Amors Pfeil



IV

Wieder allein zog ich an der Klingel und gab dem Bediensteten seine Anweisungen. Wenn Mr. oder Mrs. Parley wieder beim Haus vorbeischauen würden, so sollte Ihnen gesagt werden, dass ich sie nicht sehen konnte.

War dies eine raue Tat meinerseits? Man lasse uns der Angelegenheit ordentlich ins Gesicht blicken und sehen, was folgt.

Es ist möglich, dass einige Personen, die nicht meine Erlebnisse mit den schlimmsten Gesichtspunkten der menschlichen Natur teilen, geneigt sein könnten, Mrs. Parleys Verdächtigungen ihrem eifersüchtigen Temperament zuzuschreiben und die nicht unwillig sein könnten, zu denken, dass ihr Ehemann eine Gouvernante für ihre Kinder in vollkommen gutem Glauben eingestellt hatte. Keine solch barmherzige Sichtweise der Angelegenheit stellte sich meinem Verstand dar. Nichts konnte klarer für mich sein, als dass Parley ein Werkzeug in den Händen einer verwegenen und verruchten Frau war; die ihn dazu verleitet hatte, aus ihren eigenen Gründen eine Tat zu begehen, die nichts weniger war als eine Schandtat an seiner Frau. Zu welchem Zweck konnte ich mich einmischen? Die einzige Person, die der armen Mrs. Parley helfen konnte, musste mit der Autorität der Verwandtschaft gerüstet sein. Und, selbst in diesem Fall, was für ein gutes Ergebnis konnte erwartet werden, wenn die Frau ihre Rolle als Gouvernante verständig spielte und wenn Parley dicht hielt? Eine hoffnungslosere Aussicht hatte sich mir nie geboten. Es ärgerte und beschämte mich, mich selbst hilflos auf Ereignisse wartend vorzufinden. Was konnte ich sonst tun?

Am nächsten Tag kam Mrs. Parley vorbei und der Bedienstete befolgte seine Anweisungen.

Am Tag darauf (mit der entschuldbaren Hartnäckigkeit einer Frau in Verzweiflung) schrieb sie mir.

Der Brief ist schon lange zerstört; aber sein Inhalt bleibt mir in Erinnerung. Er unterrichtete mich, dass sich die Gouvernante tatsächlich im Haus eingerichtet hatte; und beschrieb sie, unnötig zu erwähnen, als die schamloseste Teufelin, die je den Hauch des Lebens geatmet hatte. Als Parley gefragt wurde, ob er Referenzen bezüglich ihres Charakters eingeholt hatte, hatte er geantwortet, dass er alt genug wäre, um zu wissen, wie man eine Gouvernante engagiere: dass er sich weigerte, impertinente Fragen zu beantworten und dass er "Miss Beaumont" (dies war der wohlklingende Name der Dame) instruiert hatte, seinem Beispiel zu folgen. Sie hatte bereits verstanden, sich den Weg ins Vertrauen ihrer zwei unschuldigen Schülerinnen zu stehlen und einen günstigen Eindruck auf einen Besucher zu erzeugen, der an diesem Morgen im Haus vorbeigeschaut hatte. In einem Wort, Mrs. Parley war laut eigener Aussage nicht mehr zu helfen. Wie ich erwartet hatte, spielte die falsche Gouvernante ihre Rolle mit Verstand und der vernarrte Ehemann machte seine Autorität geltend.

Zehn Tage später geschah es, dass ich durch die Vororte unserer Stadt fuhr und ich entdeckte Mrs. Parley im vertraulichen Gespräch mit einem der jungen Mitglieder der Geheimpolizei namens Butler. Sie gingen langsam einen abgelegenen Pfad entlang spazieren, welcher an die Hochstraße anschloss; anscheinend waren sie so vertieft in dem, was sie einander zu sagen hatten, dass sie es versäumten, mich zu bemerken, obwohl ich dicht an ihnen vorüberging.

Am nächsten Morgen fand sich Butler bei mir im Büro ein und bat um Erlaubnis, mit mir zu sprechen. Da ich an diesem Tag beschäftigt war, sandte ich eine Nachricht zurück, in der ich ihn fragte, ob die Angelegenheit von Wichtigkeit sei. Die Antwort war "Von äußerst schwerwiegender Wichtigkeit." Er wurde sofort in mein Privatzimmer vorgelassen.


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