Achtzehntes KapitelChapter VII - Doctoring the doctor
Als Hugh an der Tür des Hauses von Mr. Vimpany nach Miss Henley fragte, erfuhr er, dass sie in Begleitung ihres immer noch nicht recht hergestellten Mädchens ausgegangen sei. Sie hatte den Auftrag hinterlassen, wenn Mr. Mountjoy während ihrer Abwesenheit vorsprechen sollte, ihn zu bitten, er möchte so freundlich sein, auf ihre Rückkehr zu warten.ASKING for Miss Henley at the doctor's door, Hugh was informed that she had gone out, with her invalid maid, for a walk. She had left word, if Mr. Mountjoy called in her absence, to beg that he would kindly wait for her return.
Auf dem Wege nach dem Empfangszimmer hörte Mountjoy die tiefe Stimme von Mrs. Vimpany, die, wie es den Anschein hatte, mit lautem Lesen beschäftigt war. Da die Tür für seinen Eintritt geöffnet wurde, überraschte er sie, wie sie mit majestätischen Schritten im Zimmer auf und ab wandelte, ein Buch in der Hand haltend. Sie deklamierte in pathetischem Tone, ohne dass jemand da war, ihrer Leistung Beifall zu spenden. Nach dem, was Hugh schon gehört hatte, konnte er nur zu dem Schluss kommen, dass Erinnerungen an ihre frühere Theaterlaufbahn die gewesene Schauspielerin verleitet hatten, eine Privatvorstellung zu geben zu ihrem eigenen Vergnügen in einer jener tragischen Rollen, von denen ihr Gatte gesprochen hatte. Bei Mountjoys Erscheinen gewann sie sofort ihre Selbstbeherrschung wieder mit der Leichtigkeit einer Meisterin in ihrer Kunst.On his way up to the drawing-room, Mountjoy heard Mrs. Vimpany's sonorous voice occupied, as he supposed, in reading aloud. The door being opened for him, he surprised her, striding up and down the room with a book in her hand; grandly declaiming without anybody to applaud her. After what Hugh had already heard, he could only conclude that reminiscences of her theatrical career had tempted the solitary actress to make a private appearance, for her own pleasure, in one of those tragic characters to which her husband had alluded. She recovered her self-possession on Mountjoy's appearance, with the ease of a mistress of her art.
»Verzeihen Sie mir,« sagte sie, indem sie ihm das Buch mit der einen Hand entgegen hielt und mit der andern Hand darauf hinzeigte. »Shakespeare versetzt mich immer in eine heftige Aufregung. Eine kleine Flamme von dem Feuer des Dichters brennt auch in der Brust seiner armen Verehrerin. Darf ich hoffen, darin von Ihnen verstanden zu werden? Sie sehen aus, als ob Sie ein Gesinnungsgenosse von mir wären.«"Pardon me," she said, holding up her book with one hand, and tapping it indicatively with the other: "Shakespeare carries me out of myself. A spark of the poet's fire burns in the poet's humble servant. May I hope that I have made myself understood? You look as if you had a fellow-feeling for me."
Mountjoy tat sein möglichstes, um die mitfühlende Rolle, welche Mrs. Vimpany ihm durch ihre letzten Worte zuerteilt hatte, richtig durchzuführen, aber er hatte nur den fraglichen Erfolg, dass er bewies, welch ein schlechter Schauspieler er geworden sein würde, wenn er auf die Bühne gegangen wäre. Mrs. Vimpany legte ihr Buch weg und stieg aus den erhabensten Höhen der Dichtkunst herab in die tiefsten Tiefen der Prosa.Mountjoy did his best to fill the sympathetic part assigned to him, and only succeeded in showing what a bad actor he would have been, if he had gone on the stage. Under the sedative influence thus administered, Mrs. Vimpany put away her book, and descended at once from the highest poetry to the lowest prose.
»Lassen Sie uns jetzt von häuslichen Angelegenheiten sprechen,« sagte sie milde. »Haben die Leute in dem Gasthaus Ihnen ein gutes Mittagessen zubereitet?«"Let us return to domestic events," she said indulgently. "Have the people at the inn given you a good dinner?"
»Die Leute haben ihr Bestes getan,« antwortete Mountjoy vorsichtig."The people did their best," Mountjoy answered cautiously.
»Ist mein Gatte mit Ihnen zurückgekommen?« fuhr Miss Vimpany fort."Has my husband returned with you?" Mrs. Vimpany went on.
Mountjoy fing an zu bedauern, dass er nicht auf der Straße auf Iris gewartet hatte. Er war jetzt gezwungen, zu bekennen, dass der Doktor nicht mit Ihm zurückgekommen sei.Mountjoy began to regret that he had not waited for Iris in the street. He was obliged to acknowledge that the doctor had not returned with him.
»Nun, wo ist Mr. Vimpany?«"Where is Mr. Vimpany?"
»Im Gasthof.«"At the inn."
»Was macht der denn dort?«"What is he doing there?"
Mountjoy zögerte. Mrs. Vimpany erhob sich wieder in die Regionen der tragischen Dichtkunst. Sie Schritt auf ihn zu, als ob er Macbeth gewesen wäre und sie ihren Dolch benützen wollte.Mountjoy hesitated. Mrs. Vimpany rose again into the regions of tragic poetry. She stepped up to him, as if he had been Macbeth, and she was ready to use the daggers.
»Ich verstehe Sie nur zu gut,« erklärte sie in schrecklichen Tönen, »die Fehler und Schwächen meines unglücklichen Gatten sind mir wohl bekannt. Mr. Vimpany ist berauscht.«"I understand but too well," she declared in terrible tones. "My wretched husband's vices are known to me. Mr. Vimpany is intoxicated."
Hugh versuchte die Sache so unschuldig wie nur möglich darzustellen.Hugh tried to make the best of it.
»Er ist nur eingeschlafen,« sagte er. Mrs. Vimpany warf ihm von neuem einen Blick zu. Diesmal war sie die Königin Katharina, welche den Kardinal Wolsey ansieht. Sie verbeugte sich mit stolzer Höflichkeit und öffnete die Tür."Only asleep," he said. Mrs. Vimpany looked at him once more. This time, it was Queen Katharine looking at Cardinal Wolsey. She bowed with lofty courtesy, and opened the door.
»Ich muss einen Ausgang machen,« sagte sie und entfernte sich mit langsam abgemessenen Schritten."I have occasion," she said, "to go out"----and made an exit.
Fünf Minuten später sah Mountjoy, der in ungeduldiger Erwartung von Miss Henleys Rückkehr ans Fenster getreten war, Mrs. Vimpany auf der Straße. Sie trat in den Laden eines Apothekers und kam bald darauf wieder heraus mit einer kleinen, eingewickelten Flasche in der Hand. Majestätisch schritt sie die Straße hinab und war bald seinen Augen entschwunden. Wenn Hugh ihr gefolgt wäre, würde er die Frau des Doktors an der Tür des Gasthofes eingeholt haben.Five minutes later, Mountjoy (standing at the window, impatiently on the watch for the return of Iris) saw Mrs. Vimpany in the street. She entered a chemist's shop, on the opposite side of the way, and came out again with a bottle in her hand. It was enclosed in the customary medical wrapping of white paper. Majestically, she passed out of sight. If Hugh had followed her he would have traced the doctor's wife to the door of the inn.
Der unbeschäftigte Kellner stand in dem Hausflur und schaute sich um, obgleich eigentlich gar nichts da war, wonach er sehen konnte. Er machte vor Mrs. Vimpany eine Verbeugung und teilte ihr mit, dass die Wirtin ausgegangen sei.The unemployed waiter was on the house-steps, looking about him--with nothing to see. He made his bow to Mrs. Vimpany, and informed her that the landlady had gone out.
»Sie können mir ebenso gut sagen, was ich wissen will,« lautete die Antwort. »Ist Mr. Vimpany noch hier?«"You will do as well," was the reply. "Is Mr. Vimpany here?"
Der Kellner lächelte und führte die Frau des Doktors durch den Hausflur an den Fuß der Treppe.The waiter smiled, and led the way through the passage to the foot of the stairs.
»Sie können ihn von hier aus schön hören.« Es war vollkommen richtig. Mr. Vimpanys Schnarchen sprach für Mr. Vimpanys Anwesenheit. Seine Frau stieg die ersten zwei oder drei Stufen hinauf und blieb dann stehen, um noch etwas mit dem Kellner zu reden. Sie fragte ihn, was die beiden Herren beim Essen getrunken hätten."You can hear him, ma'am." It was quite true; Mr. Vimpany's snoring answered for Mr. Vimpany. His wife ascended the first two or three stairs, and stopped to speak again to the waiter. She asked what the two gentlemen had taken to drink with their dinner.
»Sie haben den sauren französischen Wein getrunken.« »Und sonst nichts?«They had taken "the French wine." "And nothing else?"
Der Kellner erlaubte sich jetzt einen kleinen Scherz.The waiter ventured on a little joke.
»Sonst nichts,« antwortete er, »aber mehr als genug von diesem.« »Ich hoffe, nicht mehr als genug für den Vorteil des Hauses,« bemerkte Mrs. Vimpany verweisend."Nothing else," he said-- "and more than enough of it, too." "Not more than enough, I suppose, for the good of the house," Mrs. Vimpany remarked.
»Ich bitte um Entschuldigung, Frau Doktor; der Rotwein, den die beiden Herren bei Tische getrunken haben, ist nicht mit auf die Rechnung geschrieben worden.«"I beg your pardon, ma'am; the claret the two gentlemen drank is not charged for in the bill."
»Was soll das heißen?«"What do you mean?" ;
Der Kellner erklärte ihr, dass Mr. Mountjoy den ganzen Vorrat dieses Weines gekauft hätte. Argwohn sowohl wie Erstaunen zeigte sich auf dem Gesichte der Mrs. Vimpany. Sie hatte es bisher für wahrscheinlich gehalten, der elegante und vornehme Freund der Miss Henley könnte heimlich in die junge Dame verliebt sein. Ihr Argwohn wurde jetzt noch vermehrt. Sie stieg allein die Treppe hinauf und schlug laut die Türe des Privatzimmers zu, um dadurch ihren schlafenden Mann aufzuwecken. Aber selbst der gewaltige Lärm, den sie auf diese Weise verursachte, war nicht im Stande, den berauschten Doktor dem süßen Schlummer zu entreißen. Er schien für äußere Eindrücke vollständig unempfindlich zu sein. Eine Weile blieb sie ruhig stehen und betrachtete ihn über den Tisch weg mit unaussprechlicher Verachtung.The waiter explained that Mr. Mountjoy had purchased the whole stock of the wine. Suspicion, as well as surprise, appeared in Mrs. Vimpany's face. She had hitherto thought it likely that Miss Henley's gentleman-like friend might be secretly in love with the young lady. Her doubts of him, now, took a wider range of distrust. She went on up the stairs by herself, and banged the door of the private room as the easiest means of waking the sleeping man. To the utmost noise that she could make in this way, he was perfectly impenetrable. For a while she waited, looking at him across the table with unutterable contempt.
Da lag nun der Mann, an welchen die Religion und die Gesetze des Landes sie für das Leben gefesselt hatten.There was the man to whom the religion of the land and the law of the land, acting together in perfect harmony, had fettered her for life! Some women, in her position, might have wasted time in useless self-reproach. Mrs. Vimpany reviewed her miserable married life with the finest mockery of her own misfortune. "Virtue," she said to herself, "is its own reward."
Als sie mit sorgloser Neugier die Unordnung auf dem Tische betrachtete, bemerkte sie noch einen Rest Wein in dem Glas, aus dem ihr Gatte getrunken. Hatte man künstliche Mittel angewendet, um ihn in seinen gegenwärtigen Zustand zu versetzen? Sie kostete den Rotwein. Nein, in seinem Geschmacke fand sie nichts, was etwa hätte andeuten können, dass irgend etwas Fremdes beigemischt worden wäre. Wenn sie dem Kellner Glauben schenken konnte, so hatte ihr Gatte nichts weiter als Rotwein getrunken - und trotzdem lag er jetzt hier in einem Zustande von vollkommen hilfloser Betäubung.Glancing with careless curiosity at the disorder of the dinner-table, she noticed some wine still left in the bottom of her husband's glass. Had artificial means been used to reduce him to his present condition? She tasted the claret. No; there was nothing in the flavour of it which betrayed that he had been drugged. If the waiter was to be believed, he had only drunk claret--and there he was, in a state of helpless stupefaction, nevertheless.
Sie blickte noch einmal über den Tisch hin und entdeckte unter den vielen leeren Flaschen eine, in der sich noch etwas Wein befand. Nach einem kurzen Moment der Überlegung nahm sie ein reines Glas von dem Seitentische.She looked again at the dinner-table, and discovered one, among the many empty bottles, with some wine still left in it. After a moment of reflection, she took a clean tumbler from the sideboard.
Das war also der Wein, welcher für Mr. Vimpany und seine Freunde ein Gegenstand des Spottes gewesen war. Sie waren alle starke Esser und Trinker, und es verlohnte gewiss der Mühe, ihre Ansicht zu prüfen. Jetzt suchte sie nicht mehr darnach, ob in dem Weine ein fremder Stoff vorhanden sei. Ihr jetziger Versuch hatte nur den Zweck, ihn auf seinen eigenen Wert hin zu prüfen.Here was the wine which had been an object of derision to Mr. Vimpany and his friends. They were gross feeders and drinkers; and it might not be amiss to put their opinions to the test. She was not searching for the taste of a drug now; her present experiment proposed to try the wine on its own merits.
Zur Zeit ihrer Triumphe auf den ländlichen Bühnen - vor dem Tage ihrer unglücklichen Heirat - hatten reiche Verehrer und Bewunderer die hübsche Schauspielerin oftmals zu Diners und Soupers eingeladen, welche jeden Luxus darboten, den die vollkommenste Tafel gewähren konnte. Die eigene Erfahrung hatte sie daher bekannt gemacht mit dem Geschmacke des allerbesten Rotweins, und diese Erfahrung war wieder aufgefrischt worden durch den Rotwein, den sie soeben gekostet hatte. Es war nicht schwer einzusehen, warum Mr. Mountjoy diesen Wein gekauft, und nachdem sie ein wenig nachgedacht, wurde ihr gleichfalls der Grund klar, weswegen er Mr. Vimpany zum Essen eingeladen hatte. Von diesem ersten Erfolg ihrer Entdeckung, den sie ihrem eigenen Scharfsinn zu verdanken hatte, war sie zunächst vollständig überwältigt, aber bald hatte sie ihre Fassung wieder erlangt. Ihr dicker Mann war zum Trinken verleitet worden und auch zum Ausplaudern, natürlich zum Vorteil von Mr. Mountjoy.At the time of her triumphs on the country stage--before the date of her unlucky marriage--rich admirers had entertained the handsome actress at suppers, which offered every luxury that the most perfect table could supply. Experience had made her acquainted with the flavour of the finest claret--and that experience was renewed by the claret which she was now tasting. It was easy to understand why Mr. Mountjoy had purchased the wine; and, after a little thinking, his motive for inviting Mr. Vimpany to dinner seemed to be equally plain. Foiled in their first attempt at discovery by her own prudence and tact, his suspicions had set their trap. Her gross husband had been tempted to drink, and to talk at random (for Mr. Mountjoy's benefit) in a state of intoxication!
Welche Geheimnisse konnte der Unglückliche nicht verraten haben, bevor ihn der Wein vollständig seiner Besinnung beraubt hatte?What secrets might the helpless wretch not have betrayed before the wine had completely stupefied him?
Von Ärger und Wut getrieben, schüttelte sie ihn heftig. Er erwachte und blickte sie mit blutunterlaufenen Augen an; dann drohte er ihr mit der geballten Faust. Hier gab es nur einen Weg, um ihn aus seiner stumpfsinnigen Betäubung aufzurütteln. Sie kannte ihn aus Erfahrung, sie sie bei so mancher früheren Gelegenheit gemacht hatte.Urged by rage and fear, she shook him furiously. He woke; he glared at her with bloodshot eyes; he threatened her with his clenched fist. There was but one way of lifting his purblind stupidity to the light. She appealed to his experience of himself, on many a former occasion:
»Du Narr, Du hast wieder einmal zu viel getrunken, und jetzt wartet ein Kranker auf Dich!«"You fool, you have been drinking again--and there's a patient waiting for you."
An diese Verlegenheit war er gewöhnt, aber die Worte seiner Frau brachten ihn doch wieder etwas zur Besinnung. Mrs. Vimpany riss den Papierumschlag von der Medizinflasche, die sie mitgebracht hatte, ab und öffnete sie. Er starrte auf die Flasche hin und murmelte für sich: »Sie will mich vergiften.« Mrs. Vimpany ergriff nun mit der einen Hand seinen Kopf, und mit der andern hielt sie ihm die geöffnete Flasche unter die Nase:To that dilemma he was accustomed; the statement of it partially roused him. Mrs. Vimpany tore off the paper wrapping, and opened the medicine-bottle which she had brought with her. He stared at it; he muttered to himself: "Is she going to poison me?" She seized his head with one hand, and held the open bottle to his nose.
»Dein eigenes Mittel,« schrie sie ihm ins Ohr, »für Dich und Deine sauberen Freunde!« Seine Nase sagte ihm, was Worte vergebens versucht haben würden. Er schluckte die Medizin hinunter."Your own prescription," she cried, "for yourself and your hateful friends." His nose told him what words might have tried vainly to say: he swallowed the mixture.
»Wenn ich den Patienten verliere,« lallte er orakelhaft, »so verliere ich auch das Geld.« Seine resolute Frau zog ihn vom Stuhle empor. Eine zweite Tür führte aus dem Speisezimmer in ein leeres Schlafgemach. Mit ihrer Hilfe gelangte er dorthin und warf sich auf das Bett."If I lose the patient," he muttered oracularly, "I lose the money." His resolute wife dragged him out of his chair. The second door in the dining-room led into an empty bed-chamber. With her help, he got into the room, and dropped on the bed.
Mrs. Vimpany sah nach der Uhr.Mrs. Vimpany consulted her watch.
Bei gar so mancher früheren Gelegenheit hatte sie gelernt, wie viel Zeit erforderlich war, bevor der ernüchternde Einfluss der Medizin sich erfolgreich erweisen konnte. Für jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als in das Speisezimmer zurückzukehren. Der Kellner erschien und fragte sie, ob er etwas für sie tun könne. Vertraut mit den Charakterfehler des Doktors, verstand er sofort, was es bedeutete, als sie nach der Tür des Schlafzimmers wies.On many a former occasion she had learnt what interval of repose was required, before the sobering influence of the mixture could successfully assert itself. For the present, she had only to return to the other room. The waiter presented himself, asking if there was anything he could do for her. Familiar with the defective side of her husband's character, he understood what it meant when she pointed to the bedroom door.
»Die alte Geschichte, Frau Doktor!« sagte er mit der Miene respektvoller Teilnahme. »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee holen?«"The old story, ma'am," he said, with an air of respectful sympathy. "Can I get you a cup of tea?"
Mrs. Vimpany bejahte und trank den Tee, in Gedanken versunken.Mrs. Vimpany accepted the tea, and enjoyed it thoughtfully.
Sie hatte jetzt zwei Pläne in Aussicht. Erstens wollte sie sich an Mountjoy rächen, und zweitens suchte sie einen Weg, um ihn zu zwingen, die Stadt zu verlassen, bevor er Iris seine Entdeckungen mitteilen konnte. Wie es möglich war, diese beiden so verschiedenen Ziele auf einem und demselben Wege zu erreichen, dass war ihr vorderhand noch ein Rätsel, welches sie gerade lösen wollte, als die raue Stimme ihres Mannes aus dem Schlafzimmer ertönte und nach jemand verlangte.She had two objects in view--to be revenged on Mountjoy, and to find a way of forcing him to leave the town before he could communicate his discoveries to Iris. How to reach these separate ends, by one and the same means, was still the problem which she was trying to solve, when the doctor's coarse voice was audible, calling for somebody to come to him.
Wenn sein Kopf während dieser Zeit klar genug geworden war, um die Fragen zu verstehen, welche sie ihm vorzulegen beabsichtigte, so konnte es leicht möglich sein, dass seine Antworten ihr zur Lösung dieses Rätsels verhalfen. Mrs. Vimpany erhob sich daher schnell und ging in das Schlafzimmer.If his head was only clear enough, by this time, to understand the questions which she meant to put, his answers might suggest the idea of which she was in search. Rising with alacrity, Mrs. Vimpany returned to the bed-chamber.
»Du elender Mensch,« begann sie, »bist Du jetzt wieder nüchtern?« »Ich bin so nüchtern wie Du.«"You miserable creature," she began, "are you sober now?" "I'm as sober as you are."
»Weißt Du,« fuhr sie fort, warum Mr. Mountjoy Dich eingeladen hat, mit ihm zu Mittag zu essen?«"Do you know," she went on, "why Mr. Mountjoy asked you to dine with him?"
»Weil er mein Freund ist.«"Because he's my friend."
»Er ist Dein schlimmster Feind; schweig still und pass auf, ich werde Dir gleich erklären, was ich meine. Nimm Dein Gedächtnis zusammen, wenn Dir überhaupt noch etwas davon geblieben ist! Ich will wissen, was ihr, Du und Mr. Mountjoy, nach dem Essen zusammen geredet hat.«"He is your worst enemy. Hold your tongue! I'll explain what I mean directly. Rouse your memory, if you have got a memory left. I want to know what you and Mr. Mountjoy talked about after dinner."
Er starrte sie ganz verständnislos an. Sie versuchte jetzt, sein Gedächtnis zu erwecken, indem sie durch Fragen nachhalf. Es war nutzlos. Er klagte nur in einem fort, dass er Durst habe. Seine Frau ließ Sodawasser und Brandy kommen. Die einzige Möglichkeit, etwas aus ihm herauszubringen, war, seiner schlimmen Leidenschaft zu willfahren. Sie reichte ihm daher selbst das begehrte Getränk.He stared at her helplessly. She tried to find her way to his recollection by making suggestive inquiries. It was useless; he only complained of being thirsty. His wife lost her self-control. She was too furiously angry with him to be able to remain in the room. Recovering her composure when she was alone, she sent for soda-water and brandy. Her one chance of making him useful was to humour his vile temper; she waited on him herself.
Und wirklich machte dieses sein benebeltes Gehirn in einem gewissen Grade wieder klar. Mrs. Vimpany versuchte es nun noch einmal, seine Erinnerung zu wecken. Hatte er dies gesagt? Hatte er jenes gesagt? Ja, er glaube es gewiss. Hatte er oder Mr. Mountjoy Lord Harrys Namen erwähnt? Ein Strahl der Erleuchtung glänzte in seinen blöden Augen. Ja, und sie waren darüber in Streit geraten; so viel er sich erinnere, habe er sogar Mr. Mountjoy eine Flasche an den Kopf geworfen. Hatten sie auch von Miss Henley gesprochen? O, natürlich! Was denn? Er war nicht im Stande, sich darauf zu besinnen. Weswegen hatte ihn seine Frau jetzt so zu plagen?In some degree, the drink cleared his muddled head. Mrs. Vimpany tried his memory once more. Had he said this? Had he said that? Yes: he thought it likely. Had he, or had Mr. Mountjoy, mentioned Lord Harry's name? A glimmer of intelligence showed itself in his stupid eyes. Yes--and they had quarrelled about it: he rather thought he had thrown a bottle at Mr. Mountjoy's head. Had they, either of them, said anything about Miss Henley? Oh, of course! What was it? He was unable to remember. Had his wife done bothering him, now?
»Das tu' ich gar nicht,« antwortete sie. »Gib Dir nur Mühe, das zu verstehen, was ich Dir sagen will. Wenn Lord Harry zu uns kommt, so lange Miss Henley in unserem Hause ist -«"Not quite," she replied. "Try to understand what I am going to say to you. If Lord Harry comes to us while Miss Henley is in our house--"
Er unterbrach sie.He interrupted her:
»Das ist Deine Sache, das geht mich nichts an.« »Warte einen Augenblick. Das ist allerdings mein Geschäft,« sagte sie, »und ich werde es auch allein besorgen, wenn ich vorher erfahre, dass der Lord kommt. Er ist jedoch rücksichtslos genug, uns zu überraschen. In diesem Falle möchte ich, dass Du Dich nützlich machtest. Wenn Du zufällig zu Hause bist, so suche es zu verhindern, dass er Miss Henley früher zu sehen bekommt, als bis ich mit ihr gesprochen habe.« »Warum?«"That's your business." "Wait a little. It's my business, if I hear beforehand that his lordship is coming. But he is quite reckless enough to take us by surprise. In that case, I want you to make yourself useful. If you happen to be at home, keep him from seeing Miss Henley until I have seen her first." "Why?"
»Ich möchte die Gelegenheit benützen, ihr meinen Betrug einzugestehen, bevor sie selbst dahinter kommt. Ich hoffe, dass Sie mir verzeihen wird, wenn ich ihr alles beichte.«"I want an opportunity, my dear, of telling Miss Henley that I have been wicked enough to deceive her, before she finds it out for herself. I may hope she will forgive me, if I confess everything."
Der Doktor lachte.The doctor laughed:
»Was zum Teufel kommt denn darauf an, ob sie Dir verzeiht oder nicht?« »Es kommt sehr viel darauf an.«"What the devil does it matter whether she forgives you or not?" "It matters a great deal."
»Du sprichst ja wahrhaftig, als ob Du in sie verliebt wärest!« »Das bin ich auch.«"Why, you talk as if you were fond of her!" "I am."
Das getrübte Begriffsvermögen des Doktors fing jetzt endlich an, sich aufzuhellen. Er antwortete ihr boshaft:The doctor's clouded intelligence was beginning to clear; he made a smart reply:
»In sie verliebt sein und sie dabei betrügen - ha, ha, das ist wirklich sehr gut!« »Ja,« versetzte sie ruhig, »es ist genau so, wie Du sagst. Es ist nach und nach immer mehr bei mir gewachsen, dieses Gefühl. Ich kann es nicht ändern, dass ich Miss Henley gern habe.« »Ach,« entgegnete Mister Vimpany, »Du bist eine Närrin!« Er blickte sie verschmitzt an. »Nun angenommen, ich machte mich nützlich in der Weise, wie Du es verlangst, was kann ich dabei gewinnen?« »Wir wollen jetzt wieder,« entgegnete sie, ohne seine Frage zu beantworten, »von dem Manne sprechen, der Dich zum Mittagessen eingeladen und Dich für seine Zwecke betrunken gemacht hat.« »Ich werde ihm alle Knochen im Leibe zerbrechen!« »Sprich doch keinen Unsinn. Überlass Mr. Mountjoy nur mir ganz allein.« »Nimmst Du für ihn Partei? Ich kann Dir nur das sagen, wenn ich zu viel von diesem verdammten, vergifteten, französischen Weine getrunken habe, so ging mir Mr. Mountjoy mit gutem Beispiel voran. Er war betrunken, schmählich betrunken. Ich gebe Dir mein Ehrenwort darauf.« Seine Frau, die bis dahin vollständig ruhig und kalt geblieben war, wurde plötzlich sehr aufgeregt. An dem, was der Doktor soeben von Hugh gesagt hatte, war sicher nicht ein Fünkchen Wahrheit, und Mrs. Vimpany ließ sich auch keinen Augenblick dadurch täuschen. Aber diese Lüge hatte diesmal zufälligerweise ein Verdienst - sie brachte sie nämlich auf den Weg, den sie vorhin vergeblich gesucht hatte, während sie ihren Tee trank."Fond of her, and deceiving her--aha!" "Yes," she said quietly, "that's just what it is. It has grown on me, little by little; I can't help liking Miss Henley." "Well," Mr. Vimpany remarked, "you are a fool!" He looked at her cunningly. "Suppose I do make myself useful, what am I to gain by it?" "Let us get back," she suggested, "to the gentleman who invited you to dinner, and made you tipsy for his own purposes." "I'll break every bone in his skin!" "Don't talk nonsense! Leave Mr. Mountjoy to me." "Do you take his part? I can tell you this. If I drank too much of that poisonous French stuff, Mountjoy set me the example. He was tipsy--as you call it--shamefully tipsy, I give you my word of honour. What's the matter now?" His wife (so impenetrably cool, thus far) had suddenly become excited. There was not the smallest fragment of truth in what he had just said of Hugh, and Mrs. Vimpany was not for a moment deceived by it. But the lie had, accidentally, one merit--it suggested to her the idea which she had vainly tried to find over her cup of tea.
»Wenn ich nun Dir die Möglichkeit verschaffen würde, Dich an Mr. Mountjoy zu rächen?« fragte sie."Suppose I show you how you may be revenged on Mr. Mountjoy," she said.
»Wie?«"Well?"
»Willst Du Dich an das erinnern, was ich Dich vorher bat, für mich zu tun, im Falle Lord Harry uns überrascht?«"Will you remember what I asked you to do for me, if Lord Harry takes us by surprise?"
Er zog sein Notizbuch aus der Tasche und sagte ihr, sie möge ihm einige Worte hineinschreiben, damit er die Sache nicht vergesse. Sie schrieb so kurz, als ob sie ein Telegramm abgefasst hätte:He produced his pocket-diary, and told her to make a memorandum of it. She wrote as briefly as if she had been writing a telegram:
»Halte Lord Harry zurück, damit er nicht früher Miss Henley sieht, bevor ich mit ihr gesprochen habe.«"Keep Lord Harry from seeing Miss Henley, till I have seen her first."
»Jetzt,« sagte sie, indem sie einen Stuhl an die Seite seines Bettes rückte, »sollst Du erkennen lernen, was für eine kluge Frau Du hast. Höre genau zu.«"Now," she said, taking a chair by the bedside, "you shall know what a clever wife you have got. Listen to me."


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