In der Dämmerstunde



Die Erzählung der Nonne: Gabriels Hochzeit

Einleitung

Meine nächste Beschäftigung nachdem ich den unruhigen Stier gemalt hatte, war einem bedeutend friedlicheren Gegenstande gewidmet.

Ich wurde in ein Kloster berufen, um für dasselbe ein Altarbild für eine Kapelle zu malen. Es war eine heilige Familie auf einem Originalbild von Correggio.

Das Gemälde war dem Kloster von einem reichen katholischen Edelmann geliehen worden. Er hatte dasselbe früher nie aus den Händen gegeben, aus Furcht, dass es copirt werden könnte; auch nannte er es den Edelstein seiner ganzen Sammlung.

Ich musste in dem Sprechzimmer des Klosters und unter fortwährender Aufsicht malen. Das Bild war dazu bestimmt, nachdem es vollendet, über dem Hochaltar der Kloster-Kapelle angebracht zu werden.

Der Eigentümer hatte das Bild nur unter der Bedingung geliehen, dass das Copiren stets überwacht werde. Die Nonnen waren artig genug, mir diese Bedingung mitzuteilen, bevor ich die Arbeit unternahm.

Ich überlegte lange; denn es ärgerte mich, dass man annehmen konnte, ein Maler würde sich erlauben, zwei Kopien, die eine für das Kloster, die andere für sich, anzufertigen; doch auf Zureden meiner Frau willigte ich endlich ein, im Kloster malen zu wollen.

Das Kloster befand sich in einem lieblichen Thale im Westen Englands.

Das Sprecherzimmer war ein großer, gut erleuchteter Raum. Ich wohnte in einem nahe gelegenen Wirtshaus.

Ich fand, dass das Bild nicht schwierig zu copiren sein würde. Dasselbe war technisch ausgezeichnet ausgeführt; da ich aber annehme, dass die alten Maler gerade so gut ihre Fehler besaßen, wie die jüngeren, so muss ich gestehen, dass diese heilige Familie Correggio’s kein höheres Kunstwerk war. Der Gesichtsausdruck der Figuren auf dem Gemälde war ein sehr gewöhnlicher! Der ehrenwerte Correggio nehme es mir in seinem Grabe nicht übel, aber sein Gemälde war ein recht uninteressantes.

Soviel über das Kloster und meine Arbeit in demselben.

Am ersten Tage kam die Mutter Priorin selbst, um die Arbeit zu überwachen. Sie war eine schweigsame, ernste, fanatisch aussehende Frau. Sie schien die Absicht zu hegen, mich recht zu langweilen und zu vernachlässigen. —

Am zweiten Tage kam der Beichtvater der Nonnen zur Aufsicht. Er schien gebildet und recht angenehm zu sein.

Am dritten Tage erschien die Pförtnerin als Wächterin; sie war eine schmutzige, alte, taube Frau, die schweigend strickte.

Am vierten Tage erhielt ich eine Nonne in mittleren Jahren, die Mutter Martha hieß, als Aufseherin. Diese vier Personen lösten sich nun mit militärischer Ordnung ab, bis ich den letzten Pinselstrich vollendet hatte, an Correggio’s heiliger Familie.

Ich fand sie schon stets bereit, wenn ich des Morgens kam und Abends verließ ich sie, wenn sie noch in dem großen Armsessel des Sprechzimmers saßen.

Mutter Martha war die einzige von den vier Personen, mit der ich bekannter wurde; obgleich sie in ihrem Äußern auch nichts Anziehendes hatte; sie war eine einfache, freundliche Person, die stets bereit war zum Plaudern. Sie hatte ihr ganzes Leben im Kloster zugebracht und wie es schien, war sie auch vollkommen zufrieden mit ihrer Lage.

Sie war so gesprächig dass sie nach meiner Frau, meinem Kind, Freunden, meiner Einnahme, meinen Arbeiten, meinen Lieblingsvergnügungen kurz, nach Allem umständlich fragte.

Sie war trotz ihres Alters so unbekannt mit den alltäglichsten Verhältnissen des Lebens, dass ich zu ihr, wie zu meiner kleinen Tochter, die ich zu Hause hatte, sprechen konnte.

Ich will nichts Böses über die armen Nonnen erzählen, im Gegenteil, ich habe Mutter Martha noch von allen den Personen, die ich im Kloster kennen lernte, am liebsten, weil sie die einzige war, die mir meinen Aufenthalt in demselben angenehm zu machen suchte. Sie erzählte mir auch die Geschichte, welche die folgenden Blätter enthalten werden.

Der Umstand, welcher mir zu dieser Geschichte verholfen hat, ist mit wenigen Worten erzählt.

Das Innere eines Kloster war für mich ein ganz neues Gebiet und ich betrachtete dort Alles mit großem Interesse.

Der Fußboden war mit gewöhnlichen Matten belegt, und die Decke weiß getüncht. Das Meublement war einfachster Art.

Ein niedriger Bettschemel mit einem Bücherkasten aus Eichenholz daran, über welchem sich ein Kreuz erhob, kennzeichneten das Zimmer als zu einem Kloster gehörend. Außerdem fanden sich an den Wänden schlechte Kupferstiche, Heilige darstellend, und zwei Weihwasser-Becken aus Alabaster, das eine an der Tür, das andere über dem Kamin. Der einzig merkwürdige Gegenstand in dem Zimmer, war für mich ein altes hölzernes, wurmstichiges Kreuz, welches ziemlich roh gearbeitet war. Es hing zwischen zwei Fenstern.

Das Kreuz war so außergewöhnlich schlecht gearbeitet, dass ich mir dachte, es müsse sich daran ganz etwas Besonderes knüpfen und ich beschloss auch Mutter Martha bei nächster Gelegenheit danach zu fragen.

Als sie einst eine Pause machte in ihren Fragen an mich, fragte ich:

»Mutter Martha, jenes alte hölzerne Kreuz dort interessiert mich; sagen Sie mir doch, wie das hierher kam?«

»Still! still!« wisperte die Nonne, »die Mutter Priorin nennt das eine Reliquie!«

»Ich bat um Verzeihung dafür, dass ich meine Bezeichnung nicht sorgfältig genug gewählt hatte.«

»Es ist Zwar nicht eine Reliquie im strengsten katholischen Sinne,« sagte die Nonne, »aber im Leben dessen, der dieses Kreuz anfertigte, waren so sonderbare Verhältnisse —!« Mutter Martha schwieg.

»Darf diese Umstände ein Fremder nicht wissen?« fragte ich höflich.

»Mir sind sie niemals als Geheimnisse anvertraut worden,« erwiderte die Nonne, und fuhr fort, »ich könnte Ihnen wohl die ganze Geschichte von dem hölzernen Kreuz erzählen, aber es handelt nur von Katholiken und Sie sind ein Protestant.«

»Deshalb wird mir die Erzählung nicht weniger interessant sein.« antwortete ich.

»Wirklich nicht?« fragte die Nonne naiv.

»Sie sind ein sonderbarer Mann,« setzte sie hinzu. »Ihre Religion muss ganz merkwürdig sein. Was sagen denn Ihre Priester über uns? Sind es sehr gelehrte Männer?«

Ich fühlte, dass ich um die Geschichte kommen würde, wollte ich alle die gestellten Fragen beantworten, darum antwortete ich nur sehr kurz, und sprach dann wieder von dem hölzernen Kreuz.

»Ich kann Ihnen früher nicht die Geschichte erzählen,« sagte die Nonne, »bis ich die Erlaubnis der Priorin habe.« Mit diesen Worten stand sie aus, rief die Mutter Pförtnerin, mich eine Weile bewachen zu wollen, damit ich nicht etwa den kostbaren Correggio kopiere, und kam dann nach wenig Minuten mit vor Freude glänzenden Augen zurück.

»Die Mutter Priorin erlaubt es mir, Ihnen die Geschichte des Wunderkreuzes zu erzählen,« sagte sie. »Sie glaubt, es wird Ihnen als Protestant nicht schädlich sein, Ihre Meinung über uns Katholiken zu verbessern. —«

Ich versprach der Nonne, aufmerksam zu lauschen, und sie begann die Erzählung sogleich.

Die Nonne erzählte in ihrer einfachen Weise und unterbrach sich oft, um mir einige moralische Lehren zukommen zu lassen.

Trotzdem interessierte mich die Geschichte doch ganz besonders und ich teile sie deshalb auch dem Leser mit.



Kapiteltrenner

Erstes Kapitel.

Zur Zeit der ersten französischen Revolution, durchwachten die Bewohner einer Hütte, auf der Halbinsel Quiberon in der Bretagne die Nacht. Der Name der Familie war Sarzeau. Francois Sarzeau war ein Fischer. Wie gewöhnlich, war er auch diesen Abend mit seinem Boote auf den Fischfang ausgefahren. Aber bald, nachdem er seine Familie verlassen hatte, sammelten sich dunkle Wolken an dem Horizonte und der Wind erhob sich so gewaltig, dass er sich bereits um neun Uhr zu einem völligen Sturm entwickelt hatte.

Es war nun bereits elf Uhr geworden und der Sturm trieb die Wellen so gewaltig gegen das Ufer, dass die Bewohner der Hütte, jeden Augenblick vor die Tür liefen um zu sehen, ob der Vater und sein jüngster Sohn, den er heute auch mitgenommen hatte, noch nicht zurückkehren würden.

Das Innere der Hütte machte einen seltsamen Eindruck. Neben einem großen schwarzen Kamin kauerten zwei kleine Mädchen. Das jüngere war halb eingeschlafen auf dem Schoße der älteren Schwester. Sie waren die Töchter des Fischers. Neben ihnen nur durch den Kamin getrennt saß ihr ältester Bruder, Namens Gabriel. Sein rechter Arm war bei einem Nationalspiele, Soule genannt, welches dem englischen Fußballspiel ähnlich ist, schwer verwundet worden. Die jungen Männer gingen bei diesem Spiele stets so ernst vor, dass die Spielenden jedes Mal den Platz blutend, oder verstümmelt verließen, oder gar tot fortgeschafft werden mussten.

Auf derselben Bank saß Gabriels verlobte Braut, ein Mädchen von achtzehn Jahren; sie war gekleidet wie alle junge Mädchen ihres Distriktes in ein schwarz und weißes, klösterlich aussehendes Kostüm. Sie war die Tochter eines geringen Pächters, der in einer kleinen Entfernung von der Küste wohnte.

Zwischen Gabriel und seinen Schwestern stand ein Bett und in demselben lag ein sehr alter Greis, der Vater von dem Fischer Franeois Sarzeau.

Sein Gesicht war von Runzeln ganz zusammen geschrumpft und sein langes weißes Haar floss über das grobe Kopfkissen, auf welchem er lag. Seine großen, grauen Augen blickten verdächtig von einer Person auf die andere und gingen von einem Gegenstande in dem Zimmer auf den andern. Wenn der Sturm recht tobte und brauste, murmelte er Etwas vor sich hin und ließ seine Hand auf seine Bettdecke niederfallen und seine Augen richteten sich fest auf das Bild der heiligen Jungfrau Maria, welches in einer Nische über dem Kamin befestigt war. Jedes mal bekreuzigten sich Gabriel und die Mädchen, wenn der alte Mann seinen Blick auf das Gnadenbild gerichtet hielt. Hier an diesem Bilde trafen sich Alter und Jugend mit gleichen Gefühlen.

Der Glaube an die wundertätige Hilfe der Gebenedeiten tröstete den Greis wie die jungen Menschen in der Fischerhütte in jener stürmischen Nacht. Das einzige Möbelstück der kleinen Hütte war ein hölzerner Tisch. Es lag ein Brot darauf, ein Messer und eine Flasche Apfelwein stand daneben.

Alte Netze, Segelwerkzeug und anderes Fischergerät hing an den Wänden und über einer Bretterwand, welche den Raum in zwei Teile trennte. Durch die Decke hing Stroh an einzelnen Stellen herab, und man sah daran, dass sich der Kornboden über dem Zimmer befand.

Diese wenigen Personen bildeten die ganze Familie des Fischers, welche seltsam von den Kienbränden auf dem Herd beleuchtet wurden.

Sie saßen lange schweigend nebeneinander; endlich wisperte die Verlobte Gabriel Etwas ins Ohr.

»Was sagst Du, Perrine?« fragte das Kind an der andern Seite.

»Ich sagte ihm, es sei Zeit einen frischen Verband anzulegen, und ich bat ihn, das gefährliche Spiel nie wieder zu unternehmen,« antwortete die Braut.

Der alte Mann sah sehr aufmerksam auf die Sprechenden. Seine schneidende Stimme mischte sich mit den letzten Tönen des Kindes und er rief: »Ertrunken! Ertrunken! Beide ertrunken, Sohn und Enkel!«

»Still, Großvater!« sagte Gabriel. »Wir dürfen nicht alle Hoffnung verlieren. Gott und die heilige Jungfrau werden sie ja beschützen!« Er bekreuzigte sich samt den andern, nur der alte Mann tat es nicht. Er bewegte nur seine Hand und wiederholte: »Ertrunken! Ertrunken!«

»Hätte ich diese abscheuliche Wunde nicht, so wäre ich mit dem Vater gegangen.

Des armen Knaben Leben wäre gerettet worden, weil er hier geblieben wäre,« sagte Gabriel.

»Still!« rief die heisere Stimme von dem Bette. »Die Wehklage eines sterbenden Mannes tönt lauter denn die See, des Teufels Psalmen-Gesang ist tönender als der Wind. Schweige und horche! Francois ist ertrunken! Pierre ist ertrunken! Höre! Höre!«

Ein schrecklicher Windstoß ließ sich wieder so laut vernehmen, als wollte er das Haus zerschmettern. Das schlummernde Kind war davon erwacht und schüttelte sich vor Furcht. Perrine kniete vor ihrem Geliebten und legte ihm einen frischen Verband an, aber auch sie hielt erschrocken damit an und blickte ängstlich um sich. Gabriel ging an das Fenster, er musste wohl die ganze Furchtbarkeit des ausgebrochenen Sturmes erkennen, denn er sprach still vor sich hin: »Gott sei den Beiden gnädig!«

»Gabriel!« rief der alte Mann.

Doch Gabriel hörte nicht, denn er tröstete das junge Mädchen zu seinen Füßen.

»Sei nicht ängstlich, Geliebte,« sprach er zu ihr und küsste ihre Stirn, »Du bist hier so sicher als wie zu Hause. Hatte ich nicht recht, Dich vor dem Heimgange zu warnen? Du kannst hier in diesem Zimmer — mit den zwei Mädchen schlafen, Perrine, wenn Du müde bist,« sagte er zu seiner Braut.

»Gabriel! Bruder Gabriel, sieh den Großvater an,« rief eines der kleinen Mädchen.

Gabriel lief zu dem Bett.

Der alte Mann saß und seine Augen drückten großen Schreck aus; er hielt seine Hände dem Enkel entgegen. »Die weiße Frau, die weiße Frau!« rief er aus. »Die Totengräber der Ertrunkenen sind an der See!«

Die Kinder stürzten sich entsetzt in Perrines Arme; selbst Gabriel blickte ängstlich um sich.

Der alte Mann wiederholte: »Die weiße Frau! die weiße Frau! Gabriel öffne die Türe und blicke westwärts, dahin, wo der Sand zur Zeit der Ebbe bloß liegt. Du wirst sie sehen, trotz der Finsternis, mächtig wie einen Engel, schwebend wie der Wind über dem Wasser in ihrem langen weißen Gewand! Öffne die Tür, Gabriel! Du wirst sie an der Stelle sehen, wo Dein Vater und Dein Bruder ertranken. Du wirst sie den Sand anhäufen sehen, Du wirst sie graben sehen mit ihren nackten Füßen, die See zwingend, sie auszuwerfen. Öffne die Tür! Oder — sollte ich auch darüber sterben, ich will die Tür selbst öffnen! —«

Gabriel machte ein Zeichen, dass er gehorchen wolle.

Er strengte seine ganze Kraft an, die Tür zu öffnen und sie zu halten, so sehr arbeitete der Wind gegen ihn.

»Siehst Du sie, Enkel? Erzähle mir, was Du siehst!« rief der alte Mann.

»Ich sehe nichts als tiefe rabenschwarze Finsternis,« antwortete Gabriel und ließ die Tür wieder zufallen.

»Ach! Ach!« stöhnte der alte Großvater und fiel in sein Kissen zurück. »Dir Finsternis! Aber heller Glanz den Augen, denen das »Sehen« erlaubt ist. Ertrunken! Ertrunken! Bete für ihre Seelen, Gabriel! Ich sehe die weiße Frau, wo ich mich immer befinde und darf nicht für sie beten. Acht Ach! Sohn und Enkel ertrunken!«

Der junge Mann trat zu Perrine und den Kindern.

»Großvater ist in dieser Nacht sehr krank.« sagte er leise zu ihnen. »Ihr solltet Alle schlafen gehen und mich allein bei ihm wachen lassen.«

Sie standen auf, als er sprach, küssten ihn nacheinander und gingen still nach dem kleinen Schlafzimmer hinter der Bretterwand. Gabriel sah, dass der Großvater still lag, als ob er eben eingeschlafen wäre. Der junge Mann legte ein Stückchen Holz an das Feuer und setzte sich nieder, den Morgen zu erwarten.

Das Heulen des Sturmwindes war schrecklich, aber noch schrecklichere Gedanken beschäftigten ihn nun in seiner Einsamkeit. Er war abergläubisch wie alle seine Landsleute, aber seit dem Tode seiner Mutter glaubte er nun sogar, dass über seine Familie ein besonderer Unstern walte.

Zuerst war die Familie wohlhabender gewesen, aber nach und nach hatte sie ihre kleine Habe durch unvorhergesehene Zufälle eingebüßt.

Es waren Verluste über Verluste gekommen, und die ältesten Freunde von Francois Sarzeau sagten, dass er dadurch im Charakter sehr verändert worden sei. Allem Elende war nun durch den Tod der Beiden die Krone ausgesetzt. Gabriel wusste, dass sie ertrunken sein müssten, wenn er auf den Sturm und des Großvaters Worte hörte. Gerade jetzt musste den jungen Mann ein solches Unglück treffen, jetzt, wo er sich eben mit Perrine verheiraten wollte.

So saß er nun betend und trauernd an seinem Herd, bald galt sein Gebet den Verstorbenen, bald den Schwestern und der Braut.

So hatte er lange schweigend und sinnend dagesessen, als des Großvaters Stimme wieder ertönte.

»Gabriel, hörst Du das Wasser tropfen? Jetzt ist es an dem Fußende meines Bettes.«

»Großvater, ich höre nichts weiter als das Knistern des Feuers und den Sturm draußen.«

»Tropf, tropf, tropf, näher und immer näher kommt es. Nimm das Licht, Gabriel, und blicke auf den Fußboden! Sieh ordentlich hin. Ist es der Regen, der durch das Dach tropft?«

Gabriel ergriff den Kienspahn mit zitternden Händen und kniete zu dem Boden nieder. Es war alles ganz trocken und das Harz aus dem Kien tropfte nieder.

Gabriel kniete vor der heiligen Jungfrau nieder und betete.

»Ist der Boden nass? Ich will es wissen, sage mir, ist er nass?« fragte der Großvater.

Gabriel ging an das Bett und flüsterte ihm zu, dass auch nicht ein Tropfen in die Hütte geregnet sei. Bei diesen Worten sah er, wie merkwürdig sich des Großvaters Gesichtszüge veränderten. Er sah aus, als wollte er sterben, doch es ging schnell vorüber und der alte Mann sprach mit sanfter Stimme:

»Ich höre es noch, bald fällt es schwerer, bald leichter. Das Fallen der geisterhaften Tropfen ist das letzte und sicherste Zeichen von dem Tode Deines Vaters und Bruders. Ich werde jetzt auch abberufen, — dahin, wo mein Sohn und Enkel schon verweilen. Meine Wartezeit des Erdenlebens ist nun vorüber! Lass Perrine und die Kinder nicht hierher kommen, wenn sie erwachen sollten, denn sie sind noch zu jung, um den Tod zu sehen.«

Das Blut Gabriels erstarrte fast, als er seinen Großvater so sprechen hörte. Er hielt des sterbenden Mannes Hand in der seinigen und lauschte auf den heulenden Sturm. Er musste an die Hilflosen denken, die dieser Sturm ins Verderben stürzte. Er gedachte auch der Pflicht, dem Todkranken einen Priester zu rufen und flüsterte ihm leise zu:

»Ich schicke Perrine, hier bei Dir zu wachen, während ich fort bin.«

»Bleibe Gabriel! Bleibe! und sage mir, wohin Du willst?« fragte der Greis.

»Zu dem Priester, Großvater, — Deine Beichte! —«

»Ich werde Dir beichten. In dieser Finsternis und diesem Sturme findet kein Mensch den rechten Weg. Ich sterbe ja schon, Gabriel! und ich würde tot sein, bevor Du zurückkommst. Bleibe bei mir, Gabriel! Um der heiligen Jungfrau willen; denn meine Zeit ist gleich abgelaufen. Ich habe ein furchtbares Geheimnis auf dem Gewissen, und ich muss es noch von mir wälzen, ehe ich sterbe! Lege Dein Ohr an meinen Mund und höre still zu!«

Seine letzten Worte waren bis in das andere Zimmer gedrungen. Perrine kam und blickte sich erschrocken um. Die wachsamen misstrauischen Augen des alten Mannes hatten sie sogleich entdeckt.

»Geh schnell zurück, Perrine! Gabriel, schicke sie zurück und verrammele die Tür, damit sie nicht wieder herein kann.«

»Geh wieder, gute Perrine,« bat Gabriel. »Geh und halte die Kinder von hier zurück. Du wirst ihn böse machen und Du kannst auch nichts helfen.«

Sie folgte und schloss die Tür

Der alte Mann ergriff den Arm Gabriels und sagte: »Schnell lege Dein Ohr an meinen Mund!«

Gabriel hörte, dass Perrine zu den Kindern sagte; »Lasst uns für den Großvater beten!« Und es vereinigten sich nun das Gebet, der Sturm und die beichtende Stimme des Sterbenden.

»Ich gelobte, das Geheimnis nicht zu verraten,« begann der Greis, »aber der Tod verlangt ungestüm das Brechen eines solchen Eides.

»Höre jetzt und verliere kein Wort von dem, was ich Dir sage. Sieh fort über das Zimmer hinweg, denn die Blutflecke haben es für immer gezeichnet! Sieh nicht auf die blutigen Steine! — Still, still, lass mich sprechen. Da Dein Vater jetzt tot ist, kann ich das entsetzliche Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen. Erinnerst Du Dich noch zehn Jahre zurück, Gabriel? Ungefähr sechs Wochen vor dem Tode Deiner Mutter? Ihr Alle wart dort in dem Zimmer eingeschlafen, es war kaum neun Uhr. Dein Vater und ich standen vor der Hütte, und wir blickten in das glänzende Mondlicht. Dein Vater war zu jener Zeit so arm, dass er sein Fischerboot verkaufen musste, und keiner der Nachbarn nahm ihn mit zum Fischen, denn er war nicht beliebt in der Gegend.

»Als wir noch so standen, kam ein junger Mann mit einem Reisesack aus dem Rücken auf uns zu. Er sah aus, wie ein Aristokrat, trotzdem er ärmlich gekleidet war. Er sagte, dass er todmüde sei und nicht mehr die Stadt erreichen könnte, dann bat er uns um Obdach bis zu dem nächsten Morgen. Dein Vater sagte es ihm unter der Bedingung zu, wenn er kein Geräusch machen würde, denn sein Weib sei krank und seine Kinder schliefen.

»Er erhielt eine Schlafstätte vor dem Kamin. —Wir setzten ihm schwarzes Brot vor. Er hatte jedoch besseres in seinem Reisesack — und — und — Gabriel, ich habe Durst! Gabriel, gib mir zu trinken!«

Gabriel reichte dem alten Mann Etwas aus der Flasche von dem Tische. Er trank gierig, seine Augen leuchteten auf, dann fuhr er im Flüsterton zu erzählen fort:

»Während der Reisende die Speisen aus dem Reisesack nahm, fielen ihm einige Kleinigkeiten dabei an die Erde, darunter auch ein Notizbuch. Dein Vater hob es auf und gab es ihm. Der Reisende steckte es in seine Rocktasche. Es war ein Riss in dem Buche und ich sah einige Banknoten durchschimmern. — Dein Vater hatte sie auch gesehen.

— »Er teilte das Essen redlich mit uns, griff dann in das Notizbuch und bezahlte seine Wohnung, dann legte er sich auf die bereitete Lagerstätte vor dem Kamin und schlief ein. Als er eingeschlafen war, sah Dein Vater mich an, ich hatte schon lange nach ihm hingesehen. — Wir waren zu jener Zeit sehr, sehr arm! Die Mutter todkrank, die Kinder schrien nach Brot. Jetzt hatten wir Geld und der Vater bat, ich möchte doch nach Brot gehen. Ich fühlte nicht recht Lust, ihn mit dem Fremden allein zu lassen, und erwiderte, es sei zu spät, um noch aus der Stadt Brot zu holen. Er bat jedoch so flehentlich, ich möchte nur an die verschlossenen Bäckerläden klopfen und von unserem Hunger reden, man würde mir dann wohl Brot geben. Ich ging ungern, — aber ich ging. Ich blieb vor der Hütte stehen und lauschte, dann blickte ich durchs Fenster und sah — o Gott vergib ihm! Vergib mir! Gabriel, schnell gib mir zu trinken! Ich verdurste!«

Die Beterinnen in dem Nebenzimmer waren still geworden. Die Schwestern küssten Perrine und sagten ihr noch einmal gute Nacht.

»Gabriel, bete für uns und lehre Deine Kinder einst beten für unsere armen Seelen,« sagte der Alte. »Ich sah Deinen Vater mit seinem Messer über dem Schlafenden knien. Er nahm das Notizbuch aus seiner Tasche und besah es ein Weilchen, dann blieb er in Gedanken versunken stehen. Ich glaubte, er wollte das Buch zurückgeben; der Fremde bewegte sich im Schlafe. Der Teufel unterstützte Deines Vaters Absicht, denn ich sah nun, dass er sein Messer — nein, nein, ich sah weiter nichts! Ich hatte genug gesehen und ging von dem Fenster fort und schüttelte mich in der lauen Sommernacht vor Frost. Dein Vater stand mit einem Male wieder vor mir in dem gelben hellen Mondschein, ich hatte ihn nicht kommen hören. In seinen Armen hielt er den toten Körper des Mannes, der an seinem Herd eine Ruhestätte gesucht hatte.«

— Gabriel schrie auf.

»Gabriel! Gabriel! was ist geschehen?« fragte eine Stimme aus dem andern Zimmer. »Soll ich kommen und Dir beistehen?«

»Nein, nein!« rief der Greis und übertönte mit seiner heiseren Stimme das Heulen des Windes, das jetzt am lautesten wurde.

»Bleibt drin!« wiederholte der Greis. Dann bat er seinen Enkel, ihn im Bett aufzurichten und fuhr fort:

»Wo blieb ich stehen? — Dein Vater zwang mich, ihm zu schwören, nicht zu verraten, was ich gesehen hatte, er würde mich sonst auch töten, und ich schwor es ihm.

»Wir trugen nun Beide den toten Körper durch die helle Mondnacht und begruben ihn unter dem großen Stein, den das Volk hier herum den Kaufmannstisch nennt. Darunter ist ein Loch und es war kaum groß genug, um den Toten zu verstecken. Dann liefen wir schnell in die Hütte zurück. Wir wagten später nie, uns dem Steine zu nähern. — Wir verbrannten den Reisesack und das Notizbuch. Ich erfuhr nie den Namen des Getöteten. — Dein Vater sagte damals zu Dir und Deiner Mutter, dass er eine Erbschaft gemacht habe. Du erinnerst Dich daran? Der Fluch der bösen Tat kam über uns, er hat Deinen Vater und Deinen Bruder ertränkt und lässt mich hier ohne Absolution sterben. Nimm die Gebeine des Toten unter dem Steine fort, Gabriel, und der Fluch wird von diesem Hause weichen; begrabe die Überreste des Toten, beichte Alles dem Priester und bete für unsere Seelen!«

Perrine hatte in dem Kämmerlein nur die zitternde Stimme des Greises gehört, nicht aber seine Worte. Aber ein unbestimmtes Drängen trieb sie nun hinaus und sie stand jetzt in der Tür zitternd und zögernd.

Der Greis war zugedeckt und Gabriel kniete an seinem Bette und hatte sein Gesicht mit den Händen bedeckt.

Als sie sprach, hörte er sie nicht, noch blickte er nach ihr hin.

Sie ging zu ihm hin und sprach ihm weinend Trost zu; allein sein großer Schmerz war stärker als seine Liebe.

— Gegen Morgen legte sich der Sturm, aber in dem Herzen Gabriels tobte der Schmerz heftig weiter. Sprachlos kniete er noch immer mit seiner Geliebten an dem Bette des Alten, dessen laute Atemzüge man vernahm.

Perrine war zum Ersten male an einem Sterbebett, deshalb fühlte sie sich nun auch so hilflos und verlassen, wie die zwei Kinder an ihrer Seite.

Endlich, als das Tageslicht heller wurde, entschloss sie sich, Hilfe herbei zu holen, sie ging zur Tür und hörte in demselben Augenblick Fußtritte von außen.

Die Tür öffnete sich: es trat ein Mann herein. — Dieser Mann war Francois Sarzeau.—



Kapiteltrenner

Zweites Kapitel.

Der Fischer tropfte vom Kopfe bis zu den Füßen, er war ganz durchnässt; sein Gesicht war bleich und ausdruckslos und die Gefahren der Nacht mussten ihm nicht viel Angst verursacht haben.

Er hatte seinen Sohn, den kleinen Pierre, in seinen Armen.

Perrine stieß einen Schrei aus, als sie ihn erblickte.

»Seht uns nur an,« begann der Fischer, und legte seine Bürde vor dem Herd nieder. »Ihr hättet uns nie wiedergesehen, denn wir hielten uns schon selbst für verloren; aber es rettete uns ein Wunder.«

Dann nahm er eine Flasche aus der Tasche und sagte:

»Hätte ich nur ein wenig Branntwein!«

Er stellte die Flasche neben sich und ging dann an das Bett des Vaters.

Perrine sah ihm nach und wunderte sich darüber, wie ernst Gabriel auf seinen Vater blickte. Er zog sich Iangsam von ihm zurück bis an die Wand der Hütte, — aber er sprach kein Wort zu dem Angekommenen.

Francois achtete nicht auf seinen Sohn; er legte seine Hand auf das Deckbett.

»Ist hier Etwas geschehen?« fragte er.

Gabriel vermochte nicht zu antworten;

Perrine sah es und sie sagte: »Der arme Gabriel ist so erschrocken, weil der Großvater stirbt.« —

»Todt!« rief Francois, ohne dass seine Stimme Trauer verriet. »Wie verlebte er denn die Nacht? Phantasierte er, wie Schwerkranke dies zu tun pflegen?«

»Er war sehr bewegt und sprach von Geistererscheinungen und anderen wunderlichen Dingen. Gabriel! Gabriels sieh nur, der Großvater lebt!« rief Perrine.

In diesem Moment richtete sich der Blick des Sterbenden auf Francois; die welken Lippen zitterten, als ob sie sprechen wollten. Francois trat entsetzt von dem Bette fort.

Gabriel sprang schnell herbei, nahm die Flasche von dem Tische und goss die letzten Tropfen in den geöffneten Mund des Sterbenden.

Die Augen des Greises öffneten sich wieder und blieben auf Francois haften, der bei dem Kamin stand. Gabriel wurde von Schreck ergriffen und er flüsterte Perrine schnell zu:

»Geh’ in das andere Zimmer und nimm die Kinder mit. Wir haben vielleicht noch Etwas zu sprechen, was Du nicht hören sollst.«

»Den Großvater friert.« begann Francois, »fasse an das Bett an, wir wollen es näher an das Feuer tragen.«

»Nein, nein! Berühre mich nicht,« rief der Alte. »Gabriel! Lass ihn mir nicht nahe kommen! Ist es sein Geist, oder ist es er selbst?«

Als Gabriel antworten wollte, ging die Tür auf und es kamen die Nachbarsleute herein und fragten neugierig, nicht etwa teilnahmsvoll, denn Francois war ja nicht beliebt, wie er sich mit seinem Sohne Pierre gerettet habe. Der Fischer stellte sich in die Tür seiner Hütte und antwortete kurz auf die verschiedenen Fragen.

Während er beschäftigt war, sagte der Großvater zu Gabriel:

»Mein Enkel, was habe ich Dir diese Nacht erzählt? Sagte ich, Dein Vater sei ertrunken? Ja, ja! Da steht er nun, und ich sagte Dir die Unwahrheit. Ach, ich armer, alter Mann bin so schwach in meinem Kopfe! Ich sagte doch weiter nichts Schreckliches, Gabriel? Ich sprach doch nicht von Verbrechen? Nicht von Blutschuld? Ich weiß nichts von solchen Dingen! Der Kaufmannstisch ist nichts als ein alter, schwerer Stein. Ich war durch den Sturm so erschreckt. Jetzt ist mein Kopf wieder leichter geworden. Lache über den Unsinn, den der Großvater Dir mitteilte, Gabriel! Höre nur, ich lache auch! Mir ist so hell und klar im Kopfe.«

Er hielt plötzlich mit dem Sprechen ein.

Sein Gesicht wurde noch fahler, er röchelte einige Mal, dann wurde er still. Der alte Mann war mit einer Lüge auf den Lippen gestorben.

Gabriel sah, dass sein Vater sich an die Tür der Hütte lehnte; wie lange er schon so da gestanden haben mochte, ob er die letzten Worte des Greises vernommen hatte, wusste er nicht; er sah nur, dass sein Vater ihn mit sonderbaren Blicken ansah, und er schauderte.

»Was sagte Dir der Großvater in dieser Nacht? fragte er den Sohn.

Gabriel antwortete nicht. Sein Geist schien durch die erlebten Schrecken vernichtet zu sein, er schien ohnmächtig werden zu wollen.

»Ist Deine Zunge verwundet wie Dein Arm?« fragte sein Vater mit Bitterkeit. »Ich komme hier zurück, durch ein Wunder von dem Tode errettet, und Du sprichst nicht ein Wort zu mir. Wolltest Du, dass ich statt des alten Mannes gestorben wäre?«

Er durchschritt das Zimmer und blieb wieder mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt stehen und sagte:

»Keiner von uns wird eher den Platz verlassen, bis ich weiß, was Du in dieser Nacht hörtest! Du weißt, dass ich jetzt zu dem Priester gehen muss, um ihm des Großvaters Tod anzuzeigen. Wenn ich diese Pflicht nun nicht erfülle, so wirst Du die Schuld daran tragen. Sprich, Dummkopf! oder Du sollst es in der Stunde Deines Absterbens bereuen! Sprich, was erzählte der Großvater in Geistesabwesenheit?«

»Er sprach von dem Verbrechen eines Andern!« erwiderte Gabriel langsam und ernst. »Diesen Morgen leugnete er, was er in der Nacht gesprochen; aber in der Nacht sprach er die Wahrheit!«

»Die Wahrheit?« wiederholte Francois. »Was, die Wahrheit?«

Er schwieg und seine Augen fielen auf den Toten, und es entstand eine unangenehme Stille in dem Zimmer. Francois betrachtete seinen Sohn wiederholt.

In wenigen Minuten veränderte er seine Stimme und sagte:

»Der Himmel vergib es mir; aber ich könnte in diesem Augenblick mich fast selbst auslachen, dass ich wie ein Narr handelte. Er leugnete seine Aussage? Der arme, alte Mann! Ja, manchmal kommt der Verstand kurz vor dem Tode wieder, ihm ging es auch so. Ich erlebte gerade solche Wunderdinge wie Du, Gabriel, in dieser Nacht. Wo ist Perrine? Warum hast Du sie fortgeschickt? Komm herein, Perrine, fürchte Dich nicht! Früher oder später müssen wir uns Alle mit dem Tode bekannt machen. Gib her die Hand, Gabriel, denken wir nicht mehr an die Vergangenheit! Du willst nicht? Du bist noch ärgerlich darüber, was ich Dir eben sagte? Doch Du wirst anders denken, wenn ich nun zurückkehre.« Mit diesen Worten ging Francois hinaus.

»Wohin gehst Du?« fragte Gabriel seinen Vater.

»Ich gehe zu dem Priester und zeige ihm an, dass eines seiner Pfarrkinder gestorben ist. Das ist meine Pflicht und ich vollziehe sie nun zunächst.«

Gabriel sah, wie sein Vater sich entfernte und wurde sehr traurig und still. Es tauchten Zweifel an der Wahrheit der Aussage des Sterbenden in ihm auf.

Er befand sich in einem bejammernswerten Zustande. Aber es gab ja einen Ausweg, die Wahrheit zu ergründen. Er wollte ihn gleich benutzen, wollte während der Abwesenheit seines Vaters zu dem »Kaufmannstisch« gehen und die bezeichnete Stelle untersuchen. —

Er rief Perrine zu, dass sie den Toten bewachen möge, er würde gleich zurückkehren; ohne ihre Antwort abzuwarten, ging er davon.

Von der Fischerhütte aus führten zwei Wege zu dem »Kaufmannstisch«, der eine führte durch die Heide, der andere an den Klippen entlang. Der erstere führte aber auch zu dem Dorfe und zur Kirche, und da er seinem Vater nicht begegnen wollte, wählte er den Weg längs der Klippen an der Küste. Gabriel erblickte in einiger Entfernung vor sich plötzlich einen Mann, der der Küste den Rücken zukehrte.

Der Mann war nicht nahe genug, um erkennen zu lassen, ob es Francois Sarzeau sei. Wer es aber auch sein mochte, man sah, er war ungewiss, welchen Weg er nehmen sollte. Ging er weiter, so kam er zu dem »Kaufmannstisch«, ging er rückwärts, so gelangte er zu der Kirche. Endlich entschloss sich der Mann, den Weg zur Kirche einzuschlagen.

Gabriel verließ nun seinen Beobachtungsposten zwischen den Steinen und setzte seinen Weg fort.

War dieser Mann wirklich sein Vater gewesen? — Warum zögerte aber Francois den Weg einzuschlagen, wohin ihn die Pflicht rief? Wollte Sarzeau vielleicht auch den Stein heben und das Andenken an die schreckliche Tat aus dem Wege bringen?

Unter diesen Gedanken erreichte Gabriel den alten Druidenstein, ohne einem Menschen weiter zu begegnen.

Die Sonne ging auf und die mächtigen Sturmwolken von der Nacht segelten noch immer wild an dem Horizont hin. Die Wogen tobten aber nicht mehr, sondern das Wasser glänzte wie ein glatter Spiegel. Alles in der Natur bereitete sich für einen angenehmen Tag vor.

Gabriel schauderte vor dem Gedanken, dass er jetzt eine so entsetzliche Nachforschung anstellen wollte; aber er fühlte auch gleichzeitig, dass es notwendig sei, sich von dem Zweifel zu befreien.

Der »Kaufmannstisch« bestand aus zwei riesigen Steinen, welche auf drei andern Steinen lagen, Zu jener Zeit wussten die Reisenden, welche durch die Bretagne kamen, noch nichts davon, dass diese Steinhaufen Druiden-Denkmäler seien, heute sind dieselben viel besucht, damals beachtete man sie kaum und Unkraut und Brombeeren umrankten dieselben.

Gabriels erster Blick auf den »Kaufmannstisch« belehrte ihn, dass derselbe seit Jahren nicht betreten sei; er bahnte sich jedoch entschlossen einen Pfad durch die dornigen Zweige und kniete nieder, die hohle Stelle unter den Steinen zu untersuchen.

Sein Herz schlug gewaltig und sein Atem stockte; aber er reichte einige Fuß weit mit seinen Armen links und rechts umher.

Er fühlte einen Gegenstand und ergriff ihn mit seinen zitternden Händen und brachte ihn an das helle Tageslicht. — War es vielleicht menschliches Gebein? — Nein, nein, glücklicher Weise erblickte er nur ein Stück 9e 132 trockenes Holz! Er wollte eben seinen Fund von sich schleudern als ihm eine neue Idee durch den Kopf fuhr.

Der hohle Raum unter den Steinen war dunkel, er konnte vielleicht einen darunter verborgenen Gegenstand nicht erkennen. —

Er trug, wie alle Fischer, stets Stahl, Stein und Schwamm bei sich, um sich die Pfeife in Brand zu setzen. Er machte Feuer und zündete das Stück Holz an, welches er eben gefunden hatte. Es brannte wie Papier, so trocken war es.

Gabriel beleuchtete nun jede Ecke in der Höhle, und zwar so lange, bis ihm die Flamme beinahe die Hand versengte, aber er erblickte zu seiner großen Freude nichts Verdächtiges.

Er verließ nun die Stätte, streifte sorglos durch die Heide zur Fischerhütte zurück und sagte freudig zu sich selbst: »Jetzt kann ich Perrine mit gutem Gewissen heiraten, denn ich bin der Sohn eines rechtschaffenen Mannes!«



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Drittes Kapitel.

»Jetzt kann ich Perrine mit gutem Gewissen heiraten!«

Nicht überall würde ein Sohn so großes Gewicht darauf gelegt haben, dass er einen braven Vater besitze, als wie hier in der Bretagne.

Das heilige Recht der Gastfreundschaft wurde in dem Distrikte, wo Gabriel und seine Familie lebten, noch mit so patriarchalischer Herzlichkeit ausgeübt, dass selbst die ärmste Familie ihr letztes Stück Brot mit einem Gast teilte, der Schutz und Obdach suchte. Das Eigentum und das Wohl des Gastes wurde bewacht und gefördert wie das eigene.

Wie glücklich musste Gabriel sich nun fühlen, da er die Überzeugung hatte, die Geschichte mit dem fremden Reisenden sei nur die Phantasie eines Sterbenden gewesen. Wie glücklich war er nun, seine Hand mit gutem Gewissen der Verlobten für immer reichen zu können.

Francois war noch nicht wieder zu Hause als Gabriel in die Hütte zurückkehrte.

Perrine und die Andern fanden Gabriel angenehm, verändert, und Pierre, der jüngere Bruder Gabriels, erzählte nun von den Gefahren der Nacht.

Alle lauschten noch auf die Erzählung des Knaben, als Francois zurückkam. Gabriel streckte dem Vater freudig die Hand entgegen. — Dieser schien sehr verändert geworden, seitdem er die Hütte verlassen hatte. — Er nahm die dargebotene Hand nicht und sagte:

»Ich reiche Niemand die Hand, der mich einmal verdächtigte, der Zweifel gegen mich hegte. — Ich würde ihn ebenfalls stets verdächtigen. Du bist ein schlechter Sohn! Du hast Deinen Vater eines Verbrechens beschuldigt, ohne jeden andern Beweis dafür zu haben, als die verworrenen Aussprüche eines sterbenden Greises. Ich werde nie wieder mit Dir sprechen, denn ein ehrlicher Mann und ein Spion taugen nicht für einander! Gehe hin und klage mich an, Du falscher Judas! Ich frage eben sowenig nach Dir, wie nach Deinem Geheimnis! Was tut das Mädchen noch hier? Was soll die Fremde hier? Sie soll nach Hause gehen! Du kannst gleich mit ihr gehen und brauchst nicht wieder zu kommen! Hier wünscht Dich Niemand mehr!«

Der Vater sprach so sonderbar, so eigentümlich und grausam, dass Gabriel fürchtete, er habe ihn doch vielleicht an dem Druidendenkmal bemerkt.

Der arme junge Mann hätte es auch so nicht mehr länger in der Hütte ertragen.

Die schrecklichem wechselvollen Ereignisse, die ihn seit gestern bestürmt hatten, erdrückten ihn fast. —

Als er sah, wie seine Braut, vor Schreck und Überraschung bleich geworden, sich zum Fortgehen rüstete folgte er ihr hastig nach.

In der frischen Luft fand der Arme erst seine Besinnung wieder.

Er suchte seine Braut zu überreden, dass der Tod des Großvaters und die schreckliche Nacht den Vater so sehr verstimmt haben müssten, dass er so rau und unfreundlich sei. Sein furchtbares Geheimnis konnte er ja dem jungen Mädchen nicht mitteilen.

Als er den kleinen Pachthof von Perrine’s Vater von fern erblickte, blieb er stehen und nahm Abschied von der Braut, denn er fühlte, dass er nicht auf die Scherze seines zukünftigen Schwiegervaters eingehen konnte, der ihn stets mit der nahen Hochzeit neckte. Er versprach seiner Braut, bald wiederzukommen und so trennten sich die Liebenden. —

Gabriel gab seinen Schritten keine bestimmte Richtung; er wusste eigentlich nicht, was er nun tun sollte. Er war nun überzeugt, dass der Vater ihn heute Morgen gesehen haben müsse, und fand dessen Unwillen über ihn gerecht. Er war überzeugt, der alte Greis hatte nur unter den Schrecken der Nacht und des Todes so gesprochen. Sein Vater war unschuldig! Und doch! —

Unter diesen Gedanken fand er sich bald wieder seiner Hütte gegenüber.

Er zögerte einzutreten. Da gewahrte er, dass die Tür vorsichtig geöffnet wurde. Sein Bruder Pierre sah heraus und kam auf ihn zugelaufen.

»Komm herein, Gabriel!« rief der Knabe. »Wir mögen nicht mit dem Vater allein sein, wir fürchten uns, denn er hat uns geschlagen, weil wir von Dir gesprochen haben.«

Gabriel trat ein. Sein Vater blickte von dem Kamine auf auf und murmelte: »Spion!« Er machte eine Bewegung mit den Händen, sprach aber kein Wort weiter zu seinem Sohne.

Die Stunden vergingen, es wurde Nachmittag, Abend, die Nacht kam und der Mann sprach keine Silbe zu einem seiner Kinder.

Als es ganz finster war, nahm er sein Netz und ging hinaus, indem er noch die Worte im Zimmer ausstieß:

»Besser allein auf der See, als mit einem Spion im Hause.«

Am Morgen kam er unverändert zurück. So vergingen Tage, Wochen, Monate. Gegen die andern Kinder war er wieder freundlich geworden, nur gegen den ältesten Sohn blieb er nach wie vor stumm. Er aß nicht in seiner Gesellschaft, fuhr nicht mit ihm auf den Fischfang, blieb nie allein mit ihm im Hause, duldete nicht, dass die Kinder zu ihm von ihrem Bruder sprachen und wollte auch nichts über die stürmische Nacht hören, in welcher der alte Mann gestorben war.

Gabriel litt und duldete ruhig weiter. Er trug den Zweifel aufs Neue in sich, ob sein Vater schuldig sei oder nicht. Dann litt er furchtbar unter der Behandlung, die ihm von Seiten des Vaters zu Teil ward.

Der junge Mann war so verändert, dass selbst das Glück der Liebe ihn nicht für seinen Kummer zu entschädigen vermochte.



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Viertes Kapitel.

Während Gabriel an Geist und Körper litt, wurde die Bretagne von einem großen öffentlichen Übel heimgesucht, welches den Schmerz des Einzelnen weit überragte.

Die französische Revolution hatte eben ihren Höhepunkt erreicht. Die Männer, welche an der Spitze der Republik standen, hatten mit kühner Hand die alte beglückende Religion auslöschen wollen. Sie hatten die Symbole des Glaubens zerstört oder zerstören lassen. Die Soldaten der Republik waren schon auf dem Weg zu der Bretagne; die Befehlshaber hatten den Auftrag, Alles zu zerstören, was an das Christentum erinnere.

Die rauen Männer führten die Befehle ihrer Vorgesetzten nur zu pünktlich aus. Kirchen wurden zerstört, Altäre umgestürzt und Kapellen entweiht. Überall aber wurden die Kreuze total vernichtet. Die entsetzliche Guillotine tötete sowohl in den Dörfern der Bretagne wie in Paris. Frauen, Kinder und Priester, die im Gebet betroffen wurden, wurden hingerichtet. Die Zügellosigkeit waltete in ihrer furchtbarsten Gestalt überall verheerend, vernichtend, Unglück bringend.

Aber trotzdem, dass rohe Menschenkinder das Christentum mit Füßen traten, sprießte es wie frisches Grün unter diesen grausamen Füßen wieder hervor, die Menschen neu stärkend und kräftigend.

Die Beorderten der Republik waren gekommen, die Bretagne zu einer Abtrünnigen der Kirche zu machen und sie verließen sie — als eine Märtyrin. Die Bretagne blieb der Mutter Kirche treu bis in den Tod.

Während dieser entsetzlichen Zeit blieb Gabriel eines Abends außergewöhnlich lange bei Perrine in dem Häuschen ihres Vaters. Er war jetzt oft bei seiner Braut. Der Aufenthalt bei dem Pächter entschädigte ihn allein für die raue Behandlung, die er in der väterlichen Hütte erlitt.

Gerade als er sich entfernen wollte, winkte ihm der Vater seiner Braut und bedeutete ihn, dass er noch mit ihm zu sprechen habe.

Die Männer setzten sich an den Kamin und der alte Mann sagte zu seiner Tochter:

»Mein Kind, lass uns jetzt allein. Ich habe mit Gabriel zu sprechen. Gehe zu Deiner Mutter in das andere Zimmer!«

Vater Bonan fragte Gabriel, ob er seine Braut noch immer so zärtlich liebe wie früher, da eine seltsame Veränderung in seinem ganzen Wesen sich kundgebe.

Gabriel antwortete treu und offen, dass seine Liebe dieselbe geblieben sei.

Vater Bonan glaubte ihm dies auch, forschte aber weiter. — Endlich erklärte er dem jungen Manne, dass er schon seit einiger Zeit die begründete Furcht hege, auch ein Opfer der religiösen Verfolgung zu werden, denn er habe gehört, dass sein Name mit auf der Liste derjenigen verzeichnet stehe, die dem alten christlichen Glauben treu geblieben seien und deshalb sterben müssten. »Mein Kind fuhr Vater Bonan fort, »würde ohne Stütze bleiben, wenn ich in dieser Zeit urplötzlich von ihr gerissen würde; darum gedenke ich Euch nun schleunigst zu verbinden. — Komme morgen wieder, ich werde dann bereits den Hochzeitstag festsetzen können,« schloss Bonan.

Auf dem Wege zu seiner Behausung drückte Gabriel sein Geheimnis mehr als je. Er ging mit sich zu Rate, ob es nicht besser sei, dem alten Bonan das Ganze zu entdecken, damit dieser nicht zu spät bereuen möge, ihm die Tochter gegeben zu haben. Doch, durfte er seinem Vater dies auch antun? —

Als er die Fischerhütte erreicht hatte, fand er Francois nicht mehr zu Hause. Er hatte seinen Kindern gesagt, dass er erst am nächsten Morgen nach neun Uhr zurückkommen würde.

Gabriel ging des Morgens wieder zu dem Pächterhause und er war nun fest entschlossen, dem Vater Perrine’s nichts zu sagen, weil dieser Zweifel hegen würde für das zukünftige Glück seines Kindes.

Gabriel reichte dem Alten die Hand und harrte ängstlich darauf, welcher Tag für seine Vermählung mit Perrine festgestellt werden würde.

»Es bleibt uns nur eine kurze Frist zur Wahl,« sagte Vater Bonan, »denn ich habe heute erfahren, dass die Zerstörer unserer heiligen Stätten und Symbole dieser Gegend jetzt nahen. Da mein Name den Schrecklichen schon bekannt ist, so werden sie nicht zögern, mich zu töten, darum will ich mein Kind schnell versorgen. Diesen Abend soll des Priesters Segenshand Euch verbinden. Ihr sollt getraut werden nach allen Vorschriften unserer heiligen Religion, bevor die Umsturzmänner unsere friedliche Gegend betreten. Höre jetzt aufmerksam zu, Gabriel, ich will Dir sagen, wo die Trauung stattfinden soll. Doch ich muss vorher noch Etwas berichten. Nicht lange vor der Zeit der Kirchenzerstörung in der Bretagne, wurde ein sehr würdiger und frommer Priester, gewöhnlich Vater Paulus genannt, in einem der nördlichen Distrikte der Bretagne angestellt. Er erwarb sich das Vertrauen und die Verehrung s einer Pfarrkinder in einem so hohen Grade, dass er weit über seinen Kirchensprengel hinaus rühmlich bekannt war. Seitdem jedoch die religiösen Verfolgungen ausgebrochen waren, wurde der Name noch berühmten denn er scheute weder Gefahren noch den Tod und stand den Menschen, die nach den Tröstungen der Kirche Verlangen hegten, mit der größten Uneigennützigkeit bei. Wo Not und Gefahr am ärgsten waren, fand man den unerschrockenen gottesfürchtigen Mann. Da er bisher den Gefahren so glücklich entronnen war, fing das abergläubische Volk an, ihn als ein etwas überirdisches Wesen zu betrachten. Es gab auch wirklich nichts Ehrwürdigeres als den Vater Paulus mit seinem freundlich milden, ruhigen Gesicht, seinem schwarzen Priesterkleid und dem weißen Kruzifix von Elfenbein in seiner Hand.

»Nachdem der Priester eines Morgens noch in einer zertrümmerten Kirche eine Messe gelesen hatte und kaum durch schnelle Flucht dem Tode entgangen war, da die Männer der Republik nach ihm fahndeten, war er verschwunden, seine Freunde forschten weit und breit nach ihm, aber sie hörten nichts mehr von dem frommen Mann.

»Schwere Tage waren über die Bretagne gekommen und der Priester wurde als tot betrauert.

»Eines Tages erblickten Fischer an der nördlichen Küste ein leichtes Fahrzeug; es gab ein Zeichen, dass es landen wolle. Sie kamen dem Schiff zu Hilfe und entdeckten zu ihrer freudigsten Überraschung den Vater Paulus auf dem Verdeck.

»Der Priester war zu seinen Pfarrkindern zurückgekehrt, da er aber nicht auf dem Lande predigen durfte, hatte er ihnen auf dem Schiffe einen neuen Altar aufgerichtet. Vater Paulus und noch ein Priester hatten ihrer Gemeinde auf der See eine neue Kirche erbaut; dort konnten die Kinder getauft, die Ehen gesegnet und die Toten ihre Weihe erhalten. Das heilige Schiff unterhielt sich durch Zeichen mit der frommen Gemeinde auf dem Lande und trieb Segen spendend von Distrikt zu Distrikt.«

An dem Morgen, als Gabriel zu dem Pächterhause ging, hatte das Schiff eben sein Zeichen aufgesteckt — Die Bewohner wussten, dass sie der Abend auf dem Schiffe zu einem Gottesdienste vereinigen werde.

Vater Bonan wünschte deshalb, dass die Trauung nun auch heute auf dem Schiffe stattfinden sollte.

Am Abend setzten sich Vater Bonan, seine Frau, das Brautpaar, alle Geschwister Gabriels und alle Bekannte, mit Ausnahme von Francois Sarzeau, zu dem Schiffe in Bewegung.

Es war seit langer Zeit der schönste Abend.

Der Himmel war blau und die See ruhig wie ein Spiegel, die Leute warteten sehnsüchtig auf das Nahen des Schiffes; man sah es langsam kommen. — Die großen Wellen schienen unten auf dem Sande zu schlafen und ihre kleinen Schwestern schaukelten das Schiff sanft herüber. — Der Mond stand hoch am Himmel, die wunderbare Ruhe beleuchtend, als das Schiff die Anker auswarf.

Auf dem Schiffe riefen leise Glockenklänge die Gläubigen herbei. Die Boote der Gemeinde nahten sich dem Schiffe, die Leute stiegen hinauf.

Die Lampe am Altar vermischte ihren roten Schein mit dem gelben Mondlicht.

Zwei Priester im Ornate erwarteten die kleine Gemeinde. Ein dritter Priester empfing die Ankommenden. Wer ihn auch nicht früher gekannt hatte, musste an seinem unzertrennlichen Begleiter, dem elfenbeinernen Kruzifix, sogleich in ihm den Chef der Christen in der Bretagne erkennen, den guten, unermüdlichen Vater Paulus.

Gabriel hatte sich den viel geliebten Mann gewiss bejahrter vorgestellt und wunderte sich, dass er nur ein wenig älter als er selbst war.

Das milde Gesicht des Priesters war so vertrauenerweckend, dass die kleinen Kinder sich gleich zu ihm begaben und Jung und Alt strömte ihm freudig zu.

Niemand sah es diesem ruhigen, zufriedenen Gesicht an, welch großen Gefahren Vater Paulus schon ausgesetzt gewesen war.

An seiner Stirn hatte er eine kaum geheilte Säbel-wunde. Er hatte diese Wunde vor dem Altar erhalten und man würde ihn getötet haben, wenn ihn nicht einige Bauern aus den Händen der Soldaten der Republik errettet hätten.

Der Gottesdienst begann. Seit der Zeit, wo die ersten christlichen Gemeinden sich in Höhlen und Katakomben verstecken mussten, ihrem Gott zu dienen, seit der Zeit der Heidenverfolgungen gegen die Christen war wohl nie feierlicher und gläubiger gebetet worden, als auf dem Schiffe.

Es war weder Pracht noch Herrlichkeit durch Menschen hier hergebracht, nur die Natur schien in ihrer erhabenen Schönheit den Tempel zu umgeben, wo Gott angebetet. Sein Dach war der weite Himmel, der glänzende Mond und die zahllosen Sterne seine Leuchte. Die heilige Ruhe der Nacht allein bildete die Mauern dieser Stätte.

Alle die hier zusammengekommen waren, gaben sich ruhig und glücklich dieser Andachtsstunde hin; nur Gabriels Herz blieb nicht frei von Unruhe, er blickte bald auf seine Braut, bald auf ihren Vater, dann wieder auf Vater Paulus. Oft seufzte er tief und schwer. Als er niederkniete um mit der Gemeinde zu beten, fühlte er tief und schwer, dass er seine unruhigen Gedanken durch die heilige Beichte hätte mildern können. — Er weinte still vor sich hin, obgleich er sich bemühte den Tränenstrom aufzuhalten, floss er reich und voll über seine bleichen Wangen. Perrine sah ihn ängstlich an, aber es war unmöglich jetzt zu ihm zu sprechen.

Plötzlich fühlte Gabriel wie eine Hand leicht seine Schulter berührte. Er blickte auf, Vater Paulus stand neben ihm. Er bat ihn, ihm zu folgen und führte ihn dann zu einer Kabine des Schiffes und verschloss die Tür sorgfältig.

»Sie haben Etwas auf dem Herzen,« sagte der Priester ruhig. »Ich möchte Sie davon befreien. Wollen Sie mir es mitteilen?«

Als Gabriel die freundlichen Worte vernahm und das einnehmende Gesicht des Priesters beobachtete, schien es, als bewege sich schon die Last von seiner Seele.

Er beichtete dem Priester Wort für Wort, was er an dem Todtenbette des Großvaters vernommen hatte.

Kaum hatte er ausgesprochen, da fragte ihn der Priester nach Namen und Wohnung.

Während Gabriel noch sprach, legte Paulus seine Hände über das Kreuz und schien selbst inbrünstig zu beten.

Als Gabriel den »Kaufmannstisch« beschrieben und von seines Vaters Benehmen nach dem Tode des Großvaters gesprochen hatte, fragte er den Priester, ob er glaube, dass es keine große Sünde sei, dass er doch immer aufs Neue Zweifel an der Rechtschaffenheit seines Vaters hege.

»Blicken Sie mich jetzt an und hören Sie!« sagte der Priester. »Ich kann alle Ihre Zweifel lösen: Ihr Vater ist des Verbrechens wirklich schuldig, aber der Mann, der getötet werden sollte, lebt! Ich kann es beweisen.«

Gabriels Herz schlug laut und eine erstarrende Kälte kam über ihn als er sah, wie Vater Paulus seinen Hals entblößte.

In diesem Augenblick verstummte der Gesang der Gemeinde. Es betete ein Einzelner. — Der Priester löste die Halsbedeckung und zeigte dem jungen Mann eine kaum noch sichtbare Stichwunde. Er wollte sprechen, aber drinnen ertönte das Glöcklein; die heilige Messe hatte ihren Höhepunkt erreicht. Der Priester hob eben das hochwürdige Gut in die Höhe. Die heilige Hostie glänzte über der demütig knienden Gemeinde. Der Priester legte seinen Arm um den Jüngling und beide knieten nieder.

Weiter empfand Gabriel nichts. — Er kam erst wieder zur Besinnung als der Mann, den sein Vater hatte töten wollen, ihm kaltes Wasser ins Gesicht sprengte, um ihn wieder zum Leben zu erwecken.

Drinnen sang die Gemeinde das Agnus Dei: »O Du Lamm Gottes, das Du hinweg nimmst die Sünden der Welt, schenke uns den Frieden.

»Sehen Sie mich an, ohne Furcht, Gabriel!« sagte der Priester. »Ich wünsche nicht Unrecht zu rächen. Ich übertrage die Sünden der Väter nicht auf die Kinder. Hören Sie was ich Ihnen Seltsames mitzuteilen habe. Ich habe hier eine heilige Mission zu erfüllen, in welcher Sie mich unterstützen sollen.«

Gabriel wollte kniend die Hände des Priesters küssen, aber dieser wies ihn zu dem Kreuz und sagte! »Kniet dort nieder, nicht aber vor mir, dem schwachen Sterblichen! Nicht vor mir Eurem Freunde! Ja, Gabriel, ich will Ihr Freund sein, weil ich glaube, dass Gott es so gefügt hat.«

»Der Gottesdienst naht seinem Ende, ich muss schnell sein. Der Verirrte den Sie mir zuführen sollen, muss noch vor dem Grauen des Tages benachrichtigt werden. Jetzt hören Sie:

»Das Geständnis Ihres Großvaters ist wahr, Wort für Wort! Ich nahte mich an jenem Abend Ihrer Hütte und suchte dort ein Nachtlager. Ich bereitete mich in jener Zeit zu meinem Stande vor; nachdem meine Studien vollendet waren, machte ich eine Fußreise durch die Bretagne Als ich Ihren Vater vor seiner Tür erblickte, hatte ich mich vom rechten Wege verirrt und war sehr müde geworden.

»Jetzt nehmen Sie Ihren Mut zusammen, Gabriel, aber ich muss Ihnen Alles sagen. Ich erinnere mich an Nichts was von der Zeit meines Einschlafens geschehen ist, bis ich unter dem Stein, den Sie den Kaufmannstisch nennen, erwachte. Als ich meine Augen öffnete, sah ich den mächtigen Stein über mir und an jeder Seite von mir Männer, die meine Taschen durchsuchten. Da sie nichts Wertvolles fanden, wollten sie mich liegen lassen, wo ich lag. Ich nahm meine Kraft zusammen und bat sie, mich gegen künftigen guten Lohn an einen Ort zu bringen, wo ich geheilt werde könnte. Sie prüften meine Kleider und die Wäsche, die ich trug und sprachen dann heimlich mit einander. Endlich sagte der Eine: Nun, wir werden es wagen! Dann trugen sie mich in ein kleines Boot und brachten mich nach Paimboeuf, wo ich dann auch ärztliche Hilfe fand.

»Ich erfuhr von den Männern, dass sie Schmuggler seien und dass sie ihre geschmuggelten Waren stets unter dem Druiden-Stein verbargen. Sie sagten mir, dass sie mich mit der Schnittwunde ohnmächtig gefunden hätten und dass nur die Kühle der Nacht mich vor dem sicheren Tode bewahrt habe.

»Noch langer Krankheit kam ich nach Paris und trat mein Priesteramt dort an; aber ich hegte den Wunsch, hier in der Bretagne angesiedelt zu werden. Wissen Sie warum, Gabriel?«

Gabriel antwortete zwar nicht, aber er wusste wohl warum.

»Ich wusste sehr wohl, durch wen mein Leben in Gefahr gekommen war, aber ich teilte den Vorfall Niemandem mit, selbst nicht meinen Freunden, denn ich wünschte nicht, dass irdische Justiz den Mann richten sollte, der mich hatte töten wollen. Ich trachtete allein darnach, ihn einst zur Reue und zur Buße zu bewegen, sobald ich Gelegenheit dazu finden würde.

»Mein Wille war jedoch von meiner Pflicht abhängig; es brach diese schwere Zeit auf die Kirche und ihre Gemeinde ein. Ich ging zwar in die Bretagne, doch musste ich zunächst an andern Orten wirken.

»Jetzt bin ich nun hier, Gabriel, mein Werk kann beginnen. Sie müssen mich in die Hütte zu Ihrem Vater führen, sobald der Gottesdienst vorüber sein wird.«

Er hielt Gabriel seine Hand hin, als gerade der Priester seinen Segen sprach. Vater Paulus öffnete die Tür der Kabine. Als sie die Stufen hinabstiegen, begegnet ihnen Vater Bonan. Der alte Mann blickte besorgt auf seinen Schwiegersohn und sagte dem Priester einige Worte ins Ohr. Vater Paulus antwortete in demselben Tone.

»Er hat mich gefragt, ob vielleicht ein Hindernis für die Ehe eingetreten ist. Ich antwortete ihm mit »nein«, denn Sie haben mir ja Ihr Geheimnis als Beichte anvertraut und das Geheimnis bleibt nur unter uns,« sagte der gute Priester. »Vergessen Sie nicht, wohin Sie mich nach der Trauung führen sollen. Doch wo ist Perrine?«

Das junge Mädchen kam. Der Priester legte ihre Hand in die Gabriels und sagte: das Paar möge ihn nur an dem Altar erwarten.

Eine Stunde war seitdem vergangen. Der Gottesdienst war lange vorüber, die Boote waren ans Land zurückgekehrt. Das Schiff ankerte aber noch, denn Pater Paulus war nicht an Bord; es erwartete ihn ein Boot am Strande. Der Priester hatte das Schiff mit Gabriel allein verlassen.

Dieser hatte seine Geschwister unter der Aufsicht seiner jungen Frau gelassen, während er und Paulus schweigend der Fischerhütte zuschritten. Der Priester hielt sein weißes Kreuz gegen die Brust. Sie hatten die Tür der Hütte erreicht.

»Klopfen Sie an und erwarten Sie mich hier!« sagte Paulus.

Die Tür wurde geöffnet. In dem lieblichen Mondschein, wie vor Jahren, stand jetzt Francois Sarzeau vor dem Manne, dessen blutenden Körper er einst über diese Türschwelle fortgetragen hatte.

Er erkannte ihn nicht.

Pater Paulus trat vor und nahm seinen Hut ab.

Francois blickte ihn entsetzt an und trat einige Schritte zurück, dann stand er bewegungslos und sprachlos still. Die ruhige klare Stimme des Priesters sagte: »Ich bringe Euch eine Botschaft des Friedens und der Vergebung von Eurem Gast!« Er zeigte dabei auf die Stelle, wo er verwundet worden war.

Gabriel sah, dass sein Vater am ganzen Körper zitterte. Sein Mund zuckte, als wenn er sprechen wollte, aber der ganze Mann schien erstarrt zu sein.

Gabriel musste sein Gesicht fort-wenden, aber er hörte, dass der Priester sagte: »Wartet, ich komme zurück!« — Paulus trat näher an Francois heran.

Nun trat wieder banges Schweigen ein. Er hörte nur den Namen Gottes ausrufen, dann wurde die Hütte geschlossen und Gabriel wartete allein draußen vor der Tür.

Gabriel näherte sich dem Fenster.

Er sah, dass der Priester das Kruzifix erhoben hielt, aber er wünschte nichts weiter zu hören und zu sehen; was er gehört hatte, trieb ihn weit fort von dem Fenster.

Nach einer Weile näherte er sich wieder der Tür; weil er etwas Schweres hatte zur Erde fallen hören. Er hörte nur das laute Beten des Priesters.

Einige Minuten später hörte er lautes Wehklagen und eine zweite Stimme. Er lauschte noch eine ganze Zeit. Endlich öffnete sich die Tür und Vater Paulus erschien und führte Francois Sarzeau an seiner Hand. Der Fischer erhob seine Augen nicht zu seinem Sohne, er weinte bitterlich und blickte nicht um sich, sondern folgte der Hand die ihn führte blindlings wie ein kleines Kind.

»Gabriel,« sagte der Priester, »Gott hat meine Handlung hier gesegnet! Ich sage dies zu Ihrem Trost. Ihr Vater wünscht, dass ich Ihnen sage, dass er Ihnen wirklich einst auf dem Wege zu dem Kaufmannstische gefolgt ist, und dass er später die Entdeckung machte, dass kein Beweis seines Verbrechens mehr zu finden war. —

»Ferner soll ich Ihnen, auf Ihres Vaters Wunsch, mitteilen, dass er vorher in meiner und nun auch in Ihrer Gegenwart verspricht, dass er, sobald die Verfolgung der Kirche aufhören wird, — und sie wird aufhören! mit seiner ganzen Kraft und mit der größten Bereitwilligkeit, alle die Kreuze an den Wegen wieder aufrichten wird, welche die Rohheit der Soldaten hier umstürzte, und dass er ferner Gutes ausüben will, wo er es nur vermag!

»Ich habe jetzt Alles getan, was in meiner Macht stand, und jetzt sage ich Euch Lebewohl und nehme das angenehme Bewusstsein mit mir, dass ich Vater und Sohn versöhnt habe. Gott segne Euch und stärke Euch zu guten Werken!«

Der Priester nahm ihre Hände und drückte sie warm, dann ging er der Küste zu.

Gabriel wagte nicht zu sprechen, aber er legte seinen Arm um den Hals seines Vaters.

Beide hielten sich umschlungen und blickten dann lange auf die See, wo das Schiff mit dem frommen Manne dahin segelte.

Dann gingen sie zusammen in ihre Hütte.



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Fünftes Kapitel.

In Frankreich hörte bald nach den Ereignissen, die im letzten Kapitel erzählt wurden, das Schreckensregiment auf und mit ihm endigte auch die Verfolgung der Christen in der Bretagne.

Unter den verschiedenen Vorschlägen, die von dem Parlamente zur Verbesserung der Verhältnisse in der Bretagne gemacht wurden, befand sich einer, der die Wiederherstellung der Kreuze an den öffentlichen Wegen, Landstraßen u.s.w. Befürwortete. Es war nachgewiesen, dass sich die Zahl der vernichteten Kreuze auf Tausend belief und dass die bloße Anschaffung des Holzes zu denselben, der jetzt so zu Grunde gerichteten Bevölkerung sehr schwer fallen dürfte.

Während die Verhandlung darüber noch schwebte, hatte sich bei der Regierung Jemand gemeldet, die Arbeit der Kreuzherstellung zu übernehmen. —

Als Gabriel mit seinen Geschwistern die Fischerhütte verlassen hatte, um ferner im Hause seines Schwiegervaters zu wohnen, verließ auch Francois Sarzeau seine alte Wohnung, um das Versprechen zu erfüllen, welches er Vater Paulus gegeben hatte. Monate lang hatte er schon an seiner Besserung gearbeitet, ohne zu ermüden, hatte Gutes getan, wo er es nur vermochte und Hilfe geleistet, ohne Lohn dafür zu beanspruchen.

Er wanderte Meilen weit und demütigte sich selbst so, dass er um Holz bettelte zu einem einfachen Kreuz. Niemand hörte ihn klagen oder sich über die Mühseligkeiten beschweren.

Trockenes Brot und Wasser, welches er sich auch erbetteln musste, bildeten seine Nahrung, aber er war damit zufrieden.

Die Nachbarn glaubten, sein Leben würde durch ein Wunder verlängert werden, bis er die ganze Bretagne von einem Ende bis zum anderen durchreist und überall die Kreuze wieder aufgerichtet haben würde. — Dies sollte sich jedoch nicht bestätigen.

An einem kalten Herbstabende hatte man ihn, wie gewöhnlich, bei seiner Arbeit gesehen. Er richtete eins seiner selbst fabrizierten Kreuze auf, wo die Revolution ein solch heiliges Symbol in Splitter geschlagen hatte. Am Morgen danach fand man den Mann tot unter dem Kreuze, das er selbst geschnitzt hatte.

Man begrub ihn an der Stelle, und der Priester, der die Stätte weihte, erlaubte, Gabriel eine Grabschrift auf das Kreuz zu setzen. Zuerst kam der Name des Toten und diesem folgten die Worte: »Betet für die Ruhe seiner Seele. Er starb als ein Büßender und bei dem Ausüben guter Werke.«

Zuweilen hörte Gabriel Etwas über Vater Paulus durch Briefe, die er an die Bewohner des Pächterhauses richtete.

Sein letztes Schreiben war aus Rom und Paulus meldete darin, dass die Dienste, welche er der Kirche in der Bretagne geleistet habe, zu seinen Oberen nach Rom berichtet worden wären, und dass er nun durch sie an die Spitze einer Mission gestellt sei, welche den christlichen Glauben unter den Heiden verbreiten sollte.

Er nahm nun Abschied von seinen Bekannten in dieser Welt, denn es war sicher anzunehmen, dass die Priester, welche dieser Mission beitraten, ihr Leben wagen mussten, um für das Christentum zu ernten. — Er sandte Francois Sarzeau, Gabriel und der ganzen Familie seinen Segen und ein letztes Lebewohl.

Der Brief hatte ein Postskriptum für Perrine, welches diese oft mit Tränen in den Augen las. Es war des Priesters Wunsch, dass, wenn sie einst Kinder haben würde, so möchte sie dieselben beten lehren, dass das Werk unter den Heiden gefördert werden möge.

Des Priesters Bitte ist nie vergessen worden. Als Perrine ihr erstes Kind das erste Gebet lehrte, lallte dieses auf den Knien der Mutter ihr nach: »Gott segne und schütze Vater Paulus!«

Mit diesen Worten schloss die Nonne ihre Erzählung, dann zeigte sie auf das hölzerne Kreuz und sagte zu mir: »Es ist dies eins der Kreuze, welche der reuige Sünder verfertigte. Dasselbe wurde vor einigen Jahren so verwittert gefunden, dass es nicht länger an seinem alten Platze bleiben konnte. Ein Priester aus der Bretagne schenkte es einer unserer Nonnen. Wundern Sie sich nun noch darüber, dass die Mutter Priorin es eine Reliquie nennt?«

»Nein!« antwortete ich. »Im Gegenteil, ich finde, dass die Frau Priorin den besten Namen für das hölzerne Kreuz erfand, den es für dasselbe geben konntet.«



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