren Weg verfehlt haben?« fragte ich."May I inquire if you have lost your way?" I asked.
Mit einem wunderbar forschenden Ausdruck ruhten ihre Augen auf mir. Sie schien weder erstaunt noch verwirrt, dass ich gewagt hatte, sie anzureden.Her eyes rested on my face with a strange look of inquiry in them. She did not appear to be surprised or confused at my venturing to address her.
»Ich kenne die Gegend sehr genau,« fuhr ich fort. »Kann ich Ihnen irgendwie nützlich sein?«"I know this part of the country well," I went on. "Can I be of any use to you?"
Sie sah mich noch immer mit ruhigen forschenden Blicken an. Für einen Augenblick schien mein Gesicht, fremd, wie ich ihr war, sie zu beunruhigen; es war ihr, als hätte sie dieses Gesicht einstmals gesehen und wieder vergessen. Mit einer leichten Kopfbewegung verwarf sie den Gedanken, wenn sie ihn überhaupt gehabt hatte, und sah in den Fluss hinab, als ob ich sie nichts weiter anginge.She still looked at me with steady, inquiring eyes. For a moment, stranger as I was, my face seemed to trouble her as if it had been a face that she had seen and forgotten again. If she really had this idea, she at once dismissed it with a little toss of her head, and looked away at the river as if she felt no further interest in me.
»Tausend Dank. Ich habe den Weg nicht verfehlt und gehe oft abends allein aus. Gute Nacht.«"Thank you. I have not lost my way. I am accustomed to walking alone. Good-evening."
Sie sprach kalt, aber höflich. Ihre Stimme war herrlich; ihre Verneigung, als sie sich von mir verabschiedete, war vollendet in ihrer ungekünstelten Anmut. Sie ging von der Seite die Brücke hinab, von der sie sie betreten hatte und folgte langsam der dunklen Spur des Weges.She spoke coldly, but courteously. Her voice was delicious; her bow, as she left me, was the perfection of unaffected grace. She left the bridge on the side by which I had first seen her approach it, and walked slowly away along the darkening track of the highroad.
Ich war aber noch nicht ganz befriedigt. Hinter diesem reizenden Ausdruck und diesen bezaubernden Bewegungen lag etwas Anderes, was mir mein Instinkt als etwas Gefahrdrohendes bezeichnete. Als ich dem entgegengesetzten Ende der Brücke zuschritt, begannen sich Zweifel in mir zu regen, ob sie die Wahrheit gesprochen hatte. Verließ sie die Nähe des Flusses nicht etwa bloß, um mich los zu werden?Still I was not quite satisfied. There was something underlying the charming expression and the fascinating manner which my instinct felt to be something wrong. As I walked away toward the opposite end of the bridge, the doubt began to grow on me whether she had spoken the truth. In leaving the neighborhood of the river, was she simply trying to get rid of me?
Ich beschloss meinen Argwohn auf die Probe zu stellen. Von der Brücke aus hatte ich nur den Weg zu überschreiten, um in eine Schonung am Ufer des Flusses zu gelangen. Hier konnte ich, versteckt hinter dem nächsten Baum, der stark genug war, mich zu decken, die ganze Brücke übersehen und ich musste es sicher bemerken, wenn sie zum Fluss zurückkehrte, weil noch ein Lichtstrahl die Stelle erhellte. Es ging sich nicht leicht in der dunklen Schonung; ich musste mich förmlich bis zu einem geeigneten Baume durchtasten.I at once resolved to put this suspicion of her to the test. Leaving the bridge, I had only to cross the road beyond, and to enter a plantation on the bank of the river. Here, concealed behind the first tree which was large enough to hide me, I could command a view of the bridge, and I could fairly count on detecting her, if she returned to the river, while there was a ray of light to see her by. It was not easy walking in the obscurity of the plantation: I had almost to grope my way to the nearest tree that suited my purpose.
Kaum hatte ich auf dem unebenen Boden festen Fuß hinter dem Baume gefasst, als die Stille der Dämmerungsstunde plötzlich durch den fernen Ton einer Stimme unterbrochen wurde.I had just steadied my foothold on the uneven ground behind the tree, when the stillness of the twilight hour was suddenly broken by the distant sound of a voice.
»Es war eine Frauenstimme. Sie erhob sich durchaus nicht zu besonderer Höhe - der Ausdruck war der Ausdruck des Gebets - und die Worte, die ich vernahm, waren:The voice was a woman's. It was not raised to any high pitch; its accent was the accent of prayer, and the words it uttered were these:
»Christus, sei mir gnädig!«"Christ, have mercy on me!"
Darauf war Alles still. Eine namenlose Angst beschlich mich, als ich nach der Brücke sah.There was silence again. A nameless fear crept over me, as I looked out on the bridge.
Sie stand am Geländer. Ehe ich mich bewegen, ehe ich rufen, ja selbst ehe ich frei atmen konnte, sprang sie in den Fluss.She was standing on the parapet. Before I could move, before I could cry out, before I could even breathe again freely, she leaped into the river.
Der Strom floss mir entgegen. Ich sah sie aus dem Wasser emportauchen, während ein Lichtstrahl auf die Mitte der Strömung fiel. Ich stürzte am Ufer hinab. Als ich eben Hut, Mantel und Schuh abwerfen wollte, versank sie wieder. Ich war ein geübter Schwimmer und sobald ich im Wasser war, gewann ich meine Fassung wieder - ich war wieder ich selbst geworden.The current ran my way. I could see her, as she rose to the surface, floating by in the light on the mid-stream. I ran headlong down the bank. She sank again, in the moment when I stopped to throw aside my hat and coat and to kick off my shoes. I was a practiced swimmer. The instant I was in the water my composure came back to me--I felt like myself again.
Ich wurde mitten in die Strömung getrieben und schwamm dadurch erheblich schneller. Als sie zum zweiten Male auftauchte, war ich dicht hinter ihr - ich sah sie nur als einen dunklen Gegenstand, der noch vor mir auf der Oberfläche des Wassers trieb. Noch ein Stoß und - ich hatte sie mit meinem rechten Arm umfasst, und hielt ihr Gesicht über dem Wasser. Sie war bewusstlos. Ich konnte sie bequem so halten, dass ich Herr meiner Bewegungen blieb und konnte mich, wenn nicht Ermüdung oder ein Windstoß mich hinderten, sicher der Aufgabe unterziehen, sie ans Ufer zurückzubringen.The current swept me out into the mid-stream, and greatly increased the speed at which I swam. I was close behind her when she rose for the second time--a shadowy thing, just visible a few inches below the surface of the river. One more stroke, and my left arm was round her; I had her face out of the water. She was insensible. I could hold her in the right way to leave me master of all my movements; I could devote myself, without flurry or fatigue, to the exertion of taking her back to the shore.
Mein erster Anlauf machte mir klar, dass ich die Hoffnung aufgeben musste, beladen, wie ich war, dem starken Strome entgegen zu schwimmen, der von beiden Ufern zur Mitte trieb. Ich versuchte es von einer und von der andern Seite und - gab es auf. Mir blieb nur der Ausweg mich mit ihr in den Strom hinabtreiben zu lassen. Einige fünfzig Ellen weiter abwärts machte der Fluss eine Biegung um einen Landvorsprung, auf dem ein kleines Gasthaus stand, das Angler in der Zeit des Fischens besuchten. An der Stelle angelangt, machte ich einen wiederum vergeblichen Versuch zu landen. Jetzt blieb unsere letzte Hoffnung nur noch, dass die Bewohner des Gasthauses mich hörten. Ich rief mit aller Kraft meiner Stimme, als wir vorbeitrieben. Der Ruf wurde beantwortet. Ein Mann bestieg ein Boot. Fünf Minuten später hatte ich sie sicher am Ufer und der Mann und ich trugen sie in das Gasthaus am Ufer. My first attempt satisfied me that there was no reasonable hope, burdened as I now was, of breasting the strong current running toward the mid-river from either bank. I tried it on one side, and I tried it on the other, and gave it up. The one choice left was to let myself drift with her down the stream. Some fifty yards lower, the river took a turn round a promontory of land, on which stood a little inn much frequented by anglers in the season. As we approached the place, I made another attempt (again an attempt in vain) to reach the shore. Our last chance now was to be heard by the people of the inn. I shouted at the full pitch of my voice as we drifted past. The cry was answered. A man put off in a boat. In five minutes more I had her safe on the bank again; and the man and I were carrying her to the inn by the river-side.
Die Wirtin und ihr Dienstmädchen waren sehr bereitwillig uns zu helfen, aber ebenso ungeschickt, um es richtig anzufangen. Zum Glück befähigten meine medizinischen Kenntnisse mich, sie anzuleiten. Ein gutes Feuer, warme Decken, Wärmflaschen, Alles stand zu meiner Verfügung. Ich zeigte den Frauen, wie sie das Belebungswerk anzufangen hatten, wir arbeiteten Alle beharrlich daran. Leider aber lag sie noch immer in ihrer ganzen Formenschönheit da, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben - allem Anscheine nach war sie ertrunken.The landlady and her servant-girl were equally willing to be of service, and equally ignorant of what they were to do. Fortunately, my medical education made me competent to direct them. A good fire, warm blankets, hot water in bottles, were all at my disposal. I showed the women myself how to ply the work of revival. They persevered, and I persevered; and still there she lay, in her perfect beauty of form, without a sign of life perceptible; there she lay, to all outward appearance, dead by drowning.
Eine letzte Hoffnung blieb noch - die Hoffnung, sie durch den Prozess, den man »künstliches Atmen« nennt, wieder zu beleben, wenn es mir nur gelang den dazu nötigen Apparat rechtzeitig herzustellen. Als ich im Begriff stand der Wirtin klar zu machen, was ich brauchte, wurde ich mir einer seltsamen Schwerfälligkeit mich auszudrücken bewusst; die gute Frau trat plötzlich von mir zurück und stieß einen Schrei des Schreckens aus.A last hope was left--the hope of restoring her (if I could construct the apparatus in time) by the process called "artificial respiration." I was just endeavoring to tell the landlady what I wanted and was just conscious of a strange difficulty in expressing myself, when the good woman started back, and looked at me with a scream of terror.
»Guter Gott, Herr, Sie bluten!« schrie sie. »Wo kommt das Blut her? Wo sind Sie verwundet?«"Good God, sir, you're bleeding!" she cried. "What's the matter? Where are you hurt?"
In dem Augenblick, als sie das sagte, wusste ich was geschehen war. Die alte indische Wunde, wahrscheinlich durch die heftige Anstrengung, die ich mir zugemutet hatte, beschädigt, war wieder aufgegangen. Ich kämpfte mit einer plötzlichen Ohnmacht, die mich zu befallen drohte; ich versuchte den Bewohnern des Gasthauses noch zu sagen, was zu tun sei. Vergebens. Ich sank in die Knie; mein Kopf fiel an die Brust der Frau, die bewusstlos vor mir auf dem niedrigen Lager lag. Der Scheintod, der sie umfangen hielt, umfing nun auch mich. Der Welt um uns her verloren, lagen wir vereint durch die Zaubermacht des Todes, während mein Blut auf sie niederströmte! Wo weilten unsere Geister in jenem Augenblick? Waren sie vereint und sich einander bewusst? Kannten wir uns in jener Entzückung wieder, die uns durch ein geistiges Band vereinte, wir Zwei, die wir uns ahnungslos und unentdeckt auf der verhängnisvollen Brücke begegnet waren? Ihr die Ihr geliebt und verloren habt - deren einziger Trost gewesen ist an andre Welten über diese hinaus zu glauben - könnt Ihr Euch unwillig von meiner Frage abwenden? Könnt Ihr wahrheitsgemäß sagen, dass Ihr nicht auch einmal so gefragt habt?In the moment when she spoke to me I knew what had happened. The old Indian wound (irritated, doubtless, by the violent exertion that I had imposed on myself) had opened again. I struggled against the sudden sense of faintness that seized on me; I tried to tell the people of the inn what to do. It was useless. I dropped to my knees; my head sunk on the bosom of the woman stretched senseless upon the low couch beneath me. The death-in-life that had got her had got me. Lost to the world about us, we lay, with my blood flowing on her, united in our deathly trance. Where were our spirits at that moment? Were they together and conscious of each other? United by a spiritual bond, undiscovered and unsuspected by us in the flesh, did we two, who had met as strangers on the fatal bridge, know each other again in the trance? You who have loved and lost--you whose one consolation it has been to believe in other worlds than this--can you turn from my questions in contempt? Can you honestly say that they have never been your questions too?
Die verwandten GeisterTHE KINDRED SPIRITS
Der Morgensonnenschein, der in ein schlecht verhängtes Fenster schien; ein ungeschicktes, hölzernes Bett, mit dicken Pfosten, die bis zur Decke reichten; an einer Seite des Bettes meiner Mutter willkommenes Gesicht; an der anderen Seite ein ältlicher Herr, der mir im Augenblick fremd erschien - das waren die Gegenstände, die sich meinen Blicken darboten, als ich zuerst wieder mit Bewusstsein zu der Welt zurückkehrte, in der wir leben.THE morning sunlight shining in at a badly curtained window; a clumsy wooden bed, with big twisted posts that reached to the ceiling; on one side of the bed, my mother's welcome face; on the other side, an elderly gentleman unremembered by me at that moment--such were the objects that presented themselves to my view, when I first consciously returned to the world that we live in.
»Sehen Sie, sehen Sie Doktor, er kommt wieder zur Besinnung.«"Look, doctor, look! He has come to his senses at last."
»Öffnen sie den Mund, mein Herr, und nehmen Sie einen Schluck hiervon.«"Open your mouth, sir, and take a sup of this."
An einer Seite des Bettes saß meine Mutter und erfreute sich an meinem Anblick und von der andern reichte mir der unbekannte Herr, der als »Doktor« angeredet wurde, einen Löffel voll Branntwein und Wasser. Er nannte das »das Lebenselixier« und bat mich zu beachten, er sprach mit starkem, schottischem Akzent, dass er selbst auch davon genösse, um mich von der Wahrheit seiner Aussage zu überzeugen.My mother was rejoicing over me on one side of the bed; and the unknown gentleman, addressed as "doctor," was offering me a spoonful of whisky-and-water on the other. He called it the "elixir of life"; and he bid me remark (speaking in a strong Scotch accent) that he tasted it himself to show he was in earnest.
Das Reizmittel tat seine guten Dienste. Mein Kopf war weniger schwindlig; mein Bewusstsein wurde klarer. Ich konnte mich einigermaßen auf die Hauptereignisse des letzten Abends besinnen. Eine oder zwei Minuten später - und in meinem Gedächtnis tauchte lebhaft das Bild derjenigen auf, um deren Person sich alle diese Ereignisse gedreht hatten. Ich versuchte mich im Bett auszurichten und fragte ungeduldig: »Wo ist sie?« Der Doktor reichte mir einen zweiten Löffel voll von dem Lebenselixier und wiederholte mir ernst seine erste Anrede.The stimulant did its good work. My head felt less giddy, my mind became clearer. I could speak collectedly to my mother; I could vaguely recall the more marked events of the previous evening. A minute or two more, and the image of the person in whom those events had all centered became a living image in my memory. I tried to raise myself in the bed; I asked, impatiently, "Where is she?" The doctor produced another spoonful of the elixir of life, and gravely repeated his first address to me.
»Öffnen Sie den Mund, mein Herr, und nehmen Sie einen Schluck hiervon.«"Open your mouth, sir, and take a sup of this."
Ich beharrte auf meiner Frage.I persisted in repeating my question:
»Wo ist sie?«"Where is she?"
Der Doktor beharrte auf seiner Verordnung.The doctor persisted in repeating his formula:
»Nehmen Sie einen Schluck hiervon.«"Take a sup of this."
Ich war zu schwach, um über die Sache zu streiten und - gehorchte.I was too weak to contest the matter; I obeyed.
Mein ärztlicher Beistand nickte meiner Mutter über mein Bett hin zu, und sagte: »Nun wird es werden!« Meine Mutter empfand Mitleid mit mir und befreite mich mit einigen Worten aus meiner Unruhe:My medical attendant nodded across the bed to my mother, and said, "Now, he'll do." My mother had some compassion on me. She relieved my anxiety in these plain words:
»Dank der Hilfe des Herrn Doktors hier wird die Dame bald wieder hergestellt sein, George.«"The lady has quite recovered, George, thanks to the doctor here."
Ich sah meinen ärztlichen Kollegen mit erneutem Interesse an. Er war also der rechtmäßige Urquell der Überzeugung, die mir beigebracht worden war, dass ich sterben müsse.I looked at my professional colleague with a new interest. He was the legitimate fountainhead of the information that I was dying to have poured into my mind.
»Wie haben Sie sie wieder zum Leben zurückgebracht?« fragte ich. »Wo ist sie jetzt?«"How did you revive her?" I asked. "Where is she now?"
Der Doktor erhob seine Hand und gemahnte mich zu schweigen.The doctor held up his hand, warning me to stop.
»Es wird Alles gut werden, mein Herr, wenn wir systematisch vorschreiten,« begann er in sehr entschiedener Weise. »Jedes Mal, wenn Sie den Mund öffnen, darf es nur geschehen, um einen Schluck hiervon zu nehmen, nicht aber um zu sprechen. Zur gehörigen Zeit werde ich sowohl als Ihre gute Frau Mutter Ihnen Alles sagen, was für Sie wissenswert ist. Da ich zufällig der Erste war, der, wie man es zu nennen pflegt auf dem Schauplatz der Tat erschien, so liegt es in der Natur der Sache, dass ich auch zuerst spreche. Erlauben Sie mir nur noch einen Löffel voll von dem Lebenselixier zu mischen - und dann werde ich, wie der Dichter sagt, meine schlichte ungeschmückte Geschichte erzählen.«"We shall do well, sir, if we proceed systematically," he began, in a very positive manner. "You will understand, that every time you open your mouth, it will be to take a sup of this, and not to speak. I shall tell you, in due course, and the good lady, your mother, will tell you, all that you have any need to know. As I happen to have been first on what you may call the scene of action, it stands in the fit order of things that I should speak first. You will just permit me to mix a little more of the elixir of life, and then, as the poet says, my plain unvarnished tale I shall deliver."
In dem sorgfältig gewähltesten Englisch, das ich je gehört habe, sprach er diese Worte mit seinem scharfen schottischen Akzent. Ein dickköpfiger, breitschultriger, halsstarriger Mann - es war vollkommen nutzlos mit ihm zu streiten. Zu meiner Ermutigung blickte ich meiner Mutter in ihr liebes Gesicht und ließ dem Doktor seinen Willen.So he spoke, pronouncing in his strong Scotch accent the most carefully selected English I had ever heard. A hard-headed, square-shouldered, pertinaciously self-willed man--it was plainly useless to contend with him. I turned to my mother's gentle face for encouragement; and I let my doctor have his own way.
»Mein Name ist Mac Glue,« fuhr er fort. »Bald nachdem Sie Ihren Wohnsitz in dieser Gegend aufgeschlagen hatten, gab ich mir die Ehre, Ihnen meine Aufwartung zu machen. Sie erinnern sich meiner jetzt nicht, was bei dem unsicheren Zustand Ihres Gedächtnisses sehr begreiflich ist. Da Sie selbst Arzt sind, werden Sie sich erklären, dass dieser Zustand von dem starken Blutverlust herrührt.«"My name," he proceeded, "is MacGlue. I had the honor of presenting my respects at your house yonder when you first came to live in this neighborhood. You don't remember me at present, which is natural enough in the unbalanced condition of your mind, consequent, you will understand (as a professional person yourself) on copious loss of blood."
Hier riss mir die Geduld.There my patience gave way.
»Bitte, lassen Sie mich ganz aus dem Spiel,« warf ich ein. »Sprechen Sie mir nur von der Dame.«"Never mind me!" I interposed. "Tell me about the lady!"
»Sie haben den Mund geöffnet, mein Herr!« rief Mr. Mac Glue streng. »Sie wissen die Strafe, die darauf steht - nehmen Sie einen Schluck hiervon. Ich sagte Ihnen, dass wir systematisch vorgehen müssten,« fuhr er fort, nachdem er mich gezwungen hatte, mich seiner Strafe zu unterziehen. »Jedes Ding zu seiner Zeit, Mr. Germaine, jedes Ding zu seiner Zeit. Ich sprach von Ihrem körperlichen Zustand. Nun mein Herr, wie entdeckte ich Ihren körperlichen Zustand? Zu Ihrem Glück fuhr ich gestern Abend auf dem unteren Wege, das ist der Weg am Ufer des Flusses, nach Hause; als ich mich in der Nähe dieses Gasthauses, sie nennen es zwar Hotel, aber es ist nur ein Gasthaus, befand, hörte ich das Geschrei der Wirtin schon eine halbe Meile vorher. Wenn Alles im Geleise ist, sehen Sie, dann ist sie eine gute Frau, aber ganz unbrauchbar im Notfall. Halten Sie sich ruhig, ich komme nun zur Sache. Ich ging also hinein, um zu hören, ob das Geschrei durch irgendetwas veranlasst sei, was ärztliche Hilfe wünschenswert mache und da fand ich Sie und die fremde Dame - in einer Lage, die aufrichtig gesagt, was die Schicklichkeit anlangte, einiges zu wünschen übrig ließ. Still! Still! Ich spreche im Scherz - Sie waren beide ohnmächtig. Als ich die Erzählung der Wirtin angehört und nach besten Kräften Erzählung und Erregung voneinander getrennt hatte, befand ich mich, während die Frau weiter sprach, im Zwiespalt, welchem von zwei Gesetzen ich zuerst gehorchen sollte. Das Gesetz der Galanterie gebot mir zuerst die Dame zum Gegenstande meiner ärztlichen Fürsorge zu machen - während das Gesetz der Menschlichkeit, da ich Sie noch immer bluten sah, mich gebieterisch an Sie wies. Ich bin kein Jüngling mehr - so ließ ich die Dame warten. Auf mein Wort! Mr. Germaine, Ihr Fall war kein leichter, besonders da wir Sie hier hinaufschaffen mussten. Mit Ihrer alten Wunde ist nicht zu scherzen mein Herr. Hüten Sie sich davor sie je wieder aufzureißen. Wenn Sie das nächste Mal abends spazieren gehen und eine Dame im Wasser finden - werden Sie im Interesse Ihrer Gesundheit am Besten tun, sie ruhig darin liegen zu lassen. Was sehe ich? Öffnen Sie schon wieder den Mund? Wünschen Sie wieder einen Schluck?«"You have opened your mouth, sir!" cried Mr. MacGlue, severely. "You know the penalty--take a sup of this. I told you we should proceed systematically," he went on, after he had forced me to submit to the penalty. "Everything in its place, Mr. Germaine--everything in its place. I was speaking of your bodily condition. Well, sir, and how did I discover your bodily condition? Providentially for you I was driving home yesterday evening by the lower road (which is the road by the river bank), and, drawing near to the inn here (they call it a hotel; it's nothing but an inn), I heard the screeching of the landlady half a mile off. A good woman enough, you will understand, as times go; but a poor creature in any emergency. Keep still, I'm coming to it now. Well, I went in to see if the screeching related to anything wanted in the medical way; and there I found you and the stranger lady in a position which I may truthfully describe as standing in some need of improvement on the score of propriety. Tut! tut! I speak jocosely--you were both in a dead swoon. Having heard what the landlady had to tell me, and having, to the best of my ability, separated history from hysterics in the course of the woman's narrative, I found myself, as it were, placed between two laws. The law of gallantry, you see, pointed to the lady as the first object of my professional services, while the law of humanity (seeing that you were still bleeding) pointed no less imperatively to you. I am no longer a young man: I left the lady to wait. My word! it was no light matter, Mr. Germaine, to deal with your case, and get you carried up here out of the way. That old wound of yours, sir, is not to be trifled with. I bid you beware how you open it again. The next time you go out for an evening walk and you see a lady in the water, you will do well for your own health to leave her there. What's that I see? Are you opening your mouth again? Do you want another sup already?"
»Er möchte mehr über die Dame hören,« sagte meine Mutter, meine Wünsche verdolmetschend."He wants to hear more about the lady," said my mother, interpreting my wishes for me.
»Ach so über die Dame,« fuhr Mac Glue fort. Er machte dabei den Eindruck eines Mannes, dem das vorgeschlagene Gesprächsthema nicht sehr anziehend erschien. »Über die Dame weiß ich nicht viel zu sagen. Sie ist ohne Zweifel eine schöne Frau. Wenn man ihr das Fleisch von den Knochen abziehen könnte, würde man ein herrliches Skelett darunter finden. Denn, glauben Sie mir, es gibt keine schön geformte Frau, die nicht bei ihrer Entstehung ein gutes Knochengerüst mitbekommen hat. Ich halte nicht viel von dieser Dame, - vom sittlichen Standpunkte aus, verstehen Sie. Wenn Sie mir gestatten, Madame, meine Ansicht auszusprechen, so glaube ich unbedingt, dass im Hintergrund dieser dramatischen Aufführung auf der Brücke, die sie gemacht hat, ein Mann steckt. Da ich aber entschieden nicht der Mann bin so geht mich die Sache nichts an. Ich hatte nur die Pflicht, die lebende Maschine wieder in Gang zu bringen und, weiß der Himmel, das war ein gutes Stück Arbeit! Der Fall war noch schwieriger als der Ihre, mein Herr. In meinen langen Erfahrungen sind mir noch nie zwei Menschen begegnet, die so wenig bereit waren zu dieser Welt und ihren Mängeln zurückzukehren als Sie beide. Als mir nun endlich das Werk gelungen war und ich selbst vor Anstrengung und Ermüdung fast ohnmächtig wurde, raten Sie - dieses eine Mal erlaube ich Ihnen zu sprechen - raten Sie, welches die ersten Worte der Dame waren, als sie wieder zum Bewusstsein kam!«"Oh, the lady," resumed Mr. MacGlue, with the air of a man who found no great attraction in the subject proposed to him. "There's not much that I know of to be said about the lady. A fine woman, no doubt. If you could strip the flesh off her bones, you would find a splendid skeleton underneath. For, mind this! there's no such thing as a finely made woman without a good bony scaffolding to build her on at starting. I don't think much of this lady--morally speaking, you will understand. If I may be permitted to say so in your presence, ma'am, there's a man in the background of that dramatic scene of hers on the bridge. However, not being the man myself, I have nothing to do with that. My business with the lady was just to set her vital machinery going again. And, Heaven knows, she proved a heavy handful! It was even a more obstinate case to deal with, sir, than yours. I never, in all my experience, met with two people more unwilling to come back to this world and its troubles than you two were. And when I had done the business at last, when I was wellnigh swooning myself with the work and the worry of it, guess--I give you leave to speak for this once--guess what were the first words the, lady said to me when she came to herself again."
Ich war zu erregt, um nachdenken zu können. »Ich kann nicht raten!« sagte ich ungeduldig.I was too much excited to be able to exercise my ingenuity. "I give it up!" I said, impatiently.
»Ja, geben Sie es nur auf,« bemerkte Mr. Mac Glue. »Die ersten Worte, die sie an den Mann richtete, der sie dem Rachen des Todes entrissen hatte«, waren diese: »Wie konnten Sie wagen mein Vorhaben zu stören? Warum ließen Sie mich nicht sterben?« Ich kann einen Eid darauf leisten, dass dieses ihre eigenen Worte sind. Ich war so gereizt dadurch, dass ich sie mit ihrer eigenen Münze bezahlte, wie man zu sagen pflegt. »Der Fluss ist hier ganz nah, Madame«, sagte ich. »Führen Sie Ihr Vorhaben aus. Ich verspreche Ihnen, dass ich meinerseits keine Hand rühren werde, um sie zu retten.« Sie sah mich scharf an. »Sind Sie der Mann, der mich aus dem Wasser zog?« fragte sie. »Gott bewahre! Nein,« sagte ich. »Ich bin nur der Arzt, der töricht genug war sich nachher an Ihre Behandlung zu wagen.« Sie wendete sich zur Wirtin: »Wer zog mich aus dem Flusse?« fragte sie. Die Wirtin sagte es ihr - und nannte Ihren Namen. »Germaine?« sprach sie zu sich selbst. »Ich kenne niemand des Namens; ob er der Mann sein mag, der auf der Brücke mit mir sprach?« »Ja,« sagte die Wirtin; »Mr. Germaine sagte, dass er Sie auf der Brücke traf.« Als sie das hörte, dachte sie ein Weilchen nach und dann verlangte sie Mr. Germaine zu sehen. »Wer er auch sei,« sagte sie, »er hat sein Leben für meine Rettung eingesetzt und dafür bin ich ihm Dank schuldig.« »Heute Abend können Sie ihm nicht mehr danken,« versetzte ich, »er liegt hier oben und befindet sich zwischen Leben und Sterben; ich habe nach seiner Mutter geschickt - warten Sie bis morgen.« Sie drehte sich nach mir um, und sah halb erschreckt, halb erzürnt aus. »Ich kann nicht warten« sagte sie, »Sie wissen nicht, was Sie dadurch hier angerichtet haben, dass Sie mich zum Leben zurückbrachten; ich muss morgen diese Gegend verlassen; ich muss morgen aus Pertshire fort sein, wann kommt die erste Post, die nach Süden geht, hier vorüber?« Da mich die erste Post, die nach Süden geht, nichts anging, verwies ich sie an die Bewohner des Gasthauses. Nun die Dame hergestellt war, führte mich mein Beruf hinauf in dieses Zimmer, um zu sehen, wie es bei Ihnen ging. Sie befanden sich ganz nach Wunsch; ich fand Ihre gute Mutter an Ihrem Bett. So ging ich denn nach Hause, um zu sehen, wer von meinen gewöhnlichen Kranken mich erwartete. Als ich diesen Morgen zurückkam - erzählte mir die alberne Wirtin eine neue Geschichte. »Sie ist fort!« rief sie. »Wer ist fort?« fragte ich. »Die Dame,« sagte sie, »sie fuhr heute früh mit der ersten Post ab!«"You may well give it up," remarked Mr. MacGlue. "The first words she addressed, sir, to the man who had dragged her out of the very jaws of death were these: 'How dare you meddle with me? why didn't you leave me to die?' Her exact language--I'll take my Bible oath of it. I was so provoked that I gave her the change back (as the saying is) in her own coin. 'There's the river handy, ma'am,' I said; 'do it again. I, for one, won't stir a hand to save you; I promise you that.' She looked up sharply. 'Are you the man who took me out of the river?' she said. 'God forbid!' says I. 'I'm only the doctor who was fool enough to meddle with you afterward.' She turned to the landlady. 'Who took me out of the river?' she asked. The landlady told her, and mentioned your name. 'Germaine?' she said to herself; 'I know nobody named Germaine; I wonder whether it was the man who spoke to me on the bridge?' 'Yes,' says the landlady; 'Mr. Germaine said he met you on the bridge.' Hearing that, she took a little time to think; and then she asked if she could see Mr. Germaine. 'Whoever he is,' she says, 'he has risked his life to save me, and I ought to thank him for doing that.' 'You can't thank him tonight,' I said; 'I've got him upstairs between life and death, and I've sent for his mother: wait till to-morrow.' She turned on me, looking half frightened, half angry. 'I can't wait,' she says; 'you don't know what you have done among you in bringing me back to life. I must leave this neighborhood; I must be out of Perthshire to-morrow: when does the first coach southward pass this way?' Having nothing to do with the first coach southward, I referred her to the people of the inn. My business (now I had done with the lady) was upstairs in this room, to see how you were getting on. You were getting on as well as I could wish, and your mother was at your bedside. I went home to see what sick people might be waiting for me in the regular way. When I came back this morning, there was the foolish landlady with a new tale to tell 'Gone!' says she. 'Who's gone?' says I. 'The lady,' says she, 'by the first coach this morning!' "
»Sie wollen mir doch nicht sagen, dass sie dieses Haus verlassen hat?« rief ich aus."You don't mean to tell me that she has left the house?" I exclaimed.
»Ja, gewiss!« sagte der Doktor, so bestimmt wie immer. »Fragen Sie Ihre Frau Mutter, die wird es Ihnen nach Herzenslust bestätigen. Ich muss noch andere Kranke besuchen - und bin eben auf meiner Rundfahrt begriffen. Sie werden nichts mehr von der Dame sehen und ich denke das ist das Beste! In zwei Stunden bin ich wieder zurück und wenn sich Ihr Zustand inzwischen nicht verschlimmert hat, will ich versuchen Sie aus diesem unbehaglichen Ort in Ihr bequemes, wohlbekanntes Bett daheim zu übersiedeln. Aber lassen Sie ihn nicht sprechen, Madame, - lassen Sie ihn nicht sprechen!«"Oh, but I do!" said the doctor, as positively as ever. "Ask madam your mother here, and she'll certify it to your heart's content. I've got other sick ones to visit, and I'm away on my rounds. You'll see no more of the lady; and so much the better, I'm thinking. In two hours' time I'll be back again; and if I don't find you the worse in the interim, I'll see about having you transported from this strange place to the snug bed that knows you at home. Don't let him talk, ma'am, don't let him talk."
Mit diesen Abschiedsworten verließ uns Mr. Mac Glue.With those parting words, Mr. MacGlue left us to ourselves.
»Ist es wirklich wahr?« fragte ich meine Mutter."Is it really true?" I said to my mother.
»Hat Sie das Gasthaus ohne mich zu sehen, verlassen?«"Has she left the inn, without waiting to see me?"
»Sie war nicht aufzuhalten, George,« antwortete meine Mutter. »Die Dame verließ das Gasthaus heute früh mit der Edinburgher Post.«"Nobody could stop her, George," my mother answered. "The lady left the inn this morning by the coach for Edinburgh."
Ich war tief betrübt und bitter enttäuscht. Ja »bitter« ist das rechte Wort, obgleich sie mir eine Fremde war.I was bitterly disappointed. Yes: "bitterly" is the word--though she was a stranger to me.
»Sahst Du sie selbst?« fragte ich."Did you see her yourself?" I asked.
»Ich sah sie einige Minuten lang, lieber Sohn, als ich auf dem Wege zu Deinem Zimmer war.«"I saw her for a few minutes, my dear, on my way up to your room."
»Was sagte sie?«"What did she say?"
»Sie bat mich, sie bei Dir zu entschuldigen. Sie sagte: »Teilen Sie Mr. Germaine mit, dass meine Lage furchtbar ist: mir kann kein Mensch helfen. Ich muss fort von hier. Mein verflossenes Leben ist in diesem Augenblicke ebenso entschieden beendet, als hätte Ihr Sohn mich gestern in dem Flusse ertrinken lassen. Ich muss an einem neuen Ort ein neues Leben zu beginnen versuchen. Bitten Sie Mr. Germaine in meinem Namen um Vergebung, dass ich abreise, ohne ihm gedankt zu haben. Ich darf nicht zögern! Man könnte mich verfolgen und auffinden. Es gibt einen Menschen, den ich entschlossen bin nie wieder zu sehen - nie! nie! nie! Leben Sie wohl; versuchen Sie mir zu vergeben.«"She begged me to make her excuses to you. She said, 'Tell Mr. Germaine that my situation is dreadful; no human creature can help me. I must go away. My old life is as much at an end as if your son had left me to drown in the river. I must find a new life for myself, in a new place. Ask Mr. Germaine to forgive me for going away without thanking him. I daren't wait! I may be followed and found out. There is a person whom I am determined never to see again--never! never! never! Good-by; and try to forgive me!'
Sie barg ihr Gesicht in ihre Hände und schwieg. Ich bemühte mich ihr Vertrauen zu gewinnen - es war vergebens; ich musste sie verlassen. Diese unglückliche Frau, George, muss maßlos elend sein und sie ist ein so herzgewinnendes Geschöpf! Es war mir unmöglich ihr mein Mitleid zu versagen, ob sie es verdient oder nicht. Ein tiefes Geheimnis umgibt sie, lieber Sohn. Sie spricht Englisch ohne jeden fremdartigen Akzent - und doch trägt sie einen fremden Namen.She hid her face in her hands, and said no more. I tried to win her confidence; it was not to be done; I was compelled to leave her. There is some dreadful calamity, George, in that wretched woman's life. And such an interesting creature, too! It was impossible not to pity her, whether she deserved it or not. Everything about her is a mystery, my dear. She speaks English without the slightest foreign accent, and yet she has a foreign name."
»Sagte sie Dir ihren Namen?«"Did she give you her name?"
»Nein - und ich wollte sie nicht danach fragen. Die Wirtin hier ist aber keine sehr rückhaltende Person, sie erzählte mir, dass sie die Wäsche der Unglücklichen noch gesehen habe, während sie am Feuer getrocknet wurde. Der Name, den sie trug war: »Van Brandt.«"No, and I was afraid to ask her to give it. But the landlady here is not a very scrupulous person. She told me she looked at the poor creature's linen while it was drying by the fire. The name marked on it was, 'Van Brandt.' "
»Van Brandt?« wiederholte ich. »Das klingt, wie ein holländischer Name. Du sagst aber, dass sie wie eine Engländerin sprach, vielleicht ist sie in England geboren.«"Van Brandt?" I repeated. "That sounds like a Dutch name. And yet you say she spoke like an Englishwoman. Perhaps she was born in England."
»Oder vielleicht ist sie verheiratet,« fügte meine Mutter hinzu, »und van Brandt ist der Name ihres Mannes.«"Or perhaps she may be married," suggested my mother; "and Van Brandt may be the name of her husband."
Der Gedanke, dass sie verheiratet sein möchte, war mir unbehaglich. Ich wünschte meine Mutter hätte diese Vermutung nicht ausgesprochen. Ich weigerte mich sie zu teilen und beharrte in meinem Glauben, dass die Fremde unvermählt sei, dann konnte ich mir ja gestatten, ungehindert an sie zu denken; ich konnte dann ja hoffen die Spur der reizenden Fliehenden zu entdecken, die mir ein so hohes Interesse eingeflößt hatte und deren Selbstmordversuch mich fast das Leben gekostet hätte. Freilich war die Hoffnung sie wiederzufinden zweifelhaft genug, wenn sie wirklich bis Edinburgh gereist war, - was ziemlich sicher schien, da sie unentdeckt bleiben wollte. Die große Stadt und mein schwacher Gesundheitszustand machten das Suchen dort sehr schwer und dennoch belebte mich die Hoffnung so, dass ich kein Gefühl der Niedergeschlagenheit empfand. Ich hatte die feste Überzeugung, oder ich sollte besser sagen, den sicheren Aberglauben, dass wir beide, die wir beinah mit einander gestorben wären, die wir vereint zum Leben zurückgerufen waren, auch bestimmt sein mussten in Zukunft noch gemeinsame Freuden oder Schmerzen zu durchleben. »Ich denke, ich werde sie wiedersehen,« war mein letzter Gedanke, ehe die Schwäche mich übermannte und ich in einen friedlichen Schlummer sank.The idea of her being a married woman had something in it repellent to me. I wished my mother had not thought of that last suggestion. I refused to receive it. I persisted in my own belief that the stranger was a single woman. In that character, I could indulge myself in the luxury of thinking of her; I could consider the chances of my being able to trace this charming fugitive, who had taken so strong a hold on my interest--whose desperate attempt at suicide had so nearly cost me my own life. If she had gone as far as Edinburgh (which she would surely do, being bent on avoiding discovery), the prospect of finding her again--in that great city. and in my present weak state of health--looked doubtful indeed. Still, there was an underlying hopefulness in me which kept my spirits from being seriously depressed. I felt a purely imaginary (perhaps I ought to say, a purely superstitious) conviction that we who had nearly died together, we who had been brought to life together, were surely destined to be involved in some future joys or sorrows common to us both. "I fancy I shall see her again," was my last thought before my weakness overpowered me, and I sunk into a peaceful sleep.
In derselben Nacht wurde ich von dem Gasthause nach meinem eigenen Zimmer gebracht und in dieser Nacht sah ich sie im Traum wieder.That night I was removed from the inn to my own room at home; and that night I saw her again in a dream.
Ihr Bild war mir ebenso lebhaft gegenwärtig, als das so ganz verschiedene der kleinen Mary, wie ich sie in früheren Tagen erblickt hatte. Die Traumgestalt der Frau war gekleidet wie ich sie auf der Brücke gesehen hatte. Sie trug denselben breitgeränderten Gartenhut von Stroh. Sie sah mich an, wie sie mich angesehen hatte, als ich mich ihr in dem matten Abendlicht genähert hatte, bald aber verklärte sich ihr Gesicht durch ein göttlich schönes Lächeln und sie flüsterte in mein Ohr: »Freund, kennst du mich?«The image of her was as vividly impressed on me as the far different image of the child Mary, when I used to see it in the days of old. The dream-figure of the woman was robed as I had seen it robed on the bridge. She wore the same broad-brimmed garden-hat of straw. She looked at me as she had looked when I approached her in the dim evening light. After a little her face brightened with a divinely beautiful smile; and she whispered in my ear, "Friend, do you know me?"
Ich kannte sie sicherlich und - doch hatte ich ein unbegreifliches Gefühl von Zweifel. Obgleich ich sie im Traum als die Fremde erkannte, die mich so lebhaft beschäftigte, war ich doch unzufrieden mit mir selbst, als hätte ich sie nicht recht erkannt. Mit diesem Gedanken erwachte ich und schlief die Nacht über nicht mehr.I knew her, most assuredly; and yet it was with an incomprehensible after-feeling of doubt. Recognizing her in my dream as the stranger who had so warmly interested me, I was, nevertheless, dissatisfied with myself, as if it had not been the right recognition. I awoke with this idea; and I slept no more that night.
In drei Tagen war ich kräftig genug mit meiner Mutter auszufahren und zwar in dem bequemen, altmodischen, offenen Wagen, der Mr. Germaine gehört hatte.In three days' time I was strong enough to go out driving with my mother, in the comfortable, old-fashioned, open carriage which had once belonged to Mr. Germaine.
Am vierten Tage beschlossen wir einen Ausflug nach einem kleinen Wasserfall in unserer Nachbarschaft zu machen. Meine Mutter hatte eine große Vorliebe für diesen Ort und hatte den Wunsch ausgesprochen, ein Andenken daran zu besitzen. Ich beschloss mein Skizzenbuch mitzunehmen, für den Fall, dass ich mich kräftig genug fühlen würde, um ihr eine Zeichnung von ihrer Lieblingslandschaft zu machen. Ich fand das Skizzenbuch, das ich suchte und das ich seit Jahren nicht benutzt hatte, in einem alten Schreibtisch, der seit meiner Abreise nach Indien nicht geöffnet worden war. Während des Suchens zog ich einen Schubkasten in dem Tisch auf und fand darin eine Reliquie aus alter Zeit - meiner armen, kleinen Mary erste Stickerei - die grüne Flagge!On the fourth day we arranged to make an excursion to a little waterfall in our neighborhood. My mother had a great admiration of the place, and had often expressed a wish to possess some memorial of it. I resolved to take my sketch-book: with me, on the chance that I might be able to please her by making a drawing of her favorite scene. Searching for the sketch-book (which I had not used for years), I found it in an old desk of mine that had remained unopened since my departure for India. In the course of my investigation, I opened a drawer in the desk, and discovered a relic of the old times--my poor little Mary's first work in embroidery, the green flag!
Der Anblick des vergessenen Talismanes führte meine Erinnerung zu des Vogtes Hause zurück, ich gedachte der Dame Dermody und ihrer vertrauensvollen Prophezeiung für Mary und mich.The sight of the forgotten keepsake took my mind back to the bailiff's cottage, and reminded me of Dame Dermody, and her confident prediction about Mary and me.
Ich lächelte, als ich mir die Behauptung der alten Frau zurückrief, dass es in Zukunft keiner menschlichen Macht gelingen würde, die verwandten Geister dieser Kinder zu trennen. Was war aus den prophezeiten Träumen geworden, durch die wir während unserer Trennungszeit miteinander verkehren sollten? Jahre waren vergangen und ich hatte weder schlafend noch wachend etwas von Mary gesehen. Jahre waren vergangen und das erste Traumbild, das mir von einem Weibe erschienen, war, vor wenigen Nächten, das Bild der Frau gewesen, die ich vom Ertrinken gerettet hatte! Ich dachte über diese Ereignisse und Wechsel in meinem Leben nach - aber ohne Zorn und Bitterkeit. Die neue Liebe, die sich in mein Herz geschlichen hatte, machte mich sanfter und milder. Ich sprach zu mir selbst: »Arme kleine Mary!« - und küsste die grüne Flagge in dankbarer Erinnerung an jene Tage, die nimmer wiederkehren konnten.I smiled as I recalled the old woman's assertion that no human power could "hinder the union of the kindred spirits of the children in the time to come." What had become of the prophesied dreams in which we were to communicate with each other through the term of our separation? Years had passed; and, sleeping or waking, I had seen nothing of Mary. Years had passed; and the first vision of a woman that had come to me had been my dream a few nights since of the stranger whom I had saved from drowning. I thought of these chances and changes in my life, but not contemptuously or bitterly. The new love that was now stealing its way into my heart had softened and humanized me. I said to myself, "Ah, poor little Mary!" and I kissed the green flag, in grateful memory of the days that were gone forever.
Wir fuhren nach dem Wasserfall.We drove to the waterfall.
Es war ein herrlicher Tag: die einsame Waldgegend war so strahlend und schön! Der Besitzer des Ortes hatte ein hölzernes Lusthaus, das eine Aussicht auf den niederstürzenden Strom bot, zur Bequemlichkeit der Besucher erbaut. Meine Mutter bat mich, zu versuchen, ob ich nicht von dieser Stelle aus die Aussicht aufnehmen könnte. Ich bemühte mich ihr den Gefallen zu tun, aber das Resultat befriedigte mich nicht und ich gab das Zeichnen auf, ehe ich halb fertig war. Skizzenbuch und Bleistift auf dem Tische des Lusthauses zurücklassend, schlug ich meiner Mutter vor einen Gang über die kleine hölzerne Brücke zu machen, die den Strom dicht bei seinem Fall überspannt, um zu sehen, wie sich die Landschaft von dem neuen Gesichtspunkte aus ausnahm.It was a beautiful day; the lonely sylvan scene was at its brightest and best. A wooden summer-house, commanding a prospect of the falling stream, had been built for the accommodation of pleasure parties by the proprietor of the place. My mother suggested that I should try to make a sketch of the view from this point. I did my best to please her, but I was not satisfied with the result; and I abandoned my drawing before it was half finished. Leaving my sketch-book and pencil on the table of the summer-house, I proposed to my mother to cross a little wooden bridge which spanned the stream, below the fall, and to see how the landscape looked from a new point of view.
Die Ansicht des Wasserfalles, vom entgegengesetzten Ufer aus gesehen, bot für einen mittelmäßigen Zeichner, wie ich es war, noch größere Schwierigkeiten, als die eben verlassene. Wir kehrten also zum Lusthause zurück.The prospect of the waterfall, as seen from the opposite bank, presented even greater difficulties, to an amateur artist like me, than the prospect which he had just left. We returned to the summer-house.
Ich näherte mich zuerst der geöffneten Tür, stand aber, durch eine unerwartete Entdeckung am Eintreten gehindert, plötzlich still. Das Haus war nicht mehr leer, wie wir es verlassen hatten. Eine Dame saß am Tisch, meinen Bleistift in der Hand, in meinem Skizzenbuche schreibend!I was the first to approach the open door. I stopped, checked in my advance by an unexpected discovery. The summer-house was no longer empty as we had left it. A lady was seated at the table with my pencil in her hand, writing in my sketch-book!
Nach einigem Zögern trat ich näher zur Tür und hielt dann wieder, in atemlosem Erstaunen, inne. Die Fremde in dem Lusthause war keine Andere, als die Frau, die sich von der Brücke aus den Tod geben wollte!After waiting a moment, I advanced a few steps nearer to the door, and stopped again in breathless amazement. The stranger in the summer-house was now plainly revealed to me as the woman who had attempted to destroy herself from the bridge!
Darüber war kein Zweifel. Es war dasselbe Kleid; es war das unvergessliche Gesicht, das ich im Abendlicht gesehn, das mir noch vor wenigen Nächten im Traum erschienen war! Ja, es war dieselbe Frau - ich sah sie so deutlich, wie ich die Sonne auf den Wasserfall scheinen sah - es war dieselbe, mit meinem Bleistift in der Hand, in meinem Buche schreibend!There was no doubt about it. There was the dress; there was the memorable face which I had seen in the evening light, which I had dreamed of only a few nights since! The woman herself--I saw her as plainly as I saw the sun shining on the waterfall--the woman herself, with my pencil in her hand, writing in my book!
Meine Mutter stand dicht hinter mir: sie sah meine Erregung. »George, was ist Dir!« rief sie aus.My mother was close behind me. She noticed my agitation. "George!" she exclaimed, "what is the matter with you?"
Ich wies durch die offene Tür des Lusthauses.I pointed through the open door of the summer-house.
»Nun?« fragte meine Mutter, »was ist da zu sehen?«"Well?" said my mother. "What am I to look at?"
»Siehst Du nicht jemand am Tisch sitzen und in meinem Skizzenbuche schreiben?«"Don't you see somebody sitting at the table and writing in my sketch-book?"
Meine Mutter blickte mich erstaunt an. »Sollte er wieder krank werden?« sagte sie zu sich selbst.My mother eyed me quickly. "Is he going to be ill again?" I heard her say to herself.
Im selben Augenblick legte die Frau den Bleistift aus der Hand und erhob sich langsam.At the same moment the woman laid down the pencil and rose slowly to her feet.
Sie sah mich mit traurigen, bittenden Augen an, und erhob ihre Hand, indem sie mir winkte. Ich gehorchte. Mich unwillkürlich vorwärts bewegend, fühlte ich mich durch eine unwiderstehliche Macht näher und näher zu ihr gezogen, ich erstieg die kleine Treppe, die zu dem Lusthause führte. Wenige Schritte vor ihr stand ich still. Sie trat zu mir heran und legte ihre Hand auf meine Brust. Ihre Berührung erfüllte mich mit einem wunderbar gemischten Gefühl von Entzücken und Ehrfurcht. Nach einigen Augenblicken sprach sie, in leisen, melodischen Tönen, die sich in meinem Ohr mit dem fernen Rauschen des Wasserfalls vermischten, bis sie zu einem Tone verschwammen. Ich hörte das Rauschen, ich hörte von ihrer Stimme die Worte: »Gedenke mein. Komm zu mir.« Ihre Hand sank von meiner Brust herab. Das helle Tageslicht in dem Zimmer verdunkelte sich einen Augenblick, wie durch einen flüchtigen Schatten. Ich sah mich nach ihr um, als es wieder hell wurde. Sie war verschwunden.She looked at me with sorrowful and pleading eyes: she lifted her hand and beckoned me to approach her. I obeyed. Moving without conscious will of my own, drawn nearer and nearer to her by an irresistible power, I ascended the short flight of stairs which led into the summer-house. Within a few paces of her I stopped. She advanced a step toward me, and laid her hand gently on my bosom. Her touch filled me with strangely united sensations of rapture and awe. After a while, she spoke in low melodious tones, which mingled in my ear with the distant murmur of the falling water, until the two sounds became one. I heard in the murmur, I heard in the voice, these words: "Remember me. Come to me." Her hand dropped from my bosom; a momentary obscurity passed like a flying shadow over the bright daylight in the room. I looked for her when the light came back. She was gone.
Ich kehrte zum Bewusstsein der Wirklichkeit zurück.My consciousness of passing events returned.
Die länger werdenden Schatten draußen machten mir klar, dass der Abend herannahte. Der Wagen stand vor dem Lusthause, um uns abzuholen. Meine Mutter hatte ihre Hand auf meinen Arm gelegt und sprach ängstlich zu mir. Es gelang mir, ihr durch ein Zeichen zu sagen, dass sie unbesorgt über mich sein möchte - mehr konnte ich nicht tun. Der Wunsch, mein Skizzenbuch zu sehen, erfüllte mich ganz und gar. So bestimmt ich die Frau gesehen hatte, so sicher hatte ich sie mit meinem Bleistift in der Hand, etwas in mein Buch schreiben sehen.I saw the lengthening shadows outside, which told me that the evening was at hand. I saw the carriage approaching the summerhouse to take us away. I felt my mother's hand on my arm, and heard her voice speaking to me anxiously. I was able to reply by a sign entreating her not to be uneasy about me, but I could do no more. I was absorbed, body and soul, in the one desire to look at the sketch-book. As certainly as I had seen the woman, so certainly I had seen her, with my pencil in her hand, writing in my book.
Ich trat an den Tisch, auf dem das geöffnete Buch lag. Ich sah den leeren Raum auf dem unteren Teil der Seite, auf der ich meine unvollendete Zeichnung begonnen hatte. Meine Mutter, die mir gefolgt war, blickte ebenfalls darauf.I advanced to the table on which the book was lying open. I looked at the blank space on the lower part of the page, under the foreground lines of my unfinished drawing. My mother, following me, looked at the page too.
Da war die Schrift! Die Frau war verschwunden - aber sie hatte die geschriebenen Worte zurückgelassen, die meiner Mutter sowohl, als mir sichtbar waren, die meine Mutter ebenso deutlich lesen konnte, als ich!There was the writing! The woman had disappeared, but there were her written words left behind her: visible to my mother as well as to me, readable by my mother's eyes as well as by mine!
Die Worte, die wir sahen, lauteten, in zwei Reihen geschrieben, wie ich sie hier abschreibe:These were the words we saw, arranged in two lines, as I copy them here:
Wenn der Vollmond scheint When the full moon shines
An Sankt Antonios Brunnen. On Saint Anthony's Well.
Natürlich und übernatürlichNATURAL AND SUPERNATURAL.
Indem ich auf die Schrift in meinem Skizzenbuch wies, blickte ich meine Mutter an. Ich hatte mich nicht geirrt, sie hatte es ebenso gut beobachtet, wie ich. Sie wollte aber nicht zugeben, dass irgend etwas Aufregendes geschehen sei, - wenigstens deutete ich so ihren Gesichtsausdruck.I POINTED to the writing in the sketch book, and looked at my mother. I was not mistaken. She had seen it, as I had seen it. But she refused to acknowledge that anything had happened to alarm her--plainly as I could detect it in her face.
»Es hat Dir jemand einen Streich spielen wollen, George,« sagte sie."Somebody has been playing a trick on you, George," she said.
Ich schwieg. Was sollte ich sagen. Meine arme Mutter war entschieden selbst eben so wenig von ihrer ungenügenden Erklärung befriedigt, wie ich. Der Wagen erwartete uns am Tor, so traten wir schweigend unsern Rückweg an.I made no reply. It was needless to say anything. My poor mother was evidently as far from being satisfied with her own shallow explanation as I was. The carriage waited for us at the door. We set forth in silence on our drive home.
Das Skizzenbuch lag offen auf meinen Knien, meine Augen waren darauf geheftet; im Geiste rief ich mir den Augenblick zurück, als die Erscheinung mir winkte in das Lusthaus einzutreten und dort zu mir sprach. Hielt ich ihre Worte und diese Schrift zusammen, so war es mir möglich einen Schluss daraus zu ziehen: die Frau, die ich vom Ertrinken errettet hatte, bedurfte meiner wiederum.The sketch-book lay open on my knee. My eyes were fastened on it; my mind was absorbed in recalling the moment when the apparition beckoned me into the summer-house and spoke. Putting the words and the writing together, the conclusion was too plain to be mistaken. The woman whom I had saved from drowning had need of me again.
Und das war die Frau, eben dieselbe Frau, die ohne Säumen die erste Gelegenheit benutzt hatte, um das Haus zu verlassen, das uns beiden ein Obdach bot - ohne einen Augenblick zu verziehen, um erst dem Manne, der sie vom Tode errettet hatte, ein Wort des Dankes zu sagen. Vier Tage waren erst verstrichen, seit sie mich, scheinbar, auf Nimmerwiedersehn verlassen hatte und nun kehrte ihre geistige Erscheinung wie zu einem erprobten, treuen Freunde zu mir zurück, rief die Erinnerung an sich wieder selbst in mir wach und forderte mich auf zu ihr zu kommen; ja, um jede Täuschung meiner Phantasie zu vermeiden, hatte sie die Worte noch aufgeschrieben, die mich zu ihr beriefen: »wenn der Vollmond scheint an St. Antonios Brunnen.«And this was the same woman who, in her own proper person, had not hesitated to seize the first opportunity of leaving the house in which we had been sheltered together--without stopping to say one grateful word to the man who had preserved her from death! Four days only had elapsed since she had left me, never (to all appearance) to see me again. And now the ghostly apparition of her had returned as to a tried and trusted friend; had commanded me to remember her and to go to her; and had provided against all possibility of my memory playing me false, by writing the words which invited me to meet her "when the full moon shone on Saint Anthony's Well."
Was war in der Zwischenzeit vorgegangen? Was bedeutete diese übernatürliche Verbindung zwischen uns? Was hatte ich zunächst zu tun? Meine Mutter unterbrach mich in meinen Betrachtungen. Sie streckte die Hand aus und schloss das offene Buch auf meinen Knien, als wäre ihr der Anblick jener Schrift unerträglich.What had happened in the interval? What did the supernatural manner of her communication with me mean? What ought my next course of action to be? My mother roused me from my reflections. She stretched out her hand, and suddenly closed the open book on my knee, as if the sight of the writing in it were unendurable to her.
»Warum sprichst Du Dich nicht aus, George,« sagte sie. »Warum behältst Du Deine Gedanken für Dicht?«"Why don't you speak to me, George?" she said. "Why do you keep your thoughts to yourself?"
»Ich bin ganz verwirrt,« antwortete ich. »Mir fehlt jede Vermutung, jede Erklärung. All mein Denken richtet sich auf die eine Frage, was tue ich zunächst. Nur über den einen Punkt bin ich ganz sicher.« Ich berührte bei diesen Worten das Skizzenbuch. »Komm was da wolle, ich werde ihrem Wunsch, zu erscheinen, folgen.«"My mind is lost in confusion," I answered. "I can suggest nothing and explain nothing. My thoughts are all bent on the one question of what I am to do next. On that point I believe I may say that my mind is made up." I touched the sketch-book as I spoke. "Come what may of it," I said, "I mean to keep the appointment."
Meine Mutter sah mich an, als ob sie ihren Sinnen nicht recht traute. »Er spricht als wäre das Alles wirklich geschehen!« rief sie aus. »George! Du glaubst doch nicht, dass Du in der Tat jemand in dem Lusthause gesehn hast? Die Stelle war leer. Ich versichere Dich, als Du in das Lusthaus hinein zeigtest, war die Stelle leer. Du hast so lange an diese Frau gedacht, bis Du Dir einbildest sie wirklich gesehn zu haben.«My mother looked at me as if she doubted the evidence of her own senses. "He talks as if it were a real thing!" she exclaimed. "George, you don't really believe that you saw somebody in the summer-house? The place was empty. I tell you positively, when you pointed into the summer-house, the place was empty. You have been thinking and thinking of this woman till you persuade yourself that you have actually seen her."
Ich öffnete das Skizzenbuch wieder. »Ich glaubte zu sehen, wie sie etwas auf diese Seite schrieb,« erwiderte ich. »Sieh her - und sage mir, ob ich irrte.« Meine Mutter weigerte sich hinzusehen. So entschieden sie auch darauf beharrte die Sache mit der Vernunft zu erklären, so sehr erschwerte die Schrift in dem Buche ihr das.I opened the sketch-book again. "I thought I saw her writing on this page," I answered. "Look at it, and tell me if I was wrong." My mother refused to look at it. Steadily as she persisted in taking the rational view, nevertheless the writing frightened her.
»Es ist kaum eine Woche her,« fuhr sie fort, »als ich Dich mit dem Tode ringend auf dem Bett in dem Gasthause liegend fand. Wie kannst Du bei Deinem Gesundheitszustande daran denken, ihrem Rufe zum Brunnen zu folgen? Dem Rufe eines geheimnisvollen Wesens, das in Deiner Einbildung lebt, auftaucht und verschwindet, und sichtbar geschriebene Worte zurücklässt! Es ist lächerlich, George; ich wundere mich, dass Du nicht selbst darüber lachst.«"It is not a week yet," she went on, "since I saw you lying between life and death in your bed at the inn. How can you talk of keeping the appointment, in your state of health? An appointment with a shadowy Something in your own imagination, which appears and disappears, and leaves substantial writing behind it! It's ridiculous, George; I wonder you can help laughing at yourself."
Sie wollte mich durch ihr Beispiel zum Lachen reizen - mit tränenfeuchten Augen machte die arme Seele den vergeblichen Versuch. Ich bereute, dass ich mich so offen zu ihr ausgesprochen hatte.She tried to set the example of laughing at me--with the tears in her eyes, poor soul! as she made the useless effort. I began to regret having opened my mind so freely to her.
»Nimm die Sache nicht zu ernst, Mutter,« sagte ich. »Vielleicht kann ich den Ort gar nicht auffinden. Ich hörte nie etwas von St. Antonios Brunnen; ich habe keinen Begriff wo er ist. Vorausgesetzt, dass ich ihn entdeckte - und vorausgesetzt, dass die Reise dahin angenehm ist, - würdest Du mich dann dahin begleiten?«"Don't take the matter too seriously, mother," I said. "Perhaps I may not be able to find the place. I never heard of Saint Anthony's Well; I have not the least idea where it is. Suppose I make the discovery, and suppose the journey turns out to be an easy one, would you like to go with me?"
»Gott behütet« rief meine Mutter heftig aus. »Ich mag damit nichts zu tun haben, George, Du befindest Dich in einer Täuschung - ich will mit dem Doktor sprechen!«"God forbid" cried my mother, fervently. "I will have nothing to do with it, George. You are in a state of delusion; I shall speak to the doctor."
»Jedenfalls, liebste Mutter! Mr. Mac Glue ist ein einsichtsvoller Mann. Wir wollen ihn zu Mittag einladen, da wir auf unserem Heimwege an seinem Hause vorüber kommen. Bis dahin lass uns die Sache nicht mehr berühren, erst wollen wir den Doktor sprechen.«"By all means, my dear mother. Mr. MacGlue is a sensible person. We pass his house on our way home, and we will ask him to dinner. In the meantime, let us say no more on the subject till we see the doctor."
Ich sagte das leicht hin, meinte aber ganz ernstlich, was ich sagte. Mein Gemüt war tief beunruhigt; meine Nerven waren so erschüttert, dass das leiseste Geräusch auf dem Wege mich erschreckte. Vielleicht war mir wirklich die Anschauung eines Mannes, wie Mr. Mac Glue, der alle irdischen Angelegenheiten von demselben unwandelbar praktischen Standpunkte aus betrachtete, als eine Art moralischen Heilmittels von Nutzen.I spoke lightly, but I really meant what I said. My mind was sadly disturbed; my nerves were so shaken that the slightest noises on the road startled me. The opinion of a man like Mr. MacGlue, who looked at all mortal matters from the same immovably practical point of view, might really have its use, in my case, as a species of moral remedy.
* * *
Wir warteten bis der Nachtisch aufgetragen war und die Dienerschaft das Speisezimmer verlassen hatte. Dann erzählte ich meine Geschichte, wie ich sie hier erzählt habe, dem schottischen Doktor, dann öffnete ich das Skizzenbuch und zeigte ihm die Schrift, damit er sie selbst betrachten konnte.We waited until the dessert was on the table, and the servants had left the dining-room. Then I told my story to the Scotch doctor as I have told it here; and, that done, I opened the sketch-book to let him see the writing for himself.
Hatte ich eine falsche Seite aufgeschlagen?Had I turned to the wrong page?
Ich sprang auf und hielt das Buch dicht unter die Lampe, die über dem Esstisch hing. Nein: es war die richtige Seite, da war meine halbbeendete Zeichnung des Wasserfalles - aber wo waren die beiden geschriebenen Zeilen darunter?I started to my feet, and held the book close to the light of the lamp that hung over the dining table. No: I had found the right page. There was my half-finished drawing of the waterfall--but where were the two lines of writing beneath?
Verschwunden!Gone!
Ich strengte meine Augen an, ich sah und sah und das leere weiße Papier starrte mir entgegen.I strained my eyes; I looked and looked. And the blank white paper looked back at me.
Ich legte das offene Blatt vor meine Mutter hin. »Du hast es doch ebenso deutlich gesehen, als ich,« sagte ich. »Täuschen mich meine eigenen Augen? Sieh die Seite hier unten an.«I placed the open leaf before my mother. "You saw it as plainly as I did," I said. "Are my own eyes deceiving me? Look at the bottom of the page."
Meine Mutter sank mit einem Schreckensruf in ihren Stuhl zurück.My mother sunk back in her chair with a cry of terror.
»Verschwunden?« fragte ich."Gone?" I asked.
»Verschwunden!«"Gone!"
Ich wendete mich zu dem Doktor und war erstaunt, als ich ihn ansah. Kein ungläubiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht; keine Scherzworte kamen über seine Lippen. Er hörte uns aufmerksam zu, ernstlich gespannt mehr zu hören.I turned to the doctor. He took me completely by surprise. No incredulous smile appeared on his face; no jesting words passed his lips. He was listening to us attentively. He was waiting gravely to hear more.
»Ich versichere Sie auf mein Ehrenwort,« sagte ich ihm, »dass ich die Erscheinung mit meinem Bleistift hier unten auf diese Seite schreiben sah. Ich versichere Sie, dass, als ich das Buch in die Hand nahm, ich diese Worte darauf geschrieben sah: »Wenn der volle Mond scheint, an St. Antonios Brunnen.« Nicht mehr als drei Stunden sind seitdem vergangen - und, sehen Sie selbst, kein Schimmer ist von der Schrift zurückgeblieben.«"I declare to you, on my word of honor," I said to him, "that I saw the apparition writing with my pencil at the bottom of that page. I declare that I took the book in my hand, and saw these words written in it, 'When the full moon shines on Saint Anthony's Well.' Not more than three hours have passed since that time; and, see for yourself, not a vestige of the writing remains."
»Es bleibt kein Schimmer von solcher Schrift,« wiederholte Mr. Mac Glue ruhig."Not a vestige of the writing remains," Mr. MacGlue repeated, quietly.
»Wenn Sie im Geringsten bezweifeln, was ich Ihnen sage,« fuhr ich fort, »so fragen Sie meine Mutter - sie wird bezeugen, dass sie die Schrift auch gesehen hat.«"If you feel the slightest doubt of what I have told you," I went on, "ask my mother; she will bear witness that she saw the writing too."
»Ich bezweifle nicht, dass Sie beide die Schrift sahen,« erwiderte Mr. Mac Glue mit einer Ruhe, die mich in Erstaunen setzte."I don't doubt that you both saw the writing," answered Mr. MacGlue, with a composure that surprised me.
»Können Sie das erklären?« fragte ich."Can you account for it?" I asked.
»Nun wohl,« sagte der undurchdringliche Doktor, »wenn ich meinen Verstand anstrenge, so glaube ich es zur Zufriedenheit gewisser Leute erklären zu können. Zum Beispiel könnte ich Ihnen erstens die natürlichste Erklärung, wie man es nennt, geben. Ich könnte sagen, dass Sie, nach meinem besten Wissen, in einer sehr erregten, nervösen Stimmung sind, und dass Sie, als Sie die vermeintliche Erscheinung sahen, eben nichts sahen, als Ihre eigene Vorstellung von einer abwesenden Frau - die, wie ich ernstlich befürchte, Sie bei der schwachen oder verliebten Seite erfasst hat. Ich will Sie nicht beleidigen, Mr. Germaine -«"Well," said the impenetrable doctor, "if I set my wits at work, I believe I might account for it to the satisfaction of some people. For example, I might give you what they call the rational explanation, to begin with. I might say that you are, to my certain knowledge, in a highly excited nervous condition; and that, when you saw the apparition (as you call it), you simply saw nothing but your own strong impression of an absent woman, who (as I greatly fear) has got on the weak or amatory side of you. I mean no offense, Mr. Germaine--"
»Ich nehme Ihnen nichts übel, Doktor, Aber, verzeihen Sie, wenn ich aufrichtig spreche, - diese natürliche Erklärung ist an mir verloren.«"I take no offense, doctor. But excuse me for speaking plainly--the rational explanation is thrown away on me."
»Ich bin gern bereit Sie zu entschuldigen,« antwortete Mr. Mac Glue, »besonders, da ich ganz Ihrer Ansicht bin. Ich glaube dieser Erklärung selber nicht.«"I'll readily excuse you," answered Mr. MacGlue; "the rather that I'm entirely of your opinion. I don't believe in the rational explanation myself."
Dieser Ausspruch überraschte mich in hohem Grade!This was surprising, to say the least of it.
»Woran glauben Sie denn?« fragte ich."What do you believe in?" I inquired.
Mr. Mac Glue wollte sich nicht durch mich übereilen lassen.Mr. MacGlue declined to let me hurry him.
»Geduld, Geduld,« sagte er. »So wollen wir es denn mit der übernatürlichen Erklärung versuchen. Vielleicht sagt die Ihrem jetzigen Gemütszustande mehr zu, als die Andere. Sehen wir voraus, dass Sie wirklich den Geist oder Doppelgänger einer lebenden Person gesehen haben. Nun wohl. Wenn Sie annehmen können, dass ein körperloser Geist in irdischen Gewändern - von Seide oder Merino, je nachdem, - erscheint, so ist es kein weiter Schritt bis zu der Annahme, dass derselbe Geist fähig ist einen irdischen Bleistift zu führen und in ein irdisches Buch irdische Worte zu schreiben. Ist nun der Geist, wie der Ihre es tat, verschwunden, so scheint es den Gesetzen des Übernatürlichen entsprechend, dass die Schrift seinem Beispiel folgt und auch verschwindet. Der Grund dieses Verschwindens, wenn Sie einen solchen suchen, mag darin liegen, dass der Geist es nicht liebt, einen Fremden, wie mich, in seine Geheimnisse eingeweiht zu sehen oder dass das Verschwinden eine feststehende Gewohnheit bei den Geistern und bei Allem, was zu ihnen gehört, ist. Vielleicht hat dieser Geist auch in den drei Stunden, was, da es der Geist einer Frau war, um so weniger wunderbar ist, seine Ansicht geändert und wünscht nicht mehr Sie »wenn der volle Mond scheint an St. Antonios Brunnen« zu sehen. Da haben Sie die übernatürliche Erklärung; aber, wenn ich meine Ansicht sagen soll, muss ich hinzufügen, dass diese Erklärung auch nicht eine Stecknadel wert ist.«"Wait a little," he said. "There's the irrational explanation to try next. Maybe it will fit itself to the present state of your mind better than the other. We will say this time that you have really seen the ghost (or double) of a living person. Very good. If you can suppose a disembodied spirit to appear in earthly clothing--of silk or merino, as the case may be--it's no great stretch to suppose, next, that this same spirit is capable of holding a mortal pencil, and of writing mortal words in a mortal sketching-book. And if the ghost vanishes (which your ghost did), it seems supernaturally appropriate that the writing should follow the example and vanish too. And the reason of the vanishment may be (if you want a reason), either that the ghost does not like letting a stranger like me into its secrets, or that vanishing is a settled habit of ghosts and of everything associated with them, or that this ghost has changed its mind in the course of three hours (being the ghost of a woman, I am sure that's not wonderful), and doesn't care to see you 'when the full moon shines on Saint Anthony's Well.' There's the irrational explanation for you. And, speaking for myself, I'm bound to add that I don't set a pin's value on that explanation either."
Mr. Mac Glues erhabene Gleichgültigkeit über die beiden Gesichtspunkte von der Sache störte mich.Mr. MacGlue's sublime indifference to both sides of the question began to irritate me.
»Aufrichtig gesagt, Doktor,« sagte ich, »halten Sie die Umstände, die ich Ihnen mitteilte, keiner ernsten Untersuchung wert.«"In plain words, doctor," I said, "you don't think the circumstances that I have mentioned to you worthy of serious investigation?"
»Ich halte die Sache für eine ernste Untersuchung nicht angetan,« antwortete der Doktor. »Sehen Sie es in der Weise an und Sie haben das Richtige. Sehen Sie um sich. Hier sitzen wir drei Personen lebendig und froh um diesen behaglichen Tisch. Wenn, was Gott verhüte, Sie oder Mrs. Germaine, hier plötzlich tot umfielen, könnte ich, obgleich ich Arzt bin, ebensowenig erklären, welches Haupterfordernis des Lebens oder der Bewegung plötzlich gestockt hat, wie der Hund es könnte, der dort am Kamine schläft. Wenn ich mich darin finde, einem so undurchdringlichen Geheimnisse, wie dieses, das sich mir doch Tag für Tag, wo ich ein Geschöpf sterben oder zur Welt kommen sehe, aufdrängt, unwissend gegenüber zu sitzen - warum soll ich mich da nicht begnügen angesichts Ihrer Dame in dem Lusthause, zu gestehen, dass sie über meinem Begriffsvermögen steht und dass ich sie zu ergründen aufgebe!«"I don't think serious investigation capable of dealing with the circumstances," answered the doctor. "Put it in that way, and you put it right. Just look round you. Here we three persons are alive and hearty at this snug table. If (which God forbid!) good Mistress Germaine or yourself were to fall down dead in another moment, I, doctor as I am, could no more explain what first principle of life and movement had been suddenly extinguished in you than the dog there sleeping on the hearth-rug. If I am content to sit down ignorant in the face of such an impenetrable mystery as this--presented to me, day after day, every time I see a living creature come into the world or go out of it--why may I not sit down content in the face of your lady in the summer-house, and say she's altogether beyond my fathoming, and there is an end of her?"
Bei diesen Worten mischte sich meine Mutter zum ersten Male in die Unterhaltung.At those words my mother joined in the conversation for the first time.
»Ach, mein Herr,« sagte sie, »wenn Sie meinen Sohn nur bewegen könnten Ihre vernünftige Ansicht zu teilen, wie glücklich würde ich sein! Wollen Sie es glauben - er hat ernstlich die Absicht nach St. Antonios Brunnen zu gehen, wenn er ihn auffindet!«"Ah, sir," she said, "if you could only persuade my son to take your sensible view, how happy I should be! Would you believe it?--he positively means (if he can find the place) to go to Saint Anthony's Well!"
Diese Entdeckung überraschte Mr. Mac. Glue durchaus nicht.Even this revelation entirely failed to surprise Mr. MacGlue.
»Nun, nun! Er will der Aufforderung des Geistes Folge leisten - nicht mehr! Wohlan! Wenn er seinem Entschlusse treu bleibt, kann ich ihm dabei von Nutzen sein. Ich kann ihm erzählen, was mit einem anderen Manne geschah, der so der Berufung eines Geistes folgte.«"Ay, ay. He means to keep his appointment with the ghost, does he? Well, I can be of some service to him if he sticks to his resolution. I can tell him of another man who kept a written appointment with a ghost, and what came of it."
Das war ein merkwürdiger Ausspruch. Meinte er wirklich, was er sagte?This was a startling announcement. Did he really mean what he said?
»Scherzen Sie oder sprechen Sie im Ernst?" fragte ich."Are you in jest or in earnest?" I asked.
»Ich scherze nie, mein Herr!« versetzte Mr. Mac Glue. »Kein Kranker traut einem Arzte, der scherzt. Zeigen Sie mir einen Mann aus meiner Berufsklasse, den selbst seine nächsten und liebsten Freunde je während seiner Geschäftsstunden in heiterer Laune gesehen hätten. Sie haben sich gewundert, wie ich vermute, dass ich Ihre Erzählung so kühl aufnahm. Das kommt aber natürlich daher, mein Herr, dass die Ihre nicht die erste Geschichte ist, die ich von einem Geiste und einem Bleistift hörte."I never joke, sir," said Mr. MacGlue. "No sick person really believes in a doctor who jokes. I defy you to show me a man at the head of our profession who has ever been discovered in high spirits (in medical hours) by his nearest and dearest friend. You may have wondered, I dare say, at seeing me take your strange narrative as coolly as I do. It comes naturally, sir. Yours is not the first story of a ghost and a pencil that I have heard."
»Wollen Sie mir damit sagen,« fragte ich, »dass Sie noch jemand kennen, der gesehen hat, was ich sah?«"Do you mean to tell me," I said, "that you know of another man who has seen what I have seen?"
»Eben das wollte ich Ihnen sagen,« erwiderte der Doktor. »Der Mann war ein entfernter Vetter von meiner verstorbenen Frau, er führte den geachteten Namen Bruce und war Seemann. Erst werde ich noch ein Glas Sherry trinken, um mir die Kehle anzufeuchten, wie man im Volke sagt, und dann will ich beginnen. Also, Sie müssen wissen, dass Bruce in der Zeit, von der ich rede, auf einem Schiffe angestellt war und sich auf einer Reise von Liverpool nach Neu-Braunschweig befand. Eines Nachmittags war er mit dem Kapitän eifrig beschäftigt, die Sonne zu beobachten, Länge und Breite genau messend. Bruce sah aus seiner Kajüte durch die offene Tür in die gegenüberliegende Kajüte des Kapitäns. »Wie beurteilen Sie das, mein Herr?« sagte Bruce. Der Mann in der Kajüte des Kapitäns sah auf. Und was sah Bruce? Das Gesicht des Kapitäns? Keine Spur davon - das Gesicht eines völlig Fremden! Bruce springt auf, sein Herz schlug im Augenblick gewaltig, er sucht den Kapitän auf Deck und findet ihn wie gewöhnlich; seine Berechnungen waren beendet, und er hatte sich die Längen- und Breitenverhältnisse für diesen Tag ans dem Sinn geschlagen. »Dort unten ist jemand an Ihrem Pult, Herr,« sagt Bruce. »Er schreibt auf Ihre Tafel, aber er ist mir völlig fremd.« »Ein Fremder in meiner Kajüte?« ruft der Kapitän. »Unmöglich Mr. Bruce, das Schiff ist seit sechs Wochen aus dem Hafen. Wie sollte er an Bord gekommen sein?« Bruce weiß nicht wie, aber ihn verfolgt seine Geschichte. Der Kapitän geht fort und eilt wie ein Wirbelwind in seine Kajüte, findet aber niemand darin. Bruce selbst ist genötigt zuzugeben, dass der Platz leer ist. »Wüsste ich nicht, dass Sie ein nüchterner Mann wären, so würde ich Sie der Trunkenheit beschuldigen,« sagte der Kapitän. »So will ich Sie nur der Träumerei zeihen, aber tun Sie das nicht wieder, Mr. Bruce.« Bruce bleibt bei seiner Geschichte; Bruce schwört, dass er den Mann auf des Kapitäns Tafel schreiben sah. Der Kapitän besichtigt die Tafel. »Der Herr segne und behüte uns,« sagt er, »wahrhaftig, hier ist die Schrift!« Bruce sieht sie auch, so deutlich wie möglich, in folgenden Worten: »Steure nach Nord-West!« Das und nichts weiter. Ach, mein Himmel, Erzählen ist eine trockne Arbeit, Mr. Germaine! Mit Ihrer Erlaubnis trinke ich erst wieder einige Tropfen Sherry!«"That's just what I mean to tell you," rejoined the doctor. "The man was a far-away Scots cousin of my late wife, who bore the honorable name of Bruce, and followed a seafaring life. I'll take another glass of the sherry wine, just to wet my whistle, as the vulgar saying is, before I begin. Well, you must know, Bruce was mate of a bark at the time I'm speaking of, and he was on a voyage from Liverpool to New Brunswick. At noon one day, he and the captain, having taken their observation of the sun, were hard at it below, working out the latitude and longitude on their slates. Bruce, in his cabin, looked across through the open door of the captain's cabin opposite. 'What do you make it, sir?' says Brace. The man in the captain's cabin looked up. And what did Bruce see? The face of the captain? Devil a bit of it--the face of a total stranger! Up jumps Bruce, with his heart going full gallop all in a moment, and searches for the captain on deck, and finds him much as usual, with his calculations done, and his latitude and longitude off his mind for the day. 'There's somebody at your desk, sir,' says Bruce. 'He's writing on your slate; and he's a total stranger to me.' 'A stranger in my cabin?' says the captain. 'Why, Mr. Bruce, the ship has been six weeks out of port. How did he get on board?' Bruce doesn't know how, but he sticks to his story. Away goes the captain, and bursts like a whirlwind into his cabin, and finds nobody there. Bruce himself is obliged to acknowledge that the place is certainly empty. 'If I didn't know you were a sober man,' says the captain, 'I should charge you with drinking. As it is, I'll hold you accountable for nothing worse than dreaming. Don't do it again, Mr. Bruce.' Bruce sticks to his story; Bruce swears he saw the man writing on the captain's slate. The captain takes up the slate and looks at it. 'Lord save us and bless us!' says he; 'here the writing is, sure enough !' Bruce looks at it too, and sees the writing as plainly as can be, in these words: 'Steer to the nor'-west.' That, and no more.--Ah, goodness me, narrating is dry work, Mr. Germaine. With your leave, I'll take another drop of the sherry wine.
»Nun wohl! Das ist feuriger alter Wein; sehen Sie nur diese öligen Tropfen am Glase herunterlaufen. Also, Sie begreifen, nach Nordwest zu steuern war dem Kapitän ganz aus dem Wege. Dessenungeachtet, da keine Lösung des Geheimnisses an dem Schiffe zu finden war und das Wetter günstig, beschloss der Kapitän noch so lange das Tageslicht währte die Richtung zu ändern und zu sehen, was dann kommen würde. Gegen drei Uhr nachmittags kam ein Eisberg, der ein gescheitertes Schiff mit sich führte, das fest mit dem Eise zusammengefroren war und dessen Passagiere und Bemannung vor Kälte und Erschöpfung dem Tode nah waren. Das war wunderbar genug, werden Sie sagen, aber es steckt noch mehr dahinter. Als Bruce einem der geretteten Passagiere auf das Schiff hinauf helfen will, erkennt er denselben Mann, dessen Geistererscheinung er in des Kapitäns Kajüte, an seinem Pulte schreibend, gesehen hatte! Und mehr noch - wenn Ihre Fähigkeit zu Erstaunen nicht bereits erschöpft ist - der Passagier erkennt das Schiff als dasselbe, das er an diesem Nachmittage im Traume gesehen hatte. Als er erwacht war, hatte er davon sogar mit einem Offizier an Bord des gescheiterten Schiffes gesprochen. »Wir werden heute noch gerettet werden«, hatte er gesagt, - und hatte genau die Spitze des Schiffes beschrieben, Stunden und aber Stunden bevor es in Sicht kam. Nun wissen Sie, Mr. Germaine, wie ein entfernter Vetter meiner Frau der Aufforderung eines Geistes folgte und was dadurch geschah.«1"Well (it's fine old wine, that; look at the oily drops running down the glass)--well, steering to the north-west, you will understand, was out of the captain's course. Nevertheless, finding no solution of the mystery on board the ship, and the weather at the time being fine, the captain determined, while the daylight lasted, to alter his course, and see what came of it. Toward three o'clock in the afternoon an iceberg came of it; with a wrecked ship stove in, and frozen fast to the ice; and the passengers and crew nigh to death with cold and exhaustion. Wonderful enough, you will say; but more remains behind. As the mate was helping one of the rescued passengers up the side of the bark, who should he turn out to be but the very man whose ghostly appearance Bruce had seen in the captain's cabin writing on the captain's slate! And more than that--if your capacity for being surprised isn't clean worn out by this time--the passenger recognized the bark as the very vessel which he had seen in a dream at noon that day. He had even spoken of it to one of the officers on board the wrecked ship when he woke. 'We shall be rescued to-day,' he had said; and he had exactly described the rig of the bark hours and hours before the vessel herself hove in view. Now you know, Mr. Germaine, how my wife's far-away cousin kept an appointment with a ghost, and what came of it."*
Mit diesen Worten schloss der Doktor seine Geschichte, indem er sich wieder ein Glas Sherry eingoss. Ich war indes nicht befriedigt, ich wollte noch mehr wissen.Concluding his story in these words, the doctor helped himself to another glass of the "sherry wine." I was not satisfied yet; I wanted to know more.
»Verschwand die Schrift auf der Tafel, wie die in meinem Buche,« fragte ich, »oder blieb sie darauf stehen?«"The writing on the slate," I said. "Did it remain there, or did it vanish like the writing in my book?"
Mr. Mac Glues Antwort enttäuschte mich. Er hatte weder je gehört noch nachgefragt, ob die Schrift darauf geblieben war oder nicht. Er hatte mir Alles gesagt, was er wusste und hatte nur noch eines hinzuzufügen - und das war eine Bemerkung mit einer darangeknüpften Moral. »Es ist eine große Ähnlichkeit zwischen Ihrer Geschichte und der von Bruce vorhanden, Mr. Germaine. Der hauptsächlichste Unterschied, den ich finde, ist, dass durch die Aufforderung jenes Passagiers die ganze Bemannung eines Schiffes gerettet wurde - ob die Aufforderung der Dame zu ihrer Rettung beitragen wird - bezweifle ich.«Mr. MacGlue's answer disappointed me. He had never asked, and had never heard, whether the writing had remained or not. He had told me all that he knew, and he had but one thing more to say, and that was in the nature of a remark with a moral attached to it. "There's a marvelous resemblance, Mr. Germaine, between your story and Bruce's story. The main difference, as I see it, is this. The passenger's appointment proved to be the salvation of a whole ship's company. I very much doubt whether the lady's appointment will prove to be the salvation of You."
Ich durchdachte schweigend die seltsame Geschichte, die mir soeben erzählt worden war. Ein anderer Mann hatte gesehen, was ich sah, - hatte getan, was ich beabsichtigte! Meine Mutter beobachtete mit ernstlichem Missbehagen den lebhaften Eindruck, den Mr. Mac Glues Geschichte mir gemacht hatte.I silently reconsidered the strange narrative which had just been related to me. Another man had seen what I had seen--had done what I proposed to do! My mother noticed with grave displeasure the strong impression which Mr. MacGlue had produced on my mind.
»Ich wünschte Sie hätten Ihre Geschichte für sich behalten, Doktor,« sagte sie scharf."I wish you had kept your story to yourself, doctor," she said, sharply.
»Darf ich fragen weshalb, Madame?«"May I ask why, madam?"
»Sie haben meinen Sohn in seiner Absicht, nach St. Antonios Brunnen zu gehen, bestärkt.«"You have confirmed my son, sir, in his resolution to go to Saint Anthony's Well."
Mr. Mac Glue zog ruhig seinen Taschenkalender zu Rate, ehe er antwortete.Mr. MacGlue quietly consulted his pocket almanac before he replied.
»Am Neunzehnten dieses Monats ist Vollmond, »sagte er, »da kann sich Mr. Germaine noch mehrere Tage ruhen, bevor er die Reise antritt. Wenn er in seinem eigenen, bequemen Wagen reist, - so kann ihm wie ich auch vom moralischen Standpunkte aus sein Unternehmen beurteilen mag, vom ärztlichen Standpunkte betrachtet nicht viel Schlimmes daraus erwachsen.«"It's the full moon on the ninth of the month," he said. "That gives Mr. Germaine some days of rest, ma'am, before he takes the journey. If he travels in his own comfortable carriage--whatever I may think, morally speaking, of his enterprise--I can't say, medically speaking, that I believe it will do him much harm."
»Wissen Sie wo St. Antonios Brunnen ist?« warf ich ein."You know where Saint Anthony's Well is?" I interposed.
»Dann müsste ich Edinburgh sehr wenig kennen, wenn ich das nicht wüsste,« versetzte der Doktor."I must be mighty ignorant of Edinburgh not to know that," replied the doctor.
»So ist der Brunnen also in Edinburgh?«"Is the Well in Edinburgh, then?"
»Er ist kurz vor Edinburgh - sieht darauf herab, wenn Sie wollen. Sie verfolgen die alte Straße, die Canongate heißt, bis zu ihrem Ende, wenden sich zur Rechten; an dem berühmten Palast von Holyrood vorbei; Sie durchschreiten den Park und gehen über den Fahrweg, dann schlagen Sie den Weg hinauf zur Antonio-Kapelle, an der Seite des Hügels ein - und Sie sind am rechten Orte! Hinter der Kapelle ist ein hoher Felsen, an dessen Fuße Sie die Quelle, die man St. Antonios Brunnen nennt, finden werden. Beim Mondschein gilt die Aussicht von dort als schön - und man sagt mir, dass der Ort jetzt nicht mehr, wie vor alten Zeiten, nachts von schlechtem Gesindel heimgesucht ist.«"It's just outside Edinburgh--looks down on it, as you may say. You follow the old street called the Canongate to the end. You turn to your right past the famous Palace of Holyrood; you cross the Park and the Drive, and take your way upward to the ruins of Anthony's Chapel, on the shoulder of the hill--and there you are! There's a high rock behind the chapel, and at the foot of it you will find the spring they call Anthony's Well. It's thought a pretty view by moonlight; and they tell me it's no longer beset at night by bad characters, as it used to be in the old time."
Meine Mutter erhob sich in steigendem Unwillen, um sich in das Empfangszimmer zurückzuziehen.My mother, in graver and graver displeasure, rose to retire to the drawing-room.
»Ich gestehe, Sie haben mich enttäuscht,« sagte sie zu Mr. Mac Glue. »Ich hätte Sie für den Letzten gehalten, der meinen Sohn zu einem unvorsichtigen Unternehmen anspornen würde.«"I confess you have disappointed me," she said to Mr. MacGlue. "I should have thought you would have been the last man to encourage my son in an act of imprudence."
»Um Vergebung, Madame, Ihr Sohn bedarf des Anspornens nicht. Ich habe sehr wohl gesehen, dass sein Entschluss gefasst ist. Warum soll jemand, wie ich, ihn daran hindern? Verehrte Frau, wenn er Ihrem Rate nicht folgt, welche Hoffnung hätte ich, dass er dem meinen Gehör gäbe?«"Craving your pardon, madam, your son requires no encouragement. I can see for myself that his mind is made up. Where is the use of a person like me trying to stop him? Dear madam, if he won't profit by your advice, what hope can I have that he will take mine?"
Mac Glue begleitete diese verbindliche Äußerung mit einer ehrfurchtsvollen Verbeugung und öffnete meiner Mutter die Tür. Als wir allein bei unserem Wein saßen, befragte ich den Doktor, wie bald ich die Reise nach Edinburgh ohne Gefahr für meine Gesundheit antreten könnte. Wenn Sie die Strecke in zwei Tagen zurücklegen wollen, so können Sie, wenn Ihnen daran liegt, anfangs der nächsten Woche abreisen. Das Eine aber beherzigen Sie,« fuhr der vorsichtige Doktor fort, »was die betreffende Dame anbelangt, so wasche ich über die Folgen meine Hände in Unschuld - wenn ich auch gestehen muss, dass ich gespannt bin zu hören, was sich aus der Reise entwickelt.«Mr. MacGlue pointed this artful compliment by a bow of the deepest respect, and threw open the door for my mother to pass out. When we were left together over our wine, I asked the doctor how soon I might safely start on my journey to Edinburgh. "Take two days to do the journey, and you may start, if you're bent on it, at the beginning of the week. But mind this," added the prudent doctor, "though I own I'm anxious to hear what comes of your expedition--understand at the same time, so far as the lady is concerned, that I wash my hands of the consequences." * The doctor's narrative is not imaginary. It will be found related in full detail, and authenticated by names and dates, in Robert Dale Owen's very interesting work called "Footfalls on the Boundary of Another World." The author gladly takes this opportunity of acknowledging his obligations to Mr. Owen's remarkable book.
St. Antonios BrunnenSAINT ANTHONY'S WELL
Ich stand auf der felsigen Höhe, vor den Ruinen der St. Antonio-Kapelle, und genoss die herrliche Aussicht auf Edinburgh und den alten Palast von Holyrood, vom hellsten Mondlicht begünstigt. Der Brunnen lag, wie der Doktor mir gesagt, hinter der Kapelle. Ich wartete einige Augenblicke an der Vorderseite der Ruine, teils um nach Ersteigung des Hügels zu Atem zu kommen, teils, ich gestehe es, um der nervösen Erregung Herr zu werden, die meine seltsame Lage in diesem Augenblick hervorgerufen hatte. Vielleicht war die Frau, oder die Erscheinung einer Frau - was es auch sein mochte, - wenige Schritte von mir entfernt. Kein lebendes Wesen war vor der Kapelle zu sehen, kein Laut traf mein Ohr auf dem einsamen Hügel. Ich versuchte meine ganze Aufmerksamkeit den Schönheiten der mondbeleuchteten Aussicht zuzuwenden, aber es war unmöglich. Meine Gedanken waren weit ab von den Gegenständen, auf denen meine Augen ruhten. Mein Geist weilte bei der Frau, die ich im Lusthause in meinem Buche schreiben gesehen.I STOOD on the rocky eminence in front of the ruins of Saint Anthony's Chapel, and looked on the magnificent view of Edinburgh and of the old Palace of Holyrood, bathed in the light of the full moon. The Well, as the doctor's instructions had informed me, was behind the chapel. I waited for some minutes in front of the ruin, partly to recover my breath after ascending the hill; partly, I own, to master the nervous agitation which the sense of my position at that moment had aroused in me. The woman, or the apparition of the woman--it might be either--was perhaps within a few yards of the place that I occupied. Not a living creature appeared in front of the chapel. Not a sound caught my ear from any part of the solitary hill. I tried to fix my whole attention on the beauties of the moonlit view. It was not to be done. My mind was far away from the objects on which my eyes rested. My mind was with the woman whom I had seen in the summer-house writing in my book.
Ich ging an der Seite der Kapelle herum. Noch wenige Schritte über den unebenen Boden und der Brunnen lag vor mir am Fuße des hohen Felsens, sein Wasser plätscherte fröhlich im Mondenschein.I turned to skirt the side of the chapel. A few steps more over the broken ground brought me within view of the Well, and of the high boulder or rock from the foot of which the waters gushed brightly in the light of the moon.
Dort stand sie.She was there.
Ich erkannte sogleich ihre Gestalt, wie sie an den Felsen gelehnt dastand, die Hände auf der Brust gekreuzt, tief in Gedanken verloren. Als sie, durch den Widerhall meiner Fußtritte in der tiefen Stille erschreckt, aufblickte, erkannte ich auch ihr Gesicht.I recognized her figure as she stood leaning against the rock, with her hands crossed in front of her, lost in thought. I recognized her face as she looked up quickly, startled by the sound of my footsteps in the deep stillness of the night.
War es die Frau selbst oder nur ihre Erscheinung? Ich wartete - und blickte sie schweigend an.Was it the woman, or the apparition of the woman? I waited, looking at her in silence.
Sie sprach. Der Ton ihrer Stimme hatte nicht den geheimnisvollen Klang, wie ich sie dort im Lusthause hörte - es war derselbe Ton, wie ich ihn auf der Brücke, wo wir uns zuerst im düsteren Abendlichte trafen, vernahm.She spoke. The sound of her voice was not the mysterious sound that I had heard in the summer-house. It was the sound I had heard on the bridge when we first met in the dim evening light.
»Wer sind Sie? Was führt Sie hierher?«"Who are you? What do you want?"
Indem sie diese Worte sprach, erkannte sie mich. »Sie hier! Was bedeutet das?« fuhr sie fort und trat mir mit unverhehltem Erstaunen einen Schritt näher.As those words passed her lips, she recognized me. "You here!" she went on, advancing a step, in uncontrollable surprise. "What does this mean?"
»Ich bin gekommen, um Sie auf Ihre eigene Aufforderung hier zu treffen,« erwiderte ich."I am here," I answered, "to meet you, by your own appointment."
Sie trat wieder zurück und lehnte sich an den Felsen. Der helle Mondschein fiel auf ihr Gesicht; als sie mich erblickte, drückten ihre Augen Schreck und Erstaunen aus.She stepped back again, leaning against the rock. The moonlight shone full upon her face. There was terror as well as astonishment in her eyes while they now looked at me.
»Ich verstehe Sie nicht,« sagte sie, »ich habe Sie ja nicht gesehen, seit wir auf der Brücke miteinander sprachen.«"I don't understand you," she said. "I have not seen you since you spoke to me on the bridge."
»Verzeihen Sie,« erwiderte ich, »aber ich habe Sie oder Ihre Erscheinung wenigstens doch seitdem gesehen. Ich hörte sie sprechen und sah Sie schreiben.«"Pardon me," I replied. "I have seen you--or the appearance of you--since that time. I heard you speak. I saw you write."
Sie sah mich mit einem Gemisch von Zorn und Neugierde an. »Was habe ich denn gesagt, was geschrieben?« fragte sie.She looked at me with the strangest expression of mingled resentment and curiosity. "What did I say?" she asked. "What did I write?"
»Sie sagten: Gedenke mein und komme zu mir. Sie schrieben: Wenn der Vollmond scheint an St. Antonios Brunnen.«"You said, 'Remember me. Come to me.' You wrote, 'When the full moon shines on Saint Anthony's Well.' "
»Wo?« rief sie, »wo tat ich das ?«"Where?" she cried. "Where did I do that?"
»In einem Lusthause, das an einem Wasserfall liegt,« antwortete ich. »Kennen Sie den Ort nicht?«"In a summer-house which stands by a waterfall," I answered. "Do you know the place?"
Ihr Kopf fiel gegen den Felsen, während Sie einen Schreckensruf ausstieß, ihr Arm, der auf dem Felsen ruhte, glitt herab. Ich sprang eilig hinzu, weil ich fürchtete, dass sie auf den steinigen Boden fallen könnte. Sie raffte sich wieder auf und rief mir entgegen: »Rühren Sie mich nicht an, gehen Sie zurück, mein Herr! Sie ängstigen mich!«Her head sunk back against the rock. A low cry of terror burst from her. Her arm, resting on the rock, dropped at her side. I hurriedly approached her, in the fear that she might fall on the stony ground. She rallied her failing strength. "Don't touch me!" she exclaimed. "Stand back, sir. You frighten me."
Ich versuchte sie zu beruhigen. »Wieso ängstige ich Sie, da Sie wissen wer ich bin? Können Sie an meinem Interesse für Sie zweifeln, da ich doch zu Ihrem Lebensretter berufen war?«I tried to soothe her. "Why do I frighten you? You know who I am. Can you doubt my interest in you, after I have been the means of saving your life?"
Augenblicklich verschwand ihre Rückhaltung, sie trat zu mir und erfasste meine Hand.Her reserve vanished in an instant. She advanced without hesitation, and took me by the hand.
»Ich bin Ihnen Dank schuldig,« sagte sie, »und ich statte ihn gern ab. Halten Sie mich nicht für so undankbar, wie ich Ihnen erscheinen muss, auch nicht für eine Verworfene, mein Herr! Ich war nur elend und verzweifelt, als ich den Entschluss fasste mich zu ertränken. Misstrauen Sie mir nicht! Verachten Sie mich nicht!« Sie hielt inne, ich sah wie sie die Tränen, die ihre Wangen herabrollten, mit einer heftigen Bewegung abtrocknete. Wiederum verwandelten sich ihr Ton und ihre Haltung zu ihrer früheren Kälte und sie blickte mich mit Argwohn und Zorn an. Darauf sagte sie kurz und abgebrochen: »Beherzigen Sie das Eine! Als Sie glaubten mich schreiben zu sehen, träumten Sie! Sie haben mich weder gesehen, noch hörten Sie mich sprechen, wie hätte ich so vertraulich zu einem Fremden reden können? Das sind alles Gebilde Ihrer Phantasie, von denen Sie, um mich zu ängstigen, wie von wirklichen Tatsachen sprechen!« Wiederum wechselte ihr Benehmen und ihre Augen nahmen den sanften, traurigen Ausdruck an, der so unwiderstehlich schön war. Die kalten Schauer der Nachtluft nötigten sie, sich fester in ihren Mantel zu hüllen und ich hörte sie leise zu sich selbst sagen: »Was ist mir? Warum vertraue ich diesem Manne in meinen Träumen und scheue mich dessen, wenn ich wach bin?«"I ought to thank you," she said. "And I do. I am not so ungrateful as I seem. I am not a wicked woman, sir--I was mad with misery when I tried to drown myself. Don't distrust me! Don't despise me!" She stopped; I saw the tears on her cheeks. With a sudden contempt for herself, she dashed them away. Her whole tone and manner altered once more. Her reserve returned; she looked at me with a strange flash of suspicion and defiance in her eyes. "Mind this!" she said, loudly and abruptly, "you were dreaming when you thought you saw me writing. You didn't see me; you never heard me speak. How could I say those familiar words to a stranger like you? It's all your fancy--and you try to frighten me by talking of it as if it was a real thing!" She changed again; her eyes softened to the sad and tender look which made them so irresistibly beautiful. She drew her cloak round her with a shudder, as if she felt the chill of the night air. "What is the matter with me?" I heard her say to herself. "Why do I trust this man in my dreams? And why am I ashamed of it when I wake?"
Dieser seltsame Ausspruch gab mir Mut ihr zu gestehen, dass ich ihn gehört hätte.That strange outburst encouraged me. I risked letting her know that I had overheard her last words.
»Sie lassen mir nur Gerechtigkeit widerfahren,« sagte ich, »wenn Sie mir in Ihren Träumen vertrauen, aber tun Sie jetzt auch ein Gleiches - schenken Sie mir Ihr Vertrauen! Sie bedürfen eines Freundes, denn Sie sind unglücklich und verlassen und ich bin bereit Ihnen zu helfen.«"If you trust me in your dreams, you only do me justice," I said. "Do me justice now; give me your confidence. You are alone--you are in trouble--you want a friend's help. I am waiting to help you."
Als sie zögerte, versuchte ich ihre Hand zu erfassen, aber das seltsame Wesen entzog sie mir mit einem Aufschrei; sie schien meine Berührung vor Allem zu fürchten.She hesitated. I tried to take her hand. The strange creature drew it away with a cry of alarm: her one great fear seemed to be the fear of letting me touch her.
»Geben Sie mir Zeit zum Nachdenken,« sagte sie, »denn Sie ahnen nicht, was auf mir lastet. Ich werde Ihnen morgen schreiben. Bleiben Sie in Edinburgh?«"Give me time to think of it," she said. "You don't know what I have got to think of. Give me till to-morrow; and let me write. Are you staying in Edinburgh?"
Ich hielt es für geraten, mich wenigstens dem Scheine nach mit ihrem Wunsche einverstanden zu erklären und so schrieb ich ihr auf meine Karte die Adresse des Hotels, in dem ich wohnte. Sie las die Karte, als ich sie ihr reichte, beim Lichte des Mondes.I thought it wise to be satisfied--in appearance at least--with this concession. Taking out my card, I wrote on it in pencil the address of the hotel at which I was staying. She read the card by the moonlight when I put it into her hand.
»George!« wiederholte sie sich und warf bei Nennung meines Namens einen verstohlenen Blick auf mich. »George Germaine!« »Germaine« ist mir ganz unbekannt, aber der Name »George« ruft alte Erinnerungen in mir wach.« Sie lächelte trübe, als diese Erinnerung, von der ich ja nichts ahnen konnte, an ihr vorüberzog. »Es ist durchaus nichts Absonderliches »George« zu heißen, fuhr sie fort, der Name ist sehr gangbar, man begegnet ihm überall als Männernamen, und doch - ihre Augen beendeten den Satz, indem Sie mir sagten: »Nun ich weiß, dass Du »George« heißt, fürchte ich dich nicht so sehr!«"George!" she repeated to herself, stealing another look at me as the name passed her lips. " 'George Germaine.' I never heard of 'Germaine.' But 'George' reminds me of old times." She smiled sadly at some passing fancy or remembrance in which I was not permitted to share. "There is nothing very wonderful in your being called 'George,' " she went on, after a while. "The name is common enough: one meets with it everywhere as a man's name And yet--" Her eyes finished the sentence; her eyes said to me, "I am not so much afraid of you, now I know that you are called 'George.' "
So führte sie mich unbewussterweise auf die Spur zur Entdeckung!So she unconsciously led me to the brink of discovery!
Hätte ich sie nur gefragt, welche Erinnerungen sich für sie an meinen Taufnamen knüpften, hätte ich sie nur vermocht zu mir über ihre Vergangenheit u sprechen, wenn auch nur in der kürzesten, rückhaltendsten Weise, - so musste ja die Scheidewand fallen, welche die Veränderung unserer beiderseitigen Namen und der Verlauf von zehn Jahren zwischen uns aufgerichtet hatten. Wir hätten uns wiedererkennen müssen. Ich verfiel mit keinem Gedanken darauf und zwar aus dem einfachen Grunde nicht - weil ich verliebt in sie war. Das Einzige, was mich eben ganz erfüllte, war die selbstsüchtige Idee, das freundliche Interesse, das mein Name eben in ihr erweckt hatte, auszunutzen, um mich noch mehr in ihrer Gunst zu befestigen.If I had only asked her what associations she connected with my Christian name--if I had only persuaded her to speak in the briefest and most guarded terms of her past life--the barrier between us, which the change in our names and the lapse of ten years had raised, must have been broken down; the recognition must have followed. But I never even thought of it; and for this simple reason--I was in love with her. The purely selfish idea of winning my way to her favorable regard by taking instant advantage of the new interest that I had awakened in her was the one idea which occurred to my mind.
»Warten Sie nicht bis Sie mir schreiben können,« sagte ich. »Verschieben Sie nichts auf morgen, wer weiß, was bis morgen geschieht? Ich fordere nicht viel, aber einen kleinen Lohn verdiene ich wohl für die lebhafte Teilnahme, die ich Ihnen widme. Wollen Sie mich nicht, ehe wir diese Nacht scheiden, glücklich machen, indem Sie meine Dienste annehmen?«"Don't wait to write to me," I said. "Don't put it off till to-morrow. Who knows what may happen before to-morrow? Surely I deserve some little return for the sympathy that I feel with you? I don't ask for much. Make me happy by making me of some service to you before we part to-night."
Ehe sie sich's versah, nahm ich ihre Hand und es schien, als wenn ihr ganzes Wesen sich mir bei dieser Berührung hingab. Ihre Hand lag widerstandslos in der meinen, während ihre reizende Gestalt sich mir leicht mehr und mehr näherte, bis ihr Kopf fast meine Schulter berührte. Seufzend flüsterte sie mir leise zu: »Missbrauchen Sie mein Vertrauen nicht, ich bin so verlassen, so ganz in Ihrer Macht.« Ehe ich antworten, ja ehe ich mich bewegen konnte, drückte sie mir die Hand und legte ihren Kopf an meine Schulter, indem sie in Tränen ausbrach.I took her hand, this time, before she was aware of me. The whole woman seemed to yield at my touch. Her hand lay unresistingly in mine; her charming figure came by soft gradations nearer and nearer to me; her head almost touched my shoulder. She murmured in faint accents, broken by sighs, "Don't take advantage of me. I am so friendless; I am so completely in your power." Before I could answer, before I could move, her hand closed on mine; her head sunk on my shoulder: she burst into tears.
Sie musste in diesem Augenblick jedem Manne, der nicht ein geborener und geschulter Schurke war, Achtung einflößen. Ich zog ihre Hand in meinen Arm und führte sie sanft an den Ruinen der Kapelle vorbei, den Hügel hinab.Any man, not an inbred and inborn villain, would have respected her at that moment. I put her hand on my arm and led her away gently past the ruined chapel, and down the slope of the hill.
»Dieser einsame Ort beängstigt Sie,« sagte ich, »wir wollen ein wenig auf- und abgehn, damit Sie sich erholen.«"This lonely place is frightening you," I said. "Let us walk a little, and you will soon be yourself again."
Sie lächelte wie ein Kind durch ihre Tränen.She smiled through her tears like a child.
»Ja, aber nicht diesen Weg,« sagte sie hastig. Ich hatte zufällig die Richtung von der Stadt abwärts eingeschlagen, aber sie bat mich, dass wir uns den Häusern und Straßen zuwenden möchten. So wanderten wir nach Edinburgh zurück und sie betrachtete mich bei dem hellen Mondschein wiederholt mit unschuldigen, erstaunten Blicken. »Welchen unbegreiflichen Einfluss üben Sie auf mich aus!« sagte sie mir. »Haben Sie mich vor dem Abende, als wir uns dort am Flusse begegneten, jemals gesehen oder auch nur meinen Namen gehört?«"Yes," she said, eagerly. "But not that way." I had accidentally taken the direction which led away from the city; she begged me to turn toward the houses and the streets. We walked back toward Edinburgh. She eyed me, as we went on in the moonlight, with innocent, wondering looks. "What an unaccountable influence you have over me!" she exclaimed. "Did you ever see me, did you ever hear my name, before we met that evening at the river?"
»Niemals!«"Never."
»Und auch ich habe nie vorher Ihren Namen gehört oder Sie gesehn. Das ist seltsam, sehr seltsam! Und doch erinnere ich mich jemandes, freilich war's nur eine alte Frau, die mir das Rätsel gelöst haben würde. Wo werde ich je ihresgleichen finden?«"And I never heard your name, and never saw you before. Strange! very strange! Ah! I remember somebody--only an old woman, sir--who might once have explained it. Where shall I find the like of her now?"
Sie seufzte tief und schwer, jedenfalls war ihr die verlorene Freundin oder Verwandte sehr teuer gewesen. »War sie eine Verwandte von Ihnen?« fragte ich, eigentlich mehr um sie um Sprechen zu bewegen, als weil ich an irgendeinem Mitgliede ihrer Familie außer ihr selbst ein Interesse hatte.She sighed bitterly. The lost friend or relative had evidently been dear to her. "A relation of yours?" I inquired--more to keep her talking than because I felt any interest in any member of her family but herself.
Wiederum waren wir am Rande der Entdeckung angelangt und wiederum war es unser Verhängnis nicht weiter darin vorzudringen!We were again on the brink of discovery. And again it was decreed that we were to advance no further.
»Fragen Sie mich nicht nach meinen Angehörigen,« sprach sie schmerzvoll. »In dem Kummer, der mich jetzt drückt, darf ich der Verstorbenen nicht gedenken, denn ich würde wieder in Tränen ausbrechen, wenn ich mich jetzt der Heimat und der lieben alten Zeit erinnerte. Ich will Sie nicht wieder beunruhigen, mein Herr, darum lassen Sie uns von etwas Anderem, ganz Anderem sprechen.«"Don't ask me about my relations!" she broke out. "I daren't think of the dead and gone, in the trouble that is trying me now. If I speak of the old times at home, I shall only burst out crying again, and distress you. Talk of something else, sir--talk of something else."
Da das Geheimnis ihrer Erscheinung in dem Lusthause noch nicht aufgeklärt war, so benutzte ich diese Gelegenheit, um den Gegenstand zu berühren.The mystery of the apparition in the summer-house was not cleared up yet. I took my opportunity of approaching the subject.
»Sie sagten mir vorhin, dass Sie von mir geträumt hätten,« begann ich, »erzählen Sie mir doch Ihren Traum.«"You spoke a little while since of dreaming of me," I began. "Tell me your dream."
»Ich weiß wirklich nicht, ob es ein Traum oder etwas Anderes war,« antwortete sie, »ich nenne es nur so, weil mir ein besserer Ausdruck fehlt.«"I hardly know whether it was a dream or whether it was something else," she answered. "I call it a dream for want of a better word."
»War es nachts?«"Did it happen at night?"
»Nein, es war am Tage - nachmittags.«"No. In the daytime--in the afternoon."
»Spät am Nachmittag?«"Late in the afternoon?"
»Ja - nach dem Abend.«"Yes--close on the evening."
In meiner Erinnerung stieg die Geschichte des Doktors von dem schiffbrüchigen Manne auf, dessen Doppelgänger ja auch auf dem reisenden Schiffe erschienen war, das er selbst im Traume gesehen.My memory reverted to the doctor's story of the shipwrecked passenger, whose ghostly "double" had appeared in the vessel that was to rescue him, and who had himself seen that vessel in a dream.
»Erinnern Sie ich des Datums und der Stunde?« fragte ich."Do you remember the day of the month and the hour?" I asked.
Sie nannte mir beides und es war genau derselbe Tag, wo meine Mutter und ich die Fahrt nach dem Wasserfall gemacht hatten, dieselbe Stunde, in der ich die Erscheinung im Lusthause vor meinem Buche schreibend fand!She mentioned the day, and she mentioned the hour. It was the day when my mother and I had visited the waterfall. It was the hour when I had seen the apparition in the summer-house writing in my book!
Ich stand still und konnte mein Erstaunen kaum unterdrücken. Währenddessen waren wir auf unserem Rückwege zur Stadt bis an den Palast von Holyrood gekommen und nachdem sie einen Blick auf mich geworfen hatte, wendete sich meine Gefährtin dem düsteren, alten Bauwerk zu, das eben der liebliche Mond mit sanfter Schönheit übergoss.I stopped in irrepressible astonishment. We had walked by this time nearly as far on the way back to the city as the old Palace of Holyrood. My companion, after a glance at me, turned and looked at the rugged old building, mellowed into quiet beauty by the lovely moonlight.
»Seit ich in Edinburgh bin,« sagte sie einfach, »ist dieses mein Lieblingsspaziergang. Die Einsamkeit schreckt mich nicht, weil ich die tiefe Stille der Nacht so sehr liebe.« Wiederum sah sie mich an. »Was ist Ihnen,« fragte sie, »dass Sie nicht sprechen und mich nur ansehen?«"This is my favorite walk," she said, simply, "since I have been in Edinburgh. I don't mind the loneliness. I like the perfect tranquillity here at night." She glanced at me again. "What is the matter?" she asked. "You say nothing; you only look at me."
»Ich möchte mehr von Ihren Träumen hören,« sagte ich. »Wie kam es, dass Sie bei Tage schliefen?«"I want to hear more of your dream," I said. "How did you come to be sleeping in the daytime?"
Im Weitergehen sagte sie: »Was ich eigentlich tat, weiß ich selbst nicht, dazu war ich zu bedrückt und krank und fühlte meine hilflose Lage an jenem Tage grade so tief. Dass es um die Mittagszeit war, weiß ich noch und dass ich nicht essen mochte, sondern hier im Gasthause, wo ich wohne, hinauf in mein Zimmer ging und mich aufs Bett legte. Ich war sehr erschöpft und weiß nicht, ob ich ohnmächtig war oder nur schlief - ich hatte das Bewusstsein für Alles was mich umgab verloren und dafür ein anderes Bewusstsein; ob das nun Traum war, kann ich nicht sagen, jedenfalls war es der lebhafteste Traum, den ich je hatte."It is not easy to say what I was doing," she replied, as we walked on again. "I was miserably anxious and ill. I felt my helpless condition keenly on that day. It was dinner-time, I remember, and I had no appetite. I went upstairs (at the inn where I am staying), and lay down, quite worn out, on my bed. I don't know whether I fainted or whether I slept; I lost all consciousness of what was going on about me, and I got some other consciousness in its place. If this was dreaming, I can only say it was the most vivid dream I ever had in my life."
»Fing er damit an, dass Sie mich sahen?« fragte ich."Did it begin by your seeing me?" I inquired.
»Nein, ich sah Ihr Skizzenbuch auf dem Tische in einem Lusthause liegen.«"It began by my seeing your drawing-book--lying open on a table in a summer-house."
»Können Sie mir das Lusthaus beschreiben, wie Sie es sahen?«"Can you describe the summer-house as you saw it?"
Sie beschrieb nicht nur das Lusthaus, sondern auch die Aussicht auf den Wasserfall, den man durch die geöffnete Tür hatte. Sie kannte die Größe und den Einband meines Skizzenbuches, das in diesem Augenblick in meinem Schreibtisch eingeschlossen lag.She described not only the summer-house, but the view of the waterfall from the door. She knew the size, she knew the binding, of my sketch-book--locked up in my desk, at that moment, at home in Perthshire!
»Und erinnern Sie sich, dass Sie etwas in jenes Buch hinein schrieben und was Sie schrieben?« fuhr ich fort."And you wrote in the book," I went on. "Do you remember what you wrote?"
Als schäme sie sich dieses Teiles ihres Traumes, wendete sie sich verwirrt von mir ab.She looked away from me confusedly, as if she were ashamed to recall this part of her dream.
»Sie sagten es ja schon selbst,« sagte sie, »wozu soll ich Ihnen die Worte wiederholen. Aber beantworten Sie mir nun eine Frage, standen Sie auf dem Wege zu dem Lusthause einen Augenblick still ehe Sie eintraten?«"You have mentioned it already," she said. "There is no need for me to go over the words again. Tell me one thing--when you were at the summer-house, did you wait a little on the path to the door before you went in?"
Es war ja richtig, ich hatte im Erstaunen über die Frau, die vor meinem Buche saß, stillgestanden. Ich bejahte also ihre Frage und bat sie mir zu sagen, was sie da getan, als ich in das Lusthaus eingetreten war.I had waited, surprised by my first view of the woman writing in my book. Having answered her to this effect, I asked what she had done or dreamed of doing at the later moment when I entered the summer-house.
»Ich tat das Ungewöhnlichste,« antwortete sie in leisem, erregten Tone. »Wenn Sie mein Bruder gewesen wären, hätte ich Sie nicht mit mehr Vertraulichkeit behandeln können, denn ich winkte Sie zu mir heran und legte Ihnen meine Hand auf die Brust. Ich sprach ja zu Ihnen, wie ich nur zu einem alten, treuen Freunde sprechen würde. »Gedenke mein und komme zu mir!« sagte ich. O ich war so tief beschämt über das Alles, als ich wieder zu mir kam und mich dessen erinnerte! Ist zwischen einer Frau und einem vollkommen fremden Manne, den sie nur einmal im Leben sah, eine solche Vertraulichkeit - selbst im -Traume denkbar?«"I did the strangest things," she said, in low, wondering tones. "If you had been my brother, I could hardly have treated you more familiarly. I beckoned to you to come to me. I even laid my hand on your bosom. I spoke to you as I might have spoken to my oldest and dearest friend. I said, 'Remember me. Come to me.' Oh, I was so ashamed of myself when I came to my senses again, and recollected it. Was there ever such familiarity--even in a dream--between a woman and a man whom she had only once seen, and then as a perfect stranger?"
»Wie viel Zeit verging ungefähr von da, wo sie sich zu Bett legten, bis Sie wieder erwachten?«"Did you notice how long it was," I asked, "from the time when you lay down on the bed to the time when you found yourself awake again?"
»Ich kann es ungefähr berechnen,« erwiderte sie, »denn es war Mittagszeit als ich mich niederlegte, wie ich Ihnen schon sagte, und als ich wieder zum Bewusstsein gekommen war hörte ich eine Turmuhr schlagen. Danach waren drei Stunden zwischen der Zeit wo ich mich legte und wieder aufstand verflossen.«"I think I can tell you," she replied. "It was the dinner-time of the house (as I said just now) when I went upstairs. Not long after I had come to myself I heard a church clock strike the hour. Reckoning from one time to the other, it must have been quite three hours from the time when I first lay down to the time when I got up again."
Konnte ich darin den Schlüssel zu dem Verschwinden der geheimnisvollen Schrift suchen?Was the clew to the mysterious disappearance of the writing to be found here?
Nach später gemachten Entdeckungen bin ich fast geneigt es zu glauben, denn grade nach drei Stunden waren jene Zeilen, die die Erscheinung niederschrieb unsichtbar geworden und nach eben drei Stunden, als sie erwachte, schämte sie sich der vertraulichen Weise in der sie mit mir verkehrt hatte. So lange sie mir in jenem wunderbaren Schlafe vertraut hatte, - vertraut weil ihr Geist fessellos den meinen zu erkennen vermochte - so lange war die Schrift sichtbar gewesen, nun aber im wachen Zustande ihr Wille, den Willen der Träumenden vernichtete, verschwand die Schrift. Vielleicht ist das die Erklärung und wo soll ich sie suchen, wenn sie es nicht ist?Looking back by the light of later discoveries, I am inclined to think that it was. In three hours the lines traced by the apparition of her had vanished. In three hours she had come to herself, and had felt ashamed of the familiar manner in which she had communicated with me in her sleeping state. While she had trusted me in the trance--trusted me because her spirit was then free to recognize my spirit--the writing had remained on the page. When her waking will counteracted the influence of her sleeping will, the writing disappeared. Is this the explanation? If it is not, where is the explanation to be found?
Wir erreichten so den Teil der Canongatestraße, in der sie wohnte und standen vor der Tür still.We walked on until we reached that part of the Canongate street in which she lodged. We stopped at the door.
Der EmpfehlungsbriefTHE LETTER OF INTRODUCTION
Ich betrachtete das Haus. Es war ein kleines Gasthaus von anständigem Aussehn. Endlich war es nun aber Zeit, das Gespräch über die Träume abzubrechen, wenn ich ihr noch in dieser Nacht von Nutzen sein wollte.I LOOKED at the house. It was an inn, of no great size, but of respectable appearance. If I was to be of any use to her that night, the time had come to speak of other subjects than the subject of dreams.
»Nach Allem, was Sie mir gesagt haben, will ich nicht weiter in Sie dringen, mir Ihr Vertrauen zu schenken, bis wir uns wiedersehn; nur das Eine sagen Sie mir, wie ich Sie von Ihren drückendsten Sorgen zu befreien vermag. Kann ich irgend etwas tun, um Ihre Pläne, welche sie auch sein mögen, zu fördern, bevor sie heut zur Ruhe gehn?«"After all that you have told me," I said, "I will not ask you to admit me any further into your confidence until we meet again. Only let me hear how I can relieve your most pressing anxieties. What are your plans? Can I do anything to help them before you go to rest to-night?"
Sie dankte mir herzlich, zögerte dann aber und sah verlegen die Straße auf und ab.She thanked me warmly, and hesitated, looking up the street and down the street in evident embarrassment what to say next.
»Beabsichtigen Sie in Edinburgh zu bleiben?« fragte ich."Do you propose staying in Edinburgh?" I asked.
»O nein! Ich möchte nicht in Schottland bleiben, sondern viel weiter fortgehn, vielleicht nach London. Dort könnte ich ein besseres Unterkommen bei einer geachteten Modistin finden, wenn ich nur irgend eine Empfehlung hätte. Ich bin recht gewandt mit der Nadel, verstehe auch das Zuschneiden, selbst die Bücher könnte ich führen, wenn man mir das anvertrauen wollte.«"Oh no! I don't wish to remain in Scotland. I want to go much further away. I think I should do better in London; at some respectable milliner's, if I could be properly recommended. I am quick at my needle, and I understand cutting out. Or I could keep accounts, if--if anybody would trust me."
Die arme Seele hielt inne und blickte mich zweifelnd an, als wäre sie nicht einmal sicher mein Vertrauen zu gewinnen und das bewog mich mit der unüberlegten Raschheit eines Verliebten zu handeln.She stopped, and looked at me doubtingly, as if she felt far from sure, poor soul, of winning my confidence to begin with. I acted on that hint, with the headlong impetuosity of a man who was in love.
»Ich kann Ihnen, wann Sie es wünschen die nötigen Empfehlungen geben,« sagte ich. »Auf der Stelle, wenn Sie es wollen.«"I can give you exactly the recommendation you want," I said, "whenever you like. Now, if you would prefer it."
Ihre reizenden Züge wurden hell und freudig. »Ja, Sie sind mir wirklich ein Freund!« sagte sie herzlich, aber schon verdüsterte sich ihr Gesicht wiederum - sie sah meinen Vorschlag in einem andren Lichte. »Aber welches Recht habe ich denn,« fragte sie traurig, »Ihr Anerbieten anzunehmen.«Her charming features brightened with pleasure. "Oh, you are indeed a friend to me!" she said, impulsively. Her face clouded again--she saw my proposal in a new light. "Have I any right," she asked, sadly, "to accept what you offer me?"
»Ich werde Ihnen den Brief gehen,« antwortete ich, »und es steht dann bei Ihnen ihn zu benutzen oder nicht.«"Let me give you the letter," I answered, "and you can decide for yourself whether you will use it or not."
Ich zog ihren Arm wieder in den meinen und so betraten wir das Gasthaus.I put her arm again in mine, and entered the inn.
Sie weigerte sich ängstlich. Was würde die Wirtin denken, wenn ihre Mieterin nachts mit einem fremden Herrn nach Hause käme. Aber die Wirtin stand schon vor uns. Unbekümmert um das was ich sagte oder tat, führte ich mich als einen Verwandten ein und erbat mir ein ruhiges Zimmer, um einen Brief schreiben zu können. Ein prüfender Blick schien die Wirtin davon überzeugt zu haben, dass sie es wirklich mit einem anständigen Herrn zu tun habe und so führte sie mich in eine Art von Wohnzimmer, das hinter der Schänkstube lag, setzte Schreibutensilien vor mich hin und verließ uns, indem sie meine Begleiterin mit einem Blicke maß, den eben nur eine Frau der andern zuwerfen kann.She shrunk back in alarm. What would the landlady think if she saw her lodger enter the house at night in company with a stranger, and that stranger a gentleman? The landlady appeared as she made the objection. Reckless what I said or what I did, I introduced myself as her relative, and asked to be shown into a quiet room in which I could write a letter. After one sharp glance at me, the landlady appeared to be satisfied that she was dealing with a gentleman. She led the way into a sort of parlor behind the "bar," placed writing materials on the table, looked at my companion as only one woman can look at another under certain circumstances, and left us by ourselves.
Zum ersten Male war ich allein mit ihr in einem Zimmer. Das Bewusstsein ihrer peinlichen Lage hatte ihre Farbe erhöht, und ihren Augen stärkeren Glanz verliehen. So stand sie, die Hand auf den Tisch gestützt, verwirrt und unentschlossen da, während ich in dem Anblick ihrer schlanken, biegsamen Gestalt, die in ungesuchter Anmut vor mir stand, wahrhaft schwelgte. Ich schwieg, aber meine Augen sprachen ihr von meiner Bewunderung, die Schreibutensilien blieben unberührt stehen. Sie brach plötzlich das Schweigen, das eine Zeit lang gedauert haben mochte, weil in unsrer Lage ihr Instinkt sie wohl vor den Gefahren dieses Schweigens warnen mochte. Mit einiger Anstrengung wendete sie sich zu mir und sagte erregt: »Aber Sie brauchen den Brief doch nicht bei Nacht zu schreiben, mein Herr!«It was the first time I had ever been in a room with her alone. The embarrassing sense of her position had heightened her color and brightened her eyes. She stood, leaning one hand on the table, confused and irresolute, her firm and supple figure falling into an attitude of unsought grace which it was literally a luxury to look at. I said nothing; my eyes confessed my admiration; the writing materials lay untouched before me on the table. How long the silence might have lasted I cannot say. She abruptly broke it. Her instinct warned her that silence might have its dangers, in our position. She turned to me with an effort; she said, uneasily, "I don't think you ought to write your letter to-night, sir."
»Warum nicht?«"Why not?"
»Weil Sie mich nicht kennen und sicher nicht eine Person empfehlen werden, die Ihnen ganz fremd ist und schlimmer als fremd. Ich bin in Ihren Augen nichts als eine elende Sünderin, die ein großes Verbrechen begehen wollte, indem sie versuchte sich das Leben zu nehmen. Wenn Sie wüssten, in welchem Elend ich mich damals befand, so würden Sie darin vielleicht eine Entschuldigung für mich finden und Sie sollen es erfahren. Für heute Abend ist es aber zu spät, da ich obenein sehr angegriffen bin und Ihnen Dinge zu sagen habe, mein Herr, die einem Mann gegenüber, für eine Frau schwer auszusprechen sind.«"You know nothing of me. Surely you ought not to recommend a person who is a stranger to you? And I am worse than a stranger. I am a miserable wretch who has tried to commit a great sin--I have tried to destroy myself. Perhaps the misery I was in might be some excuse for me, if you knew it. You ought to know it. But it's so late to-night, and I am so sadly tired--and there are some things, sir, which it is not easy for a woman to speak of in the presence of a man."
Sie sagte nichts weiter und ließ den Kopf auf die Brust sinken, ihre Lippen bebten. Das Mittel sie zu beruhigen und zu trösten, war mir in die Hand gelegt, wenn ich mich seiner bedienen wollte und ohne Zögern ergriff ich es.Her head sunk on her bosom; her delicate lips trembled a little; she said no more. The way to reassure and console her lay plainly enough before me, if I chose to take it. Without stopping to think, I took it.
Sie hatte mir vor wenigen Stunden selbst angeboten mir zu schreiben, daran erinnerte ich sie jetzt und schlug ihr vor, mir, wenn sie sich dazu aufgelegt fühlen würde, die Geschichte ihrer Leiden in Form eines Briefes zu senden. »Inzwischen vertraue ich Ihnen vollständig und erbitte es mir als eine Gunst, dass ich Ihnen einen Beweis dafür geben darf. Noch ehe ich Sie heute Abend verlasse will ich Sie einer Modistin in London empfehlen, die an der Spitze eines großen Geschäftes steht.«Reminding her that she had herself proposed writing to me when we met that evening, I suggested that she should wait to tell the sad story of her troubles until it was convenient to her to send me the narrative in the form of a letter. "In the mean time," I added, "I have the most perfect confidence in you; and I beg as a favor that you will let me put it to the proof. I can introduce you to a dressmaker in London who is at the head of a large establishment, and I will do it before I leave you to-night."
Bei diesen Worten tauchte ich meine Feder in das Tintenfass und gestehe ehrlich wie weit mich meine Verzauberung führte. Die Modistin von der ich sprach, war eine frühere Kammerjungfer meiner Mutter, die Mr. Germaine, mein Stiefvater mit einer Summe, die er ihr lieh, etabliert hatte. Ich benutzte ohne Bedenken die Namen meiner Eltern und schrieb meine Empfehlung in Ausdrücken, die zu verdienen die beste aller lebenden Frauen und die geschickteste aller vorhandenen Modistinnen, nicht erhoffen konnte. Wird man mich entschuldigen? Die wenigen Menschen, die es nicht ganz vergessen haben, dass sie auch einmal liebten, werden eine Entschuldigung für mich finden; was kommt auch darauf an, dass ich sie im Grunde nicht verdiene.I dipped my pen in the ink as I said the words. Let me confess frankly the lengths to which my infatuation led me. The dressmaker to whom I had alluded had been my mother's maid in former years, and had been established in business with money lent by my late step-father, Mr. Germaine. I used both their names without scruple; and I wrote my recommendation in terms which the best of living women and the ablest of existing dressmakers could never have hoped to merit. Will anybody find excuses for me? Those rare persons who have been in love, and who have not completely forgotten it yet, may perhaps find excuses for me. It matters little; I don't deserve them.
Ich gab ihr den offenen Brief zu lesen.I handed her the open letter to read.
Ihr Erröten war reizend - ein dankbarer Blick war mein Lohn und für so manchen Augenblick in späterer Zeit eine süße Erinnerung. Zu meinem Erstaunen änderte dieses immer veränderliche Wesen wiederum sein Benehmen in einem Augenblick. Irgend ein neues Bedenken musste ihr aufgestiegen sein, denn sie erblasste, der sanfte Zug der Freude erstarrte allmälig auf ihrem Gesicht und sie sah mich mit einem unendlich traurigen Blick voll Verwirrung und Verzweiflung an. Indem sie den Brief vor mir auf den Tisch hinlegte, sagte sie schüchtern:She blushed delightfully; she cast one tenderly grateful look at me, which I remembered but too well for many and many an after-day. The next moment, to my astonishment, this changeable creature changed again. Some forgotten consideration seemed to have occurred to her. She turned pale; the soft lines of pleasure in her face hardened, little by little; she regarded me with the saddest look of confusion and distress. Putting the letter down before me on the table, she said, timidly:
»Macht es Ihnen Mühe noch eine Nachschrift hinzuzufügen, mein Herr?«"Would you mind adding a postscript, sir?"
Ich unterdrückte jeden Ausruf des Erstaunens so gut ich konnte und nahm die Feder zur Hand.I suppressed all appearance of surprise as well as I could, and took up the pen again.
»Fügen Sie gütigst hinzu,« fuhr sie fort, »dass ich zuerst nur versuchsweise angestellt sein möchte. Ich wünsche nicht auf länger als -« ihre Stimme wurde leiser und leiser, so dass ich die letzten Worte kaum verstehen konnte - »als auf drei Monate gefesselt zu sein.«"Would you please say," she went on, "that I am only to be taken on trial, at first? I am not to be engaged for more"--her voice sunk lower and lower, so that I could barely hear the next words--"for more than three months, certain."
Einige Wissbegierde über den Grund, weshalb sie meinem Empfehlungsbriefe diese eigentümliche Nachschrift zuzufügen wünschte, hätte wohl jeder empfunden, wenigstens jeder, der sich in meiner Lage befand.It was not in human nature--perhaps I ought to say it was not in the nature of a man who was in my situation--to refrain from showing some curiosity, on being asked to supplement a letter of recommendation by such a postscript as this.
»Haben Sie denn irgend eine andere Beschäftigung in Aussicht?« fragte ich."Have you some other employment in prospect?" I asked.
»Nein,« antwortete sie, mit gesenktem Kopf, meinem Blicke ausweichend. Die niedrige Eifersucht erweckte in mir für einen Augenblick unwürdige Zweifel an ihr."None," she answered, with her head down, and her eyes avoiding mine. An unworthy doubt of her--the mean offspring of jealousy--found its way into my mind.
»Haben Sie einen entfernten Freund,« fuhr ich fort, »der Ihnen, wenn er Zeit gewinnt, bessere Dienste leisten kann, als ich?«"Have you some absent friend," I went on, "who is likely to prove a better friend than I am, if you only give him time?"
Sie erhob ihren edlen Kopf und ihre großen, schuldlosen, grauen Augen hefteten sich mit einem Blicke ruhigen Vorwurfs auf mich.She lifted her noble head. Her grand, guileless gray eyes rested on me with a look of patient reproach.
»Ich habe außer Ihnen keinen Freund in der Welt,« sprach sie, »aber um Gottes willen fragen Sie mich heute Abend nichts mehr.«"I have not got a friend in the world," she said. "For God's sake, ask me no more questions to-night!"
Ich erhob mich und gab ihr den Brief zurück, dem ich die Nachschrift in ihren eigenen Worten hinzugefügt hatte.I rose and gave her the letter once more--with the postscript added, in her own words.
Wir standen beide an dem Tische und sahen einander einen Augenblick schweigend an.We stood together by the table; we looked at each other in a momentary silence.
»Wie soll ich Ihnen danken,« flüsterte sie weich, »o, mein Herr, ich will mich wahrlich des Vertrauen wert machen, das Sie in mich setzen!« Ihre Augen wurden feucht, die Farben wechselten lebhaft und das Gewand bewegte sich leicht über ihrem schön geformten Busen. In diesem Augenblick hätte ihr wohl kein Mensch von Fleisch und Blut widerstanden, wenigstens verlor ich jede Kraft mich zu beherrschen, ich schloss sie in meine Arme und flüsterte: »Ich liebe Dich!« indem ich sie leidenschaftlich küsste. Einen Augenblick lang, lag sie hilflos und zitternd an meiner Brust und ihre duftigen Lippen erwiderten meine Küsse - einen Augenblick später war Alles vorbei! Mit einem Schauder, der ihren ganzen Körper durchrieselte, riss sie sich von mir los und warf mir den Brief, den ich ihr eben gegeben, verächtlich vor die Füße."How can I thank you?" she murmured, softly. "Oh, sir, I will indeed be worthy of the confidence that you have shown in me!" Her eyes moistened; her variable color came and went; her dress heaved softly over the lovely outline of her bosom. I don't believe the man lives who could have resisted her at that moment. I lost all power of restraint; I caught her in my arms; I whispered, "I love you!" I kissed her passionately. For a moment she lay helpless and trembling on my breast; for a moment her fragrant lips softly returned the kiss. In an instant more it was over. She tore herself away with a shudder that shook her from head to foot, and threw the letter that I had given to her indignantly at my feet.
»Wie können Sie es wagen meine schutzlose Lage so zu benutzen! Wie können Sie es wagen mich anzurühren!« rief sie aus. »Nehmen Sie Ihren Brief zurück mein Herr, ich will ihn nicht, wir werden uns nie wieder sprechen. O, wenn Sie wüssten, was Sie getan und wie tief Sie mich verwundet haben! Wie soll ich je meine Selbstachtung wiedergewinnen? Nie kann ich mir vergeben, was ich diesen Abend tat!« sagte sie und warf sich verzweifelt auf ein Sofa, das in ihrer Nähe stand. Aus tiefstem Herzensgrunde erbat ich ihre Verzeihung und versicherte sie meines Bedauerns und meiner Reue. Die Heftigkeit ihrer Erregung machte mich ernstlich besorgt für sie."How dare you take advantage of me! How dare you touch me!" she said. "Take your letter back, sir; I refuse to receive it; I will never speak to you again. You don't know what you have done. You don't know how deeply you have wounded me. Oh!" she cried, throwing herself in despair on a sofa that stood near her, "shall I ever recover my self-respect? shall I ever forgive myself for what I have done to-night?" I implored her pardon; I assured her of my repentance and regret in words which did really come from my heart. The violence of her agitation more than distressed me--I was really alarmed by it.
Nach einer Weile beruhigte sie sich und reichte mir als Zeichen ihrer Vergebung die Hand, indem sie sich mit bescheidener Würde erhob.She composed herself after a while. She rose to her feet with modest dignity, and silently held out her hand in token that my repentance was accepted.
»Wollen Sie mir Zeit geben mein Unrecht zu sühnen,« bat ich, »und nicht gleich alles Vertrauen zu mir verlieren? Gestatten Sie mir Sie wiederzusehn, um Ihnen wenigstens beweisen zu können, dass ich Ihrer Verzeihung nicht unwert bin. Bestimmen Sie mir selbst die Zeit und lassen Sie, wenn es Ihnen wünschenswert erscheint, eine dritte Person dabei zugegen sein.«"You will give me time for atonement?" I pleaded. "You will not lose all confidence in me? Let me see you again, if it is only to show that I am not quite unworthy of your pardon--at your own time; in the presence of another person, if you like."
»Ich werde Ihnen schreiben,« sagte sie."I will write to you," she said.
»Morgen?«"To-morrow?"
»Ja, morgen.«"To-morrow."
Ich hob den Empfehlungsbrief vom Boden auf.I took up the letter of recommendation from the floor.
»Machen Sie das Maß Ihrer Güte ganz voll,« sagte ich, »und nehmen Sie meinen Brief wiederum an.«"Make your goodness to me complete," I said. "Don't mortify me by refusing to take my letter."
»Ich will es tun,« antwortete sie ruhig, »und ich danke Ihnen, dass Sie ihn schrieben. Nun aber verlassen Sie mich, bitte. Gute Nacht.«"I will take your letter," she answered, quietly. "Thank you for writing it. Leave me now, please. Good-night."
Ich verließ sie mit meinem Briefe in der Hand, bleich und traurig und befand mich selbst in einem Gewirr widerstreitender Gefühle, die sich schließlich zu zwei herrschenden Regungen gestalteten: zur Liebe, die sie inbrünstiger denn je anbetete und zur Hoffnung, sie am andern Tage wiederzusehn.I left her, pale and sad, with my letter in her hand. I left her, with my mind in a tumult of contending emotions, which gradually resolved themselves into two master-feelings as I walked on: Love, that adored her more fervently than ever; and Hope, that set the prospect before me of seeing her again on the next day.
Frau van Brands MissgeschickTHE DISASTERS OF MRS. VAN BRANDT
Wenn jemand seinen Abend so verlebt hat, wie ich, mag er sich ruhig nachher zu Bett legen im Falle er nichts andres zu tun hat, aber er kann vernünftiger Weise nicht erwarten, dass »zu Bett gehn« dann auch »schlafen und Ruhe finden« heißt. Als es längst Morgen war und das Gasthaus sich wieder in vollster Unruhe befand, begannen sich meine Augen erst zum Schlafe zu schließen, als ich erwachte, war es auf meiner Uhr nah an der Mittagsstunde.A MAN who passes his evening as I had passed mine, may go to bed afterward if he has nothing better to do. But he must not rank among the number of his reasonable anticipations the expectation of getting a night's rest. The morning was well advanced, and the hotel was astir, before I at last closed my eyes in slumber. When I awoke, my watch informed me that it was close on noon.
Ich klingelte. Mein Diener erschien mit einem Briefe in der Hand, der vor drei Stunden von einer Dame, die beim Hotel vorfuhr, und dann weiter fuhr, abgegeben worden war. Da ich schlief, als mein Diener in das Schlafzimmer gekommen war und ich ihm nicht befohlen hatte mich in dem Fall zu wecken, hatte er den Brief auf einen Tisch in meinem Wohnzimmer gelegt, bis ich klingelte.I rang the bell. My servant appeared with a letter in his hand. It had been left for me, three hours since, by a lady who had driven to the hotel door in a carriage, and had then driven away again. The man had found me sleeping when he entered my bed-chamber, and, having received no orders to wake me overnight, had left the letter on the sitting-room table until he heard my bell.
Wohl wissend von wem der Brief war, öffnete ich ihn sogleich und bemerkte im ersten Augenblick kaum, dass dabei eine Einlage heraus fiel. Der Brief versetzte mich in die größte Spannung und ich las gierig die ersten Zeilen, die mich benachrichtigten, dass die Schreiberin mir zum zweiten Male entflohen war - sie hatte frühmorgens Edinburgh verlassen! Die Einlage war mein Empfehlungsbrief an die Modistin, den sie mir zurückschickte.Easily guessing who my correspondent was, I opened the letter. An inclosure fell out of it--to which, for the moment, I paid no attention. I turned eagerly to the first lines. They announced that the writer had escaped me for the second time: early that morning she had left Edinburgh. The paper inclosed proved to be my letter of introduction to the dressmaker returned to me.
Ich war im höchsten Grade empört, denn ich sah diese zweite Flucht als eine schwere Beleidigung für mich an. Fünf Minuten später befand ich mich angekleidet auf dem Wege nach dem Gasthause in Canongate, wohin ich so schnell gelangte, als ein Pferd irgend laufen konnte. I was more than angry with her--I felt her second flight from me as a downright outrage. In five minutes I had hurried on my clothes and was on my way to the inn in the Canongate as fast as a horse could draw me.
Die Dienerschaft konnte mir gar keine Auskunft geben, da sie nichts von ihrer Flucht wusste.The servants could give me no information. Her escape had been effected without their knowledge.
Als ich mich darauf an die Wirtin wendete, verweigerte mir diese geflissentlich jeden Beistand in dieser Angelegenheit. »Ich habe der Dame versprochen,« sagte mir die widerspenstige Person, »kein Wort auf irgend eine Ihrer Fragen zu antworten und nach meiner Ansicht ist sie im vollen Recht, und handelt, wie es einer ehrbaren Frau geziemt, wenn sie jede Beziehung zu Ihnen abbricht. Ich habe Sie gestern Abend durch das Schlüsselloch beobachtet, mein Herr, und wünsche Ihnen jetzt einen Guten Morgen.«The landlady, to whom I next addressed myself, deliberately declined to assist me in any way whatever. "I have given the lady my promise," said this obstinate person, "to answer not one word to any question that you may ask me about her. In my belief, she is acting as becomes an honest woman in removing herself from any further communication with you. I saw you through the keyhole last night, sir. I wish you good-morning."
Ich versuchte, nachdem ich in mein Hotel zurückgekehrt war, alles, um sie aufzufinden, es gelang mir auch den Fuhrmann, der sie fuhr zu entdecken, er hatte sie aber nur an einem Laden abgesetzt und war dann entlassen. Ich erkundigte mich in dem Laden, wo ich aber nichts weiter erfuhr, als dass eine verschleierte Dame, die in der Hand eine Reisetasche trug, Leinenzeug gekauft habe. Darauf sendete ich an die verschiedenen Reisebüreaus eine Beschreibung ihrer Person, der denn auch drei junge Damen »die verschleiert waren und Reisetaschen trugen,« entsprachen, welche aber die Fliehende war, die ich suchte, war unmöglich zu entscheiden. Zur Zeit der Eisenbahnen und elektrischen Telegraphen, würde es mir wohl gelungen sein, sie aufzufinden, in jenen Tagen aber von denen ich schreibe, konnte sie jeder Verfolgung trotzen.Returning to my hotel, I left no attempt to discover her untried. I traced the coachman who had driven her. He had set her down at a shop, and had then been dismissed. I questioned the shop-keeper. He remembered that he had sold some articles of linen to a lady with her veil down and a traveling-bag in her hand, and he remembered no more. I circulated a description of her in the different coach offices. Three "elegant young ladies, with their veils down, and with traveling-bags in their hands," answered to the description; and which of the three was the fugitive of whom I was in search, it was impossible to discover. In the days of railways and electric telegraphs I might have succeeded in tracing her. In the days of which I am now writing, she set investigation at defiance.
In der Hoffnung, dass irgend ein Federstrich in ihrem Briefe, mir die Auskunft geben konnte, die ich sonst vergeblich suchte, las ich ihn wieder und wieder. Ich lasse hier die wörtlich von dem Original abgeschriebene Erzählung folgen, die sie mir übersendet hatte:I read and reread her letter, on the chance that some slip of the pen might furnish the clew which I had failed to find in any other way. Here is the narrative that she addressed to me, copied from the original, word for word:
»Mein Herr! Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie wiederum in der Weise verlasse, wie ich es in Pertshire tat, aber, meiner Schwäche und des Einflusses, den Sie auf mich auszuüben scheinen, wohl eingedenk, bleibt mir nach den Ereignissen des gestrigen Abends keine Wahl, als Ihnen für alle Ihre Güte herzlich zu danken und Ihnen Lebwohl zu sagen. Dass ich in so unfreundlicher Weise von Ihnen scheide und es wage Ihnen Ihren Empfehlungsbrief zurückzuschicken, kann nur meine traurige Lage entschuldigen, da ich durch Benutzung desselben Ihnen ja den Weg zu mir offen lassen würde und das darf um Ihret- wie um meinetwillen nicht geschehn. Zum zweiten Male in meinem Leben dürfen Sie die Gelegenheit mir Ihre Liebe zu gestehn, nicht finden und darum muss ich verschwinden ohne dass Sie je meine Spur auffinden können.«"DEAR SIR--Forgive me for leaving you again as I left you in Perthshire. After what took place last night, I have no other choice (knowing my own weakness, and the influence that you seem to have over me) than to thank you gratefully for your kindness, and to bid you farewell. My sad position must be my excuse for separating myself from you in this rude manner, and for venturing to send you back your letter of introduction. If I use the letter, I only offer you a means of communicating with me. For your sake, as well as for mine, this must not be. I must never give you a second opportunity of saying that you love me; I must go away, leaving no trace behind by which you can possibly discover me.
Dass ich mein armseliges Leben Ihrem Mute und Ihrem Mitleid verdanke, werde ich nie vergessen und räume Ihnen als meinem Erretter, das Recht ein zu erfahren, was mich zu jenem verzweifelten Schritt trieb und in welcher Lage ich mich jetzt befinde, um darin, dank Ihnen, weiter zu leben. Sie sollen meine düstere Geschichte also hören, mein Herr, und ich will möglichst kurz damit sein:"But I cannot forget that I owe my poor life to your compassion and your courage. You, who saved me, have a right to know what the provocation was that drove me to drowning myself, and what my situation is, now that I am (thanks to you) still a living woman. You shall hear my sad story, sir; and I will try to tell it as briefly as possible.
Ich heiratete vor nicht langer Zeit einen Holländer namens van Brandt. Verzeihen Sie mir wenn ich einzelne Familienverhältnisse berühre. Gerne hätte ich Ihnen über meinen teuren verstorbenen Vater und meine Heimat geschrieben, aber ich sehe nicht die Linien auf dem Papier, so trüben Tränen meine Augen, wenn ich der glücklichen Vergangenheit gedenke."I was married, not very long since, to a Dutch gentleman, whose name is Van Brandt. Please excuse my entering into family particulars. I have endeavored to write and tell you about my dear lost father and my old home. But the tears come into my eyes when I think of my happy past life. I really cannot see the lines as I try to write them.
Herr van Brandt, um nur das anzuführen, war, ehe ich ihn heiratete, meinem Vater warm empfohlen und erst jetzt habe ich erfahren, dass er unter falschen Vorspiegelungen seinen Freunden diese Empfehlungen entlockte, das Nähere darüber will ich Ihnen ersparen. Ahnungslos über seine Handlungsweise, lebte ich glücklich mit ihm. Wenn er auch, aufrichtig gestanden, nicht der erste Gegenstand meiner Neigung war, so war er doch nach meines Vaters Tode der einzige Mensch, dem ich angehörte. Ich achtete und bewunderte ihn und glaube ohne Überhebung sagen zu können, dass ich ihn auch beglückte.«"Let me, then, only say that Mr. Van Brandt was well recommended to my good father before I married. I have only now discovered that he obtained these recommendations from his friends under a false pretense, which it is needless to trouble you by mentioning in detail. Ignorant of what he had done, I lived with him happily. I cannot truly declare that he was the object of my first love, but he was the one person in the world whom I had to look up to after my father's death. I esteemed him and respected him, and, if I may say so without vanity, I did indeed make him a good wife.
So, mein Herr, verging die Zeit leidlich gut bis zu jenem Abende, wo Sie mich auf der Brücke sahen."So the time went on, sir, prosperously enough, until the evening came when you and I met on the bridge.
Ich war allein im Garten und beschäftigte mich mit dem Verschneiden einiger Hecken, als mein Mädchen mir meldete, dass eine fremde Dame vorgefahren sei, die mich auf einige Augenblicke zu sprechen wünsche. Das Mädchen musste voraus laufen, um die Dame in mein Wohnzimmer zu führen, wohin ich ihr, sowie ich meine Toilette geordnet hatte, folgte, um meinen Besuch zu empfangen. Sie war eine entsetzliche Erscheinung mit erhitztem, lebhaftem Gesicht und großen, unverschämten Augen. »Sind Sie Frau van Brandt?« fragte sie, was ich bejahte. »Sind Sie wirklich mit ihm verheiratet?« fragte sie weiter. Natürlicherweise beleidigte mich diese Frage tief und ich sagte: »Wie können Sie wagen daran zu zweifeln?« Sie lachte mir ins Gesicht. »Lassen Sie van Brandt rufen,« fuhr sie fort, worauf ich selbst auf den Flur ging, um ihn aus den oberen Zimmern herunterzurufen, wo er sich beim Schreiben befand. »Ernst« rief ich, »komm sofort herunter, hier ist eine Person, die mich beleidigt hat!« Sowie er mich hörte, trat er aus seinem Zimmer. Die Frau war mir auf den Flur gefolgt. Als sie ihn sah, machte sie eine kleine Verbeugung. Er erblasste, als er sie erblickte. Das erschreckte mich und ich fragte ihn: »Um Gotteswillen, was bedeutet das?« Er erfasste meinen Arm und sprach: »Ich werde es Dir sogleich sagen, aber erst geh' in den Garten zurück und betritt das Haus nicht eher bis ich Dich rufen lasse.« Ich war wahrhaft entsetzt über sein verändertes Aussehen und seine unheimlichen Blicke und ließ mich ruhig von ihm bis zur Gartentür führen. Da drückte er mir die Hand und flüsterte: »Tu' um meinetwillen um was ich Dich bitte, mein Liebling.« Ich ging in den Garten und setzte mich auf die nächste Bank, wo ich zitternd wartete was kommen würde."I was out alone in our garden, trimming the shrubs, when the maid-servant came and told me there was a foreign lady in a carriage at the door who desired to say a word to Mrs. Van Brandt. I sent the maid on before to show her into the sitting-room, and I followed to receive my visitor as soon as I had made myself tidy. She was a dreadful woman, with a flushed, fiery face and impudent, bright eyes. 'Are you Mrs. Van Brandt?' she said. I answered, 'Yes.' 'Are you really married to him?' she asked me. That question (naturally enough, I think) upset my temper. I said, 'How dare you doubt it?' She laughed in my face. 'Send for Van Brandt,' she said. I went out into the passage and called him down from the room upstairs in which he was writing. 'Ernest,' I said, 'here is a person who has insulted me. Come down directly.' He left his room the moment he heard me. The woman followed me out into the passage to meet him. She made him a low courtesy. He turned deadly pale the moment he set eyes on her. That frightened me. I said to him, 'For God's sake, what does this mean?' He took me by the arm, and he answered: 'You shall know soon. Go back to your gardening, and don't return to the house till I send for you.' His looks were so shocking, he was so unlike himself, that I declare he daunted me. I let him take me as far as the garden door. He squeezed my hand. 'For my sake, darling,' he whispered, 'do what I ask of you.' I went into the garden and sat me down on the nearest bench, and waited impatiently for what was to come.
Wie lange Zeit verging, weiß ich nicht, aber zuletzt konnte ich die namenlose Angst nicht länger ertragen und ging ins Haus zurück."How long a time passed I don't know. My anxiety got to such a pitch at last that I could bear it no longer. I ventured back to the house.
»Dort lauschte ich auf dem Flur, hörte aber nichts, auch im Wohnzimmer, dessen Tür ich mich näherte, war Alles still, da fasste ich Mut und öffnete die Tür."I listened in the passage, and heard nothing. I went close to the parlor door, and still there was silence. I took courage, and opened the door.
»Das Zimmer war leer, nur ein Brief lag auf dem Tisch. Da ich meines Mannes Handschrift erkannte und der Brief meine Adresse trug, so öffnete ich ihn und las. Er sagte mir, dass ich verlassen, entehrt und zu Grunde gerichtet sei. Die Frau mit dem unruhigen Gesicht und den unverschämten Augen war van Brandts gesetzliche Gattin. Sie hatte ihm die Wahl gestellt, ob er ihr sofort folgen oder wegen Bigamie angeklagt sein wollte, er hatte das Erstere gewählt und - mich verlassen."The room was empty. There was a letter on the table. It was in my husband's handwriting, and it was addressed to me. I opened it and read it. The letter told me that I was deserted, disgraced, ruined. The woman with the fiery face and the impudent eyes was Van Brandt's lawful wife. She had given him his choice of going away with her at once or of being prosecuted for bigamy. He had gone away with her--gone, and left me.
»Erinnern Sie sich, mein Herr, dass meine beiden Eltern tot waren und ich keine Verwandten hatte. Ich stand ganz allein in der Welt, ohne ein Wesen, das mich trösten oder mir raten konnte und dazu kommt, dass ich, wie Sie selbst wissen, sehr empfindlich gegen die geringste Schmähung oder Beleidigung bin, die man mir zufügt. Ist es ein Wunder, dass ich mich da zu dem Schritte entschloss, den ich an jenem Abende auf der Brücke ausführen wollte?"Remember, sir, that I had lost both father and mother. I had no friends. I was alone in the world, without a creature near to comfort or advise me. And please to bear in mind that I have a temper which feels even the smallest slights and injuries very keenly. Do you wonder at what I had it in my thoughts to do that evening on the bridge?
Glauben Sie mir, ich hätte vielleicht nie daran gedacht mir das Leben zu nehmen, wären mir in jenen Stunden Tränen vergönnt gewesen, aber es kam keine Träne. Ein banges, dumpfes Gefühl umklammerte mir Kopf und Herz und ich ging ohne Nachdenken an den Fluss. Auf dem Wege sagte ich mir ganz ruhig: »Dort kannst Du Allem ein Ende machen und je eher je lieber. Den andern Verlauf wissen Sie so gut, wie ich selbst und so kann ich gleich vom nächsten Morgen reden - dem Morgen, wo ich Sie so undankbar in dem Gasthause am Flussufer verließ."Mind this: I believe I should never have attempted to destroy myself if I could only have burst out crying. No tears came to me. A dull, stunned feeling took hold like a vise on my head and on my heart. I walked straight to the river. I said to myself, quite calmly, as I went along, 'There is the end of it, and the sooner the better.'
Die Furcht, dass van Brandt mich wiederfinden könnte, wenn ich in Portshire blieb, war der einzige Grund, der mich veranlasste, die erste Gelegenheit zu benutzen, um weiter zu reisen. Der Brief, den er mir auf dem Tisch zurückließ, war voll Beteuerungen seiner Liebe und seiner Gewissensbisse, abgesehen von allen Entschuldigungen über seine nichtswürdige Handlungsweise gegen mich. Er schrieb mir, dass er halb noch als Knabe zu einer geheimen Ehe mit einer verworfenen Frau verleitet worden sei, die aber durch gegenseitiges Übereinkommen längst getrennt war. Als er sich zuerst um mich bewarb, hätte er mit Bestimmtheit annehmen müssen, dass sie tot war, wodurch dieser Irrtum entstanden und wie sie erfahren habe, dass er mit mir verheiratet sei, müsse er erst noch ergründen. Um eine Einmischung der Gerichte und eine Bloßstellung vor der ganzen Nachbarschaft zu vermeiden, sei er mit ihr gegangen, da er ihren wütenden Charakter wohl kenne, hoffe aber in wenigen Tagen zu mir zurückzukehren. Wenn er sich durch eine Erhöhung ihres Jahrgeldes von ihr losgekauft haben würde, dann wollte er mit mir ins Ausland gehen, wo mir jeder neue Kummer fern bleiben sollte, denn ich wäre vor Gott sein Weib und die Einzige, die er je geliebt. So ging es weiter und weiter."What happened after that, you know as well as I do. I may get on to the next morning--the morning when I so ungratefully left you at the inn by the river-side. "I had but one reason, sir, for going away by the first conveyance that I could find to take me, and this was the fear that Van Brandt might discover me if I remained in Perthshire. The letter that he had left on the table was full of expressions of love and remorse, to say nothing of excuses for his infamous behavior to me. He declared that he had been entrapped into a private marriage with a profligate woman when he was little more than a lad. They had long since separated by common consent. When he first courted me, he had every reason to believe that she was dead. How he had been deceived in this particular, and how she had discovered that he had married me, he had yet to find out. Knowing her furious temper, he had gone away with her, as the one means of preventing an application to the justices and a scandal in the neighborhood. In a day or two he would purchase his release from her by an addition to the allowance which she had already received from him: he would return to me and take me abroad, out of the way of further annoyance. I was his wife in the sight of Heaven; I was the only woman he had ever loved; and so on, and so on.
Jetzt werden Sie einsehen, mein Herr, wie gewagt es für mich war in Ihrer Nachbarschaft zu bleiben, der bloße Gedanke daran macht mich schaudern. Ich war entschlossen, den Mann, der mich so schmählich hintergangen hatte, nie wieder zu sehen und das ist auch noch mein Wille, nur mit dem Vorbehalt, dass ich meinen Vorsatz ändern würde, wenn ich sichere Kunde von dem Tode seiner Frau hätte und das ist nicht wahrscheinlich. Lassen Sie mich fortfahren und Ihnen erzählen, was ich tat, als ich in Edinburgh ankam. Der Fuhrmann empfahl mir das Gasthaus in Canongate, wo Sie mich fanden und von dort schrieb ich gleich am andern Tage an die Verwandten meines Vaters in Glasgow über meinen Aufenthalt hier und über die verlassene Lage, in der ich mich befand."Do you now see, sir, the risk that I ran of his discovering me if I remained in your neighborhood? The bare thought of it made my flesh creep. I was determined never again to see the man who had so cruelly deceived me. I am in the same mind still--with this difference, that I might consent to see him, if I could be positively assured first of the death of his wife. That is not likely to happen. Let me get on with my letter, and tell you what I did on my arrival in Edinburgh. "The coachman recommended me to the house in the Canongate where you found me lodging. I wrote the same day to relatives of my father, living in Glasgow, to tell them where I was, and in what a forlorn position I found myself.
Mit der nächsten Post schon erhielt ich eine Antwort. Das Oberhaupt unserer Familie und dessen Frau schrieben mir, dass ich sie augenblicklich nicht in Glasgow besuchen könne. Da sie Geschäfte hätten, die sie nach Edinburgh führen würden, könnte ich sie hier sobald als irgend möglich erwarten."I was answered by return of post. The head of the family and his wife requested me to refrain from visiting them in Glasgow. They had business then in hand which would take them to Edinburgh, and I might expect to see them both with the least possible delay.
Ihrem Versprechen gemäß suchten sie mich auch auf und begegneten mir mit aller Rücksicht, liehen mir auch eine kleine Summe Geldes, als sie hörten, wie bedenklich es mit meiner Kasse stand, aber ich glaube nicht, dass Einer von ihnen wahrhafte Teilnahme für mich fühlte. Bei ihrer Abreise verwiesen sie mich an meines Vaters andere Verwandte in England. Vielleicht tue ich ihnen mit meiner Vermutung Unrecht, aber ich glaube sie wünschten mich sobald als möglich los zu sein, wie man so zu sagen pflegt."They arrived, as they had promised, and they expressed themselves civilly enough. Moreover, they did certainly lend me a small sum of money when they found how poorly my purse was furnished. But I don't think either husband or wife felt much for me. They recommended me, at parting, to apply to my father's other relatives, living in England. I may be doing them an injustice, but I fancy they were eager to get me (as the common phrase is) off their hands.
Der Tag der Abreise meiner Verwandten, mein Herr, an dem ich ganz verlassen zurückblieb, war eben der Tag, an dem ich jenen wunderbaren Traum von Ihnen hatte, über den wir schon sprachen. Ich blieb immer noch in dem Hause in Canongate, teils weil die Wirtin freundlich gegen mich war, teils weil ich mich so niedergedrückt fühlte, das ich keine neuen Pläne machen mochte."The day when the departure of my relatives left me friendless was also the day, sir, when I had that dream or vision of you which I have already related. I lingered on at the house in the Canongate, partly because the landlady was kind to me, partly because I was so depressed by my position that I really did not know what to do next.
In dieser elenden Lage befand ich mich, als Sie mich auf meinem Lieblingsspaziergange von Holyrood nach St. Antonios Brunnen, trafen. Sein Sie versichert, dass Ihre freundliche Teilnahme an meinem Schicksal nicht an eine Unwürdige verschwendet ist, denn welchen größeren Segen konnte ich vom Himmel erstehen, als einen Bruder und Freund zu finden. Leider haben Sie diese Hoffnung selbst durch unser Beisammensein in dem Gasthauszimmer zerstört, aber ich tadle Sie darum nicht, denn ich fürchte, dass ich Sie unbewusst zu dem was Sie taten, ermutigte. Ich bin nur unendlich traurig, dass mir keine andere Wahl bleibt, als Sie nie wiederzusehen."In this wretched condition you discovered me on that favorite walk of mine from Holyrood to Saint Anthony's Well. Believe me, your kind interest in my fortunes has not been thrown away on an ungrateful woman. I could ask Providence for no greater blessing than to find a brother and a friend in you. You have yourself destroyed that hope by what you said and did when we were together in the parlor. I don't blame you: I am afraid my manner (without my knowing it) might have seemed to give you some encouragement. I am only sorry--very, very sorry--to have no honorable choice left but never to see you again.
Ich bin nun zu dem Entschluss gekommen, nachdem ich viel nachgedacht habe, dass ich mich an jene andern Verwandten meines Vaters wenden will, denen ich noch nichts über meine Lage mitteilte. Mir bleibt als einzige Hoffnung nur der Gedanke, dass sie mir zu irgendeinem ehrenwerten Broterwerb verhelfen werden. Gott segne Sie, Mr. Germaine. Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen Wohlfahrt und Glück und verbleibe immer Ihre ergebene Dienerin"After much thinking, I have made up my mind to speak to those other relatives of my father to whom I have not yet applied. The chance that they may help me to earn an honest living is the one chance that I have left. God bless you, Mr. Germaine! I wish you prosperity and happiness from the bottom of my heart; and remain, your grateful servant,
M. van Brandt."M. VAN BRANDT.
Nachschrift. Um Ihnen zu beweisen, dass ich Ihnen von Anfang bis zum Ende der Wahrheit gemäß getreu berichtet, unterzeichne ich meinen Namen oder den Namen, den ich einst mit Recht zu tragen glaubte. In Zukunft muss ich um meiner Sicherheit willen unter einem andern Namen leben und möchte am Liebsten den Namen wieder annehmen, den ich als glückliches Kind trug, aber van Brandt kennt ihn und ich habe ihn, wenn auch ohne mein Verschulden, befleckt. Leben Sie wohl, mein Herr, und gestatten Sie mir meinen wiederholten Dank.«"P.S.--I sign my own name (or the name which I once thought was mine) as a proof that I have honestly written the truth about myself, from first to last. For the future I must, for safety's sake, live under some other name. I should like to go back to my name when I was a happy girl at home. But Van Brandt knows it; and, besides, I have (no matter how innocently) disgraced it. Good-by again, sir; and thank you again."
Dieses war der Inhalt des Briefes.So the letter concluded.
Ich las ihn in einer ganz gedrückten und unvernünftigen Stimmung und fand Alles unrecht was die arme Frau van Brandt getan hatte. Erstens war es unrecht von ihr, dass sie überhaupt geheiratet hatte, dann war es ebenfalls unrecht, dass sie daran dachte Herrn van Brandt jemals wieder zu sehen, selbst, wenn seine rechtmäßige Gattin inzwischen gestorben sein sollte. Es war unrecht von ihr, dass sie mir meinen Empfehlungsbrief zurückschickte, den ich mir obenein die Mühe gemacht hatte nach ihrer wandelbaren Laune zu ändern. Es war unrecht, über einen gestohlenen Kuss und eine Liebeserklärung so übertrieben spröde Ansichten zu haben, als hätte ich einen ebenso großen Schurkenstreich begangen, wie Herr van Brandt und schließlich war das das schwerste Unrecht von allen, dass sie nur den Anfangsbuchstaben ihres Taufnamens unterzeichnet hatte. Ich liebte nun diese Frau leidenschaftlich und wusste nicht einmal mit welchem süßen Namen ich sie in Gedanken nennen konnte. »M. van Brandt!« Nun konnte ich sie Maria, Margarethe, Mabel, Magdalene, Mary nennen, nein, Mary doch nicht. War auch die alte kindliche Liebe erstorben, ihr Andenken war mir doch noch wert. Wenn die »Mary« aus jenen Tagen noch lebte, würde sie mich so behandelt haben wie diese Frau? Niemals! Ich tat schon Unrecht unter ihrem teuren Namen an dieses herzlose Wesen zu denken, hatte ich denn allen Stolz, alle Selbstachtung verloren? Wie musste ich jetzt handeln, wo ich in der Blüte meiner Jahre stand, ein schönes Vermögen besaß und vor mir die Welt voll angenehmer Frauengesichter und reizender Frauengestalten lag? Sollte ich auf meinen Landsitz zurückkehren und über den Verlust eines Weibes trauern, das mich vorsätzlich verlassen hatte, oder mir einen Kurier und einen Reisewagen bestellen, um sie leicht unter fremden Menschen und Umgebungen zu vergessen? Der Gedanke an eine Vergnügungsreise durch Europa reizte meine Einbildungskraft in der Stimmung, in der ich mich augenblicklich befand. Zuerst erregte ich in meinem Hotel durch das plötzliche Einstellen aller Nachforschungen nach Frau van Brandt Erstaunen, dann öffnete ich meine Schreibmappe, um meiner Mutter meine neuen Pläne rückhaltlos mitzuteilen. Die Antwort erfolgte umgehend. Meine gute Mutter stimmte meinen neuen Entschlüssen zu meinem freudigsten Erstaunen nicht allein vollkommen bei, sondern hatte mit einer Energie, die ich ihr gar nicht zutraute, eiligst alle Einrichtungen für ihre Abwesenheit von Hause getroffen und war bereits auf dem Wege nach Edinburgh, um mich auf meiner Reise zu begleiten. »So lange ich Kraft und Lust habe Dich zu begleiten, George,« schrieb sie, »sollst Du nicht allein reisen.«I read it in the temper of a thoroughly disappointed and thoroughly unreasonable man. Whatever poor Mrs. Van Brandt had done, she had done wrong. It was wrong of her, in the first place, to have married at all. It was wrong of her to contemplate receiving Mr. Van Brandt again, even if his lawful wife had died in the interval. It was wrong of her to return my letter of introduction, after I had given myself the trouble of altering it to suit her capricious fancy. It was wrong of her to take an absurdly prudish view of a stolen kiss and a tender declaration, and to fly from me as if I were as great a scoundrel as Mr. Van Brandt himself. And last, and more than all, it was wrong of her to sign her Christian name in initial only. Here I was, passionately in love with a woman, and not knowing by what fond name to identify her in my thoughts! "M. Van Brandt!" I might call her Maria, Margaret, Martha, Mabel, Magdalen, Mary--no, not Mary. The old boyish love was dead and gone, but I owed some respect to the memory of it. If the "Mary" of my early days were still living, and if I had met her, would she have treated me as this woman had treated me? Never! It was an injury to "Mary" to think even of that heartless creature by her name. Why think of her at all? Why degrade myself by trying to puzzle out a means of tracing her in her letter? It was sheer folly to attempt to trace a woman who had gone I knew not whither, and who herself informed me that she meant to pass under an assumed name. Had I lost all pride, all self-respect? In the flower of my age, with a handsome fortune, with the world before me, full of interesting female faces and charming female figures, what course did it become me to take? To go back to my country-house, and mope over the loss of a woman who had deliberately deserted me? or to send for a courier and a traveling carriage, and forget her gayly among foreign people and foreign scenes? In the state of my temper at that moment, the idea of a pleasure tour in Europe fired my imagination. I first astonished the people at the hotel by ordering all further inquiries after the missing Mrs. Van Brandt to be stopped; and then I opened my writing desk and wrote to tell my mother frankly and fully of my new plans. The answer arrived by return of post. To my surprise and delight, my good mother was not satisfied with only formally approving of my new resolution. With an energy which I had not ventured to expect from her, she had made all her arrangements for leaving home, and had started for Edinburgh to join me as my traveling companion. "You shall not go away alone, George," she wrote, "while I have strength and spirits to keep you company."
Drei Tage nachdem ich diese Worte gelesen, waren unsere Reisevorbereitungen beendet und wir waren nach dem Kontinent aufgebrochen.In three days from the time when I read those words our preparations were completed, and we were on our way to the Continent.
Noch nicht geheiltNOT CURED YET
Wir besuchten Frankreich, Deutschland und Italien und waren beinahe zwei Jahre von England abwesend.WE visited France, Germany, and Italy; and we were absent from England nearly two years.
Hatte ich der Zeit und der Abwechselung recht vertraut? War in meiner Erinnerung das Bild von Frau van Brandt wirklich erloschen?Had time and change justified my confidence in them? Was the image of Mrs. Van Brandt an image long since dismissed from my mind?
Nein! Was ich auch tat, um mit den prophetischen Worten der Dame Dermody zu reden, ich suchte unablässig den Weg zu einer dereinstigen Vereinigung mit dem mir verwandten Geiste. In den ersten zwei oder drei Monaten unserer Reise verfolgten mich Träume von der Frau, die mich so entschlossen verlassen hatte. Da sie mir im Schlaf immer reizend erschien, immer voll Anmut, immer bescheiden und herzlich gegen mich erschien, hegte ich die glühende Hoffnung, dass ihre Erscheinung sich mir noch einmal wieder im wachen Zustande zeigen würde - dass sie mich zu einer bestimmten Zeit wieder an irgend einen einsamen Ort berufen würde. Aber meine Erwartungen blieben unerfüllt, die Erscheinung kam nicht. Die Träume von ihr wurden seltener und weniger lebhaft, bis sie ganz aufhörten.No! Do what I might, I was still (in the prophetic language of Dame Dermody) taking the way to reunion with my kindred spirit in the time to come. For the first two or three months of our travels I was haunted by dreams of the woman who had so resolutely left me. Seeing her in my sleep, always graceful, always charming, always modestly tender toward me, I waited in the ardent hope of again beholding the apparition of her in my waking hours--of again being summoned to meet her at a given place and time. My anticipations were not fulfilled; no apparition showed itself. The dreams themselves grew less frequent and less vivid and then ceased altogether.
Konnte ich daraus annehmen, dass ihre Prüfungszeit zu Ende war und dass sie der Hilfe nicht mehr bedurfte, den Mann vergessen hatte, der sie ihr leisten wollte? Sollten wir uns nie wiedersehen?Was this a sign that the days of her adversity were at an end? Having no further need of help, had she no further remembrance of the man who had tried to help her? Were we never to meet again?
»Ich bin nicht wert ein Mann zu sein,« sagte ich mir, »wenn ich sie nun nicht vergesse!« doch sie behielt unverändert ihren Platz in meinem Herzen, was ich mir auch sagen mochte.I said to myself: "I am unworthy of the name of man if I don't forget her now!" She still kept her place in my memory, say what I might.
Ich sah alle Wunder der Kunst und Natur, die fremde Länder aufzuweisen hatten und lebte in dem blendenden Glanze der besten Gesellschaft, die sich in Paris, Rom und Wien vereinigt hatte. Ich verbrachte viele Stunden in Gesellschaft der schönsten Frauen Europas - und doch behielten diese einsame Gestalt an St. Antonios Brunnen und diese großen, grauen Augen, die mit so schwermütigem Ausdruck auf mir geruht hatten, ihren Platz in meiner Erinnerung unwandelbar fest und prägten unauslöschlich ihr Bild in mein Herz ein.I saw all the wonders of Nature and Art which foreign countries could show me. I lived in the dazzling light of the best society that Paris, Rome, Vienna could assemble. I passed hours on hours in the company of the most accomplished and most beautiful women whom Europe could produce--and still that solitary figure at Saint Anthony's Well, those grand gray eyes that had rested on me so sadly at parting, held their place in my memory, stamped their image on my heart.
Ob ich dem Zauber, der mich gefangen hielt zu widerstehen versuchte, oder ob ich ihm folgte - ich sehnte mich stets nach ihr und versuchte mühsam meiner Mutter meinen Zustand zu verbergen. Ihre liebenden Augen entdeckten aber mein Geheimnis, sie sah mich leiden und litt mit mir. Sie sagte mir oftmals: »George, durch Reisen kommen wir nicht zum Ziel, lass uns heimkehren,« und mehr als einmal antwortete ich ihr mit der Entschlossenheit der Verzweiflung:Whether I resisted my infatuation, or whether I submitted to it, I still longed for her. I did all I could to conceal the state of my mind from my mother. But her loving eyes discovered the secret: she saw that I suffered, and suffered with me. More than once she said: "George, the good end is not to be gained by traveling; let us go home." More than once I answered, with the bitter and obstinate resolution of despair:
»Nein lass uns noch neue Menschen und neue Umgebungen aufsuchen.« Erst als ich sah, dass unter den fortdauernden Anstrengungen des Reisens ihre Kraft und Gesundheit litten, gab ich das hoffnungslose Jagen nach Vergessenheit auf und wir kehrten heim."No. Let us try more new people and more new scenes." It was only when I found her health and strength beginning to fail under the stress of continual traveling that I consented to abandon the hopeless search after oblivion, and to turn homeward at last.
Ich vermochte meine Mutter, erst in meinem Hause in London auszuruhen, ehe sie sich nach ihrem Lieblingsaufenthalte, dem Landsitze in Portshire zurückbegab und natürlich blieb ich bei ihr in der Stadt. Meine Mutter war ja jetzt der einzige Gegenstand, der mir das Leben noch wert und teuer machte, denn weder Politik, noch Literatur oder Landwirtschaft, alles Dinge, die ja sonst einem Mann in meiner Lebensstellung von Interesse sind, hatten die geringste Anziehungskraft für mich.I prevailed on my mother to wait and rest at my house in London before she returned to her favorite abode at the country-seat in Perthshire. It is needless to say that I remained in town with her. My mother now represented the one interest that held me nobly and endearingly to life. Politics, literature, agriculture--the customary pursuits of a man in my position--had none of them the slightest attraction for me.
Wir kamen in London, wie man zu sagen pflegt »auf der Höhe der Saison« an. Auf der Bühne erregte in dem Jahre eine Tänzerin durch ihre Anmut und Schönheit die ungeteilteste Bewunderung. In der Zeit, von der ich schreibe war nämlich das Ballett noch die Hauptunterhaltung für das Publikum. Wohin ich kam, fragte man mich, ob ich sie gesehen, bis meine Stellung in der Gesellschaft, als der Einzige, der gleichgültig gegen die Reize der herrschenden Gottheit war, gerade zu unerträglich wurde. So nahm ich denn die nächste Einladung in die Loge eines Freundes an und, ungern genug, ging ich in die Wogen der großen Welt, das heißt, ich ging in die große Oper.We had arrived in London at what is called "the height of the season." Among the operatic attractions of that year--I am writing of the days when the ballet was still a popular form of public entertainment--there was a certain dancer whose grace and beauty were the objects of universal admiration. I was asked if I had seen her, wherever I went, until my social position, as the one man who was indifferent to the reigning goddess of the stage, became quite unendurable. On the next occasion when I was invited to take a seat in a friend's box, I accepted the proposal; and (far from willingly) I went the way of the world--in other words, I went to the opera.
Als wir das Theater betraten, war der erste Akt der Vorstellung vorbei und das Ballett hatte noch nicht begonnen. Während meine Freunde sich damit unterhielten, bekannte Gesichter in den Logen und Rängen zu entdecken, setzte ich mich auf einen Stuhl in die Ecke und wartete auf den Tanz. Meine Gedanken schweiften fern von dem Theater umher. Wie allen Damen, war auch der Dame neben mir die Nachbarschaft eines stummen Herrn unangenehm und sie war entschlossen, mich zur Sprache zu nötigen.The first part of the performance had concluded when we got to the theater, and the ballet had not yet begun. My friends amused themselves with looking for familiar faces in the boxes and stalls. I took a chair in a corner and waited, with my mind far away from the theater, from the dancing that was to come. The lady who sat nearest to me (like ladies in general) disliked the neighborhood of a silent man. She determined to make me talk to her.
»Haben Sie je ein Theater so voll gesehen, Mr. Germaine,« sagte sie, »wie dieses Theater heute Abend ist?«"Do tell me, Mr. Germaine," she said. "Did you ever see a theater anywhere so full as this theater is to-night?"
Sie reichte mir ihr Opernglas, während sie sprach und ich trat an die Logenbrüstung vor, um die Versammlung zu übersehen.She handed me her opera-glass as she spoke. I moved to the front of the box to look at the audience.
Es war ein schöner Anblick, jeder benutzbare Raum schien mir ausgefüllt, als ich allmälig mein Glas vom Fußboden bis zu der Decke des Theaters erhob. Höher und höher sehend, trat dann endlich die Galerie in meinen Gesichtskreis und selbst auf diese Entfernung brachte mir das vorzügliche Glas, welches mir in die Hand gesteckt war, die Gesichter der Zuschauer ganz deutlich nah. Zuerst sah ich die Personen, die sich in der ersten Sitzreihe der Logen auf der Galerie befanden.It was certainty a wonderful sight. Every available atom of space (as I gradually raised the glass from the floor to the ceiling of the building) appeared to be occupied. Looking upward and upward, my range of view gradually reached the gallery. Even at that distance, the excellent glass which had been put into my hands brought the faces of the audience close to me. I looked first at the persons who occupied the front row of seats in the gallery stalls.
Ich drehte mein Glas allmälig im Halbkreise der Sitze herum, bis ich ungefähr in der Mitte anhielt.Moving the opera-glass slowly along the semicircle formed by the seats, I suddenly stopped when I reached the middle.
Mein Herz begann so mächtig zu schlagen, als wollte es mir aus der Brust springen, jenes Gesicht war unter den gewöhnlichen Gesichtern, die es umgaben, nicht zu verkennen, ich hatte Frau van Brandt entdeckt. Sie saß vorne an - aber nicht allein. Ein Mann saß dicht hinter ihr, der sich zu ihr herüber neigte und mit ihr sprach. Sie hörte ihm, wie mir schien, mit müdem, traurigen Ausdruck zu. Wer aber war der Mann? War es möglich das zu ergründen? Jedenfalls wollte ich Frau van Brandt sprechen.My heart gave a great leap as if it would bound out of my body. There was no mistaking that face among the commonplace faces near it. I had discovered Mrs. Van Brandt! She sat in front--but not alone. There was a man in the stall immediately behind her, who bent over her and spoke to her from time to time. She listened to him, so far as I could see, with something of a sad and weary look. Who was the man? I might, or might not, find that out. Under any circumstances, I determined to speak to Mrs. Van Brandt.
Der Vorhang hob sich zum Ballett, aber ich verließ unter dem bestmöglichen Vorwand meine Loge.The curtain rose for the ballet. I made the best excuse I could to my friends, and instantly left the box.
Es gelang mir nicht, Einlass zur Galerie zu erlangen, selbst mein Geld wurde zurückgewiesen, da nicht einmal ein Stehplatz auf der Galerie vorhanden war.It was useless to attempt to purchase my admission to the gallery. My money was refused. There was not even standing room left in that part of the theater.
Es blieb mir nur die Möglichkeit, auf die Straße zurückzugeben und an der Ausgangstür der Galerie, wenn die Vorstellung vorüber war, Frau van Brandt zu erwarten.But one alternative remained. I returned to the street, to wait for Mrs. Van Brandt at the gallery door until the performance was over.
Wer aber war ihr Begleiter, der Mann, der hinter ihr saß und sich zutraulich über ihre Schulter weg mit ihr unterhielt? Diese eine Frage nahm meine Gedanken beim Auf- und Abgehen vor der Tür so völlig ein, dass es mir endlich unerträglich wurde. Nur um den Mann noch einmal anzusehen, kehrte ich zur Loge meiner Freunde zurück.Who was the man in attendance on her--the man whom I had seen sitting behind her, and talking familiarly over her shoulder? While I paced backward and forward before the door, that one question held possession of my mind, until the oppression of it grew beyond endurance. I went back to my friends in the box, simply and solely to look at the man again.
Ich erinnere mich nicht mehr, wodurch ich mein seltsames Benehmen entschuldigte. Mit dem Opernglase der Dame bewaffnet, das ich nämlich ohne Gewissensbiss behielt, wendete ich, als Einziger in dieser großen Versammlung, der Bühne den Rücken und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Plätze der Galerie.What excuses I made to account for my strange conduct I cannot now remember. Armed once more with the lady's opera-glass (I borrowed it and kept it without scruple), I alone, of all that vast audience, turned my back on the stage, and riveted my attention on the gallery stalls.
Er saß ruhig auf seinem Platz hinter ihr, allem Anschein nach ganz in die Reize der schönen Tänzerin versunken, Frau van Brandt dagegen schien die Leistungen auf der Bühne wenig anziehend zu finden. Sie sah dem Tanze, soviel ich wahrnehmen konnte, ermüdet und zerstreut zu und als der Beifall in wahrhaft wahnsinnigen Zurufen und Händeklatschen losbrach, blieb sie vollständig gleichgültig für den Enthusiasmus, der das Theater erfüllte. Der Mann hinter ihr, wie mir schien, verstimmt durch ihre sichtliche Gleichgültigkeit für die Aufführung, berührte sie ungeduldig an der Schulter, als ob er fürchtete, dass sie auf ihrem Platz einschlafen könnte. Die Vertraulichkeit seines Benehmens, die in mir die Vermutung befestigte, dass er van Brandt sei, versetzte mich in solche Aufregung, dass ich etwas sagte oder tat, was einen der Herren in meiner Loge zu einer Zurechtweisung veranlasse. »Gehen Sie lieber hinaus,« flüsterte er, »wenn Sie sich nicht beherrschen können.« Da er mit dem Rechte eines alten Freundes zu mir sprach, war ich klug genug seinen Rat anzunehmen und auf meinen Posten an der Tür der Galerie zurückzukehren.There he sat, in his place behind her, to all appearance spell-bound by the fascinations of the graceful dancer. Mrs. Van Brandt, on the contrary, seemed to find but little attraction in the spectacle presented by the stage. She looked at the dancing (so far as I could see) in an absent, weary manner. When the applause broke out in a perfect frenzy of cries and clapping of hands, she sat perfectly unmoved by the enthusiasm which pervaded the theater. The man behind her (annoyed, as I supposed, by the marked indifference which she showed to the performance) tapped her impatiently on the shoulder, as if he thought that she was quite capable of falling asleep in her stall. The familiarity of the action--confirming the suspicion in my mind which had already identified him with Van Brandt--so enraged me that I said or did something which obliged one of the gentlemen in the box to interfere. "If you can't control yourself," he whispered, "you had better leave us." He spoke with the authority of an old friend. I had sense enough left to take his advice, and return to my post at the gallery door.
Kurz vor Mitternacht endete die Vorstellung und die Zuschauer strömten aus dem Theater.A little before midnight the performance ended. The audience began to pour out of the theater.
Aus meiner stillen Ecke hinter der Tür beobachtete ich die Treppe zur Galerie und wartete auf sie. Nach einer, wie mir schien, endlosen Zeit, sah ich sie und ihren Begleiter die Treppe herunter kommen. Sie trug einen langen, dunklen Mantel, ein zierlicher Hut bedeckte ihren Kopf und erschien darauf als die kleidsamste Kopfbedeckung, die eine Frau tragen kann. Ich hörte den Mann in verdrießlichem Tone zu ihr sprechen, als sie an mir vorüber kamen.I drew back into a corner behind the door, facing the gallery stairs, and watched for her. After an interval which seemed to be endless, she and her companion appeared, slowly descending the stairs. She wore a long dark cloak; her head was protected by a quaintly shaped hood, which looked (on her) the most becoming head-dress that a woman could wear. As the two passed me, I heard the man speak to her in a tone of sulky annoyance.
»Dich in die Oper führen, heißt sein Geld wegwerfen,« sagte er. "It's wasting money," he said, "to go to the expense of taking you to the opera."
»Ich bin nicht wohl,« antwortete sie mit gesenktem Kopf und niedergeschlagenen Augen. »Ich bin heute Abend so verstimmt.«"I am not well," she answered with her head down and her eyes on the ground. "I am out of spirits to-night."
»Willst Du nach Hause fahren oder gehen?«"Will you ride home or walk?"
»Wenn es Dir recht ist, will ich gehen.«"I will walk, if you please."
Ich folgte ihnen, unbeobachtet, bis die Massen sich verlaufen hatten, dann wollte ich mich ihr zeigen. Nach wenigen Minuten bogen sie in eine Querstraße ein, ich beschleunigte meine Schritte, bis ich dicht neben ihr war, nahm dann den Hut ab und redete sie an.I followed them unperceived, waiting to present myself to her until the crowd about them had dispersed. In a few minutes they turned into a quiet by-street. I quickened my pace until I was close at her side, and then I took off my hat and spoke to her.
Mit einem Ausruf des Erstaunens erkannte sie mich und für einen Augenblick erleuchtete ihr Gesicht der lieblichste Ausdruck der Freude, den ich je auf einem menschlichen Antlitz sah - im nächsten Augenblick war Alles vorbei! Die reizenden Züge wurden wieder düster und hart, sie stand vor mir, als wäre sie schuldbeladen und sprach kein Wort, nahm selbst nicht meine dargereichte Hand.She recognized me with a cry of astonishment. For an instant her face brightened radiantly with the loveliest expression of delight that I ever saw on any human countenance. The moment after, all was changed. The charming features saddened and hardened. She stood before me like a woman overwhelmed by shame--without uttering a word, without taking my offered hand.
Ihr Begleiter brach das Schweigen.Her companion broke the silence.
»Wer ist der Herr?« fragte er, mit ausländischem Akzent und einer gewissen Unverschämtheit in Ton und Gebärde."Who is this gentleman?" he asked, speaking in a foreign accent, with an under-bred insolence of tone and manner.
Im Augenblick, als er sie anredete, überwand sie sich und antwortete: »Es ist Mr. Germaine, ein Herr, der in Schottland sehr gütig gegen mich war.« Sie schlug einen Moment lang ihre Augen zu mir auf und nahm ihre Zuflucht zu einer förmlichen, höflichen Frage nach meinem Befinden. »Ich hoffe es geht Ihnen gut, Mr. Germaine,« sagte die weiche, süße Stimme immer bebend.She controlled herself the moment he addressed her. "This is Mr. Germaine," she answered: "a gentleman who was very kind to me in Scotland." She raised her eyes for a moment to mine, and took refuge, poor soul, in a conventionally polite inquiry after my health. "I hope you are quite well, Mr. Germaine," said the soft, sweet voice, trembling piteously.
Ich gab die gewöhnliche Antwort und erklärte, dass ich sie in der Oper gesehen hätte. »Leben Sie in London?« fragte ich, »und kann ich die Ehre haben Ihnen meine Aufwartung zu machen?«I made the customary reply, and explained that I had seen her at the opera. "Are you staying in London?" I asked. "May I have the honor of calling on you?"
Ehe sie sprechen konnte, antwortete ihr Begleiter für sie:Her companion answered for her before she could speak.
»Meine Frau dankt Ihnen für die Ehre, die Sie ihr erweisen wollen, mein Herr, sie empfängt aber keinen Besuch. Wir beide wünschen Ihnen eine gute Nacht!«"My wife thanks you, sir, for the compliment you pay her. She doesn't receive visitors. We both wish you good-night."
Bei diesen Worten nahm er den Hut mit spöttischer Verbindlichkeit ab und zwang sie, ihren Arm fest haltend, ohne Aufenthalt mit ihm weiter zu gehen. In der festen Überzeugung, die ich nun gewonnen hatte, dass der Mann kein Anderer als van Brandt war, stand ich im Begriff ihm eine scharfe Antwort zu geben, die Frau van Brandt aber sogleich abschnitt.Saying those words, he took off his hat with a sardonic assumption of respect; and, holding her arm in his, forced her to walk on abruptly with him. Feeling certainly assured by this time that the man was no other than Van Brandt, I was on the point of answering him sharply, when Mrs. Van Brandt checked the rash words as they rose to my lips.
»Um meinetwillen!« flüsterte sie mir zu und ihr flehender Blick brachte mich sofort zum Schweigen. Es lag ja allerdings ganz in ihrem freien Willen zu dem Mann zurückzukehren, der sie so abscheulich betrogen und verlassen hatte oder nicht. Ich verneigte mich und ging. Das Gefühl der Demütigung, dass ich der Nebenbuhler von Herrn van Brandt war, erfüllte mich mit grenzenloser Bitterkeit."For my sake!" she whispered, over her shoulder, with an imploring look that instantly silenced me. After all, she was free (if she liked) to go back to the man who had so vilely deceived and deserted her. I bowed and left them, feeling with no common bitterness the humiliation of entering into rivalry with Mr. Van Brandt.
Ich ging auf die andere Seite der Straße, aber ehe ich drei Schritte weit gegangen war, bemächtigte sich der alte Zauber, den sie auf mich ausübte, wieder meiner und, ohne mich zur Selbstbeherrschung zu zwingen, entschloss ich mich, mich zum Spion zu erniedrigen und ihnen nach ihrer Wohnung zu folgen. Das gelang mir denn auch, da ich vorsichtig auf der andern Seite der Straße hinter ihnen her ging und so ihre Haustür erreichte, ich verzeichnete Straße und Nummer genau in mein Notizbuch.I crossed to the other side of the street. Before I had taken three steps away from her, the old infatuation fastened its hold on me again. I submitted, without a struggle against myself, to the degradation of turning spy and following them home. Keeping well behind, on the opposite side of the way, I tracked them to their own door, and entered in my pocket-book the name of the street and the number of the house.
Niemand, der diese Zeilen liest, kann mich härter beurteilen, als ich selbst es tat. Wie durfte ich eine Frau lieben, die mir absichtlich einen Schurken vorzog, der sie heiratete, während er schon mit einer andern Frau getraut war und doch trotzdem ich Alles das wusste, liebte ich sie mit derselben Innigkeit! Es war unglaublich und entsetzlich - aber es war wahr! Zum ersten Male in meinem Leben nahm ich meine Zuflucht zum Wein, um das Gefühl meiner Erniedrigung zu vergessen. Ich ging nach meinem Club, wo ich mich einer heiteren Abendgesellschaft zugesellte und vergeblich den Champagner Glas auf Glas herunter goss, denn meine Stimmung erheiterte sich dennoch nicht und es gelang mir nicht, auch nur für einen Augenblick das Bewusstsein meiner verächtlichen Handlungsweise loszuwerden. Verzweifelt ging ich zu Bett und in der schlaflosen Nacht, verfluchte ich jenen verhängnisvollen Abend, wo ich ihr zum ersten Male am Ufer des Flusses begegnete. Wie ich sie aber auch schmähen mochte, wie tief ich mich selbst verachtete, ich liebte sie trotz alledem!The hardest critic who reads these lines cannot feel more contemptuously toward me than I felt toward myself. Could I still love a woman after she had deliberately preferred to me a scoundrel who had married her while he was the husband of another wife? Yes! Knowing what I now knew, I felt that I loved her just as dearly as ever. It was incredible, it was shocking; but it was true. For the first time in my life, I tried to take refuge from my sense of my own degradation in drink. I went to my club, and joined a convivial party at a supper table, and poured glass after glass of champagne down my throat, without feeling the slightest sense of exhilaration, without losing for an instant the consciousness of my own contemptible conduct. I went to my bed in despair; and through the wakeful night I weakly cursed the fatal evening at the river-side when I had met her for the first time. But revile her as I might, despise myself as I might, I loved her--I loved her still!
Unter den Briefen, die ich am andern Morgen auf meinem Tische fand, waren zwei, die in der Erzählung erwähnt werden müssen.Among the letters laid on my table the next morning there were two which must find their place in this narrative.
Die Handschrift auf dem Einen hatte ich schon einmal in dem Hotel in Edinburgh gesehen, die Schreiberin war Frau van Brandt.The first letter was in a handwriting which I had seen once before, at the hotel in Edinburgh. The writer was Mrs. Van Brandt.
»Um meinetwillen,« so lautete der Brief, »machen Sie keinen Versuch weiter, mich zu sehen und schlagen Sie die Einladung aus, die Sie, wie ich fürchte, mit diesen Zeilen zugleich erhalten werden. Ich bin für mein Leben entehrt und Ihrer Beachtung nicht mehr würdig, Sie sind es sich selbst schuldig, mein Herr, ein elendes Weib zu vergessen, das Ihnen heute zum letzten Male schreibt und Ihnen voll Dankgefühl ein letztes Lebewohl sendet.«"For your own sake" (the letter ran) "make no attempt to see me, and take no notice of an invitation which I fear you will receive with this note. I am living a degraded life. I have sunk beneath your notice. You owe it to yourself, sir, to forget the miserable woman who now writes to you for the last time, and bids you gratefully a last farewell."
Diese traurigen Worte waren nur mit Buchstaben unterzeichnet und befestigten in mir, was ich wohl kaum zu sagen brauche, den Entschluss sie auf jeden Fall wiederzusehen. Als ich das Papier geküsst hatte, das ihre Hand berührt, las ich den zweiten Brief, der richtig die oben erwähnte »Einladung« enthielt und also lautete:Those sad lines were signed in initials only. It is needless to say that they merely strengthened my resolution to see her at all hazards. I kissed the paper on which her hand had rested, and then I turned to the second letter. It contained the "invitation" to which my correspondent had alluded, and it was expressed in these terms:
»Indem Herr van Brandt Mr. Germaine seine Hochachtung bezeigt, erbittet er sich seine Verzeihung für die etwas schroffe Weise, in der er Mr. Germaines höfliches Entgegenkommen, erwiderte. Da Herr van Brandt stets an nervöser Reizbarkeit leidet und gerade gestern Abend besonders unwohl war, hofft er, dass Mr. Germaine diese aufrichtige Entschuldigung in dem Sinne auffassen wird, wie sie niedergeschrieben ist und erlaubt sich hinzuzufügen, dass Frau van Brandt sich glücklich schätzen wird, Mr. Germaine zu empfangen, sobald es ihm belieben wird, bei ihr vorzusprechen.«"Mr. Van Brandt presents his compliments to Mr. Germaine, and begs to apologize for the somewhat abrupt manner in which he received Mr. Germaine's polite advances. Mr. Van Brandt suffers habitually from nervous irritability, and he felt particularly ill last night. He trusts Mr. Germaine will receive this candid explanation in the spirit in which it is offered; and he begs to add that Mrs. Van Brandt will be delighted to receive Mr. Germaine whenever he may find it convenient to favor her with a visit."
Nachdem ich die beiden Briefe gelesen hatte, stand die Überzeugung in mir fest, dass Herr van Brandt, als er dieses unverschämte Schriftstück an mich verfasste, irgendeinem schmutzigen eigennützigen Zwecke diente und dass die unglückliche Frau, die seinen Namen trug, über sein Vorhaben tief beschämt sein musste. Der natürliche Argwohn, den ich gegen diesen Mann und seine Zwecke empfand, brachte mich unverzüglich zum Entschluss, welchen Weg ich ihm gegenüber einzuschlagen hatte und ich war sogar erfreut, dass Herr van Brandt selbst mir ein Wiedersehen mit seiner Frau ermöglichte, mochten seine Beweggründe nun sein, welche sie wollten.That Mr. Van Brandt had some sordid interest of his own to serve in writing this grotesquely impudent composition, and that the unhappy woman who bore his name was heartily ashamed of the proceeding on which he had ventured, were conclusions easily drawn after reading the two letters. The suspicion of the man and of his motives which I naturally felt produced no hesitation in my mind as to the course which I had determined to pursue. On the contrary, I rejoiced that my way to an interview with Mrs. Van Brandt was smoothed, no matter with what motives, by Mr. Van Brandt himself.
Bis Mittag wartete ich geduldig zu Hause, dann aber war es mir unmöglich länger auszuhalten; indem ich für meine Mutter, der zu begegnen mich doch mein natürliches Schamgefühl verhinderte, eine Entschuldigung zurück ließ, eilte ich davon um gleich von meiner Einladung an demselben Tage, wo ich sie erhielt, Gebrauch zu machen.I waited at home until noon, and then I could wait no longer. Leaving a message of excuse for my mother (I had just sense of shame enough left to shrink from facing her), I hastened away to profit by my invitation on the very day when I received it.
Frau van Brandt in ihrer HäuslichkeitMRS. VAN BRANDT AT HOME
Als ich meine Hand nach der Hausklingel ausstreckte, wurde die Tür von innen geöffnet und niemand Geringeres, als Herr van Brandt selbst, stand vor mir! Er hatte den Hut auf dem Kopfe und war entschieden eben im Begriff auszugehen.As I lifted my hand to ring the house bell, the door was opened from within, and no less a person than Mr. Van Brandt himself stood before me. He had his hat on. We had evidently met just as he was going out.
»Wie gütig von Ihnen, mein Herr, Sie beantworten meinen Brief auf die liebenswürdigste Weise, indem Sie selbst erscheinen. Sie finden Frau van Brandt zu Hause und sie wird außerordentlich erfreut sein. Bitte treten Sie näher!«"My dear sir, how good this is of you! You present the best of all replies to my letter in presenting yourself. Mrs. Van Brandt is at home. Mrs. Van Brandt will be delighted. Pray walk in."
Er öffnete die Tür eines Zimmers im Erdgeschoss. Seine Höflichkeit war, wo möglich, noch beleidigender als seine Unverschämtheit.He threw open the door of a room on the ground-floor. His politeness was (if possible) even more offensive than his insolence.
»Bitte nehmen Sie Platz, Mr. Germaine!« Er ging und öffnete die Tür, aus der er mit lauter, sicherer Stimme die Treppe herauf rief:"Be seated, Mr. Germaine, I beg of you." He turned to the open door, and called up the stairs, in a loud and confident voice:
»Mary komm sofort herunter!«"Mary! come down directly."
Also »Mary!« So musste ich durch Brandt endlich ihren Taufnamen erfahren. aber ich kann nicht beschreiben, wie er mir, von seinen Lippen gesprochen, die Ohren zerriss. Zum ersten Male seit langen Jahren kehrte meine Erinnerung zu Mary Dermody und der Grünwasserfläche zurück, Ich hörte aber schon Frau van Brandts Kleider auf der Treppe tauschen und bei diesem Tone waren die alten Zeiten und die alten Gestalten so gänzlich aus meinem Gedächtnis verschwunden, als hätten sie nie darin gelebt. Was hatte sie denn mit ihrer Namensschwester aus alten Zeiten, mit dem zarten, schüchternen, kleinen Mädchen gemein? Wie konnte das düstere Wohnhaus in London mich an des Vogtes blumenumduftetes Häuschen am Ufer des Sees erinnern?"Mary"! I knew her Christian name at last, and knew it through Van Brandt. No words can tell how the name jarred on me, spoken by his lips. For the first time for years past my mind went back to Mary Dermody and Greenwater Broad. The next moment I heard the rustling of Mrs. Van Brandt's dress on the stairs. As the sound caught my ear, the old times and the old faces vanished again from my thoughts as completely as if they had never existed. What had she in common with the frail, shy little child, her namesake, of other days? What similarity was perceivable in the sooty London lodging-house to remind me of the bailiff's flower-scented cottage by the shores of the lake?
Van Brandt nahm den Hut ab und verbeugte sich mit niedriger Unterwürfigkeit vor mir.Van Brandt took off his hat, and bowed to me with sickening servility.
»Mich erwartet eine unaufschiebbare Geschäftsangelegenheit« sagte er, »bitte, entschuldigen Sie mich. Frau van Brandt wird Sie empfangen. Guten Morgen.«"I have a business appointment," he said, "which it is impossible to put off. Pray excuse me. Mrs. Van Brandt will do the honors. Good morning."
Die Haustür wurde geöffnet und geschlossen, das Rauschen ihres Kleides kam immer näher, bis sie vor mir stand.The house door opened and closed again. The rustling of the dress came slowly nearer and nearer. She stood before me.
»Mr. Germaine!« rief sie aus und trat zurück, als ob sie schon bei meinem bloßen Anblick zurückgestoßen wurde. »Ist es ehrenwert, ist es Ihrer würdig, dass Sie mich verleiten lassen, Sie zu empfangen und Herrn van Brandt dabei zu ihrem Mitschuldigen machen? O, mein Herr, ich hatte mich daran gewöhnt zu Ihnen, als zu einem edlen Manne empor zu sehen und wie bitter haben Sie mich enttäuscht!«"Mr. Germaine!" she exclaimed, starting back, as if the bare sight of me repelled her. "Is this honorable? Is this worthy of you? You allow me to be entrapped into receiving you, and you accept as your accomplice Mr. Van Brandt! Oh, sir, I have accustomed myself to look up to you as a high-minded man. How bitterly you have disappointed me!"
Ich beachtete ihre Vorwürfe nicht, denn sie erhöhten nur ihre Farbe und steigerten dadurch das Entzücken sie anzuschauen.Her reproaches passed by me unheeded. They only heightened her color; they only added a new rapture to the luxury of looking at her.
»Wenn Sie mich so treu liebten, wie ich Sie liebe,« sagte ich, »so würden Sie begreifen, weshalb ich hier bin. Ich scheue kein Opfer um Sie nach zweijähriger Trennung endlich wiederzusehen.«"If you loved me as faithfully as I love you," I said, "you would understand why I am here. No sacrifice is too great if it brings me into your presence again after two years of absence."
Sie neigte sich zu mir und richtete ihre Augen tief forschend auf mein Gesicht.She suddenly approached me, and fixed her eyes in eager scrutiny on my face.
»Es muss hier ein Irrtum obwalten,« sagte sie, »Sie können meinen Brief unmöglich erhalten haben oder haben Sie ihn nicht gelesen?«"There must be some mistake," she said. "You cannot possibly have received my letter, or you have not read it?"
»Ich erhielt und las ihn.«"I have received it, and I have read it."
«Und van Brandts Brief auch, haben Sie den auch gelesen?«"And Van Brandt's letter--you have read that too?"
»Ja.«"Yes."
Sie setzte sich an den Tisch und ihre Arme darauf stützend, bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen. Es schien, als ob meine Antwort sie schmerzte und in Erstaunen versetzte. »Sind denn alle Männer gleich?« hörte ich sie sagen, »ich hoffte, dass er fühlen würde, was seine Pflicht gegen sich selbst war und was ihm das Mitleid für mich gebot.«She sat down by the table, and, leaning her arms on it, covered her face with her hands. My answers seemed not only to have distressed, but to have perplexed her. "Are men all alike?" I heard her say. "I thought I might trust in his sense of what was due to himself and of what was compassionate toward me."
Ich schloss die Tür und setzte mich zu ihr. Als sie meine Nähe fühlte, nahm sie die Hände vom Gesicht und sah mich mit kaltem Erstaunen an.I closed the door and seated myself by her side. She removed her hands from her face when she felt me near her. She looked at me with a cold and steady surprise.
»Was beabsichtigen Sie nun?« fragte sie."What are you going to do?" she asked.
»Ich werde versuchen mir Ihre Achtung wiederzugewinnen,« sagte ich. »Ich werde zuerst Ihr Mitleid für einen Mann anrufen, dessen ganzes Herz Ihnen gehört, dessen Leben in Ihnen aufgeht!«"I am going to try if I can recover my place in your estimation," I said. "I am going to ask your pity for a man whose whole heart is yours, whose whole life is bound up in you."
Sie sprang auf und sah sich ungläubig an, als zweifle sie, ob sie meine letzten Worte richtig gehört und richtig verstanden habe. Ehe ich weiter sprechen konnte, trat sie vor mich hin und schlug mit ihrer geöffneten Hand mit einer so leidenschaftlichen Entschlossenheit auf den Tisch, wie ich sie nie zuvor von ihr gesehen hatte.She started to her feet, and looked round her incredulously, as if doubting whether she had rightly heard and rightly interpreted my last words. Before I could speak again, she suddenly faced me, and struck her open hand on the table with a passionate resolution which I now saw in her for the first time.
»Halten Sie ein!« rief sie. »Diese Sache muss und wird ein Ende nehmen. Wissen Sie denn, wer der Mann ist, der eben das Haus verlassen hat? Antworten Sie mir, Mr. Germaine. ich spreche im vollen Ernst.« Es blieb mir keine Wahl als zu antworten, denn sie sprach in der Tat im Ernst - im furchtbaren Ernst."Stop!" she cried. "There must be an end to this. And an end there shall be. Do you know who that man is who has just left the I drew closer to her. She tried to get up and leave me. I knew my power over her, and used it (as any man in my place would have used it) without scruple. I took her hand. There was no choice but to answer her. She was indeed in earnest--vehemently in earnest.
»Aus seinem Briefe ersehe ich,« sprach ich, »dass er Herr van Brandt ist.«"His letter tells me," I said, "that he is Mr. Van Brandt."
Sie setzte sich und wendete das Gesicht von mir ab.She sat down again, and turned her face away from me.
»Wissen Sie warum er Ihnen schrieb?« fragte sie. »Warum er Sie hierher einlud?«"Do you know how he came to write to you?" she asked. "Do you know what made him invite you to this house?"
Ich gedachte des Argwohns, der mich beschlich, als ich van Brandts Brief las und schwieg.I thought of the suspicion that had crossed my mind when I read Van Brandt's letter. I made no reply.
»Sie zwingen mich, Ihnen die Wahrheit zu sagen,« fuhr sie fort. »Gestern Abend beim Nachhausegehn fragte er mich, was Sie wären. Da ich wusste, dass Sie ein reicher Mann sind und er Geld braucht, sagte ich ihm, dass ich gar nichts über Ihre Lebensverhältnisse wüsste, aber er ist zu schlau, um mir zu glauben und ging sofort in ein Restaurant, um in einem Adresskalender nachzusehn. Als er zurückkam, sagte er: »Mr. Germaine hat ein Haus in Berkeley Square und einen Landsitz in den Hochlanden. Ein armer Teufel wie ich darf solchen Mann nicht beleidigen, ich beabsichtige ihn mir zum Freunde zu machen und erwarte ein Gleiches von Dir.« Damit setzte er sich hin und schrieb Ihnen. Wissen Sie denn, Mr. Germaine, dass ich nur unter dem Schutze dieses Mannes lebe, seine Frau ist nicht tot, wie Sie wohl voraussehen mögen, sie lebt und ich weiß, dass sie lebt. Ich schrieb Ihnen, dass ich Ihrer Teilnahme nicht mehr wert wäre, nun zwingen Sie mich Ihnen zu sagen, warum. Bin ich nun vor Ihnen genugsam erniedrigt, um Sie wieder zur Besinnung zu bringen?«"You force me to tell you the truth," she went on. "He asked me who you were, last night on our way home. I knew that you were rich, and that he wanted money. I told him I knew nothing of your position in the world. He was too cunning to believe me; he went out to the public-house and looked at a directory. He came back and said, 'Mr. Germaine has a house in Berkeley Square and a country-seat in the Highlands. He is not a man for a poor devil like me to offend; I mean to make a friend of him, and I expect you to make a friend of him too.' He sat down and wrote to you. I am living under that man's protection, Mr. Germaine. His wife is not dead, as you may suppose; she is living, and I know her to be living. I wrote to you that I was beneath your notice, and you have obliged me to tell you why. Am I sufficiently degraded to bring you to your senses?"
Ich rückte näher zu ihr heran. Sie wollte aufstehen, um mich zu verlassen, aber da ich meine Macht über sie kannte, bediente ich mich ihrer ohne Bedenken, wie es wohl jeder an meiner Stelle getan hätte.I drew closer to her. She tried to get up and leave me. I knew my power over her, and used it (as any man in my place would have used it) without scruple. I took her hand.
»Ich glaube nicht, dass Sie sich freiwillig erniedrigt haben,« sagte ich. »Sie sind zu Ihrer jetzigen Stellung gezwungen worden und verschweigen mir absichtlich die Entschuldigungsgründe. Dennoch werden Sie mich nie überzeugen, dass Sie eine Unwürdige sind! Glauben Sie, dass ich Sie lieben würde, wie ich Sie liebe, wenn Sie meiner wirklich unwert wären?«"I don't believe you have voluntarily degraded yourself," I said. "You have been forced into your present position: there are circumstances which excuse you, and which you are purposely keeping back from me. Nothing will convince me that you are a base woman. Should I love you as I love you, if you were really unworthy of me?"
Sie versuchte mir ihre Hand zu entziehen, aber ich hielt sie fest, so beschloss sie denn den Gegenstand des Gesprächs zu wechseln und sagte mit schwachem, erzwungenem Lächeln:She struggled to free her hand; I still held it. She tried to change the subject.
»Eines müssen Sie mir noch sagen, haben Sie meine Erscheinung je wiedergesehen, seit ich Sie verließ?«"There is one thing you haven't told me yet," she said, with a faint, forced smile. "Have you seen the apparition of me again since I left you?"
»Nein. Haben Sie mich je wieder so gesehn, wie Sie mich im Gasthause in Edinburgh sahen?«"No. Have you ever seen me again, as you saw me in your dream at the inn in Edinburgh?"
»Niemals. Unsere gegenseitigen Erscheinungen sind verschwunden, können Sie sich einen Grund dafür denken?«"Never. Our visions of each other have left us. Can you tell why?"
Hätten wir diesen Gegenstand weiter verfolgt, so hätte er unbedingt zu unserer Erkennung führen müssen, aber wir ließen ihn fallen. Statt ihre Frage zu beantworten, zog ich sie näher an mich und kehrte zu dem verbotenen Thema von meiner Liebe zurück.If we had continued to speak on this subject, we must surely have recognized each other. But the subject dropped. Instead of answering her question, I drew her nearer to me--I returned to the forbidden subject of my love.
»Sehen Sie mich an,« bat ich, »und seien Sie aufrichtig. Können Sie mich sehn, mich hören und finden Sie in Ihrem Herzen keine sympathische Regung für mich? Bin ich Ihnen ganz gleichgültig und haben Sie, seit wir uns trennten, wirklich niemals meiner gedacht?«"Look at me," I pleaded, "and tell me the truth. Can you see me, can you hear me, and do you feel no answering sympathy in your own heart? Do you really care nothing for me? Have you never once thought of me in all the time that has passed since we last met?"
Ich sprach, wie ich empfand, inbrünstig, leidenschaftlich. Sie machte einen letzten Versuch mich. von sich zu stoßen, während dessen sie aber schon selbst nachgab. Sie drückte meine Hand und ein leiser Seufzer entfloh ihren Lippen, als sie sich plötzlich von der Rückhaltung, die sie bis jetzt beobachtet hatte frei machte und mir mit voller Hingebung antwortete:I spoke as I felt--fervently, passionately. She made a last effort to repel me, and yielded even as she made it. Her hand closed on mine, a low sigh fluttered on her lips. She answered with a sudden self-abandonment; she recklessly cast herself loose from the restraints which had held her up to this time.
»Ich gedenke immer Ihrer, so auch gestern Abend in der Oper und mein Herz jauchzte auf, als ich Ihre Stimme auf der Straße vernahm.«"I think of you perpetually," she said. "I was thinking of you at the opera last night. My heart leaped in me when I heard your voice in the street."
»So lieben Sie mich?« flüsterte ich."You love me!" I whispered.
»Ob ich Sie liebe?« wiederholte sie. »Gegen meinen eigenen Willen gehört Ihnen mein ganzes Herz. Ich liebe Sie, ob ich gleich erniedrigt und Ihrer unwert bin, ob ich gleich weiß, dass ich keinerlei Hoffnung habe, dennoch liebe ich Sie!«"Love you!" she repeated. "My whole heart goes out to you in spite of myself. Degraded as I am, unworthy as I am--knowing as I do that nothing can ever come of it--I love you! I love you!"
Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und zog mich mit aller Kraft an sich, dann sank sie auf ihre Knie.She threw her arms round my neck, and held me to her with all her strength. The moment after, she dropped on her knees.
»Ach, führen Sie mich nicht in Versuchung!« sprach sie. »Haben Sie Erbarmen mit mir!«"Oh, don't tempt me!" she murmured. "Be merciful--and leave me."
Ich war außer mir und sprach eben so rückhaltlos, wie sie zu mir gesprochen hatte.I was beside myself. I spoke as recklessly to her as she had spoken to me.
»So beweisen Sie mir, dass Sie mich lieben,« sagte ich, »indem Sie mir gestatten Sie von dem erniedrigenden Leben mit diesem Manne zu erretten. Verlassen Sie ihn und folgen Sie mir, verlassen Sie ihn auf immer und suchen Sie an meiner Seite eine bessere Zukunft, die Ihrer würdig ist - die Zukunft, mein Weib zu sein.«"Prove that you love me," I said. "Let me rescue you from the degradation of living with that man. Leave him at once and forever. Leave him, and come with me to a future that is worthy of you--your future as my wife."
»Niemals!« sagte sie, sich zu meinen Füßen niederkauernd."Never!" she answered, crouching low at my feet.
»Warum nicht? Was behindert Sie?«"Why not? What obstacle is there?"
»Das kann und darf ich Ihnen nicht sagen.«"I can't tell you--I daren't tell you."
»Wollen Sie es mir schreiben?«"Will you write it?"
»Nein, Ihnen kann ich es auch nicht schreiben. Gehen Sie, ich flehe Sie an, ehe van Brandt heimkehrt, gehen Sie, wenn Sie Liebe, wenn Sie Mitleid für mich fühlen.«"No, I can't even write it--to you. Go, I implore you, before Van Brandt comes back. Go, if you love me and pity me."
Sie hatte meine Eifersucht erregt und ich verweigerte Sie zu verlassen.She had roused my jealousy. I positively refused to leave her.
»Ich fordre von Ihnen zu wissen, was Sie an diesen Mann fesselt,« sagte ich. »Lassen Sie ihn kommen! Wenn Sie mir diese Frage nicht beantworten wollen, werde ich sie ihm vorlegen.«"I insist on knowing what binds you to that man," I said. "Let him come back! If you won't answer my question, I will put it to him."
Sie sah mich wild an und stieß einen Schrei des Entsetzens aus, als sie meinen unwandelbaren Entschluss auf meinem Gesichte las.She looked at me wildly, with a cry of terror. She saw my resolution in my face.
»So lassen Sie mich nachdenken,« sagte sie, »aber erschrecken Sie mich nicht!«"Don't frighten me," she said. "Let me think."
Als sie einen Augenblick nachgedacht, erhellten sich ihre Augen, als hätte sie einen neuen Ausweg aus diesen Verwickelungen gefunden.She reflected for a moment. Her eyes brightened, as if some new way out of the difficulty had occurred to her.
»Lebt Ihre Mutter noch?« fragte sie."Have you a mother living?" she asked.
»Ja.«"Yes."
»Würde sie zu mir kommen?«"Do you think she would come and see me?"
»Wenn ich sie darum bitte, gewiss.«"I am sure she would if I asked her."
Sie überlegte wiederum und sagte dann nachdenklich: »dann will ich Ihrer Mutter das Hindernis nennen.«She considered with herself once more. "I will tell your mother what the obstacle is," she said, thoughtfully.
»Wann?«"When?"
»Morgen um diese Zeit.«"To-morrow, at this time."
Sie erhob sich von den Knien und Tränen standen in ihren Augen. Indem sie mich sanft an sich zog, flüsterte sie: »Küssen Sie mich, denn wir werden uns nie wiedersehn, küssen Sie mich zum letzten Male.«She raised herself on her knees; the tears suddenly filled her eyes. She drew me to her gently. "Kiss me," she whispered. "You will never come here again. Kiss me for the last time."
Kaum hatten meine Lippen die ihren berührt, als sie aufsprang und meinen Hut von dem Stuhle nahm, auf den ich ihn gestellt hatte.My lips had barely touched hers, when she started to her feet and snatched up my hat from the chair on which I had placed it.
»Er kommt,« sagte sie, »nehmen Sie Ihren Hut.«"Take your hat," she said. "He has come back."
Mein schwächerer Gehöressinn hatte nichts wahrgenommen, aber um sie zu beruhigen, stand ich auf und nahm meinen Hut zur Hand. In demselben Augenblicke wurde die Tür schnell und leise geöffnet und Herr van Brandt trat ein. Die Enttäuschung in seinen Zügen sagte mir deutlich, dass er uns aus irgendeinem niedrigen Grunde zu überraschen hoffte und dass seine Absicht fehlgeschlagen war.My duller sense of hearing had discovered nothing. I rose and took my hat to quiet her. At the same moment the door of the room opened suddenly and softly. Mr. Van Brandt came in. I saw in his face that he had some vile motive of his own for trying to take us by surprise, and that the result of the experiment had disappointed him.
»Sie werden doch jetzt nicht aufbrechen?« sagte er und heftete seine Augen auf seine Frau, während er mit mir sprach. »Ich habe mein Geschäft möglichst beschleunigt, um Sie noch hier zu finden und zu bitten mit uns zu frühstücken. So legen Sie Ihren Hut doch ab, Mr. Germaine, und machen Sie keine Umstände.«"You are not going yet?" he said, speaking to me with his eye on Mrs. Van Brandt. "I have hurried over my business in the hope of prevailing on you to stay and take lunch with us. Put down your hat, Mr. Germaine. No ceremony!"
»Sie sind sehr gütig,« erwiderte ich, »aber ich muss Sie und Frau van Brandt bitten, mich für heute zu entschuldigen, meine Zeit ist grade sehr gemessen.«"You are very good," I answered. "My time is limited to-day. I must beg you and Mrs. Van Brandt to excuse me."
Ich verabschiedete mich von ihr, während ich sprach, sie erblasste, als ich ihr die Hand gab. Hatte sie, wenn ich den Rücken kehrte, irgend eine Misshandlung von van Brandt zu fürchten? Der Gedanke machte mein Blut gerinnen, aber ich gedachte ihrer und sagte mir, dass es für sie das Weiseste und Sicherste war, wenn ich ihren Mann für mich gewann, ehe ich ging. Darum sagte ich, als wir zur Tür gingen: »Ich bedaure sehr Ihre Einladung nicht annehmen zu können, vielleicht gestatten Sie mir ein andres Mal Ihr Gast zu sein?«I took leave of her as I spoke. She turned deadly pale when she shook hands with me at parting. Had she any open brutality to dread from Van Brandt as soon as my back was turned? The bare suspicion of it made my blood boil. But I thought of her. In her interests, the wise thing and the merciful thing to do was to conciliate the fellow before I left the house. "I am sorry not to be able to accept your invitation," I said, as we walked together to the door. "Perhaps you will give me another chance?"
Er blinzelte schlau mit den Augen und fragte: »Was meinen Sie zu einem kleinen, einfachen Mittagsmahl mit uns? Nichts als ein Stück Hammelbraten und eine Flasche guten Weines. Ich lade nur noch einen alten Freund dazu ein, damit wir unserer Vier sind, und am Abend einen Rubber Whist spielen können; Sie als Marys Partner - wie? Wann wollen Sie kommen, wollen wir gleich übermorgen bestimmen? Sie war mit bis an die Tür gekommen und stand hinter van Brandt. Als er des »alten Freundes« und des »Rubbers Whist« erwähnte, drückten ihre Züge Scham und Widerwillen aus. Erst als sie hörte, dass er den Tag der Gesellschaft als auf »übermorgen« festsetzte, wurden ihre Züge ruhiger, als wenn sie sich erheblich erleichtert fühlte. Was bedeutete das? »Auf morgen« hatte sie sich den Besuch meiner Mutter erbeten, glaubte sie wirklich, dass ich nie wieder ihr Haus betreten und jeden Versuch sie wiederzusehn aufgeben würde, wenn ich erfuhr, was sie meiner Mutter zu sagen hatte. Fühlte sie sich deshalb erleichtert, als sie hörte, dass die Mittagsgesellschaft erst am Tage darauf stattfinden sollte?His eyes twinkled cunningly. "What do you say to a quiet little dinner here?" he asked. "A slice of mutton, you know, and a bottle of good wine. Only our three selves, and one old friend of mine to make up four. We will have a rubber of whist in the evening. Mary and you partners--eh? When shall it be? Shall we say the day after to-morrow?" She had followed us to the door, keeping behind Van Brandt while he was speaking to me. When he mentioned the "old friend" and the "rubber of whist," her face expressed the strongest emotions of shame and disgust. The next moment (when she had heard him fix the date of the dinner for "the day after to-morrow") her features became composed again, as if a sudden sense of relief had come to her. What did the change mean? "To-morrow" was the day she had appointed for seeing my mother. Did she really believe, when I had heard what passed at the interview, that I should never enter the house again, and never attempt to see her more? And was this the secret of her composure when she heard the date of the dinner appointed for "the day after to-morrow"?
Ich nahm die Einladung an und verließ das Haus, indem ich diese Frage in mir bewegte. Ihr Abschiedskuss, die sichtliche Erleichterung, die sie empfand, als die Gesellschaft auf übermorgen festgesetzt war, das Alles bedrückte mich und ich hätte gern zwölf Jahre meines Lebens darum hin gegeben, hätte ich die nächsten zwölf Stunden damit auslösen können.Asking myself these questions, I accepted my invitation, and left the house with a heavy heart. That farewell kiss, that sudden composure when the day of the dinner was fixed, weighed on my spirits. I would have given twelve years of my life to have annihilated the next twelve hours.
In diesem Gemütszustande langte ich zu Hause an und suchte meine Mutter in ihrem Wohnzimmer auf.In this frame of mind I reached home, and presented myself in my mother's sitting-room.
»Veranlasste Dich das schöne Wetter früher als gewöhnlich auszugehn, mein lieber Sohn?« sagte sie. Als sie mich aber nach einer Pause näher betrachtete, rief sie erschreckt aus: »George! Was ist Dir zugestoßen? Wo warst Du?«"You have gone out earlier than usual to-day," she said. "Did the fine weather tempt you, my dear?" She paused, and looked at me more closely. "George!" she exclaimed, "what has happened to you? Where have you been?"
Ich erzählte ihr Alles eben so aufrichtig, wie ich es hier getan habe.I told her the truth as honestly as I have told it here.
Das Blut stieg ihr ins Gesicht und sie sprach mit einer Strenge zu mir, die ich gar nicht von ihr gewohnt war.The color deepened in my mother's face. She looked at me, and spoke to me with a severity which was rare indeed in my experience of her.
»Muss ich Dich zum ersten Male in Deinem Leben darauf aufmerksam machen, was Du Deiner Mutter schuldig bist?« fragte sie. »Kannst Du wirklich von mir verlangen, dass ich eine Frau besuche, die nach ihrem eigenen Geständnis -«"Must I remind you, for the first time in your life, of what is due to your mother?" she asked. "Is it possible that you expect me to visit a woman, who, by her own confession--"
»Ich ersuche Dich eine Frau zu besuchen, die es nur ein Wort kostete um Deine Schwiegertochter zu werden,« unterbrach ich sie. »Sei überzeugt, dass ich nichts von Dir fordern würde, was unter Deiner Würde ist.«"I expect you to visit a woman who has only to say the word and to be your daughter-in-law," I interposed. "Surely I am not asking what is unworthy of you, if I ask that?"
Meine Mutter blickte erschrocken zu mir auf.My mother looked at me in blank dismay.
»Du willst doch damit nicht sagen, dass Du ihr einen Heiratsantrag gemacht hast, George?«"Do you mean, George, that you have offered her marriage?"
»Ja .«"Yes."
»Und sie hat ihn abgelehnt?«"And she has said No?"
»Sie lehnt ihn ab, weil irgend ein Hindernis im Wege steht, das ich mich vergeblich von ihr zu erfahren bemühte. Dir nur will sie es anvertrauen.«"She has said No, because there is some obstacle in her way. I have tried vainly to make her explain herself. She has promised to confide everything to you."
Der Ernst der Sachlage zwang meine Mutter nachzugeben. Indem sie mir das kleine Täfelchen von Elfenbein reichte, auf dem sie ihre geselligen Verpflichtungen zu notieren pflegte, sagte sie: »Schreibe den Namen und die Adresse hierauf.«The serious nature of the emergency had its effect. My mother yielded. She handed me the little ivory tablets on which she was accustomed to record her engagements. "Write down the name and address," she said resignedly.
»Ich werde Dich begleiten,« antwortete ich, »und vor der Türe im Wagen warten, denn ich muss im Augenblick, wo Deine Zusammenkunft mit Frau van Brandt beendet ist, das Resultat hören.«"I will go with you," I answered, "and wait in the carriage at the door. I want to hear what has passed between you and Mrs. Van Brandt the instant you have left her."
»Ist die Sache so ernst, George?«"Is it as serious as that, George?"
»Ja, Mutter, sie ist sehr ernst.«"Yes, mother, it is as serious as that."
Das Hindernis überwindet michTHE OBSTACLE BEATS ME
Wie lange habe ich im Wagen vor Frau van Brandts Wohnung gewartet? Meinem Gefühl nach war es ein halbes Menschenalter, meiner Uhr nach nur eine halbe Stunde.HOW long was I left alone in the carriage at the door of Mrs. Van Brandt's lodgings? Judging by my sensations, I waited half a life-time. Judging by my watch, I waited half an hour.
Ehe meine Mutter die Lippen öffnete, war meine Hoffnung auf einen glücklichen Erfolg ihres Zwiegesprächs mit Frau van Brandt erloschen, denn ich sah ihr bei ihrer Umkehr auf den ersten Blick an, dass das Hindernis, das zwischen mir und dem heißesten Wunsche meines Lebens stand, für meine Kraft unüberwindlich war.When my mother returned to me, the hope which I had entertained of a happy result from her interview with Mrs. Van Brandt was a hope abandoned before she had opened her lips. I saw, in her face, that an obstacle which was beyond my power of removal did indeed stand between me and the dearest wish of my life.
»Sage mir das Schlimmste und sage es gleich,« sagte ich, als wir von dem Hause abfuhren."Tell me the worst," I said, as we drove away from the house, "and tell it at once."
»Sie bat mich selbst, dass ich es Dir in derselben Weise sagen möchte, George,« sagte meine Mutter traurig, »wie sie es mir gesagt hat. »Wir müssen ihn enttäuschen,« sagte sie, »aber nicht wahr, wir wollen es so sanft als möglich tun.« Nach dieser Einleitung erzählte sie mir die schmerzliche Geschichte, die Du schon kennst - die Geschichte ihrer Verheiratung und ging dann auf Euer Zusammentreffen in Edinburgh und die Umstände über, die sie veranlassen ihr jetziges Leben zu führen. Diesen letzten Teil ihrer Geschichte bat sie mich Dir besonders zu wiederholen, fühlst Du Dich augenblicklich fähig mich anzuhören oder willst Du warten?«"I must tell it to you, George," my mother answered, sadly, "as she told it to me. She begged me herself to do that. 'We must disappoint him,' she said, 'but pray let it be done as gently as possible.' Beginning in those words, she confided to me the painful story which you know already--the story of her marriage. From that she passed to her meeting with you at Edinburgh, and to the circumstances which have led her to live as she is living now. This latter part of her narrative she especially requested me to repeat to you. Do you feel composed enough to hear it now? Or would you rather wait?"
»Lass es mich gleich hören, Mutter, und bediene Dich so viel als möglich ihrer eigenen Worte.«"Let me hear it now, mother; and tell it, as nearly as you can, in her own words."
»Ich will Dir Alles, was sie mir sagte, so getreu als möglich wiederholen, lieber Sohn. Nachdem sie von ihres Vaters Tode gesprochen hatte, sagte sie, dass sie nur noch zwei Verwandte besaß: »Ich habe eine verheiratete Tante in Glasgow und eine verheiratete Tante in London,« das waren ihre Worte. »Als ich Edinburg verließ, ging ich zu der Tante nach London, die leider mit meinem Vater nicht in freundschaftlichen Beziehungen gestanden hatte, da sie sich von meinem Vater zurückgesetzt glaubte. Sein Tod hatte sie gegen ihn, wie gegen mich milder gemacht, so dass sie mich freundlich empfing und mir eine Stelle in einem Laden verschaffte, die ich drei Monate lang behielt, dann aber aufgeben musste.«"I will repeat what she said to me, my dear, as faithfully as I can. After speaking of her father's death, she told me that she had only two relatives living. 'I have a married aunt in Glasgow, and a married aunt in London,' she said. 'When I left Edinburgh, I went to my aunt in London. She and my father had not been on good terms together; she considered that my father had neglected her. But his death had softened her toward him and toward me. She received me kindly, and she got me a situation in a shop. I kept my situation for three months, and then I was obliged to leave it.' "
Meine Mutter schwieg. Mir fiel gleich die seltsame Nachschrift ein, die ich auf Frau van Brandts Wunsch jenem Empehlungsbrief hinzufügen musste, den ich in dem Gasthause in Edinburgh für sie schrieb. Damals wollte sie auch nur für drei Monate eine Versorgung.My mother paused. I thought directly of the strange postscript which Mrs. Van Brandt had made me add to the letter that I wrote for her at the Edinburgh inn. In that case also she had only contemplated remaining in her employment for three months' time.
»Weshalb musste sie ihre Stellung verlassen?« fragte ich."Why was she obliged to leave her situation?" I asked.
»Dieselbe Frage legte ich ihr vor,« erwiderte meine Mutter, »sie hat sie mir aber nicht beantwortet, sondern wechselte die Farbe und sah verlegen aus. »Das will ich Ihnen nachher sagen, Madame,« sagte sie, »lassen Sie mich jetzt erst fortfahren. Meine Tante zürnte mir, dass ich die Stellung aufgegeben hatte und zürnte noch mehr, als sie meinen Grund dafür hörte, weil sie meinte, dass ich die Pflicht gehabt hätte, gleich ganz aufrichtig gegen sie zu sein. Wir schieden kalt von einander. Zum Glück hatte ich etwas Geld von meinem Gehalt erspart und so lange das reichte, ging es mir ganz gut, als es aber aufgezehrt war und ich mich nach einer neuen Stellung umsah, gelang es mir nicht, eine zu finden. Meine Tante versicherte mich, und sie sprach die Wahrheit, dass meines Onkels Einkommen grade nur ausreicht, um seine Familie zu erhalten, dass sie also nichts für mich tun könne und ich selbst war unfähig für mich zu sorgen. Den Brief, den ich an meine Tante nach Glasgow schrieb, ließ diese unbeantwortet. Ich stand dem Hungertode gegenüber, als ich eines Tages in einer Zeitung einen Aufruf fand, den Herr van Brandt an mich richtete. Er beschwor mich, ihm zu schreiben, da sein Leben ohne mich zu öde und leer wäre und gelobte mir feierlich, dass nichts wieder meine Ruhe stören sollte, wenn ich zu ihm zurückkehrte. Hätte ich nur an mich zu denken brauchen, so hätte ich lieber mein Brot auf den Straßen erbettelt, als dass ich zu ihm zurückgekehrt wäre -«"I put that question to her myself," replied my mother. "She made no direct reply--she changed color, and looked confused. 'I will tell you afterward, madam,' she said. 'Please let me go on now. My aunt was angry with me for leaving my employment--and she was more angry still, when I told her the reason. She said I had failed in duty toward her in not speaking frankly at first. We parted coolly. I had saved a little money from my wages; and I did well enough while my savings lasted. When they came to an end, I tried to get employment again, and I failed. My aunt said, and said truly, that her husband's income was barely enough to support his family: she could do nothing for me, and I could do nothing for myself. I wrote to my aunt at Glasgow, and received no answer. Starvation stared me in the face, when I saw in a newspaper an advertisement addressed to me by Mr. Van Brandt. He implored me to write to him; he declared that his life without me was too desolate to be endured; he solemnly promised that there should be no interruption to my tranquillity if I would return to him. If I had only had myself to think of, I would have begged my bread in the streets rather than return to him--' "
Hier unterbrach ich die Erzählung, indem ich sagte: I interrupted the narrative at that point.
»Aber für wen sonst musste sie Rücksicht nehmen?«"What other person could she have had to think of?" I said.
»Ahnst Du in der Tat nicht, George, worauf sie hindeutete, als sie diese Worte sprach?« erwiderte meine Mutter."Is it possible, George," my mother rejoined, "that you have no suspicion of what she was alluding to when she said those words?"
Ich beachtete diese Frage nicht, denn meine Gedanken weilten mit großer Bitterkeit bei van Brandt und seinem Aufruf. »Natürlich beantwortete sie also den Aufruf?« fragte ich.The question passed by me unheeded: my thoughts were dwelling bitterly on Van Brandt and his advertisement. "She answered the advertisement, of course?" I said.
»Sie sah Herrn van Brandt wieder,« fuhr meine Mutter fort, »beschrieb mir aber das Begegnen mit ihm nicht näher. »Er rief mir ins Gedächtnis,« sagte sie, »dass die Frau, die ihn zu jener Heirat verleitet hatte, unheilbar dem Trunke ergeben war und er also unmöglich je wieder mit ihr zusammen leben konnte. Aber sie lebte noch und hatte das Recht sich seine Frau zu nennen. Ich will mich nicht entschuldigen, dass ich unter diesen Umständen zu ihm zurückkehrte, aber ich wusste in meiner damaligen Lage keinen andern Ausweg und will Sie nicht unnütz durch meine Schilderung dessen, was ich damals litt und noch leide, aufregen. Ich bin verloren. Machen Sie sich keine Sorge um ihres Sohnes willen, Madame, bis an mein Lebensende werde ich stolz darauf sein, dass er mir die Ehre und das Glück antrug, sein Weib zu werden - aber ich werde auch nie vergessen, was ich ihm und was ich Ihnen schuldig bin. Ich werde Ihren Sohn nicht wiedersehn, aber Eines bleibt mir noch zu tun: ich muss ihn überzeugen, dass unsere Heirat unmöglich ist. Sie sind Mutter und werden begreifen, weshalb ich lieber Ihnen als Ihrem Sohne enthülle, welches Hindernis unsere Verbindung unmöglich macht.« Sie erhob sich bei diesen Worten und öffnete die Flügeltüren, die von dem Empfangszimmer in ein Hinterzimmer führten. Nach wenigen Augenblicken kehrte sie zurück.«"And she saw Mr. Van Brandt," my mother went on. "She gave me no detailed account of the interview between them. 'He reminded me,' she said, 'of what I knew to be true--that the woman who had entrapped him into marrying her was an incurable drunkard, and that his ever living with her again was out of the question. Still she was alive, and she had a right to the name at least of his wife. I won't attempt to excuse my returning to him, knowing the circumstances as I did. I will only say that I could see no other choice before me, in my position at the time. It is needless to trouble you with what I have suffered since, or to speak of what I may suffer still. I am a lost woman. Be under no alarm, madam, about your son. I shall remember proudly to the end of my life that he once offered me the honor and the happiness of becoming his wife; but I know what is due to him and to you. I have seen him for the last time. The one thing that remains to be done is to satisfy him that our marriage is impossible. You are a mother; you will understand why I reveal the obstacle which stands between us--not to him, but to you.' She rose saying those words, and opened the folding-doors which led from the parlor into a back room. After an absence of a few moments only, she returned."
Auf dem Gipfel ihrer Erzählung angelangt, hielt meine Mutter inne. Fürchtete sie sich, weiter zu sprechen oder hielt sie es für überflüssig mehr zu sagen?At that crowning point in the narrative, my mother stopped. Was she afraid to go on? or did she think it needless to say more?
»Nun,« sagte ich."Well?" I said.
»Muss ich es Dir wirklich sagen, George? Errätst Du selbst jetzt nicht, wie es endete?«"Must I really tell it to you in words, George? Can't you guess how it ended, even yet?"
Ich hatte aus doppelten Gründen wirklich nichts erraten, einmal, weil ich als Mann eine schwerfällige Auffassungsgabe hatte und andrerseits, weil ich halb wahnsinnig vor Erwartung war. So unglaublich es klingen mag, ich war zu benommen, um selbst jetzt die Wahrheit zu begreifen.There were two difficulties in the way of my understanding her. I had a man's bluntness of perception, and I was half maddened by suspense. Incredible as it may appear, I was too dull to guess the truth even now.
»Als sie zu mir zurückkam,« fuhr meine Mutter fort, »war sie nicht allein, mit ihr kam ein liebliches, kleines Mädchen, das eben erst an der Hand der Mutter zu gehn versuchte. Sie küsste das Kind zärtlich und setzte es auf meinen Schoß. »Hier sehn Sie den einzigen Trost meines Lebens,« sagte sie einfach, »aber zugleich auch das Hindernis, weshalb ich nie Mr. Germaines Weib werden kann.«"When she returned to me," my mother resumed, "she was not alone. She had with her a lovely little girl, just old enough to walk with the help of her mother's hand. She tenderly kissed the child, and then she put it on my lap. 'There is my only comfort,' she said, simply; 'and there is the obstacle to my ever becoming Mr. Germaine's wife.' "
Van Brandts Kind! Van Brandts Kind!Van Brandt's child! Van Brandt's child!
Mit einem Male war Alles erklärt, Alles entschuldigt - deshalb die Nachschrift, die ich dem Briefe zufügen musste und der unbegreifliche Rücktritt aus der Stellung, die ihr doch zuzusagen schien, deshalb die entsetzlichen Schwierigkeiten, die sie an den Rand des Hungertodes führten und endlich deshalb die Rückkehr zu dem Manne, der sie grausam hintergangen hatte! Wie konnte sie eine neue Stellung annehmen, da sie ein Kind an der Brust hatte? Was konnte die freundlose Frau dem Hungertode gegenüber Anderes tun, als zu dem Vater ihres Kindes zurückzukehren? Im Vergleich zu ihm, welch ein Anrecht hatte ich an sie? Wenn das arme Geschöpf meine Liebe auch im Geheimen erwiderte, was galt die jetzt? Ihr Kind stand zwischen uns, das war es was sie an ihn fesselte, da sie einmal zurückgekehrt war! Welch Anrecht hatte ich auf sie? Die Sitte und das Gesetz beantworten diese Frage gleich sicher mit: - keines!The postscript which she had made me add to my letter; the incomprehensible withdrawal from the employment in which she was prospering; the disheartening difficulties which had brought her to the brink of starvation; the degrading return to the man who had cruelly deceived her--all was explained, all was excused now! With an infant at the breast, how could she obtain a new employment? With famine staring her in the face, what else could the friendless woman do but return to the father of her child? What claim had I on her, by comparison with him? What did it matter, now that the poor creature secretly returned the love that I felt for her? There was the child, an obstacle between us--there was his hold on her, now that he had got her back! What was my hold worth? All social proprieties and all social laws answered the question: Nothing!
Ich ließ den Kopf sinken und empfing schweigend den furchtbaren Schlag.My head sunk on my breast; I received the blow in silence.
Meine gute Mutter reichte mir die Hand und sagte traurig: »Nun verstehst Du Alles, George, nicht wahr?«My good mother took my hand. "You understand it now, George?" she said, sorrowfully.
»Ja, Mutter, Alles, Alles!«"Yes, mother; I understand it."
»Eines habe ich noch unerwähnt gelassen, mein lieber Sohn, was ich Dir auf ihren Wunsch sagen sollte. Sie beschwört Dich nicht zu glauben, dass sie die geringste Kenntnis von ihrer Lage hatte, als sie sich das Leben nehmen wollte. Durch ein Gespräch mit ihrer Tante in Edinburgh, kam sie zuerst auf die Vermutung, dass sie vielleicht Mutter werden sollte. Man muss mit dieser unglücklichen Frau Mitleid haben, George, denn so bedauernswürdig ihre Lage auch ist, trägt sie durchaus keine Schuld daran. Sie war das unschuldige Opfer eines niedrigen Verrats, als dieser Mann sie heiratete, seitdem hat sie unverdienterweise gelitten und gegen uns hat sie sehr edel gehandelt. Ich muss ihr alle Gerechtigkeit widerfahren lassen, und erkennen, dass man unter Tausenden nicht eine solche Frau findet und dass sie unter glücklichen Umständen wert wäre, meine Tochter und Dein Weib zu sein. Glaube mir, mein lieber Sohn, dass ich aus tiefstem Herzen für Dich und mit Dir fühle.«"There was one thing she wished me to say to you, my dear, which I have not mentioned yet. She entreats you not to suppose that she had the faintest idea of her situation when she attempted to destroy herself. Her first suspicion that it was possible she might become a mother was conveyed to her at Edinburgh, in a conversation with her aunt. It is impossible, George, not to feel compassionately toward this poor woman. Regrettable as her position is, I cannot see that she is to blame for it. She was the innocent victim of a vile fraud when that man married her; she has suffered undeservedly since; and she has behaved nobly to you and to me. I only do her justice in saying that she is a woman in a thousand--a woman worthy, under happier circumstances, to be my daughter and your wife. I feel for you, and feel with you, my dear--I do, with my whole heart."
So war allem Anscheine nach der Vorhang vor diesem Teil meines Lebens gefallen. Wie die Liebe meiner Knabenzeit geendet hatte, so auch begrub ich nun die Liebe reiferer Jahre.So this scene in my life was, to all appearance, a scene closed forever. As it had been with my love, in the days of my boyhood, so it was again now with the love of my riper age!
Als ich im Laufe des Tages meine Selbstbeherrschung einigermaßen wiedererlangt hatte, schrieb ich Herrn van Brandt, wie sie vorausgesehen hatte, dass es geschehen würde, und bedauerte seiner Einladung für morgen nicht folgen zu können.Later in the day, when I had in some degree recovered my self-possession, I wrote to Mr. Van Brandt--as she had foreseen I should write!--to apologize for breaking my engagement to dine with him.
Durfte ich mein letztes Lebewohl an die Frau, die ich geliebt und verloren hatte, auch einem Briefe anvertrauen? Nein! Es war für uns Beide besser, wenn ich nicht schrieb und doch konnte ich den Gedanken, sie schweigend aufzugeben, unmöglich ertragen. In den letzten Worten mit denen sie sich von meiner Mutter verabschiedete, sprach sie, wie mir diese sagte, noch die Hoffnung aus, dass ich sie nicht hart beurteilen würde. Auf welche Weise konnte ich sie nun versichern, dass ich bis an mein Lebensende in Liebe ihrer gedenken würde? Der feine Takt und die aufrichtige Teilnahme meiner Mutter halfen mir den Ausweg finden.Could I trust to a letter also, to say the farewell words for me to the woman whom I had loved and lost? No! It was better for her, and better for me, that I should not write. And yet the idea of leaving her in silence was more than my fortitude could endure. Her last words at parting (as they were repeated to me by my mother) had expressed the hope that I should not think hardly of her in the future. How could I assure her that I should think of her tenderly to the end of my life? My mother's delicate tact and true sympathy showed me the way.
»Schicke dem Kinde, dem armen, kleinen Kinde, gegen das Du doch sicher keinen Groll hegst, ein unbedeutendes Geschenk, George,« sagte sie. Gott weiß es, dass ich dem Kinde nicht grollte! Ich ging selbst aus, um ein Spielzeug für sie zu kaufen, brachte es gleich mit nach Hause und befestigte, ehe ich es abschickte, ein Zettelchen daran, worauf ich folgende Worte schrieb: »Ihrem Töchterchen von George Germaine«. Entschieden liegt nichts besonders Rührendes in diesen Worten und doch brach ich in Tränen aus, als ich sie niedergeschrieben hatte."Send a little present, George," she said, "to the child. You bear no malice to the poor little child?" God knows I was not hard on the child! I went out myself and bought her a toy. I brought it home, and before I sent it away, I pinned a slip of paper to it, bearing this inscription: "To your little daughter, from George Germaine." There is nothing very pathetic, I suppose, in those words. And yet I burst out crying when I had written them.
Am nächsten Morgen reisten meine Mutter und ich nach unserem Landsitz in Pertshire ab, denn London war mir nun unerträglich geworden. Das Ausland hatte ich schon als Heilmittel versucht, mir blieb also nichts übrig als in die Hochlande zurückzukehren und zu sehen, wie sich das Leben ertrug, wenn ich es ganz meiner Mutter widmete.The next morning my mother and I set forth for my country-house in Perthshire. London was now unendurable to me. Traveling abroad I had tried already. Nothing was left but to go back to the Highlands, and to try what I could make of my life, with my mother still left to live for.
Das Tagebuch meiner MutterMY MOTHER'S DIARY
In meiner Hochlands-Heimat folgten sich die Tage trübe und einförmig, denn wir lebten in tiefster Zurückgezogenheit und noch heute, nach Verlauf von Jahren, denke ich ungern daran zurück, die Erinnerung an Zeiten voller Tätigkeit, so gering diese auch sein mochte, ist, da sie mich mit meinen Mitmenschen zusammenführte und mich in Beziehung zu der lebhaften Strömung des Welttreibens brachte, mir dagegen immer lieb gewesen. Das kleinliche Zerlegen der eigenen Gefühle woran viele Menschen im Unglück ein selbstgefälliges Vergnügen zu finden scheinen, ist mir von jeher unbegreiflich gewesen. Darum will ich die Schilderung unseres einförmigen Lebens in Pertshire, so weit es mich betrifft, lieber in den Worten meiner Mutter folgen lassen. Einige Zeilen aus dem Tagebuche, das sie zu führen gewohnt war, werden alles nötige mitteilen, bis diese Erzählung einen vorgerückteren Zeitpunkt und neuere Ereignisse erreicht hat.THERE is something repellent to me, even at this distance of time, in looking back at the dreary days, of seclusion which followed each other monotonously in my Highland home. The actions of my life, however trifling they may have been, I can find some interest in recalling: they associate me with my fellow-creatures; they connect me, in some degree, with the vigorous movement of the world. But I have no sympathy with the purely selfish pleasure which some men appear to derive from dwelling on the minute anatomy of their own feelings, under the pressure of adverse fortune. Let the domestic record of our stagnant life in Perthshire (so far as I am concerned in it) be presented in my mother's words, not in mine. A few lines of extract from the daily journal which it was her habit to keep will tell all that need be told before this narrative advances to later dates and to newer scenes.
Den 20. August. - Trotzdem wir seit zwei Monaten in Schottland sind, finde ich George durchaus nicht vorteilhaft verändert. Er hat sich mit der Trennung von dieser unglücklichen Frau noch keineswegs ausgesöhnt, obgleich er mir das nie zugestehen will. Er erklärt, dass das Stilleben hier mit mir ganz seinen Wünschen entspricht. Ich weiß es aber besser, denn ich war in der vergangenen Nacht in seinem Schlafzimmer und hörte ihn im Schlaf von ihr sprechen und sah die Tränen an seinen Augenlidern! Der arme Junge! Wie viel tausende reizender Frauen würden sich glücklich schätzen sein Weib zu werden, und die Einzige, die ihm nie gehören kann, ist grade die Einzige, die er liebt! "20th August.--We have been two months at our home in Scotland, and I see no change in George for the better. He is as far as ever, I fear, from being reconciled to his separation from that unhappy woman. Nothing will induce him to confess it himself. He declares that his quiet life here with me is all that he desires. But I know better! I have been into his bedroom late at night. I have heard him talking of her in his sleep, and I have seen the tears on his eyelids. My poor boy! What thousands of charming women there are who would ask nothing better than to be his wife! And the one woman whom he can never marry is the only woman whom he loves!
Den 25. - Ich hatte eine lange Unterredung mit Mr. Mac Glue über Georges Zustand. Seit er meinen Sohn ermutigte jener Aufforderung nach St. Antonios Brunnen zu folgen, habe ich diesen schottischen Arzt nicht mehr leiden mögen, aber immerhin scheint er ein tüchtiger Mann in seinem Beruf zu sein und, wie ich glaube, meint er es in seiner Weise gut mit George. Er erteilte seinen Rat in derselben rauhen und entschiedenen Weise wie immer."25th.--A long conversation about George with Mr. MacGlue. I have never liked this Scotch doctor since he encouraged my son to keep the fatal appointment at Saint Anthony's Well. But he seems to be a clever man in his profession--and I think, in his way, he means kindly toward George. His advice was given as coarsely as usual, and very positively at the same time.
»Ihrem Sohn, Madame, wird nichts von seiner verliebten Leidenschaft für die halbertrunkene Dame seines Herzens heilen, als Abwechselung und - eine andre Herzensdame. Lassen Sie ihn dieses Mal allein reisen, damit er sich bewusst wird, wie schmerzlich er die Nähe eines mitfühlenden Wesens vermisst und wenn er ein solches gefunden hat, es gibt deren so viele, wie Fische in der See, dann beunruhigen sie sich nicht, wenn sie auch nicht ganz ohne Fehler ist. Ich besitze eine gesprungene Teetasse und benutze sie seit zwanzig Jahren. Verheiraten Sie ihn der Neuen, Madame, so schleunig und ohne Überlegung, wie das Gesetz es irgend gestattet.« Mir ist Mr. Mac Glues rohe, hartherzige Ansicht verhasst, aber leider fürchte ich, dass ich mich für eine kurze Zeit von meinem Sohne, um seiner selbst willen trennen muss.'Nothing will cure your son, madam, of his amatory passion for that half-drowned lady of his but change--and another lady. Send him away by himself this time; and let him feel the want of some kind creature to look after him. And when he meets with that kind creature (they are as plenty as fish in the sea), never trouble your head about it if there's a flaw in her character. I have got a cracked tea-cup which has served me for twenty years. Marry him, ma'am, to the new one with the utmost speed and impetuosity which the law will permit.' I hate Mr. MacGlue's opinions--so coarse and so hard-hearted!--but I sadly fear that I must part with my son for a little while, for his own sake.
Den 26. - Wohin soll ich George schicken? Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht und kann nicht zum Entschluss kommen. Es wird mir gar so schwer ihn fortzulassen."26th.--Where is George to go? I have been thinking of it all through the night, and I cannot arrive at a conclusion. It is so difficult to reconcile myself to letting him go away alone.
Den 29. - Ich habe immer an besondere Fügungen geglaubt und bin nun in meinem Glauben noch befestigt. Der heutige Morgen brachte uns einen Brief von unserem guten Freunde und Nachbar Belhelyin. Sir James gehört zu der Kommission für die Leuchttürme des Nordens und bereist in einem Regierungsschiffe den Norden von Schottland, die Orkney- und die Shetlandsinseln, um dort die Leuchttürme zu besichtigen. Da es ihm aufgefallen ist, wie bleich und elend mein armer Sohn aussieht, ladet er George ein auf dieser Reise sein Gast zu sein. Ihre Abwesenheit wird nur zwei Monate dauern. Sir James erinnert mich daran, welche Wunder die Seeluft an Georges Gesundheit bewirkt hat, als er von Indien zurückkehrte. Um zu sehen, was Luftwechsel und veränderte Umgebung wirken können, konnte ich mir keine bessere Gelegenheit wünschen. So schwer mir die Trennung auch wird, will ich doch ein heiteres Gesicht dazu machen und George dringend zureden, die Einladung anzunehmen."29th.--I have always believed in special providences; and I am now confirmed in my belief. This morning has brought with it a note from our good friend and neighbor at Belhelvie. Sir James is one of the commissioners for the Northern Lights. He is going in a Government vessel to inspect the lighthouses on the North of Scotland, and on the Orkney and Shetland Islands--and, having noticed how worn and ill my poor boy looks, he most kindly invites George to be his guest on the voyage. They will not be absent for more than two months; and the sea (as Sir James reminds me) did wonders for George's health when he returned from India. I could wish for no better opportunity than this of trying what change of air and scene will do for him. However painfully I may feel the separation myself, I shall put a cheerful face on it; and I shall urge George to accept the invitation.
Den 30. - Ich habe alles Mögliche getan und gesagt, aber er besteht darauf mich nicht zu verlassen und ich erbärmliche selbstsüchtige Person war so erfreut, als er Nein sagte."30th.--I have said all I could; but he still refuses to leave me. I am a miserable, selfish creature. I felt so glad when he said No.
Den 31. - Wieder eine durchwachte Nacht. Heute muss George entschieden Sir James Vorschlag beantworten. Ich bin entschlossen meine Pflicht gegen meinen Sohn zu tun. Er sieht heute so entsetzlich elend und krank aus und wer steht mir dafür, dass er nicht wieder zu Frau van Brandt zurückkehrt, wenn nicht etwas für seine Zerstreuung geschieht?"31st.--Another wakeful night. George must positively send his answer to Sir James to-day. I am determined to do my duty toward my son--he looks so dreadfully pale and ill this morning! Besides, if something is not done to rouse him, how do I know that he may not end in going back to Mrs. Van Brandt after all?
Ich sehe ein, dass ich tausend Gründe habe in ihn zu dringen, dass er die Einladung von Sir James annimmt. Wenn ich fest bleibe, wird es mir auch gelingen, der arme Bursche hat mir ja immer gehorcht - warum sollte er es in diesem Falle nicht tun.From every point of view, I feel bound to insist on his accepting Sir James's invitation. I have only to be firm, and the thing is done. He has never yet disobeyed me, poor fellow. He will not disobey me now.
Den 2. September. - Er ist abgereist! Und zwar nur mir zuliebe, ganz gegen seinen Willen. Wie traurig, dass solch ein guter Sohn nicht auch eine gute Frau finden kann, er würde ja jede Frau glücklich machen. Habe ich wohl recht getan ihn fortzuschicken? Der Wind heult in dem Fichtenwäldchen hinter dem Hause so stark! Ob es auf der See auch stürmen mag? Ich vergaß Sir James zu fragen, wie groß das Schiff ist. Der Führer durch Schottland schildert die Küste als unsicher und die See zwischen der Nordküste und den Orkneyinseln als wild. Fast bereue ich schon, dass ich so sehr auf die Reise drang - wie töricht bin ich doch! Wir sind ja Alle in Gottes Hand, möge er meinen guten Sohn segnen und behüten!"2d September.--He has gone! Entirely to please me--entirely against his own wishes. Oh, how is it that such a good son cannot get a good wife! He would make any woman happy. I wonder whether I have done right in sending him away? The wind is moaning in the fir plantation at the back of the house. Is there a storm at sea? I forgot to ask Sir James how big the vessel was. The 'Guide to Scotland' says the coast is rugged; and there is a wild sea between the north shore and the Orkney Islands. I almost regret having insisted so strongly--how foolish I am! We are all in the hands of God. May God bless and prosper my good son!
Den 10. - Ich bin sehr unruhig, da ich noch keinen Brief von George habe. Ach, wie sorgenvoll ist doch das Leben und doch hängen wir so fest daran!"10th.--Very uneasy. No letter from George. Ah, how full of trouble this life is! and how strange that we should cling to it as we do!
Den 15. - Ein Brief von George! Die Nordküste liegt bereits hinter ihnen, sie haben glücklich die wilde See durchkreuzt und sind bereits auf den Orkneyinseln angelangt. Das schönste Wetter hat sie begünstigt und George fühlt sich kräftiger und besser an Leib und Seele! Ja, wenn wir nur geduldig ausharren, bringt dieses Leben doch immer wieder Zeiten voll Glück und Freude."15th.--A letter from George! They have done with the north coast and they have crossed the wild sea to the Orkneys. Wonderful weather has favored them so far; and George is in better health and spirits. Ah! how much happiness there is in life if we only have the patience to wait for it.
Den 2. Oktober. - Wieder ein Brief. Sie sind glücklich in dem bedeutendsten Hafen der Shetlandsinseln, in Lerwick angekommen, obgleich das Wetter in der letzten Zeit nicht günstig war. Die Besserung in Georges Zustand dauert glücklicherweise fort und er schreibt sehr dankerfüllt über die unablässige Güte von Sir James gegen ihn. Ich bin so glücklich, dass ich Sir James küssen möchte, wenn er auch hundert Mal ein berühmter Mann und ein Mitglied der Kommission für die Leuchttürme des Nordens ist! Wenn Wind und Wetter günstig sind, hoffen sie in drei Wochen zurück zu sein, dann will ich keinen Augenblick über das einsame Leben klagen, das ich jetzt führe, wenn ich nur George gesund und glücklich wiedersehe. Er schreibt mir, dass sie einen großen Teil ihrer Zeit auf dem Lande zugebracht haben, erwähnt aber kein Wort von Damenbekanntschaften; vielleicht gibt es dort kaum welche in diesen Wildnissen. Von Shetlands Wäldern und von shetländischen Ponys hörte ich oft sprechen, ob es wirklich auch shetländische Damen geben mag?"2d October.--Another letter. They are safe in the harbor of Lerwick, the chief port in the Shetland Islands. The weather has not latterly been at all favorable. But the amendment in George's health remains. He writes most gratefully of Sir James's unremitting kindness to him. I am so happy, I declare I could kiss Sir James--though he is a great man, and a Commissioner for Northern Lights! In three weeks more (wind and weather permitting) they hope to get back. Never mind my lonely life here, if I can only see George happy and well again! He tells me they have passed a great deal of their time on shore; but not a word does he say about meeting any ladies. Perhaps they are scarce in those wild regions? I have heard of Shetland shawls and Shetland ponies. Are there any Shetland ladies, I wonder?"
Shetlands GastfreundschaftSHETLAND HOSPITALITY.
»Führer, wo sind wir?«"GUIDE! Where are we?"
»Ich kann es nicht genau sagen.«"I can't say for certain."
»Haben Sie den Weg verloren?«"Have you lost your way?"
Als Antwort auf meine Frage sieht sich der Führer langsam ringsum, dann sieht er mich an und das genügt mir.The guide looks slowly all round him, and then looks at me. That is his answer to my question. And that is enough.
»Wir waren unserer drei die sich verirrt hatten, mein Reisegefährte, ich und der Führer. Wir ritten auf drei Shetland Ponys die so sehr klein waren, dass wir beiden Fremden uns zuerst scheuten sie zu besteigen. Es umgab uns ein feuchter, weißer Nebel, der so dicht war, dass wir einander ein halbes Dutzend Ellen weit, nicht sehen konnten und wir wissen nichts weiter, als dass wir uns auf dem Festlande der Shetlandsinseln befinden. Unter den Füßen unserer Ponys sehn wir nur eine Mischung von Moorland und Sumpf und daneben die kleine, feste Stelle auf der wir stehn, einige Schritt weiter liegt ein Streifen wässerigen Torfmoors, der tief genug ist, um uns in die Gefahr des Versinkens zu bringen, wenn wir hinein geraten. Das war Alles was wir ergründen konnten und die Hauptfrage ist nun: was sollen wir tun?The lost persons are three in number. My traveling companion, myself, and the guide. We are seated on three Shetland ponies--so small in stature, that we two strangers were at first literally ashamed to get on their backs. We are surrounded by dripping white mist so dense that we become invisible to one another at a distance of half a dozen yards. We know that we are somewhere on the mainland of the Shetland Isles. We see under the feet of our ponies a mixture of moorland and bog--here, the strip of firm ground that we are standing on, and there, a few feet off, the strip of watery peat-bog, which is deep enough to suffocate us if we step into it. Thus far, and no further, our knowledge extends. This question of the moment is, What are we to do next?
Der Führer hatte uns ehe wir fortritten vor dem Wetter gewarnt, daran erinnert er uns nun, während er sich die Pfeife anzündet. Mein Reisegefährte sieht mich gelassen, aber mit einem Ausdruck milden Vorwurfs an und den verdiene ich. Die unangenehme Lage in der wir uns augenblicklich befinden, habe ich durch meine Vorschnelligkeit veranlasst.The guide lights his pipe, and reminds me that he warned us against the weather before we started for our ride. My traveling companion looks at me resignedly, with an expression of mild reproach. I deserve it. My rashness is to blame for the disastrous position in which we now find ourselves.
In den Briefen an meine Mutter habe ich absichtlich immer nur Günstiges über meine Gesundheit und meinen Gemütszustand berichtet, aber ich gestand ihr nicht, dass ich unablässig des Tages gedenke, an dem ich von meiner schönsten Hoffnung schied und auf die einzige Liebe verzichtete, die mir das Leben teuer machen konnte. Durch die Aufregungen, die meine neue Lebensweise mit sich brachte, war eine beständige Ruhelosigkeit über mich gekommen, der natürlich der starre Gemütszustand gewichen war, in dem ich mich zu Hause befand. Ich muss mich jetzt immer beschäftigen, gleichviel womit, wenn ich nur meinen eigenen Gedanken damit entweiche. Untätigkeit ist mir unerträglich, die Einsamkeit entsetzlich. Während die andern Mitglieder der Gesellschaft, die Sir James auf seiner Besichtigungsreise zu den Leuchttürmen begleiten, geduldig im Hafen von Lermick auf eine günstige Änderung des Wetters warten, bestehe ich eigenwillig darauf, den behaglichen Aufenthalt auf dem Schiffe zu verlassen, um irgend wo auf der Insel eine vorzeitliche Ruine zu entdecken, von der ich nie hörte und die gar kein Interesse für mich hat. Bewegung ist Alles, was ich suche. Der Ritt soll die verhasste Zeit des Wartens ausfüllen, so mache ich mich allem verständigen Rate zum Trotz auf den Weg. Aus jugendlichem Übermut lässt das jüngste Mitglied unserer Reisegesellschaft sich von meinem Leichtsinn anstecken und begleitet mich und was haben wir nun erreicht? Wir sind vom Nebel verschleiert, im Morast verirrt ringsum hält uns der verräterische Torfmoor gefangen.In writing to my mother, I have been careful to report favorably of my health and spirits. But I have not confessed that I still remember the day when I parted with the one hope and renounced the one love which made life precious to me. My torpid condition of mind, at home, has simply given place to a perpetual restlessness, produced by the excitement of my new life. I must now always be doing something--no matter what, so long as it diverts me from my own thoughts. Inaction is unendurable; solitude has become horrible to me. While the other members of the party which has accompanied Sir James on his voyage of inspection among the lighthouses are content to wait in the harbor of Lerwick for a favorable change in the weather, I am obstinately bent on leaving the comfortable shelter of the vessel to explore some inland ruin of prehistoric times, of which I never heard, and for which I care nothing. The movement is all I want; the ride will fill the hateful void of time. I go, in defiance of sound advice offered to me on all sides. The youngest member of our party catches the infection of my recklessness (in virtue of his youth) and goes with me. And what has come of it? We are blinded by mist; we are lost on a moor; and the treacherous peat-bogs are round us in every direction!
Was sollen wir tun?What is to be done?
»Überlassen Sie sich ganz den Ponys,« sagt der Führer."Just leave it to the pownies," the guide says.
»Glauben Sie, dass die Ponys den Weg finden werden?«"Do you mean leave the ponies to find the way?"
»Das glaube ich,« sagt der Führer. »Lassen Sie den Zügel los und vertrauen Sie sich den Tieren an. Sie müssen nun für sich selbst handeln, ich reite auf meinem Pony davon.«"That's it," says the guide. "Drop the bridle, and leave it to the pownies. See for yourselves. I'm away on my powny."
Er legt seinen Zügel auf den Sattelknopf, pfeift und verschwindet im Nebel; die Hände in den Taschen, die Pfeife im Munde, reitet er so behaglich von dannen, als ob er zu Hause an seinem Kamin säße. Uns bleibt nichts übrig, als seinem Beispiel zu folgen oder hier allein in dem Moor zu bleiben. So wie sie von unserer ungeschickten Leitung befreit sind, schreiten die klugen kleinen Tiere, wie Hunde, die Nase nach unten dem Geruche folgend tapfer vorwärts. Wo der zwischenliegende Torfmoor breit ist, umgehen sie ihn, ist er schmal genug, um hinüber zu kommen, so überschreiten sie ihn mit einem Sprunge. Tapp! Tapp! marschieren die tapfern kleinen Geschöpfe vorwärts, ohne anzuhalten, ohne zu zögern. In diesem Falle war unser »überlegener Verstand« ganz nutzlos und verwunderte sich nur, wie der Ritt enden würde. Unser Führer, der vor uns war, beteuerte uns, dass die Ponys uns sicher zu einem der nächsten Dörfer oder Häuser bringen würden. »Lassen Sie nur den Zügel los,« warnt er uns immer wieder, »komme, was da wolle, lassen Sie nur den Zügel los.«He drops his bridle on the pommel of his saddle, whistles to his pony, and disappears in the mist; riding with his hands in his pockets, and his pipe in his mouth, as composedly as if he were sitting by his own fireside at home. We have no choice but to follow his example, or to be left alone on the moor. The intelligent little animals, relieved from our stupid supervision, trot off with their noses to the ground, like hounds on the scent. Where the intersecting tract of bog is wide, they skirt round it. Where it is narrow enough to be leaped over, they cross it by a jump. Trot! trot!--away the hardy little creatures go; never stopping, never hesitating. Our "superior intelligence," perfectly useless in the emergency, wonders how it will end. Our guide, in front of us, answers that it will end in the ponies finding their way certainly to the nearest village or the nearest house. "Let the bridles be," is his one warning to us. "Come what may of it, let the bridles be!"
Für den Führer ist es leicht den Zügel los zu lassen, da er seines Ponys Leistungen genau kennt und gewohnt ist, unter schwierigen Umständen in dieser hilflosen Lage auszuhalten.It is easy for the guide to let his bridle be--he is accustomed to place himself in that helpless position under stress of circumstances, and he knows exactly what his pony can do.
Uns ist diese Lage aber neu und erscheint uns äußerst gefährlich. Mehr als einmal musste ich mich selbst mit Gewalt davon zurückhalten, dass ich nicht an gefährlichen Stellen des Weges die Leitung des Ponys wieder übernahm. Die Zeit vergeht und kein Zeichen einer menschlichen Wohnung wird durch den Nebel sichtbar. Ich fange an erregt und ungeduldig zu werden, da mir nachgerade die Zuverlässigkeit des Führers zweifelhaft wird. Während ich mich in dieser unbehaglichen Gemütsverfassung befinde, nähert sich mein Pony einer düstern, schwarzen, gewundenen Linie, wo der Torfmoor wenigstens zum hundertsten Male übersprungen werden muss. Wahrscheinlich durch den Nebel getäuscht, erscheint meinem Auge die Breite des Moors so bedeutend, dass kein Pony der Welt darüber wegspringen konnte und hierüber verliere ich die Geistesgegenwart. Im Augenblick des Sprunges ergreife ich eiligst den Zügel des Ponys und halte ihn törichterweise zurück; er stutzt, wirft den Kopf hoch und stürzt nieder, als wäre er erschossen. Als wir zusammen zu Boden fallen, verwickelt sich meine rechte Hand unter mir und ich fühle, dass ich mir das Gelenk verrenkt habe.To us, however, the situation is a new one; and it looks dangerous in the extreme. More than once I check myself, not without an effort, in the act of resuming the command of my pony on passing the more dangerous points in the journey. The time goes on; and no sign of an inhabited dwelling looms through the mist. I begin to get fidgety and irritable; I find myself secretly doubting the trustworthiness of the guide. While I am in this unsettled frame of mind, my pony approaches a dim, black, winding line, where the bog must be crossed for the hundredth time at least. The breadth of it (deceptively enlarged in appearance by the mist) looks to my eyes beyond the reach of a leap by any pony that ever was foaled. I lose my presence of mind. At the critical moment before the jump is taken, I am foolish enough to seize the bridle, and suddenly check the pony. He starts, throws up his head, and falls instantly as if he had been shot. My right hand, as we drop on the ground together, gets twisted under me, and I feel that I have sprained my wrist.
Ich hätte mich glücklich schätzen können, wenn ich nur mit dieser geringen Verletzung davon gekommen wäre, aber das war keineswegs der Fall. Ehe es mir gelingt mich unter dem Pony hervor zu arbeiten, tritt dieser mich, bei seinen Anstrengungen aufzustehen und trifft unglücklicherweise mit seinem Hufe grade die Stelle, an der der vergiftete Speer damals während meiner Dienstzeit in Indien, eingedrungen war. Die alte Wunde wird wieder aufgerissen und ich liege blutend auf dem öden Moorland der Shetlandsinseln. Dieses Mal behalte ich die Besinnung, weil meine Kraft nicht wie damals erschöpft worden ist, wo ich mit einer ertrinkenden Frau im Arm der Strömung eines sanftfließenden Flusses entgegen arbeiten musste und so bin ich im Stande alle Anordnungen zu machen, damit meine Wunde, so gut als es eben die Umstände erlauben, verbunden wird. Meinen Pony konnte ich natürlich nicht wieder besteigen, sondern musste liegen bleiben, wo ich war und meinen Reisegefährten zur Pflege bei mir behalten, während der Führer dem Instinkte seines Ponys vertrauend, den nächsten Ort aufsuchte, wo für mich ein Obdach zu finden war.If I escape with no worse injury than this, I may consider myself well off. But no such good fortune is reserved for me. In his struggles to rise, before I have completely extricated myself from him, the pony kicks me; and, as my ill-luck will have it, his hoof strikes just where the poisoned spear struck me in the past days of my service in India. The old wound opens again--and there I lie bleeding on the barren Shetland moor! This time my strength has not been exhausted in attempting to breast the current of a swift-flowing river with a drowning woman to support. I preserve my senses; and I am able to give the necessary directions for bandaging the wound with the best materials which we have at our disposal. To mount my pony again is simply out of the question. I must remain where I am, with my traveling companion to look after me; and the guide must trust his pony to discover the nearest place of shelter to which I can be removed.
Auf meinen Wunsch unterrichtet sich unser Führer, bevor er uns verlässt, so genau wie möglich, mit Hilfe meines Taschenkompasses von dem Orte, wo wir uns befinden und verschwindet dann im Nebel, den Zügel lose hängen lassend und der Pony mit der Nase am Boden, wie zuvor. Unter meines jungen Freundes Obhut bleibe ich zurück, auf einen Mantel gebettet und meinen Sattel als Kopfkissen. Was sie irgend in der Nähe an Gras auffinden konnten, verzehrten unsere Ponys inzwischen ganz gemütlich, blieben dabei aber immer möglichst in unserer Gesellschaft, als wären sie ein Paar Hunde. In dieser Lage erwarten wir nun die kommenden Ereignisse, während der tropfende Nebel immer dichter um uns er wird.Before he abandons us on the moor, the man (at my suggestion) takes our "bearings," as correctly as he can by the help of my pocket-compass. This done, he disappears in the mist, with the bridle hanging loose, and the pony's nose to the ground, as before. I am left, under my young friend's care, with a cloak to lie on, and a saddle for a pillow. Our ponies composedly help themselves to such grass as they can find on the moor; keeping always near us as companionably as if they were a couple of dogs. In this position we wait events, while the dripping mist hangs thicker than ever all round us.
In der majestätischen Ruhe des Moores folgen die Minuten einander langsam und träge, das empfinden wir beide ohne uns zu gestehn, dass wir wohl noch viele Stunden warten mussten, ehe der Führer uns wieder auffindet. Das durchdringende Nass erfasst mich immer mehr mit seiner eisigen Gewalt und in meines Gefährten Reiseflasche ist kaum noch ein Teelöffel voll Sherry enthalten. Wir sehen einander an, weil wir bei diesem Wetter keine bessere Aussicht finden konnten und wir versuchen unser Schicksal mit Würde zu ertragen. So schleichen die trägen Minuten immer weiter, bis unsere Uhren uns überzeugen, dass deren vierzig vergangen sind seit der Führer unseren Blicken auf seinem Pony entschwand.The slow minutes follow each other wearily in the majestic silence of the moor. We neither of us acknowledge it in words, but we both feel that hours may pass before the guide discovers us again. The penetrating damp slowly strengthens its clammy hold on me. My companion's pocket-flask of sherry has about a teaspoonful of wine left in the bottom of it. We look at one another--having nothing else to look at in the present state of the weather--and we try to make the best of it. So the slow minutes follow each other, until our watches tell us that forty minutes have elapsed since the guide and his pony vanished from our view.
Mein Freund schlug vor, dass wir die Wirkung unserer Stimmen versuchen wollten, um irgend einem lebenden Wesen, das ein wunderbarer Zufall hierher geführt hatte, unsere Lage kund zu tun. Da mir die Kraft zu irgend welchen Leistungen mit meiner Stimme fehlte, überlasse ich ihm den Versuch und er schreit denn auch in der höchstmöglicher Tonlage in die Weite hinaus. Alles bleibt nach dem ersten Rufe still, er ruft wieder und dieses Mal dringt ein schwaches »Glück auf« beantwortend durch den weißen Nebel zu uns. So ist uns denn irgend ein menschliches Wesen, sei er ein Fremder oder der Führer, nah und es wird endlich Hilfe kommen.My friend suggests that we may as well try what our voices can do toward proclaiming our situation to any living creature who may, by the barest possibility, be within hearing of us. I leave him to try the experiment, having no strength to spare for vocal efforts of any sort. My companion shouts at the highest pitch of his voice. Silence follows his first attempt. He tries again; and, this time, an answering hail reaches us faintly through the white fog. A fellow-creature of some sort, guide or stranger, is near us--help is coming at last!
Es entsteht eine Pause, dann vernehmen wir die Stimmen von zwei Männern, deren dunkle Erscheinungen wir auch allmälig durch den Nebel entdecken. Bald darauf ist uns der Führer so nah, dass wir ihn erkennen können und ihm folgt, in gemischter Tracht ein starker Bursche, der den zwiefachen Eindruck eines Reitknechts und Gärtners macht. Der Führer äußert einige Worte der Teilnahme, der gemischte Mann hüllt sich in undurchdringliches Schweigen - der Anblick eines verwundeten Fremden, macht weder den Eindruck des Erstaunens noch der Teilnahme auf den Reitknecht-Gärtner.An interval passes; and voices reach our ears--the voices of two men. Then the shadowy appearance of the two becomes visible in the mist. Then the guide advances near enough to be identified. He is followed by a sturdy fellow in a composite dress, which presents him under the double aspect of a groom and a gardener. The guide speaks a few words of rough sympathy. The composite man stands by impenetrably silent; the sight of a disabled stranger fails entirely either to surprise or to interest the gardener-groom.
Die beiden Männer beschließen nach einer geheimen Beratung, zwischen sich auf ihren gekreuzten Händen einen Sitz für mich herzustellen. Ich fasse sie um die Schulter und so tragen sie mich fort. Mein Freund wandert mit Sattel und Mantel hinterher. Im unverkürzten Genuss ihrer Freiheit laufen und springen die Ponys um uns her. Ganz wie es ihre augenblickliche Laune erheischt, sind sie bald vor, bald hinter uns. Ich bin zum Glück für meine Träger, nur eine leichte Bürde. Nach zweimaligem Ausruhen machen sie endlich einen Halt und setzen mich an der trockensten Stelle, die sie finden können, nieder. Ich bin eifrig bemüht irgendwo ein Wohnhaus durch den Nebel zu entdecken, aber ich sehe nichts als eine kleine, herabhängende Birke und ein dunkles Wasser darunter. Wo sind wir?After a little private consultation, the two men decide to cross their hands, and thus make a seat for me between them. My arms rest on their shoulders; and so they carry me off. My friend trudges behind them, with the saddle and the cloak. The ponies caper and kick, in unrestrained enjoyment of their freedom; and sometimes follow, sometimes precede us, as the humor of the moment inclines them. I am, fortunately for my bearers, a light weight. After twice resting, they stop altogether, and set me down on the driest place they can find. I look eagerly through the mist for some signs of a dwelling-house--and I see nothing but a little shelving beach, and a sheet of dark water beyond. Where are we?
Der Reitknecht-Gärtner verschwindet und erscheint dann auf dem Wasser wieder, wo er ein Boot heranrudert, auf dessen Boden ich mit meinem Sattelkopfkissen niedergelegt werde und so schwimmen wir davon, die Ponys der einsamen Freiheit des Moorlandes überlassend. Der Führer meint, dass sie genug Futter finden werden und, wenn die Nacht kommt, werden sie schon den Weg zu einer Herberge im nahen Dorfe auffinden. Als ich einen letzten Blick auf die kühnen, kleinen Geschöpfe warf, standen sie saufend nebeneinander am Wasser, spielten miteinander und bissen sich und waren ausgelassener denn je!The gardener-groom vanishes, and appears again on the water, looming large in a boat. I am laid down in the bottom of the boat, with my saddle-pillow; and we shove off, leaving the ponies to the desolate freedom of the moor. They will pick up plenty to eat (the guide says); and when night comes on they will find their own way to shelter in a village hard by. The last I see of the hardy little creatures they are taking a drink of water, side by side, and biting each other sportively in higher spirits than ever!
Auf dem dunklen Wasser, das nicht ein Fluss war, wie ich glaubte, sondern ein See, treiben wir langsam dahin, bis wir die Ufer einer kleinen Insel erreichen. Es war ein einsames, flaches Stück öden Landes. Ich werde auf einem unebenen, aus flachen Steinen hergestellten Fußsteg vorwärts gebracht, bis wir endlich feste Erde und eine menschliche Wohnung erblicken. Es ist ein langes, einstöckiges Haus, das, so viel ich sehen kann, drei Seiten eines Vierecks einnimmt, die Tür ist gastfrei geöffnet, der Flur darin ist öde, kalt und düster. Die Männer öffnen eine innere Tür, und wir befinden uns in einem langen, durch ein Torffeuer behaglich erwärmten Gange. An einer Wand bemerke ich geschlossene, eichene Zimmertüren, an der andern erblicken meine Augen, Reihe an Reihe, wohlgefüllte Bücherschränke. Am Ende des ersten Ganges angelangt, biegen wir im rechten Winkel in einen zweiten, von wo aus endlich eine Tür geöffnet wird und ich befinde mich in einem großen, vollständig und geschmackvoll möblierten Zimmer mit zwei Betten, vor einem hellen Kaminfeuer. Die Einkehr in dieses warme, freundliche Obdach erfüllte mich, nach der schaurigen, feuchten Einsamkeit des Moores, mit so schwelgerischem Entzücken, dass ich mich in den ersten Augenblicken vollkommen befriedigt fühle, als ich mich im Vollgenusse meiner behaglichen, neuen Lage auf meinem Bett ausstrecken kann. Ich vergesse ganz zu fragen in wessen Haus wir eigentlich eingedrungen sind und wundre mich nicht einmal darüber, dass weder Herr, noch Frau des Hauses, noch irgend ein Familienmitglied sich zeigt, um uns bei unserer Ankunft, unter ihrem gastfreien Dach, willkommen zu heißen.Slowly we float over the dark water--not a river, as I had at first supposed, but a lake--until we reach the shores of a little island; a flat, lonely, barren patch of ground. I am carried along a rough pathway made of great flat stones, until we reach the firmer earth, and discover a human dwelling-place at last. It is a long, low house of one story high; forming (as well as I can see) three sides of a square. The door stands hospitably open. The hall within is bare and cold and dreary. The men open an inner door, and we enter a long corridor, comfortably warmed by a peat fire. On one wall I notice the closed oaken doors of rooms; on the other, rows on rows of well-filled book-shelves meet my eye. Advancing to the end of the first passage, we turn at right angles into a second. Here a door is opened at last: I find myself in a spacious room, completely and tastefully furnished, having two beds in it, and a large fire burning in the grate. The change to this warm and cheerful place of shelter from the chilly and misty solitude of the moor is so luxuriously delightful that I am quite content, for the first few minutes, to stretch myself on a bed, in lazy enjoyment of my new position; without caring to inquire into whose house we have intruded; without even wondering at the strange absence of master, mistress, or member of the family to welcome our arrival under their hospitable roof.
Nach einer Weile legt sich mein erstes Bedürfnis nach Ruhe, die schlummernde Neugier erwacht und ich schaue um mich.After a while, the first sense of relief passes away. My dormant curiosity revives. I begin to look about me.
Der Reitknecht-Gärtner ist verschwunden, mein Reisegefährte befindet sich am andern Ende des Zimmers in Begriff den Führer auszufragen, ich rufe ihn zu mir ans Bett. Was hat er für Entdeckungen gemacht? In wessen Hause befinden wir uns und warum kam niemand aus der Familie, um uns zu begrüßen?The gardener-groom has disappeared. I discover my traveling companion at the further end of the room, evidently occupied in questioning the guide. A word from me brings him to my bedside. What discoveries has he made? whose is the house in which we are sheltered; and how is it that no member of the family appears to welcome us?
Mein Freund erzählt, was er weiß und der Führer hört seinem eigenen Bericht so aufmerksam zu, als ob er ihn zum ersten Male hörte.My friend relates his discoveries. The guide listens as attentively to the second-hand narrative as if it were quite new to him.
Das Haus, das unser Zufluchtsort geworden ist, gehört einem Gentleman aus altem nordischem Geschlecht, namens Dunross, der seit zwanzig Jahren mit seinem einzigen Kinde, einer Tochter, auf dieser unfruchtbaren Insel in vollkommener Zurückgezogenheit, ohne jede andere Gesellschaft, lebt. Er wird für einen der gelehrtesten Menschen gehalten und ist weit und breit von den Bewohnern der Insel unter einem Namen bekannt, der, wenn man ihren Dialekt übersetzt, »den Meister der Bücher« bedeutet. Nur einmal weiß man, dass Vater und Tochter ihre Inseleinsamkeit verließen und zwar vor langen Zeiten, als eine furchtbare Seuche die benachbarten Dörfer heimsuchte. Vater und Tochter pflegten ihre armen und geprüften Nachbarn Tag und Nacht mit einem Mute, den keine Gefahr erschütterte, mit einer Sorgfalt, die keine Ermüdung erschöpfte. Der Vater war glücklich der Ansteckung entgangen, aber, als die Heftigkeit der Seuche schon nachließ, wurde die Tochter noch davon befallen. Ihr Leben wurde zwar erhalten, aber sie erlangte niemals ihre volle Gesundheit wieder. Sie krankt nun an einem geheimnisvollen Nervenleiden, das niemand begreift und das sie seit langen Jahren, fern von aller menschlichen Beobachtung, hier auf dieser Insel gefangen hält. Vater und Tochter werden unter der armen Bevölkerung dieser Gegend als halbe Götter verehrt, in den Gebeten, die die Eltern ihre Kinder lehren, werden ihre Namen nach denen der Heiligen genannt.The house that shelters us belongs to a gentleman of ancient Northern lineage, whose name is Dunross. He has lived in unbroken retirement on the barren island for twenty years past, with no other companion than a daughter, who is his only child. He is generally believed to be one of the most learned men living. The inhabitants of Shetland know him far and wide, under a name in their dialect which means, being interpreted, "The Master of Books." The one occasion on which he and his daughter have been known to leave their island retreat was at a past time when a terrible epidemic disease broke out among the villages in the neighborhood. Father and daughter labored day and night among their poor and afflicted neighbors, with a courage which no danger could shake, with a tender care which no fatigue could exhaust. The father had escaped infection, and the violence of the epidemic was beginning to wear itself out, when the daughter caught the disease. Her life had been preserved, but she never completely recovered her health. She is now an incurable sufferer from some mysterious nervous disorder which nobody understands, and which has kept her a prisoner on the island, self-withdrawn from all human observation, for years past. Among the poor inhabitants of the district, the father and daughter are worshiped as semi-divine beings. Their names come after the Sacred Name in the prayers which the parents teach to their children.
Nach der Erzählung des Führers ist das der Haushalt, in dessen Abgeschlossenheit wir eingedrungen sind. Ohne Zweifel erregt die Geschichte ein gewisses, eigentümliches Interesse, aber sie hat einen Fehler - sie erklärt in keiner Weise uns gegenüber die Abwesenheit von Mr. Dunross. Kann es ihm unbekannt sein, dass wir uns in seinem Hause aufhalten? Wir wenden uns an den Führer und legen ihm neue Fragen vor.Such is the household (so far as the guide's story goes) on whose privacy we have intruded ourselves! The narrative has a certain interest of its own, no doubt, but it has one defect--it fails entirely to explain the continued absence of Mr. Dunross. Is it possible that he is not aware of our presence in the house? We apply the guide, and make a few further inquiries of him.
»Hat Mr. Dunross eingewilligt uns hier aufzunehmen?« frage ich. Der Führer starrt mich an. Hätte ich Griechisch oder Hebräisch mit ihm gesprochen, so hätte ich ihn nicht wirksamer in Erstaunen versetzen können. Mein Freund versucht es also in einfacheren Worten."Are we here," I ask, "by permission of Mr. Dunross?" The guide stares. If I had spoken to him in Greek or Hebrew, I could hardly have puzzled him more effectually. My friend tries him with a simpler form of words.
»Fragten Sie, als Sie dieses Haus hier fanden, um Erlaubnis uns hierher zu führen?«"Did you ask leave to bring us here when you found your way to the house?"
Der Führer starrt uns noch mehr an, als vorhin und es erscheint uns fast, als fühlte er sich durch unsere Frage tief verletzt.The guide stares harder than ever, with every appearance of feeling perfectly scandalized by the question.
»Glauben Sie,« fragte er streng, »dass ich töricht genug sein werde, um solcher Kleinigkeit willen, wie dass Sie und Ihr Freund hier Obdach finden, den Herrn bei seinen Büchern zu stören?«"Do you think," he asks, sternly, "'that I am fool enough to disturb the Master over his books for such a little matter as bringing you and your friend into this house?"
»Haben Sie uns wirklich hierher geführt ohne um Erlaubnis zu fragen?« rufe ich bestürzt aus."Do you mean that you have brought us here without first asking leave?" I exclaim in amazement.
Das Gesicht des Führers erhellt sich: endlich ist es ihm gelungen uns Dummköpfen die Sache klar zu machen! »Ja, gewiss habe ich das getan!« sagt er mit sichtlicher Befriedigung.The guide's face brightens; he has beaten the true state of the case into our stupid heads at last! "That's just what I mean!" he says, with an air of infinite relief.
Ehe wir uns noch von dieser außerordentlichen Entdeckung erholt haben, öffnet sich die Tür und ein kleiner, magerer, alter Herr in einem langen, schwarzen Schlafrock, tritt ein. Der Führer tritt vor und schließt ehrerbietig die Tür hinter ihm. Offenbar standen wir dem Meister der Bücher gegenüber.The door opens before we have recovered the shock inflicted on us by this extraordinary discovery. A little, lean, old gentleman, shrouded in a long black dressing-gown, quietly enters the room. The guide steps forward, and respectfully closes the door for him. We are evidently in the presence of The Master of Books!
Das verdunkelte ZimmerTHE DARKENED ROOM.
Der kleine Herr tritt an mein Bett. Sein seidiges weißes Haar fließt über seine Schultern, er blickt uns mit blassblauen Augen an und verneigt sich in ernster, gedrückter Weise, indem er einfach sagt: »Sein Sie willkommen in meinem Hause, meine Herren.«THE little gentleman advances to my bedside. His silky white hair flows over his shoulders; he looks at us with faded blue eyes; he bows with a sad and subdued courtesy, and says, in the simplest manner, "I bid you welcome, gentlemen, to my house."
Wir begnügen uns nicht mit einem bloßen Dank, sondern versuchen natürlich uns wegen unseres Überfalls zu entschuldigen. Unser Wirt aber schneidet gleich die ersten Worte darüber ab, indem er seinerseits um Entschuldigung bittet.We are not content with merely thanking him; we naturally attempt to apologize for our intrusion. Our host defeats the attempt at the outset by making an apology on his own behalf.
»Ich ließ eben meinen Diener rufen,« fährt er fort, »und da erfuhr ich erst, dass Sie hier sind. Man hat sich hier im Hause daran gewöhnt mich bei meinen Büchern nicht zu stören. Nehmen Sie also meine Entschuldigung gütigst an,« setzt er, sich zu mir wendend, hinzu, »es war nicht recht, dass ich mich und mein Haus Ihnen nicht früher zur Verfügung stellte. Sie haben einen Unfall erlitten, wie ich mit Bedauern höre, gestatten Sie, dass ich nach ärztlicher Hilfe sende? Ich lege Ihnen diese Frage etwas eilig vor, da der nächste Arzt in beträchtlicher Entfernung von hier wohnt und Gefahr im Verzuge sein könnte.«"I happened to send for my servant a minute since," he proceeds, "and I only then heard that you were here. It is a custom of the house that nobody interrupts me over my books. Be pleased, sir, to accept my excuses," he adds, addressing himself to me, "for not having sooner placed myself and my household at your disposal. You have met, as I am sorry to hear, with an accident. Will you permit me to send for medical help? I ask the question a little abruptly, fearing that time may be of importance, and knowing that our nearest doctor lives at some distance from this house."
Er wählt seine Worte mit zierlicher Genauigkeit, während er spricht und macht daher mehr den Eindruck als diktiere er einen Brief, als dass er in einfacher Unterhaltung begriffen ist. In seinem Gesicht spiegelt sich der Zug von Trübsinn ab, der durch sein Wesen geht, die Trübsal muss ihm eine alte Bekannte sein und sie scheinen sich seit lange aneinander gewöhnt zu haben. Der Schatten eines tiefen Kummers hat sich ruhig und undurchdringlich über den ganzen Menschen ausgebreitet, ich entdecke ihn in den verblichenen blauen Augen, auf der hohen Stirn, auf den zarten Lippen, wie auf den bleichen, eingefallenen Wangen. Trotz seiner höflichen Begrüßung nimmt in mir die unbehagliche Überzeugung zu, dass wir ihm eine unangenehme Störung bereiten. Ich erkläre ihm, dass ich meine Wunde selbst behandeln kann, da ich selbst Arzt bin und dann komme ich auf meine unterbrochene Entschuldigungsrede zurück. Ich versichere ihn, dass wir erst soeben erfahren haben, wie unser Führer meinen Reisegefährten und mich, auf seine eigene Verantwortung hin, in dieses Haus gebracht hätte. Wie vorhin der Führer, so sieht mich Mr. Dunross jetzt an, als ob er keine Idee hat, was meine Selbstvorwürfe und Entschuldigungen eigentlich bedeuten sollen. Endlich scheint es ihm klar zu werden und ein schwaches Lächeln geht über sein Gesicht, indem er mir sanft und väterlich die Hand auf die Schulter legt.He speaks with a certain quaintly precise choice of words--more like a man dictating a letter than holding a conversation. The subdued sadness of his manner is reflected in the subdued sadness of his face. He and sorrow have apparently been old acquaintances, and have become used to each other for years past. The shadow of some past grief rests quietly and impenetrably over the whole man; I see it in his faded blue eyes, on his broad forehead, on his delicate lips, on his pale shriveled cheeks. My uneasy sense of committing an intrusion on him steadily increases, in spite of his courteous welcome. I explain to him that I am capable of treating my own case, having been myself in practice as a medical man; and this said, I revert to my interrupted excuses. I assure him that it is only within the last few moments that my traveling companion and I have become aware of the liberty which our guide has taken in introducing us, on his own sole responsibility, to the house. Mr. Dunross looks at me, as if he, like the guide, failed entirely to understand what my scruples and excuses mean. After a while the truth dawns on him. A faint smile flickers over his face; he lays his hand in a gentle, fatherly way on my shoulder.
»Wir sind hier an unsere schottländische Gastfreundschaft so gewöhnt, dass wir kaum begreifen, wie ein Fremder Anstand nehmen kann, sie in Anspruch zu nehmen. Ihr Führer ist keineswegs zu tadeln meine Herren, denn in jedem Hause auf der Insel, in dem ein Zimmer übrig ist, steht stets ein Fremdenzimmer zur Benutzung bereit. Wenn Sie Ihr Weg hier vorüberführt, ist es natürlich, dass Sie bei mir wohnen und meine Gäste sind, so lange es Ihnen gefällt und wenn Sie weiterreisen, erfülle ich nur meine Pflicht als guter Schottländer, wenn ich Sie bis zum nächsten Ziele Ihrer Reise begleite, um Ihnen dort Glück auf den Weg zu wünschen. Was anderswo in vergangenen Jahrhunderten Sitte war, ist hier modern. Bitte geben Sie meinem Diener alle zu Ihrer Bequemlichkeit erforderlichen Befehle, gerade so ungezwungen, wie Sie es in ihrer eigenen Häuslichkeit tun würden.« Er dreht sich um und klingelt mit einer Handklingel, die auf dem Tische steht, während er zu uns spricht und erblickt dabei auf dem Gesichte unseres Führers die deutlichen Anzeichen, dass er sich durch meine verletzenden Äußerungen beleidigt fühlt."We are so used here to our Shetland hospitality," he says, "that we are slow to understand the hesitation which a stranger feels in taking advantage of it. Your guide is in no respect to blame, gentlemen. Every house in these islands which is large enough to contain a spare room has its Guests' Chamber, always kept ready for occupation. When you travel my way, you come here as a matter of course; you stay here as long as you like; and, when you go away, I only do my duty as a good Shetlander in accompanying you on the first stage of your journey to bid you godspeed. The customs of centuries past elsewhere are modern customs here. I beg of you to give my servant all the directions which are necessary to your comfort, just as freely as you could give them in your own house." He turns aside to ring a hand-bell on the table as he speaks; and notices in the guide's face plain signs that the man has taken offense at my disparaging allusion to him.
»Fremde sind mit unseren Sitten unbekannt, Andreas,« sagt der Meister der Bücher, »aber wir verstehn einander und das genügt.«"Strangers cannot be expected to understand our ways, Andrew," says The Master of Books. "But you and I understand one another--and that is enough."
Des Führers rohes Gesicht strahlt vor Freude. Hätte ein gekröntes Haupt von seinem Throne aus herablassend mit ihm gesprochen, so konnte er auf die genossene Ehre nicht stolzer sein, als seine Züge es eben ausdrückten. Er macht einen plumpen Versuch die Hand des Meisters zu ergreifen und zu küssen, was Mr. Dunross aber verhindert, indem er ihm leise den Kopf zurückhält. Darauf sieht der Führer mich und meinen Freund mit einer Genugtuung an, als wäre ihm die größeste Ehre zu Teil geworden, die einem irdischen Wesen widerfahren konnte. Des Meisters Hand hatte ihn ja freundlich berührt! Im nächsten Augenblick erscheint auf den Ruf der Klingel der Reitknechtgärtner in der Tür.The guide's rough face reddens with pleasure. If a crowned king on a throne had spoken condescendingly to him, he could hardly have looked more proud of the honor conferred than he looks now. He makes a clumsy attempt to take the Master's hand and kiss it. Mr. Dunross gently repels the attempt, and gives him a little pat on the head. The guide looks at me and my friend as if he had been honored with the highest distinction that an earthly being can receive. The Master's hand had touched him kindly! In a moment more, the gardener-groom appears at the door to answer the bell.
»Bringe den Medizinkasten hierher, Peter,« sagt Mr. Dunroß, »und pflege diesen Herrn, der durch einen Unfall an das Bett gefesselt ist, so sorgsam, als pflegtest Du mich selbst. Klingeln wir beide zu gleicher Zeit, so hol Du Dir erst die Befehle dieses Herrn. Das notwendige Leinenzeug liegt doch im Wäschschrank ohne Zweifel bereit? Gut, gut. Geh nun und bestelle bei der Köchin ein gutes Mittagsmahl und hole eine Flasche von dem alten Madeira aus dem Keller. Für heute wenigstens wird die Tafel hier in diesem Zimmer hergerichtet, so wird es den beiden Herren, denke ich, am behaglichsten ein. Komm in fünf Minuten wieder herein, im Fall man Deiner bedarf und beweise meinen Gästen, Peter, dass ich mich nicht irrte, indem ich Dich als einen ebenso guten Krankenwärter ausgab, als Du ein treuer Diener bist.« Über das ihm von seinem Meister ausgesprochene Vertrauen fühlt sich der stille, zuverlässige Peter ebenso beglückt, als vorhin der Führer über die freundliche Liebkosung, die ihm der Meister zu Teil werden ließ. Beide Männer verlassen das Zimmer zugleich."You will move the medicine-chest into this room, Peter," says Mr. Dunross. "And you will wait on this gentleman, who is confined to his bed by an accident, exactly as you would wait on me if I were ill. If we both happen to ring for you together, you will answer his bell before you answer mine. The usual changes of linen are, of course, ready in the wardrobe there? Very good. Go now, and tell the cook to prepare a little dinner; and get a bottle of the old Madeira out of the cellar. You will spread the table, for to-day at least, in this room. These two gentlemen will be best pleased to dine together. Return here in five minutes' time, in case you are wanted; and show my guest, Peter, that I am right in believing you to be a good nurse as well as a good servant." The silent and surly Peter brightens under the expression of the Master's confidence in him, as the guide brightened under the influence of the Master's caressing touch. The two men leave the room together.
Die Pause, die augenblicklich im Gespräch eintritt, nehmen wir wahr, um uns unserem Wirte vorzustellen und ihn von den Umständen zu unterrichten, die unseren Besuch auf Schottland veranlassen. Er hört uns in seiner ernsten, höflichen Weise an, richtet aber keine Frage über unsere Angehörigen an uns und zeigt keinerlei Interesse für die Regierungsyacht oder die Kommission für die Leuchttürme des Nordens. In Mr. Dunroß ist entschieden jeder Anteil an den Ereignissen der Außenwelt, jede Wissbegierde über Personen von Rang und Bedeutung erstorben. Ihm ist seit zwanzig Jahren der kleine Kreis seiner Pflichten und Beschäftigungen die Welt geworden. Für diesen Mann hat das Leben seinen unschätzbaren Wert verloren und wenn der Tod kommen wird, empfängt er diesen König der Schrecken, wie er den letzten seiner Gäste empfangen hat.We take advantage of the momentary silence that follows to introduce ourselves by name to our host, and to inform him of the circumstances under which we happen to be visiting Shetland. He listens in his subdued, courteous way; but he makes no inquiries about our relatives; he shows no interest in the arrival of the Government yacht and the Commissioner for Northern Lights. All sympathy with the doings of the outer world, all curiosity about persons of social position and notoriety, is evidently at an end in Mr. Dunross. For twenty years the little round of his duties and his occupations has been enough for him. Life has lost its priceless value to this man; and when Death comes to him he will receive the king of terrors as he might receive the last of his guests.
»Kann ich noch irgend etwas für Sie tun, ehe ich zu meinen Büchern zurückkehre?« sagt er, mehr zu sich selbst, als zu uns sprechend."Is there anything else I can do," he says, speaking more to himself than to us, "before I go back to my books?"
Indem er diese Frage tut, fällt ihm noch etwas ein und er wendet sich mit seinem matten, trüben Lächeln an meinen Freund: »Ich fürchte für Sie, mein Herr, wird dieses Leben allzu einförmig sein. Wenn Ihnen das Angeln Vergnügen macht, kann ich Ihnen dazu behilflich sein. Es gibt sehr viele Fische im See und ich habe einen Gartenjungen, der Ihnen mit Freuden im Kahn zu Diensten sein wird.«Something else occurs to him, even as he puts the question. He addresses my companion, with his faint, sad smile. "This will be a dull life, I am afraid, sir, for you. If you happen to be fond of angling, I can offer you some little amusement in that way. The lake is well stocked with fish; and I have a boy employed in the garden, who will be glad to attend on you in the boat."
Da mein Freund mit Vergnügen angelt, nimmt er freudig das Anerbieten an. Ehe er zu seinen Büchern zurück kehrt, richtet der Meister noch einige Worte an mich.My friend happens to be fond of fishing, and gladly accepts the invitation. The Master says his parting words to me before he goes back to his books.
»Solange Sie so unglücklich sind an das Zimmer gefesselt zu sein, Mr. Germaine, können Sie sich sicher der Pflege meines Dieners Peter anvertrauen. Er hat den Vorzug bei Kranken ein sehr stiller, ruhiger Wärter zu sein und doch ist er in seiner rückhaltenden Weise sehr sorgsam und vorsichtig. Was die leichteren Pflichten, wie ich sie bezeichnen möchte, als Vorlesen, Ihre Briefe schreiben, so lange Ihre rechte Hand dazu unfähig ist, die Temperatur des Zimmers regeln und so weiter, an Ihrem Krankenlager anlangt, so glaube ich fast, wenn ich es auch nicht bestimmt versprechen kann, dass eine andere Person, deren ich bis jetzt noch nicht Erwähnung tat, diese übernehmen wird. Wir werden ja sehn, wie sich das in einigen Stunden gestaltet, bis dahin, mein Herr, gestatten Sie mir, dass ich Ihnen Ruhe gönne.«"You may safely trust my man Peter to wait on you, Mr. Germaine, while you are so unfortunate as to be confined to this room. He has the advantage (in cases of illness) of being a very silent, undemonstrative person. At the same time he is careful and considerate, in his own reserved way. As to what I may term the lighter duties at your bedside such as reading to you, writing your letters for you while your right hand is still disabled, regulating the temperature in the room, and so on--though I cannot speak positively, I think it likely that these little services may be rendered to you by another person whom I have not mentioned yet. We shall see what happens in a few hours' time. In the meanwhile, sir, I ask permission to leave you to your rest."
Mit diesen Worten verlässt er das Zimmer so leicht, wie er es betreten hat und seine beiden Gäste bleiben in dankbarer Betrachtung über Schottlands Gastfreundschaft zurück. Die letzten Worte unseres Wirtes haben uns in große Spannung versetzt und wir tauschen mehr oder minder geistreiche Vermutungen über diese »andere Person« ohne Namen durch, die mich möglicherweise pflegen wird, bis unsere Gedanken durch das Erscheinen des Mittagsmahles eine andere Richtung bekommen.With those words, he walks out of the room as quietly as he walked into it, and leaves his two guests to meditate gratefully on Shetland hospitality. We both wonder what those last mysterious words of our host mean; and we exchange more or less ingenious guesses on the subject of that nameless "other person" who may possibly attend on me--until the arrival of dinner turns our thoughts into a new course.
Die wenigen Gänge sind vorzüglich gekocht und mit großem Geschmack angerichtet. Ich bin aber zu müde, um viel zu essen und belebe meine Kräfte nur durch ein Glas von dem alten Madeira. Während des Mahles machen wir unsere Zukunftspläne, da unsere Rückkehr auf die Yacht, im Hafen von Berwick am nächsten Tage spätestens erwartet wird. Wie die Sachen stehn, muss mein Begleiter, um unsere Freunde vor unnützen Sorgen über mein Ergehn zu bewahren, allein zum Schiff zurückkehren. Am folgenden Tage versprach ich einen Bericht über mein Befinden an Bord zu senden und der Bote sollte dann meinen Mantelsack mit zurückbringen.The dishes are few in number, but cooked to perfection and admirably served. I am too weary to eat much: a glass of the fine old Madeira revives me. We arrange our future plans while we are engaged over the meal. Our return to the yacht in Lerwick harbor is expected on the next day at the latest. As things are, I can only leave my companion to go back to the vessel, and relieve the minds of our friends of any needless alarm about me. On the day after, I engage to send on board a written report of the state of my health, by a messenger who can bring my portmanteau back with him.
Auf meinen Wunsch geht mein Freund, nachdem Alles verabredet ist, nach dem See, um sein Glück im Angeln zu versuchen. Aus dem wohlgefüllten Medizinkasten verbinde ich mit Peters Hilfe meine Wunde, hülle mich in den behaglichen Schlafrock, der immer im Fremdenzimmer bereitgehalten wird und lege mich wieder auf mein Bett, um die heilende Kraft des Schlafes zu erproben.These arrangements decided on, my friend goes away (at my own request) to try his skill as an angler in the lake. Assisted by the silent Peter and the well-stocked medicine-chest, I apply the necessary dressings to my wound, wrap myself in the comfortable morning-gown which is always kept ready in the Guests' Chamber, and lie down again on the bed to try the restorative virtues of sleep.
Der stille Peter geht, ehe er das Zimmer verlässt, an das Fenster und fragt mich in möglichst wenigen Worten, ob er die Vorhänge vorziehen soll, worauf ich, da ich schon schläfrig bin, in noch wenigeren Worten verneinend antworte. Ich liebe es nicht, wenn das erheiternde Tageslicht ausgeschlossen wird, meiner krankhaften Phantasie erscheint das augenblicklich wie die Vorbereitung zu einer langen Krankheit.Before he leaves the room, silent Peter goes to the window, and asks in fewest possible words if he shall draw the curtains. In fewer words still--for I am feeling drowsy already--I answer No. I dislike shutting out the cheering light of day. To my morbid fancy, at that moment, it looks like resigning myself deliberately to the horrors of a long illness.
Außerdem steht ja die Klingel an meinem Bett und ich kann Peter in jedem Augenblick hier haben, wenn mich das Licht am Schlafen hindert. Das ist Peter auch einleuchtend, er nickt mit dem Kopfe und geht hinaus. Für einige Augenblicke liege ich in müßiger Betrachtung über das Feuer, das mir Gesellschaft leistet. Inzwischen lindern der Verband an meiner Wunde und die Bähung an meiner verrenkten Hand die Schmerzen, die ich bis dahin empfand und allmälig scheint das helle Feuer zu verlöschen, der Schlaf bemächtigt sich meiner mehr und mehr und alle meine Sorgen sind vergessen.The hand-bell is on my bedside table; and I can always ring for Peter if the light keeps me from sleeping. On this understanding, Peter mutely nods his head, and goes out. For some minutes I lie in lazy contemplation of the companionable fire. Meanwhile the dressings on my wound and the embrocation on my sprained wrist steadily subdue the pains which I have felt so far. Little by little, the bright fire seems to be fading. Little by little, sleep steals on me, and all my troubles are forgotten.
Nach scheinbar langem Schlaf erwache ich und fühle im Erwachen die Verwirrung, die jeder an sich wahrnimmt, der zuerst die Augen in einem fremden Bett und in einem unbekannten Zimmer öffnet. Allmälig sammle ich meine Gedanken, finde mein Erstaunen aber durch einen geringfügigen, seltsamen Umstand gesteigert. Die Vorhänge, die ich Peter verhinderte vorzuziehn, sind zu, fest zugezogen, so dass das ganze Zimmer in tiefes Dunkel gehüllt ist. Was mich aber noch mehr verwundert, ist, dass ein hoher Bettschirm ganz ausgespannt vor dem Feuer steht und das Licht, das dieses sonst verbreiten würde, so abschließt, dass es nur die Decke beleuchtet. Ich bin ganz in Dunkel gehüllt. Ist es denn schon Nacht?I wake, after what seems to have been a long repose--I wake, feeling the bewilderment which we all experience on opening our eyes for the first time in a bed and a room that are new to us. Gradually collecting my thoughts, I find my perplexity considerably increased by a trifling but curious circumstance. The curtains which I had forbidden Peter to touch are drawn--closely drawn, so as to plunge the whole room in obscurity. And, more surprising still, a high screen with folding sides stands before the fire, and confines the light which it might otherwise give exclusively to the ceiling. I am literally enveloped in shadows. Has night come?
In müßigem Erstaunen wende ich meinen Kopf auf dem Kopfkissen um und sehe auf die andere Seite meines Bettes.In lazy wonder, I turn my head on the pillow, and look on the other side of my bed.
So dunkel es auch ist, entdecke ich doch sofort, dass ich nicht allein bin. Eine dunkle Gestalt steht an meinem Bette und ich erkenne an den unklaren Linien des Gewandes, dass es die Gestalt einer Frau ist. Mir scheint, als sehe ich, wenn ich meine Augen anstrenge, einen wallenden, schwarzen Gegenstand, der ihren Kopf bedeckt und wie ein weiter Schleier um die Schultern fällt. Obgleich ihr Gesicht mir zugewendet ist, kann ich keinen Zug darin unterscheiden. Sie steht wie eine Statue, deren gekreuzte Hände sich gegen die dunkle Masse ihres Kleides deutlich abheben, das sehe ich - aber nichts mehr.Dark as it is, I discover instantly that I am not alone. A shadowy figure stands by my bedside. The dim outline of the dress tells me that it is the figure of a woman. Straining my eyes, I fancy I can discern a wavy black object covering her head and shoulders which looks like a large veil. Her face is turned toward me, but no distinguishing feature in it is visible. She stands like a statue, with her hands crossed in front of her, faintly relieved against the dark substance of her dress. This I can see--and this is all.
Nach einem Augenblick des Schweigens erhebt das schattenhafte Wesen seine Stimme und spricht zuerst.There is a moment of silence. The shadowy being finds its voice, and speaks first.
»Hoffentlich fühlen Sie sich nach dem Schlafe wohler, mein Herr?«"I hope you feel better, sir, after your rest?"
Die leise Stimme hat eine gewisse Weichheit im Klange, die mein Ohr wohltuend berührt, die Sprechweise ist entschieden die einer feingebildeten Person. Nachdem ich der unbekannten und nur halbsichtbaren Dame ihre Frage beantwortet habe, richte ich die unvermeidliche Frage an sie: »Mit wem habe ich die Ehre zu speechen?«The voice is low, with a certain faint sweetness or tone which falls soothingly on my ear. The accent is unmistakably the accent of a refined and cultivated person. After making my acknowledgments to the unknown and half-seen lady, I venture to ask the inevitable question, "To whom have I the honor of speaking?"
Die Dame erwidert: »Ich bin Miss Dunroß und möchte, wenn Sie nichts dawider haben, Peter bei Ihrer Pflege behilflich sein.«The lady answers, "I am Miss Dunross; and I hope, if you have no objection to it, to help Peter in nursing you."
Das also war die geheimnisvoll von unserem Wirte erwähnte »andere Person«! Sofort fällt mir Miss Dunroß's heldenmütiges Benehmen gegen ihre armen, heimgesuchten Nachbarn ein und ich gedenke des schmerzlichen Erfolges ihrer Aufopferung für Andere, durch die sie nun selbst unheilbar krank ist. Hundertfach wächst mein Verlangen die Dame zu sehen, deutlich erkennen zu können und ich bitte sie also das Maß ihrer Güte voll zu machen, indem sie mir sagt, warum das Zimmer so verdunkelt ist. »Es ist doch sicher noch nicht Nacht?« sage ich.This, then, is the "other person" dimly alluded to by our host! I think directly of the heroic conduct of Miss Dunross among her poor and afflicted neighbors; and I do not forget the melancholy result of her devotion to others which has left her an incurable invalid. My anxiety to see this lady more plainly increases a hundred-fold. I beg her to add to my grateful sense of her kindness by telling me why the room is so dark "Surely," I say, "it cannot be night already?"
»Sie haben nicht mehr als zwei Stunden geschlafen,« antwortet sie, »inzwischen ist der Nebel verschwunden und die Sonne scheint.«"You have not been asleep," she answers, "for more than two hours. The mist has disappeared, and the sun is shining."
Ich nehme die Klingel zur Hand, die neben mir auf dem Tische steht.I take up the bell, standing on the table at my side.
»Soll ich nach Peter klingeln, Miss Dunroß?«"May I ring for Peter, Miss Dunross?"
»Um die Vorhänge zu öffnen, Mr. Germaine?«"To open the curtains, Mr. Germaine?"
»Ja, wenn Sie es gestatten, ich möchte gern den Sonnenschein sehen.«"Yes--with your permission. I own I should like to see the sunlight."
»So will ich Ihnen Peter gleich schicken.«"I will send Peter to you immediately."
Die Schattengestalt meiner neuen Pflegerin gleitet hinaus. Wenn ich sie nicht zurückhalte, hat die Dame, die ich zu sehen so begierig bin, das Zimmer verlassen.The shadowy figure of my new nurse glides away. In another moment, unless I say something to stop her, the woman whom I am so eager to see will have left the room.
»O bitte, bleiben Sie!« sage ich, »ich möchte Sie um keinen Preis mit einer unbedeutenden Bestellung bemühen. So wie ich klingle wird der Diener ja kommen.«"Pray don't go!" I say. "I cannot think of troubling you to take a trifling message for me. The servant will come in, if I only ring the bell."
Mehr in Dunkel gehüllt, denn zuvor, bleibt sie zwischen meinem Bett und der Tür stehn und sagt traurig:She pauses--more shadowy than ever--halfway between the bed and the door, and answers a little sadly:
»Während ich im Zimmer bin wird Peter das Tageslicht nicht hinein lassen, er schloss auf mein Geheiß die Vorhänge.«"Peter will not let in the daylight while I am in the room. He closed the curtains by my order."
Das setzt mich in Erstaunen! Warum sollte Peter das Zimmer dunkel machen, so lange Miss Dunroß darin war? Hat sie so schwache Augen? Doch, dann würde sie sie ja durch einen Schirm schützen und so dunkel es auch ist, sehe ich doch genau, dass sie desgleichen nicht trägt. Warum ist das Zimmer dunkel gemacht, wenn nicht um ihretwillen? Diese Frage wage ich nicht an sie zu richten und entschuldige mich also nur höflichst.The reply puzzles me. Why should Peter keep the room dark while Miss Dunross is in it? Are her eyes weak? No; if her eyes were weak, they would be protected by a shade. Dark as it is, I can see that she does not wear a shade. Why has the room been darkened--if not for me? I cannot venture on asking the question--I can only make my excuses in due form.
»Kranke sind so selbstsüchtig,« sage ich, »ich glaubte Sie hätten die Stube meinetwegen dunkel gemacht.«"Invalids only think of themselves," I say. "I supposed that you had kindly darkened the room on my account."
Sie naht sich wieder leise meinem Bette ehe sie spricht und dann sagt sie mir diese seltsamen Worte:She glides back to my bedside before she speaks again. When she does answer, it is in these startling words:
»Sie irren sich, Mr. Germaine, das Zimmer ist nicht um Ihretwillen, sondern um meinetwillen verdunkelt.«"You were mistaken, Mr. Germaine. Your room has been darkened--not on your account, but on mine."
Die KatzenTHE CATS
Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte, so erstaunt hatte mich die Äußerung von Miss Dunroß gemacht. MISS DUNROSS had so completely perplexed me, that I was at a loss what to say next.
Es wäre eine große Rücksichtslosigkeit von mir gewesen, besonders nach Allem, was ich gehört hatte, wenn ich sie gradezu befragt hätte, weshalb das Zimmer, so lange sie sich darin aufhält, dunkel sein muss. Da ich ihre Verhältnisse nicht im mindesten kannte, hätte eine allgemeine Versicherung meiner Teilnahme an ihrem Leiden uns beide schon beim Beginn unserer Bekanntschaft in eine peinliche Stellung zueinander bringen müssen. Ich bat also nur, dass sie das Zimmer unverändert ließe, wie es jetzt war und stellte es ihrem eigenen Ermessen ganz anheim, ob sie mich in ihr Vertrauen ziehn wollte oder nicht.To ask her plainly why it was necessary to keep the room in darkness while she remained in it, might prove (for all I knew to the contrary) to be an act of positive rudeness. To venture on any general expression of sympathy with her, knowing absolutely nothing of the circumstances, might place us both in an embarrassing position at the outset of our acquaintance. The one thing I could do was to beg that the present arrangement of the room might not be disturbed, and to leave her to decide as to whether she should admit me to her confidence or exclude me from it, at her own sole discretion.
Sie ahnte vollkommen was in mir vorging, setzte sich auf einen Stuhl an mein Bett und erzählte mir rückhaltlos und ernst die düstere Geschichte über das verdunkelte Zimmer.She perfectly understood what was going on in my mind. Taking a chair at the foot of the bed, she told me simply and unreservedly the sad secret of the darkened room.
»Sie müssen sich an diese Schattenwelt gewöhnen, Mr. Germaine,« begann sie, »wenn Sie mich öfter sehen wollen. Sie ist die Welt in der ich leben muss. Vor langer Zeit wütete eine ansteckende Krankheit auf unserer Insel und ich war so unglücklich von der Seuche auch befallen zu werden. Als ich genas - nein das Wort »Genesung« darf ich nicht anwenden, als ich dem Tode entronnen war, wurde ich von einem Nervenleiden heimgesucht, das bis heute jeder ärztlichen Hilfe Trotz geboten hat. Nach dem Ausspruch der Ärzte leiden die Nerven an der Oberfläche meines Körpers an einer krankhaften Empfindlichkeit gegen den Einfluss des Lichtes. Zum Beispiel würde ich über dem ganzen Gesichte die heftigsten Schmerzen empfinden, wenn ich jetzt die Vorhänge öffnete und zum Fenster hinaus sähe; bedeckte ich aber das Gesicht und zöge die Vorhänge mit den bloßen Händen auf, so würden mich meine Hände in derselben Weise schmerzen. Sie können vielleicht kaum unterscheiden, dass ich über meinem Kopf einen weiten, sehr dichten Schleier trage. Wenn ich den herablasse während ich gezwungen bin über die Flure zu gehn, oder meines Vaters Studierzimmer zu betreten, so habe ich dadurch Schutz genug vor dem Lichte. Beklagen Sie mein trauriges Schicksal aber nicht zu sehr, mein Herr. Ich habe mich so daran gewöhnt im Dunklen zu sehn, dass ich darin vollständig allen Anforderungen meines armseligen Daseins genügen kann. Ich kann in diesem Dunkel lesen und schreiben, ich sehe Sie deutlich und kann Ihnen, wenn Sie es mir gestatten, manchen kleinen Dienst leisten. Weshalb sollte ich also über mein Los verzweifeln? Fühle ich doch ganz sicher, dass mein Leben obenein nicht lange währen wird. Hoffentlich ist es mir vergönnt die Gefährtin der letzten Lebensjahre meines Vaters zu sein. Darüber hinaus denke ich nicht und inzwischen habe ich meine kleinen Freuden, deren spärlicher Zahl ich gerne das Vergnügen Ihnen nützlich zu sein, hinzufügen möchte. Ihr Erscheinen ist ein Lebensereignis für mich. Die Aussicht Ihnen vorzulesen oder für Sie Briefe zu schreiben, ist für mich, was für andre Mädchen ein neues Kleid oder ein erster Ball ist. Ich hoffe, dass Sie es nicht unpassend finden, dass ich Ihnen das Alles so offen sage, aber ich kann nicht anders. Alles was ich denke, sage ich meinem Vater und unseren armen Nachbarn rings umher - wie sollte ich diese Gewohnheit nun in einem Augenblick aufgeben? Ich sage jedem gerade heraus, ob ich ihn gern mag oder nicht. Ich habe nun auch in Ihren Zügen, während Sie schliefen, wie in einem Buche gelesen und habe Anzeichen von Gram auf Ihrer Stirn und auf Ihren Lippen gefunden, die mich auf einem so jungen Gesicht Wunder nehmen. Am Ende werde ich Sie mit zu vielen Fragen über Ihr Schicksal quälen, wenn wir erst bekannter mit einander werden. Zuerst frage ich nun aber in meiner Eigenschaft als Pflegerin, ob Ihre Kopfkissen so auch bequem für Sie liegen? Mich dünkt sie müssten etwas ausgeschüttelt werden. Soll ich nach Peter klingeln, dass er Sie aufrichtet? Leider bin ich nicht kräftig genug, um das selbst zu tun. Nein, können Sie sich selbst aufrichten? Warten Sie einen Augenblick - so! Nun legen Sie sich zurück und sagen Sie mir jetzt, ob ich es gut verstehe, zwischen einem ganz verschobenen Kopfkissen und einem müden Kopfe das rechte Einvernehmen herzustellen.«"If you wish to see much of me, Mr. Germaine," she began, "you must accustom yourself to the world of shadows in which it is my lot to live. Some time since, a dreadful illness raged among the people in our part of this island; and I was so unfortunate as to catch the infection. When I recovered--no! 'Recovery' is not the right word to use--let me say, when I escaped death, I found myself afflicted by a nervous malady which has defied medical help from that time to this. I am suffering (as the doctors explain it to me) from a morbidly sensitive condition of the nerves near the surface to the action of light. If I were to draw the curtains, and look out of that window, I should feel the acutest pain all over my face. If I covered my face, and drew the curtains with my bare hands, I should feel the same pain in my hands. You can just see, perhaps, that I have a very large and very thick veil on my head. I let it fall over my face and neck and hands, when I have occasion to pass along the corridors or to enter my father's study--and I find it protection enough. Don't be too ready to deplore my sad condition, sir! I have got so used to living in the dark that I can see quite well enough for all the purposes of my poor existence. I can read and write in these shadows--I can see you, and be of use to you in many little ways, if you will let me. There is really nothing to be distressed about. My life will not be a long one--I know and feel that. But I hope to be spared long enough to be my father's companion through the closing years of his life. Beyond that, I have no prospect. In the meanwhile, I have my pleasures; and I mean to add to my scanty little stack the pleasure of attending on you. You are quite an event in my life. I look forward to reading to you and writing for you, as some girls look forward to a new dress, or a first ball. Do you think it very strange of me to tell you so openly just what I have in my mind? I can't help it! I say what I think to my father and to our poor neighbors hereabouts--and I can't alter my ways at a moment's notice. I own it when I like people; and I own it when I don't. I have been looking at you while you were asleep; and I have read your face as I might read a book. There are signs of sorrow on your forehead and your lips which it is strange to see in so young a face as yours. I am afraid I shall trouble you with many questions about yourself when we become better acquainted with each other. Let me begin with a question, in my capacity as nurse. Are your pillows comfortable? I can see they want shaking up. Shall I send for Peter to raise you? I am unhappily not strong enough to be able to help you in that way. No? You are able to raise yourself? Wait a little. There! Now lie back--and tell me if I know how to establish the right sort of sympathy between a tumbled pillow and a weary head."
Mich berührte es fast schmerzlich, als die weichen süßen Töne ihrer Stimme plötzlich verstummten, so unbeschreiblich rührte und bewegte sie mich, obgleich ich ihr ganz fremd war. Während ich ihr in ziemlich ungeschickter Weise bei dem Kopfkissen behilflich war, berührte meine Hand die ihre, die so kalt und mager war, dass ich förmlich darüber erschrak. Nun ich ihr viel näher gekommen war, versuchte ich vergeblich etwas von ihrem Gesicht zu erkennen, aber die unbarmherzige Finsternis hüllte es in ihr geheimnisvolles Dunkel, wie zuvor. Da doch nichts ihrer Beobachtung entging, sollte meine Neugierde von ihr unbemerkt geblieben sein? Ihre Worte überzeugten mich bald, dass ich entdeckt war. »Sie bemühten sich mich zu sehen,« sagte sie, »aber meine Hand hat Sie wohl davor gewarnt. Ich sah Ihren Schreck, als Sie sie eben berührten.«She had so indescribably touched and interested me, stranger as I was, that the sudden cessation of her faint, sweet tones affected me almost with a sense of pain. In trying (clumsily enough) to help her with the pillows, I accidentally touched her hand. It felt so cold and so thin, that even the momentary contact with it startled me. I tried vainly to see her face, now that it was more within reach of my range of view. The merciless darkness kept it as complete a mystery as ever. Had my curiosity escaped her notice? Nothing escaped her notice. Her next words told me plainly that I had been discovered. "You have been trying to see me," she said. "Has my hand warned you not to try again? I felt that it startled you when you touched it just now."
Diese ungemein scharfe Auffassungsgabe war nicht zu täuschen, diese furchtlose Offenherzigkeit erheischte von meiner Seite eine gleiche Aufrichtigkeit. Ich gestand ihr also die Wahrheit und überließ es Ihrer Nachsicht mir zu verzeihen - sie setzte sich langsam wieder auf den Stuhl n mein Bett.Such quickness of perception as this was not to be deceived; such fearless candor demanded as a right a similar frankness on my side. I owned the truth, and left it to her indulgence to forgive me. She returned slowly to her chair at the foot of the bed.
»Wenn wir Freunde werden wollen, Mr. Germaine,« sagte sie, »so müssen wir uns zuerst gegenseitig ganz klar werden und Sie dürfen sich keinerlei romantische Vorstellungen von unsichtbarer Schönheit über mich machen. Vor meiner Krankheit war meine Gesichtsfarbe meine einzige Zierde und die habe ich nachher verloren. Jetzt ist an mir nichts, als das Spiegelbild meines früheren Ichs zu sehn - die Trümmerreste einer Frau. Durch diese Mitteilung will ich Sie nicht betrüben, ich will Sie nur mit der Dunkelheit aussöhnen, die, soweit es Ihre Augen betrifft, zwischen uns eine dauernde Scheidewand aufrichtet. Fassen Sie Ihre Lage hier von der besten und nicht von der ungünstigen Seite an, sie bietet Ihnen neue Eindrücke, die Sie unterhalten können, während sie krank sind. Sie haben eine Pflegerin, die ein körperloses Wesen ist - ein Schatten zwischen Schatten; sie besitzt nur eine Stimme, um mit Ihnen zu sprechen und Hände, um Ihnen zu helfen, nichts weiter. Nun aber genug von mir!« rief sie sich erhebend aus und wechselte den Ton. »Ich habe schlimme Liebhaberein,« fuhr sie fort, »vielleicht kann ich Ihnen aber doch durch eine derselben eine Zerstreuung bereiten, Mr. Germaine. Geht es Ihnen, wie so vielen Menschen, dass Sie die Katzen hassen?«"If we are to be friends," she said, "we must begin by understanding one another. Don't associate any romantic ideas of invisible beauty with me, Mr. Germaine. I had but one beauty to boast of before I fell ill--my complexion--and that has gone forever. There is nothing to see in me now but the poor reflection of my former self; the ruin of what was once a woman. I don't say this to distress you--I say it to reconcile you to the darkness as a perpetual obstacle, so far as your eyes are concerned, between you and me. Make the best instead of the worst of your strange position here. It offers you a new sensation to amuse you while you are ill. You have a nurse who is an impersonal creature--a shadow among shadows; a voice to speak to you, and a hand to help you, and nothing more. Enough of myself!" she exclaimed, rising and changing her tone. "What can I do to amuse you?" She considered a little. "I have some odd tastes," she resumed; "and I think I may entertain you if I make you acquainted with one of them. Are you like most other men, Mr. Germaine? Do you hate cats?"
Ich erstaunte über die Frage, die ich aber ehrlich dahin beantworten konnte, dass ich in diesem Falle nicht wie andere Menschen sei.The question startled me. However, I could honestly answer that, in this respect at least, I was not like other men.
»Meiner Ansicht nach,« fügte ich hinzu, »wird die Katze besonders in England sehr verkannt. Wenn die Frauen auch im Allgemeinen ihrer anschmiegenden Natur Gerechtigkeit widerfahren lassen, so behandeln die Männer sie doch grader wie Feinde des Menschen. Wenn eine Katze es wagt die Treppe herauf zu kommen, so vertreiben die Männer sie aus ihrer Gegenwart und hetzen die Hunde auf sie, wenn sie sich auf den Straßen zeigt. Dann aber wenden sie sich um und beschuldigen das arme Tier, dessen gesellige Natur sich irgendwo anzuschmiegen sucht, dass es sich mit Vorliebe in der Küche aufhält.«"To my thinking," I added, "the cat is a cruelly misunderstood creature--especially in England. Women, no doubt, generally do justice to the affectionate nature of cats. But the men treat them as if they were the natural enemies of the human race. The men drive a cat out of their presence if it ventures upstairs, and set their dogs at it if it shows itself in the street--and then they turn round and accuse the poor creature (whose genial nature must attach itself to something) of being only fond of the kitchen!"
Meine ungewöhnliche Gesinnung über die Katzen schien mich in Miss Dunroß's Augen sehr zu heben.The expression of these unpopular sentiments appeared to raise me greatly in the estimation of Miss Dunross.
»So haben wir also auf alle Fälle eine gemeinschaftliche Neigung,« sachte sie, »dann kann ich Ihnen Vergnügen bereiten! Jetzt sollen sie eine Überraschung haben!«"We have one sympathy in common, at any rate," she said. "Now I can amuse you! Prepare for a surprise."
Sie zog bei diesen Worten den Schleier über ihr Gesicht und klingelte aus der halbgeöffneten Tür. Peter erschien und empfing seine Befehle. »Nimm den Schirm fort,« sagte Miss Dunroß. Peter gehorchte, der rötliche Schein des Feuers erhellte den Fußboden, während Miss Dunroß in ihren Vorbereitungen fortfuhr. »Öffne die Tür zum Katzenzimmer, Peter und bringe mir meine Harfe. Erwarten Sie ja keine große Kunstleistung, Mr. Germaine,« fuhr sie fort, als Peter seinen seltsamen Auftrag ausführte, »die Harfe, die Sie sehn werden, ist auch nicht so, wie Sie sie sich, nach Ihren modernen Begriffen, vorstellen. Ich kann nur einige alte, schottische Weisen darauf spielen und meine Harfe ist ein altes Instrument mit neuen Saiten - seit mehreren Jahrhunderten ein Erbstück in unserer Familie. Ihr Anblick wird Sie an die Bilder von der heiligen Cäcilie erinnern und ich hoffe Sie werden meine Leistung milde beurteilen, in Erwägung, dass ich keine Heilige bin!«She drew her veil over her face as she spoke, and, partially opening the door, rang my handbell. Peter appeared, and received his instructions. "Move the screen," said Miss Dunross. Peter obeyed; the ruddy firelight streamed over the floor. Miss Dunross proceeded with her directions. "Open the door of the cats' room, Peter; and bring me my harp. Don't suppose that you are going to listen to a great player, Mr. Germaine," she went on, when Peter had departed on his singular errand, "or that you are likely to see the sort of harp to which you are accustomed, as a man of the modern time. I can only play some old Scotch airs; and my harp is an ancient instrument (with new strings)--an heirloom in our family, some centuries old. When you see my harp, you will think of pictures of St. Cecilia--and you will be treating my performance kindly if you will remember, at the same time, that I am no saint!"
Sie zog ihren Stuhl an das Licht des Feuers und pfiff auf einer kleinen Pfeife, die sie aus der Kleidertasche zog. Im nächsten Augenblick erschienen, dem Rufe ihrer Herrin gehorsam, die schlanken und schattenhaften Katzengestalten geräuschlos im Zimmer. Ich zählte ihrer sechs, als die Tiere sich ganz ehrbar im Kreise um den Stuhl am Kamin setzten. Peter folgte ihnen mit der Harfe, schloss die Tür und verschwand. Als das Tageslicht wieder ganz aus dem Zimmer verbannt war, schlug Miss Dunroß den Schleier zurück und legte die Harfe, nachdem sie, wie ich bemerkte, ihr Gesicht vom Feuer abgewendet hatte, an ihr Knie.She drew her chair into the firelight, and sounded a whistle which she took from the pocket of her dress. In another moment the lithe and shadowy figures of the cats appeared noiselessly in the red light, answering their mistress's call. I could just count six of them, as the creatures seated themselves demurely in a circle round the chair. Peter followed with the harp, and closed the door after him as he went out. The streak of daylight being now excluded from the room, Miss Dunross threw back her veil, and took the harp on her knee; seating herself, I observed, with her face turned away from the fire.
»Diese Beleuchtung wird für Sie ausreichend sein, um die Katzen zu sehn,« sagte sie, »und ist für mich nicht zu grell. Der Schein des Feuers veranlasst mir auch nicht die heftigen Schmerzen, die das Tageslicht hervorbringt, ich fühle so nur ein Unbehagen an meinem Gesicht, nichts weiter.«"You will have light enough to see the cats by," she said, "without having too much light for me. Firelight does not give me the acute pain which I suffer when daylight falls on my face--I feel a certain inconvenience from it, and nothing more."
Sie berührte die Saiten ihres Instruments, der alten Harfe von dem Bilde der heiligen Cäcilie, wie sie sie genannt hatte, ich möchte sie mehr den Harfen der alten schottischen Barden vergleichen. Meinem ungeschulten Ohre klang der Ton zuerst unangenehm hoch. Bei den ersten Tönen der Melodie einer sanft klagenden Weise erhoben sich die Katzen und marschierten ganz im Takt, im Kreise um ihre Herrin herum, dann gingen sie einzeln hinter einander her, dann bei einem Wechsel in der Melodie zu Zweien und Zweien, endlich teilten sie sich in Abteilungen zu je Drei und Dreien und gingen in entgegengesetzten Richtungen um den Stuhl herum. Als die Musik schneller wurde, beschleunigten auch die Katzen ihren Schritt, bis die Weise schneller und schneller erklang und die Katzen sich schließlich im roten Schein des Feuers, lebenden Schatten gleich, wirbelnd um den Stuhl drehten, auf dem ihre Harfe auf dem Knie, die stille, schwarze Gestalt saß. Selbst in meinen Träumen hatte ich mir nie etwas so Zauberisches, Mildes, Geisterhaftes ausmalen können! Jetzt änderte sich die Musik und die wirbelnden Katzen begannen zu springen. Die Eine setzte sich am Fuße der Harfe nieder, Vier sprangen zugleich und setzten sich je Zwei und Zwei auf die Schultern ihrer Herrin, die letzte und kleinste der Katzen machte den größten Sprung und befand sich auf ihrem Kopfe. Dort nun saßen die sechs Tiere so still und regungslos, wie Statuen, es bewegte sich nichts als die mageren, weißen Hände auf den Saiten der Harfe, kein Laut war außer der Musik im Zimmer zu vernehmen. Wiederum wechselte die Melodie und sofort waren die sechs Katzen wieder am Boden und setzten sich um den Stuhl herum, wie sie gleich nach ihrem Erscheinen getan. Die Harfe wurde bei Seite gelegt und die leise sanfte Stimme sprach: »Ich bin so müde, meine Katzen können erst morgen mit ihrer Vorstellung fortfahren.«She touched the strings of her instrument--the ancient harp, as she had said, of the pictured St. Cecilia; or, rather, as I thought, the ancient harp of the Welsh bards. The sound was at first unpleasantly high in pitch, to my untutored ear. At the opening notes of the melody--a slow, wailing, dirgelike air--the cats rose, and circled round their mistress, marching to the tune. Now they followed each other singly; now, at a change in the melody, they walked two and two; and, now again, they separated into divisions of three each, and circled round the chair in opposite directions. The music quickened, and the cats quickened their pace with it. Faster and faster the notes rang out, and faster and faster in the ruddy firelight, the cats, like living shadows, whirled round the still black figure in the chair, with the ancient harp on its knee. Anything so weird, wild, and ghostlike I never imagined before even in a dream! The music changed, and the whirling cats began to leap. One perched itself at a bound on the pedestal of the harp. Four sprung up together, and assumed their places, two on each of her shoulders. The last and smallest of the cats took the last leap, and lighted on her head! There the six creatures kept their positions, motionless as statues! Nothing moved but the wan, white hands over the harp-strings; no sound but the sound of the music stirred in the room. Once more the melody changed. In an instant the six cats were on the floor again, seated round the chair as I had seen them on their first entrance; the harp was laid aside; and the faint, sweet voice said quietly, "I am soon tired--I must leave my cats to conclude their performances tomorrow."
Sie stand auf und näherte sich meinem Bett.She rose, and approached the bedside.
»Damit Sie aus Ihrem Fenster den Sonnenuntergang beobachten können, verlasse ich Sie jetzt,« sagte sie. »Vom Einbrechen der Dunkelheit bis morgen um die Frühstückszeit dürfen Sie auf meine Dienste nicht rechnen, das sind meine Ruhestunden. Mir bleibt keine Wahl als, wo möglich schlafend, zwölf Stunden zu Bett zu bleiben, es scheint, als wenn diese lange Ruhe mein Leben erhält. Habe ich Sie durch meine Katzen überrascht? Halten Sie mich für eine Hexe und diese für die mir verwandten Geister? Wenn Sie denken wie wenige Freuden ich habe, so werden Sie es erklärlich finden, dass ich mich damit zerstreue diesen kleinen Tieren ihre Künste beizubringen und sie wie Hunde an mich zu gewöhnen. Zuerst begriffen sie sehr schwer und lehrten mich Geduld zu üben, jetzt wissen Sie nun, was ich wünsche und lernen sehr leicht. Wie werden Sie Ihren Freund bei seiner Rückkehr vom Angeln mit der Geschichte von der Dame, die im Dunkel lebt und mit einer Katzengesellschaft Vorstellungen gibt, unterhalten. Morgen hoffe ich nun aber, dass Sie mich unterhalten werden, indem Sie mir von Ihren Erlebnissen sprechen und mir erzählen, was Sie hierher auf unsere wilde Insel führt. Wenn wir dann im Laufe des Tages näher mit einander bekannt geworden sind, werden Sie mich vielleicht mehr in Ihr Vertrauen ziehen und mir von dem Kummer reden, den ich so untrüglich, während Sie schliefen, in Ihren Zügen las. Sie sehen ich bin Frau genug geblieben, um der Neugierde zum Opfer zu fallen, sobald ich jemand finde, der mein Interesse erregt. Leben Sie also wohl bis auf morgen! Ich wünsche Ihnen eine ruhige Nacht und ein fröhliches Erwachen. Kommt meine verwandten Geister, kommt meine Katzenkinder. wir müssen uns in unsere Gemächer zurückziehen.«"I leave you to see the sunset through your window," she said. "From the coming of the darkness to the coming of breakfast-time, you must not count on my services--I am taking my rest. I have no choice but to remain in bed (sleeping when I can) for twelve hours or more. The long repose seems to keep my life in me. Have I and my cats surprised you very much? Am I a witch; and are they my familiar spirits? Remember how few amusements I have, and you will not wonder why I devote myself to teaching these pretty creatures their tricks, and attaching them to me like dogs! They were slow at first, and they taught me excellent lessons of patience. Now they understand what I want of them, and they learn wonderfully well. How you will amuse your friend, when he comes back from fishing, with the story of the young lady who lives in the dark, and keeps a company of performing cats! I shall expect you to amuse me to-morrow--I want you to tell me all about yourself, and how you came to visit these wild islands of ours. Perhaps, as the days go on, and we get better acquainted, you will take me a little more into your confidence, and tell me the true meaning of that story of sorrow which I read on your face while you were asleep? I have just enough of the woman left in me to be the victim of curiosity, when I meet with a person who interests me. Good-by till to-morrow! I wish you a tranquil night, and a pleasant waking. Come, my familiar spirits! Come, my cat children! it's time we went back to our own side of the house."
Sie ließ ihren Schleier herab und verließ von ihrem Katzengefolge begleitet, leise das Zimmer.She dropped the veil over her face--and, followed by her train of cats, glided out of the room.
Sogleich erschien Peter, um die Vorhänge aufzuziehen und das Licht der untergehenden Sonne strömte voll ins Zimmer, das eben mein Reisegefährte in heiterster Stimmung betrat, um mir von seinem Fischfang zu berichten. Ich musste mich wirklich besinnen, ob die verschleierte Gestalt mit der Harfe und der Tanz der Katzen nicht bloß fantastische Gebilde meiner erregten Einbildungskraft gewesen waren, so groß war der Kontrast zwischen dem, was ich jetzt sah und hörte und was hier vor wenigen Augenblicken vorgegangen war. Ich fragte darum wirklich meinen Freund, ob er mich bei seinem Eintreten wachend oder schlafend gefunden habe.Immediately on her departure, Peter appeared and drew back the curtains. The light of the setting sun streamed in at the window. At the same moment my traveling companion returned in high spirits, eager to tell me about his fishing in the lake. The contrast between what I saw and heard now, and what I had seen and heard only a few minutes since, was so extraordinary and so startling that I almost doubted whether the veiled figure with the harp, and the dance of cats, were not the fantastic creations of a dream. I actually asked my friend whether he had found me awake or asleep when he came into the room!
Die Nacht folgte dem Abend und der Meister der Bücher erschien, um sich die neusten Nachrichten über mein Befinden zu holen. Seine Gedanken schienen auch ganz bei seinen Büchern zu sein, denn er war sehr zerstreut, während er sich mit mir unterhielt und wurde erst aufmerksam, als ich dankbar der Freundlichkeit seiner Tochter Erwähnung tat. Bei ihrem Namen leuchteten seine blassblauen Augen, erhob sich sein gesenktes Haupt und seine leise Stimme tönte voller.Evening merged into night. The Master of Books made his appearance, to receive the latest news of my health. He spoke and listened absently as if his mind were still pre-occupied by his studies--except when I referred gratefully to his daughter's kindness to me. At her name his faded blue eyes brightened; his drooping head became erect; his sad, subdued voice strengthened in tone.
»Nehmen Sie ja ihre Dienste an,« sagte er, »denn Alles, was sie zerstreut und erfreut verlängert ihr Leben und ihr Leben ist der Atem für das Meine. Sie ist mir mehr als eine Tochter, sie ist der Schutzgeist meines Hauses und Himmelsluft weht, wo sie erscheint. O, mein Herr, beten Sie für mich, dass meine Tochter mir noch etwas länger erhalten bleibt.«"Do not hesitate to let her attend on you," he said. "Whatever interests or amuses her, lengthens her life. In her life is the breath of mine. She is more than my daughter; she is the guardian-angel of the house. Go where she may, she carries the air of heaven with her. When you say your prayers, sir, pray God to leave my daughter here a little longer."
Mit einem tiefen Seufzer und wiederum gesenkten Hauptes verließ er mich.He sighed heavily; his head dropped again on his breast--he left me.
Zu vorgerückter Stunde wurde das Nachtessen an meinem Bett aufgetragen. Der stumme Peter wurde, als er sich für die Nacht beurlaubte, etwas gesprächiger. »Ich schlafe hier nebenan,« sagte er, »bitte klingeln Sie, wenn Sie etwas wünschen.« Mein Reisegefährte, der neben mir in dem andern Bette lag, schlief bereits den süßen Schlaf der Jugend. Im Hause herrschte tiefe Stille und draußen hörte man nur den sanften Gesang des Nachtwindes, der anschwellend und sinkend über den See und das Moorland hinstrich. So beschloss ich den ersten Tag in dem gastfreien Hause auf Schottland.The hour advanced; the evening meal was set by my bedside. Silent Peter, taking his leave for the night, developed into speech. "I sleep next door," he said. "Ring when you want me." My traveling companion, taking the second bed in the room, reposed in the happy sleep of youth. In the house there was dead silence. Out of the house, the low song of the night-wind, rising and falling over the lake and the moor, was the one sound to be heard. So the first day ended in the hospitable Shetland house.
Die grüne FlaggeTHE GREEN FLAG
»Welch eine Gabe haben Sie in Worten zu malen, Mr. Germaine, nach Ihrer Beschreibung habe ich ein deutliches Bild von Frau van Brandt.«"I CONGRATULATE you, Mr. Germaine, on your power of painting in words. Your description gives me a vivid idea of Mrs. Van Brandt."
»Und gefällt Ihnen das Bild, Miss Dunroß?«"Does the portrait please you, Miss Dunross?"
»Darf ich so aufrichtig sein, wie immer?«"May I speak as plainly as usual?"
»Gewiss!«"Certainly!"
»Nun denn, ehrlich gesagt, gefällt mir Ihre Frau van Brandt nicht!«"Well, then, plainly, I don't like your Mrs. Van Brandt."
Im Verlauf von zehn Tagen hatte ich Miss Dunroß schon so weit in mein Vertrauen gezogen!Ten days had passed; and thus far Miss Dunross had made her way into my confidence already!
Wodurch hatte sie mich bewogen, ihr die geheimnisvollen und heiligen Schmerzen meines Lebens anzuvertrauen, die bis jetzt nur das Ohr meiner Mutter vernommen hatte? So deutlich ich mich auch der schnellen, zarten Weise erinnere, in der sie mich mit ihrer herzgewinnenden Teilnahme bestrickte, so bleibt mir unklar, wie es ihr gelang, sich mir unbewusst so nah zu stellen, dass sie meine angeborene Zurückhaltung überwand, da ihr die wirksamste Macht, der Einfluss des Blickes, doch fehlte. Sobald das Licht in das Zimmer drang, war sie tief verschleiert und sonst waren die Vorhänge zugezogen. Der Schirm deckte das Feuer und ich konnte kaum die Umrisse ihres Gesichtes erkennen. Teilweise ist ihr Einfluss vielleicht durch die einfache, schwesterliche Art zu erklären, in der sie zu mir sprach und andernteils durch das unbeschreibliche Behagen, das mir ihre bloße Anwesenheit im Zimmer schon erregte. Ihr Vater hatte mir gesagt, dass sie Himmelsluft um sich verbreite, ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen, dass ein Etwas sie umgab, das sich sanft und unwiderstehlich meines Willens bemächtigte und mich, wie ein Hündchen, ihr gehorchen machte. So getreu wie diesem Buche habe ich ihr alle Ereignisse, alle Leiden meines bisherigen Lebens anvertraut. Von der Liebesgeschichte meiner Knabenzeit mit allen ihren Einzelheiten bis zum Empfange der grünen Flagge, von den geheimnisvollen Prophezeiungen der Dame Dermody, dem gänzlichen Verschwinden der kleinen Mary und der Errettung der Frau van Brandt aus dem Flusse, bis zu der Erscheinung in dem Lusthause und unseren nachherigen Zusammenkünften in Edinburgh und London. Mit der vorschnellen anspruchsvollen Beurteilungsart der Frauen fasste sie nun, während sie in dem dunkeln Zimmer bei mir saß, den Eindruck, den meine Erzählung gemacht hatte in die Worte zusammen, die ich vorhin schon niederschrieb: »Mir gefällt Ihre Frau van Brandt nicht.«By what means had she induced me to trust her with those secret and sacred sorrows of my life which I had hitherto kept for my mother's ear alone? I can easily recall the rapid and subtle manner in which her sympathies twined themselves round mine; but I fail entirely to trace the infinite gradations of approach by which she surprised and conquered my habitual reserve. The strongest influence of all, the influence of the eye, was not hers. When the light was admitted into the room she was shrouded in her veil. At all other times the curtains were drawn, the screen was before the fire--I could see dimly the outline of her face, and I could see no more. The secret of her influence was perhaps partly attributable to the simple and sisterly manner in which she spoke to me, and partly to the indescribable interest which associated itself with her mere presence in the room. Her father had told me that she "carried the air of heaven with her." In my experience, I can only say that she carried something with her which softly and inscrutably possessed itself of my will, and made me as unconsciously obedient to her wishes as if I had been her dog. The love-story of my boyhood, in all its particulars, down even to the gift of the green flag; the mystic predictions of Dame Dermody; the loss of every trace of my little Mary of former days; the rescue of Mrs. Van Brandt from the river; the apparition of her in the summer-house; the after-meetings with her in Edinburgh and in London; the final parting which had left its mark of sorrow on my face--all these events, all these sufferings, I confided to her as unreservedly as I have confided them to these pages. And the result, as she sat by me in the darkened room, was summed up, with a woman's headlong impetuosity of judgment, in the words that I have just written--"I don't like your Mrs. Van Brandt!"
»Warum nicht?« fragte ich."Why not?" I asked.
Sie antwortete sofort: »Weil Sie niemand Anderes als Mary lieben dürfen!«She answered instantly, "Because you ought to love nobody but Mary."
»Aber seit ich ein Knabe von dreizehn Jahren war, ist Mary für mich verloren.«"But Mary has been lost to me since I was a boy of thirteen."
»Geduld und Sie werden sie wiederfinden, Mary ist geduldig und harrt Ihrer. Wie werden Sie von ihr beschämt über Ihre Liebe zu Frau van Brandt sein! Wenn Sie sie wiederfinden, dann werden Sie auf Ihre Trennung von Frau van Brandt als auf das glücklichste Ereignis in Ihrem Leben zurücksehen. - Ich werde das Ende nicht erleben, aber Sie werden die Bestätigung meiner Worte erleben.«"Be patient, and you will find her again. Mary is patient--Mary is waiting for you. When you meet her, you will be ashamed to remember that you ever loved Mrs. Van Brandt--you will look on your separation from that woman as the happiest event of your life. I may not live to hear of it--but you will live to own that I was right."
Teils stutzte ich über ihre vollkommen grundlose Überzeugung, dass ich Mary noch einmal wiederfinden würde und halb belächelte ich sie.Her perfectly baseless conviction that time would yet bring about my meeting with Mary, partly irritated, partly amused me.
»Sie scheinen die Ansicht der Dame Dermody zu teilen,« sagte ich, »dass unsere beiden Schicksale in eins zusammenfließen müssen. Wie lange es auch sein mag und welche Ereignisse auch dazwischen liegen, so glauben Sie immer, dass unsere Vereinigung nur eine Zeitfrage ist und nichts weiter?«"You seem to agree with Dame Dermody," I said. "You believe that our two destinies are one. No matter what time may elapse, or what may happen in the time, you believe my marriage with Mary is still a marriage delayed, and nothing more?"
»Das glaube ich fest.«"I firmly believe it."
»Ohne einen anderen Grund, als dass Sie nicht wünschten, dass ich Frau van Brandt heirate?«"Without knowing why--except that you dislike the idea of my marrying Mrs. Van Brandt?"
Sie war sich sehr wohl bewusst, dass dieses ihr hauptsächlicher Grund war und gab nach Frauenart der Abhandlung darüber eine andere Wendung.She knew that this view of her motive was not far from being the right one--and, womanlike, she shifted the discussion to new ground.
»Warum nennen Sie sie Frau van Brandts?« fragte sie. »Frau van Brandt ist ja die Namensschwester Ihrer ersten Liebe, warum nennen Sie sie nicht auch Mary, wenn sie Ihnen so teuer ist?«"Why do you call her Mrs. Van Brandt?" she asked. "Mrs. Van Brandt is the namesake of your first love. If you are so fond of her, why don't you call her Mary?"
Der Grund, den ich dafür hatte, war eines Mannes von Geist und Verstand so unwürdig., dass ich mich schämte ihn anzuführen, aber als sie mein Zögern bemerkte, bestand sie auf einer Antwort, bis ich ihr mein demütigendes Bekenntnis machte.I was ashamed to give the true reason--it seemed so utterly unworthy of a man of any sense or spirit. Noticing my hesitation, she insisted on my answering her; she forced me to make my humiliating confession.
»Der Mann, um dessentwillen ich sie aufgeben musste,« sagte ich, »nannte sie Mary. Deshalb ist mir der Name verleidet, denn ich hasse ihn mit aller Kraft der Eifersucht. Seit seine Lippen diesen Namen aussprachen, hat er jeden Reiz für mich verloren.«"The man who has parted us," I said, "called her Mary. I hate him with such a jealous hatred that he has even disgusted me with the name! It lost all its charm for me when it passed his lips."
Statt dass sie mich auslachte, wie ich vorausgesetzt hatte, erhob sie plötzlich den Kopf, als wollte sie mich trotz der Dunkelheit scharf ansehen.I had anticipated that she would laugh at me. No! She suddenly raised her head as if she were looking at me intently in the dark.
»Wie sehr müssen Sie diese Frau lieben,« sagte sie. »Träumen Sie jetzt auch noch von ihr?«"How fond you must be of that woman!" she said. "Do you dream of her now?"
»Jetzt niemals.«"I never dream of her now."
»Hoffen Sie ihre Erscheinung einmal wiederzusehen?«"Do you expect to see the apparition of her again?"
»Vielleicht, wenn eine Zeit tiefer Not über sie hereinbricht und sie keinen anderen Freund zum Helfer hat, als mich.«"It may be so--if a time comes when she is in sore need of help, and when she has no friend to look to but me."
»Sahen Sie je eine Erscheinung Ihrer kleinen Mary?«"Did you ever see the apparition of your little Mary?"
»Niemals!«"Never!"
»Aber Sie hatten sie doch einmal im Traum gesehen, wie Dame Dermody vorausgesagt hatte?«"But you used once to see her--as Dame Dermody predicted--in dreams?"
»Ja, als Knabe.«"Yes--when I was a lad."
»Und später erschien in Ihren Träumen nicht Mary, sondern Frau van Brandt, sie war im Geiste bei Ihnen, wenn sie auch leiblich weit entfernt war? Die arme Dame Dermody, wenn sie je gedacht hätte, dass ihre Prophezeiungen durch eine falsche Person erfüllt werden würden!""And, in the after-time, it was not Mary, but Mrs. Van Brandt who came to you in dreams--who appeared to you in the spirit, when she was far away from you in the body? Poor old Dame Dermody. She little thought, in her life-time, that her prediction would be fullfilled by the wrong woman!"
Das war also das Resultat, zu dem sie unbegreiflicherweise durch ihre Fragen gekommen war! Hätte sie, anstatt mich durch ihre nächste Frage wieder ganz von der rechten Fährte abzubringen, nur noch etwas weiter geforscht, so hätte sie mir unwillkürlich den Gedanken mitteilen müssen, der in ihr selbst unbewusst aufkeimte, dass möglicherweise Mary, meine erste Liebe, und Frau van Brandt ein und dieselbe Person waren.To that result her inquiries had inscrutably conducted her! If she had only pressed them a little further--if she had not unconsciously led me astray again by the very next question that fell from her lips--she must have communicated to my mind the idea obscurely germinating in hers--the idea of a possible identity between the Mary of my first love and Mrs. Van Brandt!
»Wenn Sie nun Ihrer kleinen Mary jetzt wieder begegneten,« fuhr sie fort, »wie dächten Sie sie zu finden. Sagen Sie mir das, welch eine Art von Frau glauben Sie, dass sie geworden ist?«"Tell me," she went on. "If you met with your little Mary now, what would she be like? What sort of woman would you expect to see?"
Ich konnte kaum das Lachen verbergen. »Wie soll ich das nach so langer Zeit wissen?« erwiderte ich.I could hardly help laughing. "How can I tell," I rejoined, "at this distance of time?"
»Denken Sie einmal nach!« sagte sie."Try!" she said.
Ich versuchte mir das Bild der kleinen, zarten Mary vorzuführen, wie sie noch in meiner Erinnerung vor mir stand und von der bekannten Person auf die unbekannte schließend, entwarf ich daraus das Bild einer schlankem zarten Frau, die den möglichst denkbaren Gegensatz zu Frau van Brandt bildete.Reasoning my way from the known personality to the unknown, I searched my memory for the image of the frail and delicate child of my remembrance: and I drew the picture of a frail and delicate woman--the most absolute contrast imaginable to Mrs. Van Brandt!
Meine sichtliche Überzeugung von dem Gegensatz, der aus dem Vergleich zwischen Beiden entstand, veranlasste Miss Dunroß den halb erwachten Gedanken an die Identität der Beiden völlig aufzugeben.The half-realized idea of identity in the mind of Miss Dunross dropped out of it instantly, expelled by the substantial conclusion which the contrast implied.
Wir hatten uns nun gegenseitig irre geführt, indem wir Beide die spätere Entwickelung zu vollkommener Gesundheit, Kraft und Schönheit nicht in Betracht zogen, die Zeit und Umstände an der kindlichen Mary aus meiner Jugendzeit hervorgebracht haben konnten. Wieder war ich um eines Haares Breite an der Enthüllung der Wahrheit vorbeigegangen.Alike ignorant of the aftergrowth of health, strength, and beauty which time and circumstances had developed in the Mary of my youthful days, we had alike completely and unconsciously misled one another. Once more, I had missed the discovery of the truth, and missed it by a hair-breadth!
»Ich liebe das Bild Ihrer kleinen Mary unendlich mehr, als das der Frau van Brandt,« sagte Miss Dunroß, »weil es ganz dem entspricht, was ich von einer wirklich anziehenden Frau denke. Wie Sie sich so um den Verlust dieser anderen Person grämen können, begreife ich nicht, ich hasse diese aufgeregten Frauen. Sie glauben nicht wie warm ich mich für Mary interessiere, erzählen Sie mir mehr von ihr. Wo haben Sie die geschenkte Handarbeit, an der das arme, kleine Ding so fleißig für Sie gestickt hat? Lassen Sie mich die grüne Flagge sehen!«"I infinitely prefer your portrait of Mary," said Miss Dunross, "to your portrait of Mrs. Van Brandt. Mary realizes my idea of what a really attractive woman ought to be. How you can have felt any sorrow for the loss of that other person (I detest buxom women!) passes my understanding. I can't tell you how interested I am in Mary! I want to know more about her. Where is that pretty present of needle-work which the poor little thing embroidered for you so industriously? Do let me see the green flag!"
Sie setzte unbedingt voraus, dass ich die grüne Flagge bei mir trug und ich war um die Antwort ein wenig verlegen.She evidently supposed that I carried the green flag about me! I felt a little confused as I answered her.
»Ich bedaure, dass ich das nicht kann, da die Flagge irgendwo in meinem Hause in Pertshire aufbewahrt ist.«"I am sorry to disappoint you. The green flag is somewhere in my house in Perthshire."
»Wie, die haben Sie nicht bei sich?« rief sie aus, »Sie lassen ihr Andenken irgendwo herumliegen? Ja, Mr. Germaine, dann haben Sie Mary in der Tat vergessen. Eine Frau hätte an Ihrer Stelle lieber ihr Leben gelassen, als dass sie sich von dem einzigen Andenken getrennt hätte, das sie aus der Zeit ihrer ersten Liebe besaß!«"You have not got it with you?" she exclaimed. "You leave her keepsake lying about anywhere? Oh, Mr. Germaine, you have indeed forgotten Mary! A woman, in your place, would have parted with her life rather than part with the one memorial left of the time when she first loved!"
Der außergewöhnliche Ernst, ich möchte fast sagen, die Erregung, in der sie sprach, setzte mich in Erstaunen.She spoke with such extraordinary earnestness--with such agitation, I might almost say--that she quite startled me.
»Aber liebe Miss Dunroß,« beruhigte ich sie, »die Flagge ist ja nicht verloren.«"Dear Miss Dunross," I remonstrated, "the flag is not lost."
»Hoffentlich nicht,« warf sie schnell ein, »denn wenn Sie die grüne Flagge verlieren, verlieren Sie die letzte Reliquie von Mary und wenn mich mein Glaube nicht täuscht, mehr als das.«"I should hope not!" she interposed, quickly. "If you lose the green flag, you lose the last relic of Mary--and more than that, if my belief is right."
»Was glauben Sie denn?«"What do you believe?"
»Wenn ich es Ihnen sagte, fürchte ich, dass sie mich auslachen würden. Ich glaube jetzt, dass Sie ein harter Mann sind - ich habe mich doch zuerst in Ihren Zügen getäuscht.«"You will laugh at me if I tell you. I am afraid my first reading of your face was wrong--I am afraid you are a hard man."
»Sie tun mir wahrlich Unrecht. Ich beschwöre Sie, antworten Sie mir so ehrlich wie immer, was verliere ich, wenn ich die letzte Reliquie von Mary verliere?«"Indeed you do me an injustice. I entreat you to answer me as frankly as usual. What do I lose in losing the last relic of Mary?"
»Sie verlieren die einzige Hoffnung, die ich für Sie hege,« antwortete sie ernst, »die Hoffnung, dass Sie Mary wiederfinden und einst mit ihr vereint sein werden. In der letzten Nacht dachte ich, statt zu schlafen, an Ihre reizende Liebesgeschichte an den Ufern des klaren, englischen Sees und je mehr ich nachdachte, je fester wurzelte in mir die Überzeugung, dass die grüne Flagge des armen Kindes, das unschuldige Bindeglied zwischen Ihrer Beider Zukunft ist. Das Glück Ihres Lebens haftet an dem unscheinbaren Andenken! Weshalb ich das glaube, kann ich Ihnen nicht erklären, es mag das mit zu meinen Exzentrizitäten gehören - wie meine Katzenaufführungen bei den Klängen meiner Harfe. Wäre aber unsere Freundschaft, statt dieser wenigen Tage, schon Jahre alt, so würde ich Ihnen keine Ruhe lassen. Ich würde Sie mit aller Beharrlichkeit einer Frau bitten, anflehen, beschwören, dass Sie Marys Andenken nie von sich ließen, sondern es zu Ihrem stehenden Begleiter machten wie das Bild Ihrer Mutter, das Sie dort in der Kapsel immer an Ihrer Uhrkette tragen. Mit der Flagge weilt auch Marys Einfluss bei Ihnen, Marys Liebe ist durch dieses teure, alte Band an Sie geknüpft und Sie werden Mary nach Jahren der Trennung wiedersehen!«"You lose the one hope I have for you," she answered, gravely--"the hope of your meeting and your marriage with Mary in the time to come. I was sleepless last night, and I was thinking of your pretty love story by the banks of the bright English lake. The longer I thought, the more firmly I felt the conviction that the poor child's green flag is destined to have its innocent influence in forming your future life. Your happiness is waiting for you in that artless little keepsake! I can't explain or justify this belief of mine. It is one of my eccentricities, I suppose--like training my cats to perform to the music of my harp. But, if I were your old friend, instead of being only your friend of a few days, I would leave you no peace--I would beg and entreat and persist, as only a woman can persist--until I had made Mary's gift as close a companion of yours, as your mother's portrait in the locket there at your watch-chain. While the flag is with you, Mary's influence is with you; Mary's love is still binding you by the dear old tie; and Mary and you, after years of separation, will meet again!"
Der Gedanke war an sich schön und poetisch, dem Einflusse des Ernstes aber, mit dem er ausgesprochen wurde, hätte sich eine viele verhärtetere Natur, als die meine, nicht entziehen können. Ich gestehe, dass ich mich meiner Vernachlässigung der grünen Flagge wahrhaft schämte, was diese Worte bewirkt hatten, war aber viel tiefer gehend.The fancy was in itself pretty and poetical; the earnestness which had given expression to it would have had its influence over a man of a far harder nature than mine. I confess she had made me ashamed, if she had done nothing more, of my neglect of the green flag.
»So wie ich nach Hause zurückkehre, will ich sie suchen«, sagte ich, »und will sie in Zukunft sorgsamer behüten.«"I will look for it the moment I am at home again," I said; "and I will take care that it is carefully preserved for the future."
»Ich verlange mehr als das,« versetzte sie. Wenn Sie die Flagge nicht bei sich tragen können, so muss sie Sie doch immer begleiten, wohin Sie auch gehen mögen. Als man Ihr Gepäck vom Schiffe hieher brachte, waren Sie besonders besorgt um Ihre Briefmappe, die dort auf dem Tische liegt. Enthält sie irgend etwas besonders Wertvolles?«"I want more than that," she rejoined. "If you can't wear the flag about you, I want it always to be with you--to go wherever you go. When they brought your luggage here from the vessel at Lerwick, you were particularly anxious about the safety of your traveling writing-desk--the desk there on the table. Is there anything very valuable in it?"
»Sie enthält mein Geld und andere Sachen, die mir sehr wert sind, als die Briefe meiner Mutter zum Beispiel und einige Familienandenken, die ich sehr ungern verlieren würde, auch die Mappe selbst ist mir besonders lieb, weil sie seit vielen Jahren meine treue Reisebegleiterin gewesen ist.«"It contains my money, and other things that I prize far more highly--my mother's letters, and some family relics which I should be very sorry to lose. Besides, the desk itself has its own familiar interest as my constant traveling companion of many years past."
Miss Dunroß stand auf und kam dicht an den Stuhl, auf dem ich saß.Miss Dunross rose, and came close to the chair in which I was sitting.
»So lassen Sie Marys Flagge auch Ihre treue Reisebegleiterin sein,« sagte sie. »Sie haben meiner Dienste als Ihre Pflegerin viel zu dankbar erwähnt, belohnen Sie mich jetzt über mein Verdienst, indem Sie den abergläubischen Wunsch einer einsamen Träumerin erfüllen. Versprechen Sie mir, dass die grüne Flagge einen Platz zwischen den anderen Schätzen in Ihrer Mappe finden soll.«"Let Mary's flag be your constant traveling companion," she said. "You have spoken far too gratefully of my services here as your nurse. Reward me beyond my deserts. Make allowances, Mr. Germaine, for the superstitious fancies of a lonely, dreamy woman. Promise me that the green flag shall take its place among the other little treasures in your desk!"
Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich ihr das Zugeständnis machte und ihr versprach, die grüne Flagge mit mir zu führen. Zum ersten Male seit wir uns kannten, legte sie ihre kleine abgezehrte Hand auf die meine und drückte sie einen Augenblick lang. Ehe ich sie wieder losließ, zog ich sie an meine Lippen und küsste sie im Gefühl meiner Dankbarkeit. Sie erschrak - zitterte und verließ still und eilig das Zimmer.It is needless to say that I made the allowances and gave the promise--gave it, resolving seriously to abide by it. For the first time since I had known her, she put her poor, wasted hand in mine, and pressed it for a moment. Acting heedlessly under my first grateful impulse, I lifted her hand to my lips before I released it. She started--trembled--and suddenly and silently passed out of the room.
Sie tritt zwischen unsSHE COMES BETWEEN US
Welche Bewegung hatte ich unbewusst in Miss Dunroß hervorgerufen, hatte ich sie betrübt oder beleidigt? Hatte ich, ohne es zu wollen, in ihrer Seele ein tief verborgenes Gefühl wach gerufen, das sie bis jetzt standhaft unterdrückt hatte?WHAT emotion had I thoughtlessly aroused in Miss Dunross? Had I offended or distressed her? Or had I, without meaning it, forced on her inner knowledge some deeply seated feeling which she had thus far resolutely ignored?
Ich gedachte der Tage, die ich hier im Hause verlebt hatte und prüfte meine eigenen Gefühle und Eindrücke, um dadurch vielleicht zur Lösung des Rätsels zu gelangen, weshalb sie aus dem Zimmer geflohen war.I looked back through the days of my sojourn in the house; I questioned my own feelings and impressions, on the chance that they might serve me as a means of solving the mystery of her sudden flight from the room.
Welchen Eindruck hatte sie auf mich gemacht?What effect had she produced on me?
Um die Wahrheit zu gestehen, hatte sie einfach allen Raum in meinem Innern eingenommen und alles Andere daraus verdrängt. Sie hatte in zehn Tagen meine Teilnahme in einem so hohen Grade erregt, wie es einer anderen Frau kaum in zehn Jahren gelungen wäre. Mit Schamgefühl gestand ich mir ein, dass ich meiner Mutter sehr selten gedacht hatte, selbst das Bild von Frau van Brandt war, außer, wenn wir von ihr sprachen, in meinem Gedächtnis sehr verblichen.In plain truth, she had simply taken her place in my mind, to the exclusion of every other person and every other subject. In ten days she had taken a hold on my sympathies of which other women would have failed to possess themselves in so many years. I remembered, to my shame, that my mother had but seldom occupied my thoughts. Even the image of Mrs. Van Brandt--except when the conversation had turned on her--had become a faint image in my mind!
Meine Freunde in Lerwick hatten mich alle der Reihe nach, Sir James an der Spitze, besucht und undankbarerweise hatte ich stets eine heimliche Freude empfunden, wenn sie sich wieder empfahlen und meiner Pflegerin das Feld räumten.As to my friends at Lerwick, from Sir James downward, they had all kindly come to see me--and I had secretly and ungratefully rejoiced when their departure left the scene free for the return of my nurse.
In zwei Tagen sollte das Regierungsschiff sich auf die Rückreise begeben. Obgleich meine Hand mich beim Gebrauch noch empfindlich schmerzte, war ich doch hinreichend hergestellt, um die Reise nach Lerwick zu ertragen, da die viel bedenklichere Verletzung an der wiedergeöffneten Wunde durchaus weder für mich noch irgend jemand Anderes mehr ein Gegenstand der Sorge war und ich zudem auf dem Wege zwischen Lerwick und Dunroß's Hause noch in einem Gehöft übernachten konnte.In two days more the Government vessel was to sail on the return voyage. My wrist was still painful when I tried to use it; but the far more serious injury presented by the re-opened wound was no longer a subject of anxiety to myself or to any one about me. I was sufficiently restored to be capable of making the journey to Lerwick, if I rested for one night at a farm half-way between the town and Mr. Dunross's house.
Trotzdem ich das Alles wusste, hatte ich die Frage, ob ich zu dem Schiffe zurückkehren würde, bis zum letzten Augenblick offen gelassen und meinen Freunden als Grund dafür den Zweifel an der Zulänglichkeit meiner Kräfte angegeben. Der Grund, den ich mir jetzt selbst gestand, war, dass ich zögerte Miss Dunroß zu verlassen.Knowing this, I had nevertheless left the question of rejoining the vessel undecided to the very latest moment. The motive which I pleaded to my friends was--uncertainty as to the sufficient recovery of my strength. The motive which I now confessed to myself was reluctance to leave Miss Dunross.
Welche geheime Macht hatte sie über mich ausgeübt, welches Gefühl, welche Leidenschaft hatte sie in mir erweckt? War es Liebe?What was the secret of her power over me? What emotion, what passion, had she awakened in me? Was it love?
Nein, Liebe war es nicht. An der Stelle, die Mary einst eingenommen, die später Frau van Brandt ausgefüllt, stand Miss Dunroß nicht. Wie konnte ich im gewöhnlichen Sinn des Wortes eine Frau lieben, deren Antlitz ich nie gesehen hatte, deren Schönheit verwelkt war, um nie wieder zu erblühen? Deren verödetes Leben an einem Faden hing, der jeden Augenblick zerreißen konnte. An jeder Neigung zwischen den verschiedenen Geschlechtern, wenn man sie anders Liebe nennen soll, haben die Sinne ihren Anteil, an meinem Gefühl für Miss Dunroß hatten sie keinen. Welch ein Gefühl war es denn? Diese Frage konnte ich nur auf eine Weise beantworten, da das Gefühl zu tief in mir verborgen war, um es ergründen zu können.No: not love. The place which Mary had once held in my heart, the place which Mrs. Van Brandt had taken in the after-time, was not the place occupied by Miss Dunross. How could I (in the ordinary sense of the word) be in love with a woman whose face I had never seen? whose beauty had faded, never to bloom again? whose wasted life hung by a thread which the accident of a moment might snap? The senses have their share in all love between the sexes which is worthy of the name. They had no share in the feeling with which I regarded Miss Dunross. What was the feeling, then? I can only answer the question in one way. The feeling lay too deep in me for my sounding.
Welchen Eindruck hatte ich ihr gemacht? Welche Saite ihres Gefühls hatte ich, ohne es zu wissen, berührt, als meine Lippen ihre Hand berührten?What impression had I produced on her? What sensitive chord had I ignorantly touched, when my lips touched her hand?
Ich zagte diese Frage weiter zu verfolgen, die ich mir selbst vorgelegt. Ich gedachte ihrer zerrütteten Gesundheit, ihres Daseins in Schatten und Einsamkeit, ich gedachte der reichen Schätze dieses Herzens und dieses Gemütes, die mit ihrem welkenden Leben auch hinwelken mussten und ich sagte mir: Ihr Geheimnis sei Dir heilig! Nie soll eines meiner Worte oder eine meiner Handlungen sie wieder in Unruhe und Schmerzen versetzen, mag ihr Herz vor mir verschleiert bleiben, wie ihr Antlitz.I confess I recoiled from pursuing the inquiry which I had deliberately set myself to make. I thought of her shattered health; of her melancholy existence in shadow and solitude; of the rich treasures of such a heart and such a mind as hers, wasted with her wasting life; and I said to myself, Let her secret be sacred! let me never again, by word or deed, bring the trouble which tells of it to the surface! let her heart be veiled from me in the darkness which veils her face!
In dieser Stimmung erwartete ich ihre Rückkehr.In this frame of mind toward her, I waited her return.
Dass ich sie im Laufe des Tages noch wiedersehen würde, bezweifelte ich nicht, da die Post nach dem Süden am nächsten Tage abging und es daher im Hause allgemeine Sitte war, die Briefe am Abend vorher zu schreiben, weil sie der Bote am Morgen ganz früh abholte. Miss Dunroß hatte sich daran gewöhnt nach meinem Diktat die Briefe in meine Heimat zu schreiben, da ich meine Hand noch immer nicht gebrauchen konnte. Sie wusste, dass ich meiner Mutter einen Brief schuldete und auf ihre Hilfe angewiesen war. So war ihre Umkehr zu mir nur eine Zeitfrage, da jede Verpflichtung, wie gering sie auch immer sein mochte, in ihren Augen zur dringenden Pflicht wurde.I had no doubt of seeing her again, sooner or later, on that day. The post to the south went out on the next day; and the early hour of the morning at which the messenger called for our letters made it a matter of ordinary convenience to write overnight. In the disabled state of my hand, Miss Dunross had been accustomed to write home for me, under my dictation: she knew that I owed a letter to my mother, and that I relied as usual on her help. Her return to me, under these circumstances, was simply a question of time: any duty which she had once undertaken was an imperative duty in her estimation, no matter how trifling it might be.
Stunde auf Stunde verging, der Tag neigte sich zu Ende und sie erschien noch immer nicht.The hours wore on; the day drew to its end--and still she never appeared.
Ich verließ mein Zimmer, um noch die letzten Strahlen der Sonne in dem Garten hinter dem Hause aufzufangen, ließ aber Peter zurück, wo ich aufzufinden war, im Fall Miss Dunroß mich suchte. Nach meinen südländischen Begriffen war der Garten sehr wild, aber er zog sich weit an der Küste der Insel hin und bot manche hübsche Aussicht über den See und das Moorland hinaus. Während ich langsam dahin schlenderte, beschloss ich meine Gedanken nützlich zu beschäftigen, indem ich mir den Brief an meine Mutter, den Miß Dunroß für mich schreiben sollte, immer durchdachte.I left my room to enjoy the last sunny gleam of the daylight in the garden attached to the house; first telling Peter where I might be found, if Miss Dunross wanted me. The garden was a wild place, to my southern notions; but it extended for some distance along the shore of the island, and it offered some pleasant views of the lake and the moorland country beyond. Slowly pursuing my walk, I proposed to myself to occupy my mind to some useful purpose by arranging beforehand the composition of the letter which Miss Dunross was to write.
Ich fand es aber zu meinem Erstaunen ganz unmöglich, meine Gedanken auf diesen Gegenstand zu richten. Wie oft ich es auch versuchte, immer schweiften meine Gedanken wieder von dem Briefe an die Mutter zu Miss Dunroß hinüber. Doch nein! Verweilten sie bei der Frage, ob ich mit dem Regierungsschiff nach Pertshire zurückkehren sollte oder nicht, oder wohin wendeten sie sich eigentlich? Wunderbarerweise waren alle meine Gedanken durch eine unerklärliche Abschweifung meines Gefühls plötzlich auf einen Gegenstand gerichtet, dem ich jetzt lange nicht mehr nachgedacht hatte, auf - Frau van Brandt. Unwillkürlich dachte ich, so sehr sich mein Wille auch dagegen sträubte, an unsere letzte Unterredung zurück. Ich sah sie, hörte sie wieder, empfand die augenblickliche Wonne unseres letzten Kusses und vergegenwärtigte mir die Qualen und Schmerzen, die ich empfand, als ich von ihr gegangen war und mich allein auf der Straße befand. Tränen, deren ich mich schämte, obgleich sie niemand sah, füllten meine Augen, als ich der Monate gedachte, die seit unserem letzten Beisammensein verflossen waren und wie viel Herzeleid konnten, mussten sie über sie gebracht haben!To my great surprise, I found it simply impossible to fix my mind on the subject. Try as I might, my thoughts persisted in wandering from the letter to my mother, and concentrated themselves instead--on Miss Dunross? No. On the question of my returning, or not returning, to Perthshire by the Government vessel? No. By some capricious revulsion of feeling which it seemed impossible to account for, my whole mind was now absorbed on the one subject which had been hitherto so strangely absent from it--the subject of Mrs. Van Brandt! My memory went back, in defiance of all exercise of my own will, to my last interview with her. I saw her again; I heard her again. I tasted once more the momentary rapture of our last kiss; I felt once more the pang of sorrow that wrung me when I had parted with her and found myself alone in the street. Tears--of which I was ashamed, though nobody was near to see them--filled my eyes when I thought of the months that had passed since we had last looked on one another, and of all that she might have suffered, must have suffered, in that time.
Obgleich Hunderte von Meilen zwischen uns lagen, war sie mir diesen Augenblick so nah, als ginge sie im Garten neben mir.Hundreds on hundreds of miles were between us--and yet she was now as near me as if she were walking in the garden by my side!
Wie mein Geist, befand auch mein Körper sich in wunderbarem Zustande, ein geheimnisvolles Beben durchschauerte mich von Kopf bis zu den Füßen. Ohne den Boden unter mir zu fühlen, schritt ich vorwärts, meine Augen ruhten auf den Gegenständen umher, ohne dass ich mir ihrer bewusst war, meine Hände waren kalt, ohne dass ich es eigentlich fühlte, mein Kopf glühte, doch empfand ich keinen Schmerz, fühlte mich wie umgeben und eingehüllt in eine elektrische Atmosphäre, die alle meine Gefühle wunderbar verwandelte. In dem Glauben, dass ein Gewitter im Anzuge war, blickte ich zum Himmel auf, der war ruhig und klar. Ich stand still, um meinen Rock zuzuknöpfen und fragte mich, ob ich mich erkältet haben könnte oder ob ein Fieber im Anzuge war. Die Sonne versank hinter dem Horizonte des Moorlandes, das graue Zwielicht zitterte über den dunklen Wassern des Sees, ich kehrte zum Hause zurück und auch dahin begleitete mich die lebhafte Erinnerung an Frau van Brandt, als treue Gefährtin. Das Feuer in meinem Zimmer war während dessen niedergebrannt. Einer der geschlossenen Vorhänge war ein paar Zoll weit zurückgezogen, so dass ein Strahl des ersterbenden Lichts hindurchdringen konnte und an der Stelle, wo Licht und Finsternis sich schieden, sah ich Miss Dunroß im dunklen Teil des Zimmers sitzen. Sie hatte den Schleier herabgelassen und ihr Schreibzeug auf dem Schoß, so erwartete sie meine Rückkehr.This strange condition of my mind was matched by an equally strange condition of my body. A mysterious trembling shuddered over me faintly from head to foot. I walked without feeling the ground as I trod on it; I looked about me with no distinct consciousness of what the objects were on which my eyes rested. My hands were cold--and yet I hardly felt it. My head throbbed hotly--and yet I was not sensible of any pain. It seemed as if I were surrounded and enwrapped in some electric atmosphere which altered all the ordinary conditions of sensation. I looked up at the clear, calm sky, and wondered if a thunderstorm was coming. I stopped, and buttoned my coat round me, and questioned myself if I had caught a cold, or if I was going to have a fever. The sun sank below the moorland horizon; the gray twilight trembled over the dark waters of the lake. I went back to the house; and the vivid memory of Mrs. Van Brandt, still in close companionship, went back with me. The fire in my room had burned low in my absence. One of the closed curtains had been drawn back a few inches, so as to admit through the window a ray of the dying light. On the boundary limit where the light was crossed by the obscurity which filled the rest of the room, I saw Miss Dunross seated, with her veil drawn and her writing-case on her knee, waiting my return.
Ich entschuldigte mich und sagte ihr, dass ich aus Vorsorge dem Diener hinterlassen hätte, wo ich zu finden wäre; sie unterbrach mich aber sanft, so dass ich meinen Satz nicht vollenden konnte.I hastened to make my excuses. I assured her that I had been careful to tell the servant where to find me. She gently checked me before I could say more.
»Peter ist unschuldig«, sagte sie, »ich wünschte, dass er Sie nicht zu früh ins Hans zurückrufen möchte. Hat Ihr Spaziergang Ihnen gut getan?« Sie sprach sehr ruhig, die schwache, trübe Stimme war schwächer und trüber denn je. Während dieser Worte hielt sie ihren Kopf über das Schreibzeug gebeugt, statt wie sonst ihn mir während unseres Gesprächs zuzuwenden. Ich fühlte immer noch jenes geheimnisvolle Beben wie im Garten und zog meinen Stuhl nah an das Feuer, dessen Kohlen ich anzuschüren versuchte, um mich daran zu erwärmen. Dadurch war ein kleiner Zwischenraum zwischen unseren Plätzen im Zimmer. Ich konnte sie nur von der Seite sehen, wie sie in der schützenden Dunkelheit des vorgezogenen Vorhanges am Fenster saß."It's not Peter's fault," she said. "I told him not to hurry your return to the house. Have you enjoyed your walk?" She spoke very quietly. The faint, sad voice was fainter and sadder than ever. She kept her head bent over her writing-case, instead of turning it toward me as usual while we were talking. I still felt the mysterious trembling which had oppressed me in the garden. Drawing a chair near the fire, I stirred the embers together, and tried to warm myself. Our positions in the room left some little distance between us. I could only see her sidewise, as she sat by the window in the sheltering darkness of the curtain which still remained drawn.
»Ich fürchte, dass ich mich zu lange im Garten aufgehalten habe,« sagte ich, »mich durchrieselt die eisige Abendluft.«"I think I have been too long in the garden," I said. "I feel chilled by the cold evening air."
»Soll mehr Holz auf das Feuer gelegt werden?« fragte sie. »Soll ich irgend etwas für Sie besorgen?«"Will you have some more wood put on the fire?" she asked. "Can I get you anything?"
» Nein, ich danke, ich bedarf nichts. Ich sehe, dass Sie die Güte haben wollen für mich zu schreiben.«"No, thank you. I shall do very well here. I see you are kindly ready to write for me."
»Ja,« sagte sie, ,wenn Sie es wünschen; so wie Sie bereit sind, ist meine Feder es auch.«"Yes," she said, "at your own convenience. When you are ready, my pen is ready."
Sie schien die ausgesprochene Rückhaltung, die zwischen uns entstanden war, seit wir uns zuletzt gesprochen hatten, ebenso schmerzlich zu empfinden als ich und hätten wir nur gewusst, wie es anzufangen war, so hätten wir sie gern durchbrochen. Jedenfalls musste das Briefschreiben uns beschäftigen. Wiederum versuchte ich meine Gedanken darauf zu richten und wiederum war der Versuch vergebens. Obgleich ich sehr gut wusste, was ich meiner Mutter zu sagen hatte, war es mir, so wie ich es aussprechen wollte, als fehlte mir die Fähigkeit dazu. Ich kauerte am Feuer und sie wartete mit ihrem Schreibzeuge auf dem Schoß.The unacknowledged reserve that had come between us since we had last spoken together, was, I believe, as painfully felt by her as by me. We were no doubt longing to break through it on either side--if we had only known how. The writing of the letter would occupy us, at any rate. I made another effort to give my mind to the subject--and once more it was an effort made in vain. Knowing what I wanted to say to my mother, my faculties seemed to be paralyzed when I tried to say it. I sat cowering by the fire--and she sat waiting, with her writing-case on her lap.
Sie bedarf wiederum meinerSHE CLAIMS ME AGAIN
Als die Zeit verfloss und das Schweigen zwischen uns andauerte, versuchte Miss Dunroß mich zu ermuntern.THE moments passed; the silence between us continued. Miss Dunross made an attempt to rouse me.
»Haben Sie sich entschlossen in Gesellschaft Ihrer Freunde in Lerwick nach Schottland zurückzukehren?« fragte sie."Have you decided to go back to Scotland with your friends at Lerwick?" she asked.
»Es wird mir nicht leicht,« erwiderte ich, »meine Freunde hier zu verlassen.«"It is no easy matter," I replied, "to decide on leaving my friends in this house."
Sie ließ den Kopf sinken und antwortete mir mit leiser Stimme:Her head drooped lower on her bosom; her voice sunk as she answered me.
»Denken Sie an Ihre Mutter, die Pflichten gegen sie gehen allen anderen vor. Es ist sehr schwer für sie gewesen, Sie so lange zu entbehren und sie leidet sicher darunter.«"Think of your mother," she said. "The first duty you owe is your duty to her. Your long absence is a heavy trial to her--your mother is suffering."
»Sie leidet?« wiederholte ich, »davon sagen ihre Briefe aber nichts.«"Suffering?" I repeated. "Her letters say nothing--"
»Sie vergessen, dass Sie mir die Erlaubnis gaben ihre Briefe zu lesen,« warf Miss Dunroß ein, »und ich habe aus dem was sie schreibt, obgleich sie nichts davon ausspricht, sehr wohl ihre Sorge um Sie herausgelesen und Sie wissen so gut, wie ich, dass sie Grund hat zu sorgen. Beglücken Sie sie durch die Nachricht, dass Sie mit Ihren Freunden heimkehren werden und mehr noch in dem Sie sie versichern, dass Sie nicht länger den Verlust von Frau van Brandt beklagen. Darf ich ihr das in Ihrem Namen mit diesen Worten schreiben?«"You forget that you have allowed me to read her letters," Miss Dunross interposed. "I see the unwritten and unconscious confession of anxiety in every line that she writes to you. You know, as well as I do, that there is cause for her anxiety. Make her happy by telling her that you sail for home with your friends. Make her happier still by telling her that you grieve no more over the loss of Mrs. Van Brandt. May I write it, in your name and in those words?"
Es war mir unmöglich ihr zu gestatten, dass sie in diesen oder irgend welchen anderen Worten über Frau van Brandt schrieb. Obwohl meine unglückliche Liebesgeschichte bisher immer zwischen uns besprochen worden war, warum war es mir jetzt, als wäre sie ein verbotenes Thema, warum konnte ich mich nicht entschließen ihr auf ihre Frage zu antworten?I felt the strangest reluctance to permit her to write in those terms, or in any terms, of Mrs. Van Brandt. The unhappy love-story of my manhood had never been a forbidden subject between us on former occasions. Why did I feel as if it had become a forbidden subject now? Why did I evade giving her a direct reply?
»Wir haben ja noch viel Zeit übrig«, sagte ich, »ich möchte erst über Sie selbst sprechen.« In der Dunkelheit, die sie umgab erhob sie die Hand, als wollte sie sich gegen dieses Gespräch verwahren, ich aber bestand darauf es dennoch anzubahnen. »Wenn ich denn doch abreisen muss,« fuhr ich fort, »so darf ich Ihnen wohl beim Scheiden sagen, was ich bis jetzt verschwieg, dass ich Sie nicht für unheilbar halte. Sie wissen, dass ich Arzt bin und daher kenne ich mehrere der im Augenblick berühmtesten Ärzte in Edinburgh sowohl als in London. Gestatten Sie mir, dass ich Männern, die in der Behandlung verwickelter Nervenkrankheiten geübt sind, Ihren Zustand, so wie ich ihn auffasse, schildere und darf ich Ihnen den Erfolg schriftlich mitteilen?«"We have plenty of time before us," I said. "I want to speak to you about yourself." She lifted her hand in the obscurity that surrounded her, as if to protest against the topic to which I had returned. I persisted, nevertheless, in returning to it. "If I must go back," I went on, "I may venture to say to you at parting what I have not said yet. I cannot, and will not, believe that you are an incurable invalid. My education, as I have told you, has been the education of a medical man. I am well acquainted with some of the greatest living physicians, in Edinburgh as well as in London. Will you allow me to describe your malady (as I understand it) to men who are accustomed to treat cases of intricate nervous disorder? And will you let me write and tell you the result?"
Ich erwartete ihren Bescheid, aber weder Wort noch Gebärden ermutigten meinen Wunsch in Zukunft mit ihr in Verbindung zu bleiben. Da versuchte ich noch einen anderen Weg, auf dem ich sie zu vermögen hoffte, einen Brief von mir zu empfangen.I waited for her reply. Neither by word nor sign did she encourage the idea of any future communication with her. I ventured to suggest another motive which might induce her to receive a letter from me.
»Jedenfalls muss ich mir erlauben Ihnen zu schreiben,« fuhr ich fort, »denn Sie werden doch sicher von mir hören wollen, ob Ihre Ahnungen, die Sie mit so großer Sicherheit an ein Wiedersehen zwischen der kleinen Mary und mir glauben lassen, richtig sind!«"In any case, I may find it necessary to write to you," I went on. "You firmly believe that I and my little Mary are destined to meet again. If your anticipations are realized, you will expect me to tell you of it, surely?"
Wieder erwartete ich vergebens eine Antwort. Sie sprach, aber nur um den Gegenstand unseres Gesprächs zu wechseln.Once more I waited. She spoke--but it was not to reply: it was only to change the subject.
»Die Zeit vergeht und wir haben den Brief an Ihre Mutter immer noch nicht angefangen,« war Alles, was sie sagte."The time is passing," was all she said. "We have not begun your letter to your mother yet."
Da ihre Stimme mir verriet, dass sie litt, wäre es grausam gewesen sie noch länger zu quälen. Der matte Lichtschein, der durch die Spalte des Vorhanges drang, nahm schnell ab, so war es wirklich Zeit den Brief zu schreiben. Ich hoffte noch eine andere Gelegenheit zu finden, um mit ihr sprechen zu können, ehe ich das Haus verließ.It would have been cruel to contend with her any longer. Her voice warned me that she was suffering. The faint gleam of light through the parted curtains was fading fast. It was time, indeed, to write the letter. I could find other opportunities of speaking to her before I left the house.
»Ich bin bereit,« sagte ich »wollen Sie beginnen?«"I am ready," I answered. "Let us begin."
Der erste Satz, worin ich meiner Mutter mitteilte, dass meine verrenkte Hand fast heil sei und dass nichts mich hinderte Schottland zu verlassen, sobald Sir James abzureisen beschlösse, war meinem geduldigen Schreiber bald diktiert. Da meiner Mutter aus triftigen Gründen verschwiegen war, dass sich meine Wunde bei dem Unfall wieder geöffnet hatte, war damit Alles gesagt, was über meine Gesundheit zu sagen war und Miss Dunroß wartete auf die folgenden Worte, nachdem sie den Eingang des Briefes geschrieben hatte.The first sentence was easily dictated to my patient secretary. I informed my mother that my sprained wrist was nearly restored to use, and that nothing prevented my leaving Shetland when the lighthouse commissioner was ready to return. This was all that it was necessary to say on the subject of my health; the disaster of my re-opened wound having been, for obvious reasons, concealed from my mother's knowledge. Miss Dunross silently wrote the opening lines of the letter, and waited for the words that were to follow.
Im nächsten Satze bezeichnete ich meiner Mutter den Tag, an dem das Schiff von hier abgehen sollte und sagte ihr, wenn sie bei günstigem Wetter meine Heimkehr erwarten könne. Auch das schrieb Miss Dunroß und wartete wieder. Ich dachte nach, was ich nun weiter sagen sollte, und nahm mit Erstaunen wahr, dass ich meine Gedanken unmöglich auf den Brief zu richten vermochte. Sie wanderten in rätselhafter Weise immer zu Frau van Brandt hin. Ich war beschämt, ich zürnte mir selbst und beschloss, was ich auch sagen mochte, wenigstens um jeden Preis den Brief zu beenden. Aber, wie ich mich auch bemühte, selbst die äußerste Anstrengung meiner Willenskraft half nichts. In meinen Ohren widerhallten nur Frau van Brandts Worte bei unserem letzten Begegnen - kein Wort für meine Mutter kam mir in den Sinn. Miss Dunroß legte die Feder nieder und wendete langsam den Kopf, um mich anzusehen.In my next sentence, I announced the date at which the vessel was to sail on the return voyage; and I mentioned the period at which my mother might expect to see me, weather permitting. Those words, also, Miss Dunross wrote--and waited again. I set myself to consider what I should say next. To my surprise and alarm, I found it impossible to fix my mind on the subject. My thoughts wandered away, in the strangest manner, from my letter to Mrs. Van Brandt. I was ashamed of myself; I was angry with myself--I resolved, no matter what I said, that I would positively finish the letter. No! try as I might, the utmost effort of my will availed me nothing. Mrs. Van Brandt's words at our last interview were murmuring in my ears--not a word of my own would come to me! Miss Dunross laid down her pen, and slowly turned her head to look at me.
»Sie wollen doch wohl Ihrem Briefe noch Einiges hinzufügen?« sagte sie."Surely you have something more to add to your letter?" she said.
»Gewiss« antwortete ich, »aber ich weiß nicht, was mir fehlt, das Diktieren übersteigt heute Abend entschieden meine Kräfte.«"Certainly," I answered. "I don't know what is the matter with me. The effort of dictating seems to be beyond my power this evening."
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie."Can I help you?" she asked.
Ich nehme den Vorschlag dankbar an. »Es gibt ja vieles, was meine Mutter mit Freuden hören würde, wenn ich nur Kraft hätte darüber nachzudenken. Wollen Sie es nicht gütigst für mich tun?«I gladly accepted the suggestion. "There are many things," I said, "which my mother would be glad to hear, if I were not too stupid to think of them. I am sure I may trust your sympathy to think of them for me."
Durch diese unvorsichtige Antwort bot sich Miss Dunroß die Gelegenheit auf Frau van Brandt zurückzukommen. Sie ergriff sie auch mit der festen Entschlossenheit einer Frau, die ihr Ziel im Auge hat und es auf jeden Fall erreichen will.That rash answer offered Miss Dunross the opportunity of returning to the subject of Mrs. Van Brandt. She seized the opportunity with a woman's persistent resolution when she has her end in view, and is determined to reach it at all hazards.
»Wollen Sie nicht Ihrer Mutter in Ihren eigenen Worten sagen, dass Ihre Verblendung für Frau van Brandt nun zu Ende ist oder soll ich es für Sie niederschreiben, indem ich versuche möglichst Ihre Ausdrucksweise zu wählen?«"You have not told your mother yet," she said, "that your infatuation for Mrs. Van Brandt is at an end. Will you put it in your own words? Or shall I write it for you, imitating your language as well as I can?"
Ihre Beharrlichkeit besiegte mich in der Verfassung, in der ich mich eben befand. Ich dachte nachlässig bei mir selbst: »Sie wird wieder auf den Gegenstand zurückkommen, wenn ich jetzt auch Nein sage und mich, nach allen den Freundlichkeiten, die ich ihr verdanke, doch veranlassen Ja zu sagen.«In the state of my mind at that moment, her perseverance conquered me. I thought to myself indolently, "If I say No, she will only return to the subject again, and she will end (after all I owe to her kindness) in making me say Yes."
Ehe ich ihr antworten konnte, verwirklichte sie meine Vermutungen schon, indem sie auf den Gegenstand zurückkam und mir ein Ja entlockte.Before I could answer her she had realized my anticipations. She returned to the subject; and she made me say Yes.
»Wie soll ich Ihr Schweigen deuten?« sagte sie. »Erst bitten Sie um meine Hilfe und dann verwerfen Sie den ersten Vorschlag, den ich Ihnen mache!«"What does your silence mean?" she said. "Do you ask me to help you, and do you refuse to accept the first suggestion I offer?"
»Nehmen Sie die Feder zur Hand,« erwiderte ich, »ich werde Ihren Wunsch erfüllen.«"Take up your pen," I rejoined. "It shall be as you wish."
»Wollen Sie mir die Worte selbst diktieren?«"Will you dictate the words?"
»Ich will es versuchen.«"I will try."
Ich versuchte es und dieses Mal gelang es mir. Indem Frau van Brandts Bild lebhaft vor mir stand, stellte ich in Gedanken den Satz zusammen, der meiner Mutter verkünden sollte, dass meine »Verblendung« über Frau van Brandt zu Ende sei.I tried; and this time I succeeded. With the image of Mrs. Van Brandt vividly present to my mind, I arranged the first words of the sentence which was to tell my mother that my "infatuation" was at an end!
»Du wirst Dich freuen, wenn Du hörst, dass die Zeit und die Abwechselung von Erfolg waren.«"You will be glad to hear," I began, "that time and change are doing their good work."
Miss Dunroß schrieb die Worte nieder und erwartete meinen nächsten Satz. Das Licht erlosch allmählich, das Zimmer wurde dunkler und ich fuhr fort:Miss Dunross wrote the words, and paused in anticipation of the next sentence. The light faded and faded; the room grew darker and darker. I went on.
»Hoffentlich werde ich Dir wegen Frau van Brandt keine Sorgen mehr bereiten, teure Mutter!«"I hope I shall cause you no more anxiety, my dear mother, on the subject of Mrs. Van Brandt."
Bei der herrschenden Stille konnte ich vernehmen, wie die Feder meines Schreibers über das Papier hin und her ging, während ich diese Worte schreiben ließ.In the deep silence I could hear the pen of my secretary traveling steadily over the paper while it wrote those words.
Als der Ton verstummte, fragte ich: »Haben Sie das geschrieben?«"Have you written?" I asked, as the sound of the pen ceased.
»Ich habe es geschrieben,« antwortete sie in ihrem ruhigen Ton."I have written," she answered, in her customary quiet tones.
Ich fuhr in meinem Briefe fort.I went on again with my letter.
»Die Tage vergehen und ich gedenke selten oder gar nicht ihrer. Ich glaube, ich habe den Verlust von Frau van Brandt nun überwunden.«"The days pass now, and I seldom or never think of her; I hope I am resigned at last to the loss of Mrs. Van Brandt."
Als ich den Satz schloss, stieß Miss Dunroß einen leisen Schrei aus und ich sah im Augenblick trotz der zunehmenden Dunkelheit, dass ihr Kopf hinten gegen die Lehne ihres Stuhles gesunken war. Meinem natürlichen Antrieb folgend, sprang ich auf, um zu ihr zu gehen, aber eine unbeschreibliche Furcht bannte mich an meinen Platz. Ich hielt mich am Kaminsims und war unfähig einen Schritt zu tun, mit Anstrengung gelang es mir zu sprechen.As I reached the end of the sentence, I heard a faint cry from Miss Dunross. Looking instantly toward her, I could just see, in the deepening darkness, that her head had fallen on the back of the chair. My first impulse was, of course, to rise and go to her. I had barely got to my feet, when some indescribable dread paralyzed me on the instant. Supporting myself against the chimney-piece, I stood perfectly incapable of advancing a step. The effort to speak was the one effort that I could make.
»Sind Sie krank?« fragte ich."Are you ill?" I asked.
Sie antwortete mir im flüsternden Tone ohne den Kopf zu erheben: »Ich bin sehr erschrocken.«She was hardly able to answer me; speaking in a whisper, without raising her head. "I am frightened," she said.
»Was erschreckte Sie?«"What has frightened you?"
Ich hörte durch die Dunkelheit, wie sie schauderte. Anstatt mir zu antworten, flüsterte sie vor sich hin: »Was soll ich ihm sagen?«I heard her shudder in the darkness. Instead of answering me, she whispered to herself: "What am I to say to him?"
»Sagen Sie mir, was Sie erschreckt hat,« wiederholte ich, »Sie wissen, Sie können mir die Wahrheit anvertrauen.«"Tell me what has frightened you?" I repeated. "You know you may trust me with the truth."
Sie raffte sich auf und antwortete mir diese seltsamen Worte:She rallied her sinking strength. She answered in these strange words:
»Es trat etwas zwischen mich und den Brief, den ich schreiben wollte.«"Something has come between me and the letter that I am writing for you."
»Was war es denn?«"What is it?"
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«"I can't tell you."
»Sehen Sie es nicht?«"Can you see it?"
»Nein.«"No."
»Fühlen Sie es nicht?«"Can you feel it?"
»Ja.«"Yes!"
»Wie erscheint es Ihnen denn?«"What is it like?"
»Wie ein kalter Luftzug zwischen mir und dem Briefe.«"Like a breath of cold air between me and the letter."
»Ist das Fenster aufgegangen?«"Has the window come open?"
»Nein, das ist fest zu.«"The window is close shut."
»Und die Tür?«"And the door?"
»So viel ich sehen kann ist die Tür auch zu. Überzeugen Sie sich selbst davon. Wo sind Sie und was tun Sie?«"The door is shut also--as well as I can see. Make sure of it for yourself. Where are you? What are you doing?"
Ich sah nach dem Fenster und nahm, während sie diese Worte sprach, eine Veränderung in dem Teile des Zimmers wahr.I was looking toward the window. As she spoke her last words, I was conscious of a change in that part of the room.
Durch die Spalte zwischen den Vorhängen schien ein neues Licht - nicht das matte, natürliche Zwielicht, sondern ein reiner, sternenheller Schein, ein bleiches, überirdisches Licht. Während ich es beobachtete, zitterte dieser Sternenschimmer, als wenn irgend ein Luftzug ihn bewegte und als es wieder ruhig wurde, trat aus dem überirdischen Glanz die Gestalt einer Frau hervor. Ganz allmälig wurde sie deutlicher. Ich kannte die edle Gestalt und das trübe, liebliche Lächeln wohl, ich stand zum zweiten Male vor Frau van Brandts Erscheinung.In the gap between the parted curtains there was a new light shining; not the dim gray twilight of Nature, but a pure and starry radiance, a pale, unearthly light. While I watched it, the starry radiance quivered as if some breath of air had stirred it. When it was still again, there dawned on me through the unearthly luster the figure of a woman. By fine and slow gradations, it became more and more distinct. I knew the noble figure; I knew the sad and tender smile. For the second time I stood in the presence of the apparition of Mrs. Van Brandt.
Sie war nicht wie bei unserem letzten Begegnen gekleidet, sondern trug den Anzug, den sie an jenem entwürdigenden Abende trug, als wir uns auf der Brücke trafen und in dem sie mir zuerst an dem Wasserfall in Schottland erschienen war. Der Sternenschimmer umgab sie wie ein Heiligenschein. Sie sah mich mit denselben traurigen, bittenden Augen an, wie damals in dem Lusthause, sie erhob die Hand, aber nicht, wie damals, winkend, dass ich mich ihr nähern sollte, sondern um mich sanft an meinen Platz zu bannen.She was robed, not as I had last seen her, but in the dress which she had worn on the memorable evening when we met on the bridge--in the dress in which she had first appeared to me, by the waterfall in Scotland. The starry light shone round her like a halo. She looked at me with sorrowful and pleading eyes, as she had looked when I saw the apparition of her in the summer-house. She lifted her hand--not beckoning me to approach her, as before, but gently signing to me to remain where I stood.
Ich wartete voller Ehrfurcht aber ohne Furcht, mein ganzes Herz gehörte ihr, als sie so vor mir stand.I waited--feeling awe, but no fear. My heart was all hers as I looked at her.
Sie bewegte sich und glitt vom Fenster zu dem Stuhl, auf dem Miss Dunroß saß und ihn leise umgehend, stellte sie sich hinter die Lehne. Bei dem Lichte des matten Schimmers, der sie umgab und der Geistererscheinung auch folgte, sah ich die dunkle Gestalt der lebenden Frau regungslos in ihrem Stuhle sitzen, mit dem Schreibzeug auf dem Schoß und der darauf liegenden Feder. Ihre Arme hingen kraftlos herab, der verschleierte Kopf war jetzt nach vorn gebeugt, sie machte den Eindruck, als wäre sie, im Begriff aufzustehen, in einen Stein verwandelt worden.She moved; gliding from the window to the chair in which Miss Dunross sat; winding her way slowly round it, until she stood at the back. By the light of the pale halo that encircled the ghostly Presence, and moved with it, I could see the dark figure of the living woman seated immovable in the chair. The writing-case was on her lap, with the letter and the pen lying on it. Her arms hung helpless at her sides; her veiled head was now bent forward. She looked as if she had been struck to stone in the act of trying to rise from her seat.
Nach einem Augenblick sah ich wie die Geistererscheinung sich über die lebende Gestalt neigte und das Schreibzeug von ihrem Schoße nahm. Das Schreibzeug auf ihre Schulter setzend, ergriffen die bleichen Finger die Feder und schrieben auf den unvollendeten Brief. Dann setzte sie das Schreibzeug der Lebenden wieder auf den Schoß und wendete sich von ihrem Platze aus zu mir. Sie sah mich wieder an und winkte mir wieder, winkte aber dieses Mal, dass ich herankommen sollte.A moment passed--and I saw the ghostly Presence stoop over the living woman. It lifted the writing-case from her lap. It rested the writing-case on her shoulder. Its white fingers took the pen and wrote on the unfinished letter. It put the writing-case back on the lap of the living woman. Still standing behind the chair, it turned toward me. It looked at me once more. And now it beckoned--beckoned to me to approach.
Willenlos bewegte ich mich, wie damals, als ich sie zum ersten Male in dem Lusthause sah. Durch eine unwiderstehliche Macht näher und näher gezogen, blieb ich einige Schritt vor ihr stehen. Sie trat zu mir und legte mir die Hand auf die Brust und wiederum erfüllte mich das wunderbar gemischte Gefühl von Wonne und Ehrfurcht, das mich schon damals ergriffen hatte, als ich im Geiste ihre Berührung gefühlt. Sie sprach wieder in den leisen, melodischen Tönen, die mir so wohlbekannt waren und sagte dieselben Worte: »Gedenke mein und komm zu mir.« Ihre Hand glitt von meiner Brust herab, das bleiche Licht, das sie umgab, zitterte, sank und verschwand. Das Dämmerlicht schien durch die Vorhänge, das war Alles, was ich sah. Sie hatte gesprochen und war verschwunden. Ich war Miss Dunroß so nah, dass ich sie mit der ausgestreckten Hand erreichen konnte.Moving without conscious will of my own, as I had moved when I first saw her in the summer-house--drawn nearer and nearer by an irresistible power--I approached and stopped within a few paces of her. She advanced and laid her hand on my bosom. Again I felt those strangely mingled sensations of rapture and awe, which had once before filled me when I was conscious, spiritually, of her touch. Again she spoke, in the low, melodious tones which I recalled so well. Again she said the words: "Remember me. Come to me." Her hand dropped from my bosom. The pale light in which she stood quivered, sunk, vanished. I saw the twilight glimmering between the curtains--and I saw no more. She had spoken. She had gone. I was near Miss Dunross--near enough, when I put out my hand, to touch her.
Sie erschrak und schauderte, wie jemand, der plötzlich aus einem schweren Traum erwacht.She started and shuddered, like a woman suddenly awakened from a dreadful dream.
»Sprechen Sie mit mir!« flüsterte sie. »Sagen Sie mir, dass Sie es waren, der mich berührte.«"Speak to me!" she whispered. "Let me know that it is you who touched me."
Ehe ich sie näher befragte, sagte ich ihr einige beruhigende Worte.I spoke a few composing words before I questioned her.
»Haben Sie etwas im Zimmer gesehen?«"Have you seen anything in the room?"
Sie erwiderte: »Mich hat eine tödliche Furcht befallen, ich sah nichts, als dass das Schreibzeug von meinem Schoß genommen wurde.«She answered. "I have been filled with a deadly fear. I have seen nothing but the writing-case lifted from my lap."
»Sahen Sie die Hand, die es nahm?«"Did you see the hand that lifted it?"
»Nein.«"No."
»Sahen Sie eine Art Sternenschimmer und eine Gestalt darin stehen?«"Did you see a starry light, and a figure standing in it?"
»Nein.«"No."
»Sahen Sie das Schreibzeug, nachdem es von Ihrem Schoß genommen war?«"Did you see the writing-case after it was lifted from your lap?"
»Ich sah es auf meiner Schulter stehen.«"I saw it resting on my shoulder."
»Sahen Sie in dem Briefe eine Handschrift, die nicht die Ihrige war?«"Did you see writing on the letter, which was not your writing?"
»Ich sah auf dem Papier einen dunkleren Schatten, als den, in welchem ich mich befinde.«"I saw a darker shadow on the paper than the shadow in which I am sitting."
»Bewegte er sich?«"Did it move?"
»Er ging über das Papier.«"It moved across the paper."
»Nach welcher Richtung hin?«
»Von links nach rechts.«
»Wie man eine Feder beim Schreiben bewegt?«"As a pen moves in writing?"
»Ja, wie man eine Feder beim Schreiben bewegt.«"Yes. As a pen moves in writing."
»Kann ich den Brief nehmen?«"May I take the letter?"
Sie reichte ihn mir hin.She handed it to me.
»Darf ich ein Licht anstecken?«"May I light a candle?"
Sie nickte schweigend und zog den Schleier dichter um ihr Gesicht. Ich steckte hinter ihr auf dem Kaminsims das Licht an und sah nach der Schrift.She drew her veil more closely over her face, and bowed in silence. I lighted the candle on the mantel-piece, and looked for the writing.
Dort, auf der leeren Stelle des Briefes, wie einst auf der leeren Stelle in meinem Skizzenbuche, fand ich die Schrift, welche die Geistererscheinung mir zurückgelassen hatte, wie damals in zwei Reihen geschrieben, die ich hier folgen lasse:There, on the blank space in the letter, as I had seen it before on the blank space in the sketch-book--there were the written words which the ghostly Presence had left behind it; arranged once more in two lines, as I copy them here:
Am Ende des Monats At the month's end,
Im Schatten von St. Paul.In the shadow of Saint Paul's.
Der KussTHE KISS
Ich fühlte die alte Liebe, die alte Hingebung wieder in voller Kraft, da sie meiner wieder bedurfte, mich wieder gerufen hatte. Alles was mich bei unserem letzten Beisammensein geschmerzt und verletzt hatte, war vergessen und mein ganzes Wesen erbebte in einer Mischung von Wonne und Ehrfurcht, als ich die Erscheinung wieder sah, die zum zweiten Male zu mir kam. Minuten vergingen und ich stand noch immer wie verzaubert vor dem Feuer, nur ihre Worte wiederholend: »Gedenke mein und komm zu mir,« und die geheimnisvollen, geschriebenen Worte betrachtend: »Am Ende des Monats im Schatten von St. Paul.«SHE had need of me again. She had claimed me again. I felt all the old love, all the old devotion owning her power once more. Whatever had mortified or angered me at our last interview was forgiven and forgotten now. My whole being still thrilled with the mingled awe and rapture of beholding the Vision of her that had come to me for the second time. The minutes passed--and I stood by the fire like a man entranced; thinking only of her spoken words, "Remember me. Come to me;" looking only at her mystic writing, "At the month's end, In the shadow of Saint Paul's."
Da das Ende des Monats noch fern war, hatte ihre Erscheinung sich mir also in Voraussicht von Schmerzen, die noch für sie kommen sollten, gezeigt und ich hatte noch reichlich Zeit für die Pilgerfahrt, die fest in mir beschlossen war - die Pilgerfahrt zum Schatten von St. Paul.The month's end was still far off; the apparition of her had shown itself to me, under some subtle prevision of trouble that was still in the future. Ample time was before me for the pilgrimage to which I was self-dedicated already --my pilgrimage to the shadow of Saint Paul's.
Mancher andere in meiner Lage wäre wohl unsicher gewesen, welches der bezeichnete Ort sein sollte. Andere hätten wahrscheinlich ihr Gedächtnis angestrengt, um unter den zahlreichen Kirchen, Anstalten, Straßen und Städten im Auslande, die die christliche Verehrung dem Namen des großen Apostels geweiht hat, den Ort ausfindig zu machen, zu dem sie ihre Schritte lenken sollten. Diese Schwierigkeit beschäftigte mich nicht, denn ich machte sofort den einzigen Schluss, der mir richtig zu sein schien. »St. Paul« sollte die berühmte Kathedrale in London bezeichnen. Wo am Ende des Monates der Schatten der großen Kirche hingerichtet war, da sollte ich sie oder eine Spur von ihr finden. Also war es wiederum in London und nirgend anders, wo ich die Frau, die ich liebte, leiblich vor mir sehen sollte, ebenso gewiss, wie ich eben ihre Geistererscheinung sah. Other men, in my position, might have hesitated as to the right understanding of the place to which they were bidden. Other men might have wearied their memories by recalling the churches, the institutions, the streets, the towns in foreign countries, all consecrated to Christian reverence by the great apostle's name, and might have fruitlessly asked themselves in which direction they were first to turn their steps. No such difficulty troubled me. My first conclusion was the one conclusion that was acceptable to my mind. "Saint Paul's" meant the famous Cathedral of London. Where the shadow of the great church fell, there, at the month's end, I should find her, or the trace of her. In London once more, and nowhere else, I was destined to see the woman I loved, in the living body, as certainly as I had just seen her in the ghostly presence.
Wie war die geheimnisvolle Sympathie zu erklären, die uns trotz Zeit und Raum immer wieder verband? Wer wollte voraussagen, welchem zukünftigen Ziele unsere beiden Existenzen im Laufe der Jahre zustrebten?Who could interpret the mysterious sympathies that still united us, in defiance of distance, in defiance of time? Who could predict to what end our lives were tending in the years that were to come?
Während ich diese Betrachtungen in mir bewegte und meine Augen fest auf die Schrift gerichtet waren, fiel mir unwillkürlich die tiefe Stille, die im Zimmer herrschte, auf und damit kehrte meine Erinnerung zu Miss Dunroß zurück. Im Bewusstsein meiner Schuld, drehte ich mich sofort um und sah nach dem Fenster, wo ihr Stuhl stand.Those questions were still present to my thoughts; my eyes were still fixed on the mysterious writing--when I became instinctively aware of the strange silence in the room. Instantly the lost remembrance of Miss Dunross came back to me. Stung by my own sense of self-reproach, I turned with a start, and looked toward her chair by the window.
Der Stuhl war leer und ich war im Zimmer allein.The chair was empty. I was alone in the room.
Warum verließ sie mich ohne ein Abschiedswort? Litt sie an Geist oder Körper oder hatte es sie verletzt, dass ich sie so unbeachtet gelassen?Why had she left me secretly, without a word of farewell? Because she was suffering, in mind or body? Or because she resented, naturally resented, my neglect of her?
Den Gedanken sie verletzt zu haben, konnte ich nicht ertragen. Ich klingelte um nach ihr zu fragen.The bare suspicion that I had given her pain was intolerable to me. I rang my bell, to make inquiries.
Dem Rufe der Klingel folgte nicht, wie sonst, der stille Diener Peter, sondern eine Frau in mittleren Jahren, die einfach und sauber gekleidet war und der ich mehrmals beim Herein- und Hinausgehen und aus meinem Zimmer begegnet war, ohne zu wissen, welche Stellung sie eigentlich hier im Hause einnahm.The bell was answered, not, as usual, by the silent servant Peter, but by a woman of middle age, very quietly and neatly dressed, whom I had once or twice met on the way to and from my room, and of whose exact position in the house I was still ignorant.
»Wünschen Sie, dass Peter kommt?« fragte sie."Do you wish to see Peter?" she asked.
»Nein, ich wollte nur wissen, wo Miss Dunroß ist.«"No. I wish to know where Miss Dunross is."
»Miss Dunroß ist in ihrem Zimmer und sendet Ihnen durch mich diesen Brief.«"Miss Dunross is in her room. She has sent me with this letter."
Mit Erstaunen und Unbehagen nahm ich ihr den Brief ab, da es das erste Mal war, dass Miss Dunroß schriftlich mit mir verkehrte. Ich hoffte auf Befragen von ihrer Botin etwas über sie zu hören.I took the letter, feeling some surprise and uneasiness. It was the first time Miss Dunross had communicated with me in that formal way. I tried to gain further information by questioning her messenger.
»Sind Sie in Miss Dunroß's Diensten?« fragte ich."Are you Miss Dunross's maid?" I asked.
Die sehr unfreundliche Antwort lautete: »Ich habe Miss Dunroß seit vielen Jahren gedient.«"I have served Miss Dunross for many years," was the answer, spoken very ungraciously.
»Glauben Sie, dass sie mich jetzt empfangen würde, wenn ich sie durch Sie darum bitten ließe?«"Do you think she would receive me if I sent you with a message to her?"
»Ich weiß es nicht, mein Herr. Vielleicht sagt der Brief etwas darüber, wollen Sie ihn nicht erst lesen?«"I can't say, sir. The letter may tell you. You will do well to read the letter."
Wir sahen einander an. Entschieden war die vorgefasste Meinung dieser Frau über mich eine ungünstige. Hatte ich Miss Dunroß wirklich weh getan oder sie beleidigt und hatte ihre Dienerin, die ihr treu und ergeben war, das entdeckt und hasste mich dafür? Bei dem finsteren Aussehen der Frau wäre es Torheit gewesen, noch fernere Fragen zu tun, so entließ ich sie.We looked at each other. The woman's preconceived impression of me was evidently an unfavorable one. Had I indeed pained or offended Miss Dunross? And had the servant--perhaps the faithful servant who loved her--discovered and resented it? The woman frowned as she looked at me. It would be a mere waste of words to persist in questioning her. I let her go.
Als ich allein war, las ich den Brief, der ohne Anrede mit folgenden Zeilen begann:Left by myself again, I read the letter. It began, without any form of address, in these lines:
»Da meine Selbstbeherrschung schon auf harte Proben gestellt ist und meine Kraft nicht mehr ausreicht, so schreibe ich Ihnen, was ich sonst sagen würde. Nicht um meiner selbst willen, aber um meines Vaters willen, muss ich sparsam mit dem Rest umgehen, der mir geblieben ist."I write, instead of speaking to you, because my self-control has already been severely tried, and I am not strong enough to bear more. For my father's sake--not for my own--I must take all the care I can of the little health that I have left.
Halte ich das nebeneinander, was Sie mir über die Geistererscheinung in dem Lusthause in Schottland erzählten und was ich vor einer Weile in Ihrem Zimmer durch Ihre Fragen von Ihnen erfuhr, so muss ich unfehlbar daraus schließen, dass Sie dieselbe Erscheinung zum zweiten Male hatten. Die Furcht, die ich empfand, die seltsamen Dinge, die ich sah oder zu sehen glaubte, geben in mir nur ein schwaches Abbild von dem, was in Ihnen vorgeht. Ich will nicht untersuchen, ob wir beide die Opfer einer Täuschung sind oder ob wir uns für die auserwählten Zeugen überirdischer Beziehungen halten sollen. Der Erfolg genügt mir, dass Sie wiederum ganz dem Einflusse von Frau van Brandt gewonnen sind. Wozu soll ich Ihnen von den Sorgen und Vorahnungen sprechen, die mich beunruhigen. Ich will Ihnen nur sagen, dass die einzige Hoffnung, die ich für Sie hege, in der schleunigsten Vereinigung mit dem Gegenstande, der Ihrer Treue und Hingebung würdiger ist, beruht. Meine Überzeugung, dass Sie Ihre erste Liebe wieder finden werden, steht fest und tröstet mich."Putting together what you have told me of the visionary creature whom you saw in the summer-house in Scotland, and what you said when you questioned me in your room a little while since, I cannot fail to infer that the same vision has shown itself to you, for the second time. The fear that I felt, the strange things that I saw (or thought I saw), may have been imperfect reflections in my mind of what was passing in yours. I do not stop to inquire whether we are both the victims of a delusion, or whether we are the chosen recipients of a supernatural communication. The result, in either case, is enough for me. You are once more under the influence of Mrs. Van Brandt. I will not trust myself to tell you of the anxieties and forebodings by which I am oppressed: I will only acknowledge that my one hope for you is in your speedy reunion with the worthier object of your constancy and devotion. I still believe, and I am consoled in believing, that you and your first love will meet again.
Nun ich Ihnen das geschrieben habe, verlasse ich den Gegenstand und werde nur noch in meinen eigenen Gedanken darauf zurückkommen."Having written so far, I leave the subject--not to return to it, except in my own thoughts.
Alle nötigen Vorbereitungen zu Ihrer Abreise sind auf morgen getroffen und es bleibt mir nichts zu tun, als Ihnen eine frohe, glückliche Heimkehr zu wünschen. Ich bitte, halten Sie mich nicht für undankbar für Alles, was ich Ihnen schulde; weil ich Ihnen meine Abschiedsworte hierdurch sende."The necessary preparations for your departure to-morrow are all made. Nothing remains but to wish you a safe and pleasant journey home. Do not, I entreat you, think me insensible of what I owe to you, if I say my farewell words here.
Die kleinen Dienste, die es mir vergönnt war, Ihnen zu leisten, haben meine gemessenen Lebenstage erhellt und Sie haben mir einen Schatz von glücklichen Erinnerungen zurückgelassen, die ich mit der Sorgfalt eines Geizhalses aufspeichern will, wenn Sie fort sind. Wenn Sie sich noch ein neues Anrecht auf meine dankbare Erinnerung erwerben wollen, so erbitte ich als letzte Gunst von Ihnen, dass Sie keinen Versuch machen, mich wiederzusehen. Ich habe nicht die Absicht, Ihnen persönlich »Lebewohl« zu sagen, es ist das schmerzlichste aller Worte und ich habe eben nur die Kraft es zu schreiben. Gott erhalte und behüte Sie - leben Sie wohl!"The little services which you have allowed me to render you have brightened the closing days of my life. You have left me a treasury of happy memories which I shall hoard, when you are gone, with miserly care. Are you willing to add new claims to my grateful remembrance? I ask it of you, as a last favor--do not attempt to see me again! Do not expect me to take a personal leave of you! The saddest of all words is 'Good-by': I have fortitude enough to write it, and no more. God preserve and prosper you--farewell!
Noch eine Bitte. Vergessen Sie nicht, was Sie mir versprachen, als ich Ihnen meine törichte Ahnung über die grüne Flagge aussprach und wohin Sie auch gehen, behalten Sie das Andenken von Mary bei sich. Ich wünschte nicht, dass Sie mir diese Zeilen beantwortetem sehen Sie, wenn Sie morgen das Haus verlassen zu dem Mittelfenster über dem Torweg hinauf, das ist mir Antwort genug.«"One more request. I beg that you will not forget what you promised me, when I told you my foolish fancy about the green flag. Wherever you go, let Mary's keepsake go with you. No written answer is necessary--I would rather not receive it. Look up, when you leave the house to-morrow, at the center window over the doorway--that will be answer enough."
Dass diese melancholischen Zeilen mir die Augen mit Tränen füllten, beweist nur, dass ich Gefühle habe, die zu rühren sind. Der Drang, der mich trieb, an Miss Dunroß zu schreiben, als ich meine Fassung einigermaßen wiedergewonnen hatte, war unwiderstehlich. Ich schrieb keinen langen Brief, sondern bat sie nur mit aller mir zu Gebote stehenden Überredungskunst, ihren Entschluss noch einmal zu erwägen. Die Person, die Miss Dunroß bediente, brachte mir die Antwort zurück, die in drei entschiedenen Worten bestand: »Es kann nicht sein.« Dieses Mal sagte die Frau, ehe sie mich verließ, fast streng: »Wenn Sie Rücksicht für meine Herrin haben wollen, veranlassen Sie sie nicht Ihnen wieder zu schreiben.« Sie warf mir einen letzten drohenden Blick zu und verließ das Zimmer.To say that these melancholy lines brought the tears into my eyes is only to acknowledge that I had sympathies which could be touched. When I had in some degree recovered my composure, the impulse which urged me to write to Miss Dunross was too strong to be resisted. I did not trouble her with a long letter; I only entreated her to reconsider her decision with all the art of persuasion which I could summon to help me. The answer was brought back by the servant who waited on Miss Dunross, in four resolute words: "It can not be." This time the woman spoke out before she left me. "If you have any regard for my mistress," she said sternly, "don't make her write to you again." She looked at me with a last lowering frown, and left the room.
Dass die Worte der treuen Dienerin meinen Wunsch nur noch steigerten, Miss Dunroß noch einmal, vielleicht überhaupt zum letzten Male, ehe ich abreiste, zu sehen, brauche ich nicht zu sagen. Vielleicht gelang es mir durch die Vermittlung ihres Vaters, ohne ihr Wissen, in ihre Nähe zu kommen, das war meine einzige Hoffnung.It is needless to say that the faithful servant's words only increased my anxiety to see Miss Dunross once more before we parted--perhaps forever. My one last hope of success in attaining this object lay in approaching her indirectly through the intercession of her father.
Ich beauftragte Peter bei seinem Herrn anzufragen, ob ich ihm noch vor Abend meine Aufwartung machen könnte, aber mein Bote brachte mir eine Antwort zurück, die mich von Neuem entmutigte. Mr. Dunroß bat mich um Entschuldigung, wenn er den Empfang meines Besuches auf morgen verschöbe, also auf den Tag meiner Abreise. Sollte ich die Botschaft so auffassen, dass er mich nur kurz vor meiner Abreise zusehen wünschte, um gleich Abschied von mir zu nehmen? Ich fragte Peter, ob sein Herr diesen Abend besonders beschäftigt wäre, worauf er mir keinen Bescheid geben konnte. »Der Meister der Bücher« war nicht wie gewöhnlich, in seinem Zimmer, sondern saß, als er die Bestellung an mich machte, neben dem Sofa seiner Tochter.I sent Peter to inquire if I might be permitted to pay my respects to his master that evening. My messenger returned with an answer that was a new disappointment to me. Mr. Dunross begged that I would excuse him, if he deferred the proposed interview until the next morning. The next morning was the morning of my departure. Did the message mean that he had no wish to see me again until the time had come to take leave of him? I inquired of Peter whether his master was particularly occupied that evening. He was unable to tell me. "The Master of Books" was not in his study, as usual. When he sent his message to me, he was sitting by the sofa in his daughter's room.
Nach dieser Antwort verließ mich der Mann bis zum nächsten Morgen. Meinem ärgsten Feinde wünsche ich keine trüberen Stunden in seinem Leben als die, die ich während der letzten Nacht unter Mr. Dunroß's Dach verlebte. Having answered in those terms, the man left me by myself until the next morning. I do not wish my bitterest enemy a sadder time in his life than the time I passed during the last night of my residence under Mr. Dunross's roof.
Nachdem ich bis zur Erschöpfung in dem Zimmer auf- und abgegangen war, wollte ich versuchen meine trüben Gedanken durch Lesen zu verscheuchen, aber das eine Licht, das ich hatte, erleuchtete das Zimmer nicht ausreichend. Ich trat an den Kaminsims, um ein zweites Licht, das dort stand, anzustecken und fand den angefangenen Brief an meine Mutter, den ich dort aus der Hand gelegt hatte, als Miss Dunroß's Dienerin zum ersten Male zu mir eintrat. Als das Licht brannte, nahm ich den Brief fort, um ihn meinen anderen Papieren beizufügen und entdeckte, als mein Blick, während meine Gedanken mit Miss Dunroß beschäftigt waren, zufällig darauf fiel, dass eine Veränderung damit vorgegangen war.After walking to and fro in the room until I was weary, I thought of trying to divert my mind from the sad thoughts that oppressed it by reading. The one candle which I had lighted failed to sufficiently illuminate the room. Advancing to the mantel-piece to light the second candle which stood there, I noticed the unfinished letter to my mother lying where I had placed it, when Miss Dunross's servant first presented herself before me. Having lighted the second candle, I took up the letter to put it away among my other papers. Doing this (while my thoughts were still dwelling on Miss Dunross), I mechanically looked at the letter again--and instantly discovered a change in it.
Die Handschrift der Erscheinung war verschwunden.The written characters traced by the hand of the apparition had vanished!
Unter dem von Miss Dunroß geschriebenen Briefe befand sich nichts als das leere Papier.Below the last lines written by Miss Dunross nothing met my eyes now but the blank white paper!
Ich griff zuerst nach meiner Uhr.My first impulse was to look at my watch.
Damals, als die Geistererscheinung die Worte in mein Skizzenbuch geschrieben hatte, war die Schrift nach drei Stunden verlöscht, soviel ich es berechnen konnte, war dieses Mal die Schrift nach Verlauf einer Stunde unsichtbar geworden.When the ghostly presence had written in my sketch-book, the characters had disappeared after an interval of three hours. On this occasion, as nearly as I could calculate, the writing had vanished in one hour only.
Ich kann nur vermuten, dass Frau van Brandt wiederum der Gegenstand einer Verzückung oder eines Traumes gewesen war, als sie mir zum zweiten Male erschien; das musste ich nach der Unterredung, die ich mit ihr am St. Antoniusbrunnen hatte und aus Entdeckungen, die ich in einer viel späteren Lebensepoche machte, schließen. In dem träumenden Zustande, in dem ihr Geist den meinen erkannte, hatte sie mich, wie damals, rückhaltlos um Hilfe angerufen und mir rückhaltlos vertraut. Als sie nach einer Stunde zur Besinnung gekommen war, hatte sie sich wieder der vertraulichen Weise geschämt, in der sie während ihres Traumes mit mir verkehrt, und somit durch ihren Willen als Wachende den Einfluss ihres Traumwillens vernichtet. Deshalb war die Schrift auch eine Stunde nachdem die Feder sie ausgeführt hatte oder auszuführen schien, vernichtet.Reverting to the conversation which I had held with Mrs. Van Brandt when we met at Saint Anthony's Well, and to the discoveries which followed at a later period of my life, I can only repeat that she had again been the subject of a trance or dream, when the apparition of her showed itself to me for the second time. As before, she had freely trusted me and freely appealed to me to help her, in the dreaming state, when her spirit was free to recognize my spirit. When she had come to herself, after an interval of an hour, she had again felt ashamed of the familiar manner in which she had communicated with me in the trance--had again unconsciously counteracted by her waking-will the influence of her sleeping-will; and had thus caused the writing once more to disappear, in an hour from the moment when the pen had traced (or seemed to trace) it.
Das ist die einzige Erklärung, die ich geben kann. Um die Zeit als das Ereignis sich zutrug, besaß ich durchaus nicht Frau van Brandts volles Vertrauen und konnte darum keinerlei Lösung finden. Ich konnte nur den Brief mit dem unsicheren Gefühl fortlegen, ob meine Sinne mich getäuscht hatten oder nicht. Tief versunken in die verzweifelten Gedanken, die Miss Dunroßs Brief in mir erzeugt hatte, war ich nicht in einer Stimmung, in der ich meinen Verstand hätte anstrengen mögen, um den Schlüssel zu dem Verschwinden der Handschrift zu suchen. Meine Nerven waren gereizt. Ich haderte mit mir und Anderen. »Der beunruhigende Einfluss der Frauen scheint, wohin ich auch gehe, der einzige Einfluss zu sein, den ich verdammt bin zu empfinden,« dachte ich ungeduldig. Während ich rückwärts und vorwärts mein Zimmer durchschritt, denn ein Buch konnte meine Gedanken unmöglich fesseln, glaubte ich mir ganz klar zu sein, aus welchen Gründen junge Männer meines Alters zu dem Entschlusse kommen, in ein Kloster zu gehen. Ich zog die Vorhänge zurück und sah hinaus, mein Blick entdeckte aber keinerlei Aussicht, als die schwarze Masse der Finsternis, die den See verhüllte. Ich sah nichts, ich mochte nichts denken, ich konnte nichts tun, es blieb mir nichts übrig als den Versuch zu machen, ob ich schlafen konnte. Meine medizinische Wissenschaft sagte nur klar genug, dass natürlicher Schlaf für diese Nacht, bei der Verfassung, in der sich meine Nerven befanden, zu den unerreichbaren Üppigkeiten des Lebens gehörte. Da sich aber der Medizinkasten, den Mr. Dunroß mir zur Verfügung gestellt hatte, noch in meinem Zimmer befand, mischte ich mir einen kräftigen Schlaftrunk und flüchtete mich vor allen Sorgen in mein Bett.This is still the one explanation that I can offer. At the time when the incident happened, I was far from being fully admitted to the confidence of Mrs. Van Brandt; and I was necessarily incapable of arriving at any solution of the mystery, right or wrong. I could only put away the letter, doubting vaguely whether my own senses had not deceived me. After the distressing thoughts which Miss Dunross's letter had roused in my mind, I was in no humor to employ my ingenuity in finding a clew to the mystery of the vanished writing. My nerves were irritated; I felt a sense of angry discontent with myself and with others. "Go where I may" (I thought impatiently), "the disturbing influence of women seems to be the only influence that I am fated to feel." As I still paced backward and forward in my room--it was useless to think now of fixing my attention on a book--I fancied I understood the motives which made men as young as I was retire to end their lives in a monastery. I drew aside the window curtains, and looked out. The only prospect that met my view was the black gulf of darkness in which the lake lay hidden. I could see nothing; I could do nothing; I could think of nothing. The one alternative before me was that of trying to sleep. My medical knowledge told me plainly that natural sleep was, in my nervous condition, one of the unattainable luxuries of life for that night. The medicine-chest which Mr. Dunross had placed at my disposal remained in the room. I mixed for myself a strong sleeping draught, and sullenly took refuge from my troubles in bed.
Es ist eine Eigentümlichkeit aller Schlaf bewirkenden Mittel, dass sie nicht bloß auf verschiedene Konstitutionen verschieden wirken, sondern, dass man sich auch nicht darauf verlassen kann, dass sie auf dieselbe Person immer gleichmäßig wirken. Ich hatte die Lichte ausgelöscht ehe ich mich ins Bett legte. Unter gewöhnlichen Umständen würde der Trank, den ich genommen hatte, mich, nachdem ich eine halbe Stunde ruhig im Finstern gelegen hätte, eingeschläfert haben, in dem Zustande aber in dem sich meine Nerven eben befanden, betrübte es mich und tat weiter nichts.It is a peculiarity of most of the soporific drugs that they not only act in a totally different manner on different constitutions, but that they are not even to be depended on to act always in the same manner on the same person. I had taken care to extinguish the candles before I got into my bed. Under ordinary circumstances, after I had lain quietly in the darkness for half an hour, the draught that I had taken would have sent me to sleep. In the present state of my nerves the draught stupefied me, and did no more.
Stunde auf Stunde lag ich ganz still mit geschlossenen Augen in dem halb schlafenden, halb wachen Zustande, der so wunderbar charakteristisch bei Hunden während ihrer Ruhezeit ist. Im Verlaufe der Nacht bedrängte eine solche Schwere meine Augenlider, dass es mir unmöglich war sie zu öffnen, alle meine Muskeln wurden von einer so gewaltigen Schlaffheit befallen, dass ich auf meinem Kopfkissen regungslos wie ein Leichnam lag. Meine Gedanken vermochten trotz des schläfrigen Zustandes sich behaglich in langen Reihen angenehmer Bilder zu ergehen, mein Gehörsinn war so scharf, dass ich den leisesten Laut vernahm, den der Nachtwind im Vorüberziehen in den Büschen am See hervorbrachte und in meinem Zimmer selbst vernahm ich noch deutlicher das geisterhafte Nachtgeräusch in den Möbeln und das plötzliche Zusammensinken der Kohlen im Kamin, das Leuten, die schlecht schlafen so wohl bekannt ist und übermäßig angespannte Nerven so sehr erregt. Vom wissenschaftlichen Standpunkte aus ist die Bezeichnung unrichtig, wenn ich nämlich sage, dass meine eine Hälfte wachte, während die andere schlief, und doch schildert sie meinen Zustand von dieser Nacht am genausten.Hour after hour I lay perfectly still, with my eyes closed, in the semi-sleeping, semi-wakeful state which is so curiously characteristic of the ordinary repose of a dog. As the night wore on, such a sense of heaviness oppressed my eyelids that it was literally impossible for me to open them--such a masterful languor possessed all my muscles that I could no more move on my pillow than if I had been a corpse. And yet, in this somnolent condition, my mind was able to pursue lazy trains of pleasant thought. My sense of hearing was so acute that it caught the faintest sounds made by the passage of the night-breeze through the rushes of the lake. Inside my bed-chamber, I was even more keenly sensible of those weird night-noises in the heavy furniture of a room, of those sudden settlements of extinct coals in the grate, so familiar to bad sleepers, so startling to overwrought nerves! It is not a scientifically correct statement, but it exactly describes my condition, that night, to say that one half of me was asleep and the other half awake.
Ich kann nicht sagen wie viele Stunden ich noch gelegen halte, als mein überreizter Gehörsinn ein neues Geräusch im Zimmer wahrnahm, ich weiß nur, dass ich plötzlich aufmerksam lauschte, die Augen fest geschlossen. Der Ton, der mich aufregte, war unendlich leise, wie von etwas herrührend, das weich und sanft über die Oberfläche des Teppichs hinglitt und ihn eben nur so viel berührte, dass es vernehmbar war. Allmälig näherte sich das Geräusch meinem Bette und schwieg dann, als ich es dicht bei mir glaubte.How many hours of the night had passed, when my irritable sense of hearing became aware of a new sound in the room, I cannot tell. I can only relate that I found myself on a sudden listening intently, with fast-closed eyes. The sound that disturbed me was the faintest sound imaginable, as of something soft and light traveling slowly over the surface of the carpet, and brushing it just loud enough to be heard.
Ich blieb regungslos mit geschlossenen Augen liegen, träumerisch den nächsten Laut erwartend, der mein Ohr treffen würde, in meinem schläfrigen Zustande auch zufrieden, wenn Alles still blieb. Meine Gedanken, wenn man es eben Gedanken nennen konnte, begannen wieder ihrem früheren Lauf zu folgen, als ich plötzlich ein leises Atmen gerade über mir vernahm. Gleich darauf wurde meine Stirn berührt - leise, sanft, bebend, wie die Berührung von Lippen, die mich küssten. Dann schwieg Alles, bis ein leiser Seufzer die Luft durchzitterte. Wiederum hörte ich den sanften Ton eines Gegenstandes, der seinen Weg über den Teppich nahm, dieses Mal aber sich vom Bett entfernte und zwar mit solcher Schnelligkeit, dass er im nächsten Augenblick in der Stille der Nacht verschwand.Little by little, the sound came nearer and nearer to my bed--and then suddenly stopped just as I fancied it was close by me. I still lay immovable, with closed eyes; drowsily waiting for the next sound that might reach my ears; drowsily content with the silence, if the silence continued. My thoughts (if thoughts they could be called) were drifting back again into their former course, when I became suddenly conscious of soft breathing just above me. The next moment I felt a touch on my forehead--light, soft, tremulous, like the touch of lips that had kissed me. There was a momentary pause. Then a low sigh trembled through the silence. Then I heard again the still, small sound of something brushing its way over the carpet; traveling this time from my bed, and moving so rapidly that in a moment more it was lost in the silence of the night.
Noch immer von meinem Schlaftrunk betäubt, konnte ich mich nur in lustiger Weise über das Geschehene verwundern, nichts weiter. Hatten mich wirklich menschliche Lippen berührt? Hörte ich wirklich einen Seufzer oder war alles Täuschung, die ein Traum erzeugt? Die Zeit verstrich ohne, dass ich mir darüber klar wurde oder auch nur bestrebt war, mir es klar zu machen. Von Minute zu Minute gelang es mehr dem beruhigenden Einflusse des Trankes Herrschaft über mein Gehirn zu gewinnen, eine Wolke zog sich leise über die letzten Eindrücke, deren ich mir bewusst war. Allmälig lösten sich die Bande, die mich an das bewusste Leben fesselten und ich versank friedlich in einen ruhigen Schlaf.Still stupefied by the drug that I had taken, I could lazily wonder what had happened, and I could do no more. Had living lips really touched me? Was the sound that I had heard really the sound of a sigh? Or was it all delusion, beginning and ending in a dream? The time passed without my deciding, or caring to decide, those questions. Minute by minute, the composing influence of the draught began at last to strengthen its hold on my brain. A cloud seemed to pass softly over my last waking impressions. One after another, the ties broke gently that held me to conscious life. I drifted peacefully into perfect sleep.
Kurz nach Sonnenaufgang erwachte ich. Meine erste deutliche Erinnerung, nachdem mein Bewusstsein zurückgekehrt war, war die Erinnerung an den sanften Atem, den ich über mir gefühlt hatte - dann fielen mir die Berührung meiner Stirn und der Seufzer, den ich vernommen hatte, ein. War es möglich, dass jemand in der Nacht mein Zimmer betreten hatte. Warum nicht? Ich hatte die Tür nicht verschlossen, wie ich es überhaupt nicht getan hatte, seit ich unter Mr. Dunroß's Dach weilte.Shortly after sunrise, I awoke. When I regained the use of my memory, my first clear recollection was the recollection of the soft breathing which I had felt above me--then of the touch on my forehead, and of the sigh which I had heard after it. Was it possible that some one had entered my room in the night? It was quite possible. I had not locked the door--I had never been in the habit of locking the door during my residence under Mr. Dunross's roof.
Nachdem ich die Sache noch etwas durchgedacht hatte, stand ich auf, um mein Zimmer zu untersuchen.After thinking it over a little, I rose to examine my room.
Keinerlei Entdeckung entschädigte mich für mein Suchen, bis ich zur Türe gelangte. Diese war, wie ich mich ehe ich zu Bett ging sicherlich überzeugt hatte, fest zu gemacht, wenn auch nicht verschlossen, jetzt stand sie offen. War sie aufgesprungen, weil ich sie nicht gut geschlossen hatte oder vergaß jemand, der mein Zimmer betreten hatte und wieder hinaus gegangen war, sie zu schließen?Nothing in the shape of a discovery rewarded me, until I reached the door. Though I had not locked it overnight, I had certainly satisfied myself that it was closed before I went to bed. It was now ajar. Had it opened again, through being imperfectly shut? or had a person, after entering and leaving my room, forgotten to close it?
Zufällig sah ich zur Erde, während ich diese Möglichkeiten erwog, und bemerkte einen kleinen, schwarzen Gegenstand auf dem Teppich, der gerade unter dem Schlüssel an der innern Seite der Tür lag. Ich hob ihn auf und sah, dass es ein zerrissenes Stückchen schwarzer Spitzen war.Accidentally looking downward while I was weighing these probabilities, I noticed a small black object on the carpet, lying just under the key, on the inner side of the door. I picked the thing up, and found that it was a torn morsel of black lace.
So wie ich das Stückchen Spitze sah, erinnerte ich mich des langen, schwarzen Schleiers, den Miss Dunroß gewohnt war, weit über die Taille herabhängend, zu tragen. War es also ihr Kleid, das ich leise über den Teppich hingleiten hörte? Ihr Kuss, der meine Stirn berührte? Ihr Seufzer, der durch die Stille der Nacht gedrungen war? Hatte dies edle, schwergeprüfte Wesen in der Todesruhe der Nacht von mir Abschied genommen, indem sie den trügerischen Erscheinungen, die mir den Anschein eines Schlafenden gaben, die Bewahrung ihres Geheimnisses anvertraut hatte? Ich sah die schwarze Spitze wieder an. Wahrscheinlich war ihr Schleier durch den hervorstehenden Schlüssel erfasst und zerrissen worden, als sie sich auf ihrem schnellen Rückzuge aus meinem Zimmer befand. Ernst und feierlich legte ich das Stück Spitze zu den teuren Andenken, die ich aus meiner Heimat mitgebracht hatte und gelobte, dass sie bis an ihr Lebensende ruhig in dem Glauben bleiben sollte, dass ihr Geheimnis in ihre eigene Brust verschlossen war. So brennend ich auch wünschte noch einmal zum Abschied ihre Hand zu drücken, so beschloss ich nun keinen Versuch mehr zu machen, um sie zu sehen. Wer weiß, ob ich so ganz Herr meiner Gefühle war, dass nicht irgend etwas in meinem Gesicht oder Benehmen mich ihrer schnellen und feinen Auffassungsgabe verriet. Nachdem was ich jetzt wusste, konnte ich ihr kein größeres Opfer bringen, als ihren Wünschen gehorsam zu sein und ich brachte es.The instant I saw the fragment, I was reminded of the long black veil, hanging below her waist, which it was the habit of Miss Dunross to wear. Was it her dress, then, that I had heard softly traveling over the carpet; her kiss that had touched my forehead; her sigh that had trembled through the silence? Had the ill-fated and noble creature taken her last leave of me in the dead of night, trusting the preservation of her secret to the deceitful appearances which persuaded her that I was asleep? I looked again at the fragment of black lace. Her long veil might easily have been caught, and torn, by the projecting key, as she passed rapidly through the door on her way out of my room. Sadly and reverently I laid the morsel of lace among the treasured memorials which I had brought with me from home. To the end of her life, I vowed it, she should be left undisturbed in the belief that her secret was safe in her own breast! Ardently as I still longed to take her hand at parting, I now resolved to make no further effort to see her. I might not be master of my own emotions; something in my face or in my manner might betray me to her quick and delicate perception. Knowing what I now knew, the last sacrifice I could make to her would be to obey her wishes. I made the sacrifice.
Nach einer Stunde benachrichtigte mich Peter, dass die Ponys vor der Tür ständen, und dass sein Herr mich auf dem äußeren Flur erwarte. Ich bemerkte, dass Mr. Dunroß mir, ohne mich anzusehen, die Hand reichte. Er erhob seine verblichenen, blauen Augen während der wenigen Minuten, die unser Gespräch dauerte, nicht einmal vom Boden. »Gott geleite Sie auf Ihrer Reise und führe Sie glücklich in Ihre Heimat«, sagte er. »Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie nicht einige Meilen weit auf Ihrer Reise begleite, ich habe zwingende Gründe, die mich veranlassen bei meiner Tochter zu Hause zu bleiben.«In an hour more Peter informed me that the ponies were at the door, and that the Master was waiting for me in the outer hall. I noticed that Mr. Dunross gave me his hand, without looking at me. His faded blue eyes, during the few minutes while we were together, were not once raised from the ground. "God speed you on your journey, sir, and guide you safely home," he said. "I beg you to forgive me if I fail to accompany you on the first few miles of your journey. There are reasons which oblige me to remain with my daughter in the house."
Er war auserlesen, fast peinlich höflich, aber ein gewisses Etwas in seinem Wesen, das ich nie zuvor bemerkt hatte, machte mir seine Absicht, mich möglichst fern zu halten, fühlbar. Da ich die innige Sympathie und das volle Vertrauen kannte, das zwischen Vater und Tochter bestand, überkam mich ein Zweifel, ob das Geheimnis der verflossenen Nacht für Mr. Dunroß wohl auch ein völliges Geheimnis sein mochte. Seine nächsten Worte beseitigten meinen Zweifel und enthüllten mir die Wahrheit.He was scrupulously, almost painfully, courteous; but there was something in his manner which, for the first time in my experience, seemed designedly to keep me at a distance from him. Knowing the intimate sympathy, the perfect confidence, which existed between the father and daughter, a doubt crossed my mind whether the secret of the past night was entirely a secret to Mr. Dunross. His next words set that doubt at rest, and showed me the truth.
Als ich ihm für seine wohlgemeinten Wünsche dankte, versuchte ich ihm und durch ihn auch Miss Dunroß meine aufrichtig empfundene Dankbarkeit für alle Freundlichkeiten, die ich unter seinem Dache erfahren hatte, auszusprechen. Er unterbrach mich höflich, aber entschieden, indem er in jener ziemlich gewählten Weise sprach, die mir schon bei unserer ersten Unterredung, als so charakteristisch aufgefallen war.In thanking him for his good wishes, I attempted also to express to him (and through him to Miss Dunross) my sincere sense of gratitude for the kindness which I had received under his roof. He stopped me, politely and resolutely, speaking with that quaintly precise choice of language which I had remarked as characteristic of him at our first interview.
»Es steht ganz in Ihrer Macht, mein Herr," sagte er, »jede Freundlichkeit, die Ihnen nach Ihrer Ansicht in meinem Hause zu Teil geworden ist, zu erwidern. Wenn Sie gefälligst Ihren hiesigen Aufenthalt als einen unwichtigen Lebensabschnitt für sich betrachten wollen, welcher mit Ihrer Abreise endet - unwiderruflich endet - so vergelten Sie mehr als reichlich, Alles, was Sie an Gastfreundschaft von mir genossen haben. Ein Pflichtgefühl veranlasst mich Ihnen das zu sagen und ich lasse Ihnen dabei als Ehrenmann volle Gerechtigkeit widerfahren. Ihrerseits hoffe ich, dass Sie meine Gründe nicht falsch beurteilen werden, wenn ich mich auch einer näheren Erklärung enthalte.«"It is in your power, sir," he said, "to return any obligation which you may think you have incurred on leaving my house. If you will be pleased to consider your residence here as an unimportant episode in your life, which ends--absolutely ends--with your departure, you will more than repay any kindness that you may have received as my guest. In saying this, I speak under a sense of duty which does entire justice to you as a gentleman and a man of honor. In return, I can only trust to you not to misjudge my motives, if I abstain from explaining myself any further."
Eine leichte Röte überzog seine bleichen Wangen, während er mit stolzer Zurückhaltung meine Antwort erwartete Ich ehrte ihr Geheimnis und ehrte es ihrem Vater gegenüber vollends.A faint color flushed his pale cheeks. He waited, with a certain proud resignation, for my reply. I respected her secret, respected it more resolutely than ever, before her father.
»Nach Allem, was ich Ihnen zu danken habe, mein Herr, sind Ihre Wünsche mir Befehle,« antwortete ich, verneigte mich mit besonderer Ehrerbietung und verließ schweigend das Haus."After all that I owe to you, sir," I answered, "your wishes are my commands." Saying that, and saying no more, I bowed to him with marked respect, and left the house.
Wie sie es gewünscht hatte, sah ich, als ich meinen Pony bestieg, nach dem Mittelfenster hinauf. Es war geöffnet, aber die zugezogenen Vorhänge versperrten dem Licht eifersüchtig den Eingang in das Innere des Zimmers. Als sich der Pony in Bewegung setzte und sein Hufschlag auf dem steinigen Boden der Insel erscholl, wurde der Vorhang ein wenig zurückgezogen. In dem Zwischenraum der dunklen Verhüllungen erschien eine zarte, weiße Hand, winkte mir zitternd ein letztes Lebewohl zu und verschwand vor meinen Blicken. Der Vorhang schloss sich wieder vor ihrem düsteren, einsamen Leben. Der melancholische Wind sang über den leicht bewegten Wassern des Sees leise sein eintöniges Klagelied. Die Ponys bestiegen die Fähre, die den Transport von Tieren nach und von der Insel vermittelte. Mit langsamen, regelmäßigen Schlägen ruderten uns die Männer zum Festlande hinüber und verabschiedeten sich dort. Ich schaute nach dem fernen Hause zurück und gedachte ihrer, die im dunklen Zimmer geduldig des Todes harrte. Heiße Tränen verschleierten mir den Blick so, dass der Führer meinen Zügel ergriff, indem er sagte: »Ihnen ist nicht wohl, mein Herr lassen Sie mich Ihren Pony führen.«Mounting my pony at the door, I looked up at the center window, as she had bidden me. It was open; but dark curtains, jealously closed, kept out the light from the room within. At the sound of the pony's hoofs on the rough island road, as the animal moved, the curtains were parted for a few inches only. Through the gap in the dark draperies a wan white hand appeared; waved tremulously a last farewell; and vanished from my view. The curtains closed again on her dark and solitary life. The dreary wind sounded its long, low dirge over the rippling waters of the lake. The ponies took their places in the ferryboat which was kept for the passage of animals to and from the island. With slow, regular strokes the men rowed us to the mainland and took their leave. I looked back at the distant house. I thought of her in the dark room, waiting patiently for death. Burning tears blinded me. The guide took my bridle in his hand: "You're not well, sir," he said; "I will lead the pony."
Wir waren bereits von dem höher gelegenen Teile der Insel in den niederen gelangt, als ich mein Interesse wieder der Landschaft zuwendete. Haus und See waren meinen Blicken auf Nimmerwiedersehen entschwunden.When I looked again at the landscape round me, we had descended in the interval from the higher ground to the lower. The house and the lake had disappeared, to be seen no more.
Im Schatten von St. PaulIN THE SHADOW OF ST. PAUL'S.
Nach Verlauf von zehn Tagen befand ich mich wieder daheim in den Armen meiner Mutter.In ten days I was at home again--and my mother's arms were round me.
Da ihre Gesundheit sehr angegriffen war, hatte ich sie, um dieser Seereise willen sehr ungern verlassen. Mit großer Betrübnis entdeckte ich bei meiner Rückkehr eine Verschlimmerung ihres Zustandes, von der sie in ihren Briefen nichts erwähnt hatte. Als ich unsern ärztlichen Freund, Mr. Mac Glue, darüber zu Rate zog, erfuhr ich, dass auch er den ungünstigen Gesundheitszustand meiner Mutter kannte, ihn aber einer leicht zu hebenden Ursache, nämlich dem schottischen Klima, zuschrieb. Meine Mutter hatte ihre Kindheit und frühere Jugend an der Südküste Englands verlebt. Die Übersiedlung in das rauhe, scharfe Klima des Nordens, war für eine Frau in ihrem Alter immerhin bedenklich. Nach Mr. Mac Glues Ansicht konnten wir nichts besseres tun, als noch vor dem Herbst nach dem Süden zurückzukehren und uns so einzurichten, dass wir den bevorstehenden Winter in Penzance oder Torquay verlebten.I had left her for my sea-voyage very unwillingly--seeing that she was in delicate health. On my return, I was grieved to observe a change for the worse, for which her letters had not prepared me. Consulting our medical friend, Mr. MacGlue, I found that he, too, had noticed my mother's failing health, but that he attributed it to an easily removable cause--to the climate of Scotland. My mother's childhood and early life had been passed on the southern shores of England. The change to the raw, keen air of the North had been a trying change to a person at her age. In Mr. MacGlue's opinion, the wise course to take would be to return to the South before the autumn was further advanced, and to make our arrangements for passing the coming winter at Penzance or Torquay.
Mr. Mac Glues Vorschlag stieß meinerseits auf keinerlei Widerspruch, da ich so wie so entschlossen war am Ende des Monats meiner geheimnisvollen Berufung nach London Folge zu leisten. Für mich hatte die Sache den großen Vorteil, dass, wenn meine Mutter dem Vorschlage des Arztes beistimmte, damit einer zweiten Trennung von ihr vorgebeugt war. Ich legte ihr noch am selben Tage die Frage vor. Sie war zu meiner großen Freude nicht nur erbötig die Reise nach dem Süden zu unternehmen, sondern sogar begierig es zu tun. Die Jahreszeit war, selbst für Schottland, ungewöhnlich feucht gewesen und meine Mutter gestand endlich mit Zögern ein, dass sie sich nach der milden Luft und dem heitren Sonnenschein der Küste von Devonshire sehne.Resolved as I was to keep the mysterious appointment which summoned me to London at the month's end, Mr. MacGlue's suggestion met with no opposition on my part. It had, to my mind, the great merit of obviating the necessity of a second separation from my mother--assuming that she approved of the doctor's advice. I put the question to her the same day. To my infinite relief, she was not only ready, but eager to take the journey to the South. The season had been unusually wet, even for Scotland; and my mother reluctantly confessed that she "did feel a certain longing" for the mild air and genial sunshine of the Devonshire coast.
Wir beschlossen in unserem eigenen, behaglichen Wagen mit Postpferden zu reisen und nachts in den Gasthäusern an der Straße zu rasten. Vor der Zeit der Eisenbahnen war es für einen Kranken kein geringes Unternehmen von Portshire nach London zu reisen, selbst nicht in einem leichten Wagen mit vier Pferden. Ich fand, als ich die Zeit berechnet, die wir für unsere Reise gebrauchten, dass es nur eben nicht möglich war, London am letzten Tage des Monats zu erreichen. Welche geheime Unruhe mein Gemüt unter diesen Umständen belastete, will ich nicht aussprechen. Zu meinem Glück hielt wenigstens die Gesundheit meiner Mutter die Reise aus. Die behagliche und, wie wir damals fanden, schnelle Weise zu reisen, wirkte belebend auf ihre Nerven. Sie schlief nachts in den Herbergen auf dem Wege besser, als sie zu Hause geschlafen hatte. Am letzten Tage des Monats nachmittags um drei Uhr langten wir in London an, nachdem wir zwei Mal einen Aufenthalt auf der Reise gehabt hatten. War es noch Zeit für mich, als ich meinen Bestimmungsort erreichte?We arranged to travel in our own comfortable carriage by post--resting, of course, at inns on the road at night. In the days before railways it was no easy matter for an invalid to travel from Perthshire to London--even with a light carriage and four horses. Calculating our rate of progress from the date of our departure, I found that we had just time, and no more, to reach London on the last day of the month. I shall say nothing of the secret anxieties which weighed on my mind, under these circumstances. Happily for me, on every account, my mother's strength held out. The easy and (as we then thought) the rapid rate of traveling had its invigorating effect on her nerves. She slept better when we rested for the night than she had slept at home. After twice being delayed on the road, we arrived in London at three o'clock on the afternoon of the last day of the month. Had I reached my destination in time?
Nach meiner Auffassung der Worte, die mir die Erscheinung aufgeschrieben hatte, standen noch einige Stunden zu meiner Verfügung. Ich deutete mir den Satz: am Ende des Monats, als wäre die letzte Stunde des letzten Tages im Monate damit gemeint. Wenn ich diesen Abend um zehn Uhr meinen Platz »im Schatten von St. Paul« einnahm, so befand ich mich ja noch zwei Stunden lang an dem bestimmten Ort, ehe die Uhr mit ihrem letzten Schlage den Anfang des neuen Monats verkündete.As I interpreted the writing of the apparition, I had still some hours at my disposal. The phrase, "at the month's end," meant, as I understood it, at the last hour of the last day in the month. If I took up my position "under the shadow of Saint Paul's," say, at ten that night, I should arrive at the place of meeting with two hours to spare, before the last stroke of the clock marked the beginning of the new month.
Um halb neun Uhr verließ ich meine Mutter, damit sie sich nach der langen Reise zur Ruhe begeben konnte und begab mich heimlich auf den Weg. Vor zehn Uhr war ich zur Stelle. Die Nacht war klar und schön und der riesige Schatten der Kirche bezeichnete deutlich die Grenzen in denen ich die kommenden Ereignisse erwarten sollte.At half-past nine, I left my mother to rest after her long journey, and privately quit the house. Before ten, I was at my post. The night was fine and clear; and the huge shadow of the cathedral marked distinctly the limits within which I had been bid to wait, on the watch for events.
Die große Glocke von St. Paul schlug zehn und Alles blieb still.The great clock of Saint Paul's struck ten--and nothing happened.
Die nächste Stunde verging sehr langsam. Ich schritt auf und ab, bald in meine eigenen Gedanken vertieft, bald beobachtend, wie die Zahl der Fußgänger mit den vorrückenden Nachtstunden abnahm. Die City, wie man sie nennt, ist am Tage der bevölkertste Teil von London. Nachts aber, wenn sie aufhört der Mittelpunkt des Geschäftslebens zu sein, verschwindet ihre tätige Bevölkerung und die leeren Straßen gewinnen das Ansehn, als bildeten sie eines der entlegensten Viertel der Hauptstadt. Als es halb Elf, dann drei Viertel und endlich die volle Stunde schlug wurde es stiller und stiller ringsumher. Die Fußgänger kamen nur noch zu Zweien und Dreien vorüber und die öffentlichen Lokale, die ich beobachten konnte, wurden schon für die Nacht geschlossen.The next hour passed very slowly. I walked up and down; at one time absorbed in my own thoughts; at another, engaged in watching the gradual diminution in the number of foot passengers who passed me as the night advanced. The City (as it is called) is the most populous part of London in the daytime; but at night, when it ceases to be the center of commerce, its busy population melts away, and the empty streets assume the appearance of a remote and deserted quarter of the metropolis. As the half hour after ten struck--then the quarter to eleven--then the hour--the pavement steadily became more and more deserted. I could count the foot passengers now by twos and threes; and I could see the places of public refreshment within my view beginning already to close for the night.
Ich sah nach der Uhr, sie zeigte auf zehn Minuten nach Elf. Konnte ich hoffen Frau van Brandt um diese Zeit allein auf der Straße zu begegnen?I looked at the clock; it pointed to ten minutes past eleven. At that hour, could I hope to meet Mrs. Van Brandt alone in the public street?
Je mehr ich darüber nachdachte, je unwahrscheinlicher wurde mir diese Aussicht. Vernünftiger war es auf die Möglichkeit eines Begegnens in Gesellschaft von Freunden zu hoffen, vielleicht begleitete sie van Brandt selbst. Ich erwog in wie weit es mir gelingen würde, diesem Menschen gegenüber zum zweiten Male meine Selbstbeherrschung zu bewahren.The more I thought of it, the less likely such an event seemed to be. The more reasonable probability was that I might meet her once more, accompanied by some friend--perhaps under the escort of Van Brandt himself. I wondered whether I should preserve my self-control, in the presence of that man, for the second time.
Während meine Gedanken diese Richtung verfolgten, wurde meine Aufmerksamkeit durch ein dünnes, trübes Stimmchen, das eine seltsame, unscheinbare Frage an mich richtete, wieder auf meine Umgebung gelenkt.While my thoughts were still pursuing this direction, my attention was recalled to passing events by a sad little voice, putting a strange little question, close at my side.
»Mein Herr, wissen Sie vielleicht, wo ich um diese Nachtzeit eine Apotheke offen finde?«"If you please, sir, do you know where I can find a chemist's shop open at this time of night?"
Ich sah mich um und erblickte einen kleinen, ärmlich gekleideten Knaben mit einem Korbe am Arm und einem Zettel in der Hand.I looked round, and discovered a poorly clad little boy, with a basket over his arm, and a morsel of paper in his hand.
»Die Apotheken sind alle geschlossen,« sagte ich, »wenn Du Medizin haben willst, musst Du die Nachtglocke ziehen.«"The chemists' shops are all shut," I said. "If you want any medicine, you must ring the night-bell."
»Das getraue ich mich nicht zu tun, lieber Herr,« antwortete der kleine Fremde. »Ich bin noch so klein, ich fürchte sie schlagen mich, wenn ich sie, ohne dass jemand für mich spricht, aus ihren Betten heraus klingle.«"I dursn't do it, sir," replied the small stranger. "I am such a little boy, I'm afraid of their beating me if I ring them up out of their beds, without somebody to speak for me."
Das kleine Wesen sah mir beim Schein der Straßenlaternen wohl danach aus, als hätte es manche Erfahrung über Schläge für geringfügige Anlässe gemacht. Ich vermochte dem Drange ihm zu helfen unmöglich zu widerstehen.The little creature looked at me under the street lamp with such a forlorn experience of being beaten for trifling offenses in his face, that it was impossible to resist the impulse to help him.
»Ist jemand ernstlich erkrankt?« fragte ich."Is it a serious case of illness?" I asked.
»Ich weiß nicht, lieber Herr.«"I don't know, sir."
»Hast Du ein Rezept vom Arzte?«"Have you got a doctor's prescription?"
Er zeigte mir seinen Zettel.He held out his morsel of paper.
»Dieses hier habe ich,« sagte er."I have got this," he said.
Ich nahm ihm das Papier ab und besah es.I took the paper from him, and looked at it.
Es war das gewöhnliche Rezept zu einer stärkenden Medizin. Die Unterschrift des Arztes zeigte einen Namen, der mir vollständig unbekannt war. Darunter stand der Name des Kranken für den die Medizin verschrieben war. Ich erstaunte, als ich ihn las. Der Name war: »Mrs. Brand«.It was an ordinary prescription for a tonic mixture. I looked first at the doctor's signature; it was the name of a perfectly obscure person in the profession. Below it was written the name of the patient for whom the medicine had been prescribed. I started as I read it. The name was "Mrs. Brand."
Sofort bemächtigte sich meiner der Gedanke, dass wenigstens dem Klange nach, dies die englische Übertragung des Namens van Brandt sein sollte.The idea instantly struck me that this (so far as sound went, at any rate) was the English equivalent of Van Brandt.
»Kennst Du die Dame, die Dich nach der Medizin schickte?« fragte ich."Do you know the lady who sent you for the medicine?" I asked.
»Oja, lieber Herr! Sie wohnt bei meiner Mutter und schuldet ihr die Miete. Ich habe Alles getan, was sie mir aufgetragen hat, nur die Medizin habe ich nicht geholt. Ich habe ihren Ring verpfändet und habe Brot und Butter und Eier gekauft, habe auch auf das Geld gut Acht gegeben. Meine Mutter hofft aus dem Gelde die Miete zu erlangen. Ich kann nichts dafür, lieber Herr, dass ich mich verlaufen habe. Ich bin erst zehn Jahre alt - und alle Apotheken sind geschlossen!«"Oh yes, sir! She lodges with mother--and she owes for rent. I have done everything she told me, except getting the physic. I've pawned her ring, and I've bought the bread and butter and eggs, and I've taken care of the change. Mother looks to the change for her rent. It isn't my fault, sir, that I've lost myself. I am but ten years old--and all the chemists' shops are shut up!"
Hier übermannte meinen kleinen Freund das Bewusstsein seines unverdienten Missgeschicks und er begann zu weinen. »Weine nicht, ich will dir helfen, kleiner Mann,« sagte ich. »Erst erzähle mir aber noch mehr von der Dame. Ist sie allein?«Here my little friend's sense of his unmerited misfortunes overpowered him, and he began to cry. "Don't cry, my man!" I said; "I'll help you. Tell me something more about the lady first. Is she alone?"
»Sie hat Ihr kleines Töchterchen bei sich, lieber Herr.«"She's got her little girl with her, sir."
Mein Herz schlug schneller. Des Knaben Antwort erinnerte mich an jenes kleines Mädchen, das meine Mutter einst gesehen.My heart quickened its beat. The boy's answer reminded me of that other little girl whom my mother had once seen.
»Ist der Gemahl der Dame bei ihr?« fragte ich weiter."Is the lady's husband with her?" I asked next.
»Jetzt nicht, lieber Herr. Er war bei ihr, ist aber fortgegangen und nicht wieder gekommen.«"No, sir--not now. He was with her; but he went away--and he hasn't come back yet."
Ich tat nur noch eine Frage zum Schluss.I put a last conclusive question.
»Ist der Mann ein Engländer?«"Is her husband an Englishman?" I inquired.
»Meine Mutter sagt, er sei ein Ausländer,« antwortete der Knabe. Ich wendete mich ab um meine Aufregung zu verbergen. Selbst dem Kinde hätte sie auffallen müssen!"Mother says he's a foreigner," the boy answered. I turned away to hide my agitation. Even the child might have noticed it!
War ich in diesem Augenblicke wiederum auf ihrer Spur? War sie es, die unter dem Namen einer Mrs. Brandt, arm, so arm, dass sie ihren Ring verpfänden musste, mit ihrer kleinen Tochter hier lebte, wiederum von dem Manne, der ein Ausländer war, verlassen. Sollte dieses Kind, das sich verlaufen hatte, unbewusst mein Wegweiser zu der Frau sein, die ich liebte, und die ich in tiefster Not ohne Teilnahme und Hilfe finden sollte? Je mehr ich darüber nachdachte, je mehr befestigte sich der Gedanke in mir, dass ich mit dem Knaben zu dem Hause zurückgehen sollte, wo sich die Mieterin seiner Mutter befand. Die Uhr schlug ein Viertel nach Eöf. Wenn meine Vermutungen mich irre leiteten, so hatte ich ja immer noch drei Viertelstunden übrig, ehe der Monat zu Ende ging.Passing under the name of "Mrs. Brand"--poor, so poor that she was obliged to pawn her ring--left, by a man who was a foreigner, alone with her little girl--was I on the trace of her at that moment? Was this lost child destined to be the innocent means of leading me back to the woman I loved, in her direst need of sympathy and help? The more I thought of it, the more strongly the idea of returning with the boy to the house in which his mother's lodger lived fastened itself on my mind. The clock struck the quarter past eleven. If my anticipations ended in misleading me, I had still three-quarters of an hour to spare before the month reached its end.
»Wo wohnst du?« fragte ich."Where do you live?" I asked.
Der Knabe nannte eine Straße, deren Namen ich zum ersten Male hörte. Als ich ihn nach einer näheren Angabe fragte, war Alles, was er mir sagen konnte, dass er noch am Fluss wohne, aber er war zu verwirrt und erschrocken, um mir die Richtung bezeichnen zu können.The boy mentioned a street, the name of which I then heard for the first time. All he could say, when I asked for further particulars, was that he lived close by the river--in which direction, he was too confused and too frightened to be able to tell me.
Während wir bemüht waren uns zu verständigen, fuhr nicht fern von uns eine Droschke langsam vorbei. Ich rief den Kutscher heran und nannte ihm den Namen der Straße. Er kannte sie ganz genau. Die Straße lag ungefähr eine Meile weit in östlicher Richtung. Er war bereit mich hin und, wenn ich es wünschte auch zurück nach der St. Pauls Kathedrale zu fahren und brauchte dazu nur zwanzig Minuten. Ich öffnete den Wagenschlag und hieß meinen kleinen Freund einsteigen. Der Knabe zögerte.While we were still trying to understand each other, a cab passed slowly at some little distance. I hailed the man, and mentioned the name of the street to him. He knew it perfectly well. The street was rather more than a mile away from us, in an easterly direction. He undertook to drive me there and to bring me back again to Saint Paul's (if necessary), in less than twenty minutes. I opened the door of the cab, and told my little friend to get in. The boy hesitated.
»Um Vergebung, lieber Herr, fahren wir nach der Apotheke?« fragte er."Are we going to the chemist's, if you please, sir?" he asked.
»Nein. Erst wirst Du mit mir nach Hause fahren.«"No. You are going home first, with me."
Der Knabe fing wieder an zu weinen.The boy began to cry again.
»Die Mutter schlägt mich, wenn ich ohne Medizin nach Hause komme.«"Mother will beat me, sir, if I go back without the medicine."
»Ich werde dafür sorgen, dass Deine Mutter Dich nicht schlägt. Ich bin selbst ein Arzt und wünsche die Dame zu sehen, ehe wir ihr die Medizin holen.«"I will take care that your mother doesn't beat you. I am a doctor myself; and I want to see the lady before we get the medicine."
Die Mitteilung über meinen Beruf schien dem Knaben ein gewisses Vertrauen einzuflößen, dennoch zeigte er keine Lust mich nach Hause zu seiner Mutter zu begleiten.The announcement of my profession appeared to inspire the boy with a certain confidence. But he still showed no disposition to accompany me to his mother's house.
»Werden Sie sich von der Dame bezahlen lassen?« fragte er. »Ich habe für den Ring nicht viel Geld bekommen. Die Mutter würde das nicht gerne von der Miete abziehen lassen.«"Do you mean to charge the lady anything?" he asked. "The money I've got on the ring isn't much. Mother won't like having it taken out of her rent."
»Die Dame braucht mir keinen Pfennig zu bezahlen.« erwiderte ich. Sofort bestieg der Knabe die Droschke. »Wenn die Mutter ihr Geld bekommt, so ist mir Alles recht.«"I won't charge the lady a farthing," I answered. The boy instantly got into the cab. "All right," he said, "as long as mother gets her money."
Armer Knabe! Dieses Kindes Erziehung für die schmutzigsten Sorgen des Lebens, war mit zehn Jahren schon beendet!Alas for the poor! The child's education in the sordid anxieties of life was completed already at ten years old!
Wir fuhren ab.We drove away.
Ich folge meiner BerufungI KEEP MY APPOINTMENT
Die meisten Menschen in meiner Lage würden durch das ärmliche Aussehen der Straße, in die wir einbogen sowohl, als durch den unsauberen, verfallenen Zustand des Hauses vor dem wir anhielten, darauf vorbereitet worden sein, dass ihrer, wenn sie die Wohnung darin betreten, eine furchtbare Entdeckung harren musste. Mir hingegen drängte sich beim ersten Anblick dieses Ortes die Befürchtung auf, dass die Antworten des Knaben mich irre geleitet hatten denn es war mir geradezu unmöglich Frau van Brandt, wie sie mir vorschwebte, mit dem Schmutze und der Armut in Verbindung zu bringen, die ich vor mir sah. Ich klingelte mit der festen Überzeugung, dass meine Fragen zu keinem befriedigenden Resultate führen könnten.THE poverty-stricken aspect of the street when we entered it, the dirty and dilapidated condition of the house when we drew up at the door, would have warned most men, in my position, to prepare themselves for a distressing discovery when they were admitted to the interior of the dwelling. The first impression which the place produced on my mind suggested, on the contrary, that the boy's answers to my questions had led me astray. It was simply impossible to associate Mrs. Van Brandt (as I remembered her) with the spectacle of such squalid poverty as I now beheld. I rang the door-bell, feeling persuaded beforehand that my inquiries would lead to no useful result.
Meines kleinen Begleiters Furcht vor Strafe kehrte in aller Kraft zurück, als ich die Hand an die Klingel legte. Er verbarg sich hinter mir und als ich ihn fragte, was er beginne, antwortete er vertrauensvoll: »Bitte, lieber Herr, bleiben Sie zwischen uns stehen, wenn die Mutter die Tür öffnet.«As I lifted my hand to the bell, my little companion's dread of a beating revived in full force. He hid himself behind me; and when I asked what he was about, he answered, confidentially: "Please stand between us, sir, when mother opens the door!"
Eine große, furchtbar aussehende Frau, öffnete uns. Es bedurfte keiner Vorstellung, da sie einen Rohrstock in der Hand hielt, erkannte ich sie sofort als die Mutter meines kleinen Freundes.A tall and truculent woman answered the bell. No introduction was necessary. Holding a cane in her hand, she stood self-proclaimed as my small friend's mother.
»Ich glaubte es sei mein Junge, dieser Vagabunde,« erklärte sie, wohl um die Begrüßung mit dem Rohrstock zu entschuldigen »der seit zwei Stunden fort ist, um etwas einzuholen. Was ist Ihnen gefällig, mein Herr?«"I thought it was that vagabond of a boy of mine," she explained, as an apology for the exhibition of the cane. "He has been gone on an errand more than two hours. What did you please to want, sir?"
Ehe ich über meine eigene Angelegenheit sprach, bat ich für den unglücklichen Knaben.I interceded for the unfortunate boy before I entered on my own business.
»Dieses Mal bitte ich für Ihren Sohn um Verzeihung,« sagte ich, »ich fand ihn verirrt auf der Straße und bringe ihn nun nach Hause.«"I must beg you to forgive your son this time," I said. "I found him lost in the streets; and I have brought him home."
Die Frau wurde buchstäblich stumm vor Erstaunen, als sie hörte, was ich getan hatte und ihren Sohn hinter mir entdeckte. Der Ausdruck ihrer Augen, die bei dieser Gelegenheit beredter waren, als ihre Zunge, enthüllte mir vollständig den Eindruck, den ich auf sie gemacht hatte. - »Sie bringen meinen verirrten Jungen in einer Droschke nach Hause? Mein Herr Unbekannter Sie sind toll.«The woman's astonishment when she heard what I had done, and discovered her son behind me, literally struck her dumb. The language of the eye, superseding on this occasion the language of the tongue, plainly revealed the impression that I had produced on her: "You bring my lost brat home in a cab! Mr. Stranger, you are mad."
»Ich höre, dass eine Dame namens Brandt in Ihrem Hause wohnt,« fuhr ich fort. »Ich setze wohl irrtümlicherweise voraus, dass sie eine Dame aus meiner Bekanntschaft ist, die denselben Namen trägt, aber ich würde mich doch gerne versichern, ob ich mich täusche oder nicht. Ist es zu spät um Ihre Mieterin noch heute Abend zu stören?«"I hear that you have a lady named Brand lodging in the house," I went on. "I dare say I am mistaken in supposing her to be a lady of the same name whom I know. But I should like to make sure whether I am right or wrong. Is it too late to disturb your lodger to-night?"
Die Frau erlangte die Sprache wieder.The woman recovered the use of her tongue.
»Meine Mieterin ist noch auf, um den kleinen Narren hier, der sich noch nicht einmal in London zurechtfinden kann, zu erwarten.« Sie gab ihren Worten Nachdruck indem sie ihre braune Faust gegen ihren Sohn erhob, der sofort in sein Versteck hinter meinen Rockschößen zurückkehrte. »Hast Du das Geld bekommen?« fragte das entsetzliche Weib, indem sie ihren verborgenen Sprössling, über meine Schulter weg, anschrie, »oder hast Du das auch, wie Dich selbst verloren, dummer Junge?«"My lodger is up and waiting for that little fool, who doesn't know his way about London yet!" She emphasized those words by shaking her brawny fist at her son--who instantly returned to his place of refuge behind the tail of my coat. "Have you got the money?" inquired the terrible person, shouting at her hidden offspring over my shoulder. "Or have you lost that as well as your own stupid little self?"
Der Knabe kam wieder zum Vorschein und legte das Geld in die schwielige Hand seiner Mutter. Sie zählte es, während ihre Augen gierig forschten, ob auch jede Münze von gutem, echten Silber war - dann wurde sie ruhiger. »Geh hinauf!« brummte sie zu ihrem Sohne gewendet, und lass die Dame nicht länger warten.« Dann setzte sie, indem sie sich nach mir umwendete hinzu: »Sie und ihr Kind sind halb verhungert. Die Esswaren, die mein Sohn im Korbe für sie geholt hat, sind das Erste, was die Mutter heute genießen wird. Sie hat jetzt Alles versetzt und ich weiß nicht, was sie anfangen wird, wenn Sie ihr nicht helfen. Der Arzt tut was er kann, aber er sagte mir heute, dass seine Besuche unnütz wären, wenn sie nicht besser genährt werden könnte. Folgen Sie dem Knaben und sehen Sie selbst, ob sie die Dame ist, die Sie kennen.The boy showed himself again, and put the money into his mother's knotty hand. She counted it, with eyes which satisfied themselves fiercely that each coin was of genuine silver--and then became partially pacified. "Go along upstairs," she growled, addressing her son; "and don't keep the lady waiting any longer. They're half starved, she and her child," the woman proceeded, turning to me. "The food my boy has got for them in his basket will be the first food the mother has tasted today. She's pawned everything by this time; and what she's to do unless you help her is more than I can say. The doctor does what he can; but he told me today, if she wasn't better nourished, it was no use sending for him. Follow the boy; and see for yourself if it's the lady you know."
Ich hörte der Frau noch immer in der Überzeugung zu, dass mich nur eine Täuschung in dieses Haus geführt hatte. Wie war es möglich, dass mein Herz den reizenden Gegenstand seiner Verehrung mit der Schilderung von Elend und Verfall in Verbindung bringen konnte, die ich soeben vernahm. Ich hielt den Knaben auf dem ersten Treppenabsatz an und sagte ihm, dass er mich einfach als einen Arzt anmelden möchte, der von Mrs. Brandts Krankheit gehört habe und sie besuchen wolle.I listened to the woman, still feeling persuaded that I had acted under a delusion in going to her house. How was it possible to associate the charming object of my heart's worship with the miserable story of destitution which I had just heard? I stopped the boy on the first landing, and told him to announce me simply as a doctor, who had been informed of Mrs. Brand's illness, and who had called to see her.
Wir stiegen eine zweite und dritte Treppe hinauf. Im obersten Stockwerk des Hauses angelangt, klopfte der Knabe an die auf dem Flur zunächst belegene Tür. Wir hörten keine Erwiderung. Er öffnete ohne Umstände die Tür und trat ein, während ich von draußen belauschte, was gesprochen wurde. Die Tür blieb offen. Ich beschloss in rücksichtsvollster Weise meine Hilfe anzubieten, wenn die Stimme der Mrs. Brandt mir, wie ich mit Sicherheit voraussetzte, fremd sein sollte und dann schleunig aus meinen Posten »im Schatten von St. Paul« zurückzukehren.We ascended a second flight of stairs, and a third. Arrived now at the top of the house, the boy knocked at the door that was nearest to us on the landing. No audible voice replied. He opened the door without ceremony, and went in. I waited outside to hear what was said. The door was left ajar. If the voice of "Mrs. Brand" was (as I believed it would prove to be) the voice of a stranger, I resolved to offer her delicately such help as lay within my power, and to return forthwith to my post under "the shadow of Saint Paul's."
Zuerst sprach eine Kinderstimme zu dem Knaben. The first voice that spoke to the boy was the voice of a child.
»Jemmy, ich bin so hungrig, so sehr hungrig!«"I'm so hungry, Jemmy--I'm so hungry!"
»Schon gut, Fräuleinchen, ich bringe Ihnen etwas zu essen.«"All right, missy--I've got you something to eat."
»Schnell, schnell, Jemmy!«"Be quick, Jemmy! Be quick!"
Es entstand eine kleine Pause und dann hörte ich die Stimme des Knaben wieder.There was a momentary pause; and then I heard the boy's voice once more.
»Da ist ein Stückchen Butterbrot, Fräuleinchen, auf das Ei müssen Sie warten bis ich es gekocht habe. Essen Sie nicht zu schnell, sonst müssen Sie ja ersticken. Was fehlt Ihrer Mama? Schlafen Sie Madame?« Ich konnte kaum die Antwort vernehmen, so schwach war die Stimme und sie sagte auch nur das eine Wort »Nein!«"There's a slice of bread-and-butter, missy. You must wait for your egg till I can boil it. Don't you eat too fast, or you'll choke yourself. What's the matter with your mamma? Are you asleep, ma'am?" I could barely hear the answering voice--it was so faint; and it uttered but one word: "No!"
Der Knabe sprach wieder:The boy spoke again.
»Freuen Sie sich Mrs. draußen wartet ein Arzt, der Sie besuchen will.«"Cheer up, missus. There's a doctor outside waiting to see you."
Ich konnte dieses Mal keine Antwort vernehmen. Der Knabe erschien in der Tür. »Bitte treten Sie näher, lieber Herr, ich weiß nicht, was ich aus ihr machen soll.«This time there was no audible reply. The boy showed himself to me at the door. "Please to come in, sir. I can't make anything of her."
Da es eine sehr falsche Rücksicht gewesen wäre, wenn ich mich geweigert hätte in das Zimmer zu kommen, trat ich ein.It would have been misplaced delicacy to have hesitated any longer to enter the room. I went in.
Am entgegengesetzten Ende des erbärmlich ausgestatteten Schlafzimmers, in einen zerlumpten Armstuhl gelehnt, erblickte ich eines von den Tausend verlassenen Geschöpfen, die in der großen Stadt diese Nacht elend dem Hungertode entgegen gingen. Ein weißes Taschentuch war über ihr Gesicht gedeckt, wohl um es vor der hellen Flamme des nahen Feuers zu schützen. Als ich das Zimmer betrat und sie meine Schritte vernahm, lüftete sie das Tuch. Ich sah sie an und erkannte in dem farblosen, verfallenen, todesbleichen Gesicht - das Antlitz der Frau, die ich liebte!There, at the opposite end of a miserably furnished bed-chamber, lying back feebly in a tattered old arm-chair, was one more among the thousands of forlorn creatures, starving that night in the great city. A white handkerchief was laid over her face as if to screen it from the flame of the fire hard by. She lifted the handkerchief, startled by the sound of my footsteps as I entered the room. I looked at her, and saw in the white, wan, death-like face the face of the woman I loved!
Für einen Augenblick machte der Schreck über diese Entdeckung mich ganz ohnmächtig und schwindlig, im nächsten Augenblick kniete ich an ihrem Stuhl. Mein Arm hielt sie umschlungen - ihr Kopf ruhte an meiner Schulter. Sie vermochte nicht mehr zu sprechen, nicht aufzuschreien, sie erbebte leise, das war Alles. Ich schwieg. Kein Wort kam über meine Lippen, keine Träne linderte meine Qualen. Ich drückte sie an mich und - sie ließ es geschehen. Das Kind, das sein Butterbrot an einem kleinen, runden Tischchen verzehrte, sah uns erstaunt an. Träge schlichen die Minuten vorüber, während das Summen einer Fliege das einzige Geräusch im Zimmer war.For a moment the horror of the discovery turned me faint and giddy. In another instant I was kneeling by her chair. My arm was round her--her head lay on my shoulder. She was past speaking, past crying out: she trembled silently, and that was all. I said nothing. No words passed my lips, no tears came to my relief. I held her to me; and she let me hold her. The child, devouring its bread-and-butter at a little round table, stared at us. The boy, on his knees before the grate, mending the fire, stared at us. And the slow minutes lagged on; and the buzzing of a fly in a corner was the only sound in the room.
Es war weniger das volle Bewusstsein der entsetzlichen Lage in der ich mich befand, als das Pflichtgefühl des Berufes, in dem ich erzogen war, das mich endlich aufschreckte. Sie war dem Hungertode nahe, das sah ich an der todesbleichen Farbe ihrer Haut, das fühlte ich an den matten, unruhigen Schlägen ihres Pulses. Ich rief den Knaben herbei und schickte ihn nach dem nächsten Laden nach Wein und Biskuit. »Hole es so schnell als möglich,« sagte ich, »und ich will Dir mehr Geld dafür geben, als Du in Deinem ganzen Leben besessen hast!« Der Knabe sah mich an - blinzelte nach dem Gelde, das er in der Hand hielt und lief so schnell, wie je ein Knabe gelaufen ist davon, indem er ausrief: »Welch ein Glück!«The instincts of the profession to which I had been trained, rather than any active sense of the horror of the situation in which I was placed, roused me at last. She was starving! I saw it in the deadly color of her skin; I felt it in the faint, quick flutter of her pulse. I called the boy to me, and sent him to the nearest public-house for wine and biscuits. "Be quick about it," I said; "and you shall have more money for yourself than ever you had in your life!" The boy looked at me, spit on the coins in his hand, said, "That's for luck!" and ran out of the room as never boy ran yet.
Als ich mich eben umwendete um der Mutter die ersten Trostesworte zu sagen, hielt der Schrei des Kindes: »Ich bin so hungrig, ich bin so hungrig,« mich davon zurück.I turned to speak my first words of comfort to the mother. The cry of the child stopped me. "I'm so hungry! I'm so hungry!"
Ich reichte ihr noch mehr zu essen und küsste sie, worauf sie mich verwundert anblickte.I set more food before the famished child and kissed her. She looked up at me with wondering eyes.
»Bist Du ein neuer Papa?« fragte das kleine Geschöpf. »Mein anderer Papa küsst mich nie.«"Are you a new papa?" the little creature asked. "My other papa never kisses me."
Ich sah die Mutter an. Sie hatte die Augen geschlossen und leise rollten die Tränen über ihre bleichen, hageren Wangen. Ich erfasste ihre abgezehrte Hand, indem ich sagte: »Es werden bessere Tage kommen, jetzt sorge ich für Sie.« Sie antwortete nicht. Sie zitterte leise - das war Alles.I looked at the mother. Her eyes were closed; the tears flowed slowly over her worn, white cheeks. I took her frail hand in mine. "Happier days are coming," I said; "you are my care now." There was no answer. She still trembled silently, and that was all.
Nach kaum fünf Minuten kehrte der Knabe zurück und hatte den versprochenen Lohn verdient. Als einziges, glückliches Wesen in diesem Zimmer saß er an der Erde beim Feuer und zählte seine Schätze. Ich tauchte einige Biskuitbrocken in den Wein und belebte allmählich ihre sinkende Kraft, indem ich ihr in dieser vorsichtigen Weise Nahrung zuführte. Nach einer Weile erhob sie den Kopf und sah mich mit erstaunten Augen an, die rührende Ähnlichkeit mit den Augen ihres Kindes hatten. Ein schwaches, zartes Rot überflog ihr Gesicht. In flüsternden Tönen, die ich nur vernehmen konnte, weil ich dicht neben ihr saß, sprach sie die ersten Worte zu mir:In less than five minutes the boy returned, and earned his promised reward. He sat on the floor by the fire counting his treasure, the one happy creature in the room. I soaked some crumbled morsels of biscuit in the wine, and, little by little, I revived her failing strength by nourishment administered at intervals in that cautious form. After a while she raised her head, and looked at me with wondering eyes that were pitiably like the eyes of her child. A faint, delicate flush began to show itself in her face. She spoke to me, for the first time, in whispering tones that I could just hear as I sat close at her side.
»Wie fanden Sie mich auf? Wer zeigte Ihnen den Weg hierher?«"How did you find me? Who showed you the way to this place?"
Sie schwieg, indem sie mühsam eine Erinnerung zurückzurufen schien. Ihre Farbe stieg, endlich fand sie die verlorene Erinnerung wieder und blickte mich mit schüchterner Neugierde an. »Wie kommen Sie hierher? Führt Sie ein Traum zu mir?«She paused; painfully recalling the memory of something that was slow to come back. Her color deepened; she found the lost remembrance, and looked at me with a timid curiosity. "What brought you here?" she asked. "Was it my dream?"
»Warten Sie bis Sie kräftiger sind, Teuerste, dann will ich Ihnen Alles sagen.«"Wait, dearest, till you are stronger, and I will tell you all."
Ich hob sie leise auf und trug sie auf ihr elendes Lager. Das Kind folgte uns und kletterte mit meiner Hilfe auf das Bettstell, um sich dicht an die Mutter zu schmiegen. Ich schickte den Knaben hinaus und ließ der Hauswirtin sagen, dass ich die Nacht bei der Kranken bleiben würde, um ihre Fortschritte in der Genesung zu beobachten. Er ging, fröhlich mit seinem Geld in der Tasche klappernd, um seinen Auftrag auszuführen. So waren wir drei denn allein.I lifted her gently, and laid her on the wretched bed. The child followed us, and climbing to the bedstead with my help, nestled at her mother's side. I sent the boy away to tell the mistress of the house that I should remain with my patient, watching her progress toward recovery, through the night. He went out, jingling his money joyfully in his pocket. We three were left together.
Von Zeit zu Zeit fiel sie in einen unruhigen Schlaf, während die Stunden langsam dahin schlichen, dann erwachte sie wieder mit einem Schreck und starrte mich wild an, als ob ich ein Fremder sei, der an ihrem Bette säße. Gegen Morgen tat die Nahrung, die ich ihr immer sorgfältig beigebracht hatte, ihre Wirkung, indem der Puls sich besserte und sie ruhiger zu schlafen begann. Als die Sonne aufging schlief sie so friedlich, wie das Kind an ihrer Seite. Ich konnte es wagen sie in der Obhut ihrer Wirtin zu lassen bis ich im Laufe des Tages zurückkehrte. Der Zauber des Geldes verwandelte diese lärmende, entsetzliche Person in eine sanfte, aufmerksame Krankenwärterin, die so bestrebt war alle meine Anforderungen pünktlich zu befolgen, dass sie mich bat, sie, ehe ich ging, niederzuschreiben. Einen Augenblick lang weilte ich noch allein am Bette der schlafenden Frau und vergewisserte mich selbst zum hundertsten Male ehe ich sie verließ, dass ihr Leben außer Gefahr sei. Sie dem Leben erhalten zu wissen, leise ihre kalte Stirn mit meinen Lippen berühren zu dürfen, wieder und immer wieder in das elende, bleiche Antlitz blicken zu können, das trotz aller Wechsel meinen Augen immer schön erschien, das war mir der süßeste Lohn. Leise schloss ich die Tür und schritt, nun wieder ein glücklicher Mensch, in den hellen Morgen hinaus. So nah bei einander liegen die Quellen des Glückes und des Unglückes im menschlichen Leben! So nah ist der hellste Sonnenschein den schwärzesten Wolken, in unserem Herzen, wie an unserem Himmel.As the long hours followed each other, she fell at intervals into a broken sleep; waking with a start, and looking at me wildly as if I had been a stranger at her bedside. Toward morning the nourishment which I still carefully administered wrought its healthful change in her pulse, and composed her to quieter slumbers. When the sun rose she was sleeping as peacefully as the child at her side. I was able to leave her, until my return later in the day, under the care of the woman of the house. The magic of money transformed this termagant and terrible person into a docile and attentive nurse--so eager to follow my instructions exactly that she begged me to com mit them to writing before I went away. For a moment I still lingered alone at the bedside of the sleeping woman, and satisfied myself for the hundredth time that her life was safe, before I left her. It was the sweetest of all rewards to feel sure of this--to touch her cool forehead lightly with my lips--to look, and look again, at the poor worn face, always dear, always beautiful, to my eyes. change as it might. I closed the door softly and went out in the bright morning, a happy man again. So close together rise the springs of joy and sorrow in human life! So near in our heart, as in our heaven, is the brightest sunshine to the blackest cloud!
Ein Gespräch mit meiner MutterCONVERSATION WITH MY MOTHER
Ich langte zu Hause noch zeitig genug an um mir zwei oder drei Stunden Ruhe zu gönnen, bevor ich meiner Mutter den gewohnten Morgenbesuch in ihrem Zimmer abstattete. Die eigentümliche Weise in der sie mich bei dieser Gelegenheit empfing und die mir an ihr ganz fremd war, konnte mir unmöglich entgehen.I REACHED my own house in time to snatch two or three hours of repose, before I paid my customary morning visit to my mother in her own room. I observed, in her reception of me on this occasion, certain peculiarities of look and manner which were far from being familiar in my experience of her.
Als unsere Blicke sich zuerst begegneten, sah sie mich so unruhig und fragend an, als quälte sie irgend ein Zweifel, den sie nicht auszusprechen wagte, und als ich mich wie gewöhnlich nach ihrem Befinden erkundigte, gab sie mir zu meinem Erstaunen eine so ungeduldige Antwort, als zürne sie mir, dass ich den Gegenstand berührte. Zuerst schrieb ich ihr verändertes Benehmen dem Umstande zu, dass sie meine Abwesenheit während der Nacht vielleicht gewahr geworden war, und den wahren Grund davon vermutete.When our eyes first met, she regarded me with a wistful, questioning look, as if she were troubled by some doubt which she shrunk from expressing in words. And when I inquired after her health, as usual, she surprised me by answering as impatiently as if she resented my having mentioned the subject. For a moment, I was inclined to think these changes signified that she had discovered my absence from home during the night, and that she had some suspicion of the true cause of it.
Sie spielte aber nicht in entferntester Art auf Frau van Brandt an und keines ihrer Worte deutete auch nur annähernd an, dass ich sie betrübt oder verletzt hätte. So blieb mir nur die Erklärung denkbar, dass sie in Bezug auf sich selbst oder auf mich etwas Wichtiges zu sagen hatte, und aus mir unbekannten Gründen mit der Mitteilung zurück hielt, weil ihr der Augenblick nicht geeignet erschien.But she never alluded, even in the most distant manner, to Mrs. Van Brandt; and not a word dropped from her lips which implied, directly or indirectly, that I had pained or disappointed her. I could only conclude that she had something important to say in relation to herself or to me--and that for reasons of her own she unwillingly abstained from giving expression to it at that time.
Zu unserem gewöhnlichen Gesprächsgegenständen zurückkehrend, kamen wir auf meinen Besuch in Schottland, der meiner Mutter immer ein willkommenes Thema war. Natürlich berührten wir dabei auch Miss Dunroß und da harrte meiner wiederum, wo ich es am wenigsten erwartete, eine Überraschung.Reverting to our ordinary topics of conversation, we touched on the subject (always interesting to my mother) of my visit to Shetland. Speaking of this, we naturally spoke also of Miss Dunross. Here, again, when I least expected it, there was another surprise in store for me.
»Du sprachst neulich von der grünen Flagge,« sagte meine Mutter, »die des armen Dermody Tochter für Dich arbeitete, als ihr noch beide Kinder wart. Hast Du sie wirklich bis jetzt aufgehoben?«"You were talking the other day," said my mother, "of the green flag which poor Dermody's daughter worked for you, when you were both children. Have you really kept it all this time?"
»Ja.«"Yes."
»Wo hast Du sie gelassen? In Schottland?«"Where have you left it? In Scotland?"
»Ich habe sie mit nach London gebracht.«"I have brought it with me to London."
»Warum?«"Why?"
»Ich versprach Miss Dunroß die grüne Flagge mit zu nehmen wohin ich ginge.«"I promised Miss Dunross to take the green flag with me, wherever I might go."
Meine Mutter lächelte.My mother smiled.
»George, ist es möglich, dass Du darüber ebenso denkst wie die junge Dame auf Schottland? Glaubst Du nach Verlauf so vieler Jahre an die grüne Flagge immer noch als an das Mittel, das Dich mit Mary Dermody wieder vereinen soll?«"Is it possible, George, that you think about this as the young lady in Shetland thinks? After all the years that have passed, you believe in the green flag being the means of bringing Mary Dermody and yourself together again?"
»Sicher nicht! Ich willfahre damit nur einem der Wünsche der armen Miss Dunroß. Durfte ich ihr nach Allem, was ich ihrer Güte dankte, die kleine Bitte abschlagen?«"Certainly not! I am only humoring one of the fancies of poor Miss Dunross. Could I refuse to grant her trifling request, after all I owed to her kindness?"
Meiner Mutter Gesicht wurde wieder ernst und sie sah mich aufmerksam an.The smile left my mother's face. She looked at me attentively.
»Es scheint als hätte Miss Dunroß Dir einen sehr günstigen Eindruck gemacht,« sagte sie."Miss Dunross seems to have produced a very favorable impression on you," she said.
»Ja, das gestehe ich. Ich fühle ein tiefes Interesse für sie.«"I own it. I feel deeply interested in her."
»Wäre sie nicht unheilbar krank, George, so hätte sie auch mein näheres Interesse erregt - ich hätte dann vielleicht an Miss Dunroß gern als an meine Schwiegertochter gedacht.«"If she had not been an incurable invalid, George, I too might have become interested in Miss Dunross--perhaps in the character of my daughter-in-law?"
»Was nutzt es, Mutter, wenn man über Unmögliches grübelt. Die traurige Wirklichkeit genügt.«"It is useless, mother, to speculate on what might have happened. The sad reality is enough."
Meine Mutter zögerte einen Augenblick ehe sie mir die nächste Frage vorlegte.My mother paused a little before she put her next question to me.
»Blieb Miss Dunroß in Deiner Gegenwart immer verschleiert, wenn es hell im Zimmer war?«"Did Miss Dunross always keep her veil drawn in your presence, when there happened to be light in the room?"
»Immer.«"Always."
»Sie gestattete Dir nie einen Blick in ihr Gesicht zu tun?«"She never even let you catch a momentary glance at her face?"
»Niemals.«"Never."
»Und, dass das Licht ihr Schmerzen verursacht, wenn es ihre Haut berührt, war der einzige Grund, den sie dafür angab?«"And the only reason she gave you was that the light caused her a painful sensation if it fell on her uncovered skin?"
»Deine Worte klingen, Mutter, als ob Du die Wahrheit dessen, was mir Miss Dunroß sagte, anzweifeltest.«"You say that, mother, as if you doubt whether Miss Dunross told me the truth."
»Nein, George ich, zweifele nur ob sie Dir die volle Wahrheit sagte.«"No, George. I only doubt whether she told you all the truth."
»In wie fern meinst Du das?«"What do you mean?"
»Verzeih mir mein lieber Sohn, aber ich glaube, dass Miss Dunroß einen viel tieferen Grund hatte, ihr Gesicht zu verbergen, als der, den sie nannte.«"Don't be offended, my dear. I believe Miss Dunross has some more serious reason for keeping her face hidden than the reason that she gave you."
Ich schwieg. Noch nie war mir der Verdacht aufgestiegen, den diese Worte in mir erweckten. Es hatte mir genügt, dass ich in medizinischen Büchern von Fällen krankhafter Nervosität gelesen hatte, die dem Zustande den Miss Dunroß beschrieb ganz ähnlich waren. Nun die Vermutung meiner Mutter aber den Weg zu mir gefunden hatte, machte sie mir einen im höchsten Grad peinlichen Eindruck. Mein Gehirn schuf sich die entsetzlichsten Zerrbilder und entweihte mir die reinsten, teuersten Erinnerungen an Miss Dunroß. Vergeblich wechselten wir den Gegenstand des Gesprächs - der schmerzliche Einfluss, der sich meiner bemächtigt hatte, war zu stark um durch eine Unterhaltung verwischt zu werden. Mit der bestmöglichsten Entschuldigung die ich erfinden konnte, verließ ich das Zimmer und eilte zu Frau van Brandt, in deren Gegenwart allein ich hoffen durfte mir selbst zu entfliehen.I was silent. The suspicion which those words implied had never occurred to my mind. I had read in medical books of cases of morbid nervous sensitiveness exactly similar to the case of Miss Dunross, as described by herself--and that had been enough for me. Now that my mother's idea had found its way from her mind to mine, the impression produced on me was painful in the last degree. Horrible imaginings of deformity possessed my brain, and profaned all that was purest and dearest in my recollections of Miss Dunross. It was useless to change the subject--the evil influence that was on me was too potent to be charmed away by talk. Making the best excuse that I could think of for leaving my mother's room, I hurried away to seek a refuge from myself, where alone I could hope to find it, in the presence of Mrs. Van Brandt.
Ein Gespräch mit Frau van BrandtCONVERSATION WITH MRS. VAN BRANDT
Die Wirtin stand vor der Tür als ich an dem Hause anlangte. Was sie mir auf mein Befragen berichtete bestätigte meine freudigsten Erwartungen. Die arme Mieterin sah schon »wie ein anderer Mensch« aus, und das Kind befand sich eben auf der Treppe, um die Rückkehr ihres »neuen Papas« zu erwarten.THE landlady was taking the air at her own door when I reached the house. Her reply to my inquiries justified my most hopeful anticipations. The poor lodger looked already "like another woman"; and the child was at that moment posted on the stairs, watching for the return of her "new papa."
»Etwas aber möchte ich Ihnen noch sagen, mein Herr, ehe Sie hinauf gehen,« fuhr die Frau fort. »Geben Sie der Dame nicht mehr Geld auf einmal, als für die Ausgaben des Tages erforderlich ist. Wenn sie etwas übrig hat so verschwendet sie es aller Wahrscheinlichkeit nach an ihren Taugenichts von Mann.«"There's one thing I should wish to say to you, sir, before you go upstairs," the woman went on. "Don't trust the lady with more money at a time than the money that is wanted for the day's housekeeping. If she has any to spare, it's as likely as not to be wasted on her good-for-nothing husband."
Ich hatte über die höheren und teueren Interessen, die alle meine Gedanken erfüllten, ganz vergessen an das Dasein von Herrn van Brandt zu denken.Absorbed in the higher and dearer interests that filled my mind, I had thus far forgotten the very existence of Mr. Van Brandt.
»Wo ist er?« fragte ich."Where is he?" I asked.
»Wo er hingehört,« war die Antwort. »Im Schuldgefängnis.«"Where he ought to be," was the answer. "In prison for debt."
In jener Zeit, war jemand, der wegen Schulden verhaftet war, nicht selten lebenslang ein Gefangener. Ich brauchte also nicht zu fürchten, dass mein Besuch durch Herrn van Brandts Erscheinen abgekürzt werden könnte.In those days a man imprisoned for debt was not infrequently a man imprisoned for life. There was little fear of my visit being shortened by the appearance on the scene of Mr. Van Brandt.
Als ich die Treppe hinauf stieg, fand ich das Kind das mich auf dem Flur mit einer zerrissenen Puppe im Arm erwartete. Ich hatte unterwegs einen Kuchen für sie gekauft. Sogleich überließ sie mir die Sorge für ihre Puppe und lief mit dem Kuchen in der Hand vor mir her ins Zimmer, wo sie mein Erscheinen mit den Worten ankündigte: »Mama mir gefällt dieser Papa besser als der andere. Du hast ihn wohl auch lieber?«Ascending the stairs, I found the child waiting for me on the upper landing, with a ragged doll in her arms. I had bought a cake for her on my way to the house. She forthwith turned over the doll to my care, and, trotting before me into the room with her cake in her arms, announced my arrival in these words: "Mamma, I like this papa better than the other. You like him better, too."
Das abgehärmte Gesicht der Mutter errötete für einen Augenblick und erblasste dann, als sie mir die Hand entgegen streckte. Ich sah sie prüfend an und entdeckte deutlich die willkommenen Anzeichen der Genesung. Ihre großen, grauen Augen ruhten wieder mit einem Schimmer ihres alten Lichtes auf mir. Die Hand, die in der letzten Nacht so kalt in der meinen lag, hatte nun wieder Leben und Wärme. The mother's wasted face reddened for a moment, then turned pale again, as she held out her hand to me. I looked at her anxiously, and discerned the welcome signs of recovery, clearly revealed. Her grand gray eyes rested on me again with a glimmer of their old light. The hand that had lain so cold in mine on the past night had life and warmth in it now.
»Wäre ich gestorben ehe der Tag anbrach, wenn Sie nicht gekommen wären?« fragte sie leise. »Haben Sie mir zum zweiten Mal das Leben gerettet? Ich will es gern glauben!«"Should I have died before the morning if you had not come here?" she asked, softly. "Have you saved my life for the second time? I can well believe it."
Ehe ich mich dessen versah, neigte sie ihren Kopf über meine Hand und berührte sie zärtlich mit ihren Lippen.Before I was aware of her, she bent her head over my hand, and touched it tenderly with her lips.
»Ich bin wahrlich nicht undankbar,« flüsterte sie, »und doch weiß ich nicht, wie ich Ihnen danken soll.« Das Kind blickte schnell von seinem Kuchen auf. »Warum gibst Du ihm keinen Kuss?« fragte das süße, kleine Geschöpf mit einem langen Blick voller Erstaunen."I am not an ungrateful woman," she murmured--"and yet I don't know how to thank you." The child looked up quickly from her cake. "Why don't you kiss him?" the quaint little creature asked, with a broad stare of astonishment.
Ihr Kopf sank auf die Brust. Sie seufzte schwer. Her head sunk on her breast. She sighed bitterly.
»Nun nichts mehr von mir!« sagte sie, indem sie ihre Selbstbeherrschung wieder erlangte und sich plötzlich zwang zu mir aufzusehen. »Sagen Sie welch glücklicher Zufall Sie diese Nacht hierher führte?«"No more of Me!" she said, suddenly recovering her composure, and suddenly forcing herself to look at me again. "Tell me what happy chance brought you here last night?"
»Derselbe Zufall,« erwiderte ich, »der mich nach St. Antonius Brunnen leitete.«"The same chance," I answered, "which took me to Saint Anthony's Well."
Sie erhob sich heftig in ihrem Stuhl.She raised herself eagerly in the chair.
»So bin ich Ihnen also wiederum erschienen, wie einst in dem Lusthause beim Wasserfall!« rief sie aus. »Geschah das wieder in Schottland?«"You have seen me again--as you saw me in the summer-house by the waterfall!" she exclaimed. "Was it in Scotland once more?"
»Nein. In einer größeren Entfernung als Schottland ist - es geschah auf Shetland.«"No. Further away than Scotland--as far away as Shetland."
»O erzählen Sie mir davon! Bitte, bitte erzählen Sie mir Alles!«"Tell me about it! Pray, pray tell me about it!"
Ich erzählte so genau als möglich Alles, was sich ereignet hatte, nur über einen Punkt bewahrte ich natürlich das tiefste Schweigen. Ich veranlasse sie zu der Annahme, dass der Herr des Hauses der Einzige war, der mich dort empfing und mit dem ich während meines Aufenthalts bei Mr. Dunroß verkehrte, des Vorhandenseins seiner Tochter erwähnte ich gar nicht.I related what had happened as exactly as I could, consistently with maintaining the strictest reserve on one point. Concealing from her the very existence of Miss Dunross, I left her to suppose that the master of the house was the one person whom I had found to receive me during my sojourn under Mr. Dunross's roof.
»Wie seltsam!" rief sie aus, nachdem sie mich bis zu Ende angehört hatte."That is strange!" she exclaimed, after she had heard me attentively to the end.
»Was ist seltsam?« fragte ich."What is strange?" I asked.
Sie zögerte, indem sie meine Züge mit ihren großen, grauen Augen genau zu erforschen suchte. She hesitated, searching my face earnestly with her large grave eyes.
»Ich spreche nur ungern darüber,« sagte sie »und doch darf ich Ihnen über diesen Punkt nichts vorenthalten. Ich verstehe Alles, was Sie mir gesagt haben bis auf Eines. Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass Sie in dem Hause auf Shetland nur einen alten Mann als Gesellschafter gehabt haben wollen.«"I hardly like speaking of it," she said. "And yet I ought to have no concealments in such a matter from you. I understand everything that you have told me--with one exception. It seems strange to me that you should only have had one old man for your companion while you were at the house in Shetland."
»Von welcher anderen Gesellschaft erwarteten Sie zu hören?« fragte ich."What other companion did you expect to hear of?" I inquired.
»Ich glaubte Sie würden mir von einer Dame sprechen, die im Hause war.«"I expected," she answered, "to hear of a lady in the house."
Diese Antwort überraschte mich im Grunde nicht, aber sie veranlasste mich genau zu überlegen ehe ich weiter sprach. Aus den früheren Vorgängen wusste ich, dass sie mich während meiner Abwesenheit wiederum in einer Verzückung oder in einem Traume gesehen hatte. Hatte sie auch Miss Dunroß, meine treue Gefährtin während des Aufenthalts in Shetland gesehen?I cannot positively say that the reply took me by surprise: it forced me to reflect before I spoke again. I knew, by my past experience, that she must have seen me, in my absence from her, while I was spiritually present to her mind in a trance or dream. Had she also seen the daily companion of my life in Shetland--Miss Dunross?
Ich ließ es mir, durch die Weise wie ich sie befragte offen, ob ich sie rückhaltlos in mein Vertrauen ziehen wollte oder nicht.I put the question in a form which left me free to decide whether I should take her unreservedly into my confidence or not.
»Nicht wahr, ich irre nicht,« begann ich, »wenn ich annehme, dass Sie von mir träumten, während ich in Shetland war, wie sie einst in meinem Hause in Pertshire von mir geträumt?«"Am I right," I began, "in supposing that you dreamed of me in Shetland, as you once before dreamed of me while I was at my house in Perthshire?"
»Sie haben recht,« antwortete sie. »Es geschah dieses Mal gegen Abend. Ich schlief ein oder verlor das Bewusstsein - ich weiß nicht wie mir war, und Sie erschienen mir in einem Traum oder in einer Vision.«"Yes," she answered. "It was at the close of evening, this time. I fell asleep, or became insensible--I cannot say which. And I saw you again, in a vision or a dream."
»Wo sahen Sie mich?«"Where did you see me?"
»Zuerst sah ich Sie auf jener Brücke über dem Flusse in Schottland, gerade da, wo ich Ihnen an dem Abend begegnete, als Sie mir das Leben retteten. Nach einer Weile verschwand der Fluss und die Landschaft und mit ihnen versanken auch Sie in Dunkelheit. Ich wartete ein wenig - da lichtete sich das Dunkel allmälig. Mir war's als stünde ich in einem Sternenschein vor einem Fenster; hinter mir lag ein See, vor mir ein verfinstertes Gemach. Ich blickte in das Gemach und der Lichtschein um mich her, ließ mich Sie erkennen.«"I first saw you on the bridge over the Scotch river--just as I met you on the evening when you saved my life. After a while the stream and the landscape about it faded, and you faded with them, into darkness. I waited a little, and the darkness melted away slowly. I stood, as it seemed to me, in a circle of starry lights; fronting a window, with a lake behind me, and before me a darkened room. And I looked into the room, and the starry light showed you to me again."
»Wann geschah das? Entsinnen Sie sich des Datums?«"When did this happen? Do you remember the date?"
»Dass es zu Anfang des Monats war, weiß ich. Die schrecklichen Ereignisse, durch die ich seitdem in dieses Elend geraten bin, hatten sich damals noch nicht zugetragen - und dennoch, als ich Sie dort erblickte, ahnte mir, dass ich einem trüben Geschick entgegen ging. Das Gefühl, dass es allein in Ihrer Macht stehen würde, mir zu helfen, überkam mich wieder voll und ganz, wie in jenem Traum in Schottland. Ich tat genau, was ich damals tat. Ich legte meine Hand auf Ihre Brust und sagte: »Gedenke mein. Komm zu mir« ich schrieb selbst -«"I remember that it was at the beginning of the month. The misfortunes which have since brought me so low had not then fallen on me; and yet, as I stood looking at you, I had the strangest prevision of calamity that was to come. I felt the same absolute reliance on your power to help me that I felt when I first dreamed of you in Scotland. And I did the same familiar things. I laid my hand on your bosom. I said to you: 'Remember me. Come to me.' I even wrote--"
Sie hielt schaudernd inne, als ob eine plötzliche Furcht sie beschlich. Besorgt um die Folgen, die eine heftige Erregung für sie haben konnte, wollte ich sie, als ich das sah, veranlassen, an diesem Tage nicht weiter über den Gegenstand zu sprechen.She stopped, shuddering as if a sudden fear had laid its hold on her. Seeing this, and dreading the effect of any violent agitation, I hastened to suggest that we should say no more, for that day, on the subject of her dream.
»Nicht doch,« antwortete sie bestimmt. »Damit dass Sie mir Zeit lassen wollen, ist nichts gewonnen. Der Traum hat in mir eine entsetzliche Erinnerung zurück gelassen. Ich glaube ich werde, so lange ich lebe, erbeben, wenn ich daran denke, was ich neben Ihnen in dem dunklen Gemach erblickte.«"No," she answered, firmly. "There is nothing to be gained by giving me time. My dream has left one horrible remembrance on my mind. As long as I live, I believe I shall tremble when I think of what I saw near you in that darkened room."
Sie schwieg wiederum. Wollte sie mir von der verhüllten Gestalt mit dem schwarz verschleierten Kopfe reden?She stopped again. Was she approaching the subject of the shrouded figure, with the black veil over its head?
Wollte Sie mir schildern, wie sie durch ihren Traum die Existenz von Miss Dunroß erfahren hatte?Was she about to describe her first discovery, in the dream, of Miss Dunross?
»Beantworten Sie mir nun zuerst eine Frage,« fuhr sie fort. »War Alles, was ich Ihnen bis jetzt sagte, richtig. Waren Sie in einem dunklen Zimmer, als Sie mich sahen?«"Tell me one thing first," she resumed. "Have I been right in what I have said to you, so far? Is it true that you were in a darkened room when you saw me?"
»Es ist Alles richtig.«"Quite true."
»War es an einem Tage zu Anfang des Monats und um die Abendstunde?«"Was the date the beginning of the month? and was the hour the close of evening?"
»Ja.«"Yes."
»Sagen Sie mir die Wahrheit. Waren Sie allein im Zimmer?«"Were you alone in the room? Answer me truly!"
»Ich war nicht allein.«"I was not alone."
»War der Hausherr bei Ihnen oder befanden Sie sich in Gesellschaft eines anderen?«"Was the master of the house with you? or had you some other companion?"
Sie zu täuschen wäre nach dem, was ich soeben gehört hatte, mehr als nutzlos gewesen.It would have been worse than useless (after what I had now heard) to attempt to deceive her.
»Es war jemand anderes bei mir,« antwortete ich. »Die Person die sich mit mir im Zimmer befand war eine Frau.«"I had another companion," I answered. "The person in the room with me was a woman."
Während sie sprach, sah ich an ihrem Gesicht, dass dieselbe schreckliche Erinnerung, deren sie eben erwähnt hatte, sie wiederum durchschauerte. Nachgerade wurde es mir nun selbst schwer meine Fassung zu bewahren, dennoch war ich entschlossen kein Wort über meine Lippen kommen zu lassen, dass meine Gefährtin zu irgend einer Vermutung veranlassen konnte.Her face showed, as I spoke, that she was again shaken by the terrifying recollection to which she had just alluded. I had, by this time, some difficulty myself in preserving my composure. Still, I was determined not to let a word escape me which could operate as a suggestion on the mind of my companion.
Ich fragte darum nur: »Wollen Sie noch irgend etwas Anderes von mir wissen?«"Have you any other question to ask me?" was all I said.
»Eines noch,« antwortete sie. »War an der Kleidung Ihrer Gefährtin irgend etwas Ungewöhnliches?«"One more," she answered. "Was there anything unusual in the dress of your companion?"
»Ja. Sie trug einen langen schwarzen Schleier, der über Kopf und Gesicht weit herab bis über ihre Taille hing.«"Yes. She wore a long black veil, which hung over her head and face, and dropped to below her waist."
Frau van Brandt lehnte sich in ihren Stuhl zurück und bedeckte sich das Gesicht mit den Händen.Mrs. Van Brandt leaned back in her chair, and covered her eyes with her hands.
»Ich begreife den Grund, weshalb Sie mir verschwiegen, dass dieses elende Weib in jenem Hause lebte,« sagte sie. »Es ist wohlgemeint wie Alles, was Sie für mich tun, aber es ist nutzlos. Ich sah in meinem Traume Alles genau so, wie es in der Wirklichkeit ist und auch ich erblickte das entsetzliche Gesicht!«"I understand your motive for concealing from me the presence of that miserable woman in the house," she said. "It is good and kind, like all your motives; but it is useless. While I lay in the trance I saw everything exactly as it was in the reality; and I, too, saw that frightful face!"
Diese Worte elektrisierten mich vollständig.Those words literally electrified me.
Augenblicklich fiel mir das Gespräch wieder ein, das ich diesen Morgen mit meiner Mutter hatte. Ich sprang auf.My conversation of that morning with my mother instantly recurred to my memory. I started to my feet.
»Großer Gott!« rief ich aus, »was meinen Sie damit?«"Good God!" I exclaimed, "what do you mean?"
»Verstehen Sie mich denn noch nicht?« fragte sie, ihrerseits voller Erstaunen. »Muss ich noch deutlicher werden? Bemerkten Sie, dass ich schrieb, als Sie meine Erscheinung sahen?«"Don't you understand yet?" she asked in amazement on her side. "Must I speak more plainly still? When you saw the apparition of me, did you see me write?"
»Ja. Sie schrieben auf einem Briefe, den die Dame für mich verfasste. Ich sah später die Worte, die Sie geschrieben und eben diese Worte führten mich in der letzten Nacht hierher. Am Ende des Monats im Schatten von St. Paul.«"Yes. On a letter that the lady was writing for me. I saw the words afterward; the words that brought me to you last night: 'At the month's end, In the shadow of Saint Paul's.' "
»In welcher Weise schien es, dass ich auf dem unvollendeten Brief schrieb?«"How did I appear to write on the unfinished letter?"
»Sie nahmen die Schreibmappe, auf der Brief und Feder lagen, vom Schoß der Dame und stützten die Mappe während Sie schrieben, auf ihre Schulter.«"You lifted the writing-case, on which the letter and the pen lay, off the lady's lap; and, while you wrote, you rested the case on her shoulder."
»Konnten Sie wahrnehmen ob sie es bemerkte, dass ich die Mappe nahm?«"Did you notice if the lifting of the case produced any effect on her?"
»Ich sah nicht dass sie es bemerkte,« antwortete ich, »denn sie blieb regungslos in ihrem Stuhl.« "I saw no effect produced," I answered. "She remained immovable in her chair."
»Mein Traum zeigte mir das anders. Danach hob sie die Hand hoch, freilich nicht die Hand, die Ihnen zunächst war, sondern die an meiner Seite. Als ich die Schreibmappe hob, erhob sie die Hand und zog die Falten des Schleiers von ihrem Gesichte zurück - ich konnte Alles deutlicher sehen als Sie. Es war nur ein Augenblick, wo mir gestattet war zu schauen, was der Schleier barg. Lassen Sie uns davon schweigen! Sie müssen von dem entsetzlichen Anblick in der Wirklichkeit zurückgeschaudert sein, wie ich es im Traume tat. Sie müssen sich, wie ich mich, gefragt haben, ob keine barmherzige Hand dem furchtbaren Geschöpf Gift reichen will um sie mitleidig im Grabe zu verbergen?«"I saw it differently in my dream. She raised her hand--not the hand that was nearest to you, but nearest to me. As I lifted the writing-case, she lifted her hand, and parted the folds of the veil from off her face--I suppose to see more clearly. It was only for a moment; and in that moment I saw what the veil hid. Don't let us speak of it! You must have shuddered at that frightful sight in the reality, as I shuddered at it in the dream. You must have asked yourself, as I did: 'Is there nobody to poison the terrible creature, and hide her mercifully in the grave?' "
Bei diesen Worten hielt sie plötzlich inne. Mir versagte die Sprache - meine Züge waren beredter als meine Lippen. Als sie mein Entsetzen sah, vermutete sie die Wahrheit.At those words, she abruptly checked herself. I could say nothing--my face spoke for me. She saw it, and guessed the truth.
»Gütiger Himmel!« rief sie aus. »Sie haben sie nicht gesehen! Sie hat Ihnen ihr Gesicht hinter dem Schleier verborgen! Ach, warum, warum verleiteten Sie mich davon zu sprechen? Nie will ich wieder dessen erwähnen. Sehen Sie, wir ängstigen das Kind! Komm her, mein Liebling und fürchte Dich nicht. Komm und bringe Deinen Kuchen her. Du bist nun eine Dame und gibst ein großes Diner und wir sind Deine beiden Freunde, die Du eingeladen hast, die Puppe ist Dein kleines Mädchen, die nach dem Essen hereinkommt und vom Obst und Dessert bekommt!«"Good heavens!" she cried, "you have not seen her! She must have kept her face hidden from you behind the veil! Oh, why, why did you cheat me into talking of it! I will never speak of it again. See, we are frightening the child! Come here, darling; there is nothing to be afraid of. Come, and bring your cake with you. You shall be a great lady, giving a grand dinner; and we will be two friends whom you have invited to dine with you; and the doll shall be the little girl who comes in after dinner, and has fruit at dessert!"
So fuhr sie fort mit dem Kinde allerlei Spielereien zu treiben, in der vergeblichen Hoffnung, mich dadurch den Schmerz vergessen zu machen, den sie mir bereitet hatte.So she ran on, trying vainly to forget the shock that she had inflicted on me in talking nursery nonsense to the child.
Als ich einigermaßen meine Fassung wiedererlangt hatte, tat ich mein Möglichstes ihr in ihrem Bestreben behilflich zu sein. Bei ruhiger Überlegung sagte ich mir, dass sie vielleicht einer Selbsttäuschung unterlag, indem sie das entsetzliche Bild, das sie in ihrer Vision gesehen, nun auch wirklich vorhanden glaubte. Unmöglich konnte ich, wenn ich Miss Dunroß nur die allgemeine Gerechtigkeit widerfahren lassen wollte, einzig auf das Zeugnis eines Traumes hin, die Überzeugung von ihrer Ungestaltenheit in mir Wurzel schlagen lassen und doch, so vernünftig diese Ansicht war, blieben in meinem Herzen, nach dem was ich gehört hatte, gewisse Zweifel zurück. Des Kindes richtiger Instinkt entdeckte bald, dass seine Mutter und ich schlechte Spielgefährten wären, die sich nicht mit ganzer Seele der Sache widmeten. Sie entließ die vorgeblichen Gäste ohne Umstände und kehrte mit ihrer Puppe nach dem Flur vor der Tür zurück, wo ich sie vorgefunden hatte und wo sie am liebsten spielte. Es gelang weder ihrer Mutter noch mir, sie durch irgend welche Überredungskünste zurückzulocken. Wir blieben uns selbst überlassen und setzten uns nun ratlos gegenüber, indem das verbotene Thema über Miss Dunroß zwischen uns stand.Recovering my composure in some degree, I did my best to second the effort that she had made. My quieter thoughts suggested that she might well be self-deceived in believing the horrible spectacle presented to her in the vision to be an actual reflection of the truth. In common justice toward Miss Dunross I ought surely not to accept the conviction of her deformity on no better evidence than the evidence of a dream? Reasonable as it undoubtedly was, this view left certain doubts still lingering in my mind. The child's instinct soon discovered that her mother and I were playfellows who felt no genuine enjoyment of the game. She dismissed her make-believe guests without ceremony, and went back with her doll to the favorite play-ground on which I had met her--the landing outside the door. No persuasion on her mother's part or on mine succeeded in luring her back to us. We were left together, to face each other as best we might--with the forbidden subject of Miss Dunross between us.
Liebe und GeldLOVE AND MONEY
Frau van Brandt, die die augenblickliche Verlegenheit sehr bitter empfand, sprach zuerst: FEELING the embarrassment of the moment most painfully on her side, Mrs. Van Brandt spoke first.
»Sie haben mir nichts über sich selbst gesagt«, begann sie. »Hat sich Ihr Leben seit unserem ersten Begegnen glücklicher gestaltet?«"You have said nothing to me about yourself," she began. "Is your life a happier one than it was when we last met?"
»Wenn ich ehrlich sein will, kann ich das nicht sagen,« antwortete ich."I cannot honestly say that it is," I answered.
»Haben Sie irgendeine Aussicht sich zu verheiraten?«"Is there any prospect of your being married?"
»Die Möglichkeit einer solchen Aussicht steht nur bei Ihnen.«"My prospect of being married still rests with you."
»Sagen Sie es nicht!« sprach sie mit einem flehenden Blick. »Verkürzen Sie mir die Freude Sie zu sehen nicht dadurch, dass Sie über Unmöglichkeiten sprechen. Soll ich Ihnen sagen, wie es gekommen ist, dass Sie mich mit meinem Kinde hier in diesem Elende finden?«"Don't say that!" she exclaimed, with an entreating look at me. "Don't spoil my pleasure in seeing you again by speaking of what can never be! Have you still to be told how it is that you find me here alone with my child?"
Ich zwang mich lieber van Brandts Namen zu nennen, als ihn von ihren Lippen zu vernehmen.I forced myself to mention Van Brandt's name, rather than hear it pass her lips.
»Man hat mir gesagt, dass Herr van Brandt sich im Schuldgefängnis befindet,« sagte ich. »Und dass er Sie hilflos zurückgelassen, davon habe ich mich in der vorigen Nacht selbst überzeugt.«"I have been told that Mr. Van Brandt is in prison for debt," I said. "And I saw for myself last night that he had left you helpless."
»Er ließ mir das wenige Geld, das er bei seiner Verhaftung besaß, zurück,« versetzte sie traurig. »Seine grausamen Gläubiger sind mehr zu tadeln als er es um der Armut willen ist, die uns befallen hat.« Selbst dass sie van Brandt durch diese Worte negativ verteidigte, verletzte mich tief."He left me the little money he had with him when he was arrested," she rejoined, sadly. "His cruel creditors are more to blame than he is for the poverty that has fallen on us." Even this negative defense of Van Brandt stung me to the quick.
»Ich hätte Ihnen rücksichtsvoller von ihm sprechen sollen,« sagte ich bitter. »Ich hätte bedenken sollen, dass eine Frau dem Manne, den sie liebt, jedes Unheil verzeiht, das er über sie bringt.«"I ought to have spoken more guardedly of him," I said, bitterly. "I ought to have remembered that a woman can forgive almost any wrong that a man can inflict on her--when he is the man whom she loves."
Sie hielt mir ihre Hände vor den Mund und gebot mir so Schweigen, ehe ich fortfahren konnte.She put her hand on my mouth, and stopped me before I could say any more.
»Wie können Sie in so grausamer Weise zu mir sprechen?« fragte sie. »Sie wissen, da ich es Ihnen zu meiner Schande bei unserem letzten Beisammensein selbst gestand, dass mein ganzes Herz Ihnen im Geheimen gehört. Von welchem »Unheil« reden Sie? Meinen Sie das Unheil, das van Brandt über mich brachte, als er mich heiratete, während sein rechtmäßiges Weib lebte und noch lebt? Glauben Sie, dass ich das furchtbarste Missgeschick meines Lebens je verschmerzen kann, das Missgeschick, Ihrer unwert zu sein? Obgleich ich, Gott weiß es, schuldlos daran bin, so ist die Tatsache immer nicht wegzuleugnen, dass ich nicht verheiratet bin, und dass dennoch mein kleiner Liebling, der dort draußen mit einer Puppe spielt, mein Kind ist. Und mit diesem Bewusstsein wollen Sie davon sprechen, Ihr Weib zu werden!«"How can you speak so cruelly to me?" she asked. "You know--to my shame I confessed it to you the last time we met--you know that my heart, in secret, is all yours. What 'wrong' are you talking of? Is it the wrong I suffered when Van Brandt married me, with a wife living at the time (and living still)? Do you think I can ever forget the great misfortune of my life--the misfortune that has made me unworthy of you? It is no fault of mine, God knows; but it is not the less true that I am not married, and that the little darling who is playing out there with her doll is my child. And you talk of my being your wife--knowing that!"
»Das Kind nimmt mich als seinen zweiten Vater an,« sagte ich. »Wenn Sie ebenso wenig Stolz hätten als Ihr Kind, wäre es für uns beide besser.«"The child accepts me as her second father," I said. "It would be better and happier for us both if you had as little pride as the child."
»Stolz?« wiederholte sie. »In meiner Lage Stolz? Ein hilfloses Weib, deren angeblicher Gatte im Schuldgefängnis sitzt? Wenn Sie mir sagen, dass ich noch nicht tief genug gesunken bin, um zu vergessen, was ich Ihnen schuldig bin, so würde das Kompliment, das Sie mir machen wollen, etwas mehr Anschein von Wahrheit haben. Soll ich Sie heiraten um ein Obdach und Nahrung zu haben? Soll ich Sie heiraten, weil mich kein gesetzliches Band an den Vater meines Kindes knüpft? Dieses Anrecht an mich bleibt ihm doch, wie grausam er auch gegen mich gehandelt haben mag. Er hat mich trotz seiner Schlechtigkeit doch nicht verlassen, sondern man hat ihn hinweggerissen. Ist es möglich, dass Sie, der Sie mein einziger Freund sind, mich für so undankbar halten, dass ich einwilligen könnte Ihr Weib zu werden? Ein Weib in meiner Lage müsste kein Herz haben, wenn sie im Stande wäre Ihre geachtete Stellung in der Welt und die Liebe Ihrer Freunde so zu zerstören! Die gesunkenste Bettlerin auf der Straße würde davor zurückschrecken, Ihnen das anzutun. Ach, was denken die Männer? Wie ist es Ihnen möglich davon zu mir zu sprechen!«"Pride?" she repeated. "In such a position as mine? A helpless woman, with a mock-husband in prison for debt! Say that I have not fallen quite so low yet as to forget what is due to you, and you will pay me a compliment that will be nearer to the truth. Am I to marry you for my food and shelter? Am I to marry you, because there is no lawful tie that binds me to the father of my child? Cruelly as he has behaved, he has still that claim upon me. Bad as he is, he has not forsaken me; he has been forced away. My only friend, is it possible that you think me ungrateful enough to consent to be your wife? The woman (in my situation) must be heartless indeed who could destroy your place in the estimation of the world and the regard of your friends! The wretchedest creature that walks the streets would shrink from treating you in that way. Oh, what are men made of? How can you--how can you speak of it!"
Ich gab ihr nach und sprach nicht mehr darüber. Jedes ihrer Worte steigerte meine Bewunderung für die Frau, die ich geliebt und verloren hatte. Welch ein Ausweg blieb mir nun noch übrig? Nur der einzige, dass ich ihr anbot mich selbst für sie zu opfern. So bitter ich den Mann auch hasste, der sich zwischen uns gestellt hatte, so war doch meine Liebe zu ihr so groß, dass ich mich stark genug fühlte ihm, um ihretwillen, zu helfen. Es war eine hoffnungslose Täuschung! Ja, ich leugne es weder, noch will ich es entschuldigen, es war eine hoffnungslose Täuschung!I yielded---and spoke of it no more. Every word she uttered only increased my admiration of the noble creature whom I had loved, and lost. What refuge was now left to me? But one refuge; I could still offer to her the sacrifice of myself. Bitterly as I hated the man who had parted us, I loved her dearly enough to be even capable of helping him for her sake. Hopeless infatuation! I don't deny it; I don't excuse it--hopeless infatuation!
»Sie haben mir vergeben,« sagte ich, »so gestatten Sie mir auch, mich Ihrer Verzeihung wert zu machen. Ihr einziger Freund zu sein ist auch ein Glück, sagen Sie mir denn rückhaltlos, welches sind Ihre Zukunftspläne und wie kann ich Ihnen helfen.«"You have forgiven me," I said. "Let me deserve to be forgiven. It is something to be your only friend. You must have plans for the future; tell me unreservedly how I can help you."
»Vollenden Sie das gute Werk, das Sie begonnen haben,« erwiderte sie dankerfüllt. »Helfen Sie mir, dass ich meine Gesundheit wieder erlange. Stellen Sie mich insoweit her, dass ein Arzt, dessen Beurteilung ich mich unterziehe, mich für fähig halten kann, noch einige Jahre zu leben.« "Complete the good work that you have begun," she answered, gratefully. "Help me back to health. Make me strong enough to submit to a doctor's estimate of my chances of living for some years yet."
»Eines Arztes Urteil über Ihre Lebensfähigkeit?« wiederholte ich. »Wie soll ich das verstehn?«"A doctor's estimate of your chances of living?" I repeated. "What do you mean?"
»Wie soll ich Ihnen das erklären, ohne wieder von Herrn van Brandt zu sprechen?«"I hardly know how to tell you," she said, "without speaking again of Mr. Van Brandt."
»Meinen Sie damit, dass Sie mir von seinen Schulden sprechen wollen?« fragte ich. »Warum zögern Sie dann? Sie wissen, dass ich alles tun will, um Sie von Ihren Sorgen zu befreien.«"Does speaking of him again mean speaking of his debts?" I asked. "Why need you hesitate? You know that there is nothing I will not do to relieve your anxieties."
Sie blickte mich einen Augenblick lang in stummer Verzweiflung an.She looked at me for a moment, in silent distress.
»Ach! Glauben Sie, dass ich es zulassen würde, dass van Brandt Geld von Ihnen annähme?« fragte sie, sobald sie zu sprechen vermochte. »Wie könnte ich das wollen, die ich Ihnen Alles verdanke. Nein, niemals! Ich will Ihnen die volle Wahrheit sagen. Es ist dringend wünschenswert, dass er aus dem Gefängnis entlassen wird. Er muss also seine Gläubiger befriedigen und hat auch einen Weg ersonnen, wie ihm das mit meiner Hilfe möglich ist.«"Oh! do you think I would let you give your money to Van Brandt?" she asked, as soon as she could speak. "I, who owe everything to your devotion to me? Never! Let me tell you the plain truth. There is a serious necessity for his getting out of prison. He must pay his creditors; and he has found out a way of doing it--with my help."
»Mit Ihrer Hilfe!« rief ich aus."Your help?" I exclaimed.
»Ja! In wenigen Worten ist also das seine Lage. Er erhielt kürzlich ein glänzendes Anerbieten von einem reichen Verwandten für eine Anstellung nach außerhalb. Unglücklicherweise kehrte er hierher zurück, um mir von seinem Glücke Kunde zu bringen und wurde an demselben Tage wegen Schulden verhaftet. Sein Verwandter erbot sich die Stelle während einiger Zeit offen zu lassen und der Zeitraum, den er bestimmte, ist noch nicht abgelaufen. Wenn er seinen Gläubigern einen Teil der Schuld bezahlen kann, so wollen sie ihn freilassen und hofft er das Geld dadurch zu erlangen, dass ich darin willige mich in eine Lebensversicherung einzukaufen.«"Yes. This is his position, in two words: A little while since, he obtained an excellent offer of employment abroad, from a rich relative of his, and he had made all his arrangements to accept it. Unhappily, he returned to tell me of his good fortune, and the same day he was arrested for debt. His relative has offered to keep the situation open for a certain time, and the time has not yet expired. If he can pay a dividend to his creditors, they will give him his freedom; and he believes he can raise the money if I consent to insure my life."
Also ihr Leben zu versichern! Aus diesen wenigen Worten ging deutlich genug hervor, welche Falle ihr gestellt war!To insure her life! The snare that had been set for her was plainly revealed in those four words.
In den Augen des Gesetzes war sie ja eine einzeln stehende Frau, sie war mündig und allem Anscheine nach ganz ihre eigene Herrin. Was stand im Wege, dass sie ihr Leben versicherte, wenn sie es wollte und da die Versicherung in der Weise ausgefertigt wurde, dass van Brandt ein entschiedenes Interesse daran haben musste, dass sie starb? Nach Allem, was ich über ihn wusste und da ich ihn jeder Rohheit fähig hielt, zitterte ich bei dem bloßen Gedanken, was geschehen wäre, wenn es mir erst in einer späteren Zeit gelang, sie wieder aufzufinden. Glücklicherweise lag der einzig sichere Weg sie zu schützen durch die günstige Lage, in der ich mich befand, vollkommen in meinem Bereich. Ich konnte mich erbieten dem Schurken nach einer Stunde das Geld zu geben, dessen er bedurfte - und er war ganz der Mann, der meinen Vorschlag mit derselben Leichtigkeit annahm, mit der ich ihn machte.In the eye of the law she was, of course, a single woman: she was of age; she was, to all intents and purposes, her own mistress. What was there to prevent her from insuring her life, if she pleased, and from so disposing of the insurance as to give Van Brandt a direct interest in her death? Knowing what I knew of him--believing him, as I did, to be capable of any atrocity--I trembled at the bare idea of what might have happened if I had failed to find my way back to her until a later date. Thanks to the happy accident of my position, the one certain way of protecting her lay easily within my reach. I could offer to lend the scoundrel the money that he wanted at an hour's notice, and he was the man to accept my proposal quite as easily as I could make it.
»Ihnen scheint unser Plan nicht zu gefallen,« sagte sie, als sie mit sichtlicher Verlegenheit wahrnahm, welchen Eindruck ihre Worte auf mich gemacht hatten. »Ich habe Sie, wie es scheint, unglücklicherweise zum zweiten Male verletzt und erregt, ohne es zu wollen.«"You don't seem to approve of our idea," she said, noticing, in evident perplexity, the effect which she had produced on me. "I am very unfortunate; I seem to have innocently disturbed and annoyed you for the second time."
»Sie irren sich,« erwiderte ich. »Ich bezweifle nur, dass der Plan, durch dessen Ausführung Sie Herrn van Brandt aus seinen Verlegenheiten zu ziehen hoffen, ganz so einfach ist, wie Sie es voraussehen. Sind Sie sich auch klar, dass es sich möglicherweise lange hinzögern kann, ehe es Ihnen gelingt, aus Ihrer Lebensversicherung Geld geliehen zu bekommen?«"You are quite mistaken," I replied. "I am only doubting whether your plan for relieving Mr. Van Brandt of his embarrassments is quite so simple as you suppose. Are you aware of the delays that are likely to take place before it will be possible to borrow money on your policy of insurance?"
»Ich verstehe nichts davon,« sagte sie traurig."I know nothing about it," she said, sadly.
»Gestatten Sie, dass ich den Rat meiner Anwälte einhole? Sie sind zuverlässige und erfahrene Männer und können Ihnen sicher von Nutzen sein.«"Will you let me ask the advice of my lawyers? They are trustworthy and experienced men, and I am sure they can be of use to you."
So vorsichtig ich mich auch ausgedrückt hatte, ihr Zartgefühl ließ sie doch Verdacht schöpfen.Cautiously as I had expressed myself, her delicacy took the alarm.
»Wenn Sie mir versprechen, dass Sie mir nie anbieten wollen, von Ihnen Geld für Herrn van Brandt zu leihen,« erwiderte sie, »so will ich Ihre Hilfe dankbar annehmen.«"Promise that you won't ask me to borrow money of you for Mr. Van Brandt," she rejoined, "and I will accept your help gratefully."
Das konnte ich aufrichtig versprechen. Meine einzige Hoffnung sie zu retten, lag darin, dass ich sie ganz in Unwissenheit über den Weg ließ, den ich jetzt einzuschlagen gedachte. I erhob mich um zu gehen, da mein Entschluss mir neue Kräfte gab. Ich machte sie darauf aufmerksam, dass, je eher ich meine Erkundigungen einzöge, es uns um so eher gelingen würde unsere Zweifel und Schwierigkeiten zu lösen.I could honestly promise that. My one chance of saving her lay in keeping from her knowledge the course that I had now determined to pursue. I rose to go, while my resolution still sustained me. The sooner I made my inquiries (I reminded her) the more speedily our present doubts and difficulties would be resolved.
Sie erhob sich mir mit tränenfeuchten Augen und geröteten Wangen.She rose, as I rose--with the tears in her eyes, and the blush on her cheeks.
»Küssen Sie mich ehe Sie gehen!« flüsterte sie, »und seien Sie meiner Tränen wegen unbesorgt. Nun bin ich wieder ganz glücklich. Ihre Güte überwältigte mich nur.« "Kiss me," she whispered, "before you go! And don't mind my crying. I am quite happy now. It is only your goodness that overpowers me."
Ich drückte sie mit der unbewussten Zärtlichkeit einer letzten Umarmung an mein Herz. Unmöglich konnte ich mich über die Stellung, in die ich mich nun selbst gebracht hatte, täuschen, ich hatte, so zu sagen, meinen eigenen Bannspruch gefällt. Wenn mein unwürdiger Nebenbuhler durch meine Vermittlung die Freiheit wieder erlangt hatte, konnte ich mich denn der erniedrigenden Notwendigkeit fügen sie in seiner Gegenwart zu sehen, unter seinen Augen zu ihr zu sprechen? Diese Art der Selbstaufopferung wäre unter meiner Würde gewesen, dessen war ich mir bewusst. »Zum letzten Male!« dachte ich, als ich sie noch einen Augenblick in meinen Armen hielt - »zum letzten Male!«I pressed her to my heart, with the unacknowledged tenderness of a parting embrace. It was impossible to disguise the position in which I had now placed myself. I had, so to speak, pronounced my own sentence of banishment. When my interference had restored my unworthy rival to his freedom, could I submit to the degrading necessity of seeing her in his presence, of speaking to her under his eyes? That sacrifice of myself was beyond me--and I knew it. "For the last time!" I thought, as I held her to me for a moment longer--"for the last time!"
Das Kind lief mir mit offenen Armen entgegen, als ich auf den Flur hinaustrat. Meine Manneskraft hatte mich bei dem Abschiede von der Mutter aufrecht erhalten, aber als des Kindes volles, unschuldiges Gesichtchen sich zärtlich an das meine schmiegte, brach ich zusammen. Mir versagten die Worte - ich setzte sie still zur Erde nieder und wartete unten an der Treppe, bis ich fähig war, in die Welt hinauszutreten.The child ran to meet me with open arms when I stepped out on the landing. My manhood had sustained me through the parting with the mother. It was only when the child's round, innocent little face laid itself lovingly against mine that my fortitude gave way. I was past speaking; I put her down gently in silence, and waited on the lower flight of stairs until I was fit to face the world outside.
Äußere Schicksale trennen unsOUR DESTINIES PART US
Unten auf dem Hausflur angelangt, ließ ich mir die Wirtin auf einen Augenblick rufen. Ich musste noch ermitteln, in welchem der Londoner Gefängnisse van Brandt sich befand und sie war die einzige Person, an die ich eine Frage darüber richten konnte.DESCENDING to the ground-floor of the house, I sent to request a moment's interview with the landlady. I had yet to learn in which of the London prisons Van Brandt was confined; and she was the only person to whom I could venture to address the question.
Nachdem die Frau meine Frage beantwortet hatte, legte sie sich in ihrer eigenen, schmutzigen Weise die Gründe zurecht, die mich veranlassen konnten, van Brandt aufzusuchen.Having answered my inquiries, the woman put her own sordid construction on my motive for visiting the prisoner.
»Ist das Geld, das Sie oben ließen, auch schon wieder in seinen gierigen Taschen verschwunden?« fragte sie. »Wäre ich so reich wie Sie, so würde ich das ruhig geschehen lassen, aber ihn würde ich an Ihrer Stelle nicht mit einer Zange anfassen.«"Has the money you left upstairs gone into his greedy pockets already?" she asked. "If I was as rich as you are, I should let it go. In your place, I wouldn't touch him with a pair of tongs!"
Ich zog wirklich Nutzen aus der rohen Warnung der Frau - ein neuer Gedanke stieg mir auf! Bis ich sie sprach, war ich zu verstimmt oder zu benommen gewesen, um mir klar zu machen, wie überflüssig es sei, dass ich mich bis zu einem persönlichen Verkehr mit van Brandt in seinem Gefängnisse erniedrigte. Jetzt erst sah ich ein, dass, selbstredend, meine Rechtsbeistände meine geeignetsten Vertreter in dieser Angelegenheit waren, und dass mir daraus noch der Vorteil erwuchs, selbst van Brandt meinen Anteil an dieser Veränderung zu verschweigen. Ich fuhr sogleich zu meinen Anwälten. Der Älteste von ihnen, der erprobte Freund und Ratgeber meiner Familie, empfing mich.The woman's coarse warning actually proved useful to me; it started a new idea in my mind! Before she spoke, I had been too dull or too preoccupied to see that it was quite needless to degrade myself by personally communicating with Van Brandt in his prison. It only now occurred to me that my legal advisers were, as a matter of course, the proper persons to represent me in the matter--with this additional advantage, that they could keep my share in the transaction a secret even from Van Brandt himself. I drove at once to the office of my lawyers. The senior partner--the tried friend and adviser of our family--received me.
Mein Auftrag setzte ihn natürlich in Erstaunen Er sollte sofort auf meine Anweisung die Gläubiger des Gefangenen befriedigen, ohne zu irgendjemand meinen Namen zu nennen und sollte in allem Ernst als Bürgschaft für die Rückzahlung Herrn van Brandts bloße Unterschrift annehmen!My instructions, naturally enough, astonished him. He was immediately to satisfy the prisoner's creditors, on my behalf, without mentioning my name to any one. And he was gravely to accept as security for repayment--Mr. Van Brandt's note of hand!
»Ich glaubte mit allen den verschiedenen Wegen vertraut zu sein, auf denen ein Ehrenmann sein Geld wegwerfen kann,« bemerkte der alte Herr. »Ich muss Sie beglückwünschen, Mr. Germaine, dass Sie eine ganz neue Weise, Ihre Börse zu leeren, erfunden haben. Eine Zeitung zu gründen, ein Theater zu pachten, Rennpferde zu halten, in Monaco zu spielen - das Alles sind sehr wirksame Mittel um Geld los zu werden, aber sie Alle müssen vor dem Einen, Herrn van Brandts Schulden zu bezahlen, die Segel streichen!«"I thought I was well acquainted with the various methods by which a gentleman can throw away his money," the senior partner remarked. "I congratulate you, Mr. Germaine, on having discovered an entirely new way of effectually emptying your purse. Founding a newspaper, taking a theater, keeping race-horses, gambling at Monaco, are highly efficient as modes of losing money. But they all yield, sir, to paying the debts of Mr. Van Brandt!"
Ich verließ ihn und kehrte nach Hause zurück.I left him, and went home.
Der Diener, der mir die Tür öffnete, brachte mir eine Bestellung von meiner Mutter. Sie wünschte mich sobald als irgend möglich zu sprechen.The servant who opened the door had a message for me from my mother. She wished to see me as soon as I was at leisure to speak to her.
Ich ging sofort zu ihr in ihr Wohnzimmer.I presented myself at once in my mother's sitting-room.
»Nun, George ?« sagte sie, ohne ein Wort der Vorbereitung auf das was folgen sollte. »Wie hast Du Frau van Brandt verlassen?«"Well, George?" she said, without a word to prepare me for what was coming. "How have you left Mrs. Van Brandt?"
Mir stand der Verstand völlig still.I was completely thrown off my guard.
»Wer sagte dir, dass ich bei Frau van Brandt war?« fragte ich."Who has told you that I have seen Mrs. Van Brandt?" I asked.
»Lieber Sohn! Dein Gesicht hat es mir verraten. Sollte ich noch nicht wissen, wie Du aussiehst, und wie Du sprichst, wenn Frau van Brandt Dir im Sinn liegt? Setze Dich zu mir. Ich weiß nicht warum, aber ich kam heute Morgen nicht dazu, Dir etwas zu sagen, wie ich es vorhatte, mir fehlte der Mut. Jetzt bin ich beherzter und kann es aussprechen. Du liebst Frau van Brandt immer noch, mein Sohn! Ich gebe meine Einwilligung, dass Du sie heiratest.«"My dear, your face has told me. Don't I know by this time how you look and how you speak when Mrs. Van Brandt is in your mind. Sit down by me. I have something to say to you which I wanted to say this morning; but, I hardly know why, my heart failed me. I am bolder now, and I can say it. My son, you still love Mrs. Van Brandt. You have my permission to marry her."
Das waren ihre Worte! Vor kaum einer Stunde hatte ich von Frau van Brandts eigenen Lippen gehört, dass unsere Verbindung eine Unmöglichkeit sei. Eine halbe Stunde war noch kaum verflossen seit ich Anordnungen getroffen hatte, um den Mann in Freiheit zu setzen, der ein großes Hindernis für unsere Verheiratung war. Diese Zeit grade hatte meine Mutter, ahnungslos, gewählt, um darein zu willigen,· dass ich ihr Frau van Brandt als Schwiegertochter zuführte!Those were the words! Hardly an hour had elapsed since Mrs. Van Brandt's own lips had told me that our union was impossible. Not even half an hour had passed since I had given the directions which would restore to liberty the man who was the one obstacle to my marriage. And this was the time that my mother had innocently chosen for consenting to receive as her daughter-in-law Mrs. Van Brandt!
»Ich sehe, dass ich Dich überrasche,« fuhr sie fort. »Ich will dir meine Gründe so klar als möglich auseinandersetzen. Es würde unwahr sein, George, wenn ich Dir sagen wollte, dass die Einwürfe, die gegen Deine Verbindung mit dieser Dame zu machen sind, für mich nicht mehr vorhanden wären. Meine Denkweise hat sich nur in sofern geändert, als ich jetzt, um Deines Glückes willen, bereit bin, alle meine Einwendungen bei Seite zu setzen. Ich bin eine alte Frau, mein lieber Sohn. Nach den Naturgesetzen kann ich nicht annehmen, dass ich noch lange bei Dir bin. Wen aber soll ich zurück lassen, um für Dich zu sorgen und Dich zu lieben, wie ich es getan, wenn ich von Dir gehe? Ich weiß niemand außer Frau van Brandt. Dein Glück ist meine vornehmlichste Sorge und die Frau, die Du liebst, wie schrecklich sie auch irre geführt ist, verdient ein besseres Los. Heirate sie.«"I see that I surprise you," she resumed. "Let me explain my motive as plainly as I can. I should not be speaking the truth, George, if I told you that I have ceased to feel the serious objections that there are to your marrying this lady. The only difference in my way of thinking is, that I am now willing to set my objections aside, out of regard for your happiness. I am an old woman, my dear. In the course of nature, I cannot hope to be with you much longer. When I am gone, who will be left to care for you and love you, in the place of your mother? No one will be left, unless you marry Mrs. Van Brandt. Your happiness is my first consideration, and the woman you love (sadly as she has been led astray) is a woman worthy of a better fate. Marry her."
Ich wagte nicht zu sprechen. Ich kniete zu den Füßen meiner Mutter und verbarg meinen Kopf in ihrem Schoß, als wäre ich wieder ein-Knabe geworden.I could not trust myself to speak. I could only kneel at my mother's feet, and hide my face on her knees, as if I had been a boy again.
»Überlege es Dir, George,« sagte sie, »und komme wieder zu mir, wenn Du ruhig genug geworden bist, um über die Zukunft zu sprechen, wie ich es tue.«"Think of it, George," she said. "And come back to me when you are composed enough to speak as quietly of the future as I do."
Sie hob meinen Kopf hoch und küsste mich. Als ich aufstand um sie zu verlassen, erfüllte mich ein gewisses Etwas in diesen alten, lieben Augen, die mich so zärtlich anblickten, mit einer plötzlichen Furcht, die mich scharf und schneidend, wie ein Messerstich durchzuckte.She lifted my head and kissed me. As I rose to leave her, I saw something in the dear old eyes that met mine so tenderly, which struck a sudden fear through me, keen and cutting, like a stroke from a knife.
So wie ich die Tür geschlossen hatte, ging ich die Treppe hinab zu dem Portier nach dem Flur.The moment I had closed the door, I went downstairs to the porter in the hall.
»Ist meine Mutter während ich fort war, ausgewesen?« fragte ich. "Has my mother left the house," I asked, "while I have been away?"
»Nein, Herr.«"No, sir."
»Waren Besuche bei ihr?«"Have any visitors called?"
»Ein Herr war hier, mein Herr.«"One visitor has called, sir."
»Kannten Sie ihn?«"Do you know who it was?"
Der Portier nannte den Namen eines berühmten Arztes, eines Mannes, der damals als einer der Ersten in seinem Fache galt. Ich nahm sofort meinen Hut und ging zu ihm. The porter mentioned the name of a celebrated physician--a man at the head of his profession in those days. I instantly took my hat and went to his house.
Er war eben von seinen Besuchen zurückgekehrt. Meine Karte wurde ihm übergeben, worauf er mich sofort in sein Sprechzimmer führen ließ.He had just returned from his round of visits. My card was taken to him, and was followed at once by my admission to his consulting-room.
»Sie haben heute früh meine Mutter besucht," sagte ich. »Finden Sie sie bedenklich krank, und konnten Sie ihr das nicht verschweigen? Sagen Sie mir um Gotteswillen die Wahrheit, ich bin auf Alles gefasst.«"You have seen my mother," I said. "Is she seriously ill? and have you not concealed it from her? For God's sake, tell me the truth; I can bear it."
Der berühmte Mann nahm mich freundlich bei der Hand.The great man took me kindly by the hand.
»Ihre Mutter bedarf keiner Vorbereitung, sie ist sich ihres bedenklichen Gesundheitszustandes vollkommen bewusst,« sagte er. »Sie ließ mich rufen, damit ich ihre Ansicht bestätigen sollte. Ich konnte, ich durfte ihr nicht verhehlen, dass ihre Lebenskräfte im Abnehmen sind. In einem milderen Klima kann sie sich einige Monate länger erhalten, als hier in der Luft von London. Das ist Alles was ich sagen kann. In ihrem Alter sind ihre Tage gezählt.«"Your mother stands in no need of any warning; she is herself aware of the critical state of her health," he said. "She sent for me to confirm her own conviction. I could not conceal from her--I must not conceal from you--that the vital energies are sinking. She may live for some months longer in a milder air than the air of London. That is all I can say. At her age, her days are numbered."
Er ließ mir Zeit mich von dem Schlage zu erholen, dann stellte er mir seine reiche Erfahrung, sein gereiftes und vollkommenes Wissen zur Verfügung. Nach seiner Anleitung schrieb ich die nötigen Verordnungen nieder, nach denen ich nun über meinem vergänglichsten Besitze, dem Leben meiner Mutter, wachen wollte.He gave me time to steady myself under the blow; and then he placed his vast experience, his matured and consummate knowledge, at my disposal. From his dictation, I committed to writing the necessary instructions for watching over the frail tenure of my mother's life.
»Ein Wort lassen Sie mich noch zu Ihrer Beachtung hinzufügen«, sagte er, als ich mich verabschiedete. »Ihre Mutter ist besonders darauf bedacht, dass Sie nichts von ihrem bedenklichen Gesundheitszustande erfahren sollen. Ihre einzige Sorge ist, Sie glücklich zu sehen. Wenn Sie erfährt, dass Sie mich aufsuchten, kann ich nicht für die Folgen stehen. Ersinnen Sie einen möglichst triftigen Grund, um sie sofort von London zu entfernen und, wie schmerzlich Ihr Inneres auch bewegt sein mag, zeigen Sie ihr immer eine heitere Außenseite.«"Let me give you one word of warning," he said, as we parted. "Your mother is especially desirous that you should know nothing of the precarious condition of her health. Her one anxiety is to see you happy. If she discovers your visit to me, I will not answer for the consequences. Make the best excuse you can think of for at once taking her away from London, and, whatever you may feel in secret, keep up an appearance of good spirits in her presence."
Noch an demselben Abend suchte ich den gewünschten Vorwand und er war leicht gefunden. Ich brauchte meiner armen Mutter nur mitzuteilen, dass Frau van Brandt meinen Heiratsantrag abgelehnt hatte und damit war ein augenscheinlicher Grund gefunden, weshalb es mir erwünscht sein musste London zu verlassen. Gleichzeitig schrieb ich an Frau van Brandt und teilte ihr das traurige Ereignis mit, das meine plötzliche Abreise veranlasse; auch benachrichtigte ich sie, dass es durchaus nicht mehr notwendig sei, ihr Leben zu versichern. »Meine Anwälte,« so schrieb ich , »haben es übernommen, Herrn van Brandts Angelegenheiten sofort zu ordnen. In wenigen Stunden wird er frei sein und kann dann die Stellung annehmen, die ihm angeboten ist.« Die letzten Zeilen meines Briefes versicherten sie meiner unwandelbaren Liebe und beschworen sie mir zu schreiben, ehe sie England verließe.That evening I made my excuse. It was easily found. I had only to tell my poor mother of Mrs. Van Brandt's refusal to marry me, and there was an intelligible motive assigned for my proposing to leave London. The same night I wrote to inform Mrs. Van Brandt of the sad event which was the cause of my sudden departure, and to warn her that there no longer existed the slightest necessity for insuring her life. "My lawyers" (I wrote) "have undertaken to arrange Mr. Van Brandt's affairs immediately. In a few hours he will be at liberty to accept the situation that has been offered to him." The last lines of the letter assured her of my unalterable love, and entreated her to write to me before she left England.
Damit war nun Alles getan. Wunderbarerweise war ich in dieser traurigsten Zeit meines Lebens mir keines wirklich empfindlichen Schmerzes bewusst. Unsere Fähigkeit zu leiden, hat leiblich, wie geistig, eine Grenze. Ich kann den Zustand, in dem ich mich, unter der Last der Sorgen, die über mich hereingebrochen waren, befand, nur in der einen Weise beschreiben - ich hatte das Gefühl eines Menschen, dessen Fähigkeiten zu empfinden ganz betäubt waren. Am nächsten Morgen brachen meine Mutter und ich zu unserer ersten Tagereise nach der Südküste von Devonshire auf.This done, all was done. I was conscious, strange to say, of no acutely painful suffering at this saddest time of my life. There is a limit, morally as well as physically, to our capacity for endurance. I can only describe my sensations under the calamities that had now fallen on me in one way: I felt like a man whose mind had been stunned. The next day my mother and I set forth on the first stage of our journey to the south coast of Devonshire.
Ein RückblickTHE PROSPECT DARKENS.
Ich erhielt von Frau van Brandt, drei Tage nachdem ich mit meiner Mutter in Torquay angekommen war, eine Antwort auf meinen Brief. Sie benachrichtigte mich im Eingange, dass van Brandt allerdings in Freiheit gesetzt worden sei, aber unter Umständen, die sie mit der quälenden Vermutung erfüllten, dass meinerseits dabei Opfer gebracht worden seien, zu denen ich mich nun nicht bekennen wollte. Dann lautete der Brief weiter:THREE days after my mother and I had established ourselves at Torquay, I received Mrs. Van Brandt's answer to my letter. After the opening sentences (informing me that Van Brandt had been set at liberty, under circumstances painfully suggestive to the writer of some unacknowledged sacrifice on my part), the letter proceeded in these terms:
»Die Anstellung, die Herr van Brandt nun erhalten hat, sichert uns, wenn auch kein üppiges, so doch ein behagliches Auskommen. Vor mir liegt nun, seit meine Lebenssorgen begannen, zum ersten Male wieder ein friedliches Leben, da ich, nicht um meinetwillen, aber für mein Kind hoffe, dass unter einem fremden Volke die falsche Stellung, in der ich mich befinde, ein Geheimnis bleiben wird. Damit muss ich mir genügen lassen, denn ein Glück, wie es manchen Frauen beschieden ist, darf ich, wage ich nicht zu erstreben."The new employment which Mr. Van Brandt is to undertake secures to us the comforts, if not the luxuries, of life. For the first time since my troubles began, I have the prospect before me of a peaceful existence, among a foreign people from whom all that is false in my position may be concealed--not for my sake, but for the sake of my child. To more than this, to the happiness which some women enjoy, I must not, I dare not, aspire.
»Wir reisen morgen früh von England nach dem Kontinent ab. Soll ich Ihnen sagen, in welchem Teile von Europa ich meine neue Heimat finden werde?"We leave England for the Continent early tomorrow morning. Shall I tell you in what part of Europe my new residence is to be?
Nicht doch! Sie würden mir wiederum schreiben und ich würde Ihnen antworten. Der einzige, armselige Dank, den ich dem guten Engel meines Lebens aber abstatten kann, ist, dass ich ihn lehre, mich zu vergessen. Mit welchem Rechte dürfte ich den Platz in Ihrer Achtung wohl behaupten, dessen ich mich bemächtigt habe. Sie werden einst einer Frau Ihr Herz geben, die dessen würdiger ist, als ich. Lassen Sie mich aus Ihrem Leben verschwinden und gedenken Sie meiner nur noch gelegentlich, wenn Sie sich an glückliche Tage erinnern, die nie wiederkehren werden."No! You might write to me again; and I might write back. The one poor return I can make to the good angel of my life is to help him to forget me. What right have I to cling to my usurped place in your regard? The time will come when you will give your heart to a woman who is worthier of it than I am. Let me drop out of your life--except as an occasional remembrance, when you sometimes think of the days that have gone forever.
Mir wird der Rückblick in die Vergangenheit einigermaßen zum Troste gereichen. Seit ich Sie kennen lernte bin ich besser geworden und so lange ich lebe, werde ich dessen gedenken."I shall not be without some consolation on my side, when I too look back at the past. I have been a better woman since I met with you. Live as long as I may, I shall always remember that.
Ja! Vom Anfang bis ans Ende ist der Einfluss, den Sie auf mich ausgeübt haben, ein günstiger gewesen. Wenn ich au zugeben muss, dass es für mich ein Unrecht war Sie zu lieben - und mehr noch, Ihnen dieses Gefühl zu gestehen, - so war diese Liebe doch rein, und ich habe wenigstens aufrichtig gestrebt, ihrer Herr zu werden. Mein Herz fühlt sich, abgesehen davon, durch das sympathische Gefühl, das uns vereint, beglückt. Nun da wir so weit getrennt sind und uns wahrscheinlich nie wiedersehen werden, darf ich Ihnen bekennen, was ich bisher nie eingestand, dass meine innersten Eingebungen mich immer, wenn ich ihnen rückhaltlos Gehör gab, auf Sie zu verweisen schienen. Wenn mein Gemüt einmal wirklich Frieden gefunden hatte, und ich mit aufrichtig reuigem Herzen zu beten vermochte, so überkam mich das Gefühl, als führte ein geheimer Zug uns näher und näher zu einander und seltsamerweise geschah das immer nur, wenn ich von van Brandt getrennt war, wie ich auch dann nur jene Träume von Ihnen hatte. Es hat mir in solchen Zeiten, ob denkend oder träumend, immer geschienen, als wären Sie mir viel näher bekannt, als wenn wir uns dann wirklich leiblich gegenüber standen. Ich möchte wissen ob es doch ein Dasein vor diesem jetzigen, bewussten gibt? Ob wir einst in einer anderen Sphäre vor tausenden von Jahren treue Gefährten waren? Müßige Vermutungen! Ich will mir daran genügen lassen, dass ich so glücklich war Sie zu kennen, ohne das Wie oder Warum zu ergründen."Yes! The influence that you have had over me has been from first to last an influence for good. Allowing that I have done wrong (in my position) to love you, and, worse even than that, to own it, still the love has been innocent, and the effort to control it has been an honest effort at least. But, apart from this, my heart tells me that I am the better for the sympathy which has united us. I may confess to you what I have never yet acknowledged--now that we are so widely parted, and so little likely to meet again--whenever I have given myself up unrestrainedly to my own better impulses, they have always seemed to lead me to you. Whenever my mind has been most truly at peace, and I have been able to pray with a pure and a penitent heart, I have felt as if there was some unseen tie that was drawing us nearer and nearer together. And, strange to say, this has always happened (just as my dreams of you have always come to me) when I have been separated from Van Brandt. At such times, thinking or dreaming, it has always appeared to me that I knew you far more familiarly than I know you when we meet face to face. Is there really such a thing, I wonder, as a former state of existence? And were we once constant companions in some other sphere, thousands of years since? These are idle guesses. Let it be enough for me to remember that I have been the better for knowing you--without inquiring how or why.
Leben Sie wohl, mein geliebter Wohltäter, mein einziger Freund! Mein Kind sendet Ihnen einen Kuss und die Mutter zeichnet sich, als Ihre dankbare und getreue "Farewell, my beloved benefactor, my only friend! The child sends you a kiss; and the mother signs herself your grateful and affectionate
M. van Brandt.«M. VAN BRANDT."
Es erschien mir damals höchst wunderbar, dass mich diese Zeilen, als ich sie zum ersten Male las, wiederum an die Prophezeiungen der Dame Dermody aus meiner Knabenzeit erinnerten. Die vorausgesagten, sympathischen Bande, die mich an Mary knüpfen sollten, fesselten mich ja nun wirklich, aber an eine Fremde, die ich zufällig in einer späteren Lebenszeit kennen gelernt hatte! Drang ich aber dennoch nicht weiter vor, da meine Gedanken doch einmal diese Richtung einschlugen? Brachten sie mich keinen Schritt vorwärts? Nein, selbst jetzt überkam mich noch keine Ahnung von der Wahrheit.When I first read those lines, they once more recalled to my memory--very strangely, as I then thought--the predictions of Dame Dermody in the days of my boyhood. Here were the foretold sympathies which were spiritually to unite me to Mary, realized by a stranger whom I had met by chance in the later years of my life! Thinking in this direction, did I advance no further? Not a step further! Not a suspicion of the truth presented itself to my mind even yet.
War meine eigene, schwerfällige Auffassungsgabe daran Schuld? Hätte jemand anderes in meiner Lage entdeckt, was mir noch verborgen blieb?Was my own dullness of apprehension to blame for this? Would another man in my position have discovered what I had failed to see?
Ich blicke auf die Verkettung der Ereignisse zurück, die sich durch meine Erzählung ziehen, und frage mich selbst, worin sollte für mich oder irgend einen Anderen die Möglichkeit liegen, eine Übereinstimmung zwischen dem Kinde, welches Mary Dermody war, und der Frau, die ich als Frau van Brandt kannte, zu finden? War in unseren Zügen noch etwas übrig geblieben, was uns bei unserem Begegnen an dem schottischen Flusse an unsere Jugenderscheinungen erinnern konnte? Wir hatten uns in der Zwischenzeit vom Knaben und Mädchen zum Manne und Weibe entwickelt und keine äußere Spur verriet, dass wir der George und die Mary aus früheren Tagen waren. Wie unser Aussehn uns über einander täuschte, so taten es auch unsere Namen.I look back along the chain of events which runs through my narrative, and I ask myself, Where are the possibilities to be found (in my case, or in the case of any other man) of identifying the child who was Mary Dermody with the woman who was Mrs. Van Brandt? Was there anything left in our faces, when we met again by the Scotch river, to remind us of our younger selves? We had developed, in the interval, from boy and girl to man and woman: no outward traces were discernible in us of the George and Mary of other days. Disguised from each other by our faces, we were also disguised by our names.
Ihre Scheinehe hatte ihren Zunamen verändert, das Testament meines Stiefvaters den meinen. Ihr Taufname war einer der gebräuchlichsten Frauennamen, und der meine war weit entfernt zu den gewählteren Männernamen zu gehören. Betrachtet man nun die verschiedenen Gelegenheiten wo wir uns sahen, so waren sie niemals geeignet, ein jeder Erkennen zu ermöglichen, wie es im ruhigen Gespräch geschehen konnte. Wir waren uns überhaupt nur vier Mal begegnet, das eine Mal auf der Brücke, dann in Edinburgh und zwei Mal noch in London. Die überwältigenden Sorgen und Interessen des Augenblicks hatten bei allen diesen Gelegenheiten ihre Gedanken, wie die meinen in Anspruch genommen und ihre, wie meine Worte beeinflusst. Wann hätten die Ereignisse, die uns zusammenführten, uns Ruhe und Muße genug gelassen, um gemächlich auf unser Leben zurückzublicken und die Gegenwart ruhig mit unseren Jugenderinnerungen zu vergleichen? Niemals! Der Lauf der Ereignisse hatte uns vom Beginn bis zum Ende von jedem Resultate weiter und weiter entfernt, das auch nur zu einer Vermutung der Wahrheit hätte führen können. Als sie mir bei ihrer Abreise von England schrieb und während ich ihren Brief las, konnten wir beide nur annehmen, dass wir uns am Flusse dort zuerst gesehen hatten, und dass nun unsere Lebenswege auseinander gingen und wir für immer getrennt waren.Her mock-marriage had changed her surname. My step-father's will had changed mine. Her Christian name was the commonest of all names of women; and mine was almost as far from being remarkable among the names of men. Turning next to the various occasions on which we had met, had we seen enough of each other to drift into recognition on either side, in the ordinary course of talk? We had met but four times in all; once on the bridge, once again in Edinburgh, twice more in London. On each of these occasions, the absorbing anxieties and interests of the passing moment had filled her mind and mine, had inspired her words and mine. When had the events which had brought us together left us with leisure enough and tranquillity enough to look back idly through our lives, and calmly to compare the recollections of our youth? Never! From first to last, the course of events had borne us further and further away from any results that could have led even to a suspicion of the truth. She could only believe when she wrote to me on leaving England--and I could only believe when I read her letter--that we had first met at the river, and that our divergent destinies had ended in parting us forever.
Nun ich in späteren Tagen ihren Abschiedsbrief im Lichte meiner gereiften Erfahrung wieder lese, sehe ich erst ein, wie wunderbar Dame Dermodys Glaube an die Einheit des Bandes, das unsere verwandten Geister verknüpfte, durch den Erfolg gerechtfertigt worden ist.Reading her farewell letter in later days by the light of my matured experience, I note how remarkably Dame Dermody's faith in the purity of the tie that united us as kindred spirits was justified by the result.
Nur wenn meine anerkannte Mary von van Brandt getrennt war, also mit anderen Worten, nur wenn sie ein reiner Geist war, geschah es, dass sie meinen Einfluss wohltuend auf ihr Leben wirken fühlte, und dass ihre Erscheinung mit mir in ihrer sichtbaren und vollkommen ähnlichen Gestalt verkehrte. Und wo träumte ich meinerseits je von ihr als in Schottland, und wo fühlte ich im wachen Zustande die geheimnisvolle Mahnung ihrer Gegenwart als auf Shetland? Immer also nur dann, wenn meine Herz sich ihr und Anderen am innigsten erschloss, wenn mein Geist am freiesten von den bitteren Zweifeln und den selbstsüchtigen Bestrebungen war, die die Gottheit in uns erniedrigen. Dann, aber eben nur dann war meine Übereinstimmung mit ihr jene vollendete Sympathie, die, unerreicht von Zufällen und Wechseln, von den Täuschungen und Versuchungen dieses Lebens, die Treue hält.It was only when my unknown Mary was parted from Van Brandt--in other words, it was only when she was a pure spirit--that she felt my influence over her as a refining influence on her life, and that the apparition of her communicated with me in the visible and perfect likeness of herself. On my side, when was it that I dreamed of her (as in Scotland), or felt the mysterious warning of her presence in my waking moments (as in Shetland)? Always at the time when my heart opened most tenderly toward her and toward others--when my mind was most free from the bitter doubts, the self-seeking aspirations, which degrade the divinity within us. Then, and then only, my sympathy with her was the perfect sympathy which holds its fidelity unassailable by the chances and changes, the delusions and temptations, of mortal life.
Miss Dunroß --
Meinen einzigen Trost bei dem gänzlichen Zusammensturz meiner Hoffnungen auf eine Heirat mit Frau van Brandt fand ich darin, dass ich mich ganz der heiligen Pflicht widmete, meine Mutter in ihren letzten Lebenstagen treu zu pflegen.I am writing prematurely of the time when the light came to me. My narrative must return to the time when I was still walking in darkness. Absorbed in watching over the closing days of my mother's life, I found in the performance of this sacred duty my only consolation under the overthrow of my last hope of marriage with Mrs. Van Brandt.
Ihr wurde allmählig der erfrischende Einfluss einer ruhigen Lebensweise und milderen Luft fühlbar. Leider konnte die Besserung in ihrer Gesundheit nur eine vorübergehende sein, das wusste ich nur zu wohl, dennoch war es mir ein Trost sie schmerzfrei zu wissen und sie in der Nähe ihres Sohnes harmlos glücklich zu sehen. Außer den Tages- und Nachtstunden, die der Ruhe gewidmet werden mussten, verließ ich sie nie. Bis zu dieser Stunde gedenke ich noch der Bücher, die ich ihr vorlas, der sonnigen Stelle am Meeresstrande, wo ich mit ihr saß, der Kartenspiele, die wir miteinander spielten, des unbedeutenden Alltagsgesprächs, das sie belustigte, wenn sie sich zu angegriffen für andere Beschäftigungen fühlte, mit einer Innigkeit wie sie an keiner anderen meiner Erinnerungen haftet. Das sind meine unvergänglichen Reliquien; auf diese Taten aus meinem Leben werde ich am freudigsten zurücksehen, wenn die Alles verhüllenden Schatten des Todes mich umschließen.By slow degrees my mother felt the reviving influences of a quiet life and a soft, pure air. The improvement in her health could, as I but too well knew, be only an improvement for a time. Still, it was a relief to see her free from pain, and innocently happy in the presence of her son. Excepting those hours of the day and night which were dedicated to repose, I was never away from her. To this day I remember, with a tenderness which attaches to no other memories of mine, the books that I read to her, the sunny corner on the seashore where I sat with her, the games of cards that we played together, the little trivial gossip that amused her when she was strong enough for nothing else. These are my imperishable relics; these are the deeds of my life that I shall love best to look back on, when the all-infolding shadows of death are closing round me.
Meine Gedanken, die sich in einsamen Stunden meist mit Personen und Ereignissen aus der Vergangenheit beschäftigten, wanderten unzählige Male zu Miß Dunroß und Shetland zurück. Kein Gefühl des Grauens begleitete nun mehr meine lästigen Zweifel über das, was der schwarze Schleier mir in Wirklichkeit verborgen haben mochte, wenn ich jetzt daran zurückdachte. Je entschiedener meine späteren Erinnerungen an Miss Dunroß mit der Vorstellung eines unsagbaren, körperlichen Gebrechens verknüpft waren, um so höher stieg die edle Natur dieses Weibes in meiner Achtung.In the hours when I was alone, my thoughts--occupying themselves mostly among the persons and events of the past--wandered back, many and many a time, to Shetland and Miss Dunross. My haunting doubt as to what the black veil had really hidden from me was no longer accompanied by a feeling of horror when it now recurred to my mind. The more vividly my later remembrances of Miss Dunross were associated with the idea of an unutterable bodily affliction, the higher the noble nature of the woman seemed to rise in my esteem.
Die Versuchung, dem Versprechen, das ich scheidend ihrem Vater gegeben hatte, ungetreu zu werden, trat zum ersten Male seit ich Shetland verlassen hatte an mich heran. Wenn ich wieder des in tiefer Nacht gestohlenen Kusses gedachte, wenn ich mir die zarte weiße Hand vergegenwärtigte, die mir durch die dunklen Vorhänge ihr letztes Lebewohl zuwinkte und wenn sich zu diesen Bildern die Erinnerung an das gesellte, was meine Mutter vermutete und Frau van Brandt im Traume gesehen hatte, wurde mein Verlangen, Miss Dunroß auf irgend eine Weise zu versichern, dass ihr Platz in meiner Erinnerung und in meinem Herzen unnehmbar sei, stärker, als dass menschliche Kraft ihr widerstehen konnte. Ich hatte mein Ehrenwort verpfändet, dass ich weder schreiben noch nach Shetland zurückkehren wollte. Tag für Tag erwog ich nun die Frage, wie ich auf irgend eine Weise im Geheimen mit ihr in Verbindung treten bunte. Es bedurfte nur eines Winkes, um mich auf die Fährte zu bringen und, aus Ironie des Zufalls, war es gerade meine Mutter durch die ich diesen Wink erhielt.For the first time since I had left Shetland, the temptation now came to me to disregard the injunction which her father had laid on me at parting. When I thought again of the stolen kiss in the dead of night; when I recalled the appearance of the frail white hand, waving to me through the dark curtains its last farewell; and when there mingled with these memories the later remembrance of what my mother had suspected, and of what Mrs. Van Brandt had seen in her dream--the longing in me to find a means of assuring Miss Dunross that she still held her place apart in my memory and my heart was more than mortal fortitude could resist. I was pledged in honor not to return to Shetland, and not to write. How to communicate with her secretly, in some other way, was the constant question in my mind as the days went on. A hint to enlighten me was all that I wanted; and, as the irony of circumstances ordered it, my mother was the person who gave me the hint.
Von Zeit zu Zeit sprachen wir immer noch von Frau van Brandt. Meine Mutter hatte sich vollkommen überzeugt, indem sie mich bei Gelegenheiten, wo wir mit Bekannten in Torquay zusammen waren, beobachtet hatte, dass keine andere Frau, welches auch immer ihre Reize sein mochten, in meinem Herzen den Platz einnehmen konnte, den die Frau besaß, die ich verloren hatte. Sie wollte, weil sie nur auf diesem Wege ein Glück für mich absah, den Gedanken an meine Verheiratung mit Frau van Brandt nicht aufgeben. Meine Mutter äußerte sich dahin, dass wenn eine Frau einem Manne ihre Liebe eingestanden hat, es nur an dem Manne selbst liegen kann, wenn er sie trotz aller ersinnlichen Hindernisse nicht doch zu seiner Gattin macht· Nachdem sie wiederholentlich ihre Ansicht dahin ausgesprochen hatte, zwang sie mich durch folgende Worte, sie auch eines Tages in Erwägung zu ziehen:We still spoke, at intervals, of Mrs. Van Brandt. Watching me on those occasions when we were in the company of friends and acquaintances at Torquay, my mother plainly discerned that no other woman, whatever her attractions might be, could take the place in my heart of the woman whom I had lost. Seeing but one prospect of happiness for me, she steadily refused to abandon the idea of my marriage. When a woman has owned that she loves a man (so my mother used to express her opinion), it is that man's fault, no matter what the obstacles may be, if he fails to make her his wife. Reverting to this view in various ways, she pressed it on my consideration one day in these words:
»Eines stört während unseres hiesigen Aufenthalts mein Glück, Georg. Ich bin Dir in Deinem Verkehr mit Frau van Brandt hinderlich.«"There is one drawback, George, to my happiness in being here with you. I am an obstacle in the way of your communicating with Mrs. Van Brandt."
»Du vergisst, dass sie England verlassen hat,« sagte ich, »ohne mir zu sagen, wo sie zu finden ist.«"You forget," I said, "that she has left England without telling me where to find her."
»Wäre ich Dir jetzt nicht eine Bürde, mein lieber Sohn, so würdest Du sie bald genug auffinden. Aber warum kannst Du ihr nicht unter den obwaltenden Verhältnissen wenigstens schreiben? Missdeute meine Gründe nicht, George! Wenn ich die geringste Hoffnung hätte, dass Du sie vergessen könntest, wenn ich Dich von einer der reizenden Frauen, die wir hier kennen, nur einigermaßen angezogen sähe, so würde ich sagen, wir wollen nie mehr an Frau van Brandt denken oder von ihr sprechen. Dein Herz, mein lieber Sohn, ist aber allen Weibern bis auf dieses eine verschlossen. Sei denn auf Deine Weise glücklich und lass mich das noch sehen bevor ich sterbe. Sicher wird der Elende, dem dieses arme Geschöpf sein Leben opfert, sie früher oder später schlecht behandeln oder verlassen und dann muss sie sich zu dir wenden. Benimm ihr also den Glauben, dass Du ihren Verlust ruhig erträgst. Je entschlossener Du ihren Bedenken entgegentrittst, je mehr wird sie Dich im Stillen lieben und verehren. Das ist so Frauenart. Schreibe ihr erst und sende ihr dann irgend ein kleines Geschenk. Du hattest neulich die Absicht, mich in das Atelier des jungen Künstlers zu führen, der kürzlich hier seine Karte abgegeben hat. Ich höre, dass er wundervolle Miniaturbilder malt. Warum willst Du Frau van Brandt nicht Dein Bild schicken?"If you were free from the incumbrance of your mother, my dear, you would easily find her. Even as things are, you might surely write to her. Don't mistake my motives, George. If I had any hope of your forgetting her--if I saw you only moderately attracted by one or other of the charming women whom we know here--I should say, let us never speak again or think again of Mrs. Van Brandt. But, my dear, your heart is closed to every woman but one. Be happy in your own way, and let me see it before I die. The wretch to whom that poor creature is sacrificing her life will, sooner or later, ill-treat her or desert her and then she must turn to you. Don't let her think that you are resigned to the loss of her. The more resolutely you set her scruples at defiance, the more she will love you and admire you in secret. Women are like that. Send her a letter, and follow it with a little present. You talked of taking me to the studio of the young artist here who left his card the other day. I am told that he paints admirable portraits in miniatures. Why not send your portrait to Mrs. Van Brandt?"
Das war ein Einfall, nach dem ich vergeblich gesucht hatte! Wenn das Bild auch ganz überflüssig war, um meine Sache bei Frau van Brandt zu vertreten, so war es das günstigste Mittel mit Miss Dunroß in Beziehungen zu treten, ohne gerade entschieden das Versprechen zu brechen, das ihr Vater mir abgefordert hatte. Ohne ihr ein Wort zu schreiben, ohne ihr eine Botschaft zu senden, konnte ich ihr auf diese Weise sagen, wie dankbar ich ihrer gedachte und konnte in den bittersten Augenblicken ihres trüben, einsamen Lebens, freundlich mein Andenken in ihr wach rufen.Here was the idea of which I had been vainly in search! Quite superfluous as a method of pleading my cause with Mrs. Van Brandt, the portrait offered the best of all means of communicating with Miss Dunross, without absolutely violating the engagement to which her father had pledged me. In this way, without writing a word, without even sending a message, I might tell her how gratefully she was remembered; I might remind her of me tenderly in the bitterest moments of her sad and solitary life.
Gleich an demselben Tage ging ich allein zu dem Künstler. Während der Stunden, die meine Mutter in ihrem Zimmer verbrachte, wurden die Sitzungen gehalten, bis das Bild vollendet war. Ich ließ es in ein einfaches, goldenes Medaillon mit einer Kette fassen und übergab sofort mein Geschenk der einzigen Person, von der ich sicher war, dass sie es an seinen Bestimmungsort befördern würde. Diese war der alte Freund, dessen in dieser Erzählung als Sir James erwähnt worden ist und der mich auf dem Regierungsschiff mit nach Shetland nahm.The same day I went to the artist privately. The sittings were afterward continued during the hours while my mother was resting in her room, until the portrait was completed. I caused it to be inclosed in a plain gold locket, with a chain attached; and I forwarded my gift, in the first instance, to the one person whom I could trust to assist me in arranging for the conveyance of it to its destination. This was the old friend (alluded to in these pages as "Sir James") who had taken me with him to Shetland in the Government yacht.
Es bedurfte keiner Rückhaltung als ich Sir James die nötigen Auseinandersetzungen schrieb, denn wir hatten damals auf der Rückreise mehr denn einmal vertraulich über Miss Dunroß gesprochen. Sir James hatte ihre traurige Geschichte von dem in Lerwick wohnenden Arzte gehört, da dieser ein alter Universitätsfreund war. Diesem Herrn bat ich ihn, mein Geschenk anzuvertrauen, und zögerte nicht, ihm bei diese Gelegenheit die Zweifel auszusprechen, die ich über das Geheimnis hegte, das der schwarze Schleier barg. Freilich war es unmöglich vorauszusagen, ob der Doktor diesen Zweifel heben konnte. Ich erlaubte mir nur den Vorschlag, durch eine ganz gebräuchliche Nachfrage nach dem Befinden der Miss Dunroß, den Gegenstand vorsichtig anzuregen.I had no reason, in writing the necessary explanations, to express myself to Sir James with any reserve. On the voyage back we had more than once spoken together confidentially of Miss Dunross. Sir James had heard her sad story from the resident medical man at Lerwick, who had been an old companion of his in their college days. Requesting him to confide my gift to this gentleman, I did not hesitate to acknowledge the doubt that oppressed me in relation to the mystery of the black veil. It was, of course, impossible to decide whether the doctor would be able to relieve that doubt. I could only venture to suggest that the question might be guardedly put, in making the customary inquiries after the health of Miss Dunross.
Bei der langsamen Verbindung, wie man sie in jener Zeit nur ermöglichen konnte, musste ich auf die Antwort von Sir James, nicht wie jetzt nur Tage, sondern Wochen warten. Sein Brief erreichte mich noch obenein erst nach ungewöhnlich langer Zeit. Ob dadurch oder durch andere mir unerklärliche Gründe veranlasst, es überkam mich so entschieden die Vorahnung schlechter Nachrichten, dass ich mich nicht entschließen konnte, das Siegel in Gegenwart meiner Mutter zu erbrechen. Ich wartete bis ich mich in mein Zimmer zurückziehen konnte - und öffnete da erst den Brief.In those days of slow communication, I had to wait, not for days, but for weeks, before I could expect to receive Sir James's answer. His letter only reached me after an unusually long delay. For this, or for some other reason that I cannot divine, I felt so strongly the foreboding of bad news that I abstained from breaking the seal in my mother's presence. I waited until I could retire to my own room, and then I opened the letter.
Meine Ahnung hatte mich nicht getäuscht. Sir Jamess Antwort enthielt nur folgende Worte »Die einliegenden Zeilen erzählen ohne meine weitere Ausführung ihre traurige Geschichte selbst. Ich beklage sie nicht, aber ich bin für Sie tief betrübt.«My presentiment had not deceived me. Sir James's reply contained these words only: "The letter inclosed tells its own sad story, without help from me. I cannot grieve for her; but I can feel sorry for you."
Der eben erwähnte Brief war von dem Arzte in Lerwick an Sir James gerichtet. Ich schreibe ihn ohne Zusatz wörtlich ab:The letter thus described was addressed to Sir James by the doctor at Lerwick. I copy it (without comment) in these words:
»Durch das stürmische Wetter der letzten Tage hat sich das Schiff, welches unseren Verkehr mit dem Festlande vermittelt, etwas verspätet. Ich erhielt Ihren Brief daher heute erst. Mit ihm zugleich kam eine kleine Schachtel an, die ein goldenes Medaillon an einer Kette enthielt, dessen Sie als das Geschenk erwähnen, welches ich auf Ihren Wunsch eigenhändig im Auftrage eines Ihrer Freunde, dessen Namen Sie nicht nennen können, an Miss Dunroß übergeben soll."The late stormy weather has delayed the vessel by means of which we communicate with the mainland. I have only received your letter to-day. With it, there has arrived a little box, containing a gold locket and chain; being the present which you ask me to convey privately to Miss Dunross, from a friend of yours whose name you are not at liberty to mention.
»Sie haben mich unbewusst, indem Sie mir diese Verhaltungsmaßregeln gaben, in eine sehr schwierige Lage gebracht."In transmitting these instructions, you have innocently placed me in a position of extreme difficulty.
Die unglückliche Dame, für die das Geschenk bestimmt ist, geht raschen Schrittes ihrem Ende entgegen - sie beschließt ein Leben, dessen mannigfache und furchtbare Leiden den Tod für sie wirklich als Gnade und Befreiung erscheinen lassen. Unter diesen traurigen Umständen ist es, wie ich glaube, wohl verzeihlich, wenn ich zögere ihr das Medaillon im Geheimen zu übergeben, weiß ich doch nicht mit welchen Erinnerungen dieses Andenken verknüpft ist und wie ernste Aufregungen es in ihr hervorrufen kann."The poor lady for whom the gift is intended is near the end of her life--a life of such complicated and terrible suffering that death comes, in her case, literally as a mercy and a deliverance. Under these melancholy circumstances, I am, I think, not to blame if I hesitate to give her the locket in secret; not knowing with what associations this keepsake may be connected, or of what serious agitation it may not possibly be the cause.
In dieser zweifelhaften Lage habe ich es gewagt, das Medaillon zu öffnen - und zögere nun um so mehr es abzugeben. Welche Erinnerungen sich für meine unglückliche Patientin an dieses Bild knüpfen, ahne ich natürlich nicht; ich weiß nicht ob sein Anblick sie in ihren letzten Lebensaugenblicken mit Freude oder Schmerz erfüllen wird. Ich habe also beschlossen es morgen bei meinem Besuche mit mir zu nehmen und es dann ganz von den Umständen abhängig zu machen, ob ich es ihr gebe oder nicht. Unsere Post geht erst in drei Tagen nach dem Süden ab, ich lasse diesen Brief also offen, bis ich Ihnen das Resultat mitteilen kann."In this state of doubt I have ventured on opening the locket, and my hesitation is naturally increased. I am quite ignorant of the remembrances which my unhappy patient may connect with the portrait. I don't know whether it will give her pleasure or pain to receive it, in her last moments on earth. I can only decide to take it with me, when I see her to-morrow, and to let circumstances determine whether I shall risk letting her see it or not. Our post to the South only leaves this place in three days' time. I can keep my letter open, and let you know the result.
»Soeben komme ich von meinem Besuch bei ihr nach Hause zurück. Ich bin ganz verzweifelt, dennoch will ich versuchen Ihnen klar und genau mitzuteilen, was sich zutrug."I have seen her; and I have just returned to my own house. My distress of mind is great. But I will do my best to write intelligibly and fully of what has happened.
Als ich sie heut morgen zuerst sah, hatten ihre sinkenden Kräfte sich für einige Augenblicke erholt. Die Wärterin meldete mir, dass sie die ersten Morgenstunden hindurch geschlafen hatte. Dem Schlafe waren Fiebersymptome mit leichten Fantasien vorangegangen. Die Worte, die ihr während dieses Zustandes entschlüpften, schienen sich hauptsächlich auf einen Abwesenden zu beziehen, den sie »George« nannte. Wie man mir berichtete, war es ihr lebhaftestes Verlangen »George« noch vor ihrem Tode wiederzusehen."Her sinking energies, when I first saw her this morning, had rallied for the moment. The nurse informed me that she had slept during the early hours of the new day. Previously to this, there were symptoms of fever, accompanied by some slight delirium. The words that escaped her in this condition appear to have related mainly to an absent person whom she spoke of by the name of 'George.' Her one anxiety, I am told, was to see 'George' again before she died.
Bei dieser Mitteilung durchflog mich der Gedanke, dass das Bild in dem Medaillon möglichenfalls das Bild jenes Abwesenden sein möchte. Ich hieß die Wärterin das Zimmer zu verlassen und ergriff ihre Hand. Teils auf ihre eigene, bewundernswürdige Stärke und Willenskraft bauend, teils in dem Bewusstsein, dass sie mir als ihrem alten Freunde und Ratgeber vertraute, erwähnte ich der Äußerungen, die sie in ihrem Fieberzustande gemacht hatte. Dann sagte ich zu ihr: Sie wissen, dass jedes Ihrer Geheimnisse bei mir treu bewahrt ist, sagen Sie mir also, ob Sie von George irgend ein kleines Liebeszeichen oder Andenken erwarten?"Hearing this, it struck me as barely possible that the portrait in the locket might be the portrait of the absent person. I sent her nurse out of the room, and took her hand in mine. Trusting partly to her own admirable courage and strength of mind, and partly to the confidence which I knew she placed in me as an old friend and adviser, I adverted to the words which had fallen from her in the feverish state. And then I said, 'You know that any secret of yours is safe in my keeping. Tell me, do you expect to receive any little keepsake or memorial from 'George'?
Meine Frage war getan. Der schwarze Schleier, den sie immer trug, verhüllte ihr Gesicht, so dass nichts mir den Eindruck verraten konnte, den ich auf sie hervorbrachte, es sei denn ihre wechselnde Temperatur oder eine leichte Bewegung der Hand, die ich unter der seidenen Bettdecke in der meinen hielt."It was a risk to run. The black veil which she always wears was over her face. I had nothing to tell me of the effect which I was producing on her, except the changing temperature, or the partial movement, of her hand, as it lay in mine, just under the silk coverlet of the bed.
Zuerst schwieg sie. Ihre kalte Hand wurde plötzlich heiß und drückte die meine lebhaft. Ihr Atem wurde beengt. Sie sprach mit großer Anstrengung und legte mir nur die eine Frage vor:"She said nothing at first. Her hand turned suddenly from cold to hot, and closed with a quick pressure on mine. Her breathing became oppressed. When she spoke, it was with difficulty. She told me nothing; she only put a question:
»Ist er hier?«" 'Is he here?' she asked.
Ich sagte: »Es ist außer mir niemand hier.«"I said, 'Nobody is here but myself.'
»Haben Sie einen Brief für mich?«" 'Is there a letter?'
Ich sagte: »Nein.«"I said 'No.'
Sie lag eine Zeit lang still. Ihre Hand erkaltete wieder und ließ allmälig die meine los. Endlich sagte sie: »Eilen Sie, Doktor! Was es auch sein mag, geben Sie es mir, ehe ich sterbe.«"She was silent for a while. Her hand turned cold; the grasp of her fingers loosened. She spoke again: 'Be quick, doctor! Whatever it is, give it to me, before I die.'
Ich wagte das Experiment, öffnete das Medaillon und gab es ihr in die Hand."I risked the experiment; I opened the locket, and put it into her hand.
Zuerst zögerte sie, wie es schien es anzusehen und sagte nur: »Wenden Sie mich so im Bett um, dass mein Gesicht nach der Wand zu liegt.« Ich gehorchte. Mit dem Rücken gegen mich gekehrt, lüftete sie ihren Schleier und besah darin, wie ich glaube, das Bild. Ein langer, leiser Schrei entfuhr ihr, nicht voll Schmerz oder Qual, nein, ein Aufschrei der Wonne, des Entzückens. Ich hörte, wie sie das Bild küsste. So sehr ich durch meinen Beruf auch an ergreifende Eindrücke für Auge und Ohr gewöhnt bin, so erinnere ich mich nie durch irgend etwas so ganz überwältigt worden zu sein, wie ich es in diesem Augenblicke war. Ich musste aufstehen und an das Fenster gehen."So far as I could discover, she refrained from looking at it at first. She said, 'Turn me in the bed, with my face to the wall.' I obeyed her. With her back turned toward me she lifted her veil; and then (as I suppose) she looked at the portrait. A long, low cry--not of sorrow or pain: a cry of rapture and delight--burst from her. I heard her kiss the portrait. Accustomed as I am in my profession to piteous sights and sounds, I never remember so completely losing my self-control as I lost it at that moment. I was obliged to turn away to the window.
Kaum eine Minute war verflossen, als ich wieder an das Bett trat. Sie hatte den Schleier wieder über das Gesicht gezogen. Ihre Stimme war viel schwächer geworden, so dass ich sie nur vernehmen konnte, wenn ich mich über sie neigte und mein Ohr an ihre Lippen legte."Hardly a minute can have passed before I was back again at the bedside. In that brief interval she had changed. Her voice had sunk again; it was so weak that I could only hear what she said by leaning over her and placing my ear close to her lips.
»Hängen Sie es um meinen Hals,« flüsterte sie." 'Put it round my neck,' she whispered.
Ich schlang ihr die Kette des Medaillons um den Hals. Sie versuchte die Hand danach auszustrecken, aber die Kräfte versagten ihr."I clasped the chain of the locket round her neck. She tried to lift her hand to it, but her strength failed her.
Sein Sie mir behilflich es zu verbergen,« sagte sie." 'Help me to hide it,' she said.
Ich unterstützte ihre Hand. Sie verbarg das Medaillon unter dem weißen Gewande, das sie an dem Tage trug, an ihrem Busen. Ihre Atemnot nahm zu. Ich legte sie höher auf das Kopfkissen, aber das Kissen war nicht hoch genug. So lehnte ich ihren Kopf an meine Schulter und öffnete teilweise den Schleier. Als sie eine augenblickliche Erleichterung empfand, sprach sie wieder."I guided her hand. She hid the locket in her bosom, under the white dressing-gown which she wore that day. The oppression in her breathing increased. I raised her on the pillow. The pillow was not high enough. I rested her head on my shoulder, and partially opened her veil. She was able to speak once more, feeling a momentary relief.
»Versprechen sie mir,« sagte sie, »dass keine fremde Hand mich berühren soll. Versprechen Sie mir, mich zu begraben, wie ich bin.«" 'Promise,' she said, 'that no stranger's hand shall touch me. Promise to bury me as I am now.'
Ich gab ihr das Versprechen. "I gave her my promise.
Ihr stockender Atem beschleunigte sich. Sie war kaum noch fähig die nächsten Worte auszustoßen:"Her failing breath quickened. She was just able to articulate the next words:
»Bedecken Sie mein Gesicht wieder.«" 'Cover my face again.'
»Ich verhüllte es mit dem Schleier. Sie lag schweigend da. Plötzlich setzte das mühsame Atmen aus. Sie fuhr zusammen und erhob den Kopf von meiner Schulter."I drew the veil over her face. She rested a while in silence. Suddenly the sound of her laboring respiration ceased. She started, and raised her head from my shoulder.
»Haben Sie Schmerzen?« fragte ich." 'Are you in pain?' I asked.
»Ich bin im Himmel,« war ihre Antwort." 'I am in heaven!' she answered.
»Während sie sprach, sank ihr Kopf an meine Brust zurück. In diesem letzten Ausruf der Freude hatte sie ihren Atem ausgehaucht. Der Augenblick ihrer höchsten Wonne war der Augenblick ihres Todes geworden. Endlich hatte Gottes Barmherzigkeit sie erreicht.«"Her head dropped back on my breast as she spoke. In that last outburst of joy her last breath had passed. The moment of her supreme happiness and the moment of her death were one. The mercy of God had found her at last.
Ich will meinen Brief beenden, ehe die Post abgeht."I return to my letter before the post goes out.
Ich habe alle Anordnungen zur Erfüllung meines Versprechens getroffen. Das Medaillon an ihrem Busen verborgen, ihr Gesicht mit dem schwarzen Schleier verhüllt, so wird man sie begraben. Ein edleres Wesen hat nie auf dieser Welt geatmet. Sagen Sie dem Freunde, der ihr sein Bildnis sandte, dass ihre letzten Augenblicke voller Glückseligkeit waren, weil sein Geschenk ihr bewies, dass er ihrer gedachte."I have taken the necessary measures for the performance of my promise. She will be buried with the portrait hidden in her bosom, and with the black veil over her face. No nobler creature ever breathed the breath of life. Tell the stranger who sent her his portrait that her last moments were joyful moments, through his remembrance of her as expressed by his gift.
Soeben finde ich eine Stelle in Ihrem Briefe, die ich noch nicht beantwortet habe. Sie fragen mich, ob dem beharrlichen Verbergen ihres Gesichts hinter dem Schleier etwas Tieferes zu Grunde lag, als das, womit sie den Personen ihrer Umgebung diesen Umstand erklärte. Es ist wahr, dass sie unter einer krankhaften Empfindlichkeit gegen die Einwirkung des Lichtes litt, aber es ist ebenso wahr, dass das nicht die einzige und nicht die schlimmste Wirkung der Krankheit war, an der sie litt. Sie hatte einen anderen Grund um ihr Gesicht zu verbergen, einen Grund, den nur zwei Personen kennen, der Arzt, der in dem Dorfe, das nah bei ihres Vaters Hause liegt, lebt und ich. Wir haben uns beide verpflichtet, nie einem sterblichen Wesen zu enthüllen, was unsere Augen gesehen haben. Selbst vor ihrem Vater haben wir unser furchtbares Geheimnis verborgen und sind entschlossen es mit ins Grab zu nehmen. So hätte ich demjenigen, in dessen Auftrag Sie mir schreiben, nichts weiter über diesen tief traurigen Gegenstand zu berichten. Wenn er jetzt ihrer gedenkt, möge er sie sich in der Schönheit vorstellen, die kein irdisches Gebrechen mehr zerstören kann - in der Vollkommenheit eines befreiten Geistes, der in der Gemeinschaft mit Gottes Engeln ewig selig ist."I observe a passage in your letter to which I have not yet replied. You ask me if there was any more serious reason for the persistent hiding of her face under the veil than the reason which she was accustomed to give to the persons about her. It is true that she suffered under a morbid sensitiveness to the action of light. It is also true that this was not the only result, or the worst result, of the malady that afflicted her. She had another reason for keeping her face hidden--a reason known to two persons only: to the doctor who lives in the village near her father's house, and to myself. We are both pledged never to divulge to any living creature what our eyes alone have seen. We have kept our terrible secret even from her father; and we shall carry it with us to our graves. I have no more to say on this melancholy subject to the person in whose interest you write. When he thinks of her now, let him think of the beauty which no bodily affliction can profane--the beauty of the freed spirit, eternally happy in its union with the angels of God.
Schließlich lassen Sie mich in meinem Briefe noch hinzufügen, dass der arme, alte Vater sein Leben nicht in dem Hause am See in freudloser Einsamkeit beschließen wird. Er wird den Rest seines Tage unter meinem Dache verleben; mein treues Weib wird ihn pflegen und meine Kinder werden ihn daran erinnern, dass das Leben auch noch lichte Seiten hat.«"I may add, before I close my letter, that the poor old father will not be left in cheerless solitude at the lake house. He will pass the remainder of his days under my roof, with my good wife to take care of him, and my children to remind him of the brighter side of life."
So schloss der Brief. Ich legte ihn bei Seite und ging aus. Die Einsamkeit meines Zimmers gemahnte mich in unerträglicher Weise an die tiefe Einsamkeit meines zukünftigen Lebens. Meine Interessen in dieser geschäftigen Welt waren jetzt auf einen einzigen Gegenstand beschränkt - auf die Sorge um die zerrüttete Gesundheit meiner Mutter. Eine von den beiden Frauen, deren Herzen meist in liebevollem Verständnis für das meine geschlagen hatten, lag nun im Grabe, die andere war mir im fernen Lande für immer verloren. Ich begegnete meiner Mutter in ihrem kleinen Ponywagen auf dem Fahrwege am Strande, wie sie langsam in dem milden Wintersonnenschein dahin fuhr. Ich entließ den Kutscher, der sie fuhr und ging, die Zügel in der Hand, neben dem Wagen her. Wir plauderten ruhig über alltägliche Gegenstände. Ich verschloss der trüben Zukunft, die vor mir lag, meine Blicke und versuchte zwischen meinem Herzweh hindurch, entschlossen der gegenwärtigen Stunde zu leben.So the letter ended. I put it away, and went out. The solitude of my room forewarned me unendurably of the coming solitude in my own life. My interests in this busy world were now narrowed to one object--to the care of my mother's failing health. Of the two women whose hearts had once beaten in loving sympathy with mine, one lay in her grave and the other was lost to me in a foreign land. On the drive by the sea I met my mother, in her little pony-chaise, moving slowly under the mild wintry sunshine. I dismissed the man who was in attendance on her, and walked by the side of the chaise, with the reins in my hand. We chatted quietly on trivial subjects. I closed my eyes to the dreary future that was before me, and tried, in the intervals of the heart-ache, to live resignedly in the passing hour.
Der Ausspruch des ArztesTHE PHYSICIAN'S OPINION
Sechs Monate sind vergangen und es ist wiederum Sommer geworden.SIX months have elapsed. Summer-time has come again.
Der letzte Abschied ist überstanden. Das Leben meiner Mutter ist abgelaufen, so sehr meine Sorge für sie auch bemüht war es zu verlängern. Sie starb in meinen Armen; mir galten ihre letzten Worte, ihr letzter Blick auf Erden war auf mich gerichtet. In des Wortes traurigster und vollster Bedeutung, stehe ich nun allein in der Welt.The last parting is over. Prolonged by my care, the days of my mother's life have come to their end. She has died in my arms: her last words have been spoken to me, her last look on earth has been mine. I am now, in the saddest and plainest meaning of the words, alone in the world.
Durch diesen Trauerfall sind mir gewisse Pflichten auferlegt, die meine Anwesenheit in London erheischen und da ich mein Haus vermietet habe, wohne ich in einem Hotel. Neben mir wohnt mein Freund, Sir James, den auch Geschäfte nach London riefen. Wir frühstücken und dinieren in meinem Wohnzimmer gemeinschaftlich. So furchtbar mir die Einsamkeit augenblicklich auch ist, so kann ich mich doch nicht entschließen Gesellschaft aufzusuchen, der Gedanke an Menschen, die mir nur bekannt sind, widerstrebt mir. Auf Sir James' Wunsch haben wir indessen einen Mitbewohner unseres Hotels zu Mittag zu uns eingeladen, dem mehr Auszeichnung als einem gewöhnlichen Gaste gebührt. Der Arzt, der mich zuerst von dem bedenklichen Gesundheitszustande meiner Mutter in Kenntnis setzte, wünscht dringend von mir Näheres über ihre letzten Augenblicke zu hören. Da seine kostbare Zeit in den früheren Tagesstunden zu besetzt ist, wird er unser Mittagsmahl mit uns teilen, wenn seine Patienten ihm die Zeit gönnen werden, seine Freunde aufzusuchen.The affliction which has befallen me has left certain duties to be performed that require my presence in London. My house is let; I am staying at a hotel. My friend, Sir James (also in London on business), has rooms near mine. We breakfast and dine together in my sitting-room. For the moment solitude is dreadful to me, and yet I cannot go into society; I shrink from persons who are mere acquaintances. At Sir James's suggestion, however, one visitor at the hotel has been asked to dine with us, who claims distinction as no ordinary guest. The physician who first warned me of the critical state of my mother's health is anxious to hear what I can tell him of her last moments. His time is too precious to be wasted in the earlier hours of the day, and he joins us at the dinner-table when his patients leave him free to visit his friends.
Unsere Mahlzeit ist fast beendet. Ich bemühte mich meine Selbstbeherrschung zu erhalten und habe ihm in wenigen Worten die einfache Geschichte von den letzten Lebenstagen meiner Mutter erzählt. Darauf wendet sich das Gespräch zu gleichgültigen Gegenständen, so dass ich von der Anstrengung, die ich gemacht hatte, ausruhen kann und in gewohnter Weise Muße zu meinen Beobachtungen finde. Währen des Gesprächs entdecke ich allmälig etwas in dem Benehmen des berühmten Arztes, was mich zuerst stutzig macht und was dann in mir den Argwohn erweckt, dass seine Anwesenheit einen Grund hat, den er nicht aussprach, der aber in irgend einer Beziehung zu mir stand. Ich bemerke immer wieder, dass seine Augen heimlich mit einem Interesse und einer Aufmerksamkeit auf mir ruhen, die er mir ängstlich zu verbergen sucht. Immer wieder nehme ich wahr, wie er die Unterhaltung von allgemeinen Gegenständen abzulenken sucht und mich veranlassen will von mir selbst zu sprechen und Sir James, obgleich er ihm ganz fremd ist, versteht und ermutigt ihn. Man befragt mich unter den verschiedensten Vorwänden über meine vergangenen Leiden und über meine Zukunftspläne. Unter anderen Gegenständen, die für mich von persönlichem Interesse waren, wurde das Gespräch auch auf übernatürliche Erscheinungen gelenkt. Man befragt mich, ob ich an geheime, geistige Beziehungen und an Geistererscheinungen von gestorbenen oder entfernten Personen glaube. Ich werde in geschickter Weise dazu veranlasst, dass ich durchblicken lasse, wie meine Ansichten über diese schwierige und vielfach angefochtene Frage einigermaßen durch eigene Erfahrungen beeinflusst sind. Aber Winke genügen nicht, um des Arztes harmlose Neugierde zu befriedigen, er versucht mich zu veranlassen, dass ich ganz genau erzähle, was ich in Bezug darauf gesehen und empfunden habe. Jetzt aber bin ich auf meiner Hut, ich mache Ausreden und vermeide standhaft meinen Freund in mein Vertrauen zu ziehen. Mir wird klarer und klarer, dass man mit mir ein Experiment machen will, bei dem Sir James und der Arzt gleich beteiligt sind. Indem ich mir nun äußerlich den Anschein gebe, als wäre ich in Bezug auf das, was um mich her vorgeht, frei von jedem Argwohn, beschließe ich innerlich den wahren Grund für den Besuch des Arztes, an diesem Abende, zu ermitteln und zu erforschen, was Sir James veranlasste ihn in meinem Namen einzuladen.The dinner is nearly at an end. I have made the effort to preserve my self-control; and in few words have told the simple story of my mother's last peaceful days on earth. The conversation turns next on topics of little interest to me: my mind rests after the effort that it has made; my observation is left free to exert itself as usual. Little by little, while the talk goes on, I observe something in the conduct of the celebrated physician which first puzzles me, and then arouses my suspicion of some motive for his presence which has not been acknowledged, and in which I am concerned. Over and over again I discover that his eyes are resting on me with a furtive interest and attention which he seems anxious to conceal. Over and over again I notice that he contrives to divert the conversation from general topics, and to lure me into talking of myself; and, stranger still (unless I am quite mistaken), Sir James understands and encourages him. Under various pretenses I am questioned about what I have suffered in the past, and what plans of life I have formed for the future. Among other subjects of personal interest to me, the subject of supernatural appearances is introduced. I am asked if I believe in occult spiritual sympathies, and in ghostly apparitions of dead or distant persons. I am dexterously led into hinting that my views on this difficult and debatable question are in some degree influenced by experiences of my own. Hints, however, are not enough to satisfy the doctor's innocent curiosity; he tries to induce me to relate in detail what I have myself seen and felt. But by this time I am on my guard; I make excuses; I steadily abstain from taking my friend into my confidence. It is more and more plain to me that I am being made the subject of an experiment, in which Sir James and the physician are equally interested. Outwardly assuming to be guiltless of any suspicion of what is going on, I inwardly determine to discover the true motive for the doctor's presence that evening, and for the part that Sir James has taken in inviting him to be my guest.
Gleich nachdem das Dessert aufgetragen ist, fördert eine günstige Gelegenheit meine Wünsche.Events favor my purpose soon after the dessert has been placed on the table.
Der Kellner überbringt mir einen Brief und meldet mir, dass der Überbringer auf Antwort wartet. Ich öffne das Kuvert und finde einliegend einige Zeilen von meinen Rechtsbeiständen, die mich von der Vollziehung irgend eines Geschäftsabschlusses benachrichtigen. Sofort ergreife ich die gebotene Gelegenheit. Statt dem Boten einen mündlichen Bescheid zu überschicken, entschuldige ich mich und benutze den Brief als Vorwand um das Zimmer zu verlassen.The waiter enters the room with a letter for me, and announces that the bearer waits to know if there is any answer. I open the envelope, and find inside a few lines from my lawyers, announcing the completion of some formal matter of business. I at once seize the opportunity that is offered to me. Instead of sending a verbal message downstairs, I make my apologies, and use the letter as a pretext for leaving the room.
Nachdem ich den Boten, der unten wartet, abgefertigt habe, gehe ich in den Korridor, an dem meine Zimmer liegen und öffne leise die Tür meines Schlafzimmers. Eine zweite Tür, die in das Wohnzimmer führt, hat in ihrem oberen Teil ein Luftloch. Unter diese Stelle brauche ich mich nur zu begeben, damit jedes Wort, das zwischen Sir James und dem Arzte gewechselt wird, mein Ohr erreicht.Dismissing the messenger who waits below, I return to the corridor in which my rooms are situated, and softly open the door of my bed-chamber. A second door communicates with the sitting-room, and has a ventilator in the upper part of it. I have only to stand under the ventilator, and every word of the conversation between Sir James and the physician reaches my ears.
»So geben Sie mir also Recht?« waren die ersten Worte, die ich Sir James sagen hörte."Then you think I am right?" are the first words I hear, in Sir James's voice.
»Vollkommen,« antwortete der Doktor."Quite right," the doctor answers.
»Ich habe mein Möglichstes getan, um ihn von dieser einförmigen Lebensweise abzubringen,« fährt Sir James fort. »Ich habe ihn zu mir nach Schottland eingeladen, habe ihm vorgeschlagen mit mir den Kontinent zu bereisen, habe ihn gebeten mich auf meiner nächsten Reise in der Yacht zu begleiten. Für alles das hat er nur eine Antwort - er sagt zu allen meinen Vorschlägen »Nein.« Nun haben Sie von seinen eigenen Lippen gehört, dass er gar keine Zukunftspläne hat. Was soll da aus ihm werden? Was sollen wir mit ihm anfangen?«"I have done my best to make him change his dull way of life," Sir James proceeds. "I have asked him to pay a visit to my house in Scotland; I have proposed traveling with him on the Continent; I have offered to take him with me on my next voyage in the yacht. He has but one answer--he simply says No to everything that I can suggest. You have heard from his own lips that he has no definite plans for the future. What is to become of him? What had we better do?"
»Das ist schwer zu sagen,« höre ich den Arzt erwidern. »Ehrlich gesagt finde ich das Nervensystem des Mannes ernstlich erschüttert. Als er mich zum ersten Male besuchte, um sich über den Zustand seiner Mutter bei mir Rat zu holen, bemerkte ich schon etwas Seltsames in seinem Wesen. Die Trauer über den Tod seiner Mutter hat also nicht allein das Unheil angerichtet. Nach meiner Ansicht ist sein Gemütszustand schon seit längerer Zeit - wie soll ich mich ausdrücken? - in Unordnung gewesen. Er ist ein sehr verschlossener Mensch und ich fürchte, dass ihn Sorgen bedrückt haben, die er zu niemand ausgesprochen hat. In seinem Alter sind die unaussprechbaren Lebenssorgen meist durch Frauen veranlasst. Seinem Charakter nach fasst er die Liebe von der romantischen Seite auf und da mag irgend eine der praktischen Frauen unserer Tage ihn bitter enttäuscht haben. Was nun auch die Veranlassung sein mag, der Erfolg ist leider klar genug - dass seine Nerven zugrunde gerichtet sind und natürlich leidet sein Gehirn mit, wenn seine Nerven leiden. Ich habe Menschen in demselben Zustande gekannt, die ein sehr trauriges Ende genommen haben. Wenn er seine Lebensweise nicht ändert, kann eine Geistesstörung daraus entstehen. Hörten Sie seine Äußerung, als wir über Geister sprachen?""It is not easy to say," I hear the physician reply. "To speak plainly, the man's nervous system is seriously deranged. I noticed something strange in him when he first came to consult me about his mother's health. The mischief has not been caused entirely by the affliction of her death. In my belief, his mind has been--what shall I say?--unhinged, for some time past. He is a very reserved person. I suspect he has been oppressed by anxieties which he has kept secret from every one. At his age, the unacknowledged troubles of life are generally troubles caused by women. It is in his temperament to take the romantic view of love; and some matter-of-fact woman of the present day may have bitterly disappointed him. Whatever may be the cause, the effect is plain--his nerves have broken down, and his brain is necessarily affected by whatever affects his nerves. I have known men in his condition who have ended badly. He may drift into insane delusions, if his present course of life is not altered. Did you hear what he said when we talked about ghosts?"
»Reiner Unsinn!« bemerkt Sir James."Sheer nonsense!" Sir James remarks.
»Reiner Sinnes-Wahn würde der richtigere Ausdruck sein,« erwidert der Doktor, »und daraus können in jedem Augenblick weitere Störungen entstehn.«"Sheer delusion would be the more correct form of expression," the doctor rejoins. "And other delusions may grow out of it at any moment."
»Aber was ist zu tun,« beharrt Sir James; »ich muss Ihnen aufrichtig gestehn, Doktor, dass ich ein väterliches Interesse an dem armen Jungen nehme. Seine Mutter war eine meiner ältesten und liebsten Freundinnen und er hat viele ihrer gewinnenden, liebenswürdigen Eigenschaften geerbt. Hoffentlich halten Sie den Fall doch nicht für so schlimm, dass er in Gewahrsam genommen werden muss?«"What is to be done?" persists Sir James. "I may really say for myself, doctor, that I feel a fatherly interest in the poor fellow. His mother was one of my oldest and dearest friends, and he has inherited many of her engaging and endearing qualities. I hope you don't think the case is bad enough to be a case for restraint?"
»Für jetzt sicher noch nicht,« antwortet der Doktor. »Augenblicklich ist noch keinerlei Veranlassung ihn in Gewahrsam zu bringen. Er ist in der Tat ein schwieriger, bedenklicher Fall. Lassen Sie ihn von einem zuverlässigen Menschen im Stillen beaufsichtigen und hindern Sie ihn in nichts, so lange es Ihnen irgend möglich ist. Die geringste Kleinigkeit könnte seinen Verdacht erregen und, wenn wir den erweckten, würden wir damit jede Macht über ihn verlieren.«"Certainly not--as yet," answers the doctor. "So far there is no positive brain disease; and there is accordingly no sort of reason for placing him under restraint. It is essentially a difficult and a doubtful case. Have him privately looked after by a competent person, and thwart him in nothing, if you can possibly help it. The merest trifle may excite his suspicions; and if that happens, we lose all control over him."
»Sie meinen doch nicht etwa, Doktor, dass er uns jetzt schon beargwöhnt?«"You don't think he suspects us already, do you, doctor?"
»Das hoffe ich nicht. Ich sah, wie er mich ein oder zwei Mal verwundert anblickte und jetzt ist es schon recht lange her, seit er das Zimmer verlassen hat.«"I hope not. I saw him once or twice look at me very strangely; and he has certainly been a long time out of the room."
Damit hatte ich nun genug gehört. Ich kehre durch den Korridor in mein Wohnzimmer zurück und nehme meinen Platz am Tische wieder ein.Hearing this, I wait to hear no more. I return to the, sitting-room (by way of the corridor) and resume my place at the table.
Zum ersten Male in meinem Leben werde ich durch den Unwillen, der sich unter diesen Umständen natürlich in mir regt, zum guten Schauspieler. Ich erfinde die nötige Entschuldigung für meine lange Abwesenheit und beteilige mich wieder an der Unterhaltung, bei der ich aber jedes Wort ehe ich es ausspreche wohl erwäge, ohne in meinem Benehmen die geringste Rückhaltung merken zu lassen. Der Doktor verließ uns sehr früh am Abend, um einer wissenschaftlichen Versammlung beizuwohnen. Sir James bleibt noch eine halbe Stunde länger in meiner Gesellschaft. Wohl um meinen Gemütszustand noch einer weiteren Prüfung zu unterwerfen, wiederholt er mir seine Einladung nach Schottland. Ich tue, als ob ich mich durch seine beharrliche Aufforderung sein Gast zu sein, sehr geschmeichelt fühle und verspreche die Gründe für meine ablehnende Antwort noch einmal zu prüfen und ihm meinen Entschluss am nächsten Morgen beim Frühstück mitzuteilen. Sir James ist entzückt, wir schütteln uns herzlich die Hände und wünschen uns gegenseitig eine gute Nacht. Endlich nun bin ich allein.The indignation that I feel--naturally enough, I think, under the circumstances--makes a good actor of me for once in my life. I invent the necessary excuse for my long absence, and take my part in the conversation, keeping the strictest guard on every word that escapes me, without betraying any appearance of restraint in my manner. Early in the evening the doctor leaves us to go to a scientific meeting. For half an hour or more Sir James remains with me. By way (as I suppose) of farther testing the state of my mind, he renews the invitation to his house in Scotland. I pretend to feel flattered by his anxiety to secure me as his guest. I undertake to reconsider my first refusal, and to give him a definite answer when we meet the next morning at breakfast. Sir James is delighted. We shake hands cordially, and wish each other good-night. At last I am left alone.
Ohne einen Augenblick zu zögern ist mein Entschluss über das, was ich zunächst zu tun habe, gefasst. Ich nehme mir vor, am nächsten Morgen, ehe Sir James sich erhoben hat, das Hotel im Stillen zu verlassen.My resolution as to my next course of proceeding is formed without a moment's hesitation. I determine to leave the hotel privately the next morning before Sir James is out of his bedroom.
Auch die Frage über meinen nächsten Bestimmungsort, die sich natürlich demnächst erhebt, ist bald beantwortet. Ich hatte mit meiner Mutter in ihren letzten Lebenstagen oft von den glücklichen Tagen gesprochen, die wir an den Ufern des Grünwassersees verlebten. Seit ihrem Tode nun hat die Sehnsucht, die alte Gegend noch einmal wiederzusehen, noch einmal wieder eine Zeitlang in den alten Umgebungen zu leben, die durch diese Gespräche genährt wurde, sich immer gesteigert. Zum Glück habe ich weder zu Sir James noch zu irgend jemand Anderem dieses Verlangen ausgesprochen, wenn ich also in dem Hotel vermisst werde ist es unmöglich, dass man eine Vermutung darüber hegt, wohin ich meine Schritte lenkte. Ich beschließe also am nächsten Morgen nach der alten Heimat in Suffolk abzureisen. Während ich die Umgebungen meiner Jugendzeit durchwandre, kann ich mit mir zu Rate gehen, wie ich die Last des Lebens, die vor mir liegt, am leichtesten zu tragen versuche.To what destination I am to betake myself is naturally the next question that arises, and this also I easily decide. During the last days of my mother's life we spoke together frequently of the happy past days when we were living together on the banks of the Greenwater lake. The longing thus inspired to look once more at the old scenes, to live for a while again among the old associations, has grown on me since my mother's death. I have, happily for myself, not spoken of this feeling to Sir James or to any other person. When I am missed at the hotel, there will be no suspicion of the direction in which I have turned my steps. To the old home in Suffolk I resolve to go the next morning. Wandering among the scenes of my boyhood, I can consider with myself how I may best bear the burden of the life that lies before me.
Nach den Erfahrungen dieses Abends traue ich niemand mehr. Vielleicht wird morgen mein eigener Diener, so genau ich ihn auch von der entgegengesetzten Seite kenne, als Spion angestellt, der meine Handlungen überwachen soll. Wenn er heute Abend erscheint, um meine Befehle für die Nacht einzuholen, so sage ich ihm nur, dass er mich morgen früh um sechs Uhr wecken solle und dass ich seiner nicht weiter bedürfe. Dann schreibe ich zwei Briefe. Ich werde sie auf dem Tische zurücklassen, dort mögen sie nach meiner Abreise für sich selber reden.After what I have heard that evening, I confide in nobody. For all I know to the contrary, my own servant may be employed to-morrow as the spy who watches my actions. When the man makes his appearance to take his orders for the night, I tell him to wake me at six the next morning, and release him from further attendance. I next employ myself in writing two letters. They will be left on the table, to speak for themselves after my departure.
Durch den ersten Brief benachrichtige ich Sir James ganz ruhig, dass ich den wahren Grund entdeckt habe, weshalb er den Doktor zum Diner eingeladen. Indem ich ihm für die Teilnahme danke, die er an meiner Wohlfahrt nimmt, verweigere ich es entschieden, noch ferner hinsichts meines Gemütszustandes zum Gegenstande ärztlicher Beobachtungen gemacht zu werden. Ich werde ihm versprechen, ihm seiner Zeit meine Zukunftspläne mitzuteilen, bis dahin soll er ohne Sorgen über meine Sicherheit sein. Es ist eine meiner krankhaften Einbildungen, dass ich mich völlig im Stande glaube, für mich selber zu sorgen. Mein zweiter Brief ist an den Wirt des Hotels gerichtet und enthält einfach meine Bestimmungen über mein Gepäck und den Betrag meiner Rechnung.In the first letter I briefly inform Sir James that I have discovered his true reason for inviting the doctor to dinner. While I thank him for the interest he takes in my welfare, I decline to be made the object of any further medical inquiries as to the state of my mind. In due course of time, when my plans are settled, he will hear from me again. Meanwhile, he need feel no anxiety about my safety. It is one among my other delusions to believe that I am still perfectly capable of taking care of myself. My second letter is addressed to the landlord of the hotel, and simply provides for the disposal of my luggage and the payment of my bill.
Dann betrete ich mein Schlafzimmer und verpacke in meiner Reisetasche die wenigen Sachen, die ich mitnehmen kann. In meinem Toilettenkasten habe ich mein Geld aufbewahrt und als ich ihn öffne, finde ich meinen lieben Talisman - die grüne Flagge. Wäre es möglich, dass ich zu der Grünwasserfläche zurückkehrte und des Vogtes Häuschen wiedersähe, ohne das einzige Andenken bei mir zu haben, das ich von der kleinen Mary besitze? Habe ich nicht außerdem Miss Dunroß versprochen, dass mich Marys Gabe überall hinbegleiten soll und ist mein Versprechen, jetzt wo sie tot ist, nicht doppelt heilig? Ich setze mich nieder und betrachte müßig eine Zeit lang das Sinnbild auf der Flagge - die auf grünem Grunde gestickte weiße Taube mit dem goldenen Olivenzweig im Schnabel. Meine Erinnerung kehrt zu der unschuldigen Liebesgeschichte meiner Kinderjahre zurück und führt mir den furchtbaren Kontrast zwischen jener Zeit und dem Leben, das ich jetzt führe, vor Augen. Ich wickle die Flagge zusammen und lege sie sorgfältig in meine Reisetasche. Damit ist nun Alles getan und ich kann bis zu Tagesanbruch der Ruhe pflegen.I enter my bedroom next, and pack a traveling-bag with the few things that I can carry with me. My money is in my dressing-case. Opening it, I discover my pretty keepsake--the green flag! Can I return to "Greenwater Broad," can I look again at the bailiff's cottage, without the one memorial of little Mary that I possess? Besides, have I not promised Miss Dunross that Mary's gift shall always go with me wherever I go? and is the promise not doubly sacred now that she is dead? For a while I sit idly looking at the device on the flag--the white dove embroidered on the green ground, with the golden olive-branch in its beak. The innocent love-story of my early life returns to my memory, and shows me in horrible contrast the life that I am leading now. I fold up the flag and place it carefully in my traveling-bag. This done, all is done. I may rest till the morning comes.
Doch nein! Ich bemerke bald, nachdem ich mich niedergelegt habe, dass ich in dieser Nacht keine Ruhe finden kann.No! I lie down on my bed, and I discover that there is no rest for me that night.
Meine Gedanken kehren, nun ich keine Beschäftigung mehr habe, die sie in Anspruch nimmt und nun das erste Triumphgefühl über die Niederlage, die ich den Freunden bereite, die ein Komplott gegen mich schmiedeten, verrauscht ist, zu der Unterredung zurück, die ich belauschte und zeigen sie mir plötzlich in einem ganz neuen Lichte. Zum ersten Male tritt die furchtbare Frage an mich heran, ob ich denn sicher sein kann, dass der Arzt nicht Recht hat, der seine Meinung doch so ganz entschieden aussprach?Now that I have no occupation to keep my energies employed, now that my first sense of triumph in the discomfiture of the friends who have plotted against me has had time to subside, my mind reverts to the conversation that I have overheard, and considers it from a new point of view. For the first time, the terrible question confronts me: The doctor's opinion on my case has been given very positively. How do I know that the doctor is not right?
Dieser berühmte Mann hat sich nur durch seine Geschicklichkeit zu einem der ersten Ärzte emporgearbeitet. Er ist nicht einer von den Ärzten, die nur durch einnehmende Manieren und geschickte Benutzung gegebener Gelegenheiten Erfolge erzielen. Selbst seine Feinde räumen ihm ein, dass er bei Feststellung seiner Diagnose unerreicht in der Kunst dasteht, die wahren Symptome von den unwichtigeren zu unterscheiden und unbeirrt die Wirkungen auf ihre tief verborgenen Ursachen zurückzuführen weiß. Soll sich solch ein Mann grade über mich täuschen? Ist es nicht vielmehr wahrscheinlicher, dass ich mich über mich selbst täusche?This famous physician has risen to the head of his profession entirely by his own abilities. He is one of the medical men who succeed by means of an ingratiating manner and the dexterous handling of good opportunities. Even his enemies admit that he stands unrivaled in the art of separating the true conditions from the false in the discovery of disease, and in tracing effects accurately to their distant and hidden cause. Is such a man as this likely to be mistaken about me? Is it not far more probable that I am mistaken in my judgment of myself?
Blicke ich zurück in die verflossenen Jahre und gedenke der wunderbaren Ereignisse, die ich zeitweise zu erleben glaubte, wie kann ich sicher sein, dass sie nicht statt der Wirklichkeiten, für die ich sie hielt, nur ein eingebildetes Erzeugnis meines kranken Gehirns waren und von jedem Anderen dafür gehalten wurden? Was sind die Träume von Frau van Brandt, was ihre Geistererscheinungen, die ich mir einbilde gesehn zu haben? Sind sie nicht heimlich mit den Jahren herangewachsene Täuschungen? Täuschungen, die mich ganz allmälig dem endlosen Wahnsinn näher und näher bringen? Ist es nicht etwa krankhafter Argwohn, der mich gegen die treuen Freunde, die meine Vernunft retten wollen, so bitter macht? Ist es nicht krankhaftes Entsetzen, das mich treibt aus dem Hotel zu entfliehen, wie ein Verbrecher aus seinem Kerker flieht?When I look back over the past years, am I quite sure that the strange events which I recall may not, in certain cases, be the visionary product of my own disordered brain--realities to me, and to no one else? What are the dreams of Mrs. Van Brandt? What are the ghostly apparitions of her which I believe myself to have seen? Delusions which have been the stealthy growth of years? delusions which are leading me, by slow degrees, nearer and nearer to madness in the end? Is it insane suspicion which has made me so angry with the good friends who have been trying to save my reason? Is it insane terror which sets me on escaping from the hotel like a criminal escaping from prison?
Diese Fragen quälen mich in der Stille der Nacht, während ich einsam wache. Mein Bett wird mir zur unerträglichen Folterbank. Ich stehe auf und kleide mich an und erwarte, indem ich aus dem geöffneten Fenster auf die Straße sehe, den Anbruch des Tages.These are the questions which torment me when I am alone in the dead of night. My bed becomes a place of unendurable torture. I rise and dress myself, and wait for the daylight, looking through my open window into the street.
Die Sommernacht ist kurz. Wie eine Erlösung begrüße ich das graue Dämmerlicht, die Glut des herrlichen Sonnenaufgangs erhellt und erheitert meine Seele wiederum. Warum soll ich in dem Zimmer verweilen, das noch von den düsteren Zweifeln der Nacht erfüllt ist? Ich nehme meine Reisetasche zur Hand, lege meine Briefe im Wohnzimmer auf den Tisch und gehe die Treppe hinab nach der Haustür. Der Portier, der den Nachtdienst hat, schläft in seinem Stuhl. Er erwacht, als ich an ihm vorübergehe und sieht mich, Gott steh mir bei! auch an, als ob er mich für wahnsinnig hielte.The summer night is short. The gray light of dawn comes to me like a deliverance; the glow of the glorious sunrise cheers my soul once more. Why should I wait in the room that is still haunted by my horrible doubts of the night? I take up my traveling-bag; I leave my letters on the sitting-room table; and I descend the stairs to the house door. The night-porter at the hotel is slumbering in his chair. He wakes as I pass him; and (God help me!) he too looks as if he thought I was mad.
»Wollen Sie uns schon verlassen, mein Herr?« sagt er, indem er die Reisetasche in meiner Hand erblickt."Going to leave us already, sir?" he says, looking at the bag in my hand.
Ob toll oder vernünftig, meine Antwort habe ich bereit.Mad or sane, I am ready with my reply.
Ich sage, dass ich eine Landpartie für den Tag vorhabe und dass ich früh ausbrechen müsse, um den Tag recht auszunutzen.I tell him I am going out for a day in the country, and to make it a long day, I must start early.
Der Mann starrt mich noch immer an. Er fragt, ob er jemand rufen soll, der mir meine Tasche trägt. Ich wünsche nicht, dass jemand um meinetwillen gestört werde. Er fragt, ob ich irgend etwas an meinen Freund zu bestellen habe. Ich teile ihm mit, dass ich auf meinem Zimmer einige Zeilen für Sir James und den Wirt zurückgelassen habe. Darauf hin zieht er endlich die Riegel zurück und öffnet die Tür und blickt mir schließlich noch nach, als ob er mich für wahnsinnig hält.The man still stares at me. He asks if he shall find some one to carry my bag. I decline to let anybody be disturbed. He inquires if I have any messages to leave for my friend. I inform him that I have left written messages upstairs for Sir James and the landlord. Upon this he draws the bolts and opens the door. To the last he looks at me as if he thought I was mad.
Hätte er Recht oder Unrecht? Wer kann für sich selber einstehn? Wie kann ich das entscheiden?Was he right or wrong? Who can answer for himself? How can I tell?
Ein letzter Blick auf die GrünwasserflächeA LAST LOOK AT GREENWATER BROAD.
Der Weg durch die hellen, leeren Straßen und das Einatmen der frischen Morgenluft ermutigten mich.MY spirits rose as I walked through the bright empty streets, and breathed the fresh morning air.
Indem ich in der Richtung nach Osten die große Stadt durchschritt, ging ich in das erste Reisebüro, das ich antraf, um mir einen Platz in dem Postwagen nach Ipswich zu sichern. Von dort reiste ich mit Postpferden nach dem der Grünwasserfläche zunächst gelegenen Marktflecken. Am kühlen Abende durchwanderte ich einige Meilen weit die wohlbekannten Nebenwege, die mich zu unserem alten Hause führten. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne beleuchteten die wohlbekannte Fensterreihe an der Front des Hauses und ich sah, dass alle Laden geschlossen waren. Ringsumher war kein lebendes Wesen zu sehen. Als ich an der großen Türklingel schellte, bellte nicht einmal ein Hund. Die Besitzung war verlassen, das Haus verschlossen.Taking my way eastward through the great city, I stopped at the first office that I passed, and secured my place by the early coach to Ipswich. Thence I traveled with post-horses to the market-town which was nearest to Greenwater Broad. A walk of a few miles in the cool evening brought me, through well-remembered by-roads, to our old house. By the last rays of the setting sun I looked at the familiar row of windows in front, and saw that the shutters were all closed. Not a living creature was visible anywhere. Not even a dog barked as I rang the great bell at the door. The place was deserted; the house was shut up.
Nach langem Warten vernahm ich auf dem Flur schwere Fußtritte. Ein alter Mann öffnete die Tür. Ich erkannte ihn, trotzdem er sich verändert hatte, als einen unserer Pächter aus früherer Zeit. Zu seinem Erstaunen redete ich ihn bei seinem Namen an. Er, seinerseits, strengte sich ernstlich, aber vergebens an, mich wieder zu erkennen. Ohne Zweifel war ich es von uns beiden, mit dem die schmerzlichste Veränderung vorgegangen war - es blieb mir nichts übrig, als mich selbst vorzustellen Das welke Gesicht des armen Burschen erhellte sich langsam und schüchtern, als wäre er halb unfähig, halb besorgt, sich den ungewohnten Luxus eines Lächelns zu gestatten. Er begrüßte mich in seiner Verwirrung mit einem: »Willkommen daheim,« als ob das Haus mir noch gehörte!After a long delay, I heard heavy footsteps in the hall. An old man opened the door. Changed as he was, I remembered him as one of our tenants in the by-gone time. To his astonishment, I greeted him by his name. On his side, he tried hard to recognize me, and tried in vain. No doubt I was the more sadly changed of the two: I was obliged to introduce myself. The poor fellow's withered face brightened slowly and timidly, as if he were half incapable, half afraid, of indulging in the unaccustomed luxury of a smile. In his confusion he bid me welcome home again, as if the house had been mine.
Der gute alte Mann führte mich in die kleine Hinterstube, die er bewohnte, und gab mir Alles, was er zu bieten hatte - ein Abendessen von Speck und Eiern und dazu ein Glas selbst gebrauten Bieres. Augenscheinlich war es ihm schwer, zu begreifen, dass der einzige Zweck meines Besuches, wie ich ihm versicherte, nur darin bestand, dass ich noch einmal die traulichen Umgebungen meiner alten Heimat wiedersehen wollte. Er stellte mir aber bereitwilligst seine Dienste zur Verfügung und versprach, wenn ich es wünschte, sein bestes zu tun, um mir für die Nacht ein Bett aufzuschlagen.Taking me into the little back-room which he inhabited, the old man gave me all he had to offer--a supper of bacon and eggs and a glass of home-brewed beer. He was evidently puzzled to understand me when I informed him that the only object of my visit was to look once more at the familiar scenes round my old home. But he willingly placed his services at my disposal; and he engaged to do his best, if I wished it, to make me up a bed for the night.
Seit länger als einem Jahre war das Haus geschlossen und die Dienerschaft entlassen. Der reiche Kaufmann, der sich zur Zeit unserer häuslichen Sorgen hierher zurückgezogen hatte und uns das Haus abmietete, hatte noch im späteren Leben eine Leidenschaft für Rennpferde gefasst und sich dadurch zu Grunde gerichtet. Er war mit seiner Frau in das Ausland gegangen und lebte dort von dem kleinen Einkommen, das aus den Trümmern seines Vermögens gerettet war; das Haus und die Ländereien hatte er in einem so verwahrlosten Zustande zurückgelassen, dass sich bisher noch kein neuer Pächter dafür gefunden hatte. Mein alter Freund nun, der nicht mehr arbeitsfähig war, beaufsichtigte die Besitzung. Dermodys Häuschen war ebenfalls leer und so konnte ich es nach Wohlgefallen ganz und gar durchwandern. Der Hausschlüssel war mit anderen Schlüsseln an einem Bunde befestigt und der alte Mann stand, mit seinem alten Hut auf dem Kopfe, bereit mich zu begleiten, wohin ich immer gehen wollte. Ich lehnte seine Begleitung sowohl, als seine Absicht, mir in dem einsamen Hause ein Bett zu bereiten, ab, weil ich ihn nicht bemühen wolle. Die Nacht war schön, der Mond ging eben auf. Ich hatte zu Abend gegessen und mich ausgeruht. Wenn ich die Orte aufgesucht hatte, die ich wiederzusehen wünschte, so konnte ich sehr wohl nach dem Marktflecken zurückgehen und dort in meinem Gasthause übernachten.The house had been closed and the establishment of servants had been dismissed for more than a year past. A passion for horse-racing, developed late in life, had ruined the rich retired tradesman who had purchased the estate at the time of our family troubles. He had gone abroad with his wife to live on the little income that had been saved from the wreck of his fortune; and he had left the house and lands in such a state of neglect that no new purchaser had thus far been found to take them. My old friend, "now past his work," had been put in charge of the place. As for Dermody's cottage, it was empty, like the house. I was at perfect liberty to look over it if I liked. There was the key of the door on the bunch with the others; and here was the old man, with his old hat on his head, ready to accompany me wherever I pleased to go. I declined to trouble him to accompany me or to make up a bed in the lonely house. The night was fine, the moon was rising. I had supped; I had rested. When I had seen what I wanted to see, I could easily walk back to the market-town and sleep at the inn.
Ich begab mich, mit dem Schlüssel in der Hand, allein durch die Felder auf den Weg nach Dermodys Hause.Taking the key in my hand, I set forth alone on the way through the grounds which led to Dermody's cottage.
Wiederum verfolgte ich nun den Waldweg, auf dem ich einst so glücklich mit meiner kleinen Mary dahinwanderte. Bei jedem Schritt erblickte ich irgend etwas, was mich an sie erinnerte. Hier stand die ländliche Bank, auf der wir im Schatten des alten Zederbaumes saßen und uns Treue bis an unser Lebensende schworen. Dort plätscherte der kleine, klare Bach, aus dem wir an schwülen Sommertagen, wenn wir müde und durstig waren, zu trinken pflegten, fröhlich wie sonst in den See herab. Mir war es immer, wie ich seinem kameradschaftlichen Gemurmel lauschte, als müsste sie in ihrem einfachen, weißen Kleide und Strohhut hier erscheinen, wie sonst, wo sie die Musik des Baches mit ihrem Gesang begleitete und ihren Strauß von Feldblumen erfrischte, indem sie ihn in das kühle Wasser tauchte. Einige Schritte weiter vorwärts erreichte ich eine Lichtung im Walde und stand auf einem kleinen Vorgebirge, das die lieblichste Aussicht über den Grünwassersee bot. Von dem Ufer aus war ein hölzernes Gerüst angebracht, das für gute Schwimmer, die einen Sprung in das tiefe Wasser nicht fürchteten, Gelegenheit zum Baden bot. Dahin stellte ich mich und schaute rings umher. Die Bäume, die das Ufer von beiden Seiten einfassten, rauschten ihren süßen Waldgesang durch die nächtliche Stille, das Licht des Mondes zitterte leise auf den plätschernden Wellen. Weiter zur Rechten erblickte ich gerade das alte hölzerne Dach, unter dessem Schutze in jenen Tagen, wo Mary mit mir in den See hinaus fuhr und mir die grüne Flagge stickte, mein Boot lag. Zu meiner Linken lag der hölzerne Zaun, der den Windungen der sich schlängelnden kleinen Bucht folgte, und dahinter erhoben sich die braunen Bogen des Entenfanges, der, weil er nicht benutzt wurde, im Begriff stand, zu verfallen. Von dem strahlenden Mondlicht begünstigt, konnte ich die Stelle sehen, wo Mary und ich gestanden hatten, um das Einfangen der Enten zu beobachten. Jetzt schritt durch das Loch im Zaun, durch das der zum Entenfang dressierte Hund sich auf Dermodys Signal gezeigt hatte, wie ein düsterer Schatten auf dem erleuchteten Boden, eine Wasserratte und verschwand im See. Wohin ich meine Blicke auch wenden mochte, von überall her blickte die Vergangenheit mich wie höhnend an und ihre Stimmen trafen vorwurfsbeladen an mein Ohr: Sieh, wie Dein Leben einst war! Ist jetzt Dein Leben des Lebens noch wert?Again I followed the woodland paths along which I had once idled so happily with my little Mary. At every step I saw something that reminded me of her. Here was the rustic bench on which we had sat together under the shadow of the old cedar-tree, and vowed to be constant to each other to the end of our lives. There was the bright little water spring, from which we drank when we were weary and thirsty in sultry summer days, still bubbling its way downward to the lake as cheerily as ever. As I listened to the companionable murmur of the stream, I almost expected to see her again, in her simple white frock and straw hat, singing to the music of the rivulet, and freshening her nosegay of wild flowers by dipping it in the cool water. A few steps further on and I reached a clearing in the wood and stood on a little promontory of rising ground which commanded the prettiest view of Greenwater lake. A platform of wood was built out from the bank, to be used for bathing by good swimmers who were not afraid of a plunge into deep water. I stood on the platform and looked round me. The trees that fringed the shore on either hand murmured their sweet sylvan music in the night air; the moonlight trembled softly on the rippling water. Away on my right hand I could just see the old wooden shed that once sheltered my boat in the days when Mary went sailing with me and worked the green flag. On my left was the wooden paling that followed the curves of the winding creek, and beyond it rose the brown arches of the decoy for wild fowl, now falling to ruin for want of use. Guided by the radiant moonlight, I could see the very spot on which Mary and I had stood to watch the snaring of the ducks. Through the hole in the paling before which the decoy-dog had shown himself, at Dermody's signal, a water-rat now passed, like a little black shadow on the bright ground, and was lost in the waters of the lake. Look where I might, the happy by-gone time looked back in mockery, and the voices of the past came to me with their burden of reproach: See what your life was once! Is your life worth living now?
Ich hob einen Stein auf und warf ihn in das Wasser. Dann beobachtete ich, wie das Wasser sich um die Stelle ringelte, an er er versank. Ich überdachte mir, ob wohl je ein geübter Schwimmer, wie ich es war, versucht hatte, sich durch Ertrinken den Tod zu geben und an seinem Entschluss zu sterben so fest gehalten hätte, dass er der Versuchung, sich durch seine eigene Geschicklichkeit vor dem Versinken zu bewahren, widerstanden. Ich fühlte mich sehr erregt, ob durch den Anblick des Sees oder durch irgend etwas, was mit den Gedanken in Verbindung stand, die er in mir erweckt hatte, weiß ich nicht. Ich kehrte aber plötzlich der schönen Aussicht den Rücken und schlug den Waldweg ein, der zu dem Hause des Vogtes führte.I picked up a stone and threw it into the lake. I watched the circling ripples round the place at which it had sunk. I wondered if a practiced swimmer like myself had ever tried to commit suicide by drowning, and had been so resolute to die that he had resisted the temptation to let his own skill keep him from sinking. Something in the lake itself, or something in connection with the thought that it had put into my mind, revolted me. I turned my back suddenly on the lonely view, and took the path through the wood which led to the bailiff's cottage.
Als ich die Tür aufgeschlossen hatte, tastete ich mich bis zu dem wohlbekannten Wohnzimmer vorwärts und öffnete die Fensterladen, um das Mondlicht hineinscheinen zu lassen.Opening the door with my key, I groped my way into the well-remembered parlor; and, unbarring the window-shutters, I let in the light of the moon.
Mit schwerem Herzen blickte ich um mich her. In jedem Teil des Zimmers machte die veraltete Einrichtung, die an einer oder zwei Stellen erneuert war, ihr stummes Anrecht an meine alte Bekanntschaft geltend. Das sanfte Mondlicht strömte quer durch das Zimmer in die Ecke, in der Mary und ich zusammenzusitzen pflegten, während Dame Dermody am Fenster in ihren mystischen Büchern las. In der entgegengesetzten Ecke entdeckte ich, von der Dunkelheit verhüllt den hochlehnigen Armstuhl von geschnitztem Eichenholz, in welchem die Sybille des Hauses an jenem denkwürdigen Tage saß, als sie uns von unserer bevorstehenden Trennung sprach und zum letzten Male ihren Segen gab. Als ich dann eine Umschau an den Wänden des Zimmers hielt, entdeckten meine Blicke, wohin ich sie auch richtete, alte Freunde: da die buntfarbigen Bilder, dort die eingerahmten Stickereien, die wir für wundervolle Kunstleistungen hielten, und den alten runden Spiegel, zu dem ich Mary oftmals emporheben musste, wenn sie »ihr Gesicht im Spiegel zu sehen« wünschte. Überall, wohin das Mondlicht drang, zeigte es mir wohlbekannte Gegenstände, die mich an die glücklichsten Tage meines Lebens erinnerten. Wiederum blickte die Vergangenheit mich höhnisch an. Wiederum hörte ich die Stimme aus alter Zeit mich voller Vorwurf fragen: Sieh, wie einst Dein Leben war! Ist es jetzt noch des Lebens wert?With a heavy heart I looked round me. The old furniture--renewed, perhaps, in one or two places--asserted its mute claim to my recognition in every part of the room. The tender moonlight streamed slanting into the corner in which Mary and I used to nestle together while Dame Dermody was at the window reading her mystic books. Overshadowed by the obscurity in the opposite corner, I discovered the high-backed arm-chair of carved wood in which the Sibyl of the cottage sat on the memorable day when she warned us of our coming separation, and gave us her blessing for the last time. Looking next round the walls of the room, I recognized old friends wherever my eyes happened to rest--the gaudily colored prints; the framed pictures in fine needle-work, which we thought wonderful efforts of art; the old circular mirror to which I used to lift Mary when she wanted "to see her face in the glass." Whenever the moonlight penetrated there, it showed me some familiar object that recalled my happiest days. Again the by-gone time looked back in mockery. Again the voices of the past came to me with their burden of reproach: See what your life was once! Is your life worth living now?
Ich setzte mich am Fenster, von wo aus ich hin und wieder das Wasser des Sees durch die Bäume schimmern sah, nieder und dachte bei mir selbst: »So weit habe ich meine Lebensreise zurückgelegt. Warum soll ich sie nicht hier beschließen?«I sat down at the window, where I could just discover, here and there between the trees, the glimmer of the waters of the lake. I thought to myself: "Thus far my mortal journey has brought me. Why not end it here?"
Wenn morgen mein Selbstmord bekannt wird, wer würde um mich trauern? Von allen lebenden Menschen war ich es vielleicht, der die geringste Zahl von Freunden besaß; ich hatte die wenigsten Pflichten gegen Andere, hatte keinen Grund zu zögern, wenn ich eine Welt verlassen wollte, die mir für meinen Ehrgeiz kein geeignetes Feld, für meine Liebe keinen Gegenstand bot.Who would grieve for me if my death were reported to-morrow? Of all living men, I had perhaps the smallest number of friends, the fewest duties to perform toward others, the least reason to hesitate at leaving a world which had no place in it for my ambition, no creature in it for my love.
Und warum brauchte es überhaupt bekannt zu werden, dass ich selbst den Tod gesucht hatte? Ich konnte es sehr wohl so einrichten, dass man einem unglücklichen Zufall die Schuld beimaß.Besides, what necessity was there for letting it be known that my death was a death of my own seeking? It could easily be left to represent itself as a death by accident.
War es nicht natürlich, dass ich an diesem schönen Sommerabende, ehe ich nach der langen Reise zu Bett ging, ein Bad in den kühlen Fluten des Sees nahm? Und konnte es mir nicht, trotzdem ich ein gewandter Schwimmer war, begegnen, dass mich unglücklicherweise ein Krampf befiel? An dem einsamen Ufer der Grünwasserfläche musste der Hilferuf eines Ertrinkenden in der Nacht ohne Erfolg bleiben, so erklärte sich also der »unglückliche« Zufall von selbst. Es stand mir also nur die Schwierigkeit im Wege, die ich mir vorhin schon vergegenwärtigt hatte. Würde ich stark genug sein, dem tierischen Instinkt der Selbsterhaltung zu widerstehen und meinem Untergehen bei dem ersten Sprunge nicht zu wehren?On that fine summer night, and after a long day of traveling, might I not naturally take a bath in the cool water before I went to bed? And, practiced as I was in the exercise of swimming, might it not nevertheless be my misfortune to be attacked by cramp? On the lonely shores of Greenwater Broad the cry of a drowning man would bring no help at night. The fatal accident would explain itself. There was literally but one difficulty in the way--the difficulty which had already occurred to my mind. Could I sufficiently master the animal instinct of self-preservation to deliberately let myself sink at the first plunge?
Die Luft im Zimmer war dick und schwer. Ich verließ es und ging draußen, bald im Schatten, bald im Mondschein, unter den Bäumen vor der Haustür auf und ab.The atmosphere in the room felt close and heavy. I went out, and walked to and fro--now in the shadow, and now in the moonlight--under the trees before the cottage door.
In diesem Augenblick hatte keiner der moralischen Gründe, die gegen den Selbstmord sprechen, irgend einen Einfluss auf mich. Ich, der ich einst weder eine Entschuldigung noch auch nur ein Verständnis für die Verzweiflung finden konnte, die Frau van Brandt zu dem Versuche, sich das Leben zu nehmen, trieb, ich betrachtete jetzt mit voller Ruhe die Tat, die mich mit Entsetzen erfüllt hatte, als ich sie von einem anderen Wesen ausführen sah! Wir sollten aus dem einen unerklärlichen Grunde recht zögern, ehe wir die Fehltritte unserer Mitmenschen verdammen, dass wir nämlich nie sicher sein können, ob nicht ähnliche Versuchungen uns verleiten, dieselben Fehltritte auch zu begehen. Wenn ich jetzt an die Ereignisse jener Nacht zurückdenke so erinnere ich mich nur, dass eine Erwägung meinen Fuß von dem verhängnisvollen Pfade zurückhielt, der zum See führte. Ich zweifelte immer wieder, ob es für einen so geübten Schwimmer, wie ich es war, überhaupt möglich sei, sich zu ertränken. Das allein beunruhigte mich. Übrigens war mein Testament gemacht und es blieben nur wenige meiner Angelegenheiten ungeordnet zurück. Ich hegte auch nicht die geringste Hoffnung für eine Wiedervereinigung mit Frau van Brandt.Of the moral objections to suicide, not one had any influence over me now. I, who had once found it impossible to excuse, impossible even to understand, the despair which had driven Mrs. Van Brandt to attempt self-destruction--I now contemplated with composure the very act which had horrified me when I saw it committed by another person. Well may we hesitate to condemn the frailties of our fellow-creatures, for the one unanswerable reason that we can never feel sure how soon similar temptations may not lead us to be guilty of the same frailties ourselves. Looking back at the events of the night, I can recall but one consideration that stayed my feet on the fatal path which led back to the lake. I still doubted whether it would be possible for such a swimmer as I was to drown himself. This was all that troubled my mind. For the rest, my will was made, and I had few other affairs which remained unsettled. No lingering hope was left in me of a reunion in the future with Mrs. Van Brandt.
Sie hatte mir nie wieder geschrieben und seit unserer letzten Trennung war sie mir auch in meinen Träumen nie wieder erschienen. Sie war wohl ohne Zweifel mit ihrem Leben im Auslande ausgesöhnt. Ich verzieh ihr, dass sie mich vergessen hatte. Ich gedachte an sie und an Andere mit den versöhnlichen Gefühlen eines Menschen, dessen Geist schon dieser Welt entrückt ist und dessen Vorstellungen sich immer enger nur um den Gedanken an seinen eigenen Tod sammeln.She had never written to me again; I had never, since our last parting, seen her again in my dreams. She was doubtless reconciled to her life abroad. I forgave her for having forgotten me. My thoughts of her and of others were the forbearing thoughts of a man whose mind was withdrawn already from the world, whose views were narrowing fast to the one idea of his own death.
Das Auf- und Abgehen fing an mich zu ermüden. Die Einsamkeit des Ortes bedrückte mich. Meine Nerven wurden durch das Bewusstsein meiner eigenen Unentschlossenheit verstimmt. Endlich, nachdem ich noch einen langen Blick durch die Bäume auf den See geworfen hatte, kam ich zu einem festen Entschluss. Ich wollte versuchen, ob ein guter Schwimmer sich wirklich ertränken kann.I grew weary of walking up and down. The loneliness of the place began to oppress me. The sense of my own indecision irritated my nerves. After a long look at the lake through the trees, I came to a positive conclusion at last. I determined to try if a good swimmer could drown himself.
Eine nächtliche ErscheinungA VISION OF THE NIGHT
Ich kehrte in das Wohnzimmer des Häuschens zurück, zog einen Stuhl an das Fenster und schlug eine leere Seite meines Notizbuches aus. Um im Falle meines Todes meinen Testamentsvollstreckern manche Mühe und Ungewissheit zu ersparen, musste ich ihnen noch einige Weisungen geben. Indem ich meinen letztwilligen Bestimmungen die gewöhnliche Aufschrift »Notizen für meine Rückkehr nach London« als Deckmantel gab, begann ich zu schreiben.RETURNING to the cottage parlor, I took a chair by the window and opened my pocket-book at a blank page. I had certain directions to give to my representatives, which might spare them some trouble and uncertainty in the event of my death. Disguising my last instructions under the commonplace heading of "Memoranda on my return to London," I began to write.
Als ich eine Seite des Notizbuches beschrieben und die andere eben aufgeschlagen hatte, überkam mich eine gewisse Schwerfälligkeit, die mich hinderte, meine Gedanken auf dem Gegenstand, den ich vor hatte, zu richten. Sofort erinnerte ich mich eines ähnlichen Zustandes, der mich in Shetland befallen hatte. als ich mich vergebens bemühte, den Brief an meine Mutter zu verfassen, den Miss Dunroß für mich schreiben wollte. Durch den Vergleich, den ich zwischen damals und jetzt anstellte, wurden meine Gedanken jetzt, wie damals, auf meine letzten Erinnerungen an Frau van Brandt, gelenkt. Eine oder zwei Minuten später gewahrte ich wiederum die seltsame körperliche Empfindung, deren ich mir zum ersten Male in dem Garten bei Mr. Dunroß's Hause bewusst wurde. Dasselbe geheimnisvolle Beben durchzitterte mich von Kopf bis Fuß. Ich blickte zwar wieder um mich, hatte aber kein klares Bewusstsein von den Gegenständen, auf denen meine Augen ruhten. Meine Nerven zitterten an diesem milden Sommerabende, als ob elektrische Strömungen in der Luft wären, denen ein Sturm folgen würde. Ich legte mein Notizbuch und Bleistift auf den Tisch und erhob mich, um wieder hinaus unter die Bäume zu gehen. Es erwies sich aber, dass selbst die kleine Anstrengung, das Zimmer zu durchschreiten, über meine Kräfte war. Ich stand an die Stelle gewurzelt und hielt mein Gesicht der offenen Tür zugewendet, durch die das Mondlicht hereinströmte.I had filled one page of the pocket-book, and had just turned to the next, when I became conscious of a difficulty in fixing my attention on the subject that was before it. I was at once reminded of the similar difficulty which I felt in Shetland, when I had tried vainly to arrange the composition of the letter to my mother which Miss Dunross was to write. By way of completing the parallel, my thoughts wandered now, as they had wandered then, to my latest remembrance of Mrs. Van Brandt. In a minute or two I began to feel once more the strange physical sensations which I had first experienced in the garden at Mr. Dunross's house. The same mysterious trembling shuddered through me from head to foot. I looked about me again, with no distinct consciousness of what the objects were on which my eyes rested. My nerves trembled, on that lovely summer night, as if there had been an electric disturbance in the atmosphere and a storm coming. I laid my pocket-book and pencil on the table, and rose to go out again under the trees. Even the trifling effort to cross the room was an effort made in vain. I stood rooted to the spot, with my face turned toward the moonlight streaming in at the open door.
Es verging eine Weile, da, als ich immer noch durch die Tür hinaussah, bemerkte ich, dass sich etwas, weit unten zwischen den Bäumen, die das Ufer des Sees einfassten, bewegte. Ich hatte zuerst den Eindruck, als ob zwei graue Schatten sich langsam durch die Baumstämme zu mir heranschlängelten. Allmälig aber gewannen die Schatten bestimmtere Umrisse, bis sie sich mir als zwei vollständig bekleidete Gestalten darstellten, von denen die eine größer war als die andere. Als sie näher und näher herankamen, verschwand die dunkelgraue Färbung um sie her. Sie wurden von einem ihnen eigenen, inneren Lichte sanft erhellt, als sie der geöffneten Tür näher traten. Ich stand zum dritten Male in der geisterhaften Gegenwart von Frau von Brandt und neben ihr an ihrer Hand erblickte ich eine zweite nie vorhergesehene Gestalt, es war die Erscheinung ihres Kindes.An interval passed, and as I still looked out through the door, I became aware of something moving far down among the trees that fringed the shore of the lake. The first impression produced on me was of two gray shadows winding their way slowly toward me between the trunks of the trees. By fine degrees the shadows assumed a more and more marked outline, until they presented themselves in the likeness of two robed figures, one taller than the other. While they glided nearer and nearer, their gray obscurity of hue melted away. They brightened softly with an inner light of their own as they slowly approached the open space before the door. For the third time I stood in the ghostly presence of Mrs. Van Brandt; and with her, holding her hand, I beheld a second apparition never before revealed to me, the apparition of her child.
So standen die Beiden Hand in Hand vor mir, selbst durch den hellen Mondschein hindurch umstrahlt von ihrem überirdischen Lichte. Das Antlitz der Mutter blickte mich wiederum mit den traurigen, stehenden Augen, deren ich mich so wohl erinnerte, an. Das unschuldige Antlitz des Kindes aber strahlte von einem engelhaften Lächeln. In unaussprechlicher Spannung erwartete ich das erste Wort, das sie sprechen, die erste Bewegung, die sie machen würden. Zuerst erfolgte die Bewegung. Das Kind ließ die Hand der Mutter los und, sich leise aufwärts hebend, schwebte es in der Luft als eine sanftstrahlende Erscheinung, die aus dem dunklen Hintergrunde der Bäume hervorleuchtete. Die Mutter glitt in das Zimmer und blieb vor dem Tische stehen, auf den ich mein Notizbuch und Bleistift niedergelegt hatte, als ich nicht mehr zu schreiben vermochte. Wie bei den früheren Malen nahm sie auch jetzt den Bleistift und schrieb auf die leere Seite, dann winkte sie mir wie früher, zu ihr zu kommen. Ich näherte mich ihrer ausgestreckten Hand und empfand wiederum die geheimnisvolle Wonne, als sie meine Brust berührte, wiederum hörte ich sie mit ihrer leisen, melodischen Stimme die Worte wiederholen: »Gedenke mein. Komm zu mir.« Ihre Hand sank zu meiner Brust herab. Das bleiche Licht, das mir ihre Gestalt enthüllt hatte, zitterte, erblasste und verschwand. Sie hatte gesprochen und war verschwunden. Ich ergriff das geöffnete Notizbuch und fand diesmal nur folgende Worte von der Geisterhand geschrieben:Hand-in-hand, shining in their unearthly brightness through the bright moonlight itself, the two stood before me. The mother's face looked at me once more with the sorrowful and pleading eyes which I remembered so well. But the face of the child was innocently radiant with an angelic smile. I waited in unutterable expectation for the word that was to be spoken, for the movement that was to come. The movement came first. The child released its hold on the mother's hand, and floating slowly upward, remained poised in midair--a softly glowing presence shining out of the dark background of the trees. The mother glided into the room, and stopped at the table on which I had laid my pocket-book and pencil when I could no longer write. As before, she took the pencil and wrote on the blank page. As before, she beckoned to me to step nearer to her. I approached her outstretched hand, and felt once more the mysterious rapture of her touch on my bosom, and heard once more her low, melodious tones repeating the words: "Remember me. Come to me." Her hand dropped from my bosom. The pale light which revealed her to me quivered, sunk, vanished. She had spoken. She had gone. I drew to me the open pocket-book. And this time I saw, in the writing of the ghostly hand, these words only:
»Folge dem Kinde.«"Follow the Child."
Ich sah in die einsame, nächtliche Landschaft wiederum hinaus. Dort, mild auf dem dunklen Hintergrunde der Bäume erglänzend, schwebte in der Luft noch immer die Erscheinung des Kindes im Sternenlichte.I looked out again at the lonely night landscape. There, in mid-air, shining softly out of the dark background of the trees, still hovered the starry apparition of the child.
Ohne es mir selbst klar bewusst zu sein, trat ich vor und überschritt die Türschwelle. Zwischen den Bäumen bewegte sich vor mir her die sanft leuchtende Gestalt des Kindes. Ich folgte ihm, als befände ich mich im Zauberbann. Die Erscheinung, die immer vor mir herschwebte, führte mich durch den Wald, an meiner alten Heimat vorbei, zurück zu den einsamen Nebenwegen, auf denen ich von dem Marktflecken nach dem Hause hergewandert war. Die lichte Gestalt des Kindes, die tief unten an dem wolkenlosen Himmel schwebte, hielt von Zeit zu Zeit still, als wir beide unseren Weg zurücklegten. Sein strahlendes Gesicht blickte lächelnd auf mich nieder, dann winkte es mit seiner kleinen Hand und schwebte wieder weiter, indem es mich geleitete, wie in alter Zeit der Stern den Weisen des Morgenlandes ihren Weg zeigte.Advancing without conscious will of my own, I crossed the threshold of the door. The softly glowing vision of the child moved away before me among the trees. I followed, like a man spellbound. The apparition, floating slowly onward, led me out of the wood, and past my old home, back to the lonely by-road along which I had walked from the market-town to the house. From time to time, as we two went on our way, the bright figure of the child paused, hovering low in the cloudless sky. Its radiant face looked down smiling on me; it beckoned with its little hand, and floated on again, leading me as the Star led the Eastern sages in the olden time.
Ich erreichte die Stadt. Die Luftgestalt des Kindes hielt an und schwebte über dem Hause, wo ich am Abend meinen Reisewagen zurückgelassen hatte. Ich befahl, dass die Pferde zu einer weiteren Reise angespannt wurden. Der Postillon erwartete meine weiteren Bestimmungen. Ich blickte aufwärts. Des Kindes Hand deutete südwärts, den Weg nach London entlang. Ich gab dem Manne den Befehl, nach dem Orte zurückzukehren, wo ich den Wagen gemietet hatte. Im Weiterfahren sah ich von Zeit zu Zeit aus dem Fenster. Die lichte Gestalt des Kindes schwebte vor mir her, tief unten am wolkenlosen Himmel dahingleitend. Ich wechselte von Station zu Station die Pferde und fuhr die ganze Nacht hindurch immer weiter, bis die Sonne am östlichen Himmel aufging. Ob es Nacht oder Tag war, die Gestalt des Kindes schwebte in ihrem gleichmäßigen, geheimnisvollen Lichte immer vor mir her. Sie geleitete mich eine Meile nach der andern vorwärts auf dem Wege nach Süden, bis wir die ländlichen Umgebungen hinter uns ließen und durch das Getöse und Gewirre der großen Stadt hindurch, im Schatten des alten Tower anlangten, wo wir vor uns den Fluss, der daran vorüberfließt, erblickten.I reached the town. The airy figure of the child paused, hovering over the house at which I had left my traveling-carriage in the evening. I ordered the horses to be harnessed again for another journey. The postilion waited for his further directions. I looked up. The child's hand was pointing southward, along the road that led to London. I gave the man his instructions to return to the place at which I had hired the carriage. At intervals, as we proceeded, I looked out through the window. The bright figure of the child still floated on before me gliding low in the cloudless sky. Changing the horses stage by stage, I went on till the night ended--went on till the sun rose in the eastern heaven. And still, whether it was dark or whether it was light, the figure of the child floated on before me in its changeless and mystic light. Mile after mile, it still led the way southward, till we left the country behind us, and passing through the din and turmoil of the great city, stopped under the shadow of the ancient Tower, within view of the river that runs by it.
Der Postillon kam an die Wagentür und fragte mich, ob ich noch ferner seiner Dienste bedürfe. Als ich die Gestalt des Kindes auf seiner lustigen Bahn stillstehen sah, hatte ich ihm zugerufen, dass er anhalten möchte. Nun sah ich wieder hinauf. Die Hand des Kindes wies nach dem Flusse. Ich bezahlte den Postillon und verließ den Wagen. Das Kind führte mich, vor mir herschwebend, zu einem Landungsplatz, der mit Reisenden und ihrem Gepäck angefüllt war. Ein Schiff lag vor der Landungsbrücke, eben zur Abfahrt gerüstet. Das Kind führte mich an Bord des Schiffes und verweilte dann über mir in der dunstigen Luft schwebend. Ich sah hinauf. Das Kind sah mit seinem strahlenden Lächeln zu mir nieder und deutete den Strom entlang, ostwärts auf die ferne See. Während meine Augen fest auf die sanft dahingleitende Gestalt geheftet waren, sah ich sie verschwinden, aufwärts, immer aufwärts zu dem höheren Lichte, wie die Lerche aufwärts und weiter aufwärts an dem Morgenhimmel verschwindet. So war ich nun wieder mit meinen irdischen Mitmenschen allein und mir blieb kein anderer Aufschluss, um mich weiter zu führen, als die Hand des Kindes, die ostwärts auf die ferne See gedeutet hatte.The postilion came to the carriage door to ask if I had further need of his services. I had called to him to stop, when I saw the figure of the child pause on its airy course. I looked upward again. The child's hand pointed toward the river. I paid the postilion and left the carriage. Floating on before me, the child led the way to a wharf crowded with travelers and their luggage. A vessel lay along-side of the wharf ready to sail. The child led me on board the vessel and paused again, hovering over me in the smoky air. I looked up. The child looked back at me with its radiant smile, and pointed eastward down the river toward the distant sea. While my eyes were still fixed on the softly glowing figure, I saw it fade away upward and upward into the higher light, as the lark vanishes upward and upward in the morning sky. I was alone again with my earthly fellow-beings--left with no clew to guide me but the remembrance of the child's hand pointing eastward to the distant sea.
Ein Matrose wickelte in meiner Nähe auf dem Deck einen losen Ankertau auf. Ich fragte ihn, nach welchem Hafen das Schiff steuere. Der Mann sah mich mit mürrischem Erstaunen an und antwortete: »Noch Rotterdam.«A sailor was near me coiling the loosened mooring-rope on the deck. I asked him to what port the vessel was bound. The man looked at me in surly amazement, and answered: "To Rotterdam."
Über Land und MeerBY LAND AND SEA
Es kümmerte mich wenig, nach welchem Hafen das Schiff steuerte, wusste ich doch, wohin ich auch ging, dass ich auf dem sicheren Wege zu Frau van Brandt war. Sie bedurfte wiederum meiner und hatte nach mir verlangt. Wohin die Geisterhand des Kindes gewiesen hatte, dahin musste ich meinen Weg verfolgen, ob er mich ins Ausland führte oder in die Heimat wies. Ich war überzeugt, dass ich weiter geleitet werden würde, so wie ich das Festland betrat und hielt an diesem Glauben so fest, wie an dem Bewusstsein, dass mich die Geistererscheinung des Kindes bis hierher geführt hatte.IT mattered little to me to what port the vessel was bound. Go where I might, I knew that I was on my way to Mrs. Van Brandt. She had need of me again; she had claimed me again. Where the visionary hand of the child had pointed, thither I was destined to go. Abroad or at home, it mattered nothing: when I next set my foot on the land, I should be further directed on the journey which lay before me. I believed this as firmly as I believed that I had been guided, thus far, by the vision of the child.
Ich hatte zwei Nächte hindurch nicht geschlafen - nun übermannte mich die Müdigkeit. Ich stieg in die Kajüte hinab und legte mich in einen leeren Winkel nieder, um zu schlafen. Als ich wieder erwachte war es Nacht geworden, das Schiff war auf der hohen See.For two nights I had not slept--my weariness overpowered me. I descended to the cabin, and found an unoccupied corner in which I could lie down to rest. When I awoke, it was night already, and the vessel was at sea.
Ich begab mich auf Deck um die frische Luft zu genießen, nach kurzer Zeit aber kehrte das Gefühl der Müdigkeit wieder zurück und ich schlief wiederum mehrere Stunden lang. Ohne Zweifel würde der mir befreundete Arzt dieses nimmer wiederkehrende Bedürfnis nach Ruhe, dem erschöpften Zustande meines Gehirns zugeschrieben haben, das durch die Fantasiegebilde, die es ununterbrochen viele Stunden lang beschäftigt hatten zu sehr erregt worden war. Kurz ich wachte nur dann und wann einige Augenblicke lang während der ganzen Reise, mag die Ursache dazu gewesen sein, welche sie wolle, die übrige Zeit lag ich wie ein ermüdetes Tier in Schlaf versunken.I went on deck to breathe the fresh air. Before long the sensation of drowsiness returned; I slept again for hours together. My friend, the physician, would no doubt have attributed this prolonged need of repose to the exhausted condition of my brain, previously excited by delusions which had lasted uninterruptedly for many hours together. Let the cause be what it might, during the greater part of the voyage I was awake at intervals only. The rest of the time I lay like a weary animal, lost in sleep.
Als ich bei Rotterdam die Küste betrat, bemühte ich mich gleich zuerst den Weg nach dem englischen Konsulat zu erfahren. Da ich nur noch eine sehr kleine Geldsumme übrig behalten hatte, war es, nach allen meinen Erfahrungen das Geratenste, dass ich, ehe ich etwas Anderes unternahm, die nötigen Schritte tat, um meine Börse wieder zu füllen.When I stepped on shore at Rotterdam, my first proceeding was to ask my way to the English Consulate. I had but a small sum of money with me; and, for all I knew to the contrary, it might be well, before I did anything else, to take the necessary measures for replenishing my purse.
Meine Reisetasche hatte ich bei mir. Als ich nach der Grünwasserfläche reiste, hatte ich sie in dem Gasthause des Marktfleckens zurückgelassen und der Diener hatte sie mir in den Wagen gelegt, als ich wieder nach London abreiste. Diese Tasche enthielt einige Briefe, die mir, um dem Konsul meine Identität zu beweisen, von Nutzen sein konnten. Er gab mir die nötigen Empfehlungen an das Haus in Rotterdam, das mit meinen Londoner Bankiers in Verbindung stand.I had my traveling-bag with me. On the journey to Greenwater Broad I had left it at the inn in the market-town, and the waiter had placed it in the carriage when I started on my return to London. The bag contained my checkbook, and certain letters which assisted me in proving my identity to the consul. He kindly gave me the necessary introduction to the correspondents at Rotterdam of my bankers in London.
Als ich mein Geld empfangen und einige notwendige Sachen eingekauft hatte, ging ich langsam die Straße entlang, ohne zu wissen, wohin ich mich zunächst wenden würde. Ich erwartete zuversichtlich ein Ereignis, das meine Schritte leiten sollte. Kaum war ich hundert Schritte weiter gegangen, als ich an den Fensterladen eines Hauses, das allem Anscheine nach kaufmännischen Zwecken diente, den Namen »van Brandt« angeschrieben sah.Having obtained my money, and having purchased certain necessaries of which I stood in need, I walked slowly along the street, knowing nothing of what my next proceeding was to be, and waiting confidently for the event which was to guide me. I had not walked a hundred yards before I noticed the name of "Van Brandt" inscribed on the window-blinds of a house which appeared to be devoted to mercantile purposes.
Die Haustür stand offen. Eine zweite, an einer Seite des Flures belegene Tür führte in das Geschäftslokal. Ich betrat das Zimmer und fragte nach Herrn van Brandt. Man rief mir einen jungen Mann, der der englischen Sprache mächtig war, um sich mit mir zu verständigen. Er sagte mir, dass das Geschäft von drei Inhabern desselben Namens geführt werde und fragte mich, welchen davon ich zu sprechen wünsche. Ich erinnerte mich noch des Taufnamens von van Brandt und nannte ihn; es war aber in dem Geschäft kein »Herr Ernst van Brandt« bekannt.The street door stood open. A second door, on one side of the passage, led into the office. I entered the room and inquired for Mr. Van Brandt. A clerk who spoke English was sent for to communicate with me. He told me there were three partners of that name in the business, and inquired which of them I wished to see. I remembered Van Brandt's Christian name, and mentioned it. No such person as "Mr. Ernest Van Brandt" was known at the office.
»Unser Haus hier ist nur von der Firma van Brandt abgezweigt,« erklärte mir der junge Mann. »Das Hauptgeschäft befindet sich in Amsterdam. Wenn Sie dort nachfragen, wird man Ihnen sicher sagen können, wo Herr Ernst van Brandt sich aufhält.«"We are only the branch house of the firm of Van Brandt here," the clerk explained. "The head office is at Amsterdam. They may know where Mr. Ernest Van Brandt is to be found, if you inquire there."
Es kümmerte mich wenig, wohin mein Weg mich führte, wenn das Ziel nur Frau van Brandt war. Da es für diesen Tag zu spät zur Abreise war, schlief ich in einem Hotel. Die Nacht verging ruhig und ohne irgend welches Ereignis. Am nächsten Tage reiste ich mit einer gewöhnlichen Fahrgelegenheit nach Amsterdam ab.It mattered nothing to me where I went, so long as I was on my way to Mrs. Van Brandt. It was too late to travel that day; I slept at a hotel. The night passed quietly and uneventfully. The next morning I set forth by the public conveyance for Amsterdam.
Als ich bei meiner Ankunft dort meine Nachfragen in dem Hauptgeschäft wiederholt, wurde ich an einen der Inhaber gewiesen. Er sprach vollkommen gut Englisch und empfing mich mit einer Art von Interesse, dessen Ursache ich mir zuerst nicht erklären konnte. »Ich kenne Herrn Ernst van Brandt sehr gut,« sagte er. »Darf ich fragen ob sie ein Freund oder Verwandter der englischen Dame sind, die er uns hier als seine Frau vorgestellt hat?«Repeating my inquiries at the head office on my arrival, I was referred to one of the partners in the firm. He spoke English perfectly; and he received me with an appearance of interest which I was at a loss to account for at first. "Mr. Ernest Van Brandt is well known to me," he said. "May I ask if you are a relative or friend of the English lady who has been introduced here as his wife?"
Ich bejahte die Frage und fügte hinzu, dass ich gekommen sei, um der Dame jeden Beistand zu leisten, dessen sie bedürfen könnte.I answered in the affirmative; adding, "I am here to give any assistance to the lady of which she may stand in need."
Die nächsten Worte des Kaufmannes erklärten mir das scheinbare Interesse, was er an mir gleich beim Empfange zu nehmen schien. »Sie sind sehr willkommen,« sagte er, »denn Sie befreien meine Kompagnons und mich von einer großen Sorge. Was ich damit sagen will, kann ich Ihnen nur erklären, wenn ich für einen Augenblick über die Geschäftsangelegenheiten meiner Firma zu Ihnen spreche. Wir besitzen in der altertümlichen Stadt Enkhuizen, an den Ufern der Zuidersees eine Fischerei. In früheren Zeit besaß Herr Ernst van Brandt einen Anteil daran, den er später verkaufte. In den letzten Jahren nahm der Gewinn ans dieser Quelle sehr ab und wir denken daran die Fischerei aufzugeben, wenn unsere wiederholten Bemühungen in dieser Richtung nicht von besserem Erfolge gekrönt werden. Inzwischen erinnerten wir uns an Herrn Ernst van Brandt, als wir eine unbesetzte Stelle in unserem Geschäftshause in Enkhuizen hatten und boten ihm an, ob er als Schreiber dort seine Beziehungen zu unserem Hause wieder aufnehmen wollte. Er ist mit einem meiner Kompagnons verwandt und dennoch bin ich leider gezwungen Ihnen der Wahrheit gemäß zu gestehen, dass er ein sehr schlechter Mensch ist. Er hat unser Wohlwollen für ihn durch Unterschleife belohnt, die er mit unserem Gelde gemacht hat und ist nun geflohen, ohne dass es uns bis jetzt gelungen ist, die Richtung zu ermitteln. Die englische Dame hat er mit ihrem Kinde in Enkhuizen zurückgelassen - und bis Sie heute hier ankamen, waren wir eigentlich ratlos, was wir mit ihnen anfangen sollten. Ich weiß nicht, mein Herr, ob Sie davon unterrichtet sind - aber die Lage der Dame ist dadurch doppelt trostlos, dass ernste Zweifel darüber obwalten, ob sie wirklich van Brandts Frau ist. Wir wissen bestimmt, dass er vor einigen Jahren mit einer andern Frau im Geheimen getraut worden ist und haben keinerlei Beweise, dass diese erste Frau tot ist. Wenn wir Ihnen in Ihren Anstrengungen Ihrer unglücklichen Landsmännin beizustehen, irgend wie nützlich sein können, so bitten wir Sie, ganz über unsere Dienste zu verfügen.«The merchant's next words explained the appearance of interest with which he had received me. "You are most welcome," he said. "You relieve my partners and myself of a great anxiety. I can only explain what I mean by referring for a moment to the business affairs of my firm. We have a fishing establishment in the ancient city of Enkhuizen, on the shores of the Zuyder Zee. Mr. Ernest Van Brandt had a share in it at one time, which he afterward sold. Of late years our profits from this source have been diminishing; and we think of giving up the fishery, unless our prospects in that quarter improve after a further trial. In the meantime, having a vacant situation in the counting-house at Enkhuizen, we thought of Mr. Ernest Van Brandt, and offered him the opportunity of renewing his connection with us, in the capacity of a clerk. He is related to one of my partners; but I am bound in truth to tell you that he is a very bad man. He has awarded us for our kindness to him by embezzling our money; and he has taken to flight--in what direction we have not yet discovered. The English lady and her child are left deserted at Enkhuizen; and until you came here to-day we were quite at a loss to know what to do with them. I don't know whether you are already aware of it, sir; but the lady's position is made doubly distressing by doubts which we entertain of her being really Mr. Ernest Van Brandt's wife. To our certain knowledge, he was privately married to another woman some years since; and we have no evidence whatever that the first wife is dead. If we can help you in any way to assist your unfortunate country-woman, pray believe that our services are at your disposal."
Ich brauche wohl nicht zu sagen, in welcher atemloser Spannung ich diesen Worten lauschte. Nun musste sie sicher zu mir zurückkehren, wie meine arme Mutter vorausgesagt.With what breathless interest I listened to these words it is needless to say. Van Brandt had deserted her! Surely (as my poor mother had once said) "she must turn to me now."
Die Hoffnung, die mich schon ganz verlassen, erfüllte nun wiederum mein Herz und die Zukunft, an die ich so lange zagend gedacht hatte, lag nun strahlend vom bevorstehenden Glücke vor meinen Blicken. Ich dankte dem guten Kaufmanne mit einer Innigkeit, die ihn in Erstaunen setzte. »Helfen Sie mir nur auf den Weg nach Enkhuizen,« sagte ich, »alles Übrige überlassen Sie mir dann getrost.«The hopes that had abandoned me filled my heart once more; the future which I had so long feared to contemplate showed itself again bright with the promise of coming happiness to my view. I thanked the good merchant with a fervor that surprised him. "Only help me to find my way to Enkhuizen," I said, "and I will answer for the rest."
»Die Reise wird Ihnen größere Ausgaben verursachen,« erwiderte der Kaufmann. »Verzeihen Sie, wenn ich Sie gerade herausfrage, ob sie auch mit Geld versehen sind?«"The journey will put you to some expense," the merchant replied. "Pardon me if I ask the question bluntly. Have you money?"
»Sehr reichlich!«"Plenty of money."
»Gut denn! Das Übrige ist bald getan. Ich werde Sie der Obhut eines Ihrer Landsleute übergeben, der seit vielen Jahren in unserem Comptoir angestellt ist. Als Fremder wird es für Sie am Leichtesten sein die Reise zur See zu machen und der Engländer wird Ihnen bei dem Mieten eines Bootes behilflich sein.«"Very good. The rest will be easy enough. I will place you under the care of a countryman of yours, who has been employed in our office for many years. The easiest way for you, as a stranger, will be to go by sea; and the Englishman will show you where to hire a boat."
In wenigen Minuten war ich mit dem Schreiber auf dem Wege nach dem Hafen.In a few minutes more the clerk and I were on our way to the harbor.
Das Auffinden eines Bootes und die Beschaffung der nötigen Leute veranlasste Schwierigkeiten, die ich nicht vorausgesehen hatte. Als es nun endlich gelungen war, mussten wir an die Verpflegung für die Reise denken. Dank der Erfahrung meines Begleiters und der herzlichen Bereitwilligkeit mit der er alles nötige ausführte, waren meine Vorbereitungen doch noch vor Einbruch der Nacht beendet. Am nächsten Morgen konnte ich nach meinem Bestimmungsorte absegeln.Difficulties which I had not anticipated occurred in finding the boat and in engaging a crew. This done, it was next necessary to purchase provisions for the voyage. Thanks to the experience of my companion, and to the hearty good-will with which he exerted it, my preparations were completed before night-fall. I was able to set sail for my destination on the next day.
Das Boot hatte für die Fahrt auf dem Zuidersee die doppelte Annehmlichkeit, groß zu sein und verhältnismäßig wenig Wasser zu ziehen. Die Kajüte des Kapitäns war am hinteren Ende des Schiffes und die zwei oder drei Leute, die die Bemannung bildeten, waren im Bug untergebracht. Nachdem der Raum an einer Seite für den Kapitän, an der anderen für die Leute abgeteilt war, blieb die ganze Mitte des Bootes für mich und wurde mir als Kajüte überwiesen. So hatte ich keinen Grund mich über Mangel an Raum zu beklagen, da das Schiff zwischen fünfzig und sechzig Tonnen maß. Ich hatte ein bequemes Bett, einen Tisch und einige Stühle. Die Küche lag in angenehmer Entfernung von mir auf dem vorderen Ende des Bootes. Ich begab mich, auf meinen eigenen Wunsch, ohne Diener oder Dolmetscher auf die Reise, denn ich zog es vor allein zu sein. Der holländische Kapitän war früher einmal in seinem Leben in Frankreich in der kaufmännischen Marine angestellt gewesen und daher konnten wir uns, wenn es einmal nötig oder wünschenswert war, durch Vermittelung der französischen Sprache verständigen.The boat had the double advantage, in navigating the Zuyder Zee, of being large, and of drawing very little water; the captain's cabin was at the stern; and the two or three men who formed his crew were berthed forward, in the bows. The whole middle of the boat, partitioned off on the one side and on the other from the captain and the crew, was assigned to me for my cabin. Under these circumstances, I had no reason to complain of want of space; the vessel measuring between fifty and sixty tons. I had a comfortable bed, a table, and chairs. The kitchen was well away from me, in the forward part of the boat. At my own request, I set forth on the voyage without servant or interpreter. I preferred being alone. The Dutch captain had been employed, at a former period of his life, in the mercantile navy of France; and we could communicate, whenever it was necessary or desirable, in the French language.
Wir ließen die Türme von Amsterdam hinter uns und segelten über das stille Wasser des Flusses dem Zuidersee zu.We left the spires of Amsterdam behind us, and sailed over the smooth waters of the lake on our way to the Zuyder Zee.
Die Geschichte dieses wunderbaren Sees ist schon an sich selbst ein Roman. Zur Zeit als Rom die Beherrscherin der Welt war, existierte er noch nicht. Wo jetzt die Wellen rauschen, umgrenzten damals weite Waldstrecken einen großen Binnensee, der nur durch einen Fluss seinen Ausgang in die See fand. Durch andauernde Stürme angeschwollen, überflutet der See seine Ufer und seine wütenden Wellen rasteten nicht, bis sie alle Hindernisse ans ihrem Wege zerstörend, die äußerste Grenze des Landes erreicht hatten. Die große Nordsee stürzte durch die verderbliche Öffnung hinein und seit jener Zeit besteht der Zuidersee so, wie wir ihn jetzt kennen. Jahre vergingen, Generationen folgten auf einander und an den Ufern des neuen Ozeans entstanden große, bevölkerte Städte, die reich an Handel und berühmt in der Geschichte wurden. Jahrhunderte hindurch währte ihr Wohlstand, bis das nächste Ereignis in der Reihe mächtiger Verwandlungen heranreifte und zum Ausbruch kam. Die Bewohner der Städte am Zuidersee versanken, abgesondert von der übrigen Welt, eitel auf sich selbst und ihr Wohlergehen, unbekümmert um den Fortschritt die benachbarten Nationen, in jene verhängnisvolle Trägheit, die abgesonderten Völkern eigen ist. Die Wenigen aus der Bevölkerung die noch die Reliquien der alten Energie bewegt hatten, wanderten aus, während die zurückbleibende Menge geduldig dem abnehmenden Verkehr und dem Verfall ihrer Institutionen zusah. Als das neunzehnte Jahrhundert herangekommen war, zählte man die Bevölkerung die sich einst auf Tausende belief, nach Hunderten. Der Handel hörte auf, ganze Straßen waren verlassen. Häfen, die sonst von Schiffen wimmelten, waren durch die Anhäufung des Sandes, der man in keiner Weise steuerte, ganz zerstört. Jetzt nun in unserer Zeit ist gegen den Verfall dieser einst blühenden Städte keine Abhülfe mehr möglich und man zieht nun für die nächste große Verwandlung den Plan in Betracht, die nutzlose Wasserfläche auszutrocknen, um den kommenden Generationen das wiedergewonnene Land zur fruchtbaren Bearbeitung zu übergeben. Das ist in kurzem die Geschichte des Zuidersees.The history of this remarkable sea is a romance in itself. In the days when Rome was mistress of the world, it had no existence. Where the waves now roll, vast tracts of forest surrounded a great inland lake, with but one river to serve it as an outlet to the sea. Swelled by a succession of tempests, the lake overflowed its boundaries: its furious waters, destroying every obstacle in their course, rested only when they reached the furthest limits of the land. The Northern Ocean beyond burst its way in through the gaps of ruin; and from that time the Zuyder Zee existed as we know it now. The years advanced, the generations of man succeeded each other; and on the shores of the new ocean there rose great and populous cities, rich in commerce, renowned in history. For centuries their prosperity lasted, before the next in this mighty series of changes ripened and revealed itself. Isolated from the rest of the world, vain of themselves and their good fortune, careless of the march of progress in the nations round them, the inhabitants of the Zuyder Zee cities sunk into the fatal torpor of a secluded people. The few members of the population who still preserved the relics of their old energy emigrated, while the mass left behind resignedly witnessed the diminution of their commerce and the decay of their institutions. As the years advanced to the nineteenth century, the population was reckoned by hundreds where it had once been numbered by thousands. Trade disappeared; whole streets were left desolate. Harbors, once filled with shipping, were destroyed by the unresisted accumulation of sand. In our own times the decay of these once flourishing cities is so completely beyond remedy, that the next great change in contemplation is the draining of the now dangerous and useless tract of water, and the profitable cultivation of the reclaimed land by generations that are still to come. Such, briefly told, is the strange story of the Zuyder Zee.
Als wir weiter vorwärts kamen und den Fluss verließen, bemerkte ich die schwarzgelbe Farbe des Sees, die die Sandbänke, durch die unerfahrenen Seeleuten leicht Gefahren erwachsen können, dem flachen Wasser geben. Wir rasteten für die Nacht an der Fischerinsel Marken, die mir, beleuchtet von dem letzten Schimmer des Zwielichts, als ein armseliger verlassener, ernst aussehender Ort erschien. Hier und da erhoben sich die giebligen Hütten, die an die Hügel gelehnt waren, schwarz gegen den dunkelgrauen Himmel. Hin und wieder erschien eine menschliche Gestalt am Ufer und stand in stiller Betrachtung des fremden Bootes versunken. Das war Alles was ich von der Insel Marken sah. As we advanced on our voyage, and left the river, I noticed the tawny hue of the sea, caused by sand-banks which color the shallow water, and which make the navigation dangerous to inexperienced seamen. We found our moorings for the night at the fishing island of Marken--a low, lost, desolate-looking place, as I saw it under the last gleams of the twilight. Here and there, the gabled cottages, perched on hillocks, rose black against the dim gray sky. Here and there, a human figure appeared at the waterside, standing, fixed in contemplation of the strange boat. And that was all I saw of the island of Marken.
In manchen Augenblicken wurde mir die Wirklichkeit meiner eigenen Tage zweifelhaft, als ich in der stillen Nacht auf einem fremden Meere wach lag.Lying awake in the still night, alone on a strange sea, there were moments when I found myself beginning to doubt the reality of my own position.
War das Alles ein Traum? Meine Selbstmordgedanken, meine Vision von Mutter und Tochter, meine Rückreise nach der Hauptstadt, die von der Erscheinung des Kindes geleitet wurde, meine Reise nach Holland, mein nächtliches Ankern auf dem unbekannten See - waren das Alles nur, so zu sagen, Bruchstücke derselben krankhaften, inneren Verwirrung, alles Täuschungen aus denen ich jeden Augenblick erwachen konnte um mich dann wieder im Vollbesitz meiner Sinne in dem Hotel in London zu befinden? Da mich meine Zweifel immer mehr verwirrten und weiter und weiter von einem entschiedenen Schlusse ablenkten, verließ ich mein Bett und begab mich auf Deck, um die Umgebung zu wechseln. Es war eine stille, bewölkte Nacht. Die Insel war nichts weiter als ein dunklerer Schatten in der dunklen Öde um mich her. Der einzige Laut, der mein Ohr erreichte, war das schwere Atmen des Kapitäns und seiner Leute, die zu beiden Seiten von mir schliefen. Ich lauschte und blickte rings um mich her in der Dunkelheit, die mich umgab. Es zeigte sich aber keine neue Erscheinung. Als ich wieder zur Kajüte zurückkehrte und endlich einschlummerte, träumte ich nicht. Es schien als hätte ich in England Alles zurückgelassen, was sich in den letzten Ereignissen meines Lebens Geheimnisvolles und Wunderbares zugetragen hatte. Als ich Holland erreicht hatte, war ja meine Handlungsweise nur durch ganz natürliche Umstände und durch ganz alltägliche Entdeckungen, die jedermann in meiner Lage gemacht haben würde, beeinflusst worden. Was bedeutete das? Hatte meine Gabe als Geisterseher mich in dem neuen Lande unter fremden Menschen verlassen? Oder hatte mein Schicksal mich an den Ort geführt, wo die Sorgen meiner irdischer Pilgerfahrt ihr Ende erreichen sollten? Wer konnte das sagen?Was it all a dream? My thoughts of suicide; my vision of the mother and daughter; my journey back to the metropolis, led by the apparition of the child; my voyage to Holland; my night anchorage in the unknown sea--were these, so to speak, all pieces of the same morbid mental puzzle, all delusions from which I might wake at any moment, and find myself restored to my senses again in the hotel at London? Bewildered by doubts which led me further and further from any definite conclusion, I left my bed and went on deck to change the scene. It was a still and cloudy night. In the black void around me, the island was a blacker shadow yet, and nothing more. The one sound that reached my ears was the heavy breathing of the captain and his crew sleeping on either side of me. I waited, looking round and round the circle of darkness in which I stood. No new vision showed itself. When I returned again to the cabin, and slumbered at last, no dreams came to me. All that was mysterious, all that was marvelous, in the later events of my life seemed to have been left behind me in England. Once in Holland, my course had been influenced by circumstances which were perfectly natural, by commonplace discoveries which might have revealed themselves to any man in my position. What did this mean? Had my gifts as a seer of visions departed from me in the new land and among the strange people? Or had my destiny led me to the place at which the troubles of my mortal pilgrimage were to find their end? Who could say?
Am nächsten Morgen in aller Frühe segelten wir weiter. Early the next morning we set sail once more.
Unsere Richtung war beinahe nordwärts. Zu einer Seite lag mir der dunkelgelbe See, dessen Farbe sich unter gewissen Witterungseinflüssen in ein trübes Perlgrau verwandelte. Zur andern Seite war die flache sich hinschlängelnde Küste, auf der gelber Sand mit grünen Wiesenstrecken wechselte, dann und wann von Städten und Dörfern unterbrochen, deren rote, ziegelgedeckte Dächer und spitze Kirchtürme heiter zum klaren, blauen Himmel hinaufragten. Der Kapitän schlug mir einen Besuch in den berühmten Städten Edam und Hoorn vor, aber ich lehnte es ab ans Land zu gehen. Mein einziger Wunsch war die altertümliche Stadt zu erreichen in der Frau van Brandt verlassen lebte. Als wir die Richtung wechselten, um auf das Vorgebirge los zu steuern auf dem Enkhuizen liegt, ließ der Wind nach, - drehte sich dann nach einer anderen Richtung und wurde so stark, dass er die Schwierigkeiten der Fahrt sehr vergrößerte. So lange als irgend möglich, bestand ich darauf, dass wir unsern Weg fortsetzten. Nach Sonnenuntergang ließ die Gewalt des Windes nach. Die Nacht war wolkenlos, und das gestirnte Firmament lieh uns sein bleiches, melancholisches Licht. Nach Verlauf einer Stunde drehte sich der launische Wind wieder zu unserm Gunsten. Gegen zehn Uhr liefen wir in den öden Hafen von Enkhuizen ein.Our course was nearly northward. On one side of me was the tawny sea, changing under certain conditions of the weather to a dull pearl-gray. On the other side was the flat, winding coast, composed alternately of yellow sand and bright-green meadow-lands; diversified at intervals by towns and villages, whose red-tiled roofs and quaint church-steeples rose gayly against the clear blue sky. The captain suggested to me to visit the famous towns of Edam and. Hoorn; but I declined to go on shore. My one desire was to reach the ancient city in which Mrs. Van Brandt had been left deserted. As we altered our course, to make for the promontory on which Enkhuizen is situated, the wind fell, then shifted to another quarter, and blew with a force which greatly increased the difficulties of navigation. I still insisted, as long as it was possible to do so, on holding on our course. After sunset, the strength of the wind abated. The night came without a cloud, and the starry firmament gave us its pale and glittering light. In an hour more the capricious wind shifted back again in our favor. Toward ten o'clock we sailed into the desolate harbor of Enkhuizen.
Der Kapitän und seine Leute aßen ihr einfaches Abendbrot und gingen zu Bett, da sie von ihren Anstrengungen ermüdet waren. Nach einigen Augenblicken war ich der Einzige, der auf dem Boote wachte.The captain and crew, fatigued by their exertions, ate their frugal suppers and went to their beds. In a few minutes more, I was the only person left awake in the boat.
Ich stieg aufs Deck und blickte um mich her. I ascended to the deck, and looked about me.
Unser Boot hatte an einem verlassenen Kai geankert. Außer einigen kleinen Schiffen, die ich nah bei dem unseren erblickte, bot der Hafen dieses einst wohlhabenden Ortes mir den Anblick einer weiten, einsamen Wasserfläche, die hier und da von öden Sandbänken unterbrochen war. Landwärts sah ich nur die einsamen Gebäude der Totenstadt - die düster schwarz und grimmig in dem geheimnisvollen Sternenscheine dastanden. Nirgends war ein menschliches Wesen oder auch nur ein verirrtes Tier zu erblicken. Der Ort sah jetzt so leer und leblos aus, als wäre er durch eine Seuche verwüstet worden und vor wenig mehr als hundert Jahren erreichte die Zahl seiner Bewohner sechzig Tausend. Seine Einwohnerzahl war auf den zehnten Teil zusammen geschrumpft, als ich Enkhuizen jetzt vor mir liegen sah.Our boat was moored to a deserted quay. Excepting a few fishing vessels visible near us, the harbor of this once prosperous place was a vast solitude of water, varied here and there by dreary banks of sand. Looking inland, I saw the lonely buildings of the Dead City--black, grim, and dreadful under the mysterious starlight. Not a human creature, not even a stray animal, was to be seen anywhere. The place might have been desolated by a pestilence, so empty and so lifeless did it now appear. Little more than a hundred years ago, the record of its population reached sixty thousand. The inhabitants had dwindled to a tenth of that number when I looked at Enkhuizen now!
Ich überlegte mir, was ich nun zunächst tun sollte.I considered with myself what my next course of proceeding was to be.
Jedenfalls hatte ich geringe Aussicht, Frau van Brandt aufzufinden, wenn ich zur Nachtzeit allein und ohne Führer in die Stadt zu gehen versuchte. Und würde es mir anderseits doch möglich sein, nun ich den Ort erreicht hatte, an dem sie mit ihrem Kinde freundlos und verlassen lebte, geduldig die lange Zwischenzeit abzuwarten, die vergehen musste, ehe es Morgen wurde und die Stadt erwachte. Ich kannte meine eigene selbstquälerische Natur zu gut, um das Letztere zu wählen. Komme was da wolle, ich beschloss Enkhuizen auf den Zufall hin, zu durchwandern, dass ich das Comptoir der Fischerei entdeckte und so Frau van Brandts Adresse erfuhr.The chances were certainly against my discovering Mrs. Van Brandt if I ventured alone and unguided into the city at night. On the other hand, now that I had reached the place in which she and her child were living, friendless and deserted, could I patiently wait through the weary interval that must elapse before the morning came and the town was astir? I knew my own self-tormenting disposition too well to accept this latter alternative. Whatever came of it, I determined to walk through Enkhuizen on the bare chance of meeting some one who might inform me of Mrs. Van Brandt's address.
Nachdem ich zuerst vorsichtigerweise meine Kajütentür verschlossen hatte, stieg ich vom Schiff auf den einsamen Quai und begab mich auf die nächtliche Wanderung durch die Totenstadt.First taking the precaution of locking my cabin door, I stepped from the bulwark of the vessel to the lonely quay, and set forth upon my night wanderings through the Dead City.
Unter dem FensterUNDER THE WINDOW
Nachdem ich die Lage des Hafens durch meinen Taschencompass festgestellt hatte, ging ich die nächste Straße, die vor mir lag, entlang. Wie ich vorwärts schritt, sahen mich die alten, verfallenen Häuser zu beiden Seiten finster an. Hinter dem Fenster waren keine Lichte, auf den Straßen keine Laternen. Ich ging eine Viertelstunde lang, tiefer und tiefer in das Innere der Stadt hinein, ohne einem lebenden Wesen zu begegnen, das Licht der Sterne war mein einziger Begleiter. Als ich endlich in eine Straße einbog, die breiter als die übrigen war, sah ich vor mir eine Gestalt, die sich bewegte, aber in dem Schatten der Häuser kaum zu unterscheiden war. Ich beschleunigte meine Schritte und wurde bald gewahr, dass ich einen Mann in Bauerntracht verfolgte. Als er meine Schritte hinter sich hörte, drehte er sich um und sah mich an und so wie er entdeckte, dass ich ein Fremder war, erhob er einen dicken Prügel, den er bei sich trug, schwang ihn drohend und rief mir, wie mir aus seinen Bewegungen hervorging, in seiner Sprache zu, dass ich stehen bleiben möge. Ein Fremder, der sich zu dieser Nachtzeit in Enkhuizen blicken ließ, wurde von diesem Bürger entschieden als ein Räuber betrachtet! Ich hatte unterwegs von dem Kapitän des Bootes gelernt, wie ich für den Fall dass ich mich allein in einer fremden Stadt befände, auf holländisch nach dem Wege fragen möchte und nun wiederholte ich meine Lektion, indem ich nach dem Wege zu dem Fischereigeschäft der Herren van Brandt fragte. Entweder verstand mich der Mann wegen meiner fremden Aussprache wirklich nicht, oder sein Argwohn hinderte ihn mir zu trauen.I SET the position of the harbor by my pocket-compass, and then followed the course of the first street that lay before me. On either side, as I advanced, the desolate old houses frowned on me. There were no lights in the windows, no lamps in the streets. For a quarter of an hour at least I penetrated deeper and deeper into the city, without encountering a living creature on my way--with only the starlight to guide me. Turning by chance into a street broader than the rest, I at last saw a moving figure, just visible ahead, under the shadows of the houses. I quickened my pace, and found myself following a man in the dress of a peasant. Hearing my footsteps behind him, he turned and looked at me. Discovering that I was a stranger, he lifted a thick cudgel that he carried with him, shook it threateningly, and called to me in his own language (as I gathered by his actions) to stand back. A stranger in Eukhuizen at that time of night was evidently reckoned as a robber in the estimation of this citizen! I had learned on the voyage, from the captain of the boat, how to ask my way in Dutch, if I happened to be by myself in a strange town; and I now repeated my lesson, asking my way to the fishing office of Messrs. Van Brandt. Either my foreign accent made me unintelligible, or the man's suspicions disinclined him to trust me.
Wiederum schwang er seinen Prügel und gab mir ein Zeichen zurückzubleiben. Weiter in ihn zu dringen, wäre nutzlos gewesen. Ich ging auf die andere Seite der Straße hinüber und er verschwand bald vor meinen Blicken in dem Portal eines Hauses.Again he shook his cudgel, and again he signed to me to stand back. It was useless to persist. I crossed to the opposite side of the way, and soon afterward lost sight of him under the portico of a house.
Endlich erreichte ich, den Krümmungen der Straßen immer weiter folgend, die Stelle, die ich für das Ende der Stadt hielt.Still following the windings of the deserted streets, I reached what I at first supposed to be the end of the town.
Nach meiner Schätzung lag ungefähr eine halbe Meile oder mehr vor mir ein Strich Wiesenlandes, auf dem Schafe, die dort ihre Nachtruhe hielten, verstreut lagerten. Ich schritt über das Gras weiter und bemerkte hier und da, wo sich der Boden etwas erhob, vermoderte Überreste von Mauerwerk. Als ich mich mitten auf der Wiese befand, sah ich vor mir an der entgegengesetzten Seite einen luftigen Bogen oder Torweg schmal und dunkel in die Nacht hineinragen, ohne Mauern an den Seiten, ohne weit und breit irgend ein benachbartes Gebäude entdecken zu können. Das war, wie ich später erfuhr, eines der alten Stadttore. Die in Ruinen zerfallende Mauer war zerstört worden, weil man sie als ein unnützes Hindernis, das den Boden bedeckte, ansah. Auf der öden Wiese um mich her, hatten einst die Läden der reichsten Kaufleute, die Paläste der stolzesten Edelleute Nordhollands gestanden. Ich befand mich tatsächlich auf der Stelle, die einst das reichste Viertel von Enkhuizen gewesen war. Und was war nun davon übrig geblieben? Einige Hügel von zerbrochenen Mauersteinen, ein Weideland voll süßduftendem Grase und eine kleine, schlafende Schafherde. Before me, for half a mile or more (as well as I could guess), rose a tract of meadow-land, with sheep dotted over it at intervals reposing for the night. I advanced over the grass, and observed here and there, where the ground rose a little, some moldering fragments of brickwork. Looking onward as I reached the middle of the meadow, I perceived on its further side, towering gaunt and black in the night, a lofty arch or gateway, without walls at its sides, without a neighboring building of any sort, far or near. This (as I afterward learned) was one of the ancient gates of the city. The walls, crumbling to ruin, had been destroyed as useless obstacles that cumbered the ground. On the waste meadow-land round me had once stood the shops of the richest merchants, the palaces of the proudest nobles of North Holland. I was actually standing on what had been formerly the wealthy quarter of Enkhuizen! And what was left of it now? A few mounds of broken bricks, a pasture-land of sweet-smelling grass, and a little flock of sheep sleeping.
Mich erfüllte schon der bloße Anblick der Verwüstung, ganz abgesehen von den geschichtlichen Erinnerungen mit einem Gefühl des Entsetzens Mir war, als wenn mein Gemüt in der schaurigen Stille um mich her, sein Gleichgewicht verlor. Ich fühlte unsagbare Vorahnungen von Leiden, die meiner warteten. Zum ersten Male bereute ich England verlassen zu haben, und meine Gedanken kehrten reuevoll zu den waldigen Ufern der Grünwasserfläche zurück. Wäre ich nur bei meinem Entschlusse geblieben, so ruhte ich jetzt friedlich in dem tiefen Wasser des Sees. Wofür hatte ich gelebt, Pläne entworfen, wozu war ich gereist, seit ich Dermodys Häuschen verließ? Vielleicht nur, um mich zu überzeugen, dass ich die Frau, die ich liebte, verloren hatte - in dem Augenblick, wo ich mich an demselben Orte mit ihr befand!The mere desolation of the view (apart altogether from its history) struck me with a feeling of horror. My mind seemed to lose its balance in the dreadful stillness that was round me. I felt unutterable forebodings of calamities to come. For the first time, I repented having left England. My thoughts turned regretfully to the woody shores of Greenwater Broad. If I had only held to my resolution, I might have been at rest now in the deep waters of the lake. For what had I lived and planned and traveled since I left Dermody's cottage? Perhaps only to find that I had lost the woman whom I loved--now that I was in the same town with her!
Als ich die äußerste Häuserreihe, die noch stehen geblieben war, wieder erreicht hatte, schaute ich mich in der Absicht um, die Straße zum Rückweg aufzusuchen, durch die ich hergekommen war. In dem Augenblick, als ich sie wiedergefunden zu haben glaubte, bemerkte ich ein zweites lebendes Wesen in dieser öden Stadt. Ein Mann stand an einem der letzten Häuser zu meiner Rechten vor der Tür und sah nach mir hin.Regaining the outer rows of houses still left standing, I looked about me, intending to return by the street which was known to me already. Just as I thought I had discovered it, I noticed another living creature in the solitary city. A man was standing at the door of one of the outermost houses on my right hand, looking at me.
Ich beschloss, selbst auf die Gefahr hin, mich wieder einem rauhen Empfange auszusetzen, einen letzten Versuch zu wagen, um Frau van Brandt zu entdecken, bevor ich zu meinem Boote zurückkehrte.At the risk of meeting with another rough reception, I determined to make a last effort to discover Mrs. Van Brandt before I returned to the boat.
Als der Fremde sah, dass ich mich ihm näherte, kam er mir auf halbem Wege entgegen. Seine Kleidung und Bewegungen zeigten deutlich, dass ich dieses Mal nicht jemand aus den niederen Gesellschaftsschichten vor mir hatte. Er beantwortete meine Fragen höflich in seiner Sprache. Als er sah, dass ich mich vergeblich bemühte seine Antworten zu verstehen, forderte er mich durch Zeichen auf ihm zu folgen.Seeing that I was approaching him, the stranger met me midway. His dress and manner showed plainly that I had not encountered this time a person in the lower ranks of life. He answered my question civilly in his own language. Seeing that I was at a loss to understand what he said, he invited me by signs to follow him.
Nachdem wir einige Augenblicke in einer mir ganz neuen Richtung weiter gegangen waren, blieben wir in einem kleinen Viereck, in dessen Mitte sich ein Stück gänzlich vernachlässigter Gartenanlagen befand, stehen. Mein Führer sagte auf holländisch, indem er auf ein niedriges Fenster in einem der Häuser wies, durch das ein düsteres Licht schimmerte:After walking for a few minutes in a direction which was quite new to me, we stopped in a gloomy little square, with a plot of neglected garden-ground in the middle of it. Pointing to a lower window in one of the houses, in which a light dimly appeared, my guide said in Dutch:
»Hier ist das Geschäft von van Brandt, mein Herr« - verbeugte sich und - verließ mich."Office of Van Brandt, sir," bowed, and left me.
Ich trat an das Fenster. Es stand offen, und ich reichte grade mit dem Kopfe heran. Das Licht aus dem Zimmer drang durch die Zwischenräume der hölzernen Fensterladen hinaus Ich zögerte meine Ankunft ganz plötzlich durch ein Ziehen an der Hausklingel anzukündigen, da mich immer noch eine Ahnung von bevorstehenden Sorgen bedrückte. Welch neues Ungemach konnte meiner warten, so wie die Tür geöffnet wurde? Ich blieb also unter dem Fenster und - lauschte.I advanced to the window. It was open, and it was just high enough to be above my head. The light in the room found its way outward through the interstices of closed wooden shutters. Still haunted by misgivings of trouble to come, I hesitated to announce my arrival precipitately by ringing the house-bell. How did I know what new calamity might not confront me when the door was opened? I waited under the window and listened.
Es verging kaum eine Minute bis ich die Stimme einer Frau im Zimmer vernahm. Der Zauber ihres Klanges war unverkennbar. Es war Frau van Brandts Stimme.Hardly a minute passed before I heard a woman's voice in the room. There was no mistaking the charm of those tones. It was the voice of Mrs. Van Brandt.
»Komm, mein Liebling!« sagte sie. »Es ist sehr spät, du hättest schon vor zwei Stunden zu Bett gehen müssen.«"Come, darling," she said. "It is very late--you ought to have been in bed two hours ago."
Des Kindes Stimme antwortete: »Aber ich bin nicht müde, Mama.«The child's voice answered, "I am not sleepy, mamma."
»Bedenke, dass Du krank gewesen bist, mein Kind. Du kannst wiederum erkranken, wenn Du abends so spät zu Bett gehst. Lege Dich nur erst hin, dann wirst Du schon einschlafen, wenn ich das Licht auslösche.«"But, my dear, remember you have been ill. You may be ill again if you keep out of bed so late as this. Only lie down, and you will soon fall asleep when I put the candle out."
»O bitte, lösche das Licht nicht aus," erwiderte das Kind mit großem Nachdruck. »Mein neuer Papa kommt an. Wie soll er den Weg zu uns finden, wenn Du das Licht auslöschst?«"You must not put the candle out!" the child returned, with strong emphasis. "My new papa is coming. How is he to find his way to us, if you put out the light?"
Die Mutter antwortete scharf, als ob die Worte des Kindes sie gereizt hätten.The mother answered sharply, as if the child's strange words had irritated her.
»Du sprichst Unsinn,« sagte sie, »und musst nun schlafen gehen. Mr. Germaine weiß nichts von uns, Mr. Germaine ist in England.«"You are talking nonsense," she said; "and you must go to bed. Mr. Germaine knows nothing about us. Mr. Germaine is in England."
Länger konnte ich mich nicht beherrschen. Ich rief unter dem Fenster: »Mr. Germaine ist hier!«I could restrain myself no longer. I called out under the window: "Mr. Germaine is here!"
Liebe und StolzLOVE AND PRIDE
Ein Aufschrei in dem Zimmer sagte mir, dass man mich gehört hatte. Einen Augenblick lang blieb dann Alles still, bis mich die wild und scharf gesprochenen Worte des Kindes erreichten: »Öffne die Laden Mama! Ich sagte Dir er würde kommen, ich will ihn sehen!«A CRY of terror from the room told me that I had been heard. For a moment more nothing happened. Then the child's voice reached me, wild and shrill: "Open the shutters, mamma! I said he was coming--I want to see him!"
Wiederum trat ein Augenblick des Zögerns ein, ehe die Mutter die Laden öffnete. Endlich tat sie es. Ich sah ihre dunkle Gestalt am Fenster, wie sie das Licht in der Hand hielt, und des Kindes Kopf ragte kaum sichtbar über dem niedrigsten Teile des Fensterrahmens hervor. Das niedliche Gesichtchen bewegte sich schnell hin und her, als ob meine Tochter, die mich selbst zum Vater gewählt hatte, vor Freude tanzte!There was still an interval of hesitation before the mother opened the shutters. She did it at last. I saw her darkly at the window, with the light behind her, and the child's head just visible above the lower part of the window-frame. The quaint little face moved rapidly up and down, as if my self-appointed daughter were dancing for joy!
»Darf ich meinen Sinnen trauen?« sagte Frau van Brandt. »Sind Sie es wirklich Mr. Germaine?«"Can I trust my own senses?" said Mrs. Van Brandt. "Is it really Mr. Germaine?"
»Wie geht es Dir, mein neuer Papa?« rief das Kind. »Mache die große Tür auf und komme hinein. Ich möchte Dich umarmen.«"How do you do, new papa?" cried the child. "Push open the big door and come in. I want to kiss you."
Zwischen dem kalten zweifelnden Tone der Mutter und der freudigen Begrüßung des Kindes, lag der Unterschied einer ganzen Welt. War ich zu plötzlich vor Frau van Brandt erschienen? Sie besaß, wie alle zartfühlenden Menschen den angeborenen Sinn der Selbstachtung, der eigentlich Stolz, nur unter einem anderen Namen ist. Hatte der bloße Gedanke ihren Stolz verwundet, dass ich sie hier einsam und betrogen wiederfand, verlassen von dem Manne, für den sie so viel geopfert und gelitten hatte, Fremden verächtlich als eine hilflose Bürde preisgegeben? Und der Mann war ein Dieb, der vor seinen Brotherren, die er betrogen, nun floh! Ich stieß die schwere, eichene Tür in der Befürchtung auf, dass dies der wahre Grund der Veränderung sein würde, die ich an ihr wahrgenommen. Meine Voraussetzungen wurden bestätigt, als sie die innere Türe aufschloss, die vom Hofe nach dem Wohnzimmer führte und mich einließ.There was a world of difference between the coldly doubtful tone of the mother and the joyous greeting of the child. Had I forced myself too suddenly on Mrs. Van Brandt? Like all sensitively organized persons, she possessed that inbred sense of self-respect which is pride under another name. Was her pride wounded at the bare idea of my seeing her, deserted as well as deceived--abandoned contemptuously, a helpless burden on strangers--by the man for whom she had sacrificed and suffered so much? And that man a thief, flying from the employers whom he had cheated! I pushed open the heavy oaken street-door, fearing that this might be the true explanation of the change which I had already remarked in her. My apprehensions were confirmed when she unlocked the inner door, leading from the courtyard to the sitting-room, and let me in.
Als ich ihre beiden Hände ergriff und sie küsste, wendete sie schnell den Kopf ab, so dass meine Lippen nur ihre Wange berührten. Sie errötete tief; mit niedergeschlagenen Augen sprach sie mir in einigen förmlichen Worten ihr Erstaunen aus, mich hier zu sehen. Als das Kind in meine Arme floh, rief sie gereizt aus: »Belästige Mr. Germaine nicht!« Ich setzte mich und nahm die Kleine auf den Schoß. Frau van Brandt nahm in einiger Entfernung von mir Platz. »Ich glaube, ich brauche Sie nicht zu fragen, ob Sie von dem Geschehenen unterrichtet sind,« sagte sie und erblasste dabei so plötzlich, wie sie vorhin errötete, ihre Augen blieben beharrlich auf den Boden geheftet.As I took her by both hands and kissed her, she turned her head, so that my lips touched her cheek only. She flushed deeply; her eyes looked away from me as she spoke her few formal words of welcome. When the child flew into my arms, she cried out, irritably, "Don't trouble Mr. Germaine!" I took a chair, with the little one on my knee. Mrs. Van Brandt seated herself at a distance from me. "It is needless, I suppose, to ask you if you know what has happened," she said, turning pale again as suddenly as she had turned red, and keeping her eyes fixed obstinately on the floor.
Ehe ich antworten konnte, kramte das Kind fröhlich seine Neuigkeiten über das Verschwinden seines Vaters aus.Before I could answer, the child burst out with the news of her father's disappearance in these words:
»Mein anderer Papa ist davon gelaufen! Mein anderer Papa hat Geld gestohlen! Es ist Zeit, dass ich einen Neuen bekomme, nicht wahr?«"My other papa has run away! My other papa has stolen money! It's time I had a new one, isn't it?"
Sie schlang ihren Arm um meinen Hals. »Und nun habe ich ihn!« rief sie in den höchsten Tönen ihrer Stimme aus.She put her arms round my neck. "And now I've got him!" she cried, at the shrillest pitch of her voice.
Die Mutter sah uns an. Für eine Weile gelang es der stolzen, gefühlvollen Frau sich zu beherrschen, aber die Qual, die sie empfand, war nicht schweigend zu erdulden. Mit einem lauten Schmerzensschrei verbarg sie ihr Gesicht in den Händen. Von dem Gefühle ihrer eigenen Erniedrigung überwältigt, schämte sie sich, selbst dem Manne, der sie liebte, ihre Tränen zu zeigen.The mother looked at us. For a while, the proud, sensitive woman struggled successfully with herself; but the pang that wrung her was not to be endured in silence. With a low cry of pain, she hid her face in her hands. Overwhelmed by the sense of her own degradation, she was even ashamed to let the man who loved her see that she was in tears.
Ich hob das Kind von meinem Schoße. Eine zweite in dem Wohnzimmer befindliche Tür, war zufällig offen gelassen. Sie führte in ein Schlafzimmer, worin auf dem Toilettentische ein Licht brannte.I took the child off my knee. There was a second door in the sitting-room, which happened to be left open. It showed me a bed-chamber within, and a candle burning on the toilet-table.
»Geh dort hinein und spiele,« sagte ich, »ich muss mit Deiner Mama sprechen!«"Go in there and play," I said. "I want to talk to your mamma."
Das Kind schmollte, mein Vorschlag schien ihm nicht zu behagen.The child pouted: my proposal did not appear to tempt her.
»So gib mir ein Spielzeug,« sagte sie. »Meine Spielsachen mag ich nicht mehr. Lass mich sehen, was Du in Deinen Taschen hast.«""Give me something to play with," she said. "I'm tired of my toys. Let me see what you have got in your pockets."
Ihre kleinen, geschäftigen Hände wühlten in meinen Rocktaschen umher. Ich ließ sie daraus nehmen, was ihr gefiel, und veranlasste sie dadurch in das hintere Zimmer zu laufen. So wie sie uns aus den Augen war, nahete ich mich der armen Mutter und setzte mich zu ihr.Her busy little hands began to search in my coat-pockets. I let her take what she pleased, and so bribed her to run away into the inner room. As soon as she was out of sight, I approached the poor mother and seated myself by her side.
»Sehen Sie die Sache so an, wie ich es tue,« sagte ich. »Jetzt wo er sie verlassen hat, sind Sie frei die Meine zu werden.«"Think of it as I do," I said. "Now that he has forsaken you, he has left you free to be mine."
Sie erhob schnell den Kopf.She lifted her head instantly; her eyes flashed through her tears.
»Nun er mich verlassen hat,« antwortete sie, »bin ich Ihrer unwürdiger denn je!«"Now that he has forsaken me," she answered, "I am more unworthy of you than ever!"
»Warum?« fragte ich."Why?" I asked.
»Warum!« rief sie leidenschaftlich aus. »Wenn eine Frau es erleben muss, von einem Spitzbuben verlassen zu werden, hat sie dann noch nicht den tiefsten Grad der Erniedrigung erreicht?«"Why!" she repeated, passionately. "Has a woman not reached the lowest depths of degradation when she has lived to be deserted by a thief?"
In ihrer augenblicklichen Gemütsverfassung war es vergeblich, mit ihr zu unterhandeln. Ich versuchte ihre Aufmerksamkeit auf einen weniger peinlichen Gegenstand zu leiten, indem ich ihr die Folge wunderbarer Ereignisse berichtete, die mich nun um dritten Male zu ihr geführt hatten. Sie unterbrach mich aber gleich beim Beginn.It was hopeless to attempt to reason with her in her present frame of mind. I tried to attract her attention to a less painful subject by referring to the strange succession of events which had brought me to her for the third time. She stopped me impatiently at the outset.
»Es ist überflüssig, dass wir uns jetzt wiederholen, was wir uns schon bei anderen Gelegenheiten gesagt haben,« antwortete sie. »Ich begreife, was Sie hergeführt hat. Ich bin Ihnen wiederum im Traume erschienen, wie es zwei Mal bei früheren Anlässen geschah.«"It seems useless to say once more what we have said on other occasions," she answered. "I understand what has brought you here. I have appeared to you again in a vision, just as I appeared to you twice before."
»Nein,« sagte ich. »Nicht wie es in den beiden früheren Fällen geschah. Dieses Mal sah ich sie mit dem Kinde an Ihrer Seite.«"No," I said. "Not as you appeared to me twice before. This time I saw you with the child by your side."
Diese Antwort spannte ihre Aufmerksamkeit. Sie erstaunte und blickte unruhig nach der Tür des Schlafzimmers.That reply roused her. She started, and looked nervously toward the bed-chamber door.
»Sprechen Sie nicht laut!« sagte sie. »Lassen Sie das Kind nichts davon hören! Mein Traum von Ihnen hat mir dieses Mal einen peinlichen Eindruck zurückgelassen. Das Kind ist drin verflochten und das ist mir nicht lieb. Dann ist auch der Ort an dem ich Sie im Traum sah, vermischt mit -« Sie schwieg und ließ den Satz unvollendet. »Ich bin heute Abend erregt und elend,« fuhr sie fort, »und ich möchte nicht davon sprechen. Dennoch möchte ich gern wissen, ob sie wirklich von allen Orten in der Welt, sich grade in jenem Häuschen befanden?«"Don't speak loud!" she said. "Don't let the child hear us! My dream of you this time has left a painful impression on my mind. The child is mixed up in it--and I don't like that. Then the place in which I saw you is associated--" She paused, leaving the sentence unfinished. "I am nervous and wretched to-night," she resumed; "and I don't want to speak of it. And yet, I should like to know whether my dream has misled me, or whether you really were in that cottage, of all places in the world?"
Es war mir nicht möglich die Verlegenheit zu deuten mit der sie mir diese Frage vorlegte. Ich fand nach meinen Begriffen die Entdeckung nicht so besonders merkwürdig, dass sie einmal in Suffolk gewesen war und die Grünwasserfläche kannte. Der See war als ein beliebter Aufenthaltsort für Picknickgesellschaften in der ganzen Grafschaft bekannt und Dermodys niedliches Häuschen war einer der allgemeinen Anziehungspunkte in der Umgegend. Wie ich nun deutlich sah, knüpften sich schmerzliche Erinnerungen für sie an meine alte Heimat und das setzte mich allerdings in Erstaunen.I was at a loss to understand the embarrassment which she appeared to feel in putting her question. There was nothing very wonderful, to my mind, in the discovery that she had been in Suffolk, and that she was acquainted with Greenwater Broad. The lake was known all over the county as a favorite resort of picnic parties; and Dermody's pretty cottage used to be one of the popular attractions of the scene. What really surprised me was to see, as I now plainly saw, that she had some painful association with my old home.
Ich beschloss ihre Frage in einer Weise zu beantworten, die sie dazu ermutigen musste, mir ihr Vertrauen zu schenken. Noch ein Augenblick und ich würde ihr gesagt haben, dass ich meine Knabenzeit an der Grünwasserfläche verlebt hatte - noch ein Augenblick länger und wir würden uns erkannt haben - wenn nicht ein recht alltäglicher Zwischenfall die Worte von meinen Lippen zurückdrängte. Das Kind kam aus dem Schlafzimmer gelaufen und hielt einen zierlich geformten Schlüssel in der Hand.I decided on answering her question in such terms as might encourage her to take me into her confidence. In a moment more I should have told her that my boyhood had been passed at Greenwater Broad--in a moment more, we should have recognized each other--when a trivial interruption suspended the words on my lips. The child ran out of the bed-chamber, with a quaintly shaped key in her hand. It was one of the things she had taken out of my pockets, and it belonged to the cabin door on board the boat.
»Was ist das?« fragte sie, als sie sich mir näherte.A sudden fit of curiosity (the insatiable curiosity of a child) had seized her on the subject of this key.
»Mein Schlüssel,« antwortete ich, indem ich darin eine der Sachen erkannte, die sie mir aus der Tasche genommen hatte.
»Wozu gehört er?«
»Zur Kajütentür auf meinem Boote.«She insisted on knowing what door it locked; and, when I had satisfied her on that point, she implored me to take her immediately to see the boat.
Ihre Mutter unterbrach sie und es folgte eine neue Abhandlung über die Frage des Zubettgehns oder Aufbleibens. Inzwischen lief das kleine Geschöpf wieder mit der Erlaubnis noch einige Minuten länger zu spielen, davon, und das Gespräch zwischen Frau van Brandt und mir hatte eine neue Wendung genommen. Indem wir über die Gesundheit des Kindes sprachen, kamen wir natürlich auf die Beziehungen in denen das Kind zu dem Traume seiner Mutter stand.This entreaty led naturally to a renewal of the disputed question of going, or not going, to bed. By the time the little creature had left us again, with permission to play for a few minutes longer, the conversation between Mrs. Van Brandt and myself had taken a new direction. Speaking now of the child's health, we were led naturally to the kindred subject of the child's connection with her mother's dream.
»Sie lag an einem Fieber krank « begann Frau van Brandt, »und befand sich eben an dem Tage in der Besserung als ich in diesem elenden Orte verlassen zurück blieb. An demselben Abende hatte sie wieder einen Anfall, der mich in entsetzliche Angst versetzte. Sie verlor ganz die Besinnung, und ihre kleinen Glieder wurden steif und kalt. Ein einziger Doktor lebt noch hier, der die Stadt nicht verlassen hat. Natürlich schickte ich nach ihm. Er glaubte, dass die Besinnungslosigkeit von einem kataleptischen Anfalle herrührte, beruhigte mich aber zugleich, indem er mir sagte, dass keine augenblickliche Lebensgefahr vorhanden sei und gab mir gewisse Mittel, die ich anwenden sollte, wenn die bezeichneten Symptome einträten. Ich brachte sie zu Bett und drückte sie in der Absicht sie zu umarmen, an mich. Halten Sie es, ohne an Mesmerismus zu glauben, für möglich, dass wir einen gewissen Einfluss auf einander ausübten, der das Folgende erklärt?«"She had been ill with fever," Mrs. Van Brandt began; "and she was just getting better again on the day when I was left deserted in this miserable place. Toward evening, she had another attack that frightened me dreadfully. She became perfectly insensible--her little limbs were stiff and cold. There is one doctor here who has not yet abandoned the town. Of course I sent for him. He thought her insensibility was caused by a sort of cataleptic seizure. At the same time, he comforted me by saying that she was in no immediate danger of death; and he left me certain remedies to be given, if certain symptoms appeared. I took her to bed, and held her to me, with the idea of keeping her warm. Without believing in mesmerism, it has since struck me that we might unconsciously have had some influence over each other, which may explain what followed. Do you think it likely?"
»Sehr wahrscheinlich. Gleichzeitig würde die Lehre vom Mesmerismus, wenn Sie daran glauben könnten, noch weitere Aufklärungen darüber geben. Durch den Mesmerismus wäre es nicht allein zu erklären, dass Sie und das Kind sich gegenseitig beeinflussten, sondern auch, dass ich, trotz der Entfernung mit unter Ihrem beiderseitigen Einflusse stand. In dieser Weise würde der Mesmerismus meine Visionen als eine im höchsten Maße zwischen uns entwickelte Sympathie erklären. Sagen Sie mir, ob Sie mit dem Kinde in Ihren Armen einschliefen?«"Quite likely. At the same time, the mesmeric theory (if you could believe in it) would carry the explanation further still. Mesmerism would assert, not only that you and the child influenced each other, but that--in spite of the distance--you both influenced me. And in that way, mesmerism would account for my vision as the necessary result of a highly developed sympathy between us. Tell me, did you fall asleep with the child in your arms?"
»Ja. Ich war gänzlich erschöpft und schlief, trotz meines Vorsatzes die Nacht zu durchmachen, fest ein. In meiner trostlosen Lage, verlassen an einem fremden Orte, mit einem kranken Kinde in meinen Armen, träumte ich wiederum von Ihnen und wendete mich wieder an Sie, als an meinen einzigen Beschützer und Freund. Das Einzige, was in diesem Traume anders war, als in den früheren, war, dass ich das Kind neben mir wusste, als ich Ihnen nahte und dass sie mir die Worte eingab, die ich in mein Buch niederschrieb. Nicht wahr, Sie sahen die Worte. Und als ich erwacht war, waren sie verschwunden? Ich fand meinen kleinen Liebling immer noch wie tot in meinen Armen liegend. Die ganze Nacht hindurch hielt dieser Zustand an. Erst am nächsten Nachmittage kam sie wieder zur Besinnung. Warum erschrecken Sie? Was überrascht Sie so in meiner Erzählung!«"Yes. I was completely worn out; and I fell asleep, in spite of my resolution to watch through the night. In my forlorn situation, forsaken in a strange place, I dreamed of you again, and I appealed to you again as my one protector and friend. The only new thing in the dream was, that I thought I had the child with me when I approached you, and that the child put the words into my mind when I wrote in your book. You saw the words, I suppose? and they vanished, as before, no doubt, when I awoke? I found the child still lying, like a dead creature, in my arms. All through the night there was no change in her. She only recovered her senses at noon the next day. Why do you start? What have I said that surprises you?"
Ich hatte wohl Grund zu erschrecken und drückte das auch aus. An demselben Tage und zu derselben Stunde, als das Kind wieder zu sich gekommen war, hatte ich auf dem Deck des Schiffes gestanden und ihre Erscheinung vor meinen Blicken verschwinden sehen!There was good reason for my feeling startled, and showing it. On the day and at the hour when the child had come to herself, I had stood on the deck of the vessel, and had seen the apparition of her disappear from my view.
»Sagte sie etwas, als sie wieder zur Besinnung kam?« fragte ich."Did she say anything," I asked, "when she recovered her senses?"
»Ja. Auch sie hatte geträumt und zwar, dass sie sich in Ihrer Gesellschaft befunden hätte. Sie sagte: »Er wird uns besuchen, Mama und ich habe ihm den Weg gezeigt.« Ich fragte sie, wo sie Sie gesehn hätte. Sie sprach verwirrt von verschiedenen Orten. Sie erzählte mir von Bäumen, einem Häuschen und einem See. Dann von Feldern, Hecken und einsamen Straßen. Dann wieder von einem Wagen und Pferden und einem langen, weißen Wege, von belebten Straßen und Häusern, von einem Flusse und einem Schiff. Was diese letzten Gegenstände anlangt, so liegt nichts Wunderbares in dem, was sie sagte. Sie hatte ja in Wirklichkeit auf unserem Wege von London nach Rotterdam die Häuser, den Fluss und das Schiff gesehn, das ihr nun im Traume erschienen war. Übrigens kann ich, was die anderen Orte, besonders das Häuschen und den See, wie sie sie mir beschrieb, betrifft, nur annehmen, dass ihr Traum die Rückwirkung des meinen war. Ich hatte von dem Häuschen und dem See geträumt, wie ich sie einst vor langer, langer Zeit gekannt und - Gott weiß wie - hatte ich Sie mit diesen Szenen in Verbindung gebracht. Wir wollen nicht näher darauf eingehen! Ich weiß nicht, was mich betört, dass ich im Stande bin so leicht über alte Erinnerungen zu sprechen, die mich in meiner jetzigen Lage so schmerzlich berühren. Wir sprachen von dem Gesundheitszustande des Kindes - lassen Sie uns dazu zurückkehren.«"Yes. She too had been dreaming--dreaming that she was in company with you. She said: 'He is coming to see us, mamma; and I have been showing him the way.' I asked her where she had seen you. She spoke confusedly of more places than one. She talked of trees, and a cottage, and a lake; then of fields and hedges, and lonely lanes; then of a carriage and horses, and a long white road; then of crowded streets and houses, and a river and a ship. As to these last objects, there is nothing very wonderful in what she said. The houses, the river, and the ship which she saw in her dream, she saw in the reality when we took her from London to Rotterdam, on our way here. But as to the other places, especially the cottage and the lake (as she described them) I can only suppose that her dream was the reflection of mine. I had been dreaming of the cottage and the lake, as I once knew them in years long gone by; and--Heaven only knows why--I had associated you with the scene. Never mind going into that now! I don't know what infatuation it is that makes me trifle in this way with old recollections, which affect me painfully in my present position. We were talking of the child's health; let us go back to that."
Es war nicht leicht auf des Kindes Gesundheit zurückzukommen, nun sie meine Neugierde über ihre Beziehungen zu der Grünwasserfläche wieder erweckt hatte. Die Kleine spielte noch ruhig im Schlafzimmer. Die zweite Gelegenheit bot sich mir und ich ergriff sie.It was not easy to return to the topic of her child's health. She had revived my curiosity on the subject of her association with Greenwater Broad. The child was still quietly at play in the bedchamber. My second opportunity was before me. I took it.
»Ich will Sie nicht betrüben,« sagte ich. »Ich möchte Sie nur bitten, dass Sie mir, bevor wir den Gegenstand wechseln, eine Frage über das Häuschen und den See gestatten.«"I won't distress you," I began. "I will only ask leave, before we change the subject, to put one question to you about the cottage and the lake."
Das Verhängnis, das uns verfolgte, wollte jetzt, dass sie selbst nun unbewusst das Hindernis für unser gegenseitiges Erkennen wurde.As the fatality that pursued us willed it, it was her turn now to be innocently an obstacle in the way of our discovering each other.
»Ich kann Ihnen heute Abend nichts weiter sagen,« erwiderte sie, indem sie sich ungeduldig erhob. »Es ist Zeit, dass ich das Kind zu Bett bringe und übrigens kann ich nicht über Dinge sprechen, die mir schmerzlich sind. Sie müssen eine Zeit abwarten - wenn eine solche überhaupt je kommen wird - wo ich ruhiger und glücklicher bin, als jetzt.«"I can tell you nothing more to-night," she interposed, rising impatiently. "It is time I put the child to bed--and, besides, I can't talk of things that distress me. You must wait for the time--if it ever comes!--when I am calmer and happier than I am now."
Sie wendete sich nach dem Schlafzimmer. In der Übereilung einer augenblicklichen Eingebung erfasste ich ihre Hand und hielt sie zurück.She turned to enter the bed-chamber. Acting headlong on the impulse of the moment, I took her by the hand and stopped her.
»Es liegt ganz in Ihrem Willen,« sagte ich, »dass die ruhigere, glücklichere Zeit schon jetzt, schon diesen Augenblick, beginnt.«"You have only to choose," I said, "and the calmer and happier time is yours from this moment."
»In meinem Willen?« wiederholte sie. »Wie meinen Sie das?«"Mine?" she repeated. "What do you mean?"
»Sagen Sie das eine Wort,« erwiderte ich, »und Sie haben mit Ihrem Kinde eine Heimat und eine Zukunft vor sich.«"Say the word," I replied, "and you and your child have a home and a future before you."
Sie sah mich halb erstaunt, halb erzürnt an.She looked at me half bewildered, half angry.
»Bieten Sie mir Ihren Schutz an?« fragte sie."Do you offer me your protection?" she asked.
»Ich biete Ihnen den Schutz eines Gatten an,« antwortete ich. »Ich frage Sie, ob Sie mein Weib werden wollen.«"I offer you a husband's protection," I answered. "I ask you to be my wife."
Sie trat einen Schritt näher zu mir und heftete ihre Augen fest auf mein Gesicht.She advanced a step nearer to me, with her eyes riveted on my face.
»Sie sind augenscheinlich in Unkenntnis über das, was vorgefallen ist,« sagte sie. »Und doch sprach das Kind, Gott weiß es, deutlich genug.«"You are evidently ignorant of what has really happened," she said. "And yet, God knows, the child spoke plainly enough!"
»Das Kind wiederholte mir nur, was ich auf dem Wege hierher schon erfahren hatte.«"The child only told me," I rejoined, "what I had heard already, on my way here."
»Sie hörten Alles?«"All of it?"
»Alles.«"All of it."
»Und wollen mich dennoch heiraten?«"And you still ask me to be your wife?"
»Ich kann mir kein größeres Glück denken, als Sie mein zu nennen.«"I can imagine no greater happiness than to make you my wife."
»Selbst nachdem Sie das Alles wissen?«"Knowing what you know now?"
»Selbst nachdem ich das Alles weiß, bitte ich Sie vertrauensvoll um Ihre Hand. Welches Recht jener Mann, als der Vater Ihres Kindes, auch an Sie gehabt haben mag, dadurch dass er Sie so nichtswürdig verlassen hat, hat er jedes Recht auf Sie verscherzt. Sie sind in jedem Sinne des Wortes, frei, mein Liebling· Wir haben der Trübsal genug in unserem Leben gehabt. Endlich nun winkt uns das Glück, o kommen Sie zu mir - sagen Sie Ja.«"Knowing what I know now, I ask you confidently to give me your hand. Whatever claim that man may once have had, as the father of your child, he has now forfeited it by his infamous desertion of you. In every sense of the word, my darling, you are a free woman. We have had sorrow enough in our lives. Happiness is at last within our reach. Come to me, and say Yes."
Ich versuchte sie zu umarmen. Sie trat wie erschrocken zurück. »Niemals!« sagte sie fest.I tried to take her in my arms. She drew back as if I had frightened her. "Never!" she said, firmly.
Ich flüsterte die nächsten Worte so leise, dass das Kind im Nebenzimmer uns nicht hören konnte.I whispered my next words, so that the child in the inner room might not hear us.
»Einst sagten Sie mir, dass Sie mich liebten!«"You once said you loved me!"
»Ich liebe Sie!«"I do love you!"
»So innig wie einst?«"As dearly as ever?"
»Inniger denn je!«"More dearly than ever!"
»Küssen Sie mich!«"Kiss me!"
Sie gab willenlos nach. Sie küsste mich - mit kalten Lippen, mit großen Tränen in den Augen.She yielded mechanically; she kissed me--with cold lips, with big tears in her eyes.
»Sie lieben mich nicht!« rief ich zornig aus. »Sie küssen mich, als ob Sie damit eine Pflicht erfüllten. Ihre Lippen sind kalt, - wie Ihr Herz. Sie lieben mich nimmermehr!«"You don't love me!" I burst out, angrily. "You kiss me as if it were a duty. Your lips are cold--your heart is cold. You don't love me!"
Mit einem sanften Lächeln blickte sie mich traurig an.She looked at me sadly, with a patient smile.
»Einer von uns muss des Unterschiedes wischen Ihrer Lebensstellung und der meinen eingedenk bleiben,«·sagte sie. »Sie sind ein Mann von fleckenlosem Ruf, der eine unbestritten hohe Stellung in der Welt einnimmt. Und wer bin ich? Ich bin die verlassene Geliebte eines Spitzbuben. Dessen muss Einer von uns eingedenk sein. Sie haben es großmütig vergessen. Ich muss mich dessen erinnern Ich, ich bin wirklich kalt, schweres Leiden übt diesen Einfluss auf mich aus und - ich gestehe es, ich leide sehr schwer.«"One of us must remember the difference between your position and mine," she said. "You are a man of stainless honor, who holds an undisputed rank in the world. And what am I? I am the deserted mistress of a thief. One of us must remember that. You have generously forgotten it. I must bear it in mind. I dare say I am cold. Suffering has that effect on me; and, I own it, I am suffering now."
Ich liebte sie zu leidenschaftlich, um bei diesen Worten die Teilnahme für sie zu fühlen, auf die sie entschieden rechnete. Ein Mann achtet die Bedenken einer Frau, so lange sie ihm stumm durch Blicke oder Tränen ausgedrückt werden, so wie sie ihm aber förmlich in Worten ausgesprochen sind, reizen oder verdrießen sie ihn nur.I was too passionately in love with her to feel the sympathy on which she evidently counted in saying those words. A man can respect a woman's scruples when they appeal to him mutely in her looks or in her tears; but the formal expression of them in words only irritates or annoys him.
»Wessen Schuld ist es, dass Sie leiden?« versetzte ich kalt. »Ich beschwöre Sie, Ihr Leben und das meinige zu einem glücklichen zu gestalten. Sie sind eine grausam Misshandelte - aber keineswegs Erniedrigte, Sie sind würdig mein Weib zu sein und ich bin bereit das öffentlich zu erklären. Kehren Sie mit mir nach England zurück, mein Boot liegt für Sie bereit.«"Whose fault is it that you suffer?" I retorted, coldly. "I ask you to make my life a happy one, and your life a happy one. You are a cruelly wronged woman, but you are not a degraded woman. You are worthy to be my wife, and I am ready to declare it publicly. Come back with me to England. My boat is waiting for you; we can set sail in two hours."
Sie sank auf einen Stuhl, ihre Hände fielen ihr willenlos in den Schoß.She dropped into a chair; her hands fell helplessly into her lap.
»Wie grausam!« flüsterte sie; »wie grausam mich so zu versuchen!« Nach einigen Augenblicken gewann sie ihre entsetzliche Festigkeit wieder. »Nein!« sagte sie, und wenn es mein Leben kostet, so weigre ich mich doch standhaft Sie zu entehren. Verlassen Sie mich, Mr. Germaine. Das ist die letzte Gunst, die Sie mir erweisen können. Um Gottes willen, verlassen Sie mich!«"How cruel!" she murmured, "how cruel to tempt me!" She waited a little, and recovered her fatal firmness. "No!" she said. "If I die in doing it, I can still refuse to disgrace you. Leave me, Mr. Germaine. You can show me that one kindness more. For God's sake, leave me!"
Ich machte einen letzten Versuch sie zu erweichen.I made a last appeal to her tenderness.
»Wissen Sie, welch eine Zukunft meiner wartet, wenn ich ohne Sie leben muss?« fragte ich. »Meine Mutter ist tot. Sie sind das einzige Wesen in der weiten Welt, für das ich Liebe fühle, und Sie fordern von mir, dass ich Sie verlasse? Wohin soll ich gehen? Was soll ich beginnen? Sie sprechen von Grausamkeit! Ist es nicht grausamer, dass Sie mein Lebensglück erbärmlichen Bedenken des Zartgefühls, unverständigen Befürchtungen über das Urteil der Welt, opfern wollen? Ich liebe Sie und - Sie lieben mich. Jedes andre Bedenken hat den Wert eines Strohhalms. Kehren Sie mit mir nach England zurück! Kehren Sie zurück, uni mein Weib zu werden!«"Do you know what my life is if I live without you?" I asked. "My mother is dead. There is not a living creature left in the world whom I love but you. And you ask me to leave you! Where am I to go to? what am I to do? You talk of cruelty! Is there no cruelty in sacrificing the happiness of my life to a miserable scruple of delicacy, to an unreasoning fear of the opinion of the world? I love you and you love me. There is no other consideration worth a straw. Come back with me to England! come back and be my wife!"
Sie sank auf die Knie, ergriff meine Hand und führte sie schweigend an ihre Lippen. Ich versuchte sie aufzuheben. Es war umsonst, sie leistete mir entschiedenen Widerstand.She dropped on her knees, and taking my hand put it silently to her lips. I tried to raise her. It was useless: she steadily resisted me.
»Soll dies ein Nein bedeuten?« fragte ich."Does this mean No?" I asked.
»Es bedeutet,« sagte sie in leisem, gebrochenen Tone, »dass ich Ihre Ehre über mein Glück stelle. Wenn ich Sie heirate, ist Ihre Stellung durch Ihre Frau vernichtet und - der Tag, an dem Sie mir das zugestehen, wird kommen und ich kann eher leiden, - eher sterben, als einer solchen Zukunft entgegenzugehen. Vergeben Sie mir und vergessen Sie mich. Ich kann Ihnen weiter nichts sagen!«"It means," she said in faint, broken tones, "that I prize your honor beyond my happiness. If I marry you, your career is destroyed by your wife; and the day will come when you will tell me so. I can suffer--I can die; but I can not face such a prospect as that. Forgive me and forget me. I can say no more!"
Sie ließ meine Hand los und fiel zu Boden. Die furchtbare Verzweiflung, die aus diesem Ereignis sprach, sagte mir beredter als alle ihre Worte, dass ihr Entschluss unwandelbar sei. Sie hatte sich freiwillig von mir getrennt, ihre eigene Handlungsweise hatte uns für immer geschieden.She let go of my hand, and sank on the floor. The utter despair of that action told me, far more eloquently than the words which she had just spoken, that her resolution was immovable. She had deliberately separated herself from me; her own act had parted us forever.
Die beiden SchicksaleTHE TWO DESTINIES
Ich rührte mich nicht, um das Zimmer zu verlassen, ich äußerte auch kein Zeichen der Trauer. Mein Herz verhärtete sich gegen die Frau, die mich so beharrlich abgewiesen hatte. Ich stand und sah so mitleidslos und zornig auf sie herab, dass die bloße Erinnerung daran mich noch heutigen Tages mit einem Entsetzen vor mir selbst erfüllt. Ich habe nur eine Entschuldigung für mich. Der Zusammensturz meiner letzten Lebenshoffnung war ein so harter Schlag für mich, dass mein Verstand nicht die Kraft hatte, ihn zu ertragen. In jener Nacht war ich, dessen bin ich mir selbst bewusst, ein Wahnsinniger, wie weit ich auch zu anderen Zeiten davon entfernt sein mochte.I MADE no movement to leave the room; I let no sign of sorrow escape me. At last, my heart was hardened against the woman who had so obstinately rejected me. I stood looking down at her with a merciless anger, the bare remembrance of which fills me at this day with a horror of myself. There is but one excuse for me. The shock of that last overthrow of the one hope that held me to life was more than my reason could endure. On that dreadful night (whatever I may have been at other times), I myself believe it, I was a maddened man.
Ich brach zuerst das Schweigen.I was the first to break the silence.
»Stehen Sie auf,« sagte ich kalt."Get up," I said coldly.
Sie erhob ihr Gesicht vom Boden und blickte im Zweifel, ob sie recht gehört hatte, zu mir auf.She lifted her face from the floor, and looked at me as if she doubted whether she had heard aright.
»Nehmen Sie Ihren Hut und Mantel,« fuhr ich fort. »Ich muss Sie ersuchen, mit mir bis zu dem Boot zu gehen.«"Put on your hat and cloak," I resumed. "I must ask you to go back with me as far as the boat."
Sie stand langsam auf. Ihre Augen ruhten mit einem trüben, erstaunten Blick auf mir.She rose slowly. Her eyes rested on my face with a dull, bewildered look.
»Warum soll ich mit Ihnen bis zu dem Boote gehen?« fragte sie."Why am I to go with you to the boat?" she asked.
Das Kind hörte sie und kam mit ihrem Hütchen in der einen, dem Schlüssel der Kajüte in der anderen Hand, zu uns gelaufen.The child heard her. The child ran up to us with her little hat in one hand, and the key of the cabin in the other.
»Ich bin bereit!« sagte sie. »Ich werde die Kajütentür aufschließen.«"I'm ready," she said. "I will open the cabin door."
Ihre Mutter wies sie in das Schlafzimmer zurück. Sie ging bis zu der Hoftür und stand dort lauschend still. Ich wendete mich kalt zu Frau van Brandt, um die Frage, die sie an mich gerichtet hatte, zu beantworten.Her mother signed to her to go back to the bed-chamber. She went back as far as the door which led into the courtyard, and waited there, listening. I turned to Mrs. Van Brandt with immovable composure, and answered the question which she had addressed to me.
»Sie haben keine Mittel, um diesen Ort zu verlassen,« sagte ich. »In zwei Stunden wird die Flut mir günstig sein und dann werde ich sofort meine Rückreise antreten. Dieses Mal trennen wir uns, um uns nie wiederzusehen. Ehe ich aber gehe, ist es mein Vorsatz, Sie wohlversorgt zurückzulassen. Mein Geld befindet sich in der Kajüte in meiner Reisetasche und aus diesem Grunde muss ich Sie bitten, mich zu dem Boote zu begleiten.«"You are left," I said, "without the means of getting away from this place. In two hours more the tide will be in my favor, and I shall sail at once on the return voyage. We part, this time, never to meet again. Before I go I am resolved to leave you properly provided for. My money is in my traveling-bag in the cabin. For that reason, I am obliged to ask you to go with me as far as the boat."
»Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Güte,« sagte sie, »ich bin aber nicht in so hilfloser Lage, wie Sie es voraussetzen.«"I thank you gratefully for your kindness," she said. "I don't stand in such serious need of help as you suppose."
»Sie bemühen sich vergeblich, mich zu täuschen,« fuhr ich fort. »Ich habe mit dem Chef des Hauses van Brandt in Amsterdam gesprochen und kenne Ihre Lage ganz genau. Ihr Stolz muss sich wirklich so tief beugen, um aus meiner Hand die Mittel für Ihre und Ihres Kindes Existenz anzunehmen. Wäre ich in England gestorben -«"It is useless to attempt to deceive me," I proceeded. "I have spoken with the head partner of the house of Van Brandt at Amsterdam, and I know exactly what your position is. Your pride must bend low enough to take from my hands the means of subsistence for yourself and your child. If I had died in England--"
Ich hielt inne. Der unausgesprochene Gedanke, der mir durch den Kopf ging, war, ihr zu sagen, dass ich in meinem Testament ein Legat für sie ausgesetzt habe und dass sie ebenso gut während meiner Lebenszeit Geld von mir annehmen könne, wie sie es später nach meinem Tode aus den Händen meiner Testamentsvollstrecker tun musste. Während ich diesem Gedanken Worte eben wollte, erinnerten mich die Beziehungen, die er natürlich wach rief, an meinen beabsichtigten Selbstmord im See. Durch das Gemisch von Erinnerungen, die in mir aufstiegen, trat ungerufen eine Versuchung an mich heran, die, so unaussprechlich böse sie auch war, dennoch in meinem augenblicklichen Gemütszustande so unwiderstehlich an mich heran trat, dass ich bis tief in die Seele erschüttert wurde. »Jetzt hast du niemand mehr, für den Du leben musst, nun sie es abgeschlagen hat, die Deine zu werden,« flüsterte der böse Feind in mir. »Wage den Sprung in eine andere Welt und nimm die Frau, die Du liebst, mit Dir!« Während ich sie noch immer anschaute, - während die letzten Worte, die ich zu ihr sprach, noch auf meinen Lippen schwebten, - enthüllte meinen Blicken die furchtbare Leichtigkeit voller Reiz, mit der dieses entsetzliche Doppelverbrechen ausgeführt werden konnte. Mein Boot lag an dem Teile des verfallenen Hafens vor Anker, wo tiefes Wasser den Quai bespülte. Ich durfte sie nur veranlassen, mir zu folgen, wenn ich das Deck bestieg, sie dann in meine Arme nehmen und mit ihr über Bord springen, bevor sie einen Hilfeschrei ausstoßen konnte. Meine verschlafenen Seeleute waren, wie ich aus Erfahrung wusste, schwer zu erwecken und selbst wenn sie wach waren, nur sehr langsam vom Fleck zu bringen. Wir wären längst beide ertrunken gewesen, ehe der Jüngste und Rascheste von ihnen aus dem Bett und auf Deck zu bringen war. Ja! Wir mussten beide im selben Augenblick aus den Reihen der Lebenden ausgelöscht werden! Und warum nicht? Sollte ich sie, die sich wieder und wieder geweigert hatte, mein Weib zu werden, freigeben, damit sie vielleicht zum zweiten Male zu van Brandt zurückkehrte? An jenem Abend, als ich sie aus den Wassern des schottischen Flusses errettet hatte, hatte ich mich zum Herrn ihres Schicksals gemacht. Sie hatte versucht, ihrem Leben durch Ertrinken ein Ende zu machen, sie sollte nun in den Armen des Mannes ertrinken, der sich einst zwischen sie und den Tod gestellt hatte!I stopped. The unexpressed idea in my mind was to tell her that she would inherit a legacy under my will, and that she might quite as becomingly take money from me in my life-time as take it from my executors after my death. In forming this thought into words, the associations which it called naturally into being revived in me the memory of my contemplated suicide in the Greenwater lake. Mingling with the remembrance thus aroused, there rose in me unbidden, a temptation so overpoweringly vile, and yet so irresistible in the state of my mind at the moment, that it shook me to the soul. "You have nothing to live for, now that she has refused to be yours," the fiend in me whispered. "Take your leap into the next world, and make the woman whom you love take it with you!" While I was still looking at her, while my last words to her faltered on my lips, the horrible facilities for the perpetration of the double crime revealed themselves enticingly to my view. My boat was moored in the one part of the decaying harbor in which deep water still lay at the foot of the quay. I had only to induce her to follow me when I stepped on the deck, to seize her in my arms, and to jump overboard with her before she could utter a cry for help. My drowsy sailors, as I knew by experience, were hard to wake, and slow to move even when they were roused at last. We should both be drowned before the youngest and the quickest of them could get up from his bed and make his way to the deck. Yes! We should both be struck together out of the ranks of the living at one and the same moment. And why not? She who had again and again refused to be my wife--did she deserve that I should leave her free to go back, perhaps, for the second time to Van Brandt? On the evening when I had saved her from the waters of the Scotch river, I had made myself master of her fate. She had tried to destroy herself by drowning; she should drown now, in the arms of the man who had once thrown himself between her and death!
Versunken in so wilde Betrachtungen, wie diese, stand ich ihr gegenüber und kam ruhig und überlegt auf meinen angefangenen Satz zurück. »Wäre ich in England gestorben, so wäre durch mein Testament für sie gesorgt gewesen. Sie können jetzt auch von mir annehmen, was Sie dann von mir angenommen hätten. Kommen Sie nach dem Boot.«Self-abandoned to such atrocious reasoning as this, I stood face to face with her, and returned deliberately to my unfinished sentence. "If I had died in England, you would have been provided for by my will. What you would have taken from me then, you may take from me now. Come to the boat."
Ihr Gesicht veränderte sich, während ich sprach, ihre Augen drückten einen leisen Zweifel an mir aus. Sie trat ein Wenig zurück, ohne irgend etwas zu erwidern.A change passed over her face as I spoke; a vague doubt of me began to show itself in her eyes. She drew back a little, without making any reply.
»Kommen Sie nach dem Boote,« wiederholte ich."Come to the boat," I reiterated.
»Es ist zu spät.« Bei diesen Worten sah sie nach dem Kinde am andern Ende des Zimmers, das an der Tür wartete. »Komm, Elfie!« sagte sie, indem sie das Kind bei einem ihrer Lieblingsnamen nannte. »Komm zu Bett!«"It is too late." With that answer, she looked across the room at the child, still waiting by the door. "Come, Elfie," she said, calling the little creature by one of her favorite nicknames. "Come to bed."
Auch ich sah nach Elfie. War sie nicht als unschuldiges Werkzeug zu benutzen, fragte ich mich, durch das ich die Mutter veranlassen konnte, das Haus zu verlassen? Im Vertrauen auf den furchtlosen Charakter des Kindes und ihr Verlangen, das Boot zu besehen, öffnete ich die Tür. Wie ich voraussah, lief sie sofort hinaus. Die zweite Tür, die nach dem viereckigen Platze führte, hatte ich nicht geschlossen, als ich in den Hof eintrat. Im nächsten Augenblick war Elfie draußen auf dem Platze und triumphierte über ihre Freiheit. Die schrille kleine Stimme durchbrach die Totenstille des Ortes und der Stunde, indem sie mich wieder und wieder rief, um sie nach dem Boote zu führen.I too looked at Elfie. Might she not, I asked myself, be made the innocent means of forcing her mother to leave the house? Trusting to the child's fearless character, and her eagerness to see the boat, I suddenly opened the door. As I had anticipated, she instantly ran out. The second door, leading into the square, I had not closed when I entered the courtyard. In another moment Elfie was out in the square, triumphing in her freedom. The shrill little voice broke the death-like stillness of the place and hour, calling to me again and again to take her to the boat.
Ich wendete mich zu Frau van Brandt. Die Kriegslist hatte gewirkt. Elfies Mutter zögerte nicht zu folgen, wo Elfie den Weg wies.I turned to Mrs. Van Brandt. The stratagem had succeeded. Elfie's mother could hardly refuse to follow when Elfie led the way.
»Wollen Sie mit uns gehen?« fragte ich, »oder soll ich das Geld durch das Kind schicken?«"Will you go with us?" I asked. "Or must I send the money back by the child?"
Ihre Augen ruhten einen Augenblick mit dem steigenden Ausdruck des Misstrauens auf mir - dann wandte sie sich ab. Sie erblasste. »Sie sind heute Abend ganz anders als sonst,« sagte sie. Ohne ein weiteres Wort nahm sie Hut und Mantel und trat auf den Platz hinaus. Ich folgte ihr und schloss die Türen hinter mir. Sie versuchte das Kind an sich heran zu locken. »Komm, mein Liebling,« sagte sie schmeichelnd, »komm und gib mir die Hand.«Her eyes rested on me for a moment with a deepening expression of distrust, then looked away again. She began to turn pale. "You are not like yourself to-night," she said. Without a word more, she took her hat and cloak and went out before me into the square. I followed her, closing the doors behind me. She made an attempt to induce the child to approach her. "Come, darling," she said, enticingly--"come and take my hand."
Aber Elfie ließ sich nicht einfangen: sie begann zu laufen und antwortete erst aus einer sicheren Entfernung. »Nein,« rief das Kind, »Du willst mich zurücktragen und zu Bett bringen.« Sie ging noch ein wenig weiter zurück und zeigte den Schlüssel. »Erst muss ich gehen,« sagte sie, »und die Tür öffnen.«But Elfie was not to be caught: she took to her heels, and answered from a safe distance. "No," said the child; "you will take me back and put me to bed." She retreated a little further, and held up the key: "I shall go first," she cried, "and open the door."
Sie ging in der Richtung des Hafens voraus und wartete an der Ecke der Straße auf uns. Ihre Mutter drehte sich plötzlich um und sah mich im Sternenschein fest an.She trotted off a few steps in the direction of the harbor, and waited for what was to happen next. Her mother suddenly turned, and looked close at me under the light of the stars.
»Sind die Seeleute an Bord des Schiffes?« fragte sie."Are the sailors on board the boat?" she asked.
Die Frage setzte mich in Erstaunen. Beargwohnte sie meine Absichten irgendwie? Hatte mein Gesicht sie vor einer lauernden Gefahr gewarnt, wenn sie das Boot beträte? Das war unmöglich! Der wahrscheinlichste Grund zu ihrer Frage war wohl, dass sie eine neue Entschuldigung suchte, um mir nicht zum Hafen zu folgen. Wenn ich ihr sagte, dass die Leute an Bord waren, so konnte sie mir einwenden: »Warum schicken Sie mir nicht das Geld durch einen der Seeleute ins Haus?« Diesen Einwand sah ich voraus, als ich ihr antwortete.The question startled me. Had she any suspicion of my purpose? Had my face warned her of lurking danger if she went to the boat? It was impossible. The more likely motive for her inquiry was to find a new excuse for not accompanying me to the harbor. If I told her that the men were on board, she might answer, "Why not employ one of your sailors to bring the money to me at the house?" I took care to anticipate the suggestion in making my reply.
»Sie mögen ehrliche Leute sein,« sagte ich, indem ich sie sorgsam beobachtete, »aber ich kenne sie nicht genau genug, um ihnen Geld anzuvertrauen.«"They may be honest men," I said, watching her carefully; "but I don't know them well enough to trust them with money."
Zu meinem Erstaunen beobachtete sie mich mit derselben Genauigkeit, wie ich es getan und wiederholte dann geflissentlich ihre Frage.To my surprise, she watched me just as carefully on her side, and deliberately repeated her question:
»Sind die Seeleute an Bord des Bootes?«"Are the sailors on board the boat?"
Ich hielt es für weise nachzugeben und antwortete: »Ja,« dann schwieg ich, um zu sehen, was sie nun tun würde. Meine Antwort schien ihren Entschluss zu befestigen. Nachdem sie einen Augenblick überlegt hatte, wendete sie sich nach der Stelle, wo das Kind uns erwartete. »Da Sie darauf bestehen, so lassen Sie uns gehen,« sagte sie ruhig. Ich erwiderte nichts. Stumm nebeneinander hergehend, folgten wir Elfie auf dem Wege nach dem Boot. In den Straßen begegnete uns kein lebendes Wesen, kein Licht schien aus den düsteren, unfreundlichen Häusern auf uns hernieder. Zweimal blieb das Kind stehen und kam in schlau berechneter Entfernung von ihrer Mutter zu mir gelaufen, um mich über mein Schweigen zu befragen: »Warum sprichst Du nicht?« sagte sie. »Hast Du Dich mit Mama gezankt?«I informed her that the captain and crew slept in the boat, and paused to see what would follow. My reply seemed to rouse her resolution. After a moment's consideration, she turned toward the place at which the child was waiting for us. "Let us go, as you insist on it," she said, quietly. I made no further remark. Side by side, in silence we followed Elfie on our way to the boat. Not a human creature passed us in the streets; not a light glimmered on us from the grim black houses. Twice the child stopped, and (still keeping slyly out of her mother's reach) ran back to me, wondering at my silence. "Why don't you speak?" she asked. "Have you and mamma quarreled?"
Ich vermochte ihr nicht zu antworten. Ich dachte an nichts, als an das Verbrechen, das ich ausführen wollte. Weder Furcht noch Gewissensbisse beunruhigten mich. Es schien, als wäre jeder bessere Instinkt, jedes edlere Gefühl, das ich einst besaß, in mir erstorben und vernichtet. Selbst der Gedanke an des Kindes Zukunft bewegte mich nicht. Mir fehlte die Kraft an irgend etwas Anderes, als an meinen Sprung von dem Boote zu denken, darüber hinaus war nichts für mich vorhanden. Ich kann es nur wiederholen, dass in jenen Augenblicken mein moralisches Gefühl ganz umnachtet und meine geistigen Kräfte ganz aus ihrem Gleichgewicht gehoben waren. Mein tierisches Sein lebte und bewegte sich, wie immer, die niedrigeren, tierischen Instinkte in mir planten und grübelten - das war Alles. Wer mich darauf hin angesehen hätte, würde nichts an mir entdeckt haben, als eine dumpfe Ruhe auf meinem Gesichte und eine vollkommene Gelassenheit in meinen Bewegungen, und dennoch war kein Irrsinniger je reifer für die Zwangsjacke oder weniger zurechnungsfähig bei seinen eigenen Handlungen, als ich es in jenen Augenblicken war.I was incapable of answering her--I could think of nothing but my contemplated crime. Neither fear nor remorse troubled me. Every better instinct, every nobler feeling that I had once possessed, seemed to be dead and gone. Not even a thought of the child's future troubled my mind. I had no power of looking on further than the fatal leap from the boat: beyond that there was an utter blank. For the time being--I can only repeat it, my moral sense was obscured, my mental faculties were thrown completely off their balance. The animal part of me lived and moved as usual; the viler animal instincts in me plotted and planned, and that was all. Nobody, looking at me, would have seen anything but a dull quietude in my face, an immovable composure in my manner. And yet no madman was fitter for restraint, or less responsible morally for his own actions, than I was at that moment.
Der Nachtwind wehte uns schärfer ins Gesicht. Wir waren, immer von dem Kinde geführt, durch die letzte Straße gegangen, und befanden uns nun auf dem leeren, offenen Raum, der landwärts den Hafen begrenzte. Noch eine Minute mehr und wir standen an dem Quai, einen Schritt weit von dem Orte, wo das Boot ankerte.The night air blew more freshly on our faces. Still led by the child, we had passed through the last street--we were out on the empty open space which was the landward boundary of the harbor. In a minute more we stood on the quay, within a step of the gunwale of the boat.
Ich bemerkte eine Veränderung in dem Aussehn des Hafens, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte. Einige Fischerboote waren während meiner Abwesenheit eingelaufen. Sie hatten teils am oberen, teils am unteren Ende, dicht an meinem Schiffe angelegt. Ich sah mich ängstlich um, ob einer der Schiffer an Bord und wach war. Ich bemerkte aber kein lebendes Wesen ringsumher. Die Leute waren mit ihren Frauen und Familien am Lande.I noticed a change in the appearance of the harbor since I had seen it last. Some fishing-boats had come in during my absence. They moored, some immediately astern and some immediately ahead of my own vessel. I looked anxiously to see if any of the fishermen were on board and stirring. Not a living being appeared anywhere. The men were on shore with their wives and their families.
Elfie hob die Arme hoch, um auf mein Boot getragen zu werden. Frau van Brandt trat zwischen uns, als ich mich niederbeugte, um sie aufzuheben. »Wir werden hier warten,« sagte sie, »während Sie in die Kajüte gehen und das Geld holen.«Elfie held out her arms to be lifted on board my boat. Mrs. Van Brandt stepped between us as I stooped to take her up. "We will wait here," she said, "while you go into the cabin and get the money."
Diese Worte machten es ganz klar, das sie irgend einen Verdacht gegen mich hegte, - einen Verdacht, der sie nicht für ihr Leben, aber für ihre Freiheit fürchten ließ. Vielleicht dachte sie, dass ich sie auf meinem Boot gefangen halten und gegen ihren Willen fortführen wollte. Mehr als das konnte sie unmöglich voraussetzen. Das Kind ersparte mir die Mühe irgend einer Gegenvorstellung. Sie beschloss mit zu gehen. »Ich muss die Kajüte sehen!« rief sie und hielt den Schlüssel in die Höhe. »Ich muss die Tür selbst aufschließen!«Those words placed it beyond all doubt that she had her suspicions of me--suspicions, probably, which led her to fear not for her life, but for her freedom. She might dread being kept a prisoner in the boat, and being carried away by me against her will. More than this she could not thus far possibly apprehend. The child saved me the trouble of making any remonstrance. She was determined to go with me. "I must see the cabin," she cried, holding up the key. "I must open the door myself."
Sie entwand sich den Händen ihrer Mutter und lief auf die andere Seite zu mir. Ich hob sie in einem Augenblick über Bord des Bootes. Ehe ich mich umwenden konnte, war ihre Mutter mir gefolgt und stand auf dem Deck.She twisted herself out of her mother's hands, and ran round to the other side of me. I lifted her over the gunwale of the boat in an instant. Before I could turn round, her mother had followed her, and was standing on the deck.
Wie sie eben jetzt stand, lag die Tür der Kajüte zu ihrer Linken. Das Kind war dicht hinter ihr. Ich stand rechts. Vor uns lag das offene Deck und der niedrige Rand des Bootes überragte das Wasser. In einem Nu konnten wir es überschreiten, in einem Nu war der verhängnisvolle Sprung ausgeführt. Der bloße Gedanke daran brachte meine wahnsinnige Verruchtheit auf den Gipfel. Ich war unfähig mich länger zu beherrschen. Mit einem lauten Lachen schlang ich meinen Arm um ihre Taille. »Kommen Sie!« sagte ich und versuchte sie über das Deck zu ziehen. »Kommen Sie und sehen Sie in das Wasser.«The cabin door, in the position which she now occupied, was on her left hand. The child was close behind her. I was on her right. Before us was the open deck, and the low gunwale of the boat overlooking the deep water. In a moment we might step across; in a moment we might take the fatal plunge. The bare thought of it brought the mad wickedness in me to its climax. I became suddenly incapable of restraining myself. I threw my arm round her waist with a loud laugh. "Come," I said, trying to drag her across the deck--"come and look at the water."
Sie machte sich mit einer plötzlichen Anstrengung, die mich in Erstaunen setzte, los. Mit einem leisen Schrei des Entsetzens wendete sie sich um, nahm das Kind an die Hand, um den Quai wieder zu erreichen. Ich stellte mich zwischen sie und den Rand des Bootes und schnitt ihr so diesen Rückzug ab. Noch immer lachend fragte ich, was sie so erschreckt habe. Sie trat zurück und entwand den Schlüssel zur Kajütentür der Hand des Kindes. Die Kajüte war der einzige Zufluchtsort, der ihr nun blieb, zu dem sie von dem Deck des Bootes gelangen konnte. Sie zögerte auch nicht, im augenblicklichen Schrecken, ihn aufzusuchen. Sie schloss die Tür auf und flog die zwei oder drei Stufen hinab in die Kajüte, das Kind mit sich führend. Ich folgte ihnen. Obgleich ich mir wohl bewusst war, dass ich mich verraten hatte, beharrte ich widerspenstiger, törichter, wahnsinnigerweise darauf mein Vorhaben auszuführen. »Wenn ich jetzt nur ganz ruhig erscheine,« dachte ich bei mir selbst, »so werde ich sie doch wieder bewegen, das Deck zu betreten.«She released herself by a sudden effort of strength that astonished me. With a faint cry of horror, she turned to take the child by the hand and get back to the quay. I placed myself between her and the sides of the boat, and cut off her retreat in that way. Still laughing, I asked her what she was frightened about. She drew back, and snatched the key of the cabin door out of the child's hand. The cabin was the one place of refuge now left, to which she could escape from the deck of the boat. In the terror of the moment, she never hesitated. She unlocked the door, and hurried down the two or three steps which led into the cabin, taking the child with her. I followed them, conscious that I had betrayed myself, yet still obstinately, stupidly, madly bent on carrying out my purpose. "I have only to behave quietly," I thought to myself, "and I shall persuade her to go on deck again."
Meine Lampe brannte noch, wie ich sie verlassen hatte, meine Reisetasche lag auf dem Tische. Mit ihrem Kinde an der Hand stand sie bleich wie der Tod da und erwartete mich. Elfies verwunderte Augen ruhten fragend auf meinem Gesicht, als ich eintrat. Sie war im Begriff zu weinen, so sehr hatten die heftigen Bewegungen ihrer Mutter sie erschreckt. Ich bemühte mich sie zu beruhigen, ehe ich zu der Mutter sprach, indem ich ihr verschiedene Gegenstände in der Kajüte zeigte, die sie interessieren konnten.My lamp was burning as I had left it; my traveling-bag was on the table. Still holding the child, she stood, pale as death, waiting for me. Elfie's wondering eyes rested inquiringly on my face as I approached them. She looked half inclined to cry; the suddenness of the mother's action had frightened the child. I did my best to compose Elfie before I spoke to her mother. I pointed out the different objects which were likely to interest her in the cabin.
»Geh und besieh sie Dir,« sagte ich. »Geh und amüsiere Dich, Elfie.«"Go and look at them," I said, "go and amuse yourself."
Das Kind zögerte aber. »Bist Du böse auf mich?« fragte sie.The child still hesitated. "Are you angry with me?" she asked.
»Nein, nein!«"No, no!"
»Bist Du böse auf Mama?«"Are you angry with mamma?"
»Gewiss nicht!« Ich wendete mich an Frau van Brandt. »Sagen Sie Elfie, ob ich Ihnen zürne,« sagte ich."Certainly not." I turned to Mrs. Van Brandt. "Tell Elfie if I am angry with you," I said.
Sie war sich wohl bewusst, dass ihre peinliche Lage ihr die Notwendigkeit auferlegte, mir zu willfahren. Es gelang uns beiden gemeinschaftlich das Kind zu beruhigen. Sie machte sich mit höchstem Vergnügen daran, die neuen und fremden Gegenstände um sich her in Augenschein zu nehmen. Ihre Mutter und ich standen inzwischen beisammen und betrachteten uns bei dem Schein der Lampe mit einer angenommenen Ruhe, die uns unsere wahren Gesichter wie eine Maske verbarg. Das Wunderliche und Entsetzliche, wie es in diesem seltsamen Leben immer bei einander liegt, streifte sich auch hier in dieser fürchterlichen Lage. Der einzige Laut, der die düstere, drohende Stille um uns her unterbrach, war zu beiden Seiten das schwerfällige Schnarchen des Kapitäns und seiner Leute.She was perfectly aware, in her critical position, of the necessity of humoring me. Between us, we succeeded in composing the child. She turned away to examine, in high delight, the new and strange objects which surrounded her. Meanwhile her mother and I stood together, looking at each other by the light of the lamp, with an assumed composure which hid our true faces like a mask. In that horrible situation, the grotesque and the terrible, always together in this strange life of ours, came together now. On either side of us, the one sound that broke the sinister and threatening silence was the lumpish snoring of the sleeping captain and crew.
Sie sprach zuerst.She was the first to speak.
»Wenn Sie mir das Geld geben wollen,« sagte sie und versuchte mich auf diese Weise zu besänftigen, »so bin ich jetzt bereit es anzunehmen.«"If you wish to give me the money," she said, trying to propitiate me in that way, "I am ready to take it now."
Ich schloss meine Reisetasche auf. Als ich hinein sah, um den Lederkasten mit meinem Gelde zu suchen, erwachte wiederum mein bewältigender Wunsch sie auf das Deck zu locken, meine wahnsinnige Ungeduld die verhängnisvolle Tat zu begehen, mit unbezwinglicher Gewalt in mir.I unlocked my traveling-bag. As I looked into it for the leather case which held my money, my overpowering desire to get her on deck again, my mad impatience to commit the fatal act, became too strong to be controlled.
»Es würde uns kühler auf dem Deck sein,« sagte ich, »lassen Sie uns die Tasche dort mit hinauf nehmen.«"We shall be cooler on deck," I said. "Let us take the bag up there."
Sie zeigte großen Mut. Ich sah, wie der Hilfeschrei ihr auf den Lippen lag, sie unterdrückte ihn. Sie hatte Geistesgegenwart genug, um sich zu sagen, was Alles geschehen konnte, ehe es ihr gelang, die schlafenden Leute zu erwecken.She showed wonderful courage. I could almost see the cry for help rising to her lips. She repressed it; she had still presence of mind enough to foresee what might happen before she could rouse the sleeping men.
»Hier ist ja ein Licht, um das Geld dabei zu zählen,« antwortete sie. »Mir ist es in der Kajüte durchaus nicht zu warm. Lassen Sie uns noch ein wenig hier bleiben. Sehen Sie, wie Elfie sich amüsiert!«"We have a light here to count the money by," she answered. "I don't feel at all too warm in the cabin. Let us stay here a little longer. See how Elfie is amusing herself!"
Ihre Augen ruhten auf mir, während sie sprach. In ihrem Ausdruck lag etwas, was mich für den Augenblick beruhigte. Ich war im Stande auszuruhen und nachzudenken. Meiner überlegenen Kraft musste es gelingen, sie auf das Deck zu führen, ehe die Leute mich hindern konnten, aber ihre Hilferufe mussten sie erwecken, sie mussten das Aufspritzen des Wassers hören und konnten schnell genug bei der Hand sein, um uns zu retten. Es war geratener ein Wenig zu warten und in geschickter Weise zu versuchen, sie aus freiem Antriebe auf das Deck zu locken. Ich stellte die Reisetasche wieder auf den Tisch und begann von Neuem nach dem ledernen Geldkasten zu suchen. Meine Hände waren wunderbar ungeschickt und hilflos. Es gelang mir erst den Kasten zu finden, nachdem ich den halben Inhalt der Tasche auf den Tisch geworfen hatte. Das Kind stand gerade nahe bei mir und bemerkte, was ich tat.Her eyes rested on me as she spoke. Something in the expression of them quieted me for the time. I was able to pause and think. I might take her on deck by force before the men could interfere. But her cries would rouse them; they would hear the splash in the water, and they might be quick enough to rescue us. It would be wiser, perhaps, to wait a little and trust to my cunning to delude her into leaving the cabin of her own accord. I put the bag back on the table, and began to search for the leather money-case. My hands were strangely clumsy and helpless. I could only find the case after scattering half the contents of the bag on the table. The child was near me at the time, and noticed what I was doing.
»O, wie ungeschickt bist Du!« rief sie in ihrer offenen, furchtlosen Weise aus. »Bitte, lass mich die Reisetasche wieder ausräumen! Bitte, bitte!«"Oh, how awkward you are!" she burst out, in her frankly fearless way. "Let me put your bag tidy. Do, please!"
Ich bewilligte ihren Wunsch ungeduldig. Elfies ruheloses Verlangen sich fortwährend zu beschäftigen, statt mich, wie sie es sonst tat, zu unterhalten, verdross mich. Alles Interesse, das ich sonst für dieses reizende Geschöpf fühlte, war verschwunden. In jener Nacht war unschuldige Liebe ein Gefühl, das in der vergifteten Atmosphäre meines Herzens erstarrte.I granted the request impatiently. Elfie's restless desire to be always doing something, instead of amusing me, as usual, irritated me now. The interest that I had once felt in the charming little creature was all gone. An innocent love was a feeling that was stifled in the poisoned atmosphere of my mind that night.
Das Geld, das ich bei mir hatte, bestand meist aus englischen Banknoten. Ich legte die Summe bei Seite, die für die Rückreise nach London ungefähr erforderlich war und legte Alles, was übrig blieb, in Frau van Brandts Hände. Konnte sie danach noch glauben, dass ich ihr nach dem Leben trachtete?The money I had with me was mostly composed of notes of the Bank of England. Carefully keeping up appearances, I set aside the sum that would probably be required to take a traveler back to London; and I put all that remained into the hands of Mrs. Van Brandt. Could she suspect me of a design on her life now?
»Ich kann für die Zukunft durch die Herren van Brandt in Amsterdam mit Ihnen in Verbindung treten.«"That will do for the present," I said. "I can communicate with you in the future through Messrs. Van Brandt, of Amsterdam."
Sie nahm mechanisch das Geld. Ihre Hand zitterte, ihre Augen suchten die meinen mit einem flehendem Ausdruck. Sie versuchte meine alte Zärtlichkeit für sie wieder zu erwecken, - sie wendete sich zum letzten Male an meine Geduld und Rücksicht für sie.She took the money mechanically. Her hand trembled; her eyes met mine with a look of piteous entreaty. She tried to revive my old tenderness for her; she made a last appeal to my forbearance and consideration.
»Wollen wir nicht als Freunde scheiden,« sagte sie in leisem zitterndem Tone. »Und als Freunde wollen wir uns wiedersehen, wenn Sie allmälig nachsichtiger beurteilen werden, was heute Abend zwischen uns vorgefallen ist!«"We may part friends," she said, in low, trembling tones. "And as friends we may meet again, when time has taught you to think forgivingly of what has passed between us, to-night."
Sie reichte mir die Hand, ich aber sah sie an, ohne ihre Hand zu erfassen. Ich durchschaute ihre Gründe vollständig, da sie immer noch Verdacht gegen mich hegte, hatte sie das Möglichste versucht, um sicher das Ufer zu erreichen.She offered me her hand. I looked at her without taking it. I penetrated her motive in appealing to my old regard for her. Still suspecting me, she had tried her last chance of getting safely on shore.
»Je weniger wir über das Vorgefallene sprechen, je besser,« antwortete ich mit ironischer Höflichkeit. »Es wird spät und Sie werden mir zugeben, dass Elfie zu Bett gehen muss.« Ich sah mich nach dem Kinde um, das noch immer mit beiden Händchen in der Reisetasche beschäftigt war, um alles darin zu ordnen.« »Beeile Dich, Elfie, Deine Mama will nach Hause gehen.« Ich öffnete die Tür der Kajüte und bot Frau van Brandt meinen Arm. »Augenblicklich ist dieses Boot mein Haus,« sagte ich. »Wenn Damen mir einen Besuch hier machen, geleite ich sie zum Abschiede bis auf das Deck. Bitte nehmen Sie meinen Arm!«"The less we say of the past, the better," I answered, with ironical politeness. "It is getting late. And you will agree with me that Elfie ought to be in her bed." I looked round at the child. "Be quick, Elfie," I said; "your mamma is going away." I opened the cabin door, and offered my arm to Mrs. Van Brandt. "This boat is my house for the time being," I resumed. "When ladies take leave of me after a visit, I escort them to the deck. Pray take my arm."
Sie schrak zurück. Zum zweiten Male war sie im Begriff nach Hilfe zu rufen - und doch behielt sie sich dieses letzte Rettungsmittel wiederum noch vor.She started back. For the second time she was on the point of crying for help, and for the second time she kept that last desperate alternative in reserve.
»Ich habe aber Ihre Kajüte noch gar nicht besehen,« sagte sie; aus ihren Augen sprachen Furcht und Schrecken, auf ihre Lippen trat ein erzwungenes Lächeln, während sie sprach. »Ich sehe hier einige Gegenstände, die mich interessieren und möchte gern noch einige Augenblicke verweilen, um sie genauer zu betrachten.«"I haven't seen your cabin yet," she said, her eyes wild with fear, a forced smile on her lips, as she spoke. "There are several little things here that interest me. Give me another minute or two to look at them."
Unter dem Vorwande sich in der Kajüte umzusehen, wendete sie sich um und versuchte sich dem Kinde zu nähern. Ich hielt die Wache an der offenen Tür und beobachtete sie. Sie machte einen anderen Versuch, indem sie nämlich mit vielem Geräusch einen Stuhl, wie aus Zufall, umwarf und dann lauschte, ob es ihrer List gelungen war, die Leute zu erwecken. Sie schnarchten aber ruhig weiter, und man hörte von keiner Seite irgend einen Laut, der auf Erwachen der Leute gedeutet hätte.She turned away to get nearer to the child, under pretense of looking round the cabin. I stood on guard before the open door, watching her. She made a second pretense: she noisily overthrew a chair as if by accident, and then waited to discover whether her trick had succeeded in waking the men. The heavy snoring went on; not a sound of a person moving was audible on either side of us.
»Meine Leute schlafen sehr fest!« sagte ich, bedeutungsvoll lächelnd. »Seien Sie außer Sorge! Sie haben sie nicht gestört. Wenn die holländischen Seeleute sich im Hafen befinden, vermag nichts sie zu erwecken.« "My men are heavy sleepers," I said, smiling significantly. "Don't be alarmed; you have not disturbed them. Nothing wakes these Dutch sailors when they are once safe in port."
Sie erwiderte nichts. Meine Geduld war erschöpft. Ich ging von der Tür auf sie zu. Sie zog sich in sprachlosem Entsetzen zurück und stellte sich am Ende der Kajüte hinter den Tisch. Ich folgte ihr bis sie das Ende des Zimmers erreicht hatte und nicht weiter konnte. Sie begegnete dem Blicke, den ich auf sie richtete - floh in eine Ecke und rief nach Hilfe, aber in der tödlichen Angst, die sie befallen hatte, versagte ihr die Stimme. Es kam nichts als ein leises, heiseres Stöhnen, das nicht lauter als ein Geflüster war über ihre Lippen. Im Geiste stand ich schon mit ihr am Rande des Bootes und fühlte die kalte Berührung des Wassers - als ich hinter mir einen Schrei vernahm. Ich sah mich um. Der Schrei kam von Elfie. Wahrscheinlich hatte sie wieder einen Gegenstand in meiner Tasche entdeckt, den sie eben voller Bewunderung über ihren Kopf hielt. »Mama! Mama!« rief das Kind erregt, »sieh nur diese schöne Sache! Bitte, bitte, bitte, sage ihm, dass er sie mir schenken soll!«She made no reply. My patience was exhausted. I left the door and advanced toward her. She retreated in speechless terror, passing behind the table to the other end of the cabin. I followed her until she had reached the extremity of the room and could get no further. She met the look I fixed on her; she shrunk into a corner, and called for help. In the deadly terror that possessed her, she lost the use of her voice. A low moaning, hardly louder than a whisper, was all that passed her lips. Already, in imagination, I stood with her on the gunwale, already I felt the cold contact of the water--when I was startled by a cry behind me. I turned round. The cry had come from Elfie. She had apparently just discovered some new object in the bag, and she was holding it up in admiration, high above her head. "Mamma! mamma!" the child cried, excitedly, "look at this pretty thing! Oh, do, do ask him if I may have it!"
Ihre Mutter ergriff hastig diese Gelegenheit, um von mir loszukommen und lief zu ihr. Ich folgte und streckte die Hand nach ihr aus, um sie festzuhalten. Plötzlich drehte sie sich als ein ganz verändertes Wesen zu mir um! Ein freudiges Erröten färbte ihre Wangen, lebhafte Verwunderung strahlte aus ihren Augen. Sie nahm Elfie den begehrenswerten Gegenstand aus der Hand und hielt ihn mir vor. Ich erkannte ihn beim Lichte der Lampe. Es war der kleine, vergessene Talisman - die grüne Flagge.Her mother ran to her, eager to seize the poorest excuse for getting away from me. I followed; I stretched out my hands to seize her. She suddenly turned round on me, a woman transformed. A bright flush was on her face, an eager wonder sparkled in her eyes. Snatching Elfie's coveted object out of the child's hand, she held it up before me. I saw it under the lamp-light. It was my little forgotten keepsake--the Green Flag!
»Wie kamen Sie hierzu?« fragte sie in atemloser Spannung, meine Antwort voraussehend. Ihre Züge trugen keine Spur mehr von dem Entsetzen, das sie vor kaum einer Minute noch krampfhaft verzogen hatte. »Wie kamen Sie hierzu?« wiederholte sie und ergriff mich beim Arm, indem sie mich in der unbezwinglichen Ungeduld, die sie erfasst hatte, heftig schüttelte."How came you by this?" she asked, in breathless anticipation of my reply. Not the slightest trace was left in her face of the terror that had convulsed it barely a minute since! "How came you by this?" she repeated, seizing me by the arm and shaking me, in the ungovernable impatience that possessed her.
Mir schwindelte der Kopf, mein Herz pochte stürmisch in dem Widerstreit der Gefühle, die sie in mir erweckt hatte. Meine Augen waren auf die grüne Flagge geheftet. Mir versagten die Worte, um auszudrücken, was ich zu sagen hatte und so antwortete ich mechanisch: »Ich besaß sie seit ich ein Knabe war.«My head turned giddy, my heart beat furiously under the conflict of emotions that she had roused in me. My eyes were riveted on the green flag. The words that I wanted to speak were words that refused to come to me. I answered, mechanically: "I have had it since I was a boy."
Sie ließ mich los und erhob ihre Hände mit dem Ausdruck begeisterten Dankgefühls. Eine liebliche, engelhafte Freude floss wie Himmelslicht über ihr Antlitz. Einen Augenblick lang stand sie wie verzückt, im nächsten aber schloss sie mich leidenschaftlich in ihre Arme und flüsterte mir ins Ohr: »Ich bin Mary Dermody - dieses arbeitete ich für Dich!«She dropped her hold on me, and lifted her hands with a gesture of ecstatic gratitude. A lovely, angelic brightness flowed like light from heaven over her face. For one moment she stood enraptured. The next she clasped me passionately to her bosom, and whispered in my ear: "I am Mary Dermody! I made it for You!"
Die Erregung dieser Entdeckung folgte zu schnell auf Alles, was ich vorher gelitten hatte, als dass ich sie ertragen konnte. Ich brach zusammen und fiel ohnmächtig in ihre Arme.The shock of discovery, following so closely on all that I had suffered before it, was too much for me. I sank, fainting, in her arms.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf meinem Bett in der Kajüte. Elfie spielte mit der grünen Flagge, Mary aber saß bei mir und hielt meine Hand in der ihren.When I came to myself I was lying on my bed in the cabin. Elfie was playing with the green flag, and Mary was sitting by me with my hand in hers.
Wir wechselten einen langen, innigen Blick, in dem die verwandten Geister sich wieder vereinigten, unsere beiden Schicksale waren nun erfüllt.One long look of love passed silently from her eyes to mine--from mine to hers. In that look the kindred spirits were united; The Two Destinies were fulfilled.


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