Einundfünfzigstes KapitelCHAPTER XLII - THE METTLESOME MAID
Am Abend desselben Tages fand Fanny Mere, als sie mit dem Kaffee das Speisezimmer betrat, Lord Harry und Mr. Vimpany allein und entdeckte sofort, als sie die Tür öffnete, dass sie die Sprache, in der sie sich bis jetzt unterhalten hatten, plötzlich wechselten; sie redeten auf einmal französisch miteinander. Fanny verlängerte daher ihren Aufenthalt in dem Zimmer, anscheinend, um die verschiedenen Gegenstände auf dem Büffet in Ordnung zu bringen. Ihr Herr sprach gerade während dieser Zeit; er fragte, ob der Doktor so glücklich gewesen sei, ein Schlafzimmer in der Nachbarschaft für sich zu finden. Mr. Vimpany antwortete darauf, dass es ihm gelungen sei; er habe ferner auch sich mit noch etwas anderem versehen, was er notwendig in Bereitschaft halten müsse, »das heißt«, fuhr er in seinem schlechten Französisch fort, »ich habe einen photographischen Apparat gemietet. Wir sind jetzt genügend vorbereitet, um unseren interessanten dänischen Gast empfangen zu können.« ON the evening of that day Fanny Mere, entering the dining-room with the coffee, found Lord Harry and Mr. Vimpany alone, and discovered (as soon as she opened the door) that they changed the language in which they were talking from English to French. She continued to linger in the room, apparently occupied in setting the various objects on the sideboard in order. Her master was speaking at the time; he asked if the doctor had succeeded in finding a bed-room for himself in the neighbourhood. To this Mr. Vimpany replied that he had got the bed-room. Also, that he had provided himself with something else, which it was equally important to have at his disposal. "I mean," he proceeded, in his bad French, "that I have found a photographic apparatus on hire. We are ready now for the appearance of our interesting Danish guest."
»Und wenn nun der Mann kommt, was soll ich dann meiner Frau sagen? Woher soll ich eine Entschuldigung nehmen, wenn sie hört, dass ein Kranker aus dem Hospital ihr Schlafzimmer mit meiner Einwilligung in Besitz genommen hat und dass Sie ihn behandeln wollen?« "And when the man comes," Lord Harry added, "what am I to say to my wife? How am I to find an excuse, when she hears of a hospital patient who has taken possession of your bed-room at the cottage--and has done it with my permission, and with you to attend on him?"
Der Doktor schlürfte ruhig seinen Kaffee. The doctor sipped his coffee.
»Wir haben den Berühmtheiten eine Geschichte erzählt, und sie haben sich damit zufrieden gegeben«, antwortete er kalt. »Wiederholen Sie dieselbe Geschichte Ihrer Frau.« "We have told a story that has satisfied the authorities," he said coolly. "Repeat the story to your wife."
»Sie wird sie nicht glauben«, entgegnete Lord Harry. "She won't believe it," Lord Harry replied.
Mr. Vimpany wartete, bis er sich eine neue Zigarre angebrannt und sich zu seiner Befriedigung überzeugt hatte, dass sie es wert war, geraucht zu werden. Mr. Vimpany waited until he had lit another cigar, and had quite satisfied himself that it was worth smoking.
»Sie haben sich selbst dieses Hindernis zu verdanken«, sagte er dann. »Wenn Sie meinem Rat gefolgt wären, würde Ihre Frau jetzt nicht im Wege stehen. Ich sehe schon, ich muss die Sache auf mich nehmen. Wenn es Ihnen misslingt, dann überlassen Sie Mylady nur mir. Wir brauchen aber eine Pflegerin für unsern armen, lieben Kranken; wo sollen wir eine finden?« "You have yourself to thank for that obstacle," he resumed. "If you had taken my advice, your wife would have been out of our way by this time. I suppose I must manage it. If you fail, leave her ladyship to me. In the meanwhile, there's a matter of more importance to settle first. We shall want a nurse for our poor dear invalid. Where are we to find her?"
Dieser Schwierigkeit Ausdruck gebend, trank er seinen Kaffee aus und sah sich nach der Cognacflasche um, die sonst immer auf dem Tische stand. Dabei bemerkte er zufällig Fanny. Überzeugt, dass ihrer Herrin Gefahr drohte nach dem, was sie soeben gehört hatte, war sie von Furcht und Verwirrung so eingenommen, dass sie vergaß, ihre Rolle zu spielen. Anstatt sich wie bisher an dem Büffet zu schaffen zu machen, kehrte sie demselben den Rücken und hörte offenbar zu. Der schlaue Mr. Vimpany gab, nachdem er sich in den Besitz des Cognacs gesetzt hatte, einen einfachen Wunsch zu erkennen, um sie für einen Augen¬blick zu entfernen. As he stated that difficulty, he finished his coffee, and looked about him for the bottle of brandy which always stood on the dinner-table. In doing this, he happened to notice Fanny. Convinced that her mistress was in danger, after what she had already heard, the maid's anxiety and alarm had so completely absorbed her that she had forgotten to play her part. Instead of still busying herself at the sideboard, she stood with her back to it, palpably listening. Cunning Mr. Vimpany, possessing himself of the brandy, made a request too entirely appropriate to excite suspicion.
»Etwas frisches Wasser, wenn ich bitten darf!« war alles, was er sagte. Sobald Fanny das Zimmer verlassen, wandte er sich in englischer Sprache an seinen Freund, während er die Tür im Auge behielt: "Some fresh cold water, if you please," was all that he said. The moment that Fanny left the room, the doctor addressed his friend in English, with his eye on the door:
»Eine recht angenehme Neuigkeit für Sie, mein Freund - wir sind in eine hübsche Falle geraten - Lady Harrys Kammermädchen versteht französisch.« "News for you, my boy! We are in a pretty pickle--Lady Harry's maid understands French."
»Ganz unmöglich!« erklärte Lord Harry. "Quite impossible," Lord Harry declared.
»Wir wollen sie auf die Probe stellen«, antwortete Mr. Vimpany. »Geben Sie genau acht, wenn sie wieder hereinkommt.« "We will put that to the test," Mr. Vimpany answered. "Watch her when she comes in again."
»Was haben Sie vor?« "What are you going to do."
»Ich werde sie mit einigen französischen Worten überrumpeln; achten Sie auf den Erfolg.« "I am going to insult her in French. Observe the result."
Kurz darauf kehrte Fanny mit dem frischen Wasser in das Zimmer zurück. Als sie die Glaskaraffe vor Mr. Vimpany hinstellte, legte er plötzlich seine Hand auf ihren Arm, sah ihr gerade ins Gesicht und sagte: In another minute Fanny returned with the fresh water. As she placed the glass jug before Mr. Vimpany he suddenly laid his hand on her arm and looked her straight in the face.
»Vous nous avez mis dedans, drôlesse, vous entendez le francais.« "Vous nous avez mis dedans, drôlesse!"* he said. *In English: "You have taken us in, you jade!"
Ein Blick, gemischt aus Zorn und Angst, den sie vergeblich zurückzuhalten suchte, schrieb das offene Geständnis auf Fannys Gesicht. Sie war entlarvt und hatte hören müssen, dass man sie »drôlesse« nannte; so stand sie vor den beiden Herren, ihr eigenes Benehmen hatte sie schuldig gesprochen. Lord Harry drohte ihr erzürnt mit sofortiger Entlassung aus seinem Dienst. Der Doktor aber trat dazwischen. An uncontrollable look of mingled rage and fear made its plain confession in Fanny's face. She had been discovered; she had heard herself called "drôlesse;" she stood before the two men self-condemned. Her angry master threatened her with instant dismissal from the house. The doctor interfered.
»Nein, nein«, sagte er, »Sie dürfen Mylady nicht so ohne weiteres ihres Kammermädchens berauben - so eines klugen und geschickten Mädchens«, fügte er mit boshaftem Lächeln hinzu. »Fanny ist eine gebildete Person, die französisch versteht und zu bescheiden ist, es einzugestehen.« "No, no," he said; "you mustn't deprive Lady Harry, at a moment's notice, of her maid. Such a clever maid, too," he added with his rascally smile. "An accomplished person, who understands French, and is too modest to own it!"
Der Doktor hatte Fanny manch ermüdenden und manch erfolglosen Weg geführt, als sie ihm auf seinen geheimnisvollen Wegen nachgeschlichen war; er hatte ihr jetzt mit voller Überlegung eine Beleidigung zugefügt, als er sie »drôlesse« nannte, und er setzte nun seiner Beleidigung die Krone auf, indem er verächtlich von ihrer Bescheidenheit und ihrer Kenntnis der französischen Sprache redete. In die Enge getrieben, versuchte jetzt Fanny den geheimen Plan, dessen Seele Mr. Vimpany war, zu entdecken durch ein Vorgehen, verwegen genug, um des Doktors würdig zu sein. The doctor had led Fanny through many a weary and unrewarded walk when she had followed him to the hospitals; he had now inflicted a deliberate insult by calling her "drôlesse" and he had completed the sum of his offences by talking contemptuously of her modesty and her mastery of the French language. The woman's detestation of him, which under ordinary circumstances she might have attempted to conceal, was urged into audaciously asserting itself by the strong excitement that now possessed her. Driven to bay, Fanny had made up her mind to discover the conspiracy of which Mr. Vimpany was the animating spirit, by a method daring enough to be worthy of the doctor himself.
»Meine Kenntnis der französischen Sprache hat mir allerdings etwas verraten«, begann sie. »Ich habe gehört, Mr. Vimpany, dass Sie eine Pflegerin für Ihren Kranken brauchen. Wollen Sie, wenn es Mylord erlaubt, einen Versuch mit mir machen?« "My knowledge of French has told me something," she said. "I have just heard, Mr. Vimpany, that you want a nurse for your invalid gentleman. With my lord's permission, suppose you try Me?"
Diese Kühnheit Fannys war doch mehr, als ihres Herrn Geduld ertragen konnte. Er befahl ihr, sofort das Zimmer zu verlassen. Fanny's audacity was more than her master's patience could endure. He ordered her to leave the room.
Der friedfertige Doktor trat wieder dazwischen. The peace-making doctor interfered again:
»Mein lieber Lord«, sagte er, »ich bitte Sie, nicht zu hart gegen das junge Mädchen zu sein.« Dann wandte er sich wieder an Fanny und machte den Versuch, wohlwollend auszusehen, was aber nur das boshafte Lächeln auf seinem Gesicht wieder erscheinen ließ. »Ich danke Ihnen, meine Liebe, für Ihr Anerbieten«, sagte er freundlich. »Ich werde Sie morgen wissen lassen, ob wir es annehmen.« "My dear lord, let me beg you will not be too hard on the young woman." He turned to Fanny, with an effort to look indulgent, which ended in the reappearance of his rascally smile. "Thank you, my dear, for your proposal," he said; "I will let you know if we accept it, to-morrow."
Fannys erzürnter Herr, der nicht vergessen konnte, dass sie ihn getäuscht, zeigte nach der Tür. Sie dankte Mr. Vimpany und ging hinaus. Fanny's unforgiving master pointed to the door; she thanked Mr. Vimpany, and went out.
Lord Harry sah seinen Freund mit ärgerlichem Erstaunen an. Lord Harry eyed his friend in angry amazement.
»Sind Sie denn toll?« fragte er. "Are you mad?" he asked.
»Sagen Sie mir erst das eine«, entgegnete der Doktor, »fließt in den Adern Ihrer Familie auch englisches Blut?« "Tell me something first," the doctor rejoined. "Is there any English blood in your family?"
Lord Harry antwortete mit einem Ausdruck seines patriotischen Gefühls: Lord Harry answered with a burst of patriotic feeling:
»Leider muss ich sagen, dass meine Familie auf diese Weise verdorben worden ist, denn meine Großmutter war eine Engländerin.« "I regret to say my family is adulterated in that manner. My grandmother was an Englishwoman."
Mr. Vimpany nahm diesen Auszug aus dem Familienregister des Lords mit der ihm eigenen Ruhe auf. Mr. Vimpany received this extract from the page of family history with a coolness all his own.
»Es gewährt mir eine wahrhafte Erleichterung, dies zu hören«, sagte er, »Sie werden dann vielleicht doch etwas von dem gesunden englischen Verstand durch Ihre Großmutter geerbt haben. Ich will wenigstens versuchen, ob es der Fall ist. Dieses Mädchen ist viel zu verwegen und viel zu klug, um wie ein gewöhnlicher Dienstbote behandelt zu werden. Ich bin sehr geneigt, anzunehmen, dass sie Ihrer Frau als Spionin dient. Ob ich nun recht habe, oder ob ich mich darin irre, das können wir, so viel ich sehe, nur auf eine Weise herausbringen: wir müssen sie zur Pflegerin des Dänen machen. Halten Sie mich jetzt immer noch für verrückt?« "It's a relief to hear that," he said. "You may be capable (by the grandmother's side) of swallowing a dose of sound English sense. I can but try, at any rate. That woman is too bold and too clever to be treated like an ordinary servant--I incline to believe that she is a spy in the employment of your wife. Whether I am right or wrong in this latter case, the one way I can see of paring the cat's claws is to turn her into a nurse. Do you find me mad now?"
»Für verrückter denn je.« "Madder than ever!"
»Nun, dann haben Sie eben nichts von dem gesunden englischen Verstand Ihrer Großmutter geerbt. Jetzt hören Sie mir einmal zu. Laufen wir denn die geringste Gefahr, wenn Fanny in ihrem Interesse es für nötig hält, uns zu verraten? Wir wollen uns doch einmal fragen, was sie denn eigentlich herausbekommen haben kann. Sie weiß, wir wollen einen kranken Mann aus dem Hospital hieher bringen. Weiß sie aber, wozu wir ihn brauchen? - Nein, das weiß sie nicht. Weder Sie noch ich haben darüber ein Wort verlauten lassen. Sie hat dann ferner gehört, wie wir beide darin übereinstimmten, dass Ihre Frau uns im Wege ist. Was tut das? Hat sie uns denn sagen hören, warum wir nicht wünschen, dass Ihre Frau unsern Plan entdeckt? - Nein, das hat sie auch nicht. Nun also! Wenn Fanny dann Oxbyes Pflegerin ist, so wird sie auch nicht seinen Tod verhindern und somit auch nicht das, was wir durch den Tod des Dänen gewinnen wollen. O, Sie brauchen nicht so entsetzt auszusehen; ich meine selbstverständlich seinen natürlichen Tod, den die Schwindsucht herbeiführen wird. Kein Verbrechen, mein lieber Freund, kein Verbrechen!« "Ah, you don't take after your grandmother! Now listen to me. Do we run the smallest risk, if Fanny finds it her interest to betray us? Suppose we ask ourselves what she has really found out. She knows we have got a sick man from a hospital coming here--does she know what we want him for? Not she! Neither you nor I said a word on that subject. But she also heard us agree that your wife was in our way. What does that matter? Did she hear us say what it is that we don't want your wife to discover? Not she, I tell you again! Very well, then--if Fanny acts as Oxbye's nurse, shy as the young woman may be, she innocently associates herself with the end that we have to gain by the Danish gentleman's death! Oh, you needn't look alarmed! I mean his natural death by lung disease--no crime, my noble friend! no crime!"
Der irische Lord, welcher neben dem Doktor saß, rückte seinen Stuhl eilig weg. The Irish lord, sitting near the doctor, drew his chair back in a hurry.
»Wenn in meinen Adern englisches Blut fließt«, sagte er, »so will ich Ihnen etwas sagen, Vimpany: dann fließt in Ihren Adern teuflisches.« "If there's English blood in my family," he declared, "I'll tell you what, Vimpany, there's devil's blood in yours!"
»Alles, was Sie wünschen, nur kein irisches Blut«, entgegnete der kaltblütige Schurke. "Anything you like but Irish blood," the cool scoundrel rejoined.
Als Mr. Vimpany diese freche Antwort gab, kam Fanny wieder herein mit einer genügenden Entschuldigung für ihr Wiedererscheinen. Sie meldete, dass ein Bote aus dem Hospital draußen sei, welcher den englischen Doktor zu sprechen wünsche. As he made that insolent reply, Fanny came in again, with a sufficient excuse for her reappearance. She announced that a person from the hospital wished to speak to the English doctor.
Es war ein junger Mann, der in dem Sekretariat des Hospitals angestellt war. Oxbye beharrte auf seinem Entschluss und wünschte sehnlichst, in die Behandlung Mr. Vimpanys zu kommen. Die Ärzte wollten sich nur noch über eines vergewissern, und damit war der junge Mann beauftragt. Der ärztlichen Behandlung durch Mr. Vimpany konnten sie vollständiges Vertrauen schenken, aber sie wollten auch ihrer Verantwortlichkeit gegenüber sichergestellt sein, dass der Däne von einer zuverlässigen Wärterin gepflegt werde. Wenn Mr. Vimpany die Person, die er dazu bestimmt hätte, in dem Hospital vorstellen könnte, so würde er ihnen einen großen Gefallen erweisen. Sobald dann auch diese Angelegenheit zur vollständigen Zufriedenheit erledigt sei, könne Oxbye unverweilt in sein neues Quartier überführt werden. The messenger proved to be a young man employed in the secretary's office. Oxbye still persisting in his desire to be placed under Mr. Vimpany's care; one last responsibility rested on the official gentlemen now in charge of him. They could implicitly trust the medical assistance and the gracious hospitality offered to the poor Danish patient; but, before he left them, they must also be satisfied that he would be attended by a competent nurse. If the person whom Mr. Vimpany proposed to employ in this capacity could be brought to the hospital, it would be esteemed a favour; and, if her account of herself satisfied the physician in charge of Oxbye's case, the Dane might be removed to his new quarters on the same day.
Am nächsten Morgen begab sich in der Villa von Passy der erste in einer langen Reihe von Vorfällen, die kein prophetischer Geist hätte vorhersehen können. Mr. Vimpany und Fanny Mere verließen gemeinsam Passy und fuhren miteinander nach Paris. The next morning witnessed the first in a series of domestic incidents at the cottage, which no prophetic ingenuity could have foreseen. Mr. Vimpany and Fanny Mere actually left Passy together, on their way to Paris!


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