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Das Geheimnis der Abtei [The Witness]

Aus den Erinnerungen einer Erzieherin

II
Über mich selbst habe ich nur wenig und nichts Erhebliches zu sagen. Früh verwaist, wurde ich zu dem Berufe einer Erzieherin heran gebildet und begann, kaum siebzehn Jahre alt, diese Laufbahn, mit keinem sehr großen Schatze von Kenntnissen. Ich lernte jedoch durch den Unterricht selbst viel zu, so dass ich im Alter von fünfundzwanzig Jahren ziemlich festen Fuß in meinem Berufe hatte, und dass mir die besten Empfehlungen zur Seite standen. Ich habe deshalb von keinen traurigen Verhältnissen, keinem bitteren Kummer, keinen trüben Erinnerungen zu erzählen; mein Leben floss ruhig und gleichmäßig in der Ausübung der erwählten Pflichten hin, und die darin erreichbaren Erfolge waren das einzige Ziel meines bescheidenen Ehrgeizes. Nie litt ich Hunger, nie war ich der Gefahr ausgesetzt, Misshandlungen zu erdulden; wenn auch oft vernachlässigt, zuweilen sogar lieblos behandelt, genoss ich doch öfter Güte und Achtung, und war im Alter von zweiundfünfzig Jahren im Stande, von meinen Mühen auszuruhen und mich mit den Einkünften aus langjährigen Ersparnissen und aus einer kleinen Erbschaft in einer behaglichen Wohnung, nahe bei zwei früheren und mir teuer gebliebenen Zöglingen, niederzulassen. Auf den Wunsch der letzteren geschieht es, dass ich die seltsamen Ereignisse niederschreibe, welche sich in einer Familie zutrugen, der ich meine Dienste gewidmet hatte. I HAVE nothing but what is small and commonplace to say of myself. Left an orphan at a very early age, I was educated to be a governess, and I began my career “in the nursery line,“ at scarcely seventeen, and with rather a meagre stock of acquirements. I learned much by teaching; and at five-and-twenty I found myself well established in my vocation, and enabled to give “the highest and most satisfactory references.“ I have therefore no grevious descent in position or circumstances to narrate; no bitter regrets nor heart-breaking recollections: I went on quietly, enacting the part for which I had long been prepared, 'and success in which was, in truth, the object of my humble ambition, and my lot as a governess has not been at all interesting or adventurous. I was never almost starved, never nearly beaten—no elder or younger sons fell madly in love with me, nor did their older relatives tempt me to sin and shame. I passed along an ordinary course, often neglected, and sometimes ill used, but more frequently treated with consideration, kindness, and respect; and at fifty-two I am able to rest from my labors on a secure little income, the result of long savings and a small legacy, and to settle myself in a comfortable lodging near two very dear pupils. It is at their earnest request that I am about to relate some very strange circumstances which occurred in one of the families in which I have resided.
Der Schauplatz meiner grauenvollen Geschichte war ein unregelmäßiges Gebäude von großer Ausdehnung, dessen einzelne Teile aus verschiedenen Zeiten, und manche aus der früheren Klosterzeit herrührten. Es wurde »die graue Abtei« genannt, war ehemals ein Kapuzinerkloster gewesen und lag in einer einsamen Gegend von Cornwall, nahe an der Meeresküste. Meine Zöglinge waren zwei junge Mädchen, Zwillinge und die Töchter eines pensionierten Offiziers der ostindischen Armee, welcher ein junges, geliebtes Weib in Indien verloren hatte und mit zerrütteter Gesundheit und gebrochenem Lebensmute zurückgekommen war, um in England von seiner kleinen Pension zu leben, so gut er konnte. Die einzige ihm verwandte Person, für die er große Anhänglichkeit hegte, war eine Cousine, welche, in jugendlich blühender Schönheit stehend, einen mürrischen, gichtbrüchigen alten Baronet von bedeutendem Vermögen geheiratet hatte. Auf ihren Wusch ließ sich Capitain Sinclair mit seinen zwei kleinen Töchtern in einem Dorfe nieder, welches nahe bei der Abtei gelegen war, in der die Dame, Lady Deighton, mit ihrem unliebenswürdigen Gemahle zur Zeit seiner Rückkehr nach England wohnte. The scene of my terrible story was an enormous mass of irregular buildings of various dates, some of which reached back to the time of our earliest monasteries. It was called Greyfriars Abbey, and was situated near the coast, in a very remote part of Cornwall. My pupils were the twin daughters of a retired East Indian officer, who had lost a young and beloved wife in India, and had come home in broken health and spirits to live, as he best could, on a small pension. The only relation to whom he felt much attachment was a cousin, who, in the prime of her youth and beauty, had married a cross, gouty, old baronet of large fortune. At her earnest request, Captain Sinclair with his two little girls, took lodgings in a village close to Greyfriars, where his cousin Lady Dighton, and her very disagreeable husband, were residing at the time of his return to England.
Nachdem der Baronet die Prophezeiungen seiner Ärzte mehrmals dadurch Lügen gestraft hatte, dass er sich von heftigen gichtischen Anfällen in Kopf und Magen wieder erholte, und nachdem er von einem Schlagfluss getroffen worden war, der ihn ganz hilflos machte, wurde der alte Mann eines Morgens, ungefähr ein Jahr nach Capitain Sinclairs Niederlassung im Dorfe, tot in seinem Bett gefunden. After repeatedly disproving the prophecies of his medical attendants, by rallying from violent attacks of the goutin his head and stomach, and after a paralytic seizure which rendered him nearly helpless, the miserable old baronet, a burden to himself, and a curse to all around him, was found one morning dead in his bed, about a year after Captain Sinclair became his neighbor.
Lady Deighton's Wittum, welches ihr schlauer und habsüchtiger Vater der Tochter vor der Heirat gesichert hatte, war sehr beträchtlich. Mit dem Tode ihres Gemahls fielen ihr nämlich »die graue Abtei« ein prachtvolles Schloss in Hampshire, Fairly Park genannt, und viele tausend Pfund jährlicher Renten zu. Ein jeder, der die Dame kannte, nahm an, dass sie sich, sobald die Trauerzeit es erlaubte, nach der gefälligeren Residenz in Hampshire begeben und dort das in der ersten Zeit ihrer Ehe geführte vergnügungssüchtige Leben wieder beginnen werde; denn das Gerücht ging, dass sie von ihrem eifersüchtigen Gemahle nach der Abtei gelockt und dann gezwungen worden sei, dort zu bleiben. Der Schlaganfall des letzteren war ungefähr ein Jahr nach ihrer Ankunft dort erfolgt, und bis zum Augenblicke seines Todes hatte die unglückliche Frau unaufhörlich die Ausbrüche seiner Heftigkeit und seines Eigensinnes tragen müssen. Nunmehr war sie jedoch frei. Lady Dighton’s jointure was enormous; it had been secured to her by a manning and unprincipled father; and the death of Sir Thomas put her in possession of Greyfriars Abbey, a noble modern mansion called Fairley Park, in Hampshire, and a yearly income of many thousands. To the latter residence, every one who knew her felt confident she would repair as soon as common decency permitted, and many foretold that she would there speedily recommence the life of reckless gayety into which she had plunged in the early days of her marriage. It was reported that she had been tricked into visiting Greyfriars by her jealous husband, and compelled to remain there. His paralytic seizure occurred about a twelvemonth after their arrival, and to the day of his death his unfortunate wife had been unceasingly the victim of his violent and capricious temper. Now, however, she was free.
Ein prachtvolles Leichenbegängnis geleitete die Überreste des Baronets nach der Familiengruft in der Kirche des Dorfes, und seine schöne junge Witwe verweilte während des folgenden Trauerjahres in sittsamer Zurückgezogenheit in der Abtei. Aber an dem Tage nach Ablauf dieser Zeit schritt sie Arm in Arm mit ihrem Vetter Sinclair nach derselben Kirche, und kehrte als ehelich Verbundene mit ihm zurück. Ungefähr sieben Jahre nach diesem Ereignis trat ich in die Familie als Erzieherin der beiden Sinclairschen Zwillingstöchter, welche damals das zwölfte Jahr zurückgelegt hatten. Jüngere Kinder waren nicht vorhanden. Fairly Park blieb unbewohnt, denn Lady Deighton war im Lauf der Zeit sehr leidend und kränklich geworden und verließ die düsteren, früher so sehr gehassten Mauern der Abtei nicht wieder. Jeder mit Geld zu beschaffende Luxus umgab mich in meiner neuen Wohnung, mein Gehalt war hoch, meine Zimmer bequem und in einem neueren Teile des Gebäudes; gelegen; die Kinder zeigten sich fleißig und folgsam, und ihr Vater beobachtete stets die größte Artigkeit gegen mich. Er war ein liebenswürdiger, schwacher und etwas melancholischer Mann, der mir sehr dankbar war, dass ich ihm die Unannehmlichkeit ersparte, seine Kinder in die Schule schicken zu müssen. Viele Erzieherinnen waren vor mir dort gewesen, aber keine derselben hatte die Einsamkeit und Einförmigkeit des Lebens in der Abtei ertragen können; und als daher ein Monat nach dem anderen verstrich und der zärtliche Vater sah, dass ich völlig zufrieden war und ihn nie quälte, seine Einwilligung zu Ausflügen und Besuchen zu geben, die, obgleich angeblich zum Besten seiner Töchter, auch für mich eine angenehme Zerstreuung gewesen wären, so ließ er erkennen, dass er mir in Wahrheit dankbar war. A pompous funeral conveyed the remains of Sir Thomas to the family vault in the village church; his young and beautiful widow remained in decorous seclusion at Greyfriars during the whole of the ensuing twelvemonth, and the day after its termination, walked quietly, arm in arm with her cousin, Captain Sinclair, to the same church, whence they returned husband and wife. About seven years after that event, I was recommended to them as governess to the twin Sinclair girls, then more than twelve years old. There were no younger children. Fairley Park was still uninhabited; and Lady Dighton, who had gradually become a confirmed invalid, had never, since her second marriage, quitted the gloomy and once, bitterly hated walls of Greyfriars Abbey. Every luxury that money could procure subrounded me in my new abode; my salary was very liberal, my apartments the best in a modernized part of the abbey; my pupils were gentle and intelligent, and I invariably met with the kindest courtesy from their father. He was an amiable, indolent, and somewhat melancholy man, who felt warmly grateful to me as his preserver from the misery of sending his girls to school. Numerous governesses had preceded me, and each in her turn had been worn out by the exceeding dullness and monotony of her life at Greyfriars; and when month after month went on, and the doting father found that was perfectly contented, and that I never importuned him to consent to any schemes for the health and advantage of my pupils, which would have included pleasant plans and excursions for myself, I really believe his satisfaction and gratitude were unbounded.
Nach meiner Ankunft sah ich mehrere Tage lang nur den Capitain Sinclair und die beiden Töchter, Ellen und Janet. Er äußerte einige unverständliche Entschuldigungen in Betreff seiner Frau, in denen die Worte Gesundheit, Nerven, Stimmung usw., ohne Angabe eines besonderen Leidens, gemurmelt wurden. Bald jedoch erfuhr ich von der freundlichen und verständigen Frau des Ortspfarrers, dass allgemein vermutet werde, sie habe während der langen und anstrengenden Pflege ihres verstorbenen Gemahls so sehr gelitten, dass sich jetzt zuweilen Geistesstörungen bei ihr zeigten, in denen sie die sonderbarsten Dinge begehe und seltsame Reden führe. Mrs. Dalton die erwähnte Dame, — die einzige, welche mich zuweilen besuchte — schilderte die in Lady Deightons Gesundheit und Lebensweise sich zeigenden Veränderungen als allmälig eingetreten. Einige Zeit nach dem Tode ihres Gemahles schien sie sich der Befreiung von den Ausbrüchen seiner rasenden Heftigkeit und von einem Leben sklavischer Unterwerfung zu freuen; sie besuchte bis zu ihrer zweiten Heirat regelmäßig die Kirche, ging spazieren und ritt oder fuhr aus, wie sie früher getan, allein wenige Monate später begann sie zu kränkeln und wurde sehr reizbar. Das Übel bestand in einer mit Nervenleiden verbundenen Abzehrung. Die grellsten Wechsel zeigten sich in ihrer Stimmung, so wie Schroffheit und Eigensinn in ihrem Benehmen. Obgleich sie alle Speisen mit einer wahren Gier genoss, wurde sie doch im Gesicht und am Körper immer magerer und widersetzte sich hartnäckig jedem Versuche einer Veränderung der Luft und des Aufenthaltes, welche ihr als das beste Heilmittel empfohlen worden war. Endlich jedoch ließ sie sich einmal bewegen, einen in der Umgegend gelegenen Badeort auf einige Wochen zu besuchen. Ein Haus wurde gemietet und elegant eingerichtet, und die Familie langte mit einem zahlreichen Gefolge von Dienstboten daselbst an; allein schon am folgenden Morgen weckte Capitain Sinclair vor Tagesanbruch den erstaunten Haushalt und ließ anspannen, und wenige Stunden später traf die ganze Gesellschaft in der Abtei wieder ein. On my first arrival, I saw for several days only Captain Sinclair, and the twins Ellen and Janet. He made sundry confused and indistinct apologies for Lady Dighton, in which the words health, nerves, spirits, etc., were mingled and murmured without any specific mention of ill or ailment. Soon, however, I learned from the kind and sensible wife of the village vicar, the only lady who visited me, that it was strongly suspected the long trial of attendance on Sir Thomas had so greatly affected Lady Dighton, as to render her at times scarcely accountable for her many whims and eccentric proceedings. Mrs. Dalton described the change in her health and habits as very gradual. For some time after the death of her husband, she had appeared to enjoy her freedom from the outbursts of his maniacal temper, and her relief from a life of the most miserable subjection. Up to the time of her second marriage, she went to church, walked and rode, or drove out as usual, and exhibited no particular variation in manner or spirits; but a few months afterwards, she gradually became weak in health and strangely nervous. Her complaint was called a nervous atrophy; her spirits were variable, and her behavior capricious and strange. Although she ate voraciously, she grew more and more haggard in face and person, and resisted to the uttermost of her power every trial of the change of scene and air which was recommended as her best medicines. At length she consented to go for a few weeks to a watering-place within easy reach of Greyfriars. A house was taken, every luxury and comfort prepared for her, and the family arrived there one evening, with a host of servants and appendages. Before daybreak the next morning, Captain Sinclair roused the astonished household, and ordered the horses to be put to the carriages, and the whole party were again at Greyfriars long before their ordinary breakfast hour.
»Von jener Zeit an,« fügte meine Berichterstatterin hinzu, »stieg Lady Deighton nie wieder in einen Wagen; ihre Spaziergänge im Garten wurden immer seltener, und seit Jahresfrist hat sie ihre Zimmer, die ältesten und düstersten in der ganzen Abtei, nicht mehr verlassen. Ihr Gemahl bewohnt sie nicht mit ihr, denn nicht einmal eine Dienerin will sie in ihrem Gemache schlafen lassen, welches jeden Abend ängstlich von ihr verriegelt wird, als fürchtete sie ermordet zu werden.« „From that day,” continued my informant, “she never entered a carriage; her walks in the grounds became less and less frequent; and for more than the last twelve months she has never quitted her own apartments, which are the most ancient and the gloomiest in the abbey. Captain Sinclair does not share them; she will not even allow a servant to sleep in her room; and they say she bars her door every night, as if she expected to be murdered.”
»Lässt sie niemand außer ihrer Familie zu sich?« “Does she see any one besides her own family?"
»Nein, selbst keinen Arzt. Seit Jahren ist sie in keiner Kirche gewesen und hat weder mit mir noch mit meinem Gatten gesprochen. Der arme Sinclair unterwirft sich ihrem Willen in jeder Beziehung. Sieben Jahre sind sie jetzt verheiratet, aber er hat gewiss noch keine sieben glücklichen Monate mit ihr verlebt.« „No; not even a medical man. It is years since she has been to church, and since Mr. Dalton or I have spoken with her. Poor Captain Sinclair humors her in everything. They have now been married more than seven years, and I am sure he has never had as many months of anything like comfort in her society.”
»Wie erträgt er seine Lage?« „How does he bear it?”
»Wie Sie sehen. Er wälzt sich im Lehnsessel umher, oder geht spazieren und reitet mit den Kindern aus, raucht und liest in den zahllosen von London kommenden Zeitungen, und vertreibt sich auf diese Weise die Zeit. “Just as you see: plenty of lounging in very easy chairs, and of sauntering about or riding with the children; plenty of cheroots, and innumerable books of light reading from London —everything around him that can make time pass smoothly.”
»Hat er keine andere Gesellschaft?« „But has he no society!”
»Wenig oder keine. Alle Einladungen lehnt er regelmäßig ab, und in die Verwaltungsangelegenheiten der Grafschaft mischt er sich nie. Mit meinem Gatten kommt er dann und wann zusammen, und die Ärzte, welche früher seine Frau behandelten, besuchen ihn von Zeit zu Zeit, hören wie es ihr geht, und empfangen ihre Gebühren für die Versicherung, dass ihr Zustand hoffnungslos sei. Aber er ist ein sehr zärtlicher Vater, ein gütiger Dienstherr, und stets bereit, den Armen zu helfen. Nie versagt er seinen Beistand, wenn mein Gatte seine Börse für irgendeinen Hilfsbedürftigen in Anspruch nimmt. Er hält ihn für einen sehr guten Menschen, aber hegt die Überzeugung, dass Sinclairs Herz mit seiner jungen Gattin in Indien bestattet worden sei, und dass er für Lady Deighton nie etwas anderes als Dankbarkeit und verwandtschaftliche Freundschaft empfunden habe. Überdies,« fügte die Frau lächelnd hinzu, »glaube ich, dass seine Dankbarkeit gegen Sie unbegrenzt sein wird, wenn Sie das Leben in der Abtei ertragen können, was bisher noch keine andere Dame in Ihrer Stellung vermocht hat.« „Little that can be called such. He declines all dinner parties, and interference in county matters. He sees Mr. Dalton sometimes; and the doctors who formerly attended Lady Dighton occasionally visit him, hear how she is going on, and receive their fees in return for telling him that the case is hopeless. But I must not fail to tell you that he is a most affectionate father, a kind and indulgent master, and always ready to give the most liberal help to our poor. Mr. Dalton never makes a claim upon his purse in vain. He thinks him a very good man; but he firmly believes that his heart is buried with his young wife in India, and that he has never felt more than gratitude and cousinly regard towards Lady Dighton. Moreover,“ continued Mrs. Dalton, smiling, „if you can endure the Greyfriars life, which no other lady in your place has yet been able to do, I really believe that no possible limit can be put to the gratitude he will feel towards you.”
»Heute abend soll ich Lady Deighton vorgestellt werden,« bemerkte ich; »wir werden Tee bei ihr trinken.« „I am to be introduced to Lady Dighton this evening,“ said I; „we are to drink tea in her apartment.”
»Ja, ich weiß, das geschieht zuweilen,« erwiderte Mrs. Dalton, »allein Ihre Vorgängerinnen beklagten sich immer sehr über diese Sitte. Wie sie mir erzählten, schlichen sich die Kinder nach dem Tee stets so bald als möglich davon, und Capitain Sinclair pflegte wenig oder nichts zu sprechen, so dass sie die sonderbaren Reden der Lady so lange anhören mussten, bis die Schlafzeit ihrer Zöglinge ihnen gestattete, sich zu entfernen.« “Oh, I know they do that sometimes,” she answered; „and I have heard your predecessors lament over the custom. They said the girls got away as soon as possible alter tea; that Captain Sinclair said little or nothing, and that they were left to listen to Lady Dighton’s strange talk till the hour of their pupils’ bedtime enabled them to escape.”
»Sonderbare Reden?« wiederholte ich. „Strange talk!“ I repeated.
»Ja, ihr Gespräch ist zuweilen sehr sonderbar,« versetzte die Frau. »So selten ich sie überhaupt gesehen habe, weiß ich doch, dass sie auch schon früher, ehe ihr einsiedlerisches Leben begann, sehr seltsame Reden führen konnte. Ihr Vater war, wie man sagt, ein erklärter Atheist, dem alle religiösen Grundsätze und Empfindungen fehlten. Er lebte nur von seiner Geschicklichkeit im Spiel und von Wetten bei Pferderennen. Der Elende verkaufte förmlich seine schöne Tochter an Sir Thomas Deighton, denn das ihr kontraktlich ausgesetzte Wittum war ungeheuer. Ohne Zweifel hoffte er den alten gichtbrüchigen Baronet lange zu überleben, allein diese Erwartung erfüllte sich nicht, denn kurze Zeit nach der Hochzeit setzte ein Schlagfluss seinem Leben ein Ende.« „Yes, it is sometimes very strange. Little I as I ever saw of her, I know she could talk very strangely even before she shut herself I up. The father was, I believe, an avowed infidel. I have heard from persons who knew him well that he was utterly devoid of religious principle. He lived entirely by his skill at cards and billiards and betting at races. Wretched man! he actually sold his beautiful young daughter to Sir Thomas. The pin-money and jointure settled on her were extravagantly large. No doubt he expected to long survive the old gouty baronet, but an apoplectic seizure carried him off only a few months after the marriage, on the race-course at Newmarket.”
»Aber von welcher Art sind denn die sonderbaren Reden?« „But of what nature is her strange talk?”
»Ihr Vater war abgesehen von seiner Ungläubigkeit ein wütender Republikaner und hatte lange Zeit in Frankreich gelebt, wo er vertraute Freunde unter den Führern der Revolution besessen haben soll. Drei wichtige Jahre in dem Leben seiner Tochter, die vom zwölften bis zum fünfzehnten,« hatte sie unter allen Schrecken der Revolution während der Zeit von 1790 bis 1793 in Paris verlebt. Sie ist deshalb mit der Guillotine ebenso bekannt wie mit ihrer Schere und spricht ganz ruhig und sogar billigend von Menschen und Dingen, welche für uns Gegenstände des Abscheus sind.« „Why her father was a furious democrat as well as an infidel,” answered Mrs. Dalton. “He had been much in France, and had intimate friends among some of the leaders of the Revolution. Three important years of his daughter’s life, those from fourteen to seventeen, were the years from ’90! to ’93, and they were passed in Paris, in the very heart of the horrors of that period. Lady Dighton is as familiar with the guillotine as you are with your scissors, and she talks composedly, and even approvingly, of men and things which we are accustomed to hold in utter detestation.”
»Ach, ich wünschte, mein erster Abend bei ihr wäre vorüber!« rief ich unwillkürlich. „Well,” said I, „I wish my first evening was over.”
Der erste Abend bei Lady Deighton ging besser vorüber, als ich erwartet hatte. Ihre Zimmer lagen in der Nähe der alten Kapelle, teilweise über der großen Klosterküche, und die Sage erzählte, dass sie ehemals von den herrschenden Äbten der Brüderschaft bewohnt worden seien. Es gab in diesem Teile des Gebäudes viele kleine, düstere Räume und zahllose verworrene Gänge und geheime Treppen. Sie hatte zwei Gemächer inne, ein Wohnzimmer und ein Schlafgemach, deren Fenster nach einem inneren Hofe der Abtei gingen. Ein etwas labyrinthischer Verbindungsweg brachte uns endlich zu einer großen, schweren Tür, welche sich auf eine Art von Vorsaal öffnete, und dann schritt der mich führende Capitain durch eine zweite große Tür voran und trat mit mir in ein düsteres Gemach von mittelmäßiger Größe. Im nächsten Augenblicke stand ich vor Lady Deighton. It passed, however, better than I expected Lady Dighton's apartments were near the old chapel, and partly over the great monastic kitchen. Tradition appropriated them to the reigning abbots of the ancient brotherhood. Many small gloomy chambers were in that part of the abbey, abounding with intricate passages and unexpected little crooked staircases. She inhabited two chambers, one a sitting, and the other a bed room, both looking to an inner quadrangle of the abbey. A labyrinthine sort of communication with the more modern structure brought us at length to a great heavy door opening into a sort of lobby; and through another great heavy door Captain Sinclair preceded me into a moderate-sized and very gloomy apartment. The next instant, I was introduced to Lady Dighton.
Sie war eine große, stark gebaute Frau, aber von schönem Wuchse, und hatte edle Züge, ein römisches Profil und große, tiefblaue Augen, die aus dem Kopfe gleichsam herauszuspringen schienen, was an der außerordentlichen Magerkeit ihres Gesichtes lag. Die Farbe desselben war ehedem wahrscheinlich von zarter Weiße und blühend gewesen, aber jetzt war an Stelle derselben eine gelbliche Blässe getreten, während auf den Backenknochen ein brennend roter Fleck ruhte. Ihre niedrige Stirn trug zahlreiche Falten, welche sich bis an die Schläfe erstreckten, und die Augenbrauen und Wimpern waren von fast rötlicher Farbe. Eine wallende Fülle lichten Haares, stark mit Grau gemischt, aber immer so nachlässig geordnet, dass es fast unordentlich aussah, war von einem schwarzen Spitzenschleier bedeckt, welcher unter dem Kinn von einem losen Knoten zusammengehalten wurde, und ihre schmalen, purpurroten Lippen ließen die weißen, etwas vorspringenden Oberzähne, namentlich beim Sprechen, teilweise unbedeckt. Ihre Kleidung bestand aus einem Hausrocke von schwerer Seide, welcher vorn offen war; ein kostbarer Shawl ruhte auf ihren Schultern, und zwei oder drei andere lagen auf dem Sofa, auf dem sie saß. Nie habe ich sie in einer anderen Kleidung gesehen. Vor ihr stand ein Tisch mit einigen Büchern und Schreibmaterialien. Das übrige Mobiliar des Zimmers war alt und schwerfällig. Alles sah darin aus, als wenn die Bewohnerin keinen Wert auf geschmackvolle Ordnung legte. So war es auch. Die Freuden des Auges sowie jede andere Freude, hatten das unglückliche Weib für immer verlassen. She was tall and large-boned, but perfectly well made and proportioned; her features were high and handsome, a Roman nose, and large bright blue eyes, which seemed ready to start from her head, owing to the exceeding thinness of her face, the skin of which was stretched over her cheeks and nose so tightly as almost to give the idea that it must be painful to her. The complexion must have been originally delicately fair and blooming; it was now one uniform tint of pale yellow, except a bright crimson stain on each high cheek-bone; thin and scarlet lips, never entirely covering the large, white projecting upper teeth, which were unpleasantly conspicuous when she spoke. A low forehead, lined and interlined with wrinkles, spreading into what are called crow’s-feet at the temples; eyebrows and eyelashes almost sandy colored. A quantity of very light hair, mingled with gray, and with a natural wave all over it, but always so carelessly arranged that it looked frizzy and untidy, and was covered only by a black lace half handkerchief, tied in a loose knot under the chin. Her dress was a rich figured silk wrapping-gown, of a dark color, open in front, but folded over so as not to show the petticoat; a magnificent shawl upon her shoulders, and. two or three others lying about on the sofa on which she was seated. I never saw her in any other costume. There was a table before her with a few books and writing materials upon it. The rest of the furniture was old and heavy; and all around looked as if the inhabitant of the place cared neither for beauty nor order; and so it was. The pleasures of the eye, like every other pleasure, had passed away from the miserable woman forever.
»Sie stand auf und empfing mich sehr artig. Im Lauf diesses Abende sprach sie nur wenig, aber ihr Benehmen war das einer feingebildeten Frau, und in ihren Reden zeigte sich nichts Auffallendes. Später jedoch, nachdem sie bekannter mit mir geworden war, bemerkte ich eine zunehmende Veränderung in Ton und Sprache. Sie stellte häufig paradoxe Behauptungen auf, welche alle Moralität über den Haufen warfen. Oft war es schwer zu erkennen, ob sie im Ernste spreche; aber häufig zeigte sich auch unverkennbar eine bittere Aufrichtigkeit in dem heftigen Tone, mit dem sie die Meinung zu verteidigen suchte, dass es eigentlich kein wirkliches Vergehen gebe. Die Spuren der entsetzlichen Erfahrungen, welche sie in Frankreich unter der Herrschaft der Guillotine gemacht hatte, zeigten sich in ihren Definitionen vom Totschlag und Mord. Ihrer Theorie zufolge konnten »die Umstände« einen so mildernden Schatten über das schreiendste Verbrechen werfen, dass der ganze Charakter desselben dadurch verändert wurde. She rose to receive me with much courtesy. She spoke little during the evening; but her manners were those of a perfect gentlewoman, and there was nothing unusual in her conversation. Afterwards, however, as she became more familiar with me, I found an increasing change in her language and manner. She was fond of paradox and of making startling assertions, affecting the very vitals of morality and truth. It was often difficult to perceive how far she was in earnest, but too frequently there was a bitter sincerity in the vehemence with which she would maintain that there was no tangible reality la crime. The dreadful guillotine experience of which I have been told, could be clearly traced in her definitions of homicide, and even murder. According to her doctrine, that “kind of being, Circumstance”: might cast over the most flagrant offences so softening a shade as to change their whole nature and appearance.
Sinclair schien stets auf unangenehme Weise berührt zu werden, wenn sie so wilde Behauptungen vorbrachte. Die Töchter schlichen regelmäßig davon, sobald der Tee vorüber war; und wenn die Unterhaltung eine dem Vater unangenehme Wendung nahm, pflegte er aufzustehen, im Zimmer hin und her zu gehen und der Tür näher und näher zu kommen, bis er endlich auch die Gesellschaft verließ. Ich mochte nicht gegen die Dame streiten, allein da ich mich nicht wohl vor der Schlafzeit der Kinder entfernen konnte, so war es unmöglich, Erwiderungen und selbst Einwendungen zu vermeiden. Diese ertrug sie mit großer Ruhe, meistens mit einer Miene, welche das Bewusstsein von Superiorität und Mitleid für meine hartnäckigen Vorurteile ausdrückte; allein es gab auch Momente, wenngleich selten, in denen sie von meinen Worten ergriffen und erweicht zu werden schien, seltsamerweise namentlich dann, wenn ich eine Stelle aus dem heiligen Buche zitierte, das sie scheinbar verachtete. Nicht ohne Staunen nahm ich wahr, wie tief sie bei solchen Gelegenheiten berührt wurde, und einige Augenblicke pflegte sich dann in ihren Zügen ein Ausdruck von so peinlicher Hilflosigkeit zu zeigen, dass ich sie kaum ansehen konnte. Es war jedoch nichts als Mitleid und eine gewisse Neugierde, was ich empfand, denn angezogen von ihr fühlte ich mich niemals. Captain Sinclair always seemed to be as much annoyed as his quiet nature permitted, when she thus expressed her wild opinions to me. The girls always got away as soon as possible after ten; and when the conversation took any turn that displeased their father, it was his custom to rise from his seat, and walk up and down the room; and I well knew that, as he drew near the door for about the third or fourth time, he would slink out of our company in a somewhat cowardly manner. I did not like to argue with her, but as I could not without incivility leave her till the bedtime of the children, it was sometimes impossible to avoid argument, and even remonstrance. This she bore wonderfully well, though often with an air of silent superiority and compassion for the obstinacy of my prejudices; but there were moments, few and far between, when she was evidently impressed and softened, especially, strange to say, when I almost involuntarily quoted a few words from the Holy Book she affected to despise. It was indeed strange to see how they would seem to tell upon her, and then, for a brief moment or two, an expression of such utter and helpless misery would pass over her poor haggard face, that I could hardly bear to look at her; but it was only pity that I felt, and a confused sort of curiosity, for she never attracted or attached me.
Ich war ungefähr ein Jahr in der Abtei gewesen, als sie an einem Abende — dem letzten, den wir zusammen verlebten — gesprächiger als gewöhnlich war. Es wurde von der zwischen den Zwillingstöchtern bestehenden Ähnlichkeit gesprochen, und wir waren beide der Meinung, dass dieselbe nicht größer sei als die, welche häufig zwischen Geschwistern verschiedenen Alters bestehe. I had been at Greyfriars about a twelve-month, when one evening—the last we ever spent together—she was more than usually disposed to enter into conversation. Something was said of the likeness of the twins to each other, and we both agreed that it was not more, nor even so much, as is often seen between sisters of different ages.
»Ich sah einmal in früherer Zeit,« sagte sie, »eine wunderbare Ähnlichkeit, und unter sehr eigentümlichen Verhältnissen, die ich nie vergessen werde. Als ich im Jahre 1792 mit meinem Vater in Paris lebte, lag unsere Wohnung in einer Straße, welche von einem der Gefängnisse nach dem Platze der Guillotine führte. Unsere Zimmer befanden sich im unteren Stockwerke, und oft sahen wir den mit Verurteilten angefüllten Karren dicht an unseren Fenstern vorüber fahren. Es gewährte mir Unterhaltung, den verschiedenen Ausdruck ihrer Gesichter zu beobachten und mir zu vergegenwärtigen, wie jeder von ihnen seine letzte Szene spielen werde. Meistens las ich darin Stolz oder dumpfe Verzweiflung, aber zuweilen auch eitlen Mut, für den ich Bewunderung hegen, und nicht selten eitle Todesfurcht, die ich verachten musste. Eines Morgens, als Santerre und der hässliche Danton bei uns frühstückten, vernahm ich den wohlbekannten Ton des nahenden Karrens. Keiner verließ jedoch seinen Sitz, bis ein plötzliches Krachen und ein lautes Geschrei uns sämtlich an die Fenster lockte. Ein Rad war gebrochen, und da es vor unserem Hause geschah, so konnten wir die Personen im Karren deutlich sehen. Es waren ihrer acht und von gewöhnlicher Erscheinung, ausgenommen ein junges Mädchen, deren Gesicht unseren Fenstern gerade zugekehrt war. Sobald mein Vater und dessen Freunde ihrer gewahr wurden, entfuhr ihnen unwillkürlich ein Ausruf der Verwunderung, und ich selbst staunte nicht minder, denn das Gesicht schien mir so bekannt zu sein. Ich glaubte das Mädchen kennen zu müssen, obgleich ich wusste, dass es mir fremd war, und erst nach mehreren Minuten wurde mir klar, dass ich mein eigenes Bild betrachtete. Ich galt damals für hübsch,« fuhr sie mit einem gespenstigen Lächeln fort, »und das junge Mädchen war ohne Zweifel sehr schön. Ihre Hautfarbe, das Haar, die Züge und die Gestalt waren der meinigen so ähnlich, dass ich in einen Spiegel zu blicken glaubte. Wir sahen einander unverwandt an, und als das Rad wieder befestigt war und der Karren sich fortbewegte, lächelte sie und warf mir mit ihrer schönen weißen Hand ein Lebewohl zu. Da stand ich in Fülle der Gesundheit, mich des Lebens freuend, während sie nach wenigen Minuten ihren jugendlichen Kopf auf den Block legen und für immer vom Dasein scheiden musste! Ich erinnere mich, eine geheime Freude empfunden zu haben, dass unser Geschick ebenso verschieden war, wie unsere Züge ähnlich. Später habe ich oft an das arme Mädchen gedacht, — oft gewünscht, dass ich an ihrem Platze dem Schafott zugefahren sein möchte.« “I once,“ said she, “saw a most wonderful likeness; it was under very peculiar circumstances; I shall never forget it. When I was in Paris with my father in the year ’92, our lodgings were in a street that led from one of the prisons to the guillotine. Our rooms were in the attract, and we often saw the carts full of condemned prisoners pass close by our windows. It used to interest me to observe their various expressions of countenance, and to fancy how each would enact his last scene in this world. Sullenness and pride seemed to me their most common emotion. I could sometimes trace, also, a heroism that I admired, and a terror that I despised. One morning, when Santerre and the huge and hideous Danton were breakfasting with us, I heard the well-known sound of the cart approaching: no one moved, however, till a crash and an outcry drew us all to the windows. Something was wrong about one of the wheels, and as it had happened just before our house, we saw the persons in the cart as plainly as if they had been in the room with us. They were eight in number, and of ordinary appearance, except a very young girl, who sat directly opposite to our windows. My father and his friends, the moment they saw her, uttered exclamations, and I was at first puzzled; I knew the face so well. I fancied I knew the girl, yet I was sure she was a stranger to me, and it was some minutes before I discovered that I was looking at a facsimile of myself. I was thought pretty then,“ continued she, with one of her ghastly smiles, „and this girl was certainly very handsome. She had complexion, hair, features, figure, all so like my own, that I seemed to be looking into a mirror, and as there was no painful expression in her face, there was nothing to disturb the resemblance. We gazed fixedly at each other; and when the wheel was adjusted, and the cart began to move again, she smiled, and made a kind of farewell sign to me with her long white hand. I stood there full of life, health, and youthful spirit, and she was in a few moments to lay her young head, with its redundant fair ringlets, on the block, and pass away forever! I remember feeling a natural sort of exultation that our fates were as different as our persons were strangely similar. How often, since, have I thought of that poor girl!—how often wished that I had been in her place in the fatal cart, and on the scaffold! "
Sie hielt inne, und jener Ausdruck von peinlicher Hilflosigkeit schlich über ihr Gesicht, so dass ich mich versucht fühlte, zu sagen: She paused, and that expression of hopeless misery of which I have before spoken passed strangely into her face, and I was tempted to say:
»Ja, wenn wir in die Zukunft blicken könnten, so würde das Leben unerträglich sein. Es ist eine barmherzige Einrichtung der Vorsehung, dass sie uns verborgen bleibt.« “Ah, if we could see the future, life would be intolerable; it is mercy that hides it from us.”
Augenblicklich verschwand jener weichere Ausdruck in ihren Zügen und stolzer Trotz funkelte in ihren glänzenden Augen, indem sie antwortete: In a moment, the sad, and, I may say human expression was gone, and that of hard and proud defiance lighted up her great bright eyes as she answered contemptuously:
»Barmherzigkeit? Wer ist barmherzig? Was ist Barmherzigkeit? Ist es nicht abgeschmackt, Worte zu gebrauchen, die keine Bedeutung haben? Wo ist Barmherzigkeit zu finden? Nicht auf Erden, wo jedes Geschöpf dem anderen nachstellt, und nicht im Himmel, der kalt und erbarmungslos auf das Elend herab blickt! Leben heißt leiden!« „Mercy! Where is it? What stuff is it made of? It is idle to foul our tongues with words that have no meaning. Mercy! Where is it found? Not on earth, where every creature preys upon some other; not in heaven, looking down, cold and pitiless, on the unutterable misery of earth. To live is to suffer! ”
Ich war sehr froh, dass in diesem Augenblicke das Eintreten eines Dienstboten sie nötigte abzubrechen, und dass die Uhr der Abtei die Stunde verkündete, welche mir gestattete, das Zimmer zu verlassen. Die Dame hatte mich an diesem Abende in eine so unbehagliche Stimmung versetzt, dass ich längere Zeit sinnend in meinem Zimmer verweilte, ehe ich mich zu den Kindern begab. Sie war es, die den einzigen Schatten über mein damaliges Leben warf. Bequemlichkeiten jeder Art umgaben mich, meine Zöglinge machten Fortschritte und hegten große Anhänglichkeit für mich, und selbst die Dienstboten, dem Beispiele des höflichen Herrn folgend, beobachteten eine Artigkeit gegen mich, die ich früher von ihresgleichen nie erfahren hatte. Nur Lady Deighton trübte mein Leben zuweilen, da ich mich an ihre Eigentümlichkeiten nicht gewöhnen konnte. Oft erschreckte sie mich in solchem Grade, dass ich es nicht wieder vergessen kaonte und von einer quälenden Neugier in Betreff ihrer ergriffen wurde, wegen deren ich mir häufig Vorwürfe machte. Allein dies war im Vergleich mit den vielen Annehmlichkeiten meiner Stellung ein kleines Übel, und das Ende meiner Reflexionen über diesen Gegenstand war deshalb stets der Entschluss, in der Abtei zu bleiben und alles zu tun, was in meinen Kräften stand, um die Zuneigung der unglücklichen Frau zu gewinnen und ihre Leiden, welchen Ursprung sie auch haben mochten, zu erleichtern. Keine Ahnung hatte ich an jenem Abende davon, dass schon am folgenden Tage ein zufälliges Ereignis eintreten werde, welches in kurzer Zeit die ganze Familie zerstreuen und mich nötigen sollte, eine andere Heimat zu suchen. Very thankful was I that the entrance of a servant compelled her to pause, and that at the same moment the old clock of the abbey struck the hour of my leave-taking. Lady Dighton had made me more than usually uncomfortable that evening, and I sat for some time in my own room thinking of her before I joined the children. She was the only cloud that shadowed my present mode of life. Comforts and luxuries surrounded me; my pupils were intelligent and affectionate and even the very servants, copying their kind and courteous master, behaved to me with a pleasant civility that I had never before met with. My salary would enable me to lay by largely for old age or sickness every year that I continued at Greyfriars, and I saw no definite termination to my engagement; for Captain Sinclair had not scrupled to say more than once of late, that he should be most thankful if I could remain permanently with his girls, and superintend their introduction into society. It was true that Lady Dighton troubled me at times, and I found that I did not get accustomed to her ways so much as I had supposed I should do. She frequently so startled and distressed me, that I could not dismiss the recollection from my mind, nor resist an uneasy sort of curiosity about her, for which I often reproached myself. But this was a small evil compared with my numerous blessings; and I well remember that on this particular evening, though more perplexed and grieved by her than usual, the end of my reflections was a strong determination to continue at Greyfriars even for her sake—to do my utmost to win upon and soften that unhappy lady, and, if possible, to alleviate her sufferings, whatever might be their origin. Little did I think that a casual circumstance of the very next day would soon scatter the whole family, and leave me to seek another home.
Wie bereits erwähnt, stand die Abtei in einer wilden und entlegenen Gegend von Cornwall, und die Wege in der Umgebung waren deshalb meistens sehr schlecht und teilweise sogar gefährlich. Von dieser Beschaffenheit war namentlich ein Weg, welcher von dem nördlich hinter der Abtei gelegenen steilen Hügel herab und in die durch das Dorf laufende Landstraße führte. Auf demselben erlitten am Morgen nach der soeben geschilderten Unterhaltung mit Lady Deighton zwei Reisende, während sie in ihrem eigenen Wagen den Hügel herab fuhren, einen Unfall. Es kam die Nachricht nach der Abtei, dass in geringer Entfernung ein Wagen zerschellt und einer der darin befindlich gewesenen Herren auf der Stelle getötet, der andere aber schwer verletzt worden sei. Als Capitain Sinclair jedoch in Begleitung mehrerer Dienstboten den Ort des Unfalls erreichte, ergab sich, dass die Sache nicht so schlimm war, wie sie geschildert worden. Man fand einen Chig, dessen Rad und Deichsel zerbrochen, und dessen Pferd mit den abgerissenen Strängen entflohen war, und einen Herrn, welcher augenscheinlich in großer Pein an der Seite des Weges auf der Erde lag, und dem sein unverletzter Begleiter beizustehen versuchte. Sinclair schickte sogleich einen reitenden Boten nach dem zunächst wohnenden Arzte ab, und ließ dann den Verletzten auf Kissen nach der Abtei tragen und in einem Zimmer des unteren Stockes niederlegen. Der Leidende erholte sich bald so weit, dass er aufstehen konnte, und erklärte dann, keine anderen Verletzungen erlitten zu haben, als einen Stoß an den Kopf, von dem er betäubt worden, und, wie er fürchte, einen Knochenbruch am linken Arme. Der Wundarzt versicherte nach genauer Untersuchung dass es nur ein einfacher Bruch über dem Handgelenke sei, der in kurzer Zeit heilen werde. Über die Verletzung am Kopfe konnte er sich nicht so bestimmt aussprechen. Er verordnete Blutegel und kalte Umschläge und befahl, dass der Kranke sich mindestens zwei Tage lang in einem verdunkelten Zimmer völlig ruhig verhalte. I have said that Greyfriars was situated in a remote and wild part of Cornwall. Among the accompaniments of such a situation, difficult and even dangerous roads were naturally to be expected. One peculiarly meriting that character led down the steep hill which sheltered the abbey to the north, into what was by courtesy called the high-road through the village, and on the morning which followed the conversation I have just related, two gentlemen-tourists, in their own gig, met with an accident in descending it. Captain Sinclair was roused from a pleasant simmer over a new magazine by the news that a carriage was broken to pieces within a short distance of the abbey-gates, one gentleman killed on the spot, and another dreadfully hurt. On reaching the scene of the disaster, accompanied by all the male and several of the female servants. He found matters not quite so bad as they had been represented. There was indeed a gig with a wheel lying by its side, the shafts and traces broken, and the horse nowhere visible; a gentleman lay on the bank, evidently in considerable pain, and his companion, apparently unhurt, was endeavoring to support and assist him. Captain Sinclair immediately despatched a man on horseback for the nearest surgeon, and, with the aid of a door taken on the hinges, and a mattress and pillows, the sufferer was brought to the abbey, and laid down in one of the lower apartments. He soon recovered enough to sit up, and presently to stand up, saying, that the only injuries he had received were a blow on the head, which had stunned him for a few minutes, and some considerable mischief, he feared, in the left arm. The surgeon, who had luckily been met with in the village, soon ascertained that it was only a simple fracture just above the wrist, that would cause, alter a few days, little more than inconvenience. He could not pronounce so positively as to the head. Leeches and lotions were to be applied without loss of time, and the patient was to be kept perfectly quiet in a darkened room for at least eight-and-forty hours.
Das Gemach, wohin er gebracht worden war, lag im neueren Teile der Abtei und wurde schnell mit einem Bett und anderen Erfordernissen versehen; und nachdem die Blutegel ihr Werk verrichtet hatten, wurde der Kranke der Hut und Pflege unserer alten Haushälterin überlassen. The apartment into which he had been carried was a parlor in the modernized part of the abbey; a bed and other requisite appendages were quickly moved into it; and after the leeches had done their work, he was left, by the doctor’s directions, in perfect quiet, with only the old housekeeper to attend to him.
Als Capitain Sinclair hierauf mit dem anderen Fremden in unser Wohnzimmer trat, erkannte ich in letzterem einen mir seit mehreren Jahren bekannten Herrn. Er war der Oheim einer Schülerin, deren Erziehung ich vollendet hatte, und mit der ich seitdem in sehr inniger Beziehung geblieben war. Wir freuten uns beide, einander zu sehen, und er bat mich sodann, ihn als Mr. Davis, den Pfarrer von Stepworth in Sommersetshire, dem Hausherren vorzustellen, indem er bemerkte, dass sein verletzter Reisegefährte ein junger Rechtsgelehrter aus Schottland namens Mac Ivor, sei, mit dem er einen kleinen Ausflug unternommen habe. Capitain Sinclair, dessen menschenfreundlichen Herz sich besser mit seiner in Indien gewohnten Gastfreundschaft, als mit der in der Abtei üblichen Lebensweise vertrug, erklärte Mr. Davis, dass er und sein Gefährte sich so lange als seine Gäste ansehen müssten, bis letzterer ohne Nachteil die Reise fortsetzen könne. When Captain Sinclair and the other gentleman came to us in the drawing-room, I recognized in the latter an acquaintance of some years standing. He was uncle to a pupil whose education I had what is called “finished,“ and who continued to be a dear friend of mine. We were glad to see each other, and he said he thought himself fortunate in finding it thus certified that he was not swindling himself into the hospitable walls of Greyfriars. With a pleasant sort of mock ceremony, he begged me to vouch that he was the Rev. Horace Davis, rector of Castle-Stepworth, in Somersetshire, and brother-in-law to Joseph Baker, Esq., in whose house we had become acquainted with each other. He then told us that his unlucky companion, Mr. M‘Ilvar, was a clever young Scotch lawyer, of an old Highland family, and that they were making a little fishing and sketching tour together when this misfortune befell them. Captain Sinclair, whose kind heart better accorded with his old Indian habits of hospitality than with those of Greyfriars, soon settled it authoritatively with Mr. Davis, that he and his friend were to consider themselves as fixtures till the invalid was able to be removed with perfect safety.
Bald darauf trennten wir uns, um für die Mittagstafel Toilette zu machen, und als wir wieder zusammenkamen, war ich angenehm überrascht zu sehen, wie sehr Sinclair sich durch diesen unerwarteten Besuch aus seiner gewöhnlichen Schlaffheit hatte erwecken lassen. Am nächsten Morgen brachte Mr. David gute Nachrichten von Mac Ivor. Letzterer versicherte ganz wohl zu sein und murrte entsetzlich über die beschränkenden Vorschriften des Arztes und die gewissenhafte Befolgung derselben von Seiten der alten Wärterin. Als noch ein Tag verstrichen und alle Befürchtung in Betreff der Verletzung am Kopfe verschwunden war, zeigte Mr. Davis an, dass Mac Ivor seinen Entschluss erklärt habe, am nächsten Tage in unserem Kreise zu erscheinen. We separated soon alter this conversation to dress for dinner, and when we met again, it was a pleasant surprise to me to see how this unexpected guest had aroused Captain Sinclair from his ordinary languor and silence. The next morning, Mr. Davis brought us very excellent reports of „Mac,“ as he called him, who, he said, protested he was quite well, and was grumbling most dreadfully at the surgeon’s continued orders that he should he kept perfectly quiet, and at his old nurse’s stubborn adherence to them. When, however, another day had passed, and all fear of evil consequences from the injury to the head had vanished, Mr. Davis told us at dinner that Mac had announced his determination to join our party on the following day.
»Sie werden finden, dass er ein viel angenehmerer Gesellschafter ist als ich,« sagte er. »Jedermann hat ihn lieb.« „You will find him a much pleasanter fellow than I am,“ said he, laughing. „Everybody likes old Mac.”
Capitain Sinclair, welcher selbst entfernte Verwandte in Schottland hatte, begann nach dem Clan und der Familie des jungen Rechtsgelehrten zu fragen. Captain Sinclair, who himself had some distant Scotch connections, began inquiring into the young lawyer’s clan and family.
»Er stammt aus einem sehr alten Geschlechte der Hochlande,« versetzte Mr. Davis, »und alle Glieder seiner Familie sollen ebenso geschickt und so sonderbar sein, wie er selbst ist. Es gibt keinen Mac Ivor der nicht sogenannte »Käfer« im Kopfe hat. Viele seiner Vorfahren waren berühmte Seher, sagt man. Auch seine Mutter gehörte der Familie durch ihre Geburt an, denn sie war Geschwisterkind mit seinem Vater. Er selbst hat deutliche Erinnerungen an gewisse Ereignisse, die sich beim Tode seines Vaters zutrugen und mindestens sehr sonderbar genannt zu werden verdienen. Er war damals sechs Jahre alt und ohne Zweifel ein Knabe von klarem Verstande. Der Vater hatte sich lange Zeit von Hause abwesend befunden, in England, und an einem stillen Sommerabende wurde seine Rückkehr stündlich erwartet. Zu ihrem von Gärten umgebenen Wohnhause führte eine lange Allee. Der Knabe saß im Kreise seiner älteren Geschwister, gespannt auf den fernen Schall von Rädern horchend, um beim ersten Zeichen hinaus zu springen und dem kommenden Vater entgegen zu eilen, als plötzlich die Mutter vom Sitze aufstand und, starr vor sich hin blickend, sagte: »Es ist ein Fremder, der uns naht!« In demselben Augenblicke vernahmen die Kinder auch das lange erwartete Rollen eines sich nahenden Wagens, allein gleichzeitig wurde ihre Aufmerksamkeit in höchst peinlicher Weise auf ihre Mutter gelenkt, welche zu Boden sank, ihren Kopf unter dem Shawle barg und, als der Wagen vor der Pforte hielt, mit leichenblassem Gesichte aufblickend, fortfuhr: » Euer Vater liegt sterbend auf einem englischen Bett, — Fremde wachen bei ihm! Er ist tot!« Mac Ivor versichert, dass alles, was sie gesagt, sich als vollkommen wahr erwiesen habe. Sein Vater war auf der Rückreise plötzlich schwer erkrankt, und der kommende Wagen brachte einen Boten mit dieser traurigen Nachricht. Wie sich später ergab, war der Vater bereits gestorben, ehe der Bote bei der Familie anlangte.« „He springs from a very ancient Highland stock,” answered Mr. Davis; „and his family, it is said, are always clever and odd, as he is. There is scarcely a bonnet among the M‘Ilvars, I believe, that has not a bee of some sort or other in it. Many of his ancestors were celebrated second-sight seers. His father and mother were first-cousins, and he himself can remember some circumstances connected with his father’s death, which, to say the least of them, are very curious. He was then about six years old, and I doubt not a quick and observant boy. His father’s return home was hourly expected after a long absence in England. It was, he says, a still summer evening; there was a long and winding approach through the grounds to their house, and he and his elder brothers and sisters were anxiously listening for the distant sound of wheels, that they might be ready to rush to the door, when suddenly his mother stood up, and looking vacantly around, said: ‘It is a stranger who is coming!’ At that moment, they began to hear the sounds they were watching for; but their attention was soon painfully drawn to their mother, who sank upon the ground, shrouding her head in a shawl, and, as the carriage passed the nearest gate, she looked up with a ghastly countenance and said: ‘Your father is dying on an English bed—strangers are watching over him! He is gone! he is dead!’ Mac declares that this was all exactly true. His father had been taken suddenly and dangerously ill on his homeward journey; the approaching carriage brought a messenger with these and tidings, and it was afterwards ascertained that he had expired before they reached his family.”
»Und halten Sie das für wahr?« fragte ich. „And do you believe this?’ ” said I.
»Was soll ich sagen?« war seine Antwort. »Hier handelt es sich um eine Tatsache, die ein Augenzeuge bekundet, welcher jeder Ausschmückung durch erdachte Hinzufügungen unfähig ist. Ich kann der Erzählung meinen Glauben nicht versagen, und danke nur Gott, dass unsere englischen Mütter keine solche Sehergabe besitzen, um ihre Kinder damit auf den Tod zu erschrecken.« „What can I say?” answered he. „Here is a fact vouched for by an eye and ear witness, quite old enough to remember it, and quite incapable of inventing or even embellishing the circumstances. I must yield at least a sort of belief to the story, and can only be thankful that English mothers are not given to frighten their children out of their wits by such vagaries.”
»Hat Ihr Freund diese seltsame Gabe nicht ererbt?« fragte der Capitain Sinclair. „Your friend does not inherit this strange power?” asked Captain Sinclair.
»Nein —- ich glaube nicht,« entgegnete Mr. Davis etwas zögernd. »Mindestens habe ich nie gehört, dass er sich eines Blickes in die Zukunft rühmen könne. Aber wenn alles wahr ist, was man sich von ihm erzählt, so hat er zuweilen ein seltsames Erkenntnisvermögen in Bezug auf gegenwärtige Umstände.« „Why — no,“ replied Mr. Davis with some hesitation. „I never heard that he could boast any knowledge of the future; but if all is true that is told of him, he has sometimes had a strange sense of the present.”
»Ein solches Erkenntnisvermögen ist nichts sehr Ungewöhnliches,« bemerkte ich lächelnd; »ich verstehe in der Tat nicht recht, was Sie meinen.« „A sense of the present is nothing very strange or rare,“ said I, smiling: „I do not in the least comprehend your meaning.”
»Ja, es ist schwer, das zu erklären, was man selbst nicht recht begreift. Er soll zu Zeiten eine Ahnung von der Nähe oder dem Vorhandensein eines Verbrechens haben. Er selbst spricht nicht gern darüber, denn nur einmal, so lange ich ihn kenne, habe ich aus seinem Munde eine darauf bezügliche Äußerung gehört und auch diese war nur ganz kurz ,als wenn er sich scheute, den Gegenstand zu berühren.« „Well, it is not easy to express what one does not one’s self understand. It is said that he has felt at times a supernatural sort of impression of the presence of crime. He evidently does not like to speak about it; only once during our great intimacy has he mentioned it at all openly to me; and even then very briefly, and as if he wished to escape from the subject.”
»Was sagte er?« „And what did he say?”
»Er sagte, es sei wahr, dass ihn ein sonderbares, peinliches Gefühl an Orten beschleiche, wo eine böse Tat begangen worden, und dass er öfters durch dieses Gefühl auf eine nicht zu beschreibende Weise zu der Entdeckung des Verbrechers hingeführt worden sei.« „He said it was true that a strange and wretched feeling had come over him in places where any evil deed had been committed; and that sooner or later this feeling had guided him in various indescribable ways to the discovery of the criminal.”
»Das ist nichts als eine Art von Wahnsinn,« sagte ich. „Surely, a species of insanity,“ said I.
»Nie gab es wohl einen klareren und gesunderen Verstand auf Erden, als der seinige ist,« versetzte Mr. Davis mit Wärme. „Never was there a clearer or sounder head in this world,” said Mr. Davis warmly.
»Hat er Beispiele von der Ausübung dieser seltsamen Fähigkeit angeführt?« fragte Sinclair. „Did he give any instances of his having really exercised this strange power?” asked Captain Sinclair.
»Nein. Er sagte, die Fälle seien selten und stets mit großer Unbehaglichkeit und selbst Qual für ihn verbunden. Damit Sie jedoch nicht glauben, dass ich selbst derartige wunderbare Geschichten erfinde, will ich Ihnen ein merkwürdiges Beispiel erzählen, das ich zwar nicht selbst erlebt, aber aus dem Munde seines Schreibers, eines ganz zuverlässigen Menschen, gehört habe, der dabei gegenwärtig war.« „No; he said they were very rare, and always accompanied by discomfort, and even distress of mind. However, if you will not think I do nothing but invent wonderful stories,” continued Mr. Davis, „I certainly could give you a remarkable instance-—not within my own knowledge, but told to me by his clerk, as composed and unimaginative a man as a quiet elderly Scotchman can well be and who was himself present during all the circumstances.”
»Oh, erzählen Sie!« riefen alle Stimmen, unter denen sich auch die meiner mit großer Spannung zuhörenden Zöglinge befanden. „Oh, pray tell us,“ said every voice at once, for the girls were eagerly listening to the conversation.
»Ich brauche nicht die besonderen Umstände zu erwähnen,« begann er, »wegen deren Mac Ivor von einer verwitweten Dame zu Rat gezogen wurde, deren Schicksal von der Auffindung eines Testamentes abhing, welches ihr verstorbener Gatte errichtet hatte, und das, wie sie behauptete von irgendjemandem gestohlen und beiseite geschafft worden war. Die Witwe machte zwei Zeugen namhaft, welche es in ihrer Gegenwart unterschrieben hatten. Der eine derselben war gestorben; der andere, ein Dienstbote der Familie, bekundete, irgendein Dokument unterzeichnet zu haben, aber konnte nicht mehr mit Bestimmtheit angeben, was es betroffen habe, und glaubte, es sei nur eine Vollmacht für einen Anwalt gewesen. Mac Ivor hegte vom ersten Augenblicke an Misstrauen gegen den Neffen der Dame, welcher zwar ein reicher Mann, aber dennoch entschlossen war, sein Recht als nächster Intestaterbe geltend zu machen, obgleich die Witwe seines Oheims dadurch an den Bettelstab kommen musste. Er stieß jedoch bei Mac Ivor auf einen gefährlichen Gegner. Nachdem Letzterer in Erfahrung gebracht hatte, dass der noch lebende Zeuge von dem Neffen in Dienst genommen worden war, bestand er darauf, den Mann zu sehen und zu sprechen. Der Neffe machte viele Ausreden, schützte vor, derselbe sei abwesend, und später hieß es, er sei krank, allein Mac Ivor gab nicht nach; und nachdem er seine Absicht erklärt hatte, den Arzt zu sprechen, welcher den Mann behandelte, willigte der Neffe endlich ein, dass Mac Ivor ihn am folgenden Tage zu einer bestimmten Stunde in seinem Schlafzimmer besuchen dürfe. Bis dahin hatte Mac Ivor von dem beabsichtigten Besuche keinen anderen Erfolg erwartet, als den, durch ein scharfes Verhör des Mannes einiges Licht über das geheimnisvolle Verschwinden des Testamentes zu verbreiten. Der Schreiber, welcher mir die Geschichte erzählte, begleitete ihn nach dem Hause des Neffen und sagte, dass Mac Ivor sich auf dem Wege dahin ganz wie gewöhnlich mit ihm unterhalten, aber bei dem Eintritt in das Haus plötzlich starr um sich geblickt und die Farbe gewechselt habe. Ein Diener schritt ihm die Treppe hinauf voran, während der Schreiber hinter Mac Ivor folgte und deutlich sah dass sein Prinzipal mehrere Male wankte und sich halten musste. Als sie die Tür des Schlafzimmers erreichten, fasste er den Arm des Schreibers und zitterte sichtlich.« „Well,” said he, „I need not trouble you with all the particulars which led to Mac being consulted by a poor widow lady, whose whole income depended on the discovery of a deed executed in the lifetime of her deceased husband, and which had been stolen from the place where it had been deposited. Such was her story. The heir-at-law, her husband’s nephew, denied that such a deed but ever existed. The widow named two witnesses whose signatures had been put to in her present». One of them was dead the other, an old family servant, admitted that he had signed some written paper, but he knew nothing more about it, and believed that it had been a power of attorney. Mat mistrusted the nephew from the first. He was a rich man, and determined to have what he called his rights, although his success would reduce his uncle’s widow to beggary. His cunning was well met by Mac, who, having ascertained that he had taken the surviving witness into his own service, insisted upon seeing the man. Many excuses were made: he was absent – he was ill; but the point was not yielded; and at length, upon Mac’s expressing his determination to see the doctor who attended him, it was arranged that he should visit the sick man in his bedchamber at a specified hour on the following day. Up to that time, it does not appear that his views extended beyond a hope, that by strictly and carefully questioning the man, some light might be thrown on the mysterious disappearance of the deed. The clerk who told me the story accompanied Mr. M‘Ilvar to the nephew’s house in London. He says that he conversed with him in his usual manner as they walked along together; but he afterwards remembered that, when within the house, he stared about somewhat strangely, and changed color. He was preceded up the stairs by a servant, closely followed by the clerk, who distinctly recollected that he staggered more than once, and seemed to cling to the balusters. When they reached the bedroom door, he caught hold of the clerk’s arm, and visibly trembled.
»Aber,« erzählte Letzterer, »»als wir über die Schwelle traten, ließ mein Prinzipal meinen Arm los, stieß mich fast von sich und schritt geraden Wegs auf das Bett zu. Das Gemach war verdunkelt worden, so dass ich anfangs kaum den von den Kissen und Decken umhüllten angeblich Kranken zu erkennen vermochte. Mr. Mac Ivor riss die Decken fort und rief: »Hier ist keine Krankheit! Setzet Euch aufrecht!« Nie vorher hatte ich ihn mit einer so furchtbaren Stimme sprechen hören, wie in diesem Augenblicke. Der Mann richtete sich erschrocken auf, und sein Herr, welcher hinter den Bettvorhängen versteckt gewesen war, trat gleichfalls hervor und stand nun auf der anderen Seite des Bettes gegenüber. »Fragen Sie,« sagte er« »der Mann wird antworten. Er räumt ein, eine Unterschrift vollzogen zu haben, aber —.« Ohne seine Worte zu beachten, unterbrach ihn Mac Ivor. »Heraus damit!« rief er mit derselben Stimme wie vorher. »Heraus mit dem Testamente! Es liegt unter Eurem Kopfkissen!« Mit diesen Worten griff er unter das Bett und zog ein Dokument hervor. Der angebliche Kranke zitterte am ganzen Körper und war unfähig, es zu verhindern. Sein Herr tat einen Griff danach über das Bett und sagte einige sehr heftige Worte, aber Mac Ivor schob das Papier in seine Tasche und sagte nur: »Wenn ich nicht von Ihnen höre, so werden Sie von mir hören,« und verließ das Haus, während ich ihm wie ein Träumender folgte. Nie erwähnte er später des Vorfalls gegen mich, aber das Testament war gefunden, und die Dame erlangte ihr Recht.«« But, sir,” continued he, „as we passed the door, Mr. M‘Ilvar let go my arm, and seemed, as it were to push me from him, and walked straight up to the bedside. The room was very much darkened, so that at first I could scarcely distinguish the figure of the sick man under a heap of bed-clothes. Mr. M‘Ilvar pulled sway the clothes.’ There is no sickness here,’ says he. ‘Sit up.’ I never heard such a deep, fearful voice as he spoke in. The man raised himself in the bed, looking greatly bewildered; and his master, who had been hidden by the curtains, rose hastily, and faced us on the opposite side of the bed. ‘Ask your questions, sir,’ said he, ‘and the man will answer. He admits that he signed—’ Mr. M‘Ilvar took no heed of him. ‘Sit up,’ said he, in the same unearthly voice; ‘sit up, and give me the deed; it is under your pillow—it is under your head;’ and he plunged his hand within the bed-clothes, and drew forth a parchment from beneath the bolster. The pretended sick man sat up shaking and helpless, and did nothing to prevent him. The master made a snatch at it over the bed, saying something very violently that I forget; but Mr. M‘Ilvar thrust the paper into his bosom, saying :’If I do not hear from you, you will hear from me; ’ and he turned round, and went straight out of the room, and down-stairs, and out of the house, and I after him, as it were in a dream. He never spoke to me a word about it, but sure enough there was the very deed; and the poor lady got her own.”
»Und was folgte darauf? Wurden der Diener und sein böser Herr nicht bestraft?« fragte ich. „And what followed?’ Were the servant and his master punished?”
»Der weitere Verlauf ist mir nicht bekannt,« versetzte Mr. Davis. »Die Dame wünschte dass die Sache verschwiegen bleibe. Es hieß, dass der Neffe über die Entdeckung des Testaments nicht minder als jeder andere erstaunt und der Meinung gewesen sei, dass der Mann die Urkunde vernichtet habe, welche er sich während der Krankheit seines früheren Herrn angeeignet hatte.« „I heard little of the dénouement. The widow wished the matter to be kept secret. It was believed that the nephew was as much surprised as anyone at the discovery of the deed, which he fully believed had been destroyed by the man, who had contrived to gain possession of it during his late master's illness.”
»Die Erzählung befriedigt mich nicht recht,« bemerkte ich nach einer Pause; »über manche Punkte wünschte ich gründliche Auskunft zu haben.« „Well,“ said I, after a pause, “the story does not satisfy me; there are several points in it that I should like to have explained.”
»Auch ich,« fügte Mr. Davis hinzu. »Einige Male habe ich versucht, bei Mac Ivor selbst auf die Sache anzuspielen, allein er fertigte mich jedes Mal kurz ab. Seine Antwort war nur, dass es allerdings ein merkwürdiger Fall sei, aber dass häufig vermisste Dokumente durch ganz zufällige Umstände wieder aufgefunden würden. Bei diesen Worten drückte sich zugleich eine solche Unruhe in seinem Gesichte aus, dass ich nicht länger von dem Gegenstande sprechen mochte.« „So should I,“ answered Mr. Davis. „I have made one or two trials, by alluding to the matter to Mac himself, but he cut me very short. He said it was certainly a remarkable case, but important papers supposed to be lost had not unfrequently been discovered by some curious circumstance or coincidence; and he had such a troubled look in his face, that I did not like to press the subject.”
»Meine Meinung ist,« versetzte ich mit Bestimmtheit, »dass Mr. Ivor auf irgendeinem Privatwege Kenntnis von den Umständen erlangt hatte und mit Benutzung derselben den Mann einschüchterte und um Geständnisse brachte, sowie dass das Mystische in der Erzählung lediglich aus den Träumereien des Schreibers herrührt.« “My opinion is,“ said I, stoutly, „that Mr. M‘Ilvar had gained some private knowledge of the facts, which he thought to startle the man into confessing; and that much of the mystification arose from the Scotch clerk’s dreams of second sight, and the hereditary gifts connected with it attributed to the M‘Ilvar family.”
Gegen diese Erklärung, welche der Geschichte allen Reiz raubte, protestierten meine beiden Zöglinge mit größtem Eifer, worauf sich die Unterhaltung einem anderen Gegenstande zuwendete. Here both my pupils broke out into exclamations at my attempt to deprive the story of its mysterious charm, and the conversation soon turned into another channel.
Nachdem die Herren uns verlassen hatten, erschöpften sich beide Mädchen in Vermutungen über die Persönlichkeit dieses geheimnisvollen Mac Ivor. Janet, welche eine Neigung zum Romantischen hatte, meinte, dass er groß, mager und bleich sein, und schwarzes Haar, eine römische Nase und wild funkelnde, dunkle Augen haben müsse; wogegen Ellen behauptete, dass die Augen blau, die Nase griechisch und das Haar braun sein müssten. After we left the gentlemen, the girls were full of what they had heard of this Mac of mystery. I had only seen him carried through the hall amid pillows and blankets, and I could not therefore satisfy their curiosity as to his personal appearance. Janet, who had a romantic tendency, felt confident that he was tall, thin, pale, and interesting, with black hair, a Roman nose, and wild, flashing, dark eyes. Ellen fully agreed in the brightness and wildness of the eyes, but she asserted that they ought to be blue, the nose Grecian, and the hair auburn, wavy, thick, and flowing.
Am nächsten Tage erschien der Held im Wohnzimmer, und zwar als ein freundlicher Mann, von kaum mittlerer Größe, mit einer sehr gewöhnlichen Nase, kleinen aber scharfen und klugen Augen und schwachem, rötlichem Haar. Er besaß jedoch ein sehr angenehmes Lächeln und eine fesselnde Ausdrucksweise, so dass wir alle bald mit größter Teilnahme der Schilderung seines Unfalls zuhörten, die er auf höchst komische Weise vortrug. Während des Mittagessens war er die Seele der Unterhaltung, voll von Anekdoten, und erzählte unaufhörlich, ohne ermüdend zu werden, so dass wir nichts tun konnten, als zuhören und lachen. Next day, the hero himself appeared in the drawing-room before dinner; a little fair man, with a very commonplace sort of nose, small, light, but very quick and intelligent eyes, and hair weak, scant, and decidedly sandy. He had, however, a most agreeable smile and manner of speaking, and in a few minutes we were all listening with great amusement to his account of their accident, and of his friend’s driving, to which alone, he protested, it was to be attributed. He mimicked the country people who came to their assistance, and described his own heroism, active and passive, with so much cleverness and real drollery, that we could do nothing but listen and laugh. During dinner, he was the life of the party, clever, full of anecdote, talking much, yet never obtrusively, so that he pleased all his companions; and the girls went to bed that night fully persuaded that the world did not contain any other mortal half so delightful.
Der angenehme gesellige Verkehr in der Abtei währte mehrere Tage, in denen wir immer vertrauter mit den uns vom Zufalle zugeführten Gästen wurden. Sobald sie daher von ihrer Abreise zu sprechen begannen, erhob sich jede Stimme dagegen, und auch Capitain Sinclair bat sie, nicht eher daran zu denken, als bis Mac Ivor den Gebrauch seines gebrochenen Armes völlig wiedererlangt habe.« This pleasant intercourse continued for several days; we got more and more intimate and attracted by the guests to whom chance had introduced us: consequently, when they began to talk of continuing their travels, every voice was loud in opposition; and one day after dinner Captain Sinclair entreated them not to utter another word of the kind till Mr. M‘Ilvar had quite recovered the use of his arm.
»Auf jeden Fall« sagte Mr. Davis, »möchte ich vor unserer Abreise diese seltsame Mischung von Gebäuden, »die graue Abtei« genannt, in näheren Augenschein nehmen. ich bin nämlich ein halber Architekt und Altertümler, und habe bereits drei Höfe besichtigt und in so zahllose kleine Fenster geschaut, dass ich ein brennendes Verlangen trage, mit den Räumen und Gängen des Innern näher bekannt zu werden.« “At all events, before we go,“ said Mr. Davis, „I want very much to see the whole of this most extraordinary jumble of buildings called Greyfriars. You must know I have a spice both of the architect and the antiquary in me, and I have paced round and round our courts and quadrangles, and peeped into so many queer little windows and loopholes, that I quite long to get better acquainted with all the odd passages and chambers within.”
»Sie müssen sich die Küche und die Kapelle ansehen,« bemerkte ich, »es sind die größten Merkwürdigkeiten des Gebäudes, — vielleicht die einzigen, welche wirklich sehenswert sind.« „You must see the kitchen and the chapel, Mr. Davis,” said I; „they are considered the great sights of the place, and the only ones, I believe, really worth seeing."
»Erst der Segen, dann der Braten,« wandte Mac Ivor scherzend ein. »Sie hätten sagen sollen, die Kapelle und die Küche.« „Grace before meat,“ observed Mr. M‘Ilvar. „You should say the chapel and the kitchen."
»Sie können sie diesen Abend noch sehen, — in fünf Minuten, wenn es Ihnen gefällt,« bemerkte der Capitain Sinclair. »Was die übrigen, seit langer Zeit verschlossenen Teile der Abtei betrifft, so weiß ich wirklich nicht, ob die alte Haushälterin, welche mindestens seit fünfzig Jahren hier ist, alle Schlüssel dazu wird finden können. Ich selbst habe nie eine solche Reise versucht.« „You can see them this evening—in five minutes, if you please,“ said Captain Sinclair.“ As for the parts of the abbey that have been long shut up, I doubt if the old housekeeper herself, who has lived here at least half a century, could find keys enough to take you over them. I, at least, have never attempted such a journey.”
»Ist es möglich?« rief Mac Ivor. »Wohnte ich hier, so würde ich nicht eher ruhen, als bis jeder Winkel untersucht worden wäre. Ich möchte gern mehr über diesen Ort hören. Ohne Zweifel gibt es hier Spukzimmer, verborgene Gänge, geheime Türen und dergleichen, und wahrscheinlich hat sich auch König Carl II. auf seiner Flucht hier verborgen gehalten.« „Is it possible? ” exclaimed Mr. M‘Ilvar. „Well, if I lived here, I should never rest till I had explored every corner and cranny. I have not heard half enough about the place; surely, there must be haunted rooms, secret passages, sliding panels, and all sorts of mysteries. I am certain Charles II. Was concealed here somewhere or other: they show his hiding-place at Dunster, not very distant hence. History retains no record of his refuge there, and why should he not have been sheltered by Dightons as well as Luttrells.”
»Nun, Mr. Mac Ivor, « sagte ich« »Sie haben vielleicht mit Ihren Vermutungen nicht ganz unrecht. Es soll in der Tat ein geheimes Zimmer in der Abtei geben, — nicht wahr, Captain Sinclair?« „Well, Mr. M‘Ilvar,” said I, “you are not far wrong in some of your conjectures. There is a secret chamber somewhere in the abbey; is there not, Captain Sinclair? "
»Ja, ich habe so etwas gehört,« erwiderte er. »Aber wenn es auch da ist, so werden Sie es schwerlich sehen können, denn kein menschlichen Wesen weiß es zu finden.« „Yes, I have heard something of the sort,“ he answered; „but you cannot very well see it, if there is, as no one now living knows where to find it.”
»Ist es möglich?« riefen beide Herren. „No? „said both gentlemen in a breath.
»Ganz gewiss,« versetzte der Capitain. »Meine Frau allein würde vielleicht im Besitze des Geheimnisses sein, wenn Sir Thomas nicht so plötzlich gestorben wäre. Es ist bekannt in der Umgegend, dass mindestens ein, vielleicht auch zwei und mehr geheime Zimmer in der Abtei vorhanden sind. Der Sage nach ist das Geheimnis jedem Besitzer des Grundstücks unter eidlicher Angelobung des tiefsten Schweigens von seinem Vorgänger vertraut und unter derselben Bedingung auf dessen Erben übertragen worden; allein obgleich meine Frau in den Besitz der Abtei gekommen ist, so hat ihr erster Gemahl, Sir Thomas, doch niemals über diesen Gegenstand mit ihr gesprochen.« „Positively no,“ he replied. „My wife would, I suppose, he the sole possessor of the secret, if Sir Thomas had not died so suddenly. It is well known in this neighborhood that at least one, perhaps two or more concealed apartments exist in the abbey. The tradition goes, that each proprietor of the estate has had the secret revealed to him by his predecessor, under a solemn oath of the profoundest secrecy, and that he in like manner is bound to confide it to his heir under the same restrictions; but although the property was settled on Lady Dighton, Sir Thomas never spoke on the subject to her.”
»Ich möchte doch an der Existenz dieser geheimen Zimmer zweifeln,« wandte ich ein. “I doubt if the rooms have any real existence,” said I.
»Etwas Wahres mag wohl daran sein,« erwiderte Sinclair. »Ein Farmer aus der Nachbarschaft erzählte mir, dass er sich deutlich des Geschreis und Lärmens in der Umgegend zur Zeit des Prätendenten wegen mehrerer verdächtiger Personen erinnere, deren Spuren bis zur Abtei verfolgt worden waren. Es wurde strenge Nachsuchung in allen Teilen des Gebäudes gehalten, und eine Abteilung Soldaten bewachte es mehrere Wochen lang, allein nichts ließ sich von den Flüchtlingen innerhalb und außerhalb der Mauern entdecken. Später jedoch, nachdem die Nachforschungen als fruchtlos aufgegeben worden waren, erzählte mein Berichterstatter, habe sein Vater in der Nacht mehrere Personen die Abtei verlassen, an das Meeresufer eilen, dort ein Boot besteigen und nach einem in geringer Entfernung liegenden Schiffe fahren sehen. Der Mann, welcher einen kleinen Schmuggelhandel betrieb, war genötigt gewesen, sich in einer Höhle der Klippen zu verbergen, aus der er ein dort verstecktes Fass Rum hatte holen wollen, und erkannte bei dieser Gelegenheit deutlich Sir Ralph Deighton, den damaligen Besitzer der Abtei, welcher die erwähnten Personen bis an das Ufer begleitet hatte, von ihnen Abschied nahm und dann nach der Abtei zurückkehrte. „Why, I really believe there is some truth in the story,” answered Captain Sinclair. „One of the farmers in the neighborhood told me that his father well remembered a great hue and cry in the country in the Pretender’s time about several persons who, it was said, were traced to the abbey. A strict search was made after them in every part of the building, and the place was watched by a detachment of military for a fortnight or three weeks afterwards, but no one either within or without the walls could discover a trace of the strangers. My informant, however, declared that some time after the search had been given up as hopeless, his father one night saw several persons, apparently gentlemen, leave the precincts of the abbey, and hastening to the shore, embark in a boat, which made toward a vessel that had been observed all day in the oiling. My acquaintance was out on a little private smuggling concern of his own, and had to hide from the party in a hole in the cliff, whither he went to fetch a keg of brandy. He was certain that he saw Sir Ralph Dighton, the then owner of the abbey, accompany these persons to the shore, take leave of them there, and after watching the departure of the boat, return to Greyfriars.”
»Haben Sie nie den Versuch gemacht, diese Zimmer zu entdecken?« fragte Mac Ivor. „And have you never tried to find these rooms?”
»Unser Pfarrer, Mr. Dalton, hat unaufhörlich danach gesucht und die Pläne der älteren Teile des Gebäudes, in denen sich diese Gemächer befinden müssen, sofern sie überhaupt vorhanden sind, dabei zu Rate gezogen, aber —« „Dalton our rector has searched for them over and over again; he has taken plans of the older parts of the abbey, where they must be, if anywhere; he has made all manner of measurements and calculations of dimensions inside and outside——"
»Ohne Erfolg?« „And with no success?”
»Ohne den geringsten.«. „Not the slightest.”
»Dennoch würde ich nicht eher ruhen, als bis ich sie gefunden hätte,« erklärte Mac Ivor. „Well, I would never rest till I found them,“ persevered Mr. M’Ilvar.
»Aber zu welchem Zwecke?« versetzte der ruhige Sinclair. »Es sind mehr als hundert zugängliche Zimmer in der Abtei vorhanden; welchen Nutzen hätte es also, die Zahl derselben noch um zwei oder drei zu vermehren, die mutmaßlich ebenso verfallen und unbequem sein würden, wie die anderen?« „And for what use or purpose?“ answered quiet Captain Sinclair. „I believe there are two or three hundred accessible rooms in the abbey; what earthly good would there be in adding one or two more to the number — no doubt, as old, as awkward, and as inconvenient as any of the others.”
Gegen dieses vernünftige Argument konnte niemand etwas einwenden, und fröhlichen Sinnes brachen wir sämtlich auf, um unseren Gästen die Merkwürdigkeiten der Abtei zu zeigen, ohne zu ahnen, dass die nächste Stunde das erste Glied einer Kette von Ereignissen bringen werde, welche schweres Unglück über unseren gütigen und gefälligen Wirt verhängen sollten. No one attempted to controvert this sober reasoning, and we all started in high spirits to show our guests the most curious parts of the abbey, little dreaming that another hour would produce the first links of a chain of events entailing heavy misfortunes on our kind and easy host.
Zuerst besuchten wir die Küche, in deren Einrichtung wenig verändert sein mochte seit jener Zeit, in der sie mehr als hundert Mönche und Dienstleute gespeist hatte. Es mochten übrigens jetzt beinahe ebenso viele Personen ihre Nahrung aus derselben empfangen, denn die Zahl der Dienstboten war sehr groß, und außer ihnen wurden noch viele Tagelöhner in der Abtei beschäftigt. Das Feuer, welches ohne Unterbrechung auf dem Herde brannte, war vielleicht nicht kleiner als jenes gewesen, das zur Zeit der Äbte gebrannt hatte. First of all, we visited the kitchen, little changed in its appearance since it provided for more than a hundred monks and retainers. I believe that almost as many persons were fed from it at that present time. The servants of the household were very numerous, and they had a flock of helpers of various kinds from the village. The housekeeper was elderly and heavy and easy-tempered; no one restrained her, and she restrained no one; and in the enormous old chimney afire was always blazing, not much inferior, I should think, to that which burned there in the days of mitred abbots.
Nicht ungern verließen wir die glühende Atmosphäre, um uns nach der Kapelle zu begeben, welche mit der Küche einen ganzen Flügel der Abtei einnahm. Hier gab es viel Interessantes für Männer von Bildung und Geschmack. Die dort befindlichen Schnitzereien waren sehr schön, aber alles sah vernachlässigt und dem Verfall entgegengehend aus. Am westlichen Ende, dem Altar gegenüber und oberhalb der Tür, durch die wie eingetreten waren, befand sich die sogenannte Abtsgalerie. Sie erstreckte sich durch die ganze Breite dieses Teiles der Kapelle, welche man von ihr aus überblicken konnte, und hatte an jedem Ende einen für zwei Personen genügenden Raum, der durch ein reich geschnitztes hölzernes Gitter verdeckt war. Hier war, so hieß es, der Sitz des Abtes gewesen, um die Mönche ungesehen beobachten zu können. In der hinteren Wand der Galerie befand sich eine Tür, welche einen Verbindungsweg zu den Zimmern des Abtes eröffnete; und zu der Galerie selbst gelangte man von der Kapelle aus durch eine kleine Wendeltreppe, die zu einer niedrigen Pforte oberhalb führte. We were not sorry to leave the broiling atmosphere for the chapel, which, with the kitchens, formed an entire side of the principal quadrangle of the abbey. There was much here to interest two men of superior education and refined tastes. Some of the carvings were very beautiful, but everything looked neglected and hastening to ruin. At the west end of the building, opposite the altar, and above the door by which we had entered, was the abbot’s gallery, as it was called. It ran along the whole width of that end of the chapel which it completely overlooked, and at either extremity was a space sufficient to hold one or two persons, screened from observation by a richly carved wooden framework. Here it was said the superior could sit, and overlook the proceedings of the monks without being himself seen. In the back of the abbot’s gallery was a door communicating with his own apartments in the abbey, and it was reached from the chapel by a curious little winding stair leading to a low door above.
Wir wanderten zerstreut umher, uns durch Zurufen auf die verschiedenen Sehenswürdigkeiten aufmerksam machend, als ich Mac Ivor, an einen Pfeiler gelehnt und in Gedanken versunken, am westlichen Ende der Kapelle stehen sah. Bald darauf stieg er die eben erwähnte kleine Treppe hinauf, ging durch die oben befindliche Pforte und entschwand meinen Blicken. Ich suchte ihn in dem offenen Teile der Galerie, aber konnte ihn nicht entdecken; und da mich in demselben Augenblicke jemand anredete, so vergaß ich ihn, bis wir die Kapelle zu verlassen im Begriffe waren und Mr. Davis nach seinem Freunde Mac Ivor zu rufen begann. We were all wandering about, calling to each other to notice different parts of the building, when I observed Mr. M‘Ilvar leaning against a pillar at the west end of the chapel, seemingly lost in thought. Presently I saw him ascend the little staircase I have just mentioned, and passing through the door above, he disappeared from my sight. I looked for him in the open portion of the abbot’s gallery, but did not see him, and some one speaking to me at the moment, I thought no more of the matter till we were about to leave the chapel, when Mr. Davis began calling out to know where Mac had hidden himself.
»Ich sah ihn vor wenigen Minuten die Abtstreppe hinaufgehen,« sagte ich. „I saw him go up the abbot’s stair,” said I.
»Aber ich sehe ihn doch nicht in der Galerie,« erwiderte er und begann von Neuem zu rufen. „I do not see him in the gallery,” he answered; and began again to call after him, but there was no answer.
»Er wird durch den Gang in die Abtei gegangen sein,« bemerkte eins der beiden jungen Mädchen. „He must have gone into the abbey by the passage,” said one of the girls.
Capitain Sinclair blickte mich an, so wie ich ihn, und ich sah, dass er gleich mir an die Nähe der von seiner Frau bewohnten Zimmer dachte. Ohne ein Wort zu äußern stieg er schnell die Treppe hinauf und erschien in der Galerie. Captain Sinclair and I instinctively looked at each other; and I saw that, like myself, he was thinking of the close communication between that passage and Lady Dighton’s apartments. Without saying anything, he began to go quickly up the stairs, and in a moment appeared in the gallery.
»Davis,« rief er gleich darauf herab, kommen Sie hierher! Ihrem Freunde ist etwas zugestoßen, er hat einen Anfall, eine Ohnmacht, oder etwas Ähnliches bekommen.« „Davis,“ said he, „come hither; the poor fellow is ill; he is in a lit, or has fainted, or something.”
Mr. Davis rannte eiligst hinauf, und ich folgte, weil ich zufällig etwas flüchtiges Salz bei mir hatte. Letzterer hob den am Boden liegenden Mac Ivor auf, welcher bleich und bewusstlos war, während seine Augen starr und weit geöffnet waren. Mr. Davis ran up hastily, and remembering that I had salts in my pocket, I followed him. The gentlemen raised him up; he was deadly pale, and evidently quite insensible, but his eyes were staring wide open, and he was very fearful to look upon.
»Wir müssen ihn nach der Abtei schaffen,« sagte Sinclair, worauf beide den Ohnmächtigen den Gang entlang zu tragen begannen, als plötzlich Lady Deighton die Türe ihres Wohnzimmers öffnete, an der sie vorüber mussten, und nach der Ursache des ungewöhnlichen Geräusches fragte. „We must carry him into the abbey,” said Captain Sinclair, and between them they began lifting him along the passage, when Lady Dighton opened the door of her sitting-room by which they were passing, and asked the reason of the unusual sounds so near her apartments.
Sie war bald erklärt. Natürlich hatte die Dame von der Anwesenheit der Gäste gehört, aber beide nie gesehen, und bestand jetzt mit aller ihr dann und wann zu Gebote stehenden Höflichkeit darauf, dass der Kranke in ihr Zimmer gebracht und dort auf das Sofa gelegt werde. Ich hielt das Salz an seine Nase, dessen Schärfe ihn bald zu sich brachte. Er hob den Kopf auf und blickte wild umher. Sein Gesicht war leichenblass, der Mund sprachlos und die Augen stierten sinnlos die ihn umgebenden Gegenstände an, bis sie endlich auf Lady Deighton ruhen blieben und ein sonderbarer Ausdruck in seinen Zügen hervortrat. It was soon explained to her. Of course she had heard of our guests, though she had never seen them, and now, with all the courtesy she could at times display, she insisted on the sick man being brought into her room and laid upon the sofa. I put the salts to his nose, and their pungency seemed to revive him. He raised his head, and looked wildly around him. He was ghastly pale, and apparently unable to speak; his eyes glared vacantly on the surrounding objects, and at length fixed upon Lady Dighton, while a strange expression began to appear in his countenance.
»Ich bin Ihrem Freunde unbekannt, was nicht sein sollte,« sagte die Dame lächelnd zu Mr. Davis »allein jedermann kennt mich als eine Leidende und hat deshalb Nachsicht mit mir. Sie werden auch, hoffe ich,« fuhr sie, Mac Ivor näher tretend mit so einnehmender Miene, fort, wie ich selten an ihr wahrgenommen, »Sie werden auch. hoffe ich —« „I am unknown to your friend, which I ought not to be,“ said she smiling to Mr. Davis; „but I am a sad invalid, and every one humors and excuses me. You, too, I hope,“ she continued, turning to Mr. M‘Ilvar, and looking [more gentle and handsome than I had ever seen her, as she made a step or two towards him—“you, too, I hope—“
Plötzlich aber hielt sie inne, und man denke sich unser Erstaunen, als wir ihn beide Hände heftig vorstrecken sahen, als wollte er sie von sich stoßen. She stopped abruptly, and imagine our astonishment when we saw him vehemently stretch forth his arms, with the hand widely expanded towards her, as if to thrust her from him.
»Zurück!« rief er. »Zurück!« „Stand off!—away! away!“ he cried.
Sie blieb stehen, und wir blickten uns alle erstaunt an. She paused, and we all looked at each other in amazement.
»Fort!« wiederholte er schwächer als vorher, aber mit demselben Ausdrucke von Abscheu. “Away!“ be repeated more faintly, but with the same expression of repugnance and disgust.
Mr. Davis ergriff in seiner Bestürzung Mac Ivors Arm und sagte: »Wir müssen ihn nach seinem eigenen Zimmer bringen!« worauf Sinclair nicht minder verwirrt und erschreckt, den anderen Arm desselben mit der Bemerkung ergriff, dass er den Weg zeigen wolle. Sie verließen das Zimmer und ich folgte ihnen, kaum wissend was ich tat. Welchen Eindruck dieses seltsame Benehmen auf Lady Deighton machte, habe ich nie erfahren. Erst nachdem ich mich bereits einige Zeit in meinem Zimmer befunden hatte, fiel mir ein, dass ich sie nach einem so sonderbaren Ereignis nicht hätte verlassen sollen, allein es war geschehen und nicht mehr zu ändern. Meine Zöglinge waren uns nicht nach der Abtsgalerie gefolgt, sondern hatten die Kapelle auf dem gewöhnlichen Wege verlassen. Poor bewildered Mr. Davis then seized him by the arm, saying: „We must get him to his own room.“ Captain Sinclair, in confusion and dismay, immediately seized the other arm, and said he would show them the way. They left the room, and so did I, scarcely knowing that I did so. The effect of this strange, behavior on Lady Dighton, I never knew.‘ It was not till I had been some little time in my own chamber, that it occurred to me that I ought not to have left her alone after so strange an occurrence; but it was done, and could not be helped. The children had‘ not followed as to the abbot’s gallery, but had quitted the chapel by the usual entrance.
Als Mr. Davis sich beim Tee wieder zu uns gesellte, sah er sehr aufgeregt aus, aber brachte dessen ungeachtet gute Nachricht in Betreff seines Freundes, indem er sagte, dass derselbe sich von dem Anfalle völlig erholt habe und nur auf seine Bitte zu Bett gegangen sei, weil er sich noch angegriffen fühle. Eine Erklärung von Mac Ivors Betragen gegen Lady Deighton gab er nicht, und erwähnte desselben mit keinem Worte. Nach dem Tee kehrte er zu seinem Freunde zurück, und kam erst in dem Augenblicke wieder zu uns, als wir im Begriffe waren, uns für die Nacht zu trennen. Während ich einen nach meinem Zimmer führenden Gang entlang schritt, hörte ich ein leises Geräusch hinter mir und gewahrte, rückwärts blickend, Mr. Davis, welcher mit leisen und eiligen Schritten mich einzuholen suchte. When Mr. Davis joined us at the teatable, he looked greatly troubled: nevertheless, he gave a good report of his friend, who, he said, had recovered from his attack, but, as he seemed weak and nervous, he had persuaded him to go to bed. He did not attempt any explanation of his conduct towards Lady Dighton, nor even allude to it. After tea, he returned to Mr. M‘Ilvar, and did not come back to us till we were about to separate for the night. As I passed along one of the passages leading to my bedchamber, I heard a slight noise behind me, and turning round, saw Mr. Davis on tiptoe quickly following me.
»Miss Vernon,« flüsterte er mir zu, »hätten Sie die Gefälligkeit, morgen früh allein in den Garten zu kommen? Ich wünschte, mit Ihnen sprechen zu können. Bitte, kommen Sie, wenn es möglich ist, Sie werden mir dadurch eine große Gunst erzeigen.« “Miss Vernon,“ said he in a whisper, „could you oblige me by coming into the garden without your pupils before break-fast? I earnestly wish to have a few moments conversation with you. Pray, come, if you possibly can; it will be a great favor to me.”
»Gewiss,« erwiderte ich erstaunt, und fügte nach kurzem Bedenken hinzu: »Ich werde um sieben Uhr auf der Bank in der Laube sein.« „Certainly,“ I answered, in considerable surprise; then, after an instant’s thought, I added : „I will be on the bench in the grove as soon after seven as I can."
»Danke, danke!« rief er und entfernte sich. “Thank you, thank you,” said he very earnestly, and we parted.
Die eigentümliche Beschaffenheit dieses kurzen Gesprächs machte einen solchen Eindruck auf mich, dass ich alles, was sich seit Mac Ivors Anfall in der Kapelle ereignet hatte, zu Papier brachte. Später folgten die seltsamsten Begebenheiten so schnell auf einander, dass ich jeden Abend die Ereignisse des Tages umständlich niederschrieb, was mich in den Stand setzt, jetzt eine getreue Schilderung jener kurzen, aber entsetzlichen Episode in meinem bis dahin so ruhigen Leben zu geben. The circumstances of this short interview impressed me so much, that I wrote down before I slept everything that had occurred since Mr. M‘Ilvar’s illness in the chapel; afterwards, strange events followed in such quick succession, that I continued to record at night the particulars of each day, so that I am enabled to give a faithful, though perhaps abrupt and irregular outline of this brief but fearful episode in my hitherto commonplace life.
Um sieben Uhr traf ich Mr. Davis an dem verabredeten Orte bereits an. Er grüßte freundlich, und als wir uns gesetzt hatten, begann er folgendermaßen: Although I was at the appointed spot before seven o’clock, Mr. Davis had preceded me. He greeted me kindly, and when we were seated said, after pausing a few moments:
»Meine liebe Miss Vernon, ich kann Ihnen nicht sagen, wie lieb es mir ist, hier eine Freundin in Ihnen gefunden zu haben, denn ich weiß wahrlich nicht, was ich tun soll, und bedarf des Rates.« “My dear Miss Vernon, I can not tell you how thankful I am to have a friend in you well known to me; but for this lucky chance, I know not what I could do: I am in the greatest perplexity, and I want advice.”
Ich murmelte etwas von Bereitwilligkeit, obgleich ich selbst nicht geringe Verlegenheit empfände, worauf er mir dankte und fortfuhr: I muttered something about readiness and willingness, feeling thoroughly perplexed myself, and he thanked me, and continued:
»So groß auch meine peinliche Unruhe ist, so kann ich mir doch nicht verhehlen, dass etwas Lächerliches in der Mittheilung liegt, welche ich Ihnen zu machen habe. Mac Ivor hat wieder eine Anwandlung seiner Sehergabe, und zwar in Bezug auf diese alte Abtei gehabt. Diesen Morgen ist er ruhiger und vernünftiger, aber in der vorigen Nacht phantasierte er unaufhörlich von einer verbrecherischen Atmosphäre, die ihn umgebe. In der Küche erwachte das Gefühl in ihm, sagte er, und wurde in der Kapelle und namentlich in der Abtsgalerie jeden Augenblick stärker, so dass es ihn endlich vollkommen übermannte, und als er, aus der Betäubung erwachend, Lady Deighton vor sich sah, war ihm augenblicklich klar, dass es sich auf sie beziehe.« „Troubled as I am, I cannot but feel that there is something ridiculous in what I am about to confide to you. That fellow Mac has taken one of his second or third sights about Greyfriars. He is quieter and more rational this morning, but half last night he was raving about the atmosphere of crime that is around him. He says the feeling same on slightly at first in the kitchen; in the chapel, and especially in the abbot’s gallery, it increased every moment, and at length overpowered him; and when he was recovering from his swoon, and saw Lady Dighton, he knew at once that it all centered in her.”
»Gerechter Himmel!« „Good heavens! ”
»Ja, das mögen Sie wohl rufen. Unmöglich kann ich Ihnen erzählen, was er in der vorigen Nacht alles gesagt hat; aber selbst diesen Morgen bleibt er bei der Behauptung stehen, dass ein schweres Verbrechen hier begangen worden sei. Etwas Näheres und Bestimmtes kann er nicht angeben, aber er versichert, dass es in irgendeiner Beziehung zu Lady Deighton stehe. Sie habe entweder Sir Thomas ermordet, vermutet er, oder letzterer lebe noch irgendwo in der Abtei versteckt, — vielleicht in einem der geheimen Gemächer, und —« „Ah, you may well exclaim. I am afraid to tell you half the things he said last night and even this morning, he steadfastly maintains that there is dreadful sin somewhere in this place he cannot yet particularize its exact nature, but it belongs to poor Lady Dighton in some way or other. One of his fancies is, that she either murdered Sir Thomas, or that he is still alive and concealed in the abbey—probably in the secret apartments; and—”
»Er ist verrückt,« rief ich ärgerlich. »Sir Thomas starb in seinem Bett, gerade so, wie es die Ärzte unzählige Male prophezeit hatten, und zu verwundern war nur, dass er überhaupt so lange gelebt hat. Nicht tot und begraben, —- eine lächerliche Idee! Dr. Sanders sah und untersuchte den Leichnam und schilderte uns den Ausdruck seiner Züge, wie ich mehrere Male aus seinem Munde gehört habe. Was sollen wir mit dem Wahnsinnigen machen, Mr. Davis? Gut ist es, dass Sie gestern so entschieden von der Abreise gesprochen haben. Es tut mir unendlich leid, allein Sie werden einsehen, dass er schleunigst von hier entfernt werden muss.« “He is perfectly mad,“I interrupted, impatiently. „Poor, old, evil-tempered Sir Thomas died in his bed, just as it had been repeatedly foretold by the medical men that he would do; indeed, it was a wonder that he lived so long. The idea of his not being dead and buried! I know Dr. Saunders saw him alter his death, for I have more than once heard him say so, and speak of the expression of his countenance. What can we do with this madman, Mr. Davis? How lucky it is that you spoke so decidedly yesterday about going away! I am very sorry; but you must see with me, that the sooner you can get him away the better.”
»Ja,« erwiderte Davis mit komisch trauriger Miene, »das ist schon wahr, allein —- er will nicht gehen.« “Yes,” answered Mr. Davis, with a sort of melancholy drollery—“yes, that is very true; but he wont go.”
»Will nicht gehen?« „Not go?"
»Nein, er weigert sich ganz entschieden und erklärt, dass er nach der Entdeckung einer solchen Spur warten müsse, um zu sehen, wohin sie führe. Nie zuvor, versichert er, sei dieses übernatürliche Gefühl so gewaltig in ihm gewesen. Er will sich ganz ruhig verhalten, aber nicht eher den Ort verlassen, als bis ihm völlige Aufklärung geworden.« “No; positively no. He declares the clue has been put into his hands, and he must wait to see where it is to lead him. He never had this strange superknowing so strong upon him before. He promises to be quiet and passive, but here he must remain till further light comes to him.”
»Das ist unerträglich und kann unmöglich gestattet werden,« versetzte ich. »Sie müssen an seine Verwandten schreiben. Hat er keine Brüder?« „This is intolerable; this cannot be permitted,“ said I. “You must write to his friends. Has he any brothers?”
»Ja, zwei Brüder, von denen der eine sich glücklicherweise gerade jetzt in Bath befindet und ein recht verständiger Mann ist. Ich will ihm sogleich schreiben und ihn bitten, hierher zu kommen. Wenn ich den Brief nach heute auf die Post gebe, so kann er am Donnerstagabend schon hier sein.« “Yes, two; and luckily the elder one, a very sensible good fellow is now in Bath. I will write to him immediately, and urge him to come hither. Let me see—a letter posted to-day, will reach him to-morrow afternoon. If he starts directly, he may be here by Thursday evening.”
»Gut,« sagte ich, »so lange, bis er eintrifft, müssen wir alles tun, was in unseren Kräften steht, um Ihren Freund zu unterhalten und zu zerstreuen: namentlich muss er viel in der freien Luft und der Abtei möglichst fern gehalten werden. Es gibt manche hübsche Punkte in der hiesigen Umgegend, die besucht werden müssen, so dass jeder Tag eine Abwechslung bietet. Meine Zöglinge werden sich freuen. Schade, recht schade! Nie habe ich Capitain Sinclair so heiter und umgänglich gesehen, wie in der Zeit Ihres Hierseins.« „Well,“ said I, „until he comes, we must do our best to amuse your friend, and keep him as much in the open air as possible. There are several places in this neighborhood well worth seeing; we must plan some little expedition for each day; the girls will be delighted; and we must make the best of it we can. How unlucky it is! I have never seen Captain Sinclair so cheerful and so conversable as since you came.”
»Ihr Plan scheint mir der zweckmäßigste zu sein, den wir finden können.« bemerkte Mr. Davis. »Auf diese Weise wird Mac Ivor von seinen Gedanken abgezogen werden, ermüdet heim kommen und sich dann ruhig verhalten. Ein paar Tage vergehen schnell.« „I think,“ said Mr. Davis, „your plan is as good a one as we can devise; it will interest Mac, and divert his mind; and as he is not yet strong, I hope he will come home tired, and be quiet. Two or three days will soon pass away."
»Ja,« erwiderte ich, aber um eins muss ich bitten.« „Yes,“ said I; „but I must ask one thing: ” and I paused.
»Was ist es?« fragte er. „What may it be?“ he asked.
»Mich nie mit meinen Zöglingen in seiner Gesellschaft allein zu lassen.« „Please, never leave me and the girls one moment alone with him.”
»O, das will ich gern versprechen,« antwortete er lachend. »Gefährlich ist er durchaus nicht, aber dessen ungeachtet will ich strenge Wache über ihn halten.« „Oh, I will promise that,“ he answered, laughing. „I am sure he is not at all dangerous; but I pledge myself to keep guard faithfully.”
Nach dieser Unterhaltung begaben wir uns zum Frühstück. Das Folgende ist die Abschrift dessen, was ich am Abende desselben Tages für mein Tagebuch niederschrieb. We then went in to breakfast. The following is copied from my journal, written on the same day, late at night.
IIII
Was für ein schrecklicher Tag der heutige gewesen ist! Kaum kann ich meine Gedanken genügend sammeln, um eine klare Schilderung davon zu geben, obgleich ich fühle, wie wichtig es ist, alles, was sich ereignet hat, schnell niederzuschreiben, um jede Entstellung oder Unvollständigkeit zu vermeiden. Der Schlaf flieht mich, deshalb will ich versuchen sämtliche Ereignisse genau so zu schildern, wie sie sich zugetragen haben. What a day this has been!—I can scarcely collect my thoughts to give a clear account of it—but I feel how important it may be to record all that has passed as soon as possible, to insure that nothing is misrepresented or omitted. Sleep is out of the question; so I will try to relate all that has happened, just as it occurred.
Mac Ivor erschien beim Frühstück zwar bleich und erschöpft, allein vollkommen ruhig und gesammelt. Er antwortete auf unsere Fragen nach seinem Befinden, dass er sich wieder ganz wohl fühle, aber sprach sehr wenig und genoss fast gar nichts. Das Wetter hatte sich leider seit dem Morgen verändert, und der Himmel war zu drohend geworden, um einen weiten Ausflug unternehmen zu können. Wir beschlossen jedoch, einen schon seit mehreren Tagen besprochenen kürzeren Spaziergang nach der Meeresküste zu machen, um dort eine eigentümliche Felsengruppe in Augenschein zu nehmen. Mr. M‘Ilvar appeared at breakfast, looking pale and harassed, but perfectly quiet and collected in manner. He answered our inquiries by saying that ho was quite well again; but he spoke seldom, and ate little. The weather had unfortunately changed since early morning, and the sky was too threatening to admit of any long expedition. We agreed, however, if it held up after luncheon, to take a walk we had been projecting for two or three days, to see some curious rocks about a mile of, on the seashore.
Mr. Davis schrieb den Brief und sandte ihn ab. Dann brachen wir sämtlich auf, obgleich die Wolken noch sehr drohend waren. Mac Ivors Stimmung heiterte sich während des Spazierganges auf. Er fand großen Gefallen an den sonderbaren Höhlen des felsigen Ufers und ihren von der See erzeugten Bewohnern, deren Natur und Eigentümlichkeit er meinen Zöglingen auf so fesselnde Weise beschrieb, dass sie ihm entzückt zuhörten. Endlich wurde der Rückweg angetreten, und schon waren wir bis in die Nähe der Abtei gelangt, als der Regen mit entsetzlicher Heftigkeit zu fallen begann. Kein anderer Zufluchtsort bot sich nun in der Nähe, als ein kleines, von einer alten Frau bewohntes Haus, gegen die der verstorbene Sir Thomas gewisse Verpflichtungen gehabt zu haben schien. Mr. Davis wrote his letter, and, with great satisfaction, I saw it myself put into the post-bag. He and I were so anxious for the walk, that we all set out soon after luncheon, although the clouds still looked dangerous. Mr. M‘Ilvar’s spirits improved as we went on. He was much interested by the curious caves in the rocks, and their beautiful marine inhabitants, and the girls were delighted by his descriptions and the information conveyed in them. At last, we turned our steps homewards, and had nearly reached one of the approaches to Greyfriars, when the rain, which we had quite forgotten, began to descend, and in a few minutes there was a regular Cornwall downfall. No shelter was near except a small house inhabited by an old woman, whom the late Sir Thomas considered to have some claim upon him.
Bei Lebzeiten hatte er ihr die Hütte nebst Garten unentgeltlich überlassen und in seinem Testamente hatte er ihr ein Legat aufgesetzt. Zweimal war ich mit meinen Zöglingen dort gewesen, um ihr Zahlungen in Gemäßheit dieser letztwilligen Bestimmung zu leisten, und hatte jedes Mal eine Tochter bei ihr angetroffen, welche die Frau eines Handwerkers in einer nahe gelegenen Stadt war, ein hübsches Weib von ungefähr vierzig Jahren, dessen Blicke und Benehmen jedoch sehr frei und dreist waren. Die Alte schien sich für eine bevorrechtete Person zu halten, aber mir erschien sie umso unangenehmer. Ihr Gesicht war hart, finster, mürrisch und hatte durchaus nichts Ehrwürdiges. Als ich sie zum erstere Male sah, blickte sie mir frech in das Gesicht und sagte nur: »Ah, Sie sind wohl die neue Gouvernante?« He had given her the cottage and garden during his lifetime, and left her an annuity in his will. I had been twice there with my pupils, both times to make some payment from the abbey, and at each visit had found with her a daughter, the wife of a tradesman in a neighboring town—a bold-looking, handsome woman of about forty, whose manner was familiar, and scarcely civil. Indeed, the mother herself seemed to think she was a privileged person, and I thought her particularly disagreeable. She had a hard, cross old face, with nothing venerable about her, and, I remember, introduced herself to me at our first meeting by staring impertinently in my face, saying: „Oh, you’re the new governess, I take it.“
In diesem Augenblicke blieb uns jedoch keine Wahl, wir mussten bei ihr Zuflucht suchen und wurden mit leidlicher Artigkeit empfangen. Sie befand sich allein, da das Mädchen, welches die häuslichen Dienste bei ihr verrichtete, sich gerade auf einem Geschäftswege im Dorfe befand. However, I was glad to run with my companions to the near shelter of her cottage, and she received us with tolerable civility. She was quite alone, the girl who waited on her being absent on some errand in the village.
Die Herren in unserer Gesellschaft wollten eine Unterhaltung mit ihr anknüpfen, aber bekamen nur sehr kurze und grobe Antworten. Inzwischen floss der Regen in Strömen herab, so dass ein kleiner Bach, welcher am Wege entlang floss und den zur Hütte gehörenden Garten von dem Gebiete der Abtei trennte, furchtbar anschwoll und dadurch unseren Rückweg unmöglich machte. Mr. Davis sagte, dass er, sobald der Regen nachlassen werde, nach Hause eilen und einen Wagen schicken wolle. Die jungen Mädchen sprachen mit der alten Frau, deren mürrische Antworten sie belustigten, und währenddessen betrachtete ich mit Mac Ivor die an den Wänden hängenden Bilder. Sie waren alt, wertlos, und manche unter ihnen sehr sonderbar, so dass die Herren verschiedene Fragen in Betreff derselben an die Frau, Mrs. Wilson, richteten. Diese Aufmerksamkeit für den Schmuck ihres Zimmers schien ihr zu gefallen, und allmälig begann sie etwas freundlicher zu werden. Unter den Bildern befand sich ein kleines Gemälde in Wasserfarben, welches so hübsch ausgeführt war, dass es augenblicklich unsere Aufmerksamkeit erregte. Es stellte die Figur eines zarten, bleichen jungen Mädchens, von ungefähr zwölf Jahren, mit lichtem Haar und kindlichen Zügen vor, und machte auf uns den eigentümlichen Eindruck, den man häufig beim Anblicke von Portraiten unbekannter Persönlichkeiten empfindet, nämlich den, dass es kein Phantasiebild, sondern das getreue Abbild irgendeines lebenden Wesens sei. The gentlemen began talking good-humoredly to her, but they got only short, rough answers. The rain continued to pour down in torrents, and a slender brooklet by the side of the road that divided the garden from the Greyfriars precinct soon became an impassable barrier between us and our home. Mr. Davis said that when the rain abated he would make his way to the abbey, and send a carriage for us. The girls talked to the old woman, and were amused by her surly answers; and Mr. M‘llvar and I began to look at some prints that were framed and hung in no very orderly fashion on the walls. They were old and somewhat curious, and the gentlemen asked Mrs. Wilson several questions about them. She seemed pleased at the notice they attracted, and, after a time, began to converse more pleasantly than she had done at first. Among the pictures was a small drawing in water-colors, so cleverly done that it immediately attracted our attention. It was a single figure, without background or any accompaniment, of a delicate-looking girl about ten or twelve years old—a little thin pale girl, with light hair and small childish features; and it at once produced that curious impression sometimes given by portraits of unknown persons; namely, that it was no fancy figure, but a likeness, and a goodone.
»Wer auch die kleine Dame gemalt haben mag,« sagte Mac Ivor, »es muss ein Künstler gewesen sein.« „Whoever drew that little lady,“ said Mr. M‘Ilvar, „was a, good artist.”
»Ja,« bemerkte die alte Frau« »ein junger Mensch aus unserem Dorfe hat es gemalt. Später ist er nach London gegangen und soll sich dort schon einen großen Ruf erworben haben,« “Ay,“ said the old woman, “that was done by a lad in our village; he has long been gone up to London, and, they say, is getting a good name by his pictures; ”
Sie nannte seinen Namen, von dem Mr. Davis schon gehört zu haben glaubte. and she mentioned a name that Mr. Davis said he thought he had heard of.
»Auf jeden Fall ist es ein gutes Portrait,« sagte er, »und wahrscheinlich eine Tochter von Ihnen, Mrs. Wilson?« “I am sure it is a good likeness,“ said he. „A daughter of yours, Mrs. Wilson?”
»Nein,« entgegnete die Frau trocken, »eine Enkelin.« “No,“ she answered dryly—“a grand-daughter.”
»Wie,« riefen meine beiden Zöglinge zu gleicher Zeit, »haben Sie denn eine Enkelin? Davon wissen wir ja nichts!« „Why, Goody,” cried out both the girls at once, “I never knew you had a grand-daughter.”
»Kann wohl sein,« erwiderte die alte Frau. „Likely not,” said the old woman.
Die jungen Mädchen bestürmten nunmehr die alte Frau mit Fragen darüber, wo ihre Enkelin sei, wie sie heiße, ob sie bei ihrer Mutter in der nächsten Stadt wohne, und dergleichen mehr. The girls were now full of questions. „Where is she?”—“We never saw her.” — „Is she Mrs. Brown’s daughter?”— „Does she live with her mother? "
»Nein,« versetzte die Frau, »sie hat nie bei ihrer Mutter gewohnt, — der Mann derselben wollte sie nicht dulden.« “No,“ at last answered the old woman; „she never lived with her. Brown wouldn’t have her."
»Wie, nicht seine eigene Tochter?« „What! not his own daughter? ”
»Er war nicht ihr Vater,« — gleichviel, wer es war!« „He warn’t her father. Never mind about her father.”
»Aber bei wem ist sie denn jetzt?« „Then whom does she live with?"
»Sie wohnte früher bei mir,« erwiderte Mrs. Wilson. »Ich musste sie behalten, denn sonst hätte Brown, mein Schwiegersohn, meine Tochter nicht geheiratet.« „She used to live here with me,“ answered she. „I was forced to have her, or Brown wouldn’t have married Hannah."
»Ist sie tot?« fragte Janet mit ernster Miene. Janet now looked very solemn, and said : „Is she dead, Goody? ”
»Niemand weiß es!« war die kurze, schroffe Antwort der Alten. “Nobody knows,” was the short, gruff answer.
Ich war von diesem Gespräche unwillkürlich angezogen worden und blickte die alte Frau bei den letzten Worten erstaunt an. I had insensibly been attracted by all these rapid questions and short, sullen answers; and when she said: “Nobody knows,” I could not help looking at her with surprise.
»Ja, sehen Sie mich nur an,« fuhr sie fort. »Niemand weiß es! Manche sagen, sie sei mit den Zigeunern davon gegangen, die sie ihrer hübschen Stimme wegen mitgenommen hätten, und ein Mann behauptete, er habe sie in einer Jahrmarktsbude tanzen sehen, aber die meisten halten sie für tot. Ich weiß es nicht und kümmere mich auch nicht darum. Ich habe sie früher nicht gemocht und möchte sie auch jetzt nicht wieder haben.« “Ah, you may look,“ said she; „but nobody does know. Some say she went with the gypsies, who took her because of her singing: one man said he was sure he saw her dancing in a booth at a fair; but most think she be dead. I know naught about it; I didn’t want her afore, and I don’t want her now.”
Einige Augenblicke hielt sie inne und fügte dann wie als Antwort auf eine Frage, die jedoch niemand von und getan hatte, hinzu: She paused, and then, as if answering us, though no one spoke, she went on :
»Wissen Sie, wir waren keine guten Freunde. Sie muss davon gelaufen sein, denn um gestohlen zu werden, war sie schon zu alt.« „You see we were not over-good friends together. She must have run away; she was too old to be stolen.”
»Wie alt war sie denn?« „How old was she?”
»Wenige Tage vor dem Tode des alten Herrn, Sir Thomas, war sie zwölf Jahre alt geworden. Seitdem sind jetzt über acht Jahre verflossen; also würde sie nunmehr zwanzig sein. Dort auf dem Bette steht das Buch, —- jenes rote, welches er ihr am letzten Geburtstage schenkte.« „Let me see—she was twelve years old just a week before Sir Thomas died; that be eight years agone, and more. She would be twenty now, I’m thinking. There’s the book he gave her on her birthday upon the shelf there—that red one.”
Davis nahm es herab und las auf der ersten Seite: Mr. Davis took it down, and read from the first page:
»Von Sir Thomas seiner lieben kleinen Grace an ihrem zwölften Geburtstage.« „From Sir Thomas Dighton to his dear little Grace on her twelfth birth-day.”
»Seiner lieben kleinen Grace?« wiederholte ich etwas erstaunt. “His dear little Grace!“ I repeated in some surprise.
»Ja, er hatte sie sehr gern, und nicht ohne Ursache,« versetzte die Alte, mich mit widerlichem Grinsen anblickend, und fuhr dann, als hätte sie sich plötzlich entschlossen, alles zu erzählen, fort: »Fast täglich ließ er sie zu sich nach der Abtei kommen. Sie war ein schlaues Ding und musste ihm vorlesen und vorsingen und endlich wurde sogar ein Bett für sie in einem Kabinett neben seinem Schlafzimmer aufgestellt, so dass sie häufig selbst die Nacht in seiner Nähe zubrachte. Nie wusste ich, ob sie bald wieder nach Hause kommen werde, oder nicht, und kümmerte mich auch nicht darum; denn am liebsten war es mir, wenn ich sie nicht sah. Das ist auch der Grund, weshalb es so lange dauerte, bis sie vermisst wurde.« „Yes, he was very fond of her,” she replied; „and he had a right to be,“ continued she, winking, and looking at me with disagreeable significance; then, as if she had at last warmed up to tell the story, she went on. “He had her up to the abbey most days. She was a cute child, and he liked her to read to him and to sing to him; and at last he had a bed put for her in a closet out of his own room; and when it rained, and many times when it was fine, he kept her there to sleep. I never knowed whether she would come back or not; and I never cared; I was just as well without her as with her—better, indeed, for she often made me cross; and that’s how it was that it was so long before she was missed.”
»Wieso — vermisst?« „Not missed?“ said I.
»Ja, fast drei Tage vergingen, ehe wir uns überzeugt halten, dass sie weder hier noch in der Abtei zu finden war.« "‘ Well, it were the best part of three days before we really made out that she were neither here nor at the abbey.”
Unsere Aufmerksamkeit schien die alte Frau zu freuen, denn sie wurde lebendiger und fuhr fort: I suppose our surprise and attention pleased the old woman, for she now quite roused herself up, and continued.
»Sehen Sie, ich hatte einen Streit mit ihr beim Frühstücke, und als es vorüber war, nahm sie ihr Tuch und sagte: »»Großmutter, ich gehe nach der Abtei.« „You see, we had a bit of a quarrel at breakfast; and when it was over, she took her bonnet and shawl, and she says: ‘Grandmother,’ says she,’I am, going to the abbey.’
»Geh nur, ich mag Dich hier so nicht haben,« erwiderte ich. »»Ja, ich weiß, Du magst mich nicht, deshalb will ich zu Sir Thomas gehen,« versetzte sie. ‘Go along!’ says I;’I don’t want you here.’ ‘I know you don’t, grandmother,’ says she, ‘and so I’m going to Sir Thomas.’
»Gehe nur, Du brauchst auch nicht wiederzukommen,« wiederholte ich. »Oh, er freut sich immer, mich zu sehen,« entgegnete sie höhnisch und den Kopf in die Höhe werfend. Noch jetzt sehe ich das weiße, kleine Gesicht dort vor mir an der Tür stehen! Aber es war das letzte Mal, seitdem habe ich sie nicht wiedergesehen.« ‘Go along with you! ’ says I again; ‘I don't want you now nor never.’’ He is always glad of me,’ says she, and she tossed her head and grinned at me. I think I see her little white face now as she stood there just by the door; but I never saw her again, though.”
»Nicht wiedergesehen?« „Never saw her again?’
»Nein. Sie kam am Abende nicht heim, doch das wunderte und kümmerte mich nicht, weil es oft geschah. Am folgenden Morgen sah ich einen von den Reitknechten in der Abtei — einen Burschen, den ich wohl kannte — den Weg herab und in mein Haus und in dieses Zimmer kommen, wo er ganz außer sich rief: »Denken Sie nur, Sir Thomas ist tot in seinem Bett gefunden worden!« „No,” she answered. „She didn’t come back that day nor night; but that I was used to, and I thought nothing about it. Next morning, I saw one of the abbey grooms, a lad I knew well, come running along our road there, and he came right into the house, and into this room, and he looked scared, and he says:’ What do you think, Goody? Sir Thomas is dead—found dead in his bed.’
Ein solcher Fall war schon lange nicht unerwartet gewesen und endlich eingetreten. Mehr konnte mir der Bursche nicht sagen. Er war abgeschickt worden, um einen Arzt zu holen, und war auf dem Rückwege zu mir gekommen. Ich sprach an jenem Abende noch andere Dienstboten, welche mir erzählten, dass der Arzt erklärt habe, der Baron müsse schon drei bis vier Stunden tot gewesen sein, als der Bediente ihn am Morgen in seinem Zimmer leblos gefunden habe, und noch viele andere Dinge von Mylady und der Trauer, die nun stattfinden werde. So wurde es Abend, ehe ich an das Kind dachte, das noch immer nicht heimgekommen war. Ich konnte mir das Ausbleiben nicht anders erklären, als dass sie in der Abtei zurückgehalten werde, um bei irgendeinem Geschäfte Hilfe zu leisten. Am folgenden Morgen kam die Haushälterin in einem Wagen zu mir. Sie wollte nach der Stadt fahren, um den Stoff zu den Trauerkleidern für die Dienstboten einzukaufen, und fragte mich nach einer Arbeiterin daselbst, welche meiner Tochter bekannt war. Von ihr hörte ich alles noch einmal, und als sie endlich gehen wollte, blieb sie plötzlich stehen und fragte: »Wo ist Grace? Vielleicht führe sie gern mit mir nach der Stadt, um ihre Mutter zu besuchen.« Ich erwiderte ihr, dass das Mädchen bereits vor zwei Tagen nach der Abtei gegangen und noch nicht zurückgekommen sei. Sie blickte mich erstaunt an und sagte: »Das wundert mich, denn seit vorgestern, wo ich ihr auf der Hintertreppe begegnete, habe ich sie in der Abtei nicht gesehen.« Grace pflegte nämlich immer durch eine kleine Seitentür, zu der sie den Schlüssel hatte, und auf einer schmalen Treppe zu dem Zimmer des Baronets hinauf zu gehen, so dass ihr Kommen und Gehen von niemand bemerkt wurde. Die Haushälterin meinte, sie werde von den Dienstboten zurückgehalten worden sein, um bei der Näherei zu helfen. »Aber diesen Abend,« fügte sie hinzu, »werde ich sie heimschicken.« »Ich brauche sie nicht,« war meine Antwort. Allein am folgenden Morgen kam die Frau wieder, sah ganz bestürzt aus und fragte sogleich: »Ist Grace hier?« und als ich verneinte, erzählte sie mir, dass die ganze Abtei durchsucht worden, aber keine Spur von ihr zu finden gewesen sei. Seit jener Zeit ist sie verschwunden. Im Zimmer des Baronet, wenn sie überhaupt dort gewesen, hat sie niemand gesehen. Manche sind der Meinung, sie sei nur bis zum Abende vor seinem Tode in der Abtei geblieben und habe sich dann zu einer alten Zigeunerin geschlichen, mit der sie viel zu verkehren pflegte. Gewiss ist, dass die Zigeuner am folgenden Tage die Gegend verließen und —« Something like this had been long looked for, and was come at last. The boy could not tell me much more. He had been sent for the doctor, and came to me in his way home. I saw several of the servants that day, and they told me the doctor said he must have been dead three or four hours, when his valet went to him in the morning, and a great deal more about my lady and the mourning; and altogether, it was quite night before I thought of the child, and then I supposed they were keeping her to help them in something or other. Well, next morning comes the housekeeper in one of the carriages; she was going to the town to buy the servants’ mourning, and she come to me about a workwoman there known to my daughter; and she told me all the story over again—how the valet had found him quite cold, and looking as if he had not moved since he lay down; and after a long talk she was going away, when all of a sudden: ‘Where’s Grace?“ says she. ’Maybe she would like to take a ride with me, and go and see her mother.’ Then told her how she had gone to the abbey, two days and nights afore, and not come back again. She looked surprised, and said:’ Well, I have never seen her since the day before yesterday, when I remember meeting her on the little back-staircase) You see she used always to go into the abbey by a little side-door she could open for herself, and go up a narrow stair close by, right up into Sir Thomas’ rooms, and come away again, just in the same way. Nobody heeded her. And the housekeeper said that very like some of the under-maids had kept her to help in the work, for she was handy at her needle. ’But I’ll send her to you this evening, when I get back again,’ says she. ’I don’t want her,’ says 1. However, next morning she comes to me looking rather strange like, and the first thing she says was: ’Is Grace here?“ and then when I said no, she told me they had hunted high and low, and she was nowheres in the abbey; and she was never found from that day to this. No one had heeded her in Sir Thomas’ room, if she was there; and some think she had only stayed till evening at the abbey the day before he died, and had slunk away to an old gypsy wife she used to talk a great deal with. It is certain that the gypsies were all gone the next morning—”
»Aber wenn sie mit den Zigeunern fortgezogen wäre,« unterbrach ich die Alte, »so würden Sie doch gewiss im Laufe so vieler Jahre einmal von ihr gehört haben.« „But surely,“ I interrupted, „if she had gone with them, you must have heard something of her during so many years.”
»Ja,« erwiderte die Frau »es ist ein Mann hier, welcher behauptet, sie vor zwei Jahren weit entfernt von hier in einer Jahrmarktsbude tanzen gesehen zu haben. Ich aber glaube, dass sie tot ist. Sie Thomas hatte sie so lieb, dass er sie wahrscheinlich mitgenommen hat, — das meinen viele. Gewiss wenigstens ist, dass sie seit jenem Tage von niemand wieder mit Bestimmtheit gesehen worden ist.« „Well,” said the old woman, „there was a man who, a year or two after, thought he saw her dressed up very fine, dancing before I show at a fair a great way off. For my part, I think she must be dead. Some say Sir Thomas was so fond of her, that he took her with him. Anyways, since the house-keeper saw her on the stairs the day before he died, she has never been seen or heard of to any certainty.”
Sie hielt inne, und ich wollte etwa antworten, als mein Auge plötzlich auf Mac Ivor fiel, infolgedessen ich unwillkürlich auf Davis blickte, um ihn durch einen Wink auf seinen Freund aufmerksam zu machen. Mac Ivor stand regungslos und wie vom Schlage getroffen da. Sein Gesicht war totenbleich und hatte einen höchst peinlichen Ausdruck, während das dünne Haar wie vom Winde aufrecht erhoben stand. Es folgte eine Pause, in der wir sämtlich vor Staunen sprach- und bewegungslos blieben. Dann trat er einige Schritte vor, starrte uns an, ohne einen zu erkennen, wie es schien, und sagte mit grauenvollem Flüstern mehrere Male: »Eine Zeugin! Eine Zeugin!« worauf er, die Arme wild in die Luft werfend und dieselben Worte wiederholend, mit unbedecktem Kopfe aus dem Zimmer und in den strömenden Regen hinaus stürzte. Wir sahen ihn über den Bach springen, den Weg nach der Abtei verfolgen und in wenigen Sekunden verschwinden. She paused and I was about to say something, when my eye suddenly fell on Mr. M‘Ilvar, and I could only catch Mr. Davis’ eye, and point towards him. He seemed as if paralyzed, and fixed to the spot on which he stood; his face was ghastly, and its expression that of a strange and wild distress, and his thin weak hair literally streamed upwards from his brow, as if lifted by the wind. A moment elapsed, during which we were too much astounded to speak or move. He then came a step or two forwards, staring at us, and yet not seeming to see any one, and saying in a fearful sort of whisper several times „A witness! a witness!” and immediately waving his arms wildly above his head, be repeated almost in a scream: „A witness! a witness! ” and rushed out of the room. The next instant we saw him bare-headed in the still pouring rain. He leaped the brook, and fleeing on towards the abbey, was out of sight in an instant.
Ich schaute Mr. Davis an. In furchtbarer Aufregung kam er zu mir und sagte: I could only look at Mr. Davis. He came to me in great agitation, saying:
»Ich muss ihm nacheilen. Der Himmel weiß, was er im Sinne hat. Ich werde Ihnen einen Wagen schicken.« „I must follow him directly. What can he be going to do? I will send a carriage for you.”
Dann nahm er seinen Hut und ging schnell fort, während ich mit nicht zu beschreibendem Staunen und Schrecken zurückblieb. Die jungen Mädchen kamen zu mir und fragten mich, was der Auftritt bedeute, und die alte Frau sagte verwundert: »Weshalb laufen denn die beiden Herren so eilig davon?« Ich konnte keine dieser Fragen beantworten und zu keinem anderen Schlusse gelangen, als dass der kranke Geisteszustand des jungen Mannes plötzlich in völligen Wahnsinn übergegangen sei. He then took his hat and went out quickly. I remained in a state of astonishment and dismay that I cannot attempt to describe. The girls came hurrying up to me, asking what was the matter. The old woman only looked puzzled, and said: „What be they both of in such a hurry for?‘ ” I could answer neither question, and my own wild and vague conjectures soon settled into the conviction that the unfortunate young man’s morbid state of mind had suddenly become positive insanity.
Mit Unruhe dachte ich daran, was er bei seiner Ankunft in der Abtei sagen oder tun könne; denn ich hielt es für unmöglich, dass Mr. Davis, ein viel älterer Mann, ihn, der überdies einen Vorsprung hatte, werde einholen können. Abgeschmackt erschien es mir, seinen plötzlichen Anfall mit der Geschichte des alten Weibes in Verbindung zu bringen, aber dennoch musste ich unwillkürlich das Portrait wieder ansehen. Es war nur das eines mageren, bleichen Kindes; nichts ließ sich daraus erklären, und verzweiflungsvoll setzte ich mich nieder. It was fearful to think of what he might do or say when he reached the abbey. I had no hope that Mr. Davis would overtake, or even arrive soon after him; he was a much older and heavier man, and M‘Ilvar had some minutes the start of him. It seemed absurd to connect his seizure with the old woman’s story, and yet I could not help looking again at the picture. It was only a little, thin, pale child. Nothing could be made of it, and I sat down in despair.
Während dessen regnete es mit ununterbrochener Heftigkeit fort, und der bereits geschwollene Bach wuchs mit jedem Augenblicke. Angstvoll zog ich meinen Stuhl an das Fenster und wartete mit peinlicher Ungeduld auf das Erscheinen des versprochenen Wagens. It continued to rain heavily; the obstacle between us and the abbey increased every moment; and drawing my chair to the window, I watched with painful eagerness for the appearance of the promised carriage.
Inzwischen kam das Hausmädchen nach Hause und begann die Vorbereitungen zum Tee zu treffen. Meine Zöglinge unterhielten sich damit, ihr beim Rösten des Brotes zu helfen. Dann ließen sie sich das Mahl wohl schmecken, und ich genoss auch eine Tasse Tee, immer noch unruhig wartend. Mehrere Stunden verstrichen, aber niemand schien sich meiner zu erinnern, und schon brach die Dämmerung an, als endlich der Wagen nahte. Verwundert sah ich, dass es eine schwere, alte Kutsche war, die seit Jahren unbenutzt in einem Schuppen gestanden hatte, und eilte deshalb an die Haustür, um den Bedienten zu befragen, warum nicht die gewöhnlich benutzte Chaise genommen worden sei. Der Mann sprang vom Bock herab und gab mir ein Schreiben mit dem Bemerken, dass Mr. Davis mich bitten lasse, es sogleich zu lesen. Er sah dabei ängstlich und verstört aus, wie es mir schien, und ohne ein Wort zu erwidern, nahm ich deshalb den Brief und trat an das Licht im Zimmer. Er enthielt folgende Zeilen: The servant-girl soon came in under a dripping umbrella, and in a few minutes began to make preparations for tea. The girls amused themselves by helping her and toasting bread at the fire. They made a hearty meal when all was ready; and I took a cup of tea, still anxiously waiting and watching. One, two, three hours passed without a sign that we had been remembered. Evening came on; and it was as dark as a June evening could be ere I saw a carriage approaching; when it reached the gate, I was greatly surprised to see that it was a heavy old-fashioned coach, which I had seen only when the coach-house doors happened to be open while I passed them. I had expected the chariot, as the other two carriages were an open barouche and a phaeton. I ran to the door. A footman was on the box; and he jumped down and gave me a note, saying: „Mr. Davis begged you would read this directly, ma’am. “The man had a scared and bewildered sort of look, I thought; but without speaking, I took the note to the candle in the cottage. It contained only the following few lines :—
»Liebe Miss Vernon! — Richten Sie keine Fragen an „DEAR MISS VERNON—
»die Dienstboten und schicken Sie die Kinder so bald Ask the servants no questions.
»als möglich zu Bett. Wenn Sie ganz allein sind, Send the children to bed as quickly as possible.
»öffnen Sie das Fach ihres Schreibpultes, in das ich When quite alone,
»ein Paket gelegt habe. Lesen Sie es diesen Abend look in the drawer of your writing-table for a packet from me. Read it tonight,
»und bleiben Sie in Ihrem eigenen Zimmer. Morgen and remain in your own apartments.
»früh werde ich zeitig zu Ihnen kommen.« I will come to you early in the morning.”
Während ich diese Zeilen las, hatten die jungen Mädchen sich zur Abreise bereit gemacht. Über das sonderbare Fuhrwerk verwundert, stiegen sie schwatzend und mich voll Fragen bestürmend ein, auf die sie jedoch nur kurze Antworten von mir erhielten, da ich zu aufgeregt und unruhig war. Unser Weg war die von der Abtei nach der Stadt führende Straße, und kaum hatten wir die Hütte zehn Minuten hinter uns, als Ellen zu ihrer Schwester sagte: »Sieh nur die Lichter dort, Janet, es muss uns ein Wagen entgegen kommen!« Janet blickte hinaus und erwiderte: »Es ist unsere Chaise, und wenn ich mich nicht täusche, so sitzt Mary, Lady Deightons Kammermädchen, auf dem Bock.« In demselben Augenblicke fuhr der Wagen an uns vorüber, und ich sah ihn deutlich. Durfte ich meinen Augen trauen? Das helle Licht der Wagenlampen zeigte mir Sinclairs totbleiches Gesicht, in eine Ecke gedrückt, um nicht, wie es schien, von mir gesehen zu werden; und neben ihm saß ein in Shawle gehülltes Frauenzimmer, mit einem Spitzentuche über dem Gesichte. Ich kannte das Tuch und die Shawle und konnte mich deshalb in der Person nicht irren; ich wusste gewiss, dass es Lady Deighton war, so unglaublich es auch erscheinen mochte. Dennoch war der Wagen kaum vorbei, als ich mir einzureden suchte, dass es Täuschung gewesen sei. Welche unerhörten Umstände mussten es sein, die ihren so lange gefassten Entschluss, die Abtei nie zu verlassen, umstoßen konnten? Meine Überzeugung, dass Mac Ivor wahnsinnig sei, erweckte sehr schreckliche Vermutungen; er konnte sich entleibt oder anderen ein Leid zugefügt und Lady Deighton, welche vielleicht Augenzeuge dabei gewesen, dadurch veranlasst haben, den Ort zu verlassen. Das erklärte auch das Schreiben des Mr. Davis; er wollte mich so schonend als möglich vorbereiten. Der kommende Morgen musste mir Aufklärung bringen, denn jedenfalls kehrte dann die Chaise zurück und führte mich mit meinen Zöglingen nach dem von ihrem Vater erwählten Zufluchtsorte. Eine andere Lösung des Rätsels konnte ich nicht finden, aber auch selbst diese erklärte nicht das Paket in meinem Schreibpulte. Ich sah jedoch ein, dass ich nichts Besseres tun konnte, als den Anordnungen des guten Mr. Davis unbedingt Folge zu leisten. By the time I had read these words, the girls were ready to go; and we entered the carriage; they chattering and wondering, and I too confused and too much troubled to give more than short answers. Our road for some distance was that leading from the neighboring town to the abbey; and we had not left the cottage more than ten minutes, when Ellen said: „Look at those lights; there must be a carriage coming.“ Janet looked out, and said : „Why, it is our own chariot; and I do believe Saunders [Lady Dighton’s maid] is on the box.” At that moment it passed, and I saw it plainly for a moment. Could I believe my eyes? The lamps shone full on the face of Captain Sinclair, pale as death, and seeming to shrink from sight in the opposite corner; and on the side next me was a female enveloped in shawls, and with a handkerchief thrown over her face; but I knew the shawl. I could not mistake the figure. However incredible it might seem, I felt certain that it was Lady Dighton. Yet the carriage had no sooner passed, than I tried to persuade myself that it could not be. What strange, what unheard-of circumstances could have so suddenly changed her long fixed resolution never to leave Greyfriars? The strong impression on my mind, that Mr. M‘Ilvar was insane, filled me with horrible conjectures that some dreadful scene had occurred at the abbey: perhaps he had destroyed himself—perhaps injured others. Lady Dighton might have been induced to quit the place if some fearful set had been committed there—perhaps before her very eyes. This would also explain Mr. Davis’ note. He wished to prepare me, and to spare me as much as possible. In the morning I should hear all; and the chariot would no doubt then be sent back to convey me and my pupils to whatever place Captain Sinclair had chosen to take refuge in. This was the only key to the mystery which I could discover; but the packet in the writing-table drawer was still unaccounted for. However, I felt that my best course was that of implicit obedience to Mr. Davis’ directions.
An einer Seitenpforte der Abtei stiegen wir aus, und ich brachte die jungen Mädchen ohne Hilfe eines Dienstboten sogleich zu Bett, indem ich ihnen sagte, dass mutmaßlich Lady Deighton plötzlich erkrankt sei, was wir am nächsten Morgen hören würden. We were set down at a side-door of the abbey; and as the girls had had their tea, and it was past their usual bedtime, I took them immediately to their chamber, and without ringing for a servant, got them to bed as speedily as possible, telling them that I believed Lady Dighton had been suddenly taken ill, and that we should hear all about it the next morning.
Nachdem ich sie verlassen und die Lichter in meinem Zimmer angesteckt hatte, verweilte ich noch eine Zeit lang zögernd, ehe ich den Mut fand, das Schreibpult zu öffnen. Endlich geschah es mit zitternder Hand, und ein großes Paket, von Mr. Davis an mich adressiert, lag vor mir. Es enthielt mehrere mit enger Schrift gefüllte Bogen Papier, deren Züge mir unbekannt waren, und zwei Briefe von Mr. Davis. Der eine mit No. 1 bezeichnet, war mit den Worten überschrieben: »Lesen Sie diesen zuerst,« und der andere, No. 2, trug die Bemerkung; »Lesen Sie dieses Schreiben nicht eher, als bis Sie das Manuskript beendigt haben.« Das erste Briefchen enthielt nur die Worte: »Lesen Sie heute Abend das Manuskript und dann mein Schreiben No. 2, ich werde dafür sorgen, dass Sie nicht gestört werden.« When I left them and lighted the candles in my own sitting-room, it was some time ere I could venture to open the table-drawer. With a trembling hand, at length I pulled it forward. A large packet lay before me, directed to me in Mr. Davis’ handwriting. Within it were several sheets of closely written paper, in a band I was not acquainted with, and two notes from Mr. Davis; one numbered 1, and „Read this first ” written upon it; the other numbered 2, „Do not read this till you have finished the manuscript.“ The first note merely said: „Read this manuscript tonight; and when you have finished it, read my second note. I will take care that you shall not be interrupted."
Nach genommener Abschrift der an mich eingeschlossenen Papiere will ich jetzt die in ihnen enthaltene Erzählung mit ihren eigenen Worten folgen lassen. I passively obeyed. Having subsequently copied the papers enclosed to me, I will now introduce the story they told in its proper place.
IIIIII

Lady Deightons Eröffnung an Capitain Sinclair gerichtet

LADY DIGHTON’S NARRATIVE, ADDRESSED TO CAPTAIN SINCLAIR

»Meine Beweggründe für das Niederschreiben dieser Mitteilungen werden sich am Ende derselben ergeben, und manche kurze Andeutungen dessen, was ich zu bekennen mich gedrungen fühle, werden sich an verschiedenen Orten finden, die ohne Zweifel bei meinem Tode oder im Falle einer schweren Krankheit nicht ununtersucht bleiben. Diejenigen, welche die Papiere lesen, mögen von ihrem Inhalte denken, was sie wollen. Sie enthalten die Schilderungen einer Tat, mit Anweisungen, danach zu handeln. Sie wird die Leser wahrscheinlich mit Abscheu erfüllen, aber nichts ist mir gleichgültiger. Ein Wesen gibt es jedoch, welches ich gern überzeugen möchte, dass Liebe zu ihm allein die Triebfeder meines elenden, irre geleiteten Daseins gewesen ist. Auch soll er erfahren, von welcher Art dieses Dasein war, ehe ich ihn kannte, und nachdem ich ihn kennen gelernt hatte. Oh, hätte er mir seine erste Liebe geben können, wie ganz anders würde sich mein Leben gestaltet haben! „My reasons for writing this narrative will be evident at its close. Many brief notices of that which I am compelled to tell will be found in various places that will be certain to be looked into, in case of my death or severe illness. The finders of those papers may think of me as they please. A simple fact is told in them, with directions how to act upon it. No doubt, it will fill them with aversion and horror. This is a matter of perfect indifference to me. But there is one whom I wish should know, that love for him has been the moving impulse of my miserable, misdirected life. I wish him also to understand truly what that life has been before and after I knew him. Oh, could he have given me his first love, how changed would that life have been!
Ich habe keine Erinnerung an meine Mutter, aber ich glaube, dass sie nicht meines Vaters Frau gewesen und entweder jung gestorben ist, oder ihn verlassen hat. „I have no recollection whatever of my mother, but I believe that she was not the wife of my father, and that she either left him or died very young.
Nie habe ich ihn von ihr sprechen hören. Die frühsten Eindrücke meines Gedächtnisses führen mich zu verschiedenen kleinen Wohnungen in Seestädten und Badeorten, wo irgendein schmutziges Mädchen meiner wartete. Nach zurückgelegtem achten Jahre hatte ich keine Wärterin mehr, sondern sorgte für mich selbst, oder hing von dem Temperament und den Gewohnheiten unserer verschiedenen Wirtsfrauen ab, bei denen ich mich aufzuhalten und meine Mahlzeiten zu empfangen pflegte. Eine derselben muss eine sehr gutherzige Frau gewesen sein. Sie hatte früher eine kleine Schule gehalten und lehrte mich lesen und schreiben, was ich sehr schnell begriff, und wodurch mir ein neues Licht über mein seltsames Leben aufging. Mein Vater war fast immer abwesend, und wenn er sich zu Hause befand, so tat er nichts als Karten und Würfel spielen oder Novellen lesen. Diese Bücher lagen stets umher und wurden bald meine tägliche und liebste Unterhaltung. Auch traf ich in einer unserer Wohnungen einen Knaben, welcher eine sehr hübsche Stimme hatte und in dem Theater und in öffentlichen Lokalen zu singen pflegte. Er war gutmütig, fand Gefallen an meiner Stimme und lehrte mich verschiedene Lieder nach seiner Weise singen, — ein Umstand, der später zu einer großen Veränderung in unserer Lebensweise führte. My father never spoke of her to me. My first remembrances of him take me to various small lodgings in fashionable seaports and other frequented watering-places, where, when a very small child, I some careless dirty girl to look after me, and a fresh one at every town we went to. After I was about eight years old, I had no attendant, but managed for myself, strangely enough, I believe; and I was more or less neglected, according to the temper and habits of our different land ladies, with whom I used to associate, and generally take my meals. One of these persons with whom we remained must have been a very good kind of woman; she had formerly kept a humble school of some sort, and at odd-and-end times she taught me to read and write, which I learned very quickly, and it became the means of throwing a new light on my strange manner of life. My father was almost always absent, and when at home, did nothing but practice with cards or dice, and read novels. These were always lying about, and they became my daily and best-loved amusement. At another of our lodgings was a lad who had a good voice, and used to sing at tavern-parties and at the theatre, when the players made their annual visit to the town we were then inhabiting. He was very good-natured, and he liked my voice, and taught me to sing several songs after his own fashion; and this circumstance, as I made out long afterwards from recollection and better acquaintance with the world, led to a great change in our ordinary mode of life.
Ich war ungefähr elf Jahre alt, als ich eines Tages, auf dem schlechten Sofa unseres einzigen Wohnzimmers sitzend, mit geschlossenen Augen und größtem Eifer alle erlernten Arien und Lieder absang. Ein leises Geräusch ließ mich plötzlich aufblicken, und ich sah in der Tür des Zimmers einen Freund meines Vaters stehen, den ich von Ansehen kannte. Er nickte mir zu und fragte, ob mein Vater zu Hause sei. Ich verneinte, worauf er sich umwandte und fortging. An demselben Abende brachte mein Vater diesen Mann mit sich, um mit ihm zu rauchen, zu trinken. Während ich dann mit meinem schmutzigen Novellenbuche in einer Ecke des Zimmers saß, hörte ich manches von ihrer Unterhaltung. Einmal sagte der Mann: »Sie wird hübsch werden,« und ein anderes Mal: »Mit einem solchen Gesichte und einer solchen Stimme muss sie bei gehörigem Unterrichte eine wahre Goldgrube für Dich werden!« Meines Vaters Antwort konnte ich nicht verstehen denn er sprach absichtlich sehr leise, aber nach wenigen Minuten vernahm ich wieder die Worte den anderen: »Ich könnte Dir ein Schreiben an einen mir bekannten Mann in Paris geben, der alles für sie tun würde, was nötig wäre.« Weiter wurde, wie es mir schien, nichts über den Gegenstand gesprochen, und da ich überhaupt mit keiner besonderen Neugierde und Spannung zugehört hatte, so dauerte es lange, bis ich diese Unterhaltung mit unserer etwa zwei Monate später erfolgenden Übersiedelung nach Paris in Verbindung brachte. Wir wohnten dort bei einem Musiklehrer, einem wütenden Demokraten, von dem ich täglich Unterricht im Gesange und im Klavierspiel erhielt. Auch Tanzstunden hatte ich und bekam Unterweisung in der sogenannten Anstandslehre. Meine neuen Studien gefielen mir, und nicht minder der schmeichelhafte Beifall, welcher mir überall zuteil wurde, so dass ich unsere Lebensweise in Paris bei weitem der früheren in England vorzog. Drei Jahre, die merkwürdigen drei von 1790 bis 1793 blieben wir in Paris, bis ich fünfzehn Jahre alt war. Mein Vater hatte unter den Revolutionsmännern viele Freunde und Bekannte, und ich könnte viel von dem erzählen, was ich in jener Zeit gesehen und gehört habe. Er wurde zwar nicht reich, aber es fehlten ihm auch nie die Mittel, um alle Bedürfnisse seiner Lebensweise zu befriedigen. Häufig hatten wir Gäste bei uns, meistens aus den näheren Bekannten meines Vaters bestehend, und öfters hörte ich mit gespannter Aufmerksamkeit den rückhaltlos geäußerten Ideen der verwegensten Geister, der entschiedensten Freidenker jener schrecklichen Zeit zu, die für Recht und Freiheit kämpften, aber meistens ihren Bestrebungen als Opfer fielen. Ich war durch keine Vorurteile der Erziehung gefesselt und geblendet, mein Geist war eine Leere, und mit aller Kraft meines Herzens griff ich deshalb nach dieser neuen Kenntnis, die mir später immer zur Seite gestanden hat.« „I was about eleven years old, when, crouched up in a corner of the old horse-hair sofa in our one sitting-room, I was singing away at a great rate, with my eyes shut, song after song, with all the flourishes I had been taught to bestow upon them. A slight noise made me suddenly start up, and I saw standing within the doorway one of the men my father had got intimate with in the place we were then staying at. I knew him well by sight, and he nodded to me and said: ‘Blake at home?’ ’ I answered no, and he turned and went downstairs again. That same evening, my father brought this man home with him to drink and smoke; and as I sat with my dirty novel in a corner, I now and then caught a few words of their conversation. At one time I heard the man say: ‘She will be very handsome;’ and at another; ‘With that face and voice, if she is well taught, and gets rid of all that vulgar trickery, she would positively be a mine of wealth—a mine of wealth, I say.’ I did not, catch my father’s answers, as he evidently; lowered his voice, and so in general did the other, but not so cautiously, and in a few, minutes I again distinguished the words: ’I, could give you a letter to a man I know in : Paris who would do all you want.’ No more was said that I could hear, as I did not listen very curiously, and it was long before I began to connect this conversation with our removal to Paris about two months afterwards. We lodged with a music-master, a violent democrat, from whom I received daily lessons in music and singing. I had also dancing lessons, combined with what was called department. I was pleased with my new studies, and with the flattering praises met with, and I very much preferred my Parisian to my English manner of living. Three years of my life, till I was nearly fifteen, were passed in Paris; they were memorable years, from ’90 to ’94 my father had many intimates among the revolutionists; and I could write volumes on all I saw and heard during that time. I suppose my father was more than usually successful at the gambling-houses he frequented. He did not become rich, but he had generally enough to spend in the way she best liked. We frequently had guests—a few at a time—consisting of his favorite associates; and I often listened eagerly to the unrestrained opinions of the most desperate spirits and determined free-thinkers of these wild and terrible years—strugglers for right and truth, who too often had to wade through blood to attain their glorious objects, and too often, alas, perish in the effort. I had no prejudices of education to fetter and blind me: my mind was a blank, and I grasped the new knowledge that was presented to it with my whole heart and strength. I think it has never really nailed me; but of this I need speak no more.
Unsere Rückkehr nach England erfolgte, als ich fünfzehn Jahre alt war. In einer Hafenstadt, dem ersten Orte, wo wir uns längere Zeit aufhielten, traf mein Vater zufällig einen entfernten Verwandten, einen jungen Mann, der zum Offiziere in einem Regimente der ostindischen Armee ernannt worden war und im Begriffe stand, dahin abzusegeln, aber durch widrige Winde in der Hafenstadt zurückgehalten wurde. Er verweilte mehrere Wochen dort, welche für mein späteres Leben entscheidend waren. Charles Sinclair brachte seine ganze Zeit bei uns zu. Er kannte niemand im Orte und war zu jung und liebenswürdig, um ahnen zu können, von welcher Art die Beschäftigungen meines Vaters und seiner Gefährten waren. Er sah sie überhaupt wenig, aber befand sich dagegen fast fortwährend in meiner Gesellschaft. Wir schweiften miteinander durch die Felder oder ließen uns am Ufer nieder, wo wir die blaue See und den wolkenlosen Himmel betrachten konnten. Auf diese Weise verstrichen vier Wochen, die einen unauslöschlichen Eindruck auf mein Leben zurückließen. Für ihn jedoch waren es nur angenehme Stunden, die er in Gesellschaft eines Wesens zubrachte, für das er eine Art von brüderlicher Zuneigung, aber kein wärmeres Gefühl hegte. Als wir endlich schieden, geschah es mit dem Versprechen, einander nie zu vergessen und oft zu schreiben. „We returned to England when I was barely fifteen, and at a seaport which happened to be the first place we remained at for any time, my father discovered a distant relative in a youth recently nominated to a cadetship at Calcutta, whither he was about to sail, but had been detained by contrary winds. He remained there only a few weeks, but those few weeks decided the whole aspect of my future life. Charles Sinclair was continually with us. He knew no one in the place, and was much too young and too amiable to be aware of the nature of my father’s habits and associates. Indeed, they saw but little of each other. I was his daily companion. We spent the long summer days together on the shore, or roaming inland, sat on some shady bank, looking on the blue sea and the cloudless heavens. Four weeks passed in this manner; my life will tell their influence on me. To him they were only pleasant hours passed with one for whom he felt perhaps somewhat of a brother’s liking. When we parted, it was with promises never to forget each other, and to write frequently.
Nach dieser Trennung fühlte ich mich namenlos unglücklich. Selbst mein Vater wurde endlich auf mein Gemütsleiden aufmerksam und mochte eine Anwandlung von Besorgnis um mich empfinden, die ihm jedoch bald lästig wurde; denn da wir kurze Zeit darauf nach einer anderen Stadt gingen, fand er völlige Beruhigung in dem Gedanken, dass mir nichts not tue als Luft- und Ortsveränderung. Ein Brief, den mir Sinclair vom Cap aus schickte, gab mir neues Leben, und absichtlich die darin enthaltenen freundlichen Ausdrücke missdeutend, begann ich mich bereits als die verlobte Braut meines Vetters anzusehen. Meine Briefe an ihn enthielten jedoch auch, gleich den seinigen, nur süße Erinnerungen an die Vergangenheit und unbestimmte Hoffnungen für die Zukunft. Ich glaube, es war ein weiblicher Instinkt, der mir gebot, im Ausdrucke meiner Gefühle die Grenzen zu beobachten, welche er in seinen eigenen Briefen gleichsam vorgezeichnet hatte. Mein Vater las sie selten und die meinigen nie. Er hatte gegen unseren Briefwechsel nichts einzuwenden und mochte ihn kaum der Mühe wert halten, einen Augenblick daran zu denken. Inzwischen verfloss die Zeit, und Vorbereitungen zu meinem ersten Auftritt als öffentliche Sängerin wurden getroffen. Etwa drei Jahre nach der Abreise meines Vetters begaben wir uns zu diesem Zwecke nach Bath. Hier traten jedoch verschiedene Hindernisse und Verzögerungen ein, welche in den mir ganz unbekannten Verhältnissen meines Vaters ihren Grund hatten; und dann wurde ich in Folge einer heftigen Erkältung mehrere Monate lang völlig unfähig zu singen. In dieser Zeit lernten wir Sir Thomas Deighton kennen. Ich brauche ihn nicht zu schildern. Sein großer Reichtum, sein abscheulicher Charakter, sein teuflisches Temperament sind jedem bekannt, der von ihm gehört hat. Er wurde von einer heftigen Leidenschaft für mich ergriffen, während ich ihn verabscheute. Es war mir schon peinlich, ihn nur anzusehen und sprechen zu hören; aber mein Vater sah die vielfachen Vorteile, welche für ihn aus seiner leidenschaftlichen Liebe zu mir entspringen konnten, und er wusste ihn bald zu einem Spielwerk seiner Hände zu machen. Diese Rücksichten, in Verbindung mit der Besorgnis, dass ich meine Stimme für immer verlieren könne, bestimmten ihn, die Besuche des Baronets zu begünstigen und mich durch Vorstellungen und Drohungen zu vermögen, dass ich seine Gesellschaft duldete und die gewöhnliche Höflichkeit gegen ihn beobachtete. Damals ahnte ich noch nicht die Absichten, welche seinem fortwährenden Verkehr mit meinem Vater zu Grunde lagen; ich glaubte nur, dass er gern spiele und unsere Privatwohnung den öffentlichen Lokalen vorziehe. Schon früher hatte ich oft Männer freundlich empfangen müssen, die mir Widerwillen einflößten, und war gegen niedrige Schmeichelei abgehärtet. Allein endlich wurde mir die Wahrheit klar, und ich erkannte den Abgrund, zu dem mein Vater mich und meinen bejahrten Anbeter hindrängte. Jeder Tag konnte die Entscheidung meines Loses bringen, und ich sammelte deshalb alle meine Kräfte zu einem entschiedenen Widerstande.« „I cannot speak of the utter wretchedness that followed that parting. Even my father at last began to notice that I was looking ill, and made some faint attempts to think about me and take care of me, but it soon wearied him; and as we were soon to remove to another town, he satisfied himself by deciding that I only wanted change of air and scene. A letter from Charles from the Cape gave me new life, and wilfully misconstruing its kind and affectionate expressions, I began to consider myself the affianced wife of my cousin. My letters, however, like his own, contained nothing beyond tender recollections of the past, and indefinite hopes for the future suppose womanly instinct compelled me to confine my feelings within the limits marked out to me, as it were, by his own letters. My father seldom saw his, and never mine. He did not object to the correspondence, and I believe scarcely gave it a t ought. Meanwhile time wore on, and my debut as a public singer began to be talked of; audit was more than three years after my cousin sailed for India that we removed to Bath for that especial purpose. Here various delays occurred, owing to engagements of my father’s, the objects of which were unknown to me; and afterwards I was unable to sing during an entire winter and spring from the consequences of a violent cold, which produced weakness in the muscles of the throat and chest. It was at this time that we became acquainted with Sir Thomas Dighton. I need not describe him. His enormous wealth, infamous character, and satanic temper, are well known to all who ever heard of him. This man conceived a violent passion for me. On my part, I positively detected him. It was disagreeable to me even to look at him and hear him speak; but my father soon began to perceive the manifold advantages that might result from his insane passion, and ultimately he became a mere puppet in his clever hands. These considerations, coupled with the dread that I might permanently lose my voice, induced him to encourage Sir Thomas’ visits, and to employ both threats and persuasion to compel me to endure his society, and treat him with tolerable civility. At that time, I had no idea of the real cause of his so constantly associating with my father; I thought only that he lost his money freely, and that he preferred playing at our lodgings to the public rooms. I had frequently before been obliged to play the civil hostess to men who were repulsive to me. I was hardened to hold admiration and vulgar flattery; but at length the truth became manifest to me, and I saw the precipice to which my father was leading both my ancient lover and myself. Each day that came might bring the announcement of my doom, and I nerved myself to the most determined resistance. I felt that my father little knew the sort of character which he had formed, or rather suffered to form itself, and that while there must be a limit to his power and influence over me, there could be none to my defiance of both, provided I had strength to persevere in my rebellion, and this strength I felt that I possessed, and could fearlessly employ.
»Als jedoch der gefürchtete Augenblick kam, war ich machtlos, jedes Widerstandes unfähig und gleichgültig gegen mein zukünftiges Los, so wie gegen das Leben überhaupt. Am Tage vorher, ehe mein Vater mir die glänzenden Anträge des Baronets mitteilte, hatte ich einen Brief von meinem Vetter Sinclair erhalten, worin er mir seine Verheiratung mit einem jungen Mädchen anzeigte, das ebenso arm wie er selbst war. Mit Begeisterung schilderte er ihre Schönheit, Sanftmut und sonstigen Vorzüge. Jetzt sah ich, wie verblendet ich gewesen war, dass er mich nie wirklich geliebt hatte, und sank fast unter dem Schlage. Meine Selbsttäuschung, der Wahnsinn meiner Liebe zu ihm, meine törichten Hoffnungen, alles wurde mir klar; aber stärker als jede bittere Empfindung war der Entschluss, dass niemand erfahren solle, was ich leide. Noch am demselben Tage sandte ich an Sinclair meine wärmsten Glückwünsche und sagte ihm, dass ich mich über sein Glück innig freue. Am folgenden Tage war ich des Baronets verlobte Braut.« „When the dreaded moment came, however, it found me utterly helpless and incapable of resistance—indifferent as to what my fate in life might be—careless of life itself. The very day before my father laid before me the magnificent proposals of Sir Thomas, I received a letter from my cousin, telling me of his marriage, after a few weeks acquaintance, with a girl as penniless as himself. His letter was full of her beauty, her sweetness, and her numberless perfections. I saw how blindly I had deceived myself; I felt that he now loved for the first time, and I was stunned by the blow. I perceived the greatness of my self-delusion, my mad passion, my vain hopes; but soon paramount over ever bitter feeling was the determination that he—that none—should ever know of my sufferings. It seemed to me as if I could take my swelling heart into my hand and crush it into submission. Even that same day I wrote warm congratulations to Charles Sinclair, and told him how much I rejoiced in his happiness. On the following day, I was the affianced bride of Sir Thomas Dighton.
Meine Heirat führte mich in eine Welt der leichtsinnigsten Verschwendung und fortwährender Vergnügungen ein. Sie Thomas Deighton, stolz auf sein junges Weib, versammelte in seinem fürstlichen Schlosse, Fairly Park, Gäste von ausschweifenden Sitten und zweifelhaftem Rufe. Mein Vater ermunterte ihn und gab sich ganz den Schwelgereien hin, welche seinem Geschmacke so sehr zusagten und die er früher hatte entbehren müssen. Er glaubte sich ein Leben ununterbrochenen Genusses gesichert zu haben, indem er Sorge getragen, mir ein bedeutendes, von meinem Gemahle ganz unabhängiges Einkommen auszubedingen. Der verliebte alte Mann hatte sich allen seinen Forderungen gefügt und ihm die Bestimmung des Nadelgeldes und Wittums ganz überlassen. Er war um mehrere Jahre älter als mein Vater und noch kraftloser, als sein Alter rechtfertigte, und ich sah deutlich, dass mein Vater sich des Gedankens freute, ihn zu überleben und mit Hilfe seines Reichtums zu schwelgen. Allein kurze Zeit nach meiner Verbindung wurde er am Kartentische von einem Hirnschlage getroffen und gab wenige Stunden darauf seinen Geist auf. Ich erheuchelte keinen Schmerz, denn selbst in meiner Kindheit hatte ich nie Liebe für ihn empfunden, und als ich heranwuchs und seine Lebensweise kennen lernte, war es nur Verachtung, was mich gegen ihn erfüllte. Allein bald sah ich ein, dass er mir dennoch eine Stütze, ein Schutz gewesen war. Bis dahin hatte ich mich wenig um die zunehmende Übellaunigkeit meines Gemahls gekümmert, aber nach dem Tode meines Vaters wurde sie immer unerträglicher. Er war eigensinnig und heftig, und außerdem zeigte sich bei ihm eine wahnsinnige Eifersucht. Jedes Vergnügen, an dem ich Gefallen fand, störte und verhinderte er, und jeden Mann, der mir einige Aufmerksamkeit bewies, beleidigte er. Nachdem die von der Gegenwart meines Vaters aufrecht erhaltene Schranke gefallen war, lebten wir in einem vollständigen Kriege. So verflossen mehrere Monate, während der ich ebenso wenig Nachgiebigkeit zeigte, wie er, als er plötzlich seinen hartnäckigen Widerstand gegen alle meine Wünsche aufgeben zu wollen schien und mich sogar aufforderte, an einem fröhlichen Ausfluge Teil zu nehmen, den mehrere unserer Bekannten durch die westlichen Grafschaften machen wollten. Er knüpfte daran nur die Bedingung, dass ich ihn einige Tage vor der Abreise unserer Freunde nach der hiesigen Abtei begleiten solle, um mich ihnen anzuschließen, wenn sie in diese Gegend kämen. Ohne seine Absichten zu ahnen, fügte ich mich. Die Folgen sind bekannt. Ich betrat die düsteren Mauern und wurde eine Gefangene in ihnen. My marriage took me into a new world of lavish expenditure and incessant gayety. Sir Thomas, proud of his young wife, filled our princely abode at Fairley Park with visitors of dissipated habits and doubtful reputation. My father encouraged him, and reveled in the luxuries and self-indulgence so suited to his tastes and wishes, but which he had never before been able to enjoy. He believed that he had secured for himself a life of unremitting pleasure, as he had taken care to appropriate to me a large income wholly independent of my husband. The doting old man had yielded to all his demands, and had left the arrangement of pin-money, settlement, and jointure entirely to him. He was many years my father’s senior, and older than his age in constitution and appearance, and I could see that my father enjoyed the idea of outliving him, and revelling in his wealth. But in less than three years from my marriage the schemer himself was seized by a sudden attack on the brain, while at the card-table, and died in a few hours, insensible to the last. I did not affect a sorrow that I could not feel; not even in childhood had he won my love; and as I grew older, and began to perceive the nature of our mode of life, I learned gradually more and more to contemn, and even despise him. Ere long, however, I began to find that he had been a support and protection to me. I had hitherto cured little for my husband’s increasing ill-temper; but soon after the death of my father, it became almost intolerable. He was capricious and violent, and at length madly jealous. He thwarted me in all my favorite pleasures and amusements, and affronted every man to whom I showed any favor. The restraint of my father’s ‘presence being removed, we lived a life of perpetual contention. Some months went on in this manner, I being as little inclined to yield as he was, when he suddenly began to relax in his determined opposition to whatever I planned or proposed, and encouraged me to join a gay party who were projecting a sort of progress through the western counties, with the intention of stopping wherever there was a sight to be seen or pleasure to be enjoyed. He agreed to the scheme with singular alacrity, stipulating only that I should accompany him to Greyfriars a few days before my friends commenced their journey, and join them when they drew near our neighborhood. To this I agreed without the slightest suspicion of his intentions. The result is well known. I entered these loomy walls, and became a prisoner within them.
Es wäre unnütz zu beschreiben, wie verzweifelt ich mich wehrte und wie teuflisch mein Gemahl sich seines Triumphes freute. Dagegen muss ich hier erwähnen, dass er mir in den ersten Tagen nach unserer Ankunft, ehe er die Maske abwarf, das Geheimnis der verborgenen Zimmer in der Abtei mitteilte, welches jeder Besitzer seinem Nachfolger zu eröffnen gehalten ist, und dass er mir vertraute, weil die Abtei zu meinem Wittum gehörte. Mit großer Genauigkeit beschrieb er die sinnreiche Art ihrer Verbergung und die Unmöglichkeit der Entdeckung, da der sehr schwierige Zugang durch eine scheinbar geschlossene Wand führt, deren innere Federn so stark und fest sind, dass man keine Ritze oder Spalte darin entdecken kann, solange der dahinter verborgene Bewohner der Gemächer die Riegel und Federn unberührt lässt. Diese Schilderung erweckte meine Neugierde, und ich trug Verlangen, die Zimmer zu sehen. Es sind zwei kleine Räume, von denen der eine dicht hinter der Wand des Küchenherdes liegt und im kältesten Wetter immer warm ist, während der andere kühl und durch verschiedene in der Decke angebrachte Öffnungen verhältnismäßig luftig bleibt. In dem Winterzimmer zeigte mir Sir Thomas mehrere in der Küchenwand befindliche Schränke, in denen Betttücher, Bettzeug und Matratzen zusammengerollt lagen und zu jeder Zeit zum Gebrauche bereit waren. In dem Sommerzimmer befanden sich Vorräte von Wachslichtern, gelb vom Alter, und einige Bücher. Auch der erforderliche Zufluss von Wasser fehlte in beiden Gemächern nicht, welche mit hinreichenden Möbeln und jeder nötigen Bequemlichkeit versehen waren. Speisen und andere Gegenstände können den Bewohnern dieser Zimmer durch ein bewegliches Stück der Wand zugeführt werden, welches ein scheinbar ebenso integrierter Teil derselben wie der Eingang ist. In den Papieren, welche man nach meinem Tode finden wird, habe ich eine genaue Beschreibung davon gegeben, auf welche Weise der Eingang zu öffnen ist. Hier will ich nur noch bemerken, dass Sir Thomas, als er seine Absicht erklärte, in der Abtei zu bleiben, mir während des darauf folgenden heftigen Streites zu verstehen gab, dass eine widerspenstige Person mit Leichtigkeit in jene Gemächer eingesperrt werden könne. „It were vain to tell how desperately I resisted; how satanically he enjoyed his triumph. I should here say, however, that during the first day or two that followed our arrival, and before he had thrown off the mask, my husband revealed to me the curious secret of some concealed rooms in the abbey, that its possessor was pledged to disclose only to his next heir, and that this property being included in my settlement, he was bound to make me acquainted with their existence. He was most particular in describing to me the extraordinary ingenuity of the mode of concealment, and the impossibility of discovery, the entrance being of most intricate approach, and forming, apparently, an unbroken surface of wall; and as the fastenings within were of great strength, it was impossible to discover any break or opening, so long as the concealed inmate within chose to keep the bolts and bars in their places. I was interested by these details, and curious to see these chambers. There were two small rooms; one of them directly at the back of the kitchen chimney, was a ways warm in the coldest weather; the other was cool and comparatively airy, having several contrivances in the roof for the admission of air. In the winter-chamber, Sir Thomas showed me presses in the kitchen chimney-wall, full of blankets and bed-linen, and mattresses rolled together, which were always warm and ready for immediate use. In the summer room, were the remains of stores of wax candles, orange-colored from age, and a few books. There was a never-failing supply of water to both apartments, a sufficiency of old-fashioned furniture, and every requisite convenience. Food and articles even of considerable size might be conveyed to the inmates of these rooms by means of a movable portion of the wall near the entrance, and like it, apparently part of the wall itself. I have given the most minute description of the means of access to these apartments in the papers which will be found after my death, and will now only add that when Sir Thomas announced his intention of remaining at Greyfriars, he hinted, during the violent altercation which ensued, that it would be easy for a refractory person to be conveyed to those chambers and confined there.
»Sie sind stets zum Gebrauche eingerichtet,« fügte er hinzu, »und wer wird, wenn eine lebenslustige Dame plötzlich verschwinden sollte, etwas anderes denken, als dass sie mit irgendeinem ihr angenehmen Begleiter nach fernen Ländern gegangen sei?« „They are always ready for use,’ he added; ‘an if a gay lady were suddenly to disappear, who would dream of anything but that she had one of with some pleasant companion to a distant land?’
»Aber durch welche Mittel könnte sie dahin gebracht werden?« fragte ich empört und mit erzwungenem Lachen. „How would she be taken thither?” I asked, laughing indignantly.
»Geld, mein Kind,« war seine höhnische Antwort, — »Geld würde bald die Mittel beschaffen und auch Schweigen sichern.« „Money, my dear lady,” was the sneering reply—“money would easily purchase means and silence too.”
Ich fügte mich nicht gutwillig in meine Gefangenschaft, sondern schrieb an meine Verwandten, aber erhielt nur den Rat Geduld zu haben, da Sir Thomas ohne Zweifel von seinen jetzigen Entschlüssen bald wieder abgehen und ich allmälig wieder zu voller Freiheit gelangen werde. Dem äußeren Anscheine nach hatte ich auch keine Ursache zu klagen, denn viele Dienstboten, Wagen und Pferde standen mir zu Gebot, und jede Art von Luxus umgab mich; allein mein Leben in der Abtei war öde und einsam. Das große mir ausgesetzte Einkommen wurde für mich völlig wertlos, während Sir Thomas mir mit hämischer Freude am Schlusse eines jeden Quartals erzählte, dass der Betrag an meinen Bankier in London pünktlich eingezahlt worden sei. „I did not submit quietly to my imprisonment; I wrote letters of complaint to my trustees, and to others whom I believed to be my friends; but I received only advice to be patient, and suggestions that Sir Thomas would no doubt, ere long , relax in his present determinations, and should gradually, if I played my cards well, be relieved from my present annoyances. To all outward appearances, I had little to complain of. I could not say that I was personally ill-used: I had a complete establishment of servants, carriages, and horses at my command, and every luxury that wealth could afford me. My expressions of dislike to the dullness of my life at Greyfriars were evidently little heeded, and I could not but feel that, amid all the splendor and dissipation of the first years of my marriage, I he failed to make a single real friend. The large income secured to my sole and separate use became worse than useless to me, and Sir Thomas greatly enjoyed telling me every quarter that it was duly paid into my banker’s hands in London.
Bald jedoch erwachte ein neues Interesse in mir und machte mich gegen allen andere gleichgültig. Mein Vetter, Charles Sinclair schrieb und teilte mir mit, dass er ein trostloser Witwer geworden und Vater von Zwillingstöchtern sei. Seine Gesundheit hatte in Indien gelitten, und ungefähr zwei Jahre nach der Geburt seiner Kinder war er genötigt worden, mit einer sehr kleinen Pension den Abschied zu nehmen. Gerade in dieser Zeit wurde Sir Thomas von einer Lähmung befallen, die mir einige Befreiung von meiner Knechtschaft gewährte, und ich segnete jetzt den vorher so wertlosen Reichtum, da er mir die Mittel gab, für Sinclair und seine Kinder ein kleines Haus im Dorfe, dicht bei der Abtei, einzurichten. Ich sah ihn wieder und fühlte, dass es noch etwas gab, das mir das Leben wert machte. Die Hilflosigkeit meines Gemahls gestattete mir, einen großen Teil des Tages nach Belieben zuzubringen, und mein Herz jubelte, als ich sah, dass mein Vetter allmälig Gesundheit und Kraft wieder erlangte. Allein es standen Sir Thomas noch immer viele Mittel zu Gebote um mich zu quälen, und hätte ich nicht gefürchtet, in der Achtung meines edlen und liebenswürdigen Vetters zu verlieren, so würde ich keinen Anstand genommen haben, meinen Gemahl gänzlich den Händen und der Wartung der Dienstboten zu überlassen. Diese Rücksicht bewog mich es nicht zu tun. Ich besuchte deshalb Sinclair und seine Kinder nur einmal des Tages und zwar des Morgens, nach einem kurzen Spaziergange, und kehrte dann in die Abtei und zu dem Elende zurück, das an der Seite des Gemahls meiner wartete. Sein teuflisches Temperament wurde durch die Hilflosigkeit noch schlimmer. Grässlich war es zu hören, wie der alte Mann lästerte und sich der Macht freute, mich kränken und zur Verzweiflung treiben zu können. Gegen die Dienstboten, die seiner warteten, benahm er sich nicht minder heftig und unvernünftig, so dass nur hohe Löhne und häufige Geschenke sie vermochten, in ihren Stellen zu bleiben. Nur ein Wesen gab es, das sich eines Schattens von Güte bei ihm erfreuen konnte. Es war ein kleines Mädchen, damals ungefähr zwölf Jahre alt, dessen Mutter die Tochter einer im Dorfe wohnenden alten Frau war, und dessen Vater Sir Thomas selbst sein sollte, wie es allgemein hieß. Die Großmutter, Mrs. Wilson, hatte das Kind bei sich und empfing dafür ein jährliches Kostgeld von Sir Thomas. Die Mutter hatte einige Jahre vorher einen Handwerker in der nächsten Stadt geheiratet, und zwar mit einer hübschen Ausstattung aus derselben Quelle. Das Mädchen war im Lesen und Schreiben unterrichtet worden, was nach der Meinung ihres Vaters alles war, dessen ein Frauenzimmer bedurfte. Es war ein stilles, bleiches Kind, mit einer wohlklingenden Stimme, weshalb mein Gemahl sie oft nach der Abtei kommen ließ, um sich die Zeitungen vorlesen zu lassen. Nach dem Schlaganfalle, welcher ihn lähmte und an das Bett fesselte, ließ er ein Bett für sie in einem an sein Zimmer stoßenden Kabinett aufstellen, dessen Tür sich in einer tiefen Wandnische befand, in der sein eigenes Bett stand; und wenn das Wetter ungünstig oder sonst ein Grund vorhanden war, der das Dortbleiben der Kleinen wünschenswert machte, so schlief sie in der Abtei. Ich beachtete sie nicht und schenkte ihrem Kommen und Gehen durchaus keine Aufmerksamkeit. Soon, however, a new interest absorbed me, and rendered me indifferent to all other subjects. My cousin, Charles Sinclair, wrote to tell me that he was the father of twin-daughters, and a heart-broken widower. His own health suffered; and in about two years from the birth of his children, he was obliged to retire from the Indian service on a small pension. At this time, also, the paralysis that attacked Sir Thomas relieved me from some portion of my thraldom, and I blessed the hitherto useless wealth which enabled me to prepare a home for Charles Sinclair and his children in a small house in our village, very near Greyfriars. I saw him once again, and felt that I had still something to live for. The helplessness of my husband enabled me to spend a considerable portion of every day as I pleased; and as time went on, my heart rejoiced in seeing my cousin improving in health and strength, and more and more able to enjoy my society and the endearments of his children. Sir Thomas, however, still retained many means of restraining and tormenting me; and had Charles been a less amiable and excellent man, I felt that I could willingly have cast aside all appearance of attention to my husband, and left him entirely to the care of his servants; but I knew that I could not do this without greatly distressing my cousin, and losing a large portion of his esteem; so, after a daily morning walk and visit to Charles and his little girls, I returned home, and encountered the exceeding misery of companionship with my husband. His demoniacal temper was fearfully aggravated by his utter helplessness. It was dreadful to hear how the wretched old sufferer would blaspheme, and how he delighted in the power which he yet retained to insult and goad me to desperation. To the servants who attended upon him he was also incessantly violent, capricious, and unreasonable, and nothing but high wages and occasional bribes enabled me to retain them in our service. To one person only did he ever show any shadow of kindliness and consideration; this was a little girl about twelve years old at the time I am speaking of; her mother was daughter to an old woman in the village, and it was well understood that her father was Sir Thomas himself. The grandmother, Dame Wilson, had the care or the child, and received a regular annuity from Sir Thomas. The mother had for some years been married to a tradesman in our market-town, with, as I have been told, a handsome portion from the same source. The girl had been taught to read and write, which was all, Sir Thomas used to say, a woman needed to know. She was a pale, quiet child, and had a pleasant voice both in reading and singing, and my husband often had her to the abbey to tea the newspapers to him. After his paralytic attack, when he was confined to his own chamber, he had a little bed for her put into a large closet, the door of which was in a deep recess in which his own bed was placed; and when the weather was bad, or he had any reason for wishing her to remain, she was accustomed to sleep at the abbey. I took little heed of her, and she came and went without much notice from anybody.
So verflossen die Tage, deren jeder meine Qualen erhöhte. Erlösung konnte mir nur mein eigener Tod oder der meines Gemahls bringen. Oft dachte ich daran, dass ich mich gerade in einer solchen Enge befand, wie sie von meinem Vater und seinen Freunden in Paris häufig besprochen worden war. Sie pflegten oft über den Begriff des Verbrecherischen und Sündhaften zu disputieren, und führten dann Fälle an, in denen Handlungen, welche nach allgemeinen Grundsätzen verdammt werden, zu rechtfertigen seien. Zum Beispiel den Fall eines Mannes, der, um seine verhungernde Familie zu retten, einem hartherzigen Geizhalse einen kleinen Teil seiner Reichtümer raubt; oder den einer Frau, welche einen nachlässigen und grausamen Gatten verlässt, um in den Armen des Mannes ihrer ersten und einzigen Liebe, von dem sie nur durch Betrug oder Gewalt getrennt worden war, Schutz zu suchen; oder den eines völlig wertlosen, unnützen Lebens, das kein Gutes wirkt und nur Böses verbreitet, anderen Glück und Freiheit raubt, und dessen Vernichtung nur die Vertilgung eines menschlichen Schandfleckes wäre. Die Wahrheit solcher Argumentationen sah ich vollkommen ein, denn kein religiöses Vorurteil stand mir im Wege, und nichts Anstößiges lag für mich in solchen Ansichten. Ich fühlte oft, dass ich nach ihnen hätte handeln können, allein die Furcht vor Entdeckung und selbst vor Verdacht hielt mich ab; denn die Liebe meines ganzen Herzens gehörte einem Manne, der in den Fesseln von Aberglauben und Vorurteilen lag und die Rechtmäßigkeit einer solchen Handlung nie hätte verstehen können. „Thus time passed on, every day bringing me some aggravation of my trials. I could look for release only to my own death or that of Sir Thomas. It often occurred to me that I was placed precisely in one of the situations which used to be discussed and commented upon by my father and his Parisian friends. They were fond of discussing and refining upon the degrees of what was called criminal and sinful. They would propose imaginary cases, such as a man who, to save a starving family, takes from the hoards of the hard-hearted and avaricious the gold that was useless to the possessor, and never expended in kindness or charity: of the wife who leaves a careless and cruel husband to shelter in the arms of her first and only love, from whom she had been separated by treachery or violence; of the one life that bars many from freedom and happiness—a life, as they put the case, of utter uselessness, the worker of no good, but of much evil—a life, the removal of which would not be the extinction of a light, but the erasure of a foul blot. I saw the genuine truth, the perfect justice of these arguments. I had no prejudices, religious or moral, to oppose to them, and there was nothing in them to shock or disgust me. There were moments when I felt in myself that I had power to be guided by them; but the barrier between my present bondage and liberty secured by my own hand was an insurmountable dread of discovery, and even of suspicion. The entire love of my whole heart ad been given to one who, hedged about by slavish opinions, and fettered by the tyranny of superstition, could never for one instant have comprehended the strength and dignity of perfect freedom of action.
Ich komme jetzt zu der Begebenheit welche mich bestimmt hat, diese Mitteilung niederzuschreiben. „I am now drawing near to the transaction which has induced, or rather compelled me to write these papers.
Zu der Zeit, von der ich rede, war der Kammerdiener meines Gemahls ein geistig beschränkter Mann, von mittlerem Alter, der sich den lästigen Pflichten seiner Stellung um seiner Familie willen unterzog. Er war von Natur gutmütig und hätte mir gern manche Unannehmlichkeit erspart; denn oft erbot er sich, nachdem Sir Thomas von ihm zu Bett gebracht worden war, bei ihm zu bleiben und sogar in seinem Zimmer zu schlafen. Allein mein Gemahl ließ es nicht zu, da das Vergnügen, mir so lange als möglich den Schlaf zu rauben, für ihn zu groß war. Sobald er sich daher im Bett befand, erhielt der Kammerdiener den Befehl, das Zimmer zu verlassen, und ich musste an seine Seite kommen und die schmachvollsten Reden anhören, bis der Elende für gut fand, seinen Schlaftrunk zu verlangen. Erst dann durfte ich mich in mein anstoßendes Zimmer zurückziehen. At the time I am speaking of, my husband’s valet was a dull, middle-aged man, who endured the many annoyances of the duties of his place for the sake of his wife and family. He was kindhearted, and, I believe, would willingly have spared me some of my trials; be repeatedly expressed his wish to remain with Sir Thomas after he had assisted him to bed, and even to sleep in his chamber, but the pleasure of keeping me long from my rest was too great to he resigned; and after the valet had settled him in his bed, he was always obliged to go to his own apartment, and was summoned to sit by the bedside, and to endure the cruelest and foulest language, till the wretched old man chose to raise his head to take his night-draught; after which I retired to an adjoining chamber, having determinedly resisted every endeavor to make me sleep in his room.
In einer Nacht wurde er noch mehr als gewöhnlich von Schmerz und übler Laune geplagt. In stummer, ergebener Verzweiflung saß ich dabei und ließ alle Schmähungen über mich ergehen, bin er endlich nach seiner Medizin verlangte und sich aufrichtete, um sie zu nehmen. Währenddessen stand ich neben ihm, und er gab mir den Löffel grinsend zurück, indem er mit einem grässlichen Fluche und einem gemeinen Schimpfworte sagte: »Nicht wahr, Du wolltest, es wäre Gift?« Eine Art von Bewusstlosigkeit überkam mich bei diesen empörenden Worten, und fast ohne zu wissen, was ich tat, zog ich ein Kissen hinter ihm hervor, warf es über sein Gesicht und legte mich mit dem ganzen Gewichte meinen Körpers darauf. Nur ein kurzer schwacher Kampf fand von seiner Seite statt. Ich wich nicht, stand nicht eher auf, bis alles vorüber sein musste. Dann erhob ich mich und warf das Kissen beiseite. Da lag er — der Fluch und die Last meines Lebens — ruhig und still. Ich hatte gefürchtet, dass sein Anblick schrecklich sein werde, aber es war nicht der Fall; das Gesicht des Elenden trug jetzt einen weniger furchtbaren Ausdruck als es oft bei Lebzeiten gehabt hatte, wenn es von bösen Leidenschaften verzerrt worden war. Die herrschende Stille war mir entsetzlich, allein nach wenigen Augenblicken machte ich die Bemerkung, dass nicht völlige Stille herrschte. Ein Laut ließ sich hören, — ein schwacher, aber unverkennbarer Laut, der aus der Nähe, des Bettes zu kommen schien. Es klang wie ein leises unterdrücktes Atmen. Ich schaute den Toten an, — doch er lag still und regungslos, kein Atmen, kein Zucken war mehr an ihm wahrzunehmen. Ein kalter Schauder überlief mich von Kopf zu Füßen, mein Haar sträubte sich und die Augen schweiften unwillkürlich über das Bett. Ja —- dort —- dort regte sich etwas, — der Bettvorhang teilte sich — und ein kleines bleiches Gesicht starrte mich mit erschreckten Blicken an. Ich erkannte das Wesen, — es war Grace Wilson! „One night he was more than usually tormented by pain and evil temper. Anyone who could have heard him t at night, might well have believed the fables told of malignant demons permitted to tempt the wicked to the uttermost power of evil to which human nature can go. I sat in a state of desperate endurance, till at length he asked for his medicine, and raised himself, as usual, to take it. I stood by the bedside while he drank it, and he returned the cup, grinning in my face, and saying, with a fearful oath and epithet: ’Don’t you wish it was poison?’ I have a very confused recollection of the moments that followed, but I know that I dragged a pillow from behind him—I know that it was thrust down over his face, and pressed upon by the whole weight of my body. There was but a short and feeble struggle beneath it. I did not shrink—I did not inch for a moment— nor did I raise myself till I felt certain that all efforts were over. Then I stood erect—I threw aside the pillow. There lay the curse and burden of my life looking strangely still and calm. I remember I had an impression that the sight would be a fearful one; but it was not so, and truly the face of the miserable man, even after such a death, was less terrible than it had often appeared when distorted by his malignant passions. The silence was far more terrible than the sight, yet I had not been conscious of its horror more than a few instants, when I became aware that it was not silence; there was a sound—yes—a faint but unmistakable sound —coming as it seemed from the bed: it was like hushed and suppressed short and agitated breathing. I looked upon the dead man. He was still and silent: there was neither breath nor utterance there! A cold shiver ran over me from head to foot; my hair seemed bristling on my brow: my eyes wandered over the bed—there was a movement—a parting of the opposite curtain. I saw a small white face—white as the coverlet—and a pair of staring eyes fixed upon me, with an expression of horror in them that I can never forget. The truth flashed upon me—it was little Grace Wilson!
Sie war ohne Zweifel in der Abtei geblieben, um die Nacht in dem anstoßenden Kabinett zuzubringen. Alles war mir augenblicklich klar. Sie war erweckt worden, heraus geschlichen und Zeugin meiner Tat gewesen. Sie sah den Toten, sie sah mich, und mit dem Ausdrucke namenlosen Grauens ruhten ihre starren Blicke auf mir. Unwillkürlich machte ich eine Bewegung nach dem Fuße des Bettes, um zu ihr auf die andere Seite zu gelangen, allein ehe ich sie erreichen konnte, sank das Kind bewusstlos zu Boden. Was war zu tun? Ich hob es auf und schaute, mit der leichten Last auf dem Arme, ratlos um mich, als könnten der Leichnam und das stille Zimmer mir sagen, was ich tun solle. Plötzlich fielen mir die verborgenen Gemächer ein, wohin ich durch einen ganz unbewohnten Teil der Abtei ohne Schwierigkeit gelangen konnte. Kaum weiß ich, wie ich das Mädchen dahin brachte, und erinnere mich nur, dass es mir Mühe machte, das Licht zu halten und den geheimen Zugang zu öffnen; allein ich war von Natur stark, und die drängende Notwendigkeit verdoppelte meine Kräfte. Endlich erreichte ich die Zimmer. Das Kind war noch bewusstlos. Ich legte es auf den Fußboden, zog eine Matratze und Decken hervor und bereitete ein bequemes Lager für die Ohnmächtige, worauf ich zurückeilte, um Kleider und Wiederbelebungsmittel für sie zu holen. Kaltes Wasser hatte die gewünschte Wirkung; sie begann sich zu erholen und einige Worte zu murmeln. Nachdem ich Wasser und Wein an ihre Seite und ein Licht an einen sicheren Ort gestellt, so wie auch mehrere von den Wachslichtern neben dasselbe gelegt hatte, blieb ich am Eingange stehen und wartete, bis ihr Bewusstsein deutlicher zurückkehrte. Dann schlich ich mich leise aus dem Gemach, verschloss es sorgfältig und eilte nach dem Zimmer, wo der Tote lag. „GRACE had no doubt remained to sleep that night in the dressing-closet. I understood it all in an instant. She had been roused, and had crept out, and knew what had been done. She saw the dead man— she saw me—those eyes so full of dread and terror were fixed upon me. I made an involuntary movement towards the foot of the bed, to go round to her, but before I could reach it, I heard a heavy fall, and I found her totally insensible. What was to be done? I liked her up, and stood with her light weight upon my arm, gazing around, as if the lar silent chamber, or the bed with its bass; burden, could give me counsel. Suddenly the secret chambers occurred to me; they were of easy access, along a wholly unfrequented part of the abbey. I scarcely know how I bore her thither; and I remember some difficulty in carrying a light, and unfastening the secret modes of approach; but I was naturally very strong, and I suppose the fearful necessities of the moment have me more than ordinary power. At length, I reached the room. And the child was still insensible. I laid her on the floor, and dragging out a mattress and blankets, I placed her there, with her head raised on a pillow, and hurried back to fetch her clothes and some restoratives. I sprinkled her face with water; and after I had returned to her a few moments, she began to recover, and moaned and murmured some words. I placed wine and water by her side, and a light in a carefully safe position, with some of the store of wax-candles by its stand, and waited in the entrance till I saw she was evidently reviving. Then I crept softly from the chamber, and closing it securely, hurried back to Sir Thomas’ room.
Ich ordnete das Bett der kleinen Grace wieder und entfernte alle Zeichen dessen, dass sie dort geschlafen hatte, ging hierauf in mein eigenes Gemach, stellte das Licht auf den Tisch und setzte mich, um über die Begebenheiten der letzten halben Stunde nachzudenken. Meine ersten Empfindungen waren Freude und Triumph. Ich war frei, erlöst von dem täglichen, stündlichen Fluch! Damals ahnte ich nicht, dass ein neuer und noch schwererer Fluch mich hinfort täglich, stündlich und allnächtlich verfolgen werde. Ich malte mir in Gedanken die künftige Existenz des jungen Mädchens aus und suchte mich glauben zu machen, dass ihr Verschwinden kein sonderliches Aufsehen erregen, und dass es leicht sein werde, sie durch Geschenke oder Drohungen zum Schweigen zu bringen. Gegen die im Wege stehenden Hindernisse und Unmöglichkeiten verschloss ich absichtlich meine Augen und warf sie absichtlich beiseite, um zu einer anderen Zeit zu erwägen, durch welche Mittel sie zu beseitigen seien. Dennoch ging ich nach dem verborgenen Gemache zurück und schob durch die neben dem Eingange angebrachte geheime Öffnung einige Zwiebacke hinein. Ich hörte das Mädchen einen leisen Schrei ausstoßen und fühlte mich dadurch beruhigt. Sie lebte und war mit Kleidern und Nahrung versehen. Für jetzt mochte ich nicht weiter an sie denken, sondern ging zu Bett und erwartete den Morgen. „I remade Grace’s bed, and removed every sign of her having slept there; and leaving all things in their customary places, I went into my own chamber, put my light on a table, and sat down, and tried to realize the events of the last half-hour. Certainly, my first calmer feelings were those of triumph and exultation. I was free! My daily and hourly curse was gone forever. It was not then, nor indeed for a considerable time afterwards, that I began to learn that a new, daily, nightly, hourly curse was to be forever present with me. I glossed over in my thoughts the existence of little Grace. I told myself repeatedly how easy it would be to account for her absence, to frighten and bribe her into silence. I would not suffer myself to see the difficulties, the impossibilities before me; I thrust them aside, to be thought over and cleared away hereafter. Nevertheless, I went back a in to the chamber, and put some biscuits through the door, by means of the machine contrived for that purpose. I heard her utter a faint exclamation, and I came away so far satisfied. She was alive, she had food and clothing; and I told myself that I would think no more of her or the resent. I went to bed, and lay awaiting the news of the morning.
Er kam, und die Nachricht von dem plötzlichen Tode meines Gemahls überraschte niemand. Die Dienstboten hatten bereits den Arzt gerufen, ehe sie mein Zimmer betraten. Er langte an, als ich meine Toilette beendigt hatte, erklärte, dass er einen solchen Fall schon lange erwartet habe, und übernahm statt meiner die Anordnung alles dessen, was jetzt geschehen müsste. Ein prächtiges Leichenbegängnis fand statt, und ich legte die Kleider einer trauernden Witwe an, über die ich innerlich lachen musste. “It came, and surprised no one. The servants had sent for the doctor before they came to me, and he arrived by the time I was dressed. He told me the event had occurred exactly as he had always expected, and took every trouble and arrangement off my hands. There was a magnificent funeral; and I mocked at myself when the mirrors showed me my widow’s cap and mourning weeds.
Unter keinen Verhältnissen dieser sonderbaren Welt genießt wohl ein Weib größere Freiheit, als in denen einer jungen Witwe, wie ich nun war, welche weder Vater, Bruder noch sonst jemanden hat, dessen Vorstellungen oder Vorschriften ihren Willen beschränken könnten. Ohne jenes unglückliche Kind wäre mein Dasein jetzt sonnenhell gewesen. Ich hegte die Hoffnung, das Mädchen durch Geschenke oder Drohungen zum Schweigen zu bringen und sie nach einer fernen Gegend, vielleicht sogar in ein anderes Land schaffen zu können. Einen bestimmten klaren Plan hatte ich zwar nicht mit ihr, aber unter allen Umständen, dachte ich, werde ein solches Wesen mir in meinem Reichtume unmöglich gefährlich werden können. Über ihr Verschwinden wurde wenig gesprochen. Jede Spur dessen, dass sie in jener Nacht in der Abtei geschlafen, hatte ich sorgfältig verwischt, und hörte nach mehreren Tagen von meinem Kammermädchen, dass man allgemein vermute, sie sei mit einer Zigeunerbande fortgezogen, in deren Gesellschaft sie mehrere Tage vorher gesehen worden. Ihre alte Großmutter war ein sehr übellauniges altes Weib, und ihre eigene Mutter hatte sich, nachdem sie von Sir Thomas abgefunden worden war, fast ganz von ihr losgesagt. Es ließ sich daher wohl annehmen, dass sie, nachdem ihr einziger Freund gestorben war, ein wanderndes Zigeunerleben den traurigen Aussichten, welche ihr in der Heimat blieben, vorgezogen habe. Mutter und Großmutter schienen froh zu sein, dass sie ihrer los waren. Das ihnen ausgesetzte Jahrgeld war in dem Testamente sicher gestellt, und weiter wollten sie nichts. In the ordinances of this strange world of ours ,I suppose the most perfect freedom a woman can enjoy is that a rich widow like myself, without father, brother, or a single creature in existence who had a right to utter even a comment, much less a remonstrance, on any part of my conduct. All would have been the brightest sunshine around me but for that unhappy child. I had hoped by bribes, threats, and persuasion, to silence her, and remove her to some distant place; perhaps another country. I scarcely knew what I intended to do; I had no settled plan, but a vague sort of impression that it was impossible that poor young girl could be dangerous to me in all my wealth and importance. I heard little about her disappearance. I had carefully removed every trace of her having slept at the abbey that night; and in the course of a few days, I heard casually from my maid that she had run away, and was believed to have gone with some gypsies she had been seen with several days before. She had a good voice, and had been heard singing to them. The old grandmother with whom she lived was of a dreadful temper; and her own mother having been portioned off by Sir Thomas to a respectable tradesmen in a neighboring town, had almost wholly cast her off since her marriage. It was generally believed that when she heard her only friend was dead, she had preferred the wandering gypsy-life to the miserable prospect before her. Both mother and grandmother appeared well content to be rid of her. Their annuities were secured to them by Sir Thomas’ will, and that was all they cared about.
Sogleich nach dem Tode meines Gemahles verließ ich das bin dahin bewohnte, neben seinem Zimmer gelegene Gemach. Nichts war natürlicher als dieser Schritt; dagegen erregte die Wahl meiner neuen Gemächer allgemeines Staunen. Es waren diejenigen, welche die Äbte in früherer Zeit innegehabt hatten, — düstere, unbequeme und von allen übrigen bewohnten Teilen der Abtei weit entlegene Zimmer. Ich konnte jedoch von ihnen aus leicht in die Ahnengalerie gelangen, wo der geheime Zugang zu den verborgenen Gemächern liegt, und konnte bei Nacht, so wie unter gehöriger Vorsicht auch bei Tage ohne Gefahr der Beobachtung dahin gehen. Immediately after the death of Sir Thomas, I removed from the apartment which communicated with his room. This was a very obvious and natural step; but my choice of my new chambers surprised every one. They were those which had been appropriated to the abbots in former days, and were gloomy and inconvenient, and far away from the later and inhabited parts of the abbey. I had easy access from them, however, to the abbot’s gallery in the chapel, in which lay the initiating secret of the intricate approach to the concealed apartments; and I could go thither at night, and even by day, taking proper precautions, without the slightest probability of interruption or discovery.
Es war beinahe Mitternacht jenes Tages, an welchem ich meine neuen Zimmer bezogen hatte, als ich, mit Speisen und Wein versehen, meinen ersten Besuch bei der Gefangenen zu machen versuchte. Allein ich konnte nicht zu ihr gelangen, denn sie hatte die inneren Riegel vorgeschoben, welche keine menschliche Kraft zu sprengen vermochte. Nachdem ich mich lange Zeit vergebens bemüht hatte einzudringen, und keinen Laut von innen vernahm, schob ich die für sie bestimmten Lebensmittel durch die Maschine hinein und war froh, an dem schnellen Verschwinden des Korbes zu bemerken, dass sie lebte und sich bewegen konnte. Unmöglich war es, von außen hinein zu sehen, und ich weiß selbst nicht, ob innerhalb eine Stimme von außen gehört werden konnte, denn auf wiederholte Fragen erhielt ich nie Antwort. So schloss sie sich von jenem ersten Augenblicke an, in welchem ich sie auf der Matratze liegend verlassen hatte, gänzlich ab, und ich habe sie später nie wieder gesehen, nie wieder eine Mitteilung von ihr erhalten. Ich machte wiederholte Versuche, schrieb mehrmals an sie in den dringendsten Ausdrücken, aber ohne Erfolg; nur an der Konsumption der Speisen und ihrer Zurücklieferung des Geschirres sah ich, dass sie lebte. Die Kleider und die Wäsche, welche ich ihr zukommen ließ, wurden natürlich von den meinigen entnommen, und sie musste sie unserer sehr verschiedenen Größe ungeachtet tragen, so gut es ging. Dagegen erhielt sie von mir fortwährend Schreibmaterialien und unterhaltende Bücher, die ich von Zeit zu Zeit wechselte, und Vorräte von Zwieback, Mandeln und überhaupt solchen Esswaren, welche sich lange aufbewahren ließen, so wie ihre regelmäßigen täglichen Mahlzeiten, die ich von meinem Tische entnahm, weshalb ich alle Speisen allein in meinem Zimmer genoss. Bemerkt sei hier noch, dass ich vom ersten Augenblicke ihrer Gefangenschaft an eine genaue Schilderung der zur Öffnung jener geheimen Gemächer anzuwendenden Mittel niederschrieb und dieselbe an einem Orte niederlegte, wo sie nach meinem Tode gleich gefunden werden müsste.« It was nearly midnight of the day on which I took possession of these rooms, being, as I have said, that immediately after the death of Sir Thomas, when, taking with me some food and wine, I attempted my first interview with my prisoner; but I could gain no admittance. She had fastened the bolts and bars withinside, and the strength of twenty men could not have forced an entrance. After trying for some time in vain, and hearing no sound, I put the provisions I had prepared for her through the machine; and was satisfied that she was living, and able to move about, by the rapid disappearance of the basket. It was impossible to see into the apartment through the opening, and I know not if a voice could be heard, but I spoke several times, and received no answer nor heard any kind of sound. I may as well now say, to shorten my painful story, that she has obstinately persevered in thus excluding me; and that from the moment in which I left her little form upon the mattress, I have never seen her, or received from her any sort of communication. I made many attempts; I wrote to her repeatedly in the most urgent terms, but without producing the slightest effect; and I knew that she continued to exist only by the regular removal of the food, and by her compliance with my directions to put out her linen for the laundress. I could, of course, only supply her with my own wearing apparel, in which, notwithstanding the great difference in height and size, she was obliged to contrive to clothe herself. I constantly supplied her with materials for writing, and various kinds of work, and useful and amusing books, which were changed from time to time as she required them. I gave her stores of biscuits, almonds, and raisins, and any sort of food that would keep for a long time, besides the daily meals which I contrived to provide for her by taking my breakfast, luncheon, and supper in my own apartments; and from the first days of her confinement, I began to draw up details describing the means of access to her prison, and placed them where, though secure during my life, they would be certain to be speedily found if I were to die suddenly.
»Lange Zeit ertrug ich die erdrückende Last dieses Geheimnisses mit Mut und Standhaftigkeit. Anfangs erschien es mir leicht im Vergleiche mit dem Elende, welches ich im Umgange mit meinem Gemahle erduldet hatte, und noch mehrere Monate lang nach meiner zweiten Heirat blieb mir die dunkle Hoffnung, dass ich mich allmälig an das Amt einer Gefangenenwärterin gewöhnen würde, und ich dachte sogar daran, die Abtei für kurze Zeit zu verlassen, während derer das Mädchen von den ihr gereichten Nahrungsmitteln leben könnte. Oft auch versuchte ich, die in meiner Jugend gehörten Ansichten und Lehren auf meine jetzige Lage anzuwenden. Hier war ein armes Mädchen, um das kein Wesen auf der Welt sich kümmerte, ob es lebte oder nicht. Nur zwei Personen standen ihr durch Blutsverwandtschaft nahe, von denen die eine, ihre Mutter, ihr Wiedererscheinen für ein Unglück gehalten haben würde, und die andere, ihre Großmutter, von dem Gedanken, sie wieder kleiden und ernähren zu müssen, nichts weniger als erfreut gewesen wäre. Wie viele ihres Standes gab es nicht, welche ihr Leben unter schweren Arbeiten hinbringen mussten, misshandelt, gedrückt und vernachlässigt wurden! Wenn sie die Freiheit entbehrte, dachte ich, so war sie wenigstens gegen die Leiden der Armut und eines mühseligen Lebens geschützt, wurde gekleidet, ernährt und konnte sich nach Belieben unterhalten. Allein solche Betrachtungen blieben wirkungslos, und meine Last stieg von Tag zu Tag. Auf welche lange Zeit namenlosen Elends kann ich jetzt zurückblicken! Wie viele Pläne entwarf ich nicht, um den Druck der mir selbst auferlegten Ketten zu mildern! Mut, Gesundheit und Kraft erlagen allmälig dem unersättlichen Feinde, welcher an meinem Herzen nagte. Zu Zeiten stieg sogar die Idee in mir auf, meinem Hause zu entfliehen und mich in eine entfernte Einöde zu begeben, mit Zurücklassung einer genauen Beschreibung des Eingangs zu den geheimen Gemächern, um dadurch die Gefangene finden zu können und sie selbst alles enthüllen zu lassen. Es war gewiss keine selbstsüchtige Rücksicht, was mich von der Ausführung dieses Gedankens abhielt, denn ich brachte nur wenig Glück zum Opfer; allein ich sah voraus, welches schwere Leid dadurch über das einzige Wesen kommen musste, das ich je geliebt hatte. Schmach und unaussprechlicher Kummer wurden ihm zuteil, und er versank mit seinen Kindern in tiefe Armut, da in diesem Falle sein gesamtes späteres Einkommen in der kleinen indischen Pension bestand. Ich trug also meine geheime, täglich zunehmende Qual weiter, wurde scheinbar immer schroffer und eigensinniger, und lebte abgeschlossen in meinen Zimmern, wo ich auch alle Mahlzeiten allein genoss, um dadurch die Mittel zur Ernährung meiner Gefangenen zu erlangen. “For a long time I bore up well under this bewildering charge, this crushing burden. At first, it was light in comparison with the misery I had endured with Sir Thomas; and till some months had elapsed after my second marriage, I continued to be able to indulge vague hopes that I should gradually become more and more accustomed and indifferent to my office of jailer, and tried to accustom myself to the idea of quitting Greyfriars sometimes for short periods, during which she could live on the food that I should leave with her. I often reasoned with myself, and tried to bring the sort of arguments which I had heard in my younger days to bear on my present position. Here was a poor girl who had literally no creature belonging to her who cared whether she were living or dead. Only two beings could claim kindred with her; and of these, her mother would think her reappearance a misfortune; and her grandmother, in her intense selfishness, would feel anything but pleasure in the idea of being again troubled with her, and obliged to clothe and feed her. How many in her station of life passed their days in toil and misery, ill used, half starved, oppressed, and neglected. If she was deprived of some advantages, she was at least freed from all the evils of poverty and the sufferings of a laborious life—well fed and clothed, and provided with much to amuse and gratify her. These specious reasonings, however, utterly failed. My burden increased instead of diminishing. Oh, what months and years of misery I can now look back upon! What various, what endless schemes and plans I projected to break or lighten my heavy, self-wrought chains! Spirits, health, strength, all gradually yielded to the insatiable enemy that preyed upon my heart. Sometimes even contemplated the possibility of quitting my home and husband for some remote solitude, leaving behind me the details of the means of access to the secret chambers, and letting Grace tell her own story. I confidently believe that no selfish motive has deterred me from putting this idea into practice. I had little happiness to sacrifice, but I foresaw the heavy affliction I should bring upon the only being I had ever loved. Shame, disgrace, and unspeakable grief and horror would be his portion, and he and his children would be reduced to absolute penury. All he possessed was his small Indian pension, and I knew too well his noble nature to entertain a hope that he would ever soil his hands with a touch of the wealth I had secured to him. So I went on in my slow and secret torture, suffering more and more, and apparently becoming more and more strange and self-willed. I took all my meals in my own apartments, and could thus easily supply my prisoner; and it must have been supposed that I was always eating biscuits, sweetmeats, and food of a like nature, for I was never satisfied if I did not go on increasing the stores I supplied her with.
Im Laufe der Zeit erregte jedoch das Missverhältnis zwischen den Quantitäten von Speisen, welche ich scheinbar verzehrte, und meiner immer zunehmenden Abmagerung Aufmerksamkeit, so dass ich mich endlich dem Possenspiele eines Besuches von Seiten unseres Hausarztes unterwerfen musste. Ich hätte ihm in das Gesicht lachen können, als ich sah, mit welcher Aufmerksamkeit er meinen Puls untersuchte, meine Zunge prüfte und verschiedene Fragen über gewisse Zeichen und Empfindungen an mich richtete. „In course of time, the contrast between the quantity of food which I appeared to consume, and the increasing haggardness of my person, and reluctance to exert myself, attracted more and more attention, and I was obliged to submit to the farce of an interview with the family physician. I could have grimly smiled at his watchfulness of my pulse, inspection of my tongue, and inquiries into my symptoms and feelings.
Obgleich völlig im Dunkeln tappend, glaubte er dennoch den Sitz des Übels gefunden zu haben und gab ihm einen wichtigen Namen ohne Bedeutung. Alles dieses klang ganz gut, allein die verordnete Luft- und Ortsveränderung und die Zerstreuungen, welche ich genießen sollte, waren mir peinlich. Endlich jedoch gab ich nach und ließ mich bereit finden, für kurze Zeit einen nahen Badeort zu besuchen. Wir begaben uns dahin. Am ersten Abende nahm ich Opium und versank in einen tiefen Schlaf, aus dem ich erst wieder erwachte, als wir uns bereits im Wagen und auf dem Rückwege befanden. Wie mir erzählt wurde, hatte ich in der Nacht das ganze Haus durch lautes Geschrei erweckt. Man fand mich in tiefem Schlafe, aber, wie es schien, von bösen Träumen geplagt. Ich fuhr fort, verworrene und abgebrochene Reden auszustoßen, von denen sich nichts verstehen ließ, als die Bitte, nach Hause gebracht zu werden, und die Worte: »Sie schreit, sie schreit!« Nach langen Bemühungen gelang es, mich zu beruhigen, und der Rückweg wurde angetreten: aber ich selbst habe, wie gesagt, keine Erinnerung an diesen Zustand.« Blundering as he was in the dark, he nevertheless persuaded himself that he had ascertained the nature of my complaint, and he gave it some name of much sound and little meaning, connected of course with the nerves, and chiefly characterized by a craving appetite for food, which supplied no nutriment, accompanied by a gradual wasting away of flesh and strength, and a consequent depression of spirits. All this was plausible enough; but the change of air and scene, and the amusements and recreations prescribed for me, were both harassing and perplexing. At length, I was tormented into making a painful effort, and partly with a blind hope that I might really be enabled occasionally to lighten my miseries in some little degree, I consented to go for a few weeks (intending them to be days) to a neighboring watering-place. We went thither accordingly. The first night, I took some opium, and I remember falling asleep, after which I know nothing till I found myself in the carriage returning home again. It seems I had aroused the house by my outcries in the night. They found me in a heavy sleep, yet apparently suffering from some dreadful dream. I kept uttering wild and broken exclamations, of which they could only distinguish entreaties to be taken home, and the words ‘She is screaming! She is screaming!’ They at length succeeded in partly rousing and quieting me by the assurance that I should return home; but of all this, as I have said, I knew nothing till I had nearly arrived there.
»Von dieser Zeit an wurden keine ähnlichen Versuche wieder gemacht, und ich blieb ungestört in meinen Gemächern. Natürlich konnte ich keine Dienerin bei mir schlafen lassen und befand mich deshalb Nacht und Tag allein. Ich scheute jeden Umgang mit anderen Personen, und die einzigen, welche ich außer meinem Gemahle und den Kindern zuweilen sah, waren die Erzieherinnen, deren eine nach der andern versuchte, die Abgeschiedenheit der düsteren Abtei ertragen zu lernen. Alle ermüdeten jedoch oder wurden von mir verscheucht. Ohne Zweifel hielten sie mich für halb wahnsinnig. Die letzte Erzieherin scheint bleiben zu wollen; sie ist eine gebildete und verständige Dame von sehr angenehmem Wesen, deren Freundschaft ich gern gewonnen hätte; allein sie hängt an Vorurteilen, bedauert mich, wie ich deutlich sehen kann, und fühlt sich abgestoßen von meinen Ansichten.« „No further attempt was made to oppose my wishes, and I remained afterwards in my own apartments without attempting a change. Of course, I could not permit a servant to sleep in my bedroom, and I was nearly as solitary by day as by night. I shrunk from all familiar intercourse. The only persons I saw besides my husband and his children were the governesses, who one after another tried to endure the gloomy seclusion of Greyfriars. All were wearied out sooner or later; I believe I helped to frighten them away. No doubt, they thought me more than half insane. The present governess seems likely to stay. She is a gentlewoman, sensible and agreeable, and I have sometimes felt that it might be possible for me to make a friend of her, so far as my unhappy lot can permit; but she is full of prejudices; and I can see that although she pities me, she is shocked by many of my opinions.
»Es bleibt mir nichts mehr zu sagen. Ich schleppe mein vergifteten Dasein ein Jahr nach dem anderen hin und mein Opfer in seinem verborgenen Gefängnisse ist glücklicher als ich, — glücklich, keine menschliche Stimme zu hören und kein menschliches Gesicht zu sehen. Gern tauschte ich mit ihm, denn alles bringt mir Pein. Es ist peinlich für mich zu sehen, wie lang und schwer den armen Kindern, deren Liebe ich gewinnen sollte, die halbe Stunde wird, die sie zuweilen bei mir zubringen müssen, und namenlose Qual bereitet mir die immer deutlicher werdende Überzeugung, dass er, dem ich hier und jenseits — wenn es ein Jenseits gibt — alles geopfert habe, mich nie geliebt hat, und dass selbst sein sanftes Gemüt ängstlich und unruhig wird, wenn Pflicht oder Sitte ihn nötigen, bei mir zu sein. Er ahnt nicht, dass mein Leben ein ununterbrochenes Opfer für ihn war. Nichts hält mich hier zurück als der Umstand, dass ich weiß, welche Schmach, welches Elend mein Tod über ihn bringen würde. Ich trage fortwährend die Mittel bei mir, um zu jedem Augenblicke meinem qualvollen Dasein ein Ende setzen zu können, und sollte ihm mein Geheimnis durch irgendeinen Zufall bekannt werden, so bin ich fest entschlossen, nicht länger zu leben. Oft habe ich gefragt, was mich abhalte, mir diese erdrückende Last vom Halse zu schaffen? Einige Tropfen unter ihre Speisen gemischt, und ich bin frei. Ich habe mir schon einmal die Freiheit errungen, — warum nicht wieder? Allein immer kommt dann die Antwort aus meinem Innern, dass es mir unmöglich sei. Ginge solche Speise aus meinen Händen in ihr Gefängnis, so würde ich wahnsinnig werden. Die Unmöglichkeit, sie zu retten, würde mir den Verstand rauben, und ich würde alles verraten. Mit aller Macht wehre ich deshalb diesen Gedanken ab, und dennoch kehrt er immer wieder.« “Well, I have done: there is no more to tell. I am still dragging on, year after year, a life, every breath of which is poisoned. My victim in her silent prison is happier far than I—most happy in never hearing human voice, or seeing human face. Gladly would I change with her. Everything rings pain to me. It is pain to see the innocent children whose love I ought to win, wearying through the half-hours they are sometimes obliged to pass with me, and escaping the first possible moment. It is agony to feel more and more certain that he for whom I have sacrificed all here and all hereafter —if there be a hereafter,—has never—no, never—loved me, and that even his kind and gentle nature is troubled and perplexed when duty and custom compel him to endure my presence. He little knows that my life is an unceasing sacrifice to him. Nothing keeps me here but the knowledge of the horror, disgrace, and wretchedness which my death would cause to fall so heavily upon him. I have means always about me that would rid me of life’s agony in a moment, and should an almost impossible casualty reveal the truth to him, I will not live a single hour—not one more long miserable day, not one more long terrible night. Often I ask what withholds me from ridding myself of this crushing burden? A few drops in her food, and I am free. I have freed myself once; why not again? I can only answer that I cannot. I have a kind of frantic conviction that if I were once to pass such food into her prison, I should surely lose my senses; I should be mad. The impossibility of saving her would be distracting. I believe I should betray everything; I cannot trust myself. I drive the thought from me; yet it will come.
»Häufig erwacht auch der alte Aberglaube in mir, den ich in meiner Jugend verachten gelernt habe, und ich möchte sehnend rufen: »Gott helfe mir!« Allein es gibt keine wirkliche Sünde, und nie war eine nach frömmelnder Redeweise sogenannte sündhafte Handlung leichter zu rechtfertigen, als die meinige. Ihre traurigen Folgen sind eine reine Zufälligkeit, denn ohne jene unfreiwillige kleine Zeugin wäre ich jetzt ein glückliches Weib. Ich weiß, dass mit diesem Leben alles endet, dass der Tod nur eine Vernichtung, ein Übergang in die ursprünglichen Elemente, in Atome ist, die von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nichts wissen. O ich Unglückliche! Dennoch möchte ich ausrufen: »Gott stehe mir bei!« “There are times when I yearn for the superstitions I have been taught to despise, when I long to say: ‘God help me!’ But I forget myself. I know that sin has no real existence, and never could what is called in pious jargon a sinful act be more justifiable than mine. Its miserable consequence was a chance, a mere accident; but for that wretched, little, unwilling witness, I should now be a happy and prosperous woman. I know this life is all: death is simply annihilation, a mingling with the elements, a dispersion into atoms insensible to the past, the present, and the future. Oh, feeble wretch that I am! I still long to say,’God help me! God help me!’”
Hier endete das Manuskript.
IVIV
Unmöglich kann ich beschreiben, in welchem Geisteszustande ich mich befand, als ich es bis zum Schluss durchgelesen hatte. Jetzt erscheint es mir sonderbar, dass ich von dem darin geschilderten schrecklichen Verbrechen, dem tiefen Elende der unglücklichen Frau und der wunderbaren Entdeckung ihrer Schuld nicht noch mehr ergriffen wurde; allein ich war betäubt und mein vorherrschender Gedanke bezog sich auf die lebende Zeugin des Verbrechens, jenes junge Wesen, das sieben lange Jahre, vom Kindes- bis zum Jungfrauenalter, einsam in jenen geheimen Gemächern zugebracht hatte, ohne je einen Lichtstrahl der Sonne oder ein menschlichen Antlitz zu sehen. I know not how to describe the state of mind in which I was left when I had finished this manuscript. It now appears very strange to me that I was not more shocked by the dreadful crime it narrated, by the miseries described by the unhappy lady, and by the almost supernatural detection of her guilt. All was fearful, harrowing, overwhelming. Yet these thoughts came to me only by fits and starts. It was the living witness of her crime, the young creature, who had passed seven or eight years, from childhood to womanhood, without sight or speech of human kind: alone in those remote chambers night and day, summer and winter, the long years passing on without change and without hope! Separated, by her own singular determination, from the only being she could have looked upon or spoken to—
»Sie ist hier,« sagte ich zu mir selbst, »sie ist unter diesem Dache! Vielleicht wenige Schritte von mir entfernt bringt sie traurig diese lange Nacht zu, wie sie deren Hunderte verlebt hat. Noch wenige Stunden, und ich werde sie sehen, sie sprechen. Wie werde ich sie finden? Hat sie die Klarheit des Verstandes verloren? Wird sie nun verstehen, — unseren Worten glauben und uns einlassen?« “She is here! she is under this very roof,“ I repeated to myself. „She is now at this instant, perhaps, within a few yards of me, dragging through one of her many hundred long and weary nights; a few hours, and I shall see her, speak to her. What will she be like? Have her senses failed? Will she understand our words? Will she believe us and admit us?“
Ich erinnerte mich des kleinen bleichen Kindes, welches das Portrait in der Hütte der Großmutter vorstellte, und entwarf jetzt ein ähnliches Bild von ihr, nur größer von Gestalt und mit älteren, vor der Zeit gealterten Zügen. Ich dachte mir ein verwelktes, lebensmüdes Weib von neunzehn Jahren. I remembered the little thin pale child in that picture at the cottage; I portrayed to myself such a face and figure, only taller and older looking—looking, perhaps, prematurely old—a worn, withered woman of nineteen!
Schlafen konnte ich in dieser Nacht nicht und ging deshalb gar nicht zu Bett, sondern erfrischte mich nur, ehe Mr. Davis in früher Morgenstunde zu mir kam, durch Waschen und Umkleiden. Auch er schien wenig Ruhe genossen zu haben. Anfangs drückten wir uns nur die Hand und schwiegen. Das Manuskript lag offen auf dem Tische. Unwillkürlich richteten sich unsere Blicke darauf, und endlich sagte ich flüsternd: Sleep was impossible that night; I did not even go to bed, but only refreshed myself by washing and a change of dress, before I was joined by Mr. Davis very early in the morning. He looked as if he had had as little rest as myself. At first we only shook hands, and were silent. The unfolded papers lay on the table. We turned our eyes involuntarily towards them, and at length I said in a kind of whisper :
»Was ist zu tun?« „What can be done? What shall we do?”
»Nehmen Sie Platz, meine liebe Miss Vernon,« erwiderte er, einen Stuhl hervorziehend und sich neben mich setzend, »wir müssen diese schreckliche Angelegenheit ruhig besprechen. Capitain Sinclair hat uns überlassen, alles zu tun, was nötig ist. Natürlich muss unser erster Schritt sein, das unglückliche Opfer jenes verbrecherischen Weibes in Freiheit zu setzten, allein es bedarf reiflicher Überlegung. Diesen Schritt zu tun, ohne das traurige Sachverhältnis bekannt werden zu lassen, scheint fast unmöglich; und doch enthielten Sinclairs letzte Worte, als er mir zum Abschiede die Hand drückte, die flehende Bitte, jede Bloßstellung seiner Frau zu vermeiden, soweit es möglich sei. Was würden Sie vorschlagen? Können Sie ein Mittel entdecken? Mac Ivor, der jetzt wieder vollkommen ruhig und gesammelt ist, meint, wir täten am besten, uns den Daltons zu vertrauen.« „Sit down, my dear Miss Vernon,“ said he; and he drew a chair and seated himself beside me: „we must talk this terrible business quietly over. Captain Sinclair has left the whole management to us. To release the poor victim of that wretched woman’s guilt, must of course be our first object; but it needs much consideration. How to effect it, without exposing the truth, seems almost impracticable; yet poor Sinclair’s last words to me, wringing my hand in his, were an entreaty to prevent exposure if possible. What would you propose? Can you suggest anything? M‘Ilvar, who is now perfectly composed and clear in mind, thinks we had better confide in the Daltons.”
»Das wäre auch mein Vorschlag,« versetzte ich. »Es scheint mir unmöglich, ohne fremden Beistand das unglückliche Mädchen zu befreien und ihr ein vorläufiges Unterkommen zu verschaffen. Der Pfarrer und dessen Frau sind vortreffliche, warmfühlende und verständige Leute, denen wir unbedingt vertrauen können, und die nie daran denken werden, das unglückliche Weib der Gerechtigkeit zu überliefern.« „That is just what I was going to propose,” said I. „It seems to me that we can scarcely, unaided, remove this poor girl, and provide for her even a temporary refuge without some help. The rector and his wife are excellent and thoroughly trustworthy people, warm-hearted and sensible. I am sure that they are kind, and they are safe; they will harbor no idea of bringing that wretched woman to justice.”
Bei den letzten Worten bemerkte ich einen seltsamen Ausdruck in den Zügen von Mr. Davis. As I spoke, I saw a strange and peculiar expression pass over Mr. Davis’ countenance, and I paused.
»Das unglückliche Weib,« sagte er, »hat auf dieser Welt nichts mehr zu fürchten.« “That wretched woman,” said he, „is safe from every evil of this world.”
»Ach,« rief ich, »sie führte Gift bei sich, — sie sagt es in ihren Geständnissen.« „Oh,” I exclaimed, „she had poison with her; she implies it in her story.”
»Ja, sie wurde tot aus dem Wagen gehoben,« bemerkte er. »Ein expresser Bote langte gestern Abend erst spät an und überbrachte diesen Brief.« „Yes,“ he said, „she was taken dead out of the carriage. An express arrived late last night with this note; ”
Er legte ihn in meine Hände. Die Schrift war sehr undeutlich, und nur mit Mühe konnte ich den folgenden Inhalt entziffern: and he put a letter into my hand. It was scarcely legible, but with some difficulty I read as follows :—
»Lieber Davis! Meine Frau ist tot. Sie saß sprach- “DEAR DAVIS,—My wife is dead;
und regungslos neben mir, bis wir in geringer Ent- she sat in total silence till we were near L——,
fernung von L— waren; dann legte sie ihre Hand in then she put her hand into mine.
die meinige. Ich konnte sie nicht zurückstoßen. Sie I could not reject it;
drückte meine Hand und hielt sie einige Minuten lang she pressed it, and clasped it closely for a few minutes,
fest, worauf ihre Finger sich langsam lösten und ich when I felt the fingers relaxing from their hold,
meine Hand zurückzog, gerade als wir vor dem Gast- and I withdrew mine just as we stopped at the hotel.
hofe anhielten. Ich stieg zuerst aus, und die Diener I got out first, and the people came round.
des Hauses traten an den Wagen, um ihr behilflich
zu sein. Plötzlich entstand eine Verwirrung. Ich hörte There was some confusion and exclamations that
mehrere Ausrufungen des Staunens und Schreckens, I was too bewildered to understand,
und sah endlich meine Frau tot aus dem Wagen till I saw her lifted out—dead, quite dead.
heben. In ihrer linken Hand hielt sie ein kleines There was a small phial in her other hand.
Fläschchen. Ich werde hier bleiben, die Leute hier I remain here; the people are very civil.
sind sehr artig und teilnehmend. Tun Sie für Do what you can for me;
mich, was Sie können, und schonen Sie ihrer, soweit spare her if you can.
es möglich. Nehmen Sie Rücksprache mit Miss Ver- Consult Miss Vernon. I scarcely know what I am writing.
non. Gott sei mit Ihnen! God bless you.
C. Sinclair.« C.S”
Schweigend gab ich ihm den Brief zurück, denn es war mir unmöglich zu sprechen. Dann erzählte mir Davis, was geschehen war, seitdem er mich in der Hütte der alten Frau gelassen hatte. I returned the letter to Mr. Davis in silence, for I could not speak. He then gave me the following account of what had happened after he left us at the cottage.
»Bei meiner Ankunft in der Abtei,« begann er, »traf ich Capitain Sinclair in der Vorhalle, bleich und ein wahres Bild des Schreckens. Er hatte eine Rolle Papier in der Hand und zog mich in das nächste Zimmer, wo er sich setzte und mir zurief: »Hier, lesen Sie diesen mit mir!« Ich leistete seinem Wunsche Folge, und wir durchlasen beide das Memoir über Lady Deightons Leben, welches ich Ihnen gestern gegeben habe. Währenddessen zitterte seine Hand so sehr, dass ich das Papier halten musste. Mit sichtbarer Angst und Ungeduld eilte er dem Ende zu und überschlug mehrere Seiten des Anfangs, bis sein Auge auf das Wort »die Abtei« fiel. Dann schien er alle Kraft zu sammeln und las gefasster weiter. Kurz vor dem grauenvollen Schlusse begann er von Neuem zu zittern, aber beherrschte seine Gefühle, und als wir geendet hatten, verhielt er sich so still, dass ich ihn einer Ohnmacht nahe glaubte. In diesem Augenblicke kam jedoch Lady Deightons Kammermädchen plötzlich in das Zimmer und sagte: “When I arrived at Greyfriars, I met Captain Sinclair in the hall, looking the picture of amazement and terror. He had a roll of papers in his hand, and seizing my arm, he dragged me into the nearest parlor, where he sat down, saying, ’Read this with me.’ . „I took a seat by his side, scarcely knowing what I did, and we looked together through those details of Lady Dighton’s life which I left for you last night. His hands shook so that I was obliged to assist him in holding the papers. His anxiety seemed to be to get towards the end, and he passed over many pages, till his eye caught the name of Greyfriars; then he seemed to nerve himself, and he read with comparative composure. I read with him as I sat by his side. As we approached the dreadful termination, he trembled all over, but he mastered his feelings with more resolution than might have been expected from him. When we had finished, he was so still, that I believed, and I still think, he was nearly fainting „At that moment, however, Lady Dighton’s maid came suddenly in, saying, very abruptly,
»Ach, hier sind Sie, ich habe Sie im ganzen Hause gesucht. Was soll ich tun? Mylady hat befohlen einzupacken und den Wagen anspannen zu lassen. Verreisen wir, und soll ich diesen Befehlen Folge leisten?« ’Oh, you are here, sir; I have been all over the house after you. What are we to do? My lady is ordering things to be packed, and the chaise to be got ready. Are we going away, sir? What is to be done?’
»Ja,« flüsterte er mir zu, — »ja, das wird das Beste sein. Ich muss mit ihr fort von hier gehen; bleiben Sie hier und handeln Sie für mich.« „‘Yes,’ said he, in a low voice to me—’yes, that will be best. I must go with her; you will remain and act for me.’
»Ich erbot mich zu Lady Deighton zu gehen, um ihre Wünsche zu erfahren, und er gab mir ein Zeichen, es zu tun. Sie können sich denken, mit welchen Empfindungen ich nach dem Zimmer dieser Frau ging: aber Mac Ivor begegnete mir auf dem Wege dahin und hielt mich zurück. Er war völlig ruhig und gesammelt. “I told him I would go and endeavor to ascertain Lady Dighton’s wishes: he assented feebly, and signed for me to go. You may guess with what strange and bewildered feelings I went towards her apartments; but M‘Ilvar met me on my way. He was perfectly calm and collected.
»Haben Sie Capitain Sinclair gesprochen? Wissen Sie alles?« fragte er. „‘Have you been with Captain Sinclair? Do you know all?” he said.
»Ja,«· war meine Antwort. „I answered,’Yes.’”
»Es ist Ihnen also auch bekannt, dass Lady Deighton die Abtei verlassen will?« „‘You know they are preparing to leave this place?’
»Ja,« wiederholte ich. „‘Yes,’ said I again.
»Sie tut recht,« bemerkte er, »es ist der weiseste Entschluss, den sie fassen konnte.« „‘It is well,’ he answered; ‘it is her doing, and I think she has decided wisely.’
Während dieser Worte traten wir in sein Zimmer, wo er die Tür verschloss und dann fortfuhr: “I entered his chamber with him as he spoke, and he shut the door and continued.
»Als ich die Abtei erreichte, ging ich geraden Weges nach ihren Gemächern und trat ein, ohne mich auf irgendeine Weise anzumelden. Sinclair befand sich zufällig dort. Ich handelte unter dem Einflusse eines unwiderstehlichen Dranges und habe jetzt die Umstände nicht klar vor Augen; später werden sie mir vielleicht einfallen. So viel mir erinnerlich ist, beschuldigte ich sie mit dürren Worten des doppelten Verbrechens der Ermordung ihres Gemahls und der heimlichen Gefangenhaltung des jungen Mädchens, Grace Wilson. Nie hat es ein solches Weib gegeben, glaube ich, und wird es nie wieder geben. Ihre Kälte und Entschlossenheit machten mich selbst in meiner übernatürlichen Aufregung starr. Ohne eine Miene zu verziehen, blickte sie mich stolz und entschieden an, öffnete ein Schreibpult nahm ein Bündel Papiere heraus, welche sie dem Capitain Sinclair mit den Worten reichte: When I reached the house, I went straight up to her apartments, and walked into the sitting-room without knocking, or in any way announcing myself. Sinclair happened to be with her. I was acting under an irresistible impulse: hereafter, I may be better able to recall the particulars. My impression is that I accused her in plain terms of her twofold crime. I know I spoke of the murder of Sir Thomas, and of Grace Wilson’s concealment. I believe there never was such a woman before, and never will be again. I was fairly roused from my own trancelike sensations by her coldness and resolution. She looked at me with an unmoved countenance—cold, haughty, and determined; then rising from her seat, she lifted up the lid of a writing-box on the table before her, and taking thence a large packet, gave it to Sinclair, saying very quietly,
»Lies die letzten zwei oder drei Bogen und führe mich von hier fort.« Dann stand sie auf und ging langsamen, festen Schrittes in das Nebenzimmer. Sinclair verließ auch das Gemach, mit den Papieren in der Hand, wie ein Träumer. Ich blieb zurück, in der Erwartung, dass sie wieder kommen oder mich rufen lassen werde. Es war mir lieb, allein zu sein, meine Gedanken sammeln und überlegen zu können, was jetzt zu tun sei. Nach wenigen Augenblicken kam jedoch die Kammerjungfer in großer Eile und Verwirrung herein. Sie erschrak bei meinem Anblicke, aber schien mit ihren eigenen Gedanken zu sehr beschäftigt zu sein, um etwas anderes zu beachten; und froh, jemand zu finden, gegen den sie sich aussprechen konnte, begann sie mir zu erzählen, dass Mylady ihrer Meinung nach wahnsinnig geworden sein müsse, da sie plötzlich befohlen habe, anspannen zu lassen und Alles zu einer schleunigsten Abreise vorzubereiten.« „Read the two or three last sheets of these papers; and take me away.” She then passed, with a slow and steady step, into the adjoining room. Sinclair left the room with the papers in his hand, like a man in a dream. I waited for some time, thinking that she might perhaps return or send for me. In truth, I was glad to be alone, and sit down, and endeavor to collect my thoughts, and consider what it would be best to do. Soon, however, a maid-servant came from the inner chamber in haste and disturbance. She started at seeing me, but appeared too much occupied with her own troubles to think much about it, and seeming glad to pour them out to anybody, she began telling me that she believed her lady had gone out of her mind. She had suddenly ordered horses to be put to the carriages, and preparations to be made for an immediate departure from the abbey.
Ich fragte, ob die Dame krank sei. I asked if her lady was ill.
»Keineswegs,« erwiderte das Mädchen in ärgerlichem Tone, »nichts fehlt ihr, so viel ich sehen kann. Von allen ihren sonderbaren Einfällen ist das der sonderbarste; aber ich werde zum Capitain gehen und fragen, was er dazu sagt.« „‘Not a bit of it,’ she answered in an angry tone; „there is nothing in the world the matter with her that I can see. Of all her strange whims, this is the strangest; but I shall go to the captain, and hear what he says to it.”
Dann verließ sie das Zimmer und ich folgte ihr, um Sinclair aufzusuchen, als ich Sie traf. “‘She then left the room, and I soon followed her, intending to seek for poor unhappy Sinclair, when I met you.’
Ich sagte ihm, dass das Mädchen bereits ihren Herrn gesprochen habe, und dass dieser in der Tat mit Lady Deighton die Abtei verlassen werde. Hierauf begaben wir uns in das Wohnzimmer, wo ich Capitain Sinclair verlassen hatte, und fanden ihn noch dort, mit dem Lesen des Manuskripts beschäftigt. Er war in einem sehr angegriffenen Zustande, unfähig zu denken und zusammenhängend zu sprechen. Wir reichten ihm ein Glas Wein und bemühten uns, ihn zu beruhigen, aber es währte lange, bis er uns nur verstehen und vernünftig antworten konnte; und als er sich endlich genügend gesammelt hatte, um uns anzuhören, fügte er sich allen Anordnungen wie ein Kind.« I told him that the servant had been to her master, and I believed he was actually going to take Lady Dighton from the abbey. We then went to the parlor in which I had left Sinclair, and found him again reading the manuscript. He was manifestly overpowered, and unable to think or even to speak collectedly. We made him take some wine, and reasoned with, and tried to console him, but it was some time before he could comprehend what we said, or speak rationally himself; and when at length he was calmer, and could listen to us, he acquiesced in everything that we proposed with the helplessness of a child.”
Hier endete Mr. Davis seine Erzählung, und Sinclairs Brief wieder aufnehmend, zeigte er mir eine Nachschrift, worin letzterer ihn, Mac Ivor und mich inständigst bat, alles Erforderliche zu tun, indem er zugleich eine Anweisung auf eine sehr bedeutende Stimme bei seinem Bankier beifügte. Mr. Davis here paused, and taking up Captain Sinclair’s letter, he showed me a postscript, in which he implored him and Mr. M‘Ilvar and myself to act for him in every particular, and on the opposite page was an order to a large amount on his bankers in London.
»Das stimmt mit dem überein,« bemerkte er, »was ich mit ihm beim Abschiede verabredet hatte; wir sollten hier die traurigen Geschäfte übernehmen, und er wollte mit Lady Deighton vorläufig im Gasthofe in L— bleiben.« “This agrees,“ he continued, „with the terms on which we parted; we were to undertake the painful and perplexing business here, and he to remain for the present with Lady Dighton at the hotel at L——.”
Schaudernd hielt er inne und fügte dann hinzu: Mr. Davis stopped with a visible shudder.
»Es ist schrecklich, an sie zu denken, gleichviel ob lebend oder tot, aber verhehlen können wir uns nicht, dass ihr Tod eine große Schwierigkeit beseitigt. Es bleibt uns noch genug zu tun. Was sollen wir mit dem unglücklichen Kinde anfangen?« „It is terrible to think of her,” he said, “either living or dead; but it is impossible not to feel that her death removes one great difficulty. That which remains seems almost insurmountable. What is to be done with that unfortunate child?"
»Kind?« unterbrach ich ihn. »Sie muss beinahe zwanzig Jahre alt sein.« “Child!” I interrupted; “she must be nearly twenty.”
»Freilich!« versetzte er sinnend. »Wir müssen schnell handeln, Miss Vernon, denn die Maßregel, welche wir gestern zur Entfernung Mac Ivors von hier getroffen, vermehrt unsere Verlegenheiten in nicht geringem Grade. Sein Bruder kann schon übermorgen eintreffen.« „Yes,“ said he, thoughtfully; „true—too true. We must act quickly, Miss Vernon, for the measure we had recourse to in order to relieve our late perplexities is no small addition to those of the present moment: M‘Ilvar’s brother may be here the day after to-morrow.”
»Ja, wahrlich,« rief ich, »daran habe ich nicht gedacht.« „Oh, he may indeed,“ said I; “I had never thought of that.”
»Ich glaube,« fuhr Mr. Davis fort, »es wird am besten sein, Ihrem ersten Plane zu folgen. Fremde Hilfe müssen wir durchaus haben, um die arme Gefangene in der Stille zu befreien und ihr ein vorläufiges Unterkommen zu verschaffen; und da Sie eine so hohe Meinung von den Daltons haben, so dürfen wir ihnen wohl vertrauen.« “I think,” said Mr. Davis, after a pause of some moments, “that we cannot do better than adopt your first suggestion. We must have some help from without to assist in the secret removal of our poor prisoner, and to secure her some asylum for the present; and you think so highly of the Daltons, that we may surely venture to confide in them.”
Ich wiederholte die Versicherung von ihrer Rechtschaffenheit und ihrem guten Willen überzeugt zu sein, worauf Davis mich verließ, um sogleich mit dem Pfarrer zu sprechen. Wie sich denken lässt, waren der Schreck und das Erstaunen des letzteren nicht gering, und sobald es ihm nach Anhörung eines so entsetzlichen Geheimnisses möglich war, teilte er es vorsichtig seiner Frau mit. Sie war eine Dame von klarem Verstande, warmem Herzen, großer Energie, und mehr befähigt, die geeigneten Mittel zur Ausführung unserer Pläne zu entdecken, als ihr Gatte. Beide erinnerten sich des Verschwindens der armen Grace Wilson und hatten sie in früherer Zeit öfter gesehen, aber waren wegen des abstoßenden Charakters ihrer Großmutter nie in Berührung mit ihr gekommen. Die ersten Vorschläge der guten Pfarrersfrau beseitigten sogleich mehrere erhebliche Schwierigkeiten. Sie sagte, ihr Gatte sei gewohnt, wenn er fremde Gäste bei sich erwarte, den von London kommenden Kutschen bis zu einem gewissen, ungefähr drei Meilen vom Dorfe entlegenen Orte in seinem eigenen Wagen entgegen zu fahren. Die letzte Kutsche passiere jenen Ort abends zwischen elf und zwölf Uhr, und sie schlage deshalb vor, dass ihr Gatte zur rechten Zeit vom Hause abfahre und die Anweisung hinterlasse, dass er eine Dame mitbringen werde, zu deren Empfange die nötigen Vorrichtungen zu treffen seien. Inzwischen sollten wir die Gefangene auf ihre Erlösung vorbereiten, und sie dann an jenen Ort bringen, wo Mr. Dalton mit seinem Wagen ihrer wartete. I repeated my conviction of their worth and good feelings; and Mr. Davis soon after left me to go to the rectory, where he had an interview with Mr. Dalton. Great, as may well be imagined, was his horror and astonishment: and so soon as he was able, after listening to so fearful a secret, he revealed it as cautiously as he could to his wife. She was a person of great good sense, warm-hearted, and energetic, and was better able to collect her thoughts and arrange our plans than her husband. They both remembered the disappearance of poor Grace Wilson, and had several times seen her; but owing to the repulsive character of her grandmother, they had not much personal knowledge of her. Mrs. Dalton’s first suggestions removed several of our greatest difficulties. She said that it was a common practice with her husband, when they expected guests at the rectory, to go to meet the London coaches at a spot about three miles from the village, in his own four-wheeled chaise, built purposely to suit the ruts and obstacles in the narrow lanes which led to the high London road. The last coach passed the junction with the lane between eleven and twelve at night; and she proposed that he should leave home at the proper time, announcing that he should bring back a lady-visitor, for whom the preparations would be made at the rectory. Meanwhile, we were to prepare our prisoner for her release, and bring her to the place at which Mr. Dalton would be awaiting her: in his carriage.
Dieser Plan war nur in allgemeinen Umrissen angegeben worden, weshalb Mr. Davis die Frau ersuchte, ihm nach der Abtei zu folgen, um das Nähere mit mir zu besprechen. Ich hatte während seiner Abwesenheit ein eiliges Frühstück mit meinen Zöglingen genossen, und ihnen den plötzlichen Tod ihrer Stiefmutter angezeigt. Die Kinder erschraken natürlich bei dieser Nachricht, aber waren zu jung und zu ehrlich, um einen Schmerz zu erheucheln, den sie nicht empfanden. Die Dienstboten hatten das Ereignis durch den Mann erfahren, von dem Sinclairs Brief überbracht worden war. Sie machten pflichtgemäß ernste Gesichter und taten also alles, was von ihnen zu erwarten war; denn das unglückliche Weib hatte bei niemand Liebe oder Achtung gewonnen. Mrs. Dalton had done little more than sketch this plan, when Mr. Davis proposed that she should accompany him to Greyfriars to talk it over with me. During his absence, I had taken a hasty breakfast with my pupils, and had broken to them as well as I could the sudden death of their stepmother. They were naturally startled and awe-struck by the news, but they were too young and too honest to affect a sorrow they did not feel. The servants had heard of the event from the man who brought Captain Sinclair’s letter; they assumed grave faces very dutifully, and nothing more could be expected of them. That unhappy woman had won neither love nor reverence from any one.
Ich war noch damit beschäftigt, die Anordnungen für die Trauer und andere Dinge zu geben, als mir gemeldet wurde, dass die Daltons gekommen seien. Davis und Mac Ivor fand ich bereits bei ihnen, und nach kurzer Begrüßung gingen wir sogleich auf den Gegenstand der Beratung ein, nämlich auf Mrs. Daltons Vorschlag. Ich erlaubte mir noch einiges hinzuzufügen, namentlich, dass die zu erwartende Dame ihr Gepäck durch irgend einen Unfall auf der Reise verloren habe und dadurch genötigt werde, Wäsche und Kleider von Miss Dalton zu entlehnen, so wie ferner, dass den Dienstboten vorher gesagt werde, die anlangende Dante sei leidend und werde sich sogleich zu Bett begeben. I was still giving directions as to the mourning and other matters, when I was informed of the arrival of the Daltons. I found Mr. Davis and Mr. M’Ilvar with them, and scarcely greeting each other, we entered at once upon the consideration of Mrs. Dalton’s proposal. I suggested some slight additions to it; namely, that the expected visitor at the rectory should lose her luggage by some means or other on the road, and consequently be obliged to be supplied with linen and other necessaries by Mrs. Dalton, and also that the servants should be prepared for the arrival of an invalid lady, who would probably go immediately to bed.
Während unserer Besprechungen musste ich unwillkürlich daran denken, in welchem Dunkel wir uns eigentlich befanden, denn keiner von uns wusste, in welchem Zustande wir das arme Wesen finden würden, ob sie uns einlassen werde, und ob sie überhaupt aus dem Gefängnis werde entfernt werden können. Derartige Zweifel drängten sich mir fortwährend auf. Davis und ich sollten das Geschäft übernehmen, der Gefangenen die bevorstehende wichtige Veränderung anzuzeigen und sie darauf vorzubereiten; wir kamen überein, dass eine schriftliche Mitteilung am zweckmäßigsten sein werde. Sobald uns daher der Pfarrer und seine Frau verlassen hatten, entwarf ich ein Schreiben in den sanftesten Ausdrücken, worin ich dem unglücklichen Mädchen Lady Deightons Tod anzeigte und eins der von ihr hinterlassenen Papiere beifügte, welches eine genaue Beschreibung der geheimen Zugänge zu den verborgenen Gemächern und das Bekenntnis enthielt, dass eine Person darin gefangen gehalten werde. Ich sagte ihr, wer ich sei, versicherte sie meiner innigen Teilnahme und fügte hinzu, dass sie vorläufig in dem Hause des ihr bekannten Pfarrers, Mr. Dalton, ein Unterkommen finden werde, also nicht zu ihrer Großmutter gebracht werden solle, und dass fernerhin Freunde liebend für sie sorgen und nichts tun würden, was ihren Wünschen entgegen sei. Dann teilte ich ihr unsere Absicht mit, sie in der folgenden Nacht, wenn alles im Hause schlafe, aus dem Gefängnisse abzuholen, bat sie dringend, die inneren Riegel zu öffnen, und bemerkte, dass ich in einer Stunde kommen würde, um ihre Antwort zu erfahren, ohne jedoch dann einen Versuch zu machen, sie zu sehen. During all our projects and arrangements, I could not help thinking how wholly in the dark we were talking and deciding. „In what state shall we find this poor creature? How shall we communicate with her? Will she admit us?’ Shall we be able to remove her? These and a thousand other anxious and doubtful questions were continually forcing themselves upon my mind. It seemed to be tacitly accepted as a matter of course that Mr. Davis and I were to be left to adopt whatever means of imparting to the prisoner the great change impending over her should appear best to us, and it was equally obvious to all that a communication by letter in the first instance would be most advisable and considerate. After the Daltons had left us, therefore, I wrote in as kind terms as I could devise, preparing her for good and wonderful news. I then informed her of Lady Dighton's death, and enclosed one of the papers she had left behind her, with a minute description of the means of access to the secret chambers, and a confession that there was a person imprisoned there. I told her who I was, and how deeply I felt for her, and that she would for the present have a refuge with Mr. and Mrs. Dalton, whom she could no doubt remember, at the rectory; that there was not a thought of taking her to her grandmother, but that she would be entirely provided for in future by friends who would treat her with the tenderest care, and urge nothing upon her contrary to her wishes. I explained to her the plan for her removal that night, and implored her in the most earnest and affectionate terms to remove the inner fastenings of her chamber at the appointed time. I said her friends would return in an hour for her answer, and that no attempt would be made to see her at that time, nor till after the family were in bed.
Als ich dessen gewiss war, dass alle Dienstboten der Abtei sich beim Mittagessen befanden, schlich ich mit Mr. Davis, den von Lady Deighton gegebenen schriftlichen Anweisungen folgend, durch das zu den geheimen Gemächern führende Labyrinth und langte vor der scheinbar massiven Wand an, hinter der der Eingang lag. Mr. Davis entdeckte bald die Feder, welche die drehbare Maschine vorspringen ließ, und der Brief wurde hinein getan. In atemlosem Schweigen wartete ich dessen, was darauf erfolgen werde, und zitterte so sehr, dass ich mich auf den Fußboden niedersetzen musste, während mein Begleiter mit fest geschlossenen Händen und starr auf die Wand gerichteten Augen neben mir stand. Eine peinliche, endlos scheinende Pause folgte. Endlich drehte sich die Maschine wieder, und ein Streifen Papier fiel heraus, auf dem mit deutlicher, aber zitternder Hand die Worte geschrieben standen: »Heute abend um zehn Uhr werde ich die Riegel öffnen. Gott vergebe Ihnen, wenn Sie mich täuschen!« When we were sure that all the servants were at dinner, a very important and lengthened business at Greyfriars, Mr. Davis and I, guided by the clear and minute directions of Lady Dighton, threaded the curious labyrinth leading to the secret chambers, and arrived at the apparent solid wall which communicated with them. He soon discovered the spring which revealed the turning-machine, and put the letter within it. In breathless silence, we awaited the event. I trembled so much, that I was obliged to sit down upon the floor of the passage, and he leaned against the wall with clenched hands and eyes nailed upon the outer door of the machine. A pause that seemed interminable —a silence that might be heard—followed. I know not how long it lasted. At length the wheel moved, and a piece of paper fell through to the ground, upon which was written in a good plain, though evidently trembling hand: „I will unfasten the bolts at ten o’clock to-night. God pardon you if you are deceiving me.”
Es lag etwas außerordentlich Rührendes in diesen wenigen Worten, — scheues Vertrauen und natürliche Bangigkeit. So sonderbar es scheinen mag, war ich doch überrascht von der Gewissheit, dass die entsetzliche Geschichte wirklich wahr sei. Ja, dort hinter jener Mauer befand sich das arme Wesen, Grace Wilson, die Zeugin des Mordes, die siebenjährige Gefangene. Dieser Gedanke überwältigte mich so, dass Mr. Davis mehrere Male rufen musste, ehe ich mich genügend ermannen konnte, um aufzustehen und den Ort zu verlassen. There was something very touching to me in these few words—timid trustfulness, yet natural misgiving. It may seem strange to say, but I was startled by the conviction they afforded that the whole dreadful story was real. There she was, within that wall, Grace Wilson, the poor child, the witness of the murder, the prisoner of eight years. I should soon see her, speak to her. These thoughts and feelings crowded so upon me that Mr. Davis had to speak almost harshly to me ere he could arouse me to the exertion of rising and leaving the place.
Alle unsere Pläne wurden glücklich ausgeführt. Als die Kinder sich im Bett befanden und alles still in der Abtei war, kam Mr. Davis, und wir begaben uns in den nach den geheimen Gemächern führenden Gang, wo wir warteten, bis die Glocke zehn Uhr schlug. Dann drückte er an die Feder, welche die Oberfläche der scheinbar massiven Wand auf die Seite schob und eine schmale Tür in der eigentlichen Wand des Zimmers sichtbar werden ließ. Wir näherten uns und hörten deutlich das Rasseln der inneren Riegel, welche zurückgezogen wurden. Mr. Davis legte die Hand auf den Türgriff und drückte nach kurzem Zaudern; die Tür öffnete sich, und er zog mich mit sich in das Zimmer. Mein Herz schlug so heftig, dass mir fast schwindelte. Ich sah nur ein erleuchtetes Zimmer, aber konnte anfangs keinen einzelnen Gegenstand erkennen. Erst mehrere Stunden später, als ich mich allein befand, vermochte ich mir die näheren Umstände klar zu machen, welche unseren Eintritt in jenes Gemach, den Schauplatz einer so großen Schuld und eines so schweren Leidens, begleiteten, denn im Augenblicke selbst sah, hörte und handelte ich wie eine Träumende. All our plans were successfully put in practice. Mr. Davis came to me when the children were gone to bed, and all was quiet in the abbey, and we immediately enclosed ourselves within the passage leading to the secret chambers. There we waited in silence till the old abbey clock tolled out the hour of ten, its deep hoarse tones deadened by the thick walls around us. Mr. Davis had previously moved the spring, which caused the surface of the apparently massive wall to slide aside, discovering a strong narrow door in the actual wall of the chamber. We drew near to it and listened, and very soon we heard harsh grating noises within, like the removal of heavy bolts and bars. The sounds ceased, and Mr. Davis laid his hand upon the handle of the door, and after a moment’s hesitation, turned the lock. It yielded to his touch, and turning to me, he gently drew me through the door at the same moment with himself, but a step or two behind him. My heart beat so fast and violently, that it somewhat diverted my attention; my head throbbed, and my eyes were dazzled. I saw only that I was entering a lighted chamber, but I could not at first distinguish a single object within it. It was not till several hours later, and when I was alone for the night, that I could attempt to recall with any accuracy the circumstances of our admission to that apartment, the scene of so much strange guilt and suffering. I heard and saw and acted like one in a dream; and it still seems to me like putting the fragments of a dream together when I endeavor to relate this portion of my story.
Mr. Davis folgend gelangte ich in das geheime Gemach, wo er stehen blieb und mich an seine Seite zog. Der erste Gegenstand, den ich erkannte, war ein langes, schmales Bett, welches der Tür gegenüber an der Wand stand, und auf dem eine unförmliche Gestalt in einem weiten sie umschlotternden Kleide saß. Ich dachte an das Bild des zarten Kindes in der Hütte, aber sah stattdessen ein schwerfälliges Wesen mit hellem Haar, bleichgelben Gesichte und verschwollenen, kaum sichtbaren Augen vor mir. Sie zitterte am ganzen Körper, sah nicht auf und sprach kein Wort. Ich ergriff eine ihrer Hände, und augenblicklich klammerte sie sich mit beiden an die meinige, senkte den Kopf darauf und ließ ein Stöhnen hören, das ich nie vergessen werde. Ich drückte ihre Hände an meine Brust, küsste sie auf ihre Stirn und versuchte zu sprechen, aber konnte nicht. Mr. Davis kam mir zur Hilfe, indem er sagte: I entered, as I have said, behind Mr. Davis; he paused after a few steps, and drew me forward. The room was well lighted, and the first thing I observed was a low narrow bed, with its side against the wall opposite the door. Upon it sat a shapeless kind of figure in a silk dressing-gown, hanging loosely about her. The thin delicate child in the picture at the cottage was vividly present in my mind. I saw a heavy-looking creature with light hair, a large sallow face, and eyes swollen, and scarcely visible. She was shaking from head to foot; she neither looked at us nor spoke to us. I took one of her hands, and it clasped mine—oh, so closely; and then she bowed her poor head upon it, and uttered a sound, something between a groan and a cry, such as I never before heard, and while I live can never forget. I pressed her hands to my bosom; I kissed her forehead; I tried to speak, but could not; and I thankfully heard Mr. Davis say:
»Mein armes Kind, fürchten Sie nichts. Sie sind jetzt in Sicherheit und bei Freunden, die Ihnen allen Beistand leisten werden. Beruhigen Sie sich und kommen Sie mit uns!« „My poor girl, fear nothing; you are safe, you are free, and with friends eager to help you; calm yourself, and come with us.“
Dann reichte er mir ein Tuch und einen Hut, die wir zu dem Zwecke mitgenommen hatten. Es währte lange, bis ich einen Versuch machen konnte, ihr beides anzulegen, denn sie hielt sich an meine Hände, meine Schulter und mein Kleid geklammert, ohne dabei ein Wort zu sprechen. Plötzlich wurde ihr Atem kürzer, und im nächsten Augenblicke schrie sie gellend auf und brach in ein krampfhaftes Schluchzen aus. Wir hatten die Vorsicht gebraucht, einige stärkende Mittel mit uns zu nehmen, allein lange Zeit hatten diese durchaus keine Wirkung bei ihr. Endlich ließ jedoch die Heftigkeit des Anfalls nach, sie wurde ruhiger, und wir legten sie sanft auf das Bett. Ihr Gesicht war der Wand zugekehrt, und lautlos blieb sie jetzt liegen; aber von Zeit zu Zeit überlief ihren Körper noch ein krampfhaftes Zucken. He then gave me a bonnet and shawl that we had brought with us. It was some time before I could attempt to put them on to her. She kept clinging to my hands, to my shoulder, to my dress; still without speaking a single word. Her breath grew shorter and shorter, and at length, with a loud and fearful scream, she went into violent hysterics. We had taken the precaution to bring hartshorn and restoratives with us, but for some time they were without effect. At length, the worst paroxysm seemed passed; she became quieter, and we laid her gently on the bed. Her face was turned to the wall, and she uttered no sound, although every two or three minutes she was shaken all over by convulsive twitchings.
»In diesem Zustande können wir sie nicht von hier entfernen,« flüsterte ich Mr. Davis zu. „We cannot attempt to move her in this state,” I whispered to Mr. Davis.
»Nein,« erwiderte er. »Wollen Sie hier bleiben, während ich zu Mr. Dalton gelte, um ihm die Ursache des Verzuges zu erklären?« „No,” he answered. „Would you object to remaining with her while I go and explain to Dalton the cause of the delay?”
Notgedrungen willigte ich ein. Es war zwar nicht Furcht, was ich empfand, aber leugnen kann ich nicht, dass mich ein höchst unheimliches Gefühl beschlich, als er das Zimmer verließ. Das arme Wesen blieb, abgesehen von jenen unwillkürlichen Zuckungen, völlig regungslos liegen: auch diese wurden allmählig schwächer und hörten endlich ganz auf, und ich glaubte, sie sei eingeschlafen. This was agreed upon. I cannot call it fear, but I own to a very uncomfortable feeling when the door of that chamber closed upon me. The poor creature continued perfectly still, except for the involuntary movements; these soon became less violent, and at length ceased, and I believed she had fallen asleep. I looked around me.
Das Gemach war klein, aber hoch, und die äußere Luft musste auf irgendeinem Wege an der Decke eindringen, denn eine herabhängende Lampe flatterte heftig, während das in der Mitte des Zimmers stehende Licht ganz ruhig brannte. Das Mobiliar bestand, außer dem Bett, in einigen Tischen und Stühlen. An den Wänden befanden sich Bretter, auf denen Bücher standen, und in denselben verschiedene Wandschränke, von denen einige offen waren und mit Porzellan und Glasgeschirr angefüllt zu sein schienen. Am anderen Ende des Zimmers führte eine offen stehende Tür zu einem zweiten, Gemache. Es war, wie Grace mir später sagte, das Winterzimmer, dessen eine Seite die hinter dem großen Küchenherd befindliche Seite bildete, und das deshalb immer warm war. In demselben befanden sich ein Gossenstein und eine Pumpe, welche vortreffliches Wasser gab. In den Ecken dieser Küchenwand waren Fächer angebracht, die das Bettzeug enthielten. Noch zu erwähnen ist, dass zur Bequemlichkeit und zur Erhaltung der Gesundheit der diese Räume bewohnenden Personen das innere Gemach mit einem Gange in Verbindung stand, welcher längs der Kapellenwand lief und die äußere Luft zuließ. Er war nur für eine Person breit genug und sollte augenscheinlich als eine Promenade dienen. Der Weg, auf dem diese Zimmer frische Luft erhielten, musste sehr verdeckt sein, denn nirgends fiel ein Lichtstrahl durch. Von dem Augenblicke an, in dem das unglückliche Mädchen an der Seite ihres ermordeten Vaters bewusstlos zu Boden gesunken war, hatte es nie wieder das Tageslicht gesehen. The room was small, but lofty; and the outer air must have been in some degree admitted near the ceiling, as a lamp hanging from thence flared and burned unevenly, while the flame of a candle on a table in the middle of the room was still. There were two or three tables, and several chairs; shelves against the wall, on which there were many books; and doors to closets, that must have been made in the wall, as they did not project beyond it. One of these was open, and appeared to be filled with glass and crockery. At the further end of the room, an open door showed the interior of another lighted chamber; this, she told me afterwards, was the winter-room, one side of it being formed by the back of the great kitchen chimney, and consequently always warm. In that room, also, was a sink, and a pump of excellent water. In the angles of the wall of the kitchen chimney were closets, in which the bed-linen, blankets, and coverlets were kept, and an extra mattress always aired and ready for use; and some contrivance in the ceiling admitted air into this chamber, but not so freely as in the other, which was called the summer-room. I am here briefly summing up much that I heard at different times afterwards; and I must not forget to mention that for the comfort, and to promote the health of the inhabitants of these chambers, there was admission from the inner room to along passage running within the wall of the chapel, into which the outer air was freely admitted. It was only wide enough for one person, and was wholly unfurnished, and evidently contrived as a promenade for those concealed or imprisoned there. The mode of conveying air to all these places must have been exceedingly curious and circuitous, for in no part was there ever visible one single ray of light. That unhappy girl, from the moment in which she fell senseless by the side of her murdered father, never again beheld a glimpse of God’s blessed daylight.
Ruhig und unbeweglich blieb die Unglückliche auf dem Bett liegen, und ich saß ängstlich wachend neben ihr. Endlich flüsterte sie mit heiserer Stimme: She still continued quiet and silent, and I remained anxiously watching by her. At length she said in a sort of hoarse whisper,
»Ich schlafe nicht, — ich glaube, ich könnte jetzt gehen.« “I am not asleep; I think I can move now.”
Ich hob sie so zart und sanft als möglich auf, denn unwillkürlich flossen meine Tränen, während ich leise ihre Stirn küsste. Sie fühlte die Tropfen auf ihr Gesicht fallen und sagte: »Ich glaube Ihnen, — ich traue Ihnen,« legte dann den Kopf an meine Schulter und weinte still, was ihr große Erleichterung zu gewähren schien. I raised her up in my arms; I felt as if I knew not how to be kind enough to her, and I could not restrain my tears as I gently kissed her brow. She felt them falling on her face, and she said: „I believe you—I trust you; ” and she laid her head on my shoulder and wept calmly—I might say sweetly, so much the tears seemed to soothe and relieve her.
Bald hatte sie sich so weit erholt, dass wir aufbrechen konnten. Den Hut befestigte sie selbst und ließ sich das Tuch von mir umhängen. Ich sah deutlich, dass ihre Kleidung aus Lady Deightons Garderobe entnommen war, denn sie hing schlotternd um ihren Körper. Während dieser Vorbereitungen kehrte auch Mr. Davis zurück und freute sich sehr, sie zum Aufbruche bereit zu finden. Ich fragte, ob sie etwas mitzunehmen wünsche, was sie jedoch kopfschüttelnd verneinte. Mr. Davis verlöschte hierauf die Lampe und das Licht, und wir verließen die Gemächer mit Hilfe einer mitgebrachten Laterne. Er verschloss die Tür, brachte die sie verdeckende Wand wieder in ihre Lage und überließ die nunmehr unbewohnten Räume wieder der früheren Stille. Very soon I was able to prepare her for her removal. She tied the bonnet herself, and helped me with the shawl. I saw plainly that her dress was one of Lady Dighton’s silk wrapping-gowns, and it hung awkwardly upon her; but her head was very neat, and her hair nicely brushed and arranged. By this time, Mr. Davis again made his appearance, and was greatly pleased to find her composed and ready to depart. I asked her if there was anything she wished to take away with her. She looked around, and shaking her head, said, “No—oh, no! „Mr. Davis then lowered, the lamps, and extinguished them, and put out the candle. We left the room by the, light of a lantern we had brought with us. Mr. Davis fastened the door, and replaced the contrivances for concealment, and the silent chambers became tenantless, and returned to their original mysterious secrecy.
Unserer Verabredung gemäß hielt Mr. Dalton in geringer Entfernung von der Abtei mit seinem Wagen. Wir halfen dem armen Mädchen einsteigen, und ich nahm an ihrer Seite Platz und legte meinen Arm um sie. Während der Fahrt erklärte ich ihr unseren Plan und sagte, dass Mr. Dalton sie bei sich aufnehmen und für sie sorgen werde. Auf einem Umwege erreichte der Wagen den Weg, welcher von der Londoner Landstraße nach dem Pfarrhause führte. Ich stieg aus und kehrte mit Mr. Davis, welcher auf einem kürzeren Wege durch die Felder dahin gekommen war, nach der Abtei zurück, wo wir uns trennten und zur Ruhe begaben. Mr. Dalton, in accordance with our arrangement, was in readiness with his chaise near the abbey. We helped the poor girl in, and I got in also, and sat beside her, putting my arm round her waist. I explained our plan to her as we drove on, and told her of the kind Mrs. Dalton who would receive and take care of her. By a circuitous route, Mr. Dalton reached the lane leading from the high London road to the rectory; I got out at the gate, and being joined by Mr. Davis, who had walked thither by a shortcut across some fields, we returned together to the abbey, and almost without speaking to each other, crept quietly to our bedrooms.
Wie schon früher erwähnt, war ich mich des Eindrucks zur Zeit, als sie sich zutrugen, nicht klar bewusst. Ich dachte weder an Lady Deightons schwere Schuld, noch an die peinliche Lage des armen Sinclair, denn Grace Wilsons Leiden beschäftigten mich allein. Dessen ungeachtet schlief ich fest, da meine Ermüdung übermäßig war. Am folgenden Morgen erwachte ich mit einer wirren, dunkeln Erinnerung und konnte die Ereignisse des letzten Tages kaum für wirklich halten. Meine Zöglinge traf ich beim Frühstück und entband sie für diesen Tag von den Unterrichtsstunden. Sie erkundigten sich sehr angelegentlich nach ihrem Vater und gingen dann an ihre kindlichen Beschäftigungen. Davis und Mac Ivor hatten mit den Papieren und den eingegangenen Briefen zu tun, da Capitain Sinclair sie ermächtigt hatte, ihn in allen Beziehungen zu vertreten, und namentlich dem Hausmeister und der Haushälterin die nötigen Anweisungen zu erteilen. I believe I have said before that I can never quite understand the effect which these strange events produced upon my mind while they were occurring. I scarcely thought of the frightful guilt of Lady Dighton, or of the peculiarly painful position of poor good kind Captain Sinclair. The sufferings and the feelings of Grace Wilson grossed almost all my thoughts. When I went to bed, however, I slept soundly, for I was quite worn out by fatigue and anxiety. I awoke with a strange confusion of feeling and recollection, and hardly able to believe in the occurrences of the last twenty-four hours. I met my pupils at breakfast, and released them from any lessons for that day. They asked anxiously after their father, and then went off to some work of colored papers, paste and paste-board. Mr. Davis and Mr. M‘llvar were engaged in looking through papers and letters for Captain Sinclair, from whom they had received a packet, giving them full powers to act for him, and requesting them to settle whatever was necessary with the steward and housekeeper.
Bald nach dem Frühstücke kam Mrs. Dalton, wie sie versprochen hatte, aber brachte nicht viel Neues. Grace hatte gut geschlafen und befand sich in einem verdunkelten Zimmer noch im Bett. Ihre Aufregung war gewichen, sie lag jetzt ganz ruhig und sprach sehr wenig. Mrs. Dalton meinte, ihr Geist sei jetzt bemüht, sich die vorgegangene große Veränderung klar zu machen. Ich begleitete sie nach dem Pfarrhause und fand daselbst das arme Mädchen noch still und ruhig liegen. Als ich die Hand derselben fasste, ergriff sie die meinige und küsste sie, ohne jedoch zu sprechen. Gegen Abend stand sie auf, und am folgenden Morgen verließ sie das Bett schon vor dem Frühstück. Mrs. Dalton gab ihr einen Augenschirm, mit Hilfe dessen sie sich in wenigen Tagen an das hellere Licht gewöhnte; aber sie blieb sehr schweigsam und schien immer in tiefe Gedanken versunken zu sein. Lange dauerte es, bis sie auf ein Gespräch einging, und noch länger, bis sie sich dazu verstand, eine Schilderung ihrer Leiden in den sieben einsamen Jahren zu geben, während deren sie weder eine menschliche Stimme vernommen noch das Tageslicht gesehen hatte. Über die Mordtat selbst konnte man ihr nie mehr als einige flüsternde Worte entlocken, und wer den Schrecken sah, welcher stets bei jeder Berührung dieses Gegenstandes in ihrem Gesichte ausdrückte, konnte unmöglich länger davon sprechen. Nur einmal schilderte sie ihre Empfindungen, als sie in dem geheimen Gemache zuerst das Bewusstsein wieder erlangt hatte. Sie sagte, es sei ihr bald klar gewesen, dass sie an einen geheimen Ort gebracht worden war, und habe deshalb nur einen grausamen Tod von derselben ruchlosen Hand erwartet, die vor ihren Augen den Vater ermordet hatte. Nach einiger Zeit habe sie jedoch die Riegel an der Tür wahrgenommen, diese eiligst vorgeschoben, und das Zimmer genau durchsucht, ob sich noch ein anderer Eingang finde, und als sie die Überzeugung gewonnen, dass sie in dieser Beziehung sicher sei, habe sie gebetet und sich dann, die Augen auf die Tür gerichtet, mit der Erwartung niedergesetzt, dass sie verhungern müsse, was ihr lieber gewesen sei, als jede Annäherung von Lady Deighton. Wie lange sie bei diesem Entschlusse beharrt hätte, wenn ihr keine Nahrung zugekommen wäre, lässt sich nicht sagen; aber nicht unwahrscheinlich ist es, dass eine Änderung nicht eher eingetreten wäre, als bis ihre Kraft zu weit geschwunden war, um noch die Riegel öffnen zu können, da sie fest glaubte, dass ihr Leben geopfert werden würde, sobald sie ihre Gefangenenwärterin einließ. Soon after breakfast, Mrs. Dalton came to me as we had previously agreed upon. She had not much to tell. She believed Grace had slept well, and she had induced her to continue in bed, and have the daylight very cautiously admitted to her chamber. All agitation had passed away; she lay quite still, and spoke little. It appeared to Mrs. Dalton that her mind was profoundly occupied in endeavoring to realize the great change of circumstances around her. I returned to the rectory with Mrs. Dalton, and found her still silent and quiet. When I took her hand, she grasped mine strongly, and kissed it, but without speaking. She got up after dusk, and the next morning arose before breakfast. Mrs. Dalton had made a shade for her eyes, and in a few days she could endure the daylight very tolerably; but she continued to speak little, and appeared to be continually wrapped in a sort of heavy reverie. I had afterwards reason to think that much of this was habit, and that a great portion of her time in her prison-chamber had been passed in this manner, which frequently ended in a dozing kind of sleep. It was long before she would enter into anything like conversation, and very long before she would give any particulars of her sufferings during those eight long years of silence and solitude, when, shut up in two small chambers, she never heard a human voice, or caught a glimpse of daylight. Of the scene of the murder, she never could be induced to say more than a few whispering words, and no one who saw the dreadful expression of horror in her face if the slightest allusion were made to it, could persevere in pressing the subject upon her. Only once did she speak to me of her feelings and impressions when she recovered her senses in the secret chamber: she said she soon began to understand that she had been carried into some place of confinement, and she expected nothing but a cruel death from the same ruthless hand that had, before her eyes, destroyed her father. After a time, however, she perceived the strong inner fastenings to the door. She drew the bolts and fixed the bars in a kind of frenzy, and, seizing the light, she rushed about the rooms to see if there was any other entrance. When satisfied that she was so far secure, she said she kneeled down and said the Lord’s Prayer, and then seated herself with her eyes fixed on the door, fully expecting to be starved to death, and deliberately preferring this fearful alternative, to any sort of communication with Lady Dighton. How long she would have persevered in this determination, had there been no means of conveying food to her, is probably very doubtful; but it is very likely that it might have continued till she was too weak to remove the heavy fastenings. It was evident that she never ceased to believe that her life would be sacrificed the moment she admitted her jailer.
»Aber flößte Ihnen denn der Umstand keine Hoffnung ein,« fragte ich sie, »dass Sie regelmäßig Nahrung, Wäsche, Licht und alle anderen Bedürfnisse von ihr empfingen?« “But,” said I, „did you not take hope from her regularly supplying you with food, linen, lights, and everything you could require?”
»Nein,« versetzte sie, »denn ich war der Meinung, dass alles nur geschehe, um mich zu verlocken. Viele Briefe mit Bitten und Versprechungen schrieb sie mir, aber nach der Tat, deren Zeuge ich gewesen war, konnte ich ihr nicht mehr trauen! Meinen einzigen Freund, die einzige Person, die ich je geliebt hatte, hilflos im Bett zu —« „Never,“ she answered. “I believed it was all done to entrap me, and because even her stony heart could not endure to leave me to die without help. Many notes were written to me with entreaties, promises, even solemn oaths—but how could I trust her after what I had seen: my only friend, the only person who had ever loved me, helpless in his bed— ”
Hier brach sie ab, wie immer, wen der Mord berührt wurde. Ich wunderte mich, dass sie nie an Gift gedacht zu haben schien, aber fand später, dass ihr diese Befürchtung während der ganzen Gefangenschaft nicht fremd gewesen war, nur hatte sie aus irgend einer irrtümlichen Vorstellung die Idee gefasst, dass es nicht anders als in Flüssigkeiten beigebracht werden könne, und hatte deshalb nichts als Wasser und Tee getrunken, welchen sie sich selbst bereiten konnte. And here she stopped, as she always did when she approached the subject of the murder. I wondered that the idea of poison seemed never to have occurred to her, but I afterwards found that it had been present with her during the whole of her imprisonment; but she had fortunately imbibed some ignorant notion that it could only be conveyed in liquids. She drank nothing but water and tea, which she had means of preparing for herself; and she said that there were dozens of wine, with which she had been supplied at different times, standing in one of the many closets in the chambers. She was regularly supplied with books, which she used to return when read; and one of her few amusements was to make extracts from them. She knitted stockings and mittens for herself; and having been furnished with a pack of cards, she played a great deal at a solitary game called Patience.
Eine seltsame Ruhe war ihrem ganzen Wesen eigen, die ihr ohne Zweifel natürlich, aber durch die lange Einsamkeit gewiss sehr genährt worden war. Ein Geist von höherem Schlage würde nie in eine solche Erschlaffung versunken sein, wie die war, in der sie den größten Teil der Zeit zugebracht hatte; dagegen hätte ein noch tiefer fühlendes Gemüt als das ihrige, furchtbar gelitten und würde entweder wahnsinnig geworden oder dem Tode erlegen sein. Grace Wilson besaß eine natürliche Ruhe, welche besonders geeignet war, einer Prüfung, wie die ihr auferlegte, zu ertragen. Sie besaß ziemlich gute Fähigkeiten und hatte so viel gelernt, dass sie geläufig lesen und schreiben konnte. Ohne Zweifel war sie weder ein träges, noch ein geistig beschränktes Kind bis zu dem Augenblicke gewesen, der sie von ihren Mitmenschen trennte; aber ebenso gewiss hatte sie seitdem auch keine Fortschritte gemacht. Als ich sie mit der Zeit besser kennen lernte, fand ich, dass sie einen gesunden Verstand, ein gutes Herz und ein offenes Gemüt besaß; allein nie gab sie mir Wunsch zu erkennen, sich weiter auszubilden, und war in manchen Beziehungen sehr lässig. Die ihr eigene Ruhe hatte ohne Zweifel viel zur Erhaltung ihrer Gesundheit beigetragen, denn wunderbarer Weise war sie in der ganzen Zeit ihrer Gefangenschaft nie krank gewesen und hatte, obgleich sie mit der Zeit sehr beleibt und schwerfällig wurde, doch niemals einer Arznei bedurft. There was a singular sort of quietness in her disposition and habits, which must have been partly natural to her, though, of course, it had been greatly nourished and increased by the strange solitude of her life. A mind of any superior stamp could never have succumbed, as hers did, into the dead calm in which she appears to have spent the greater portion of her time; and one of only average energy and spirit would assuredly have resisted, in some measure, the numbing influences which surrounded her, and have gained as much as, under such cruel disadvantages, could be acquired from books, mental effort, and memory. On the other hand, a more sensitive and impulsive temperament would, no doubt, have suffered fearfully in mind and body, perhaps even to insanity or death. Grace Wilson had, however, a peculiar and decided stillness of character, most singularly suited to the extraordinary trial she was destined to undergo. She had good moderate abilities, and had so far profited by the education Sir Thomas had secured to her, that she could read and write very fairly; it was plain that she had not been either an idle or a stupid child up to the moment in which she was separated from all her fellow-beings; but it was equally evident that she had made little or no progress beyond that moment. As I knew her better, I perceived more and more that she had good common sense, a kind and grateful heart, and an honest and truthful nature; but she evinced no wish to improve herself, and was, in many respects, supine even to dullness. She had obediently, and probably very slowly, learned whatever had been taught her, and she carried the results of that teaching into her prison; if she added to them at all, it was done insensibly, and without any particular effort of her own. The quietude of her nature was, I suppose, physically, a preservative to her, for, strange to say, her health never suffered, and although, as she got older, she grew fat and heavy, she had never needed, nor taken, any kind of medicine.
Wir blieben mehrere Monate beisammen, während deren Sinclair sich von dem Schlage, der ihn getroffen, zu erholen und Schritte für die Zukunft zu tun suchte. Auf den Rat von Davis, dessen Eingebungen und Vorschlägen er unbedingt Folge leistete, bat er mich, mit Grace Wilson und seinen beiden Töchtern nach einem entfernten Orte zu gehen, wo uns niemand kannte. Lady Deighton hatte ihm eine sehr bedeutende Summe vermacht, aber richtig vorausgesehen, dass er ein solches Vermächtnis nicht annehmen werde. In einem Nachtrage zu ihrem Testamente bestimmte sie deshalb für diesen Fall, dass jede seiner Töchter ein Legat von zehntausend Pfund erhalten solle, welches der Vater nicht abzulehnen befugt war, und das bis zur Volljährigkeit der Kinder von Vormündern verwaltet werden sollte. Sinclair selbst nahm nur eine dritte Summe von zehntausend Pfund an und ließ sie auf Grace Wilson übergeben. Lady Deightons gesamte übrige Verlassenschaft wurde dem gesetzlichen Erben, einem Seitenverwandten, ausgeantwortet. We spent several months together while Captain Sinclair was endeavoring to arrange the perplexing business that had fallen upon him, and to make up his mind as to the future. In accordance with the advice of Mr. Davis, to whom he turned almost helplessly for guidance, he requested me to go with Grace and my pupils to a distant town, where we were wholly unknown. Lady Dighton had left him a large fortune, but she was correct in her conviction that he would never profit by the bequest. However, in a letter which was found with her will, she stated that having ascertained that she could secure any legacies she might leave to Ellen and Janet, and their heirs, so that their father could have no power to reject them, she had accordingly directed the lawyer, with whom she had communicated by letter on the subject of her will, to divide twenty thousand pounds of her funded property between them, under stringent conditions in the hands of trustees. Except these legacies to his daughters, Captain Sinclair retained only a third ten thousand pounds, which he felt more than justified in settling upon Grace Wilson. The whole of the large remainder of Lady Dighton’s settlement, after all necessary expenses had been defrayed, he paid over to the heir of the baronetcy and its hereditary estates. He had only two friends whom he could consult in his heavy troubles, and they were those who had been the unconscious means of bringing them upon him. Both Mr. Davis and Mr. M‘Ilvar, while they agreed in the propriety of his honorable resignation of Lady Dighton’s bequest to himself, united in urging him to avail himself of an offer from the trustees of his children, of whom Mr. Dalton was one, to allow a large portion of the interest of their legacies for their board and education; and he ultimately yielded, in some measure, to their arguments, but it was with painful reluctance.
Mac Ivor, welcher sich bewusst war, ein schweres Missgeschick, wenn auch wider Willen, über einen so ehrenwerten Mann wie Capitain Sinclair gebracht zu haben, und viel Bekanntschaft mit einflussreichen Personen hatte, bot alles auf, um ihm eine Anstellung bei der Regierung zu verschaffen. Seine Bemühungen blieben auch nicht fruchtlos, und Sinclair wurde zum englischen Konsul in einer Hafenstadt des östlichen Europas ernannt, was seinen Wünschen ganz entsprechend war. Er wurde dadurch von dem verhasst gewordenen England entfernt und der Möglichkeit entzogen, mit denjenigen Personen zusammen zu kommen, welche Lady Deightons Geschichte kannten. Nie konnte er es über sich bringen, Grace Wilson zu sehen, und auch mich besuchte er nicht eher wieder, als bis ich mit meinen Zöglingen nach einem entfernt gelegenen Dorfe gezogen war. In seinem ganzen Wesen und Benehmen zeigte sich, als ich ihn dann wiedersah, eine große Veränderung. Er bewies sich zwar sehr dankbar und freigebig gegen mich, aber sein Auge konnte dem meinigen nicht begegnen, und vor jedem von mir geäußerten Worte schien er sich zu fürchten. Seine Pläne für die Zukunft waren damals noch unklar, aber bald darauf wurde ihm jene Stelle angeboten. Von dem Augenblicke an schien er ein ganz anderer Mensch zu werden. Bereitwillig nahm er sie an und beschäftigte sich dann eifrigst mit den Vorbereitungen zur sofortigen Abreise. Mr. M‘Ilvar, feeling that he had brought so much suffering upon a most amiable and high-principled man, exerted all his interest, which was considerable, to procure for him some situation under government, and nothing could have accorded better with poor Captain Sinclair’s wishes than the consulship offered to him at a port in the east of Europe. It removed him from England, which had become hateful to him, and from all possibility of intercourse with the few who were acquainted with Lady Dighton’s story. He never could be induced to see Grace Wilson, and he did not meet me again till he came only for a few hours after we had removed to a lodging recommended by the Daltons in a distant village. He was a sadly changed man, and I could see almost in the first greeting that his manner was totally altered towards me. He was most grateful and liberal, and meant to be very kind, but he could not meet my eye, and seemed to dread every word I said to him. His plans were then unsettled, and soon afterwards came the offer from Mr. M‘Ilvar of which I have just spoken. Mr. Davis told me that “it made another man of him.” He brightened up from that moment, gave an immediate and most thankful answer in assent, and employed himself incessantly in preparations for a speedy departure to his official post.
Als alles fertig war, kam er, um seine Töchter zu holen. Bei dem Abschiede von mir war er sehr weich, und auch Ellen und Janet zeigten sich so bewegt, wie Mädchen in einem solchen Alter sein können, wenn sie eine ihnen vom Vater mit den glänzendsten Farben ausgemalte schöne Aussicht vor sich haben. Wir schieden, und ich wusste, dass es der letzte Abschied war. Anfangs schrieben die jungen Mädchen häufig und liebevoll an mich, aber allmälig wurden ihre Briefe seltener, und endlich hörten sie ganz auf. Wie ich später erfahren habe, sind beide glücklich an Ausländer verheiratet. When all was completed, he came to fetch his daughters. He was much overcome when he parted from me; and Ellen and Janet were as sorry as such young girls could be with a prospect before them which their father had in his letters depicted in the most favorable colors. We parted: I felt that it was a final parting, and such it proved to be. His liberality towards me had been far beyond what I could either expect or accept, and I believe he had a real regard and esteem for me; but I was not surprised when our intercourse by letter gradually died away. The girls wrote frequently and affectionately to me for a few months, but their letters became more and more brief and far between, and in less than two years ceased altogether. I have occasionally heard of them, and I believe that both are well married to foreigners. Their father is always spoken of with respect and esteem.
Ich hatte mich verbindlich gemacht, mindestens ein Jahr lang nach Sinclairs Abreise von England bei Grace Wilson zu bleiben. Wir lebten mit einander friedlich und freundschaftlich. In Folge der jetzt gesünderen Lebensweise veränderte sich ihre äußere Erscheinung sehr vorteilhaft. Sie verlor die entstellende Beleibtheit und bekam eine frischere Farbe. Ihre Augen wurden größer und heller, und der schwerfällige Ausdruck schwand aus ihren Zügen und ihrer Haltung. Ich hätte leicht die arme Grace zu einer interessanten Persönlichkeit machen können, wenn es meine Absicht gewesen wäre, eine Geschichte zu erdenken, statt gewissenhafte Begebenheiten nach der strengen Wahrheit zu erzählen. Dennoch ist die Wendung, welche ihr Schicksal unerwartet nahm, so seltsam, dass sie auch einer Novelle als Schluss dienen könnte. I had consented to remain with Grace Wilson for at least twelve months after Captain Sinclair’s departure from England. We went on very quietly and very amicably together; and I have little to add to what I have already said of her, except that, owing, I suppose, to a more healthy and natural mode of life, she improved very considerably in her personal appearance. She lost much of her disfiguring fat, and her complexion became healthy looking, with a slight tinge of color. Her eyes were larger and brighter, and she had no longer a heavy expression of countenance, nor a dragging, loitering way of walking and moving. Certainly, I could have made poor Grace a far more interesting personage if I were composing a tale, instead of narrating actual occurrences for the private perusal of a few friends. Nevertheless, the termination of her story is, under all the circumstances which render it so peculiar, sufficiently strange for any novel, and so little to be expected, that I feel half afraid to relate it.
Das Dorf, in welchem wir wohnten, lag in einem entlegenen Tale der westlichen Grafschaften von England. Im Laufe der Zeit lernten wir dort einen jungen Mann kennen, der uns Interesse abgewann. Er war der Sohn eines achtbaren Farmers und taubstumm, und hatte seine Erziehung in einer Anstalt für Gebrechliche dieser Art genossen. Sein Wesen und Benehmen war sanft und angenehm, und der angeborene Mängel ungeachtet galt er für einen geschickten Farmer. Seine Mutter kannten wir von Anfang unseres dortigen Aufenthaltes an, da sie uns regelmäßig Milch und Geflügel geliefert hatte. Sie war eine brave, verständige Frau, und nicht ohne Bildung. Der Vater war etwas rauher in seinem Äußeren, aber ein durchaus guter Mann. Die Eltern hingen mit großer Liebe an ihrem unglücklichen Sohne, und ich gewann ihre Herzen leicht dadurch, dass ich mit der Fingersprache bekannt war. Der Sohn wollte sich im Zeichnen üben, und ich übernahm es, ihm Unterricht zu erteilen, lieh ihm Bücher und fand, dass er gute, natürliche Fähigkeiten besaß. Unsere Vertraulichkeit nahm zu, denn auch Grace hatte die Fingersprache erlernt und war viel in der Gesellschaft des jungen Mannes. The village in which we had fixed our temporary residence was in a very retired and agricultural part of the west of England. We there, in the course of a few months, became acquainted with a young man in whom I soon felt greatly interested. He was the only child of a very respectable small farmer, and had been deaf and dumb from his birth. He had been well educated among others as unfortunate as himself. His manners were pleasing and gentle, and, notwithstanding his natural defects, he was reckoned a very clever farmer, and was popular among his father’s laborers, who had established modes of communication with him which answered most of the purposes of ordinary conversation. We knew his mother, in the first instance, owing to her supplying us with milk and poultry. She was an excellent, sensible, well-mannered woman. The father was a rougher sort of person, but a truly good and kind-hearted man. Both doted on their unfortunate son, and I soon won their hearts by my knowledge of the finger-alphabet. The son was anxious to improve himself in drawing, and I undertook to assist him; I lent him books, and found him quick, intelligent, and perfectly unpresuming. Our intimacy increased, Grace had learned the finger-alphabet, and she and the young man were a good deal together.
Eines Morgens wurde ich durch einen Besuch vom Vater desselben überrascht und war nicht wenig erstaunt, als der Mann nach einer langen und weitschweifigen Rede endlich mit dem Geständnisse hervorrückte, dass sein »armer Sohn,« wie er ihn nannte, eine heftige Neigung zu Grace Wilson gefasst habe. Augenblicklich sah ich, wie blind ich gewesen war; tausend kleine Umstände fielen mir ein, die ich früher unbeachtet gelassen hatte. — namentlich des Mädchens schnelles und eifriges Erlernen der Fingersprache, — die mich jetzt vermuten ließen, dass von ihrer Seite keine große Abneigung gegen den Antrag zu erwarten sein werde. Es war so, wie ich erwartet hatte. Ihr Vermögen überraschte den Liebhaber und seine Eltern in hohem Grade, denn sie waren natürlich der Meinung gewesen, dass das junge Mädchen von mir ganz abhängig sei. Ich erklärte ihnen ihre Verhältnisse und sagte offen, dass sie die natürliche Tochter eines sehr reichen Mannes sei, aber unterließ jede Erwähnung Lady Deightons, da Sinclair bei Überweisung des Legats an Grace zur Bedingung gemacht hatte, dass tiefes Schweigen über die Verirrungen und das Ende seiner unglücklichen Frau bewahrt werde. Grace hatte es gelobt und hielt das Versprechen um so leichter, als auch ihr die Erinnerung an die in der Abtei ausgestandenen Leiden immer unerträglicher wurde. One morning I was surprised by a visit from the father, and thoroughly puzzled by his making me a long and confused speech about his poor boy, as he called him, the object of which I could not for some time conceive, until at length, after many attempts, and much circumlocution, he blundered out the plain words, that he feared his poor boy was greatly taken with Miss Wilson. In a moment I perceived how very blind I had been; a thousand little circumstances came back to my recollection that I had scarcely noticed at the time of their occurrence, and foremost among them was so vivid a remembrance of Grace’s unusual quickness and perseverance in acquiring the finger-alphabet, that I suspected there would be no reluctance on her part. This point was soon decided, as I had anticipated. Her fortune was a great surprise to her lover and his parents, as they had naturally supposed that she was dependent upon me. I explained it and her want of relatives by the simple truth that she was the illegitimate child of a deceased gentleman of large property. When Captain Sinclair made over the money to her, he stipulated only—and it was more an entreaty than a condition—that she would faithfully observe total silence on all points connected with his unhappy wife. I assured him that he might firmly depend on Grace’s performance of the solemn promise which she then made to him through me. Everything relating to her sufferings at Greyfriars became more and more distressing and painful to her, and there was a security in the pledge he required of her which was evidently a relief to her mind.
Konnte ich meinen Pflegling unter günstigeren Umständen verlassen, — an der Seite eines zwar taubstummen, aber braven Gatten und bei liebenden Eltern? Zuweilen hatte ich daran gedacht, dass der Schutz, den ich diesem armen Mädchen zuteil werden ließ, obgleich ich es innig liebte, auf die Dauer eine drückende Fessel für mich werden könne, und fühlte mich daher gewissermaßen von einer Last befreit, als ich sie so glücklich verheiratet sah. Could I part from my charge under more favorable auspices? A deaf and dumb husband, with no near relatives except an old father and mother, without a particle of suspicion, or even curiosity, in their nature. I had for some time begun to feel that I might be much fettered by the singular circumstances connected with my protection of this poor girl, and although I had become really much attached to her, I confess that a great burden was lifted from my mind when I saw her so happily married.
Ihr Gatte trug sie auf Händen und hielt sich für den glücklichsten Menschen. Im Laufe der Zeit wurden sie mit drei Kindern gesegnet, von denen keins das Gebrechen des Vaters erbte. Grace schreibt von Zeit zu Zeit an mich, und zweimal habe ich sie bereits besucht und mich überzeugt, dass ihrem jetzigen Glücke nichts fehlt. Her husband worshipped her, and thought himself the most fortunate of mankind. They had a pretty house and small farm very near the old homestead, and in due course of time were blessed with three children, none of whom inherited their father’s misfortune. Grace writes to me two or three times a year, and I have twice visited them. A happier household I never saw, nor a more loving old grandfather and grandmother.
Die alte Abtei ist niedergerissen und ein neues Gebäude an ihrer Stelle errichtet worden. Ob das unvermeidliche Bekanntwerden von der Existenz der geheimen Gemächer in der Umgegend großes Aufsehen erregte, weiß ich nicht, da Mr. Dalton nach einer anderen und entfernten Stelle versetzt wurde und dadurch alle Verbindung zwischen mir und jener Gegend aufhörte. Aber wenngleich die Spuren des dort begangenen Verbrechens vertilgt worden sind, so wird die Erinnerung daran doch nicht aufgehört haben. Lady Deightons Name wird, wie mir versichert worden, dort noch jetzt nur mit Abscheu genannt. Auf dem Grabsteine, welcher ihren Namen trägt, hat Capitain Sinclair, wie ich von Mr. Dalton erfahren habe, als Inschrift nur die Worte hinzugefügt: I will only add to my story that I have lately heard that Greyfriars is levelled to the ground, and a new house is building nearly on the same site. I do not know whether the inevitable discovery of the concealed apartments created any sensation in the neighborhood, for the Daltons are removed to another and far-distant living, and I have no communication whatever with the place itself. All the sin and Indexing those walls contained may seem to have perished with them; but though sorrow may pass away, crime and its consequences cannot be crushed and extinguished. There is a nameless horror in every memory connected with Lady Dighton, whether dead or living. Mrs. Dalton told me that Captain Sinclair had added but three words to the name of his wife on the stone that covered her remains.
»Gott ist barmherzig!« These words are - "God is merciful!"


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