Achtundvierzigstes KapitelCHAPTER XXXIX - THE MYSTERY OF THE HOSPITAL
Am nächsten Morgen verließ Lord Harry das Haus in Begleitung des Doktors. ON the next morning Lord Harry left the cottage, accompanied by the doctor.
Nach langer Abwesenheit kam er allein zurück. Die schlimmsten Vermutungen seiner Gattin, die durch das, was Fanny ihr mitgeteilt hatte, wach geworden waren, wurden mehr als bestätigt durch die auffallende Veränderung, die sie jetzt an ihm wahrnahm. Seine Augen waren blutunterlaufen, sein Gesicht entstellt und seine Bewegungen langsam und matt. Er sah aus wie ein Mann, der durch einen inneren Konflikt heftig mitgenommen und fortwährend in Angst und Furcht erhalten war. After a long absence, he returned alone. His wife's worst apprehensions, roused by what Fanny had told her, were more than justified, by the change which she now perceived in him. His eyes were bloodshot, his face was haggard, his movements were feeble and slow. He looked like a man exhausted by some internal conflict, which had vibrated between the extremes of anger and alarm.
»Ich bin zum Tode müde«, sagte er; »gib mir ein Glas Wein!« "I'm tired to death," he said; "get me a glass of wine."
Rasch kam sie seinem Wunsche nach und wartete ängstlich auf die belebende Wirkung des Reizmittels. She waited on him with eager obedience, and watched anxiously for the reviving effect of the stimulant.
Ohne ihn anzusehen sagte Iris: The little irritabilities which degrade humanity only prolong their mischievous existence, while the surface of life stagnates in calm. Their annihilation follows when strong emotion stirs in the depths, and raises the storm. The estrangement of the day before passed as completely from the minds of the husband and wife--both strongly agitated--as if it had never existed. All-mastering fear was busy at their hearts; fear, in the woman, of the unknown temptation which had tried the man; fear, in the man, of the tell-tale disturbance in him, which might excite the woman's suspicion. Without venturing to look at him, Iris said:
»Du scheinst schlechte Nachrichten bekommen zu haben?« "I am afraid you have heard bad news?"
Ebenfalls ohne aufzublicken, antwortete Lord Harry: Without venturing to look at her, Lord Harry answered:
»Ja, auf dem Zeitungsbureau.« "Yes, at the newspaper office."
Sie wusste, dass er sie belog, und sie fühlte, dass er es wusste. Eine Zeit lang sprachen beide kein Wort. She knew that he was deceiving her; and he felt that she knew it. For awhile, they were both silent. From time to time, she anxiously stole a look at him. His mind remained absorbed in thought. There they were, in the same room--seated near each other; united by the most intimate of human relationships--and yet how far, how cruelly far, apart!
Die trägsten aller langsamen Minuten, die Minuten, die der Zweifel zählt, schlichen zögernd und immer zögernder dahin, bevor die ersten Anzeichen einer Veränderung sichtbar wurden. Er hob sein niedergesunkenes Haupt. Traurig und verlangend blickte er nach ihr hin. Der untrügliche Instinkt bewog sie, ihn anzureden. The slowest of all laggard minutes, the minutes which are reckoned by suspense, followed each other tardily and more tardily, before there appeared the first sign of a change. He lifted his drooping head. Sadly, longingly, he looked at her. The unerring instinct of true love encouraged his wife to speak to him.
»Ich wünschte, ich könnte Dir Deine Sorgen erleichtern«, sagte sie einfach. »Gibt es denn wirklich nichts, wodurch ich Dir helfen kann?« "I wish I could relieve your anxieties," she said simply. "Is there nothing I can do to help you?"
»Komm her zu mir, Iris!« "Come here, Iris."
Sie stand auf und ging zu ihm. In den vergangenen Tagen der Flitterwochen und ihrer süßen Tändeleien hatte sie oft auf seinen Knien gesessen. Er zog sie auch jetzt wieder auf seine Knie und schlang seinen Arm um sie. She rose and approached him. In the past days of the honeymoon and its sweet familiarities, he had sometimes taken her on his knee. He took her on his knee now, and put his arm round her.
»Gib mir einen Kuss!« sagte er. "Kiss me," he said.
Aus vollem Herzen küsste sie ihn. Er seufzte schwer; seine Augen ruhten auf ihr mit einem vertrauensvollen, bittenden Blicke, den sie noch niemals in ihnen bemerkt hatte. With all her heart she kissed him. He sighed heavily; his eyes rested on her with a trustful appealing look which she had never observed in them before.
»Warum trägst Du Bedenken, mir Dein Vertrauen zu schenken?« fragte sie. »Liebster Harry, glaubst Du denn, ich könnte nicht sehen, dass Dich etwas bedrückt?« "Why do you hesitate to confide in me?" she asked. "Dear Harry, do you think I don't see that something troubles you?"
»Ja«, sagte er, »ich bedaure wirklich etwas!« "Yes," he said, "there is something that I regret."
»Was denn?« "What is it?"
»Iris«, antwortete er, »ich bin betrübt darüber, dass ich Vimpany aufgefordert habe, zu uns zu kommen.« "Iris," he answered, "I am sorry I asked Vimpany to come back to us."
Bei diesem unerwarteten Bekenntnis überflog ein leuchtender Strahl der Freude und des Stolzes das Gesicht seiner jungen Frau. Wiederum war es der untrügliche Instinkt der wahren Liebe, welcher sie zur Entdeckung der Wahrheit führte. Ihre Ansicht über seinen schlechten Freund musste sich im Laufe der geheimen Unterredung am heutigen Tage als zutreffend erwiesen haben. In der Absicht, ihren Gatten zu etwas Schlimmem zu verleiten, hatte Vimpany Worte ausgesprochen, die diesen verletzten und beleidigten. Das Ergebnis war, wie sie kaum zweifeln konnte, die Wiederherstellung ihres Einflusses im Hause - ob nur für eine Zeit lang oder für immer, darnach in diesem Augenblicke des Glückes zu forschen, lag nicht in ihrer Natur. At that unexpected confession, a bright flush of joy and pride overspread his wife's face. Again, the unerring instinct of love guided her to discovery of the truth. The opinion of his wicked friend must have been accidentally justified, at the secret interview of that day, by the friend himself! In tempting her husband, Vimpany had said something which must have shocked and offended him. The result, as she could hardly doubt, had been the restoration of her domestic influence to its helpful freedom of control--whether for the time only it was not in her nature, at that moment of happiness, to inquire.
»Ich bin auch«, sagte sie, »von Herzen froh darüber, Dich allein nach Hause kommen zu sehen.« "After what you have just told me," she ventured to say, "I may own that I am glad to see you come home, alone."
Sie lebte der Hoffnung, dass der freundschaftliche Verkehr zwischen den beiden Männern nun zu Ende sei. Harrys Antwort enttäuschte sie bitter. In that indirect manner, she confessed the hope that friendly intercourse between the two men had come to an end. His reply disappointed her.
»Vimpany«, sagte er, »ist nur in Paris geblieben, um einen Empfehlungsbrief abzugeben. Er wird später nachkommen.« "Vimpany only remains in Paris," he said, "to present a letter of introduction. He will follow me home."
»Bald?« fragte sie traurig. "Soon?" she asked, piteously.
»Ich denke, zum Diner.« Sie saß immer noch auf seinen Knien. Zärtlich drückte sie sein Arm an sich, als er sagte: »Hoffentlich wirst Du heute mit uns speisen, Iris?« "In time for dinner, I suppose." She was still sitting on his knee. His arm pressed her gently when he said his next words, "I hope you will dine with us to-day, Iris?"
»Ja - wenn Du es wünschest.« "Yes--if you wish it."
»Ich wünsche es sogar sehr. Es schreckt mich etwas davon ab, mit Vimpany allein zu speisen. Außerdem ist ein Mittagessen zu Hause ohne Dich gar kein Mittagessen.« "I wish it very much. Something in me recoils from being alone with Vimpany. Besides, a dinner at home without you is no dinner at all."
Sie dankte ihm für dieses kleine Kompliment durch einen freundlichen Blick. Doch wurde ihre Freude über die Liebenswürdigkeit ihres Gatten durch die Aussicht auf die Rückkehr des Doktors verbittert. She thanked him for that little compliment by a look. At the same time, her grateful sense of her husband's kindness was embittered by the prospect of the doctor's return.
»Er wird wohl noch oft bei uns essen?« fragte sie gerade heraus. "Is he likely to dine with us often, now?" she was bold enough to say.
»Ich hoffe nicht.« "I hope not."
Vielleicht war er sich bewusst, dass er eine etwas zu bestimmte und bejahende Antwort gegeben hatte, denn er suchte wenigstens das Gespräch auf einen ihm angenehmeren Gegenstand zu bringen. Perhaps he was conscious that he might have made a more positive reply. He certainly took refuge in another subject--more agreeable to himself.
»Liebe Iris, Du hast den Wunsch ausgesprochen, mir meine Sorgen zu erleichtern«, sagte er; »Du kannst mir in der Tat beistehen. Ich habe einen Brief zu schreiben, Iris, der sowohl für Dein als auch für mein Interesse von großer Wichtigkeit ist. Er muss noch mit der heutigen Post nach Irland abgehen. Du sollst ihn jedoch vorher lesen und mir dann sagen, ob Du mein Vorgehen billigst. Sorge dafür, dass ich nicht gestört werde, denn dieser Brief, kann ich Dir sagen, wird schwere Anforderungen an mein armes Gehirn stellen. Ich muss mein Zimmer aufsuchen, um ihn dort zu schreiben.« "My dear, you have expressed the wish to relieve my anxieties," he said; "and you can help me, I think, in that way. I have a letter to write--of some importance, Iris, to your interests as well as to mine--which must go to Ireland by to-day's post. You shall read it, and say if you approve of what I have done. Don't let me be disturbed. This letter, I can tell you, will make a hard demand on my poor brains--I must go and write in my own room."
Als Iris mit ihren Gedanken, die in der verschiedenartigsten Weise ihren Geist beschäftigten, allein gelassen war, wurde ihre Aufmerksamkeit bald von neuen Eindrücken in Anspruch genommen. Fanny Mere kam zurück, um ihr über ihre Erlebnisse in Paris Bericht zu erstatten. Left alone with the thoughts that now crowded on her mind, Iris found her attention claimed once more by passing events. Fanny Mere arrived, to report herself on her return from Paris.
Fanny hatte ihre Abfahrt von Passy so eingerichtet, dass sie vor Lord Harry und Mr. Vimpany in Paris ankam und dort auf deren Ankunft mit einem späteren Zuge wartete. Vom Bahnhof waren sie nach dem Zeitungsbureau gefahren, und das Mädchen war ihnen in einem andern Wagen gefolgt. Nachdem sich die beiden Herren getrennt hatten, begab sich der Doktor zu Fuß nach dem Luxembourg-Garten. Fanny, die ein einfaches schwarzes Kleid trug und durch einen dichten Schleier sich vor Erkennung geschützt hatte, ging ihm nach, hielt aber vorsichtigerweise immer einen genügenden Abstand inne, bald auf der einen Seite der Straße, bald auf der andern. Als Mylord wieder mit ihm zusammengetroffen war, behielt sie beide im Auge. Das war aber auch alles, was sie erreichen konnte, denn sie gingen in dem einsamsten und freiesten Teile des Gartens, den sie ausfindig machen konnten, in eifrigem Gespräche auf und ab. Nachdem sie sich ausgesprochen hatten, trennten sie sich wieder. Ihr Herr war der erste gewesen, der den Garten verließ und auf die Straße trat; er ging schnell davon und schien sich in aufgeregter und verzweifelter Stimmung zu befinden. Später erschien Mr. Vimpany; beide Hände in den Hosentaschen, schlenderte er ganz gemächlich einher und machte ein äußerst vergnügtes Gesicht, als ob ihn seine eigenen heimtückischen Gedanken höchlich amüsierten. Fanny war jetzt noch mehr als vorher darauf bedacht, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Der Weg, den er einschlug, führte sie nach dem berühmten Hospital, welches den Namen »Hotel Dieu« führt. She had so managed her departure from Passy as to precede Lord Harry and Mr. Vimpany, and to watch for their arrival in Paris by a later train. They had driven from the railway to the newspaper office---with the maid in attendance on them in another cab. When they separated, the doctor proceeded on foot to the Luxembourg Gardens. Wearing a plain black dress, and protected from close observation by her veil, Fanny followed him, cautiously keeping at a sufficient distance, now on one side of the street and now on the other. When my lord joined his friend, she just held them in view, and no more, as they walked up and down in the barest and loneliest part of the Gardens that they could find. Their talk having come to an end, they parted. Her master was the first who came out into the street; walking at a great rate, and looking most desperately upset. Mr. Vimpany next appeared, sauntering along with his hands in his pockets, grinning as if his own villainous thoughts were thoroughly amusing him. Fanny was now more careful than ever not to lose sight of the doctor. The course which he pursued led them to the famous hospital called the Hôtel Dieu.
Sie sah, wie er am Eingange einen Brief aus der Tasche zog und denselben dem Portier übergab. Bald darauf erschien ein Mann, der ihn höflich begrüßte und in das Haus führte. Länger als eine Stunde wartete Fanny, um den Doktor wieder heraustreten zu sehen; aber sie wartete vergeblich. Was konnte er wohl in einem französischen Hospital zu tun haben? Und warum blieb er so lange in dieser Anstalt? Da Fanny dieses Geheimnis zu ihrem großen Verdrusse nicht enträtseln konnte und außerdem von dem vielen Umherwandern sehr ermüdet war, hielt sie es für das Beste, wieder nach Hause zurückzukehren, um ihrer Herrin Bericht zu erstatten und mit ihr das weitere zu überlegen. At the entrance she saw him take a letter out of his pocket, and give it to the porter. Soon afterwards, a person appeared who greeted him politely, and conducted him into the building. For more than an hour, Fanny waited to see Mr. Vimpany come out again, and waited in vain. What could he possibly want in a French hospital? And why had he remained in that foreign institution for so long a time? Baffled by these mysteries, and weary after much walking, Fanny made the best of her way home, and consulted her mistress.
Aber selbst, wenn Iris imstande gewesen wäre, ihr eine Aufklärung zu geben, hätte jetzt dazu die Zeit und die Gelegenheit gefehlt, denn Lord Harry betrat das Zimmer und hielt den Brief, den er soeben geschrieben, in der Hand. Selbstverständlich musste Fanny das Zimmer verlassen. Even if Iris had been capable of enlightening her, the opportunity was wanting. Lord Harry entered the room, with the letter which he had just written, open in his hand, As a matter of course, the maid retired.


Vorheriges Kapitel
Nächstes Kapitel
 Inhaltsverzeichnis für diese Geschichte