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Achtes Kapitel - Das Resultat

Die kleine Marie war von jetzt ab ein Mitglied von der Familie des Malers und wuchs in ihrer neuen Heimat glücklich zu der schönen, jungen Dame heran, welche von Valentin, seiner Frau und allen intimen Freunden, die ihr Haus zu besuchen pflegten, »Madonna« genannt wurde. Das erste, was Herr Blyth tat, nachdem er mit dem kleinen Kinde zu Hause angelangt war, war, dass er sie zu dem Arzte führte, welcher in der Behandlung der Gehörkrankheiten damals den größten Ruf hatte. Er tat dies nicht etwa in der Hoffnung, als ob die ärztliche Untersuchung ein heilsames Resultat herbeiführen würde, aber er betrachtete es als seine erste Pflicht, welche er dem Kinde schuldig war, jetzt, da er es einzig und allein übernommen hatte, für sie zu sorgen. Der Arzt interessierte sich für diesen Fall sehr, erklärte ihn aber nach sorgfältiger Untersuchung für einen vollständig hoffnungslosen.

Der erste Einfluss, welcher Marien fast vom ersten Augenblicke an an ihre neue Heimat fesselte, wurde von Frau Blyth ausgeübt. Der Anblick jener gebrechlichen, dahinwelkenden Frau, welche, wie man ihr durch Schreiben gesagt hatte, so lange schon in demselben prächtigen Zimmer zugebracht hatte und seit so vielen, vielen Jahren zu dieser müßigen Untätigkeit verurteilt war - der Blick jenes blassen, ruhigen Gesichtes, welches eben so viel an Schönheit des Ausdrucks gewonnen, als es an Schönheit der Form verloren hatte - rührte Mariens Herz sogleich und erfüllte sie mit einer jenen neuen geheimnisvollen Empfindungen, welche Epochen in dem Wachsen der moralischen Natur bezeichnen. Diese ersten Eindrücke verändern sich niemals. Als Jahre dahingeschwunden waren und Marie, die nun nicht die »kleine« Marie mehr war, jene charakteristischen Kennzeichen der Gesichtszüge und des Ausdrucks besaß, welche ihr den Namen »Madonna« verschafften, so bewahrte sie dennoch alle ihre kindlichen Gefühle für die Frau des Malers. Wie leicht und ausgelassen ihr Benehmen auch oft gegen Valentin sein mochte, es änderte sich sogleich, sobald sie bei Frau Blyth war. Dann zeigte sie dieselbe ängstliche Zärtlichkeit, dieselbe ungekünstelte Bewunderung und dasselbe aufmerksame und liebende Mitgefühl. Es lag etwas Geheimes und Abergläubisches in des Kindes Zärtlichkeit für Frau Blyth. Sie wollte nicht gern, dass andere Leute diese Liebe in ihrer ganzen Tiefe und ihrem ganzen Umfange begriffen; sie schien von ihr unmittelbar in der heiligsten Verborgenheit ihres eigenen Herzens bewahrt zu werden, wie wenn dieses Gefühl ein Teil ihrer Religion oder eine Religion in sich selbst ausmachte.

Diese Liebe zu ihrer neuen Mutter, welche sich so innig und aufrichtig in vielen Dingen kundgab, wurde von dieser Mutter mit demselben Eifer vergolten. Von dem ersten Tage an, als die kleine Marie neben ihrem Bette kniete, fühlte sich Frau Blyth, als wenn ihr neue Kraft verliehen worden wäre, um die neue, ihrem Leben zugeteilte Glückseligkeit zu genießen. Glänzendere Hoffnungen, besseres Befinden, ruhigere Ergebung und ein reinerer Friede schienen des Kindes Fußtritten zu folgen und von ihrer Gegenwart unzertrennlich zu sein, wenn sie sich im Krankenzimmer hin und her bewegte. Alle die kleinen Schwierigkeiten, sich ihr mitzuteilen und sie zu belehren, welche ihr Unglück unvermeidlich mit sich brachte und die andern zuweilen lästig gewesen sein möchten, waren ebenso viele ungetrübte Quellen der Glückseligkeit, ebenso viele köstliche Beschäftigungen für die früher so müßige Zeit der Frau Blyth. Sogar diejenigen, welche vom ersten Augenblicke an Zeugen von der wunderbaren Geduld und Heiterkeit waren, womit sie ihr hartes Los ertrug, sahen jetzt oft erstaunt, wie sie unter dem Einflusse von Mariens Gegenwart auf ihre eigene, sanfte, weibliche Weise in übersprudelnder heiterer Laune mit ihrem Manne wetteiferte. Alle Freunde der Familie erklärten, dass dem Kinde gelungen wäre, was Ärzte, Medikamente, Luxus und die eigene mutige Ergebung der Dulderin bis jetzt umsonst erstrebt hätten - denn es war ihr gelungen, Frau Blyth mit einem neuen Leben zu beschenken.

In diesem Sinne brachte das Kind wirklich ein neues Leben für alle mit, die in ihrer neuen Heimat lebten - ebenso wohl für die Diener als für den Herrn und die Herrin. Selten hatte eine Wolke in frühern Tagen das häusliche Glück getrübt, jetzt schien in diesem Hause ein ewiger Sonnenschein zu strahlen.

Mit dem Fortschreiten ihrer Erziehung traten viele hervorspringende Eigentümlichkeiten in dem Charakter der »Madonna« hervor, welche alle mehr oder weniger durch den Einfluss ihres Unglücks hervorgebracht wurden. Die soziale Abgeschlossenheit, wozu sie jenes Trübsal verurteilte, die vereinsamten Gedanken und Gefühle, welche dasselbe ihr aufzwang, trugen schon frühzeitig dazu bei, ein für ein so junges Mädchen merkwürdiges Selbstvertrauen bei ihr zu wecken. Obgleich sie sehr gern die Meinungen anderer achtete, so schien sie sich doch immer ihre eigenen Überzeugungen und zwar mehr durch Instinkt als durch Vernunft zu bilden. Diese Eigentümlichkeit des Charakters wurde oft merkwürdig durch das Betragen erläutert, welches sie gegen die verschiedenen Personen zeigte, welche Herrn Blyths Haus besuchten.

Der erste Eindruck, welchen Fremde auf sie ausübten, schien ihre Meinung von ihnen sogleich und auf immer festzustellen. Sie liebte oder hasste die Leute herzlich und schätzte sie anscheinend aus Gründen, ohne ihr Alter, ihr Geschlecht oder ihren Stand zu berücksichtigen.

Sie offenbarte immer ihr Vergnügen oder Missvergnügen in der Gesellschaft anderer mit der ergötzlichsten Freimütigkeit, indem sie das größte Verlangen zeigte, diejenigen für sich einzunehmen und deren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, welche sie liebte, und von denjenigen, welche sie hasste, wegzulaufen und sich vor ihnen wie ein kleines Kind zu verbergen.

Sie konnte niemals eine zufriedenstellende Rechenschaft ablegen, auf welche Weise sie sich ihre Meinung von andern bildete. Das einzige sichtbare Mittel, welches ihre Taubstummheit ihr hierzu gestattete, bestand einfach darin, dass sie bei der ersten Zusammenkunft mit einem Fremden seine Art und Weise sich zu benehmen, den Ausdruck und die Bewegungen seiner Gesichtszüge prüfte. Dieses Verfahren schien immer gänzlich hinreichend für sie und meistens stellte es sich heraus, dass sie sich in ihrem Urteile nicht getäuscht hatte. Ihr Unglück hatte allerdings viel dazu beigetragen, ihre Beobachtungsgabe und ihren Scharfsinn in einem solchen Grade zu erhöhen, dass sie bloß durch Beobachtung der kleinsten Veränderungen in dem Ausdrucke und den Mienen der sprechenden Personen oft ganz richtig den allgemeinen Inhalt einer Unterhaltung erriet.

Zu gleicher Zeit aus der Welt des Schalles und der Sprache verbannt, erfüllten alle schönen Aussichten und besonders die ausgezeichneten Zusammenstellungen, welche die Natur darbietet, ihr Herz mit einem ungekünstelten Entzücken. Bäume gewährten ihr vor allen andern Gegenständen die höchste Wonne. Sie konnte an frischen Sommerabenden stundenlang dasitzen und die bloße Bewegung der Blätter beobachten. Aller Reichtum und alle Ehre, welche die Welt bieten kann, würde ihrem Leben nicht ein Zehntel von jenem Vergnügen gewährt haben als das, welches Valentin ihr so leicht verschaffte, indem er sie zeichnen lehrte; man könnte fast sagen, dass er ihr damit zum Austausch für den verlorenen Sinn einen neuen gegeben hätte.

In der ersten Zeit ihres Aufenthalts bei Valentin entdeckte man, dass ihre gänzliche Taubheit sie nicht vollkommen verhinderte, irgendeine Wirkung eines Schalles zu verspüren. Sie war sehr empfänglich für den Einfluss der Erschütterung, sie konnte unter gewissen Umständen den Schall fühlen, den sie nicht hören konnte. Wenn Herr Blyth zum Beispiel sie an seine Seite haben wollte, sobald sie zusammen im Atelier waren, und wenn sie zufällig ihn weder ansah noch ihm nahe genug stand, um berührt werden zu können, so pflegte er nur seinen Fuß oder das Ende seines Malstocks sanft gegen den Fußboden zustoßen. Die leichte Erschütterung, welche dadurch hervorgebracht wurde, teilte sich sogleich ihren Nerven mit, vorausgesetzt, dass irgendein Teil ihres Körpers den Fußboden berührte, auf dem solche Experimente gemacht wurden.

Um ihr eine Erleichterung im geselligen Verkehr zu verschaffen, wurde sie auf Valentins Veranlassung im Taubstummenalphabet unterrichtet; er und seine Frau lernten es natürlich auch und viele ihrer intimen Freunde, welche oft bei ihr waren, folgten der Madonna halber ihrem Beispiele. Sonderbar genug zog sie es häufig vor, sich unbeholfen und leise durch Zeichen und Schreiben auszudrücken, woran sie von ihrer ersten Kindheit an gewöhnt war, und ebenso sehr liebte sie es, wenn sich andere auf die nämliche Weise mit ihr verständigten. Sie bewahrte sorgfältig ihre kleine Schiefertafel mit dem zierlichen Rahmen, die stets an ihrer Seite hing, gerade wie an jenem Morgen, wo sie die Wohnung des Rektors in Rubbleford zum ersten Wal besuchte.

In einem Falle nur, und nur in diesem allein, schien ihr Unglück die Macht zu haben, ihre Ruhe ernsthaft trüben zu können. So oft es sich zufällig ereignete, dass sie allein im Finstern ging, wurde sie vom heftigsten Schrecken ergriffen. Man fand sogar, dass sie sich dann in Gegenwart anderer nicht beherrschen konnte. Ihre eigene Erklärung über die Empfindungen bei solchen Gelegenheiten geben den besten Grund für diese Charakterschwäche. »Bedenken Sie«, schrieb sie auf ihre Tafel, wenn irgend ein neuer Diener gern wissen wollte, warum sie immer des Nachts ein brennendes Licht in ihrem Schlafzimmer hätte - »bedenken Sie, dass ich in der Finsternis taub und blind dazu bin. Sie, der Sie hören können, besitzen einen Sinn, dessen Sie sich in der Dunkelheit statt des Gesichts bedienen können - Sie können sich dann Ihrer Ohren bedienen, wie Sie sich Ihrer Augen im Hellen bedienen. Da ich nun nichts höre, scheine ich alle meine Sinne zusammen zu verlieren, sobald ich auch nichts sehe, und deshalb kann ich nicht umhin, mich so einsam, hilflos und vor Schrecken außer mir zu fühlen, wenn ich im Dunkeln bin.«

Hierbei und bei allen andern Gelegenheiten bestrebte sich Valentin besonders, sie glücklich zu machen. Er war wirklich in vielen Dingen unnötig aufmerksam gegen sie und hegte ihrethalben oft Besorgnisse, welche er sich irgendjemandem, zuweilen sogar nicht einmal seiner eigenen Frau, einzugestehen schämte.

Die erste und hauptsächlichste dieser Besorgnisse war er jedoch genötigt andern mitzuteilen, um seinen eignen Seelenfrieden zu bewahren. Er hatte eine krankhafte Furcht, dass die Madonna eines Tages durch ihren Vater oder durch irgendeinen andern Verwandten aufgespürt und entdeckt werden würde. Um der Möglichkeit eines solchen unglücklichen Ereignisses vorzubeugen, beschloss er, alle Umstände, die er über die Geburt sowie über sein Zusammentreffen mit der Madonna wusste, vor Jedermann gänzlich zu verschweigen.

Angetrieben durch diesen Entschluss, schrieb er sogleich ein oder zwei Tage, nachdem das Kind in sein Haus gekommen war, an Doktor Joyce und Frau Peckover und verpflichtete sie zur größten Verschwiegenheit. Wenn sein Gewissen es zugelassen hätte, würde er das Haararmband sogleich vernichtet haben, aber da er fühlte, dass dies ein nicht zu entschuldigender Missbrauch des Vertrauens gewesen wäre, so verschloss er es mit dem Taschentuche in eines der geheimsten Fächer eines alten Bureaus, das im Atelier stand und zu dem er den Schlüssel stets an der Uhrkette trug.

Keiner von seinen Londoner Freunden erfuhr jemals, wie er zuerst mit der Madonna zusammengekommen war.

Er wies jede Nachfrage mit ein und derselben Antwort zurück. Die Umstände, pflegte er zu sagen, wären sehr traurig und derart, dass man ihn entschuldige möchte, sie mitzuteilen - ausgenommen, was ihre Taubheit beträfe, die, wie er ohne Widerstreben sagte, von einem heftigen Falle herrührte. Er sah es als einen Gefallen an, wenn die Leute ihr ganzes Leben vor ihrem Eintritte in sein Haus als gänzlich unbekannt betrachteten. Jetzt aber, da sie ein Mitglied seiner Familie geworden war, waren alle Freunde willkommen, ihre Bekanntschaft unter dem als seiner adoptierten Tochter zukommenden Namen »Fräulein Blyth« zu machen, wenn es andern ein besonderes Vergnügen gewähren würde, sie so zu nennen. Diese Methode, zudringliche Neugierde fern zu halten, war von einem bewundernswürdigen Erfolge begleitet, jedoch auf Kosten von Herrn Blyths eigenem moralischen Charakter. Gute Freunde, mit Ausnahme von sehr wenigen, welche wahrhaft mit seinem wirklichen Charakter und seinem frühern Leben bekannt waren, schüttelten ihre Köpfe und lachten im Stillen, indem sie sagten, dass das Geheimnis einfach genug wäre, um von jedem ergründet werden zu können; denn die junge Dame könnte weder mehr noch weniger als ein natürliches Kind von ihm sein. Frau Blyth war über dieses Gerücht weit aufgebrachter als ihr Gatte, der nicht der Mann danach war, sich im Geringsten um Verleumdungen zu kümmern, so lange sich dieselben bloß auf seinen eigenen Charakter beschränkten. Er würde sich jetzt vollkommen über die Bewahrung seines Geheimnisses beruhigt haben, hätte er nicht zuweilen gegen seinen Willen ein wenig Misstrauen in die Verschwiegenheit der Frau Peckover gesetzt.

Es war wirklich komisch, wenn man Herrn Blyth die Frau Peckover bei ihrem jedesmaligen Besuche in London feierlich verwarnen hörte, das wichtige Geheimnis sorgfältig zu bewahren. Ob sie nun auf einen Tag zu Besuch kam und dann wieder abreiste, oder ob sie ihre Weihnachtsfeiertage bei ihnen verlebte, zu welcher Zeit ihr Mann gewöhnlich an einem der kleineren Theater in London engagiert war, - Valentins Willkommen schloss immer aufgeregt mit der misstrauischen Frage: »Entschuldigen Sie mich, Frau Peckover, dass ich Sie frage, aber sind Sie vollkommen überzeugt, dass Sie alles, was Sie von der kleinen Marie und ihrer Mutter wissen, seitdem Sie zum letzten Mal hier gewesen sind, vor nachforschenden Leuten gehörig verborgen gehalten haben?« Hierauf antwortete gewöhnlich Frau Peckover immer aufgeregt und mit demselben spöttischen Nachdrucke: »Gehörig verborgen, sagten Sie, mein Herr? Natürlich, ich halte das, was ich weiß, gehörig verborgen; denn ich kann, wie es sich von selbst versteht, meinen Mund halten. Zu meiner Zeit, mein Herr, pflegten immer Zwei dazu zu gehören, Verstecken und Suchen zu spielen. Ich möchte wohl in aller Welt wissen, wer die kleine Marie suchen könnte?«

Bemerkung zum achten Kapitel.

Ich weiß nicht, ob irgendein Versuch in englischen Romanen gemacht worden ist, den Charakter eines Taubstummen einfach und genau nach der Natur darzustellen; oder mit andern Worten, um die besondern Wirkungen anzugeben, welche durch den Verlust des Gehörs und der Sprache in dem Charakter einer derart heimgesuchten Person hervorgebracht werden. Die berühmte Fenella in Scotts »Peveril vom Gipfel«, stellt sich scheinbar taub und stumm, und die ganze Reihe stummer Personen auf der Bühne hat, soweit meine Erfahrung reicht, die merkwürdige Fähigkeit, immer zu hören, was zu ihnen gesagt wird. Als mir zuerst die Idee einfiel, den Charakter eines Taubstummen so naturgetreu als möglich darzustellen, fand ich die Schwierigkeit, mir erreichbare und zuverlässige Hilfsmittel zu verschaffen, nach denen ich arbeiten könnte, weit größer, als ich es mir vorher gedacht hatte; ja fast so groß, dass ich meinen Plan beinahe hätte aufgeben müssen, wäre mir nicht durch einen glücklichen Zufall Doktor Kittos köstliches, kleines Buch »die verlorenen Sinne« in die Hände gekommen. In der ersten Abteilung dieses Werkes, welche des Verfassers interessante und rührende Erzählung seiner eigenen Empfindungen bei dem gänzlichen Verluste des Gehörs und die daraus folgenden Wirkungen auf die Fähigkeiten der Sprache enthält, wird meine Autorität für die meisten jener Züge in dem Charakter der Madonna gefunden werden, welche besonders und unmittelbar mit der Darstellung jenes Verlustes, den sie erlitten hat, in Zusammenhang stehen. Der moralische Zweck, welcher durch die Einführung einer solchen Person wie diese, so wie durch den verwandten Charakter der Frau des Malers erreicht werden soll, liegt, das darf ich wohl hoffen, so klar am Tage, dass es wohl kaum für mich nötig ist, ihn auch nur dem sorglosesten Leser anzudeuten. Ich kenne nichts, was unsern Glauben an die bessern Eigenschaften der menschlichen Natur mehr befestigt, als die Überzeugung davon, mit welcher Geduld und Heiterkeit die schwersten körperlichen Leiden zum größten Teile von den damit befallenen Unglücklichen ertragen werden können, und zu gleicher Zeit auch die Wahrnehmung, was für Elemente der Güte und des Edelmuts das Schauspiel jener Leiden in den Personen jenes kleinen Kreises zu Tage fördert, von dem der Leidende umgeben ist.

Die immer glänzende Seite, der immer edle und tröstende Anblick alles menschlichen Leidens und das Streben, dieses Andern so wahrhaft, so würdig und so zart darzustellen, wie man es nur vermag, scheint mir ein passender Gegenstand für jeden Schriftsteller zu sein, der sich an die besten und willigsten Sympathien seiner Leser zu wenden wünscht.


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