Zwei Schicksalswege

Das verdunkelte ZimmerTHE DARKENED ROOM.
Der kleine Herr tritt an mein Bett. Sein seidiges weißes Haar fließt über seine Schultern, er blickt uns mit blassblauen Augen an und verneigt sich in ernster, gedrückter Weise, indem er einfach sagt: »Sein Sie willkommen in meinem Hause, meine Herren.«THE little gentleman advances to my bedside. His silky white hair flows over his shoulders; he looks at us with faded blue eyes; he bows with a sad and subdued courtesy, and says, in the simplest manner, "I bid you welcome, gentlemen, to my house."
Wir begnügen uns nicht mit einem bloßen Dank, sondern versuchen natürlich uns wegen unseres Überfalls zu entschuldigen. Unser Wirt aber schneidet gleich die ersten Worte darüber ab, indem er seinerseits um Entschuldigung bittet.We are not content with merely thanking him; we naturally attempt to apologize for our intrusion. Our host defeats the attempt at the outset by making an apology on his own behalf.
»Ich ließ eben meinen Diener rufen,« fährt er fort, »und da erfuhr ich erst, dass Sie hier sind. Man hat sich hier im Hause daran gewöhnt mich bei meinen Büchern nicht zu stören. Nehmen Sie also meine Entschuldigung gütigst an,« setzt er, sich zu mir wendend, hinzu, »es war nicht recht, dass ich mich und mein Haus Ihnen nicht früher zur Verfügung stellte. Sie haben einen Unfall erlitten, wie ich mit Bedauern höre, gestatten Sie, dass ich nach ärztlicher Hilfe sende? Ich lege Ihnen diese Frage etwas eilig vor, da der nächste Arzt in beträchtlicher Entfernung von hier wohnt und Gefahr im Verzuge sein könnte.«"I happened to send for my servant a minute since," he proceeds, "and I only then heard that you were here. It is a custom of the house that nobody interrupts me over my books. Be pleased, sir, to accept my excuses," he adds, addressing himself to me, "for not having sooner placed myself and my household at your disposal. You have met, as I am sorry to hear, with an accident. Will you permit me to send for medical help? I ask the question a little abruptly, fearing that time may be of importance, and knowing that our nearest doctor lives at some distance from this house."
Er wählt seine Worte mit zierlicher Genauigkeit, während er spricht und macht daher mehr den Eindruck als diktiere er einen Brief, als dass er in einfacher Unterhaltung begriffen ist. In seinem Gesicht spiegelt sich der Zug von Trübsinn ab, der durch sein Wesen geht, die Trübsal muss ihm eine alte Bekannte sein und sie scheinen sich seit lange aneinander gewöhnt zu haben. Der Schatten eines tiefen Kummers hat sich ruhig und undurchdringlich über den ganzen Menschen ausgebreitet, ich entdecke ihn in den verblichenen blauen Augen, auf der hohen Stirn, auf den zarten Lippen, wie auf den bleichen, eingefallenen Wangen. Trotz seiner höflichen Begrüßung nimmt in mir die unbehagliche Überzeugung zu, dass wir ihm eine unangenehme Störung bereiten. Ich erkläre ihm, dass ich meine Wunde selbst behandeln kann, da ich selbst Arzt bin und dann komme ich auf meine unterbrochene Entschuldigungsrede zurück. Ich versichere ihn, dass wir erst soeben erfahren haben, wie unser Führer meinen Reisegefährten und mich, auf seine eigene Verantwortung hin, in dieses Haus gebracht hätte. Wie vorhin der Führer, so sieht mich Mr. Dunross jetzt an, als ob er keine Idee hat, was meine Selbstvorwürfe und Entschuldigungen eigentlich bedeuten sollen. Endlich scheint es ihm klar zu werden und ein schwaches Lächeln geht über sein Gesicht, indem er mir sanft und väterlich die Hand auf die Schulter legt.He speaks with a certain quaintly precise choice of words--more like a man dictating a letter than holding a conversation. The subdued sadness of his manner is reflected in the subdued sadness of his face. He and sorrow have apparently been old acquaintances, and have become used to each other for years past. The shadow of some past grief rests quietly and impenetrably over the whole man; I see it in his faded blue eyes, on his broad forehead, on his delicate lips, on his pale shriveled cheeks. My uneasy sense of committing an intrusion on him steadily increases, in spite of his courteous welcome. I explain to him that I am capable of treating my own case, having been myself in practice as a medical man; and this said, I revert to my interrupted excuses. I assure him that it is only within the last few moments that my traveling companion and I have become aware of the liberty which our guide has taken in introducing us, on his own sole responsibility, to the house. Mr. Dunross looks at me, as if he, like the guide, failed entirely to understand what my scruples and excuses mean. After a while the truth dawns on him. A faint smile flickers over his face; he lays his hand in a gentle, fatherly way on my shoulder.
»Wir sind hier an unsere schottländische Gastfreundschaft so gewöhnt, dass wir kaum begreifen, wie ein Fremder Anstand nehmen kann, sie in Anspruch zu nehmen. Ihr Führer ist keineswegs zu tadeln meine Herren, denn in jedem Hause auf der Insel, in dem ein Zimmer übrig ist, steht stets ein Fremdenzimmer zur Benutzung bereit. Wenn Sie Ihr Weg hier vorüberführt, ist es natürlich, dass Sie bei mir wohnen und meine Gäste sind, so lange es Ihnen gefällt und wenn Sie weiterreisen, erfülle ich nur meine Pflicht als guter Schottländer, wenn ich Sie bis zum nächsten Ziele Ihrer Reise begleite, um Ihnen dort Glück auf den Weg zu wünschen. Was anderswo in vergangenen Jahrhunderten Sitte war, ist hier modern. Bitte geben Sie meinem Diener alle zu Ihrer Bequemlichkeit erforderlichen Befehle, gerade so ungezwungen, wie Sie es in ihrer eigenen Häuslichkeit tun würden.« Er dreht sich um und klingelt mit einer Handklingel, die auf dem Tische steht, während er zu uns spricht und erblickt dabei auf dem Gesichte unseres Führers die deutlichen Anzeichen, dass er sich durch meine verletzenden Äußerungen beleidigt fühlt."We are so used here to our Shetland hospitality," he says, "that we are slow to understand the hesitation which a stranger feels in taking advantage of it. Your guide is in no respect to blame, gentlemen. Every house in these islands which is large enough to contain a spare room has its Guests' Chamber, always kept ready for occupation. When you travel my way, you come here as a matter of course; you stay here as long as you like; and, when you go away, I only do my duty as a good Shetlander in accompanying you on the first stage of your journey to bid you godspeed. The customs of centuries past elsewhere are modern customs here. I beg of you to give my servant all the directions which are necessary to your comfort, just as freely as you could give them in your own house." He turns aside to ring a hand-bell on the table as he speaks; and notices in the guide's face plain signs that the man has taken offense at my disparaging allusion to him.
»Fremde sind mit unseren Sitten unbekannt, Andreas,« sagt der Meister der Bücher, »aber wir verstehn einander und das genügt.«"Strangers cannot be expected to understand our ways, Andrew," says The Master of Books. "But you and I understand one another--and that is enough."
Des Führers rohes Gesicht strahlt vor Freude. Hätte ein gekröntes Haupt von seinem Throne aus herablassend mit ihm gesprochen, so konnte er auf die genossene Ehre nicht stolzer sein, als seine Züge es eben ausdrückten. Er macht einen plumpen Versuch die Hand des Meisters zu ergreifen und zu küssen, was Mr. Dunross aber verhindert, indem er ihm leise den Kopf zurückhält. Darauf sieht der Führer mich und meinen Freund mit einer Genugtuung an, als wäre ihm die größeste Ehre zu Teil geworden, die einem irdischen Wesen widerfahren konnte. Des Meisters Hand hatte ihn ja freundlich berührt! Im nächsten Augenblick erscheint auf den Ruf der Klingel der Reitknechtgärtner in der Tür.The guide's rough face reddens with pleasure. If a crowned king on a throne had spoken condescendingly to him, he could hardly have looked more proud of the honor conferred than he looks now. He makes a clumsy attempt to take the Master's hand and kiss it. Mr. Dunross gently repels the attempt, and gives him a little pat on the head. The guide looks at me and my friend as if he had been honored with the highest distinction that an earthly being can receive. The Master's hand had touched him kindly! In a moment more, the gardener-groom appears at the door to answer the bell.
»Bringe den Medizinkasten hierher, Peter,« sagt Mr. Dunroß, »und pflege diesen Herrn, der durch einen Unfall an das Bett gefesselt ist, so sorgsam, als pflegtest Du mich selbst. Klingeln wir beide zu gleicher Zeit, so hol Du Dir erst die Befehle dieses Herrn. Das notwendige Leinenzeug liegt doch im Wäschschrank ohne Zweifel bereit? Gut, gut. Geh nun und bestelle bei der Köchin ein gutes Mittagsmahl und hole eine Flasche von dem alten Madeira aus dem Keller. Für heute wenigstens wird die Tafel hier in diesem Zimmer hergerichtet, so wird es den beiden Herren, denke ich, am behaglichsten ein. Komm in fünf Minuten wieder herein, im Fall man Deiner bedarf und beweise meinen Gästen, Peter, dass ich mich nicht irrte, indem ich Dich als einen ebenso guten Krankenwärter ausgab, als Du ein treuer Diener bist.« Über das ihm von seinem Meister ausgesprochene Vertrauen fühlt sich der stille, zuverlässige Peter ebenso beglückt, als vorhin der Führer über die freundliche Liebkosung, die ihm der Meister zu Teil werden ließ. Beide Männer verlassen das Zimmer zugleich."You will move the medicine-chest into this room, Peter," says Mr. Dunross. "And you will wait on this gentleman, who is confined to his bed by an accident, exactly as you would wait on me if I were ill. If we both happen to ring for you together, you will answer his bell before you answer mine. The usual changes of linen are, of course, ready in the wardrobe there? Very good. Go now, and tell the cook to prepare a little dinner; and get a bottle of the old Madeira out of the cellar. You will spread the table, for to-day at least, in this room. These two gentlemen will be best pleased to dine together. Return here in five minutes' time, in case you are wanted; and show my guest, Peter, that I am right in believing you to be a good nurse as well as a good servant." The silent and surly Peter brightens under the expression of the Master's confidence in him, as the guide brightened under the influence of the Master's caressing touch. The two men leave the room together.
Die Pause, die augenblicklich im Gespräch eintritt, nehmen wir wahr, um uns unserem Wirte vorzustellen und ihn von den Umständen zu unterrichten, die unseren Besuch auf Schottland veranlassen. Er hört uns in seiner ernsten, höflichen Weise an, richtet aber keine Frage über unsere Angehörigen an uns und zeigt keinerlei Interesse für die Regierungsyacht oder die Kommission für die Leuchttürme des Nordens. In Mr. Dunroß ist entschieden jeder Anteil an den Ereignissen der Außenwelt, jede Wissbegierde über Personen von Rang und Bedeutung erstorben. Ihm ist seit zwanzig Jahren der kleine Kreis seiner Pflichten und Beschäftigungen die Welt geworden. Für diesen Mann hat das Leben seinen unschätzbaren Wert verloren und wenn der Tod kommen wird, empfängt er diesen König der Schrecken, wie er den letzten seiner Gäste empfangen hat.We take advantage of the momentary silence that follows to introduce ourselves by name to our host, and to inform him of the circumstances under which we happen to be visiting Shetland. He listens in his subdued, courteous way; but he makes no inquiries about our relatives; he shows no interest in the arrival of the Government yacht and the Commissioner for Northern Lights. All sympathy with the doings of the outer world, all curiosity about persons of social position and notoriety, is evidently at an end in Mr. Dunross. For twenty years the little round of his duties and his occupations has been enough for him. Life has lost its priceless value to this man; and when Death comes to him he will receive the king of terrors as he might receive the last of his guests.
»Kann ich noch irgend etwas für Sie tun, ehe ich zu meinen Büchern zurückkehre?« sagt er, mehr zu sich selbst, als zu uns sprechend."Is there anything else I can do," he says, speaking more to himself than to us, "before I go back to my books?"
Indem er diese Frage tut, fällt ihm noch etwas ein und er wendet sich mit seinem matten, trüben Lächeln an meinen Freund: »Ich fürchte für Sie, mein Herr, wird dieses Leben allzu einförmig sein. Wenn Ihnen das Angeln Vergnügen macht, kann ich Ihnen dazu behilflich sein. Es gibt sehr viele Fische im See und ich habe einen Gartenjungen, der Ihnen mit Freuden im Kahn zu Diensten sein wird.«Something else occurs to him, even as he puts the question. He addresses my companion, with his faint, sad smile. "This will be a dull life, I am afraid, sir, for you. If you happen to be fond of angling, I can offer you some little amusement in that way. The lake is well stocked with fish; and I have a boy employed in the garden, who will be glad to attend on you in the boat."
Da mein Freund mit Vergnügen angelt, nimmt er freudig das Anerbieten an. Ehe er zu seinen Büchern zurück kehrt, richtet der Meister noch einige Worte an mich.My friend happens to be fond of fishing, and gladly accepts the invitation. The Master says his parting words to me before he goes back to his books.
»Solange Sie so unglücklich sind an das Zimmer gefesselt zu sein, Mr. Germaine, können Sie sich sicher der Pflege meines Dieners Peter anvertrauen. Er hat den Vorzug bei Kranken ein sehr stiller, ruhiger Wärter zu sein und doch ist er in seiner rückhaltenden Weise sehr sorgsam und vorsichtig. Was die leichteren Pflichten, wie ich sie bezeichnen möchte, als Vorlesen, Ihre Briefe schreiben, so lange Ihre rechte Hand dazu unfähig ist, die Temperatur des Zimmers regeln und so weiter, an Ihrem Krankenlager anlangt, so glaube ich fast, wenn ich es auch nicht bestimmt versprechen kann, dass eine andere Person, deren ich bis jetzt noch nicht Erwähnung tat, diese übernehmen wird. Wir werden ja sehn, wie sich das in einigen Stunden gestaltet, bis dahin, mein Herr, gestatten Sie mir, dass ich Ihnen Ruhe gönne.«"You may safely trust my man Peter to wait on you, Mr. Germaine, while you are so unfortunate as to be confined to this room. He has the advantage (in cases of illness) of being a very silent, undemonstrative person. At the same time he is careful and considerate, in his own reserved way. As to what I may term the lighter duties at your bedside such as reading to you, writing your letters for you while your right hand is still disabled, regulating the temperature in the room, and so on--though I cannot speak positively, I think it likely that these little services may be rendered to you by another person whom I have not mentioned yet. We shall see what happens in a few hours' time. In the meanwhile, sir, I ask permission to leave you to your rest."
Mit diesen Worten verlässt er das Zimmer so leicht, wie er es betreten hat und seine beiden Gäste bleiben in dankbarer Betrachtung über Schottlands Gastfreundschaft zurück. Die letzten Worte unseres Wirtes haben uns in große Spannung versetzt und wir tauschen mehr oder minder geistreiche Vermutungen über diese »andere Person« ohne Namen durch, die mich möglicherweise pflegen wird, bis unsere Gedanken durch das Erscheinen des Mittagsmahles eine andere Richtung bekommen.With those words, he walks out of the room as quietly as he walked into it, and leaves his two guests to meditate gratefully on Shetland hospitality. We both wonder what those last mysterious words of our host mean; and we exchange more or less ingenious guesses on the subject of that nameless "other person" who may possibly attend on me--until the arrival of dinner turns our thoughts into a new course.
Die wenigen Gänge sind vorzüglich gekocht und mit großem Geschmack angerichtet. Ich bin aber zu müde, um viel zu essen und belebe meine Kräfte nur durch ein Glas von dem alten Madeira. Während des Mahles machen wir unsere Zukunftspläne, da unsere Rückkehr auf die Yacht, im Hafen von Berwick am nächsten Tage spätestens erwartet wird. Wie die Sachen stehn, muss mein Begleiter, um unsere Freunde vor unnützen Sorgen über mein Ergehn zu bewahren, allein zum Schiff zurückkehren. Am folgenden Tage versprach ich einen Bericht über mein Befinden an Bord zu senden und der Bote sollte dann meinen Mantelsack mit zurückbringen.The dishes are few in number, but cooked to perfection and admirably served. I am too weary to eat much: a glass of the fine old Madeira revives me. We arrange our future plans while we are engaged over the meal. Our return to the yacht in Lerwick harbor is expected on the next day at the latest. As things are, I can only leave my companion to go back to the vessel, and relieve the minds of our friends of any needless alarm about me. On the day after, I engage to send on board a written report of the state of my health, by a messenger who can bring my portmanteau back with him.
Auf meinen Wunsch geht mein Freund, nachdem Alles verabredet ist, nach dem See, um sein Glück im Angeln zu versuchen. Aus dem wohlgefüllten Medizinkasten verbinde ich mit Peters Hilfe meine Wunde, hülle mich in den behaglichen Schlafrock, der immer im Fremdenzimmer bereitgehalten wird und lege mich wieder auf mein Bett, um die heilende Kraft des Schlafes zu erproben.These arrangements decided on, my friend goes away (at my own request) to try his skill as an angler in the lake. Assisted by the silent Peter and the well-stocked medicine-chest, I apply the necessary dressings to my wound, wrap myself in the comfortable morning-gown which is always kept ready in the Guests' Chamber, and lie down again on the bed to try the restorative virtues of sleep.
Der stille Peter geht, ehe er das Zimmer verlässt, an das Fenster und fragt mich in möglichst wenigen Worten, ob er die Vorhänge vorziehen soll, worauf ich, da ich schon schläfrig bin, in noch wenigeren Worten verneinend antworte. Ich liebe es nicht, wenn das erheiternde Tageslicht ausgeschlossen wird, meiner krankhaften Phantasie erscheint das augenblicklich wie die Vorbereitung zu einer langen Krankheit.Before he leaves the room, silent Peter goes to the window, and asks in fewest possible words if he shall draw the curtains. In fewer words still--for I am feeling drowsy already--I answer No. I dislike shutting out the cheering light of day. To my morbid fancy, at that moment, it looks like resigning myself deliberately to the horrors of a long illness.
Außerdem steht ja die Klingel an meinem Bett und ich kann Peter in jedem Augenblick hier haben, wenn mich das Licht am Schlafen hindert. Das ist Peter auch einleuchtend, er nickt mit dem Kopfe und geht hinaus. Für einige Augenblicke liege ich in müßiger Betrachtung über das Feuer, das mir Gesellschaft leistet. Inzwischen lindern der Verband an meiner Wunde und die Bähung an meiner verrenkten Hand die Schmerzen, die ich bis dahin empfand und allmälig scheint das helle Feuer zu verlöschen, der Schlaf bemächtigt sich meiner mehr und mehr und alle meine Sorgen sind vergessen.The hand-bell is on my bedside table; and I can always ring for Peter if the light keeps me from sleeping. On this understanding, Peter mutely nods his head, and goes out. For some minutes I lie in lazy contemplation of the companionable fire. Meanwhile the dressings on my wound and the embrocation on my sprained wrist steadily subdue the pains which I have felt so far. Little by little, the bright fire seems to be fading. Little by little, sleep steals on me, and all my troubles are forgotten.
Nach scheinbar langem Schlaf erwache ich und fühle im Erwachen die Verwirrung, die jeder an sich wahrnimmt, der zuerst die Augen in einem fremden Bett und in einem unbekannten Zimmer öffnet. Allmälig sammle ich meine Gedanken, finde mein Erstaunen aber durch einen geringfügigen, seltsamen Umstand gesteigert. Die Vorhänge, die ich Peter verhinderte vorzuziehn, sind zu, fest zugezogen, so dass das ganze Zimmer in tiefes Dunkel gehüllt ist. Was mich aber noch mehr verwundert, ist, dass ein hoher Bettschirm ganz ausgespannt vor dem Feuer steht und das Licht, das dieses sonst verbreiten würde, so abschließt, dass es nur die Decke beleuchtet. Ich bin ganz in Dunkel gehüllt. Ist es denn schon Nacht?I wake, after what seems to have been a long repose--I wake, feeling the bewilderment which we all experience on opening our eyes for the first time in a bed and a room that are new to us. Gradually collecting my thoughts, I find my perplexity considerably increased by a trifling but curious circumstance. The curtains which I had forbidden Peter to touch are drawn--closely drawn, so as to plunge the whole room in obscurity. And, more surprising still, a high screen with folding sides stands before the fire, and confines the light which it might otherwise give exclusively to the ceiling. I am literally enveloped in shadows. Has night come?
In müßigem Erstaunen wende ich meinen Kopf auf dem Kopfkissen um und sehe auf die andere Seite meines Bettes.In lazy wonder, I turn my head on the pillow, and look on the other side of my bed.
So dunkel es auch ist, entdecke ich doch sofort, dass ich nicht allein bin. Eine dunkle Gestalt steht an meinem Bette und ich erkenne an den unklaren Linien des Gewandes, dass es die Gestalt einer Frau ist. Mir scheint, als sehe ich, wenn ich meine Augen anstrenge, einen wallenden, schwarzen Gegenstand, der ihren Kopf bedeckt und wie ein weiter Schleier um die Schultern fällt. Obgleich ihr Gesicht mir zugewendet ist, kann ich keinen Zug darin unterscheiden. Sie steht wie eine Statue, deren gekreuzte Hände sich gegen die dunkle Masse ihres Kleides deutlich abheben, das sehe ich - aber nichts mehr.Dark as it is, I discover instantly that I am not alone. A shadowy figure stands by my bedside. The dim outline of the dress tells me that it is the figure of a woman. Straining my eyes, I fancy I can discern a wavy black object covering her head and shoulders which looks like a large veil. Her face is turned toward me, but no distinguishing feature in it is visible. She stands like a statue, with her hands crossed in front of her, faintly relieved against the dark substance of her dress. This I can see--and this is all.
Nach einem Augenblick des Schweigens erhebt das schattenhafte Wesen seine Stimme und spricht zuerst.There is a moment of silence. The shadowy being finds its voice, and speaks first.
»Hoffentlich fühlen Sie sich nach dem Schlafe wohler, mein Herr?«"I hope you feel better, sir, after your rest?"
Die leise Stimme hat eine gewisse Weichheit im Klange, die mein Ohr wohltuend berührt, die Sprechweise ist entschieden die einer feingebildeten Person. Nachdem ich der unbekannten und nur halbsichtbaren Dame ihre Frage beantwortet habe, richte ich die unvermeidliche Frage an sie: »Mit wem habe ich die Ehre zu speechen?«The voice is low, with a certain faint sweetness or tone which falls soothingly on my ear. The accent is unmistakably the accent of a refined and cultivated person. After making my acknowledgments to the unknown and half-seen lady, I venture to ask the inevitable question, "To whom have I the honor of speaking?"
Die Dame erwidert: »Ich bin Miss Dunroß und möchte, wenn Sie nichts dawider haben, Peter bei Ihrer Pflege behilflich sein.«The lady answers, "I am Miss Dunross; and I hope, if you have no objection to it, to help Peter in nursing you."
Das also war die geheimnisvoll von unserem Wirte erwähnte »andere Person«! Sofort fällt mir Miss Dunroß's heldenmütiges Benehmen gegen ihre armen, heimgesuchten Nachbarn ein und ich gedenke des schmerzlichen Erfolges ihrer Aufopferung für Andere, durch die sie nun selbst unheilbar krank ist. Hundertfach wächst mein Verlangen die Dame zu sehen, deutlich erkennen zu können und ich bitte sie also das Maß ihrer Güte voll zu machen, indem sie mir sagt, warum das Zimmer so verdunkelt ist. »Es ist doch sicher noch nicht Nacht?« sage ich.This, then, is the "other person" dimly alluded to by our host! I think directly of the heroic conduct of Miss Dunross among her poor and afflicted neighbors; and I do not forget the melancholy result of her devotion to others which has left her an incurable invalid. My anxiety to see this lady more plainly increases a hundred-fold. I beg her to add to my grateful sense of her kindness by telling me why the room is so dark "Surely," I say, "it cannot be night already?"
»Sie haben nicht mehr als zwei Stunden geschlafen,« antwortet sie, »inzwischen ist der Nebel verschwunden und die Sonne scheint.«"You have not been asleep," she answers, "for more than two hours. The mist has disappeared, and the sun is shining."
Ich nehme die Klingel zur Hand, die neben mir auf dem Tische steht.I take up the bell, standing on the table at my side.
»Soll ich nach Peter klingeln, Miss Dunroß?«"May I ring for Peter, Miss Dunross?"
»Um die Vorhänge zu öffnen, Mr. Germaine?«"To open the curtains, Mr. Germaine?"
»Ja, wenn Sie es gestatten, ich möchte gern den Sonnenschein sehen.«"Yes--with your permission. I own I should like to see the sunlight."
»So will ich Ihnen Peter gleich schicken.«"I will send Peter to you immediately."
Die Schattengestalt meiner neuen Pflegerin gleitet hinaus. Wenn ich sie nicht zurückhalte, hat die Dame, die ich zu sehen so begierig bin, das Zimmer verlassen.The shadowy figure of my new nurse glides away. In another moment, unless I say something to stop her, the woman whom I am so eager to see will have left the room.
»O bitte, bleiben Sie!« sage ich, »ich möchte Sie um keinen Preis mit einer unbedeutenden Bestellung bemühen. So wie ich klingle wird der Diener ja kommen.«"Pray don't go!" I say. "I cannot think of troubling you to take a trifling message for me. The servant will come in, if I only ring the bell."
Mehr in Dunkel gehüllt, denn zuvor, bleibt sie zwischen meinem Bett und der Tür stehn und sagt traurig:She pauses--more shadowy than ever--halfway between the bed and the door, and answers a little sadly:
»Während ich im Zimmer bin wird Peter das Tageslicht nicht hinein lassen, er schloss auf mein Geheiß die Vorhänge.«"Peter will not let in the daylight while I am in the room. He closed the curtains by my order."
Das setzt mich in Erstaunen! Warum sollte Peter das Zimmer dunkel machen, so lange Miss Dunroß darin war? Hat sie so schwache Augen? Doch, dann würde sie sie ja durch einen Schirm schützen und so dunkel es auch ist, sehe ich doch genau, dass sie desgleichen nicht trägt. Warum ist das Zimmer dunkel gemacht, wenn nicht um ihretwillen? Diese Frage wage ich nicht an sie zu richten und entschuldige mich also nur höflichst.The reply puzzles me. Why should Peter keep the room dark while Miss Dunross is in it? Are her eyes weak? No; if her eyes were weak, they would be protected by a shade. Dark as it is, I can see that she does not wear a shade. Why has the room been darkened--if not for me? I cannot venture on asking the question--I can only make my excuses in due form.
»Kranke sind so selbstsüchtig,« sage ich, »ich glaubte Sie hätten die Stube meinetwegen dunkel gemacht.«"Invalids only think of themselves," I say. "I supposed that you had kindly darkened the room on my account."
Sie naht sich wieder leise meinem Bette ehe sie spricht und dann sagt sie mir diese seltsamen Worte:She glides back to my bedside before she speaks again. When she does answer, it is in these startling words:
»Sie irren sich, Mr. Germaine, das Zimmer ist nicht um Ihretwillen, sondern um meinetwillen verdunkelt.«"You were mistaken, Mr. Germaine. Your room has been darkened--not on your account, but on mine."


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