Inhaltsverzeichnis

Der Wahnsinnige

Novelle nach Wilkie Collins von L. du Bois


Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5

 Gesamten Text auf einer Seite


Die Geschichte ist aus dem Mannheimer Unterhaltungsblatt – Belletristische Beilage zum Mannheimer Journal No. 14, 13. Jahrgang, 1. Band vom vom 17.01.1860 entnommen. Der Übersetzer der Geschichte L. du Bois veröffentlichte etwas später die Übersetzung von Queen of Hearts mit dem Titel Herzkönigin, in der diese Geschichte ebenfalls enthalten ist.

Für diese Geschichte kann wieder bei der Betrachtung einzelner Kapitel die zweisprachige Ansicht eingestellt werden, bei der auf der linken Seite der deutsche und auf der rechten Seite der englische Text erscheint. Die Absätze sind hierbei an die deutsche Übersetzung angelehnt und mehrere Absätze im englischen Originaltext werden zusammengefasst bzw. aufgeteilt, falls dies die deutsche Übersetzung vorgibt.

Den Originaltext Mad Monkton findet ihr hier als Teil der Sammlung Queen of Hearts. Die erste Veröffentlichung wurde unter dem Titel The Monktons of Wincot Abbey im Fraser's Magazine 1855 herausgegeben. Ursprünglich hatte Wilkie Collins die Geschichte für das Blatt Household Words von Charles Dickens abgegeben, aber Dickens wollte diese nicht abdrucken und lehnte sie ab, da in der Geschichte erblicher Wahnsinn thematisiert wurde.

Diese Übersetzung ist eine gemeinfreie Übersetzung

Weitere Übersetzung und Diskussion der verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten

Die Übersetzung wird gerade weiter von mir bearbeitet sowie nicht übersetzte Teile der Originalausgabe nachträglich von mir übersetzt und hinzugefügt (die Bearbeitung ist noch nicht online gestellt). Ich nutze diese Gelegenheit, um für die bisher verschiedenen Übersetzungen von Mad Monkton die Prophezeiung, welche in der Geschichte vorkommt, herauszunehmen und an dieser verschiedene Übersetzungsvorgehensweisen zu vergleichen. Es ist auf jeden Fall interessant, auf welche Arten dieses Gedicht übersetzt wurde. Ein Gedicht zu übersetzen ist natürlich auch eine andere Art der Übersetzung als einen Text zu übersetzen, da hier auch auf Reime geachtet werden kann.

Jede Übersetzung hat natürlich Stärken und Schwächen, ich werde aber die Übersetzungen hierbei nicht wertmäßig miteinander vergleichen, da die Qualität einer Übersetzung meiner Meinung nach einerseits nach der Erwartungshaltung des jeweiligen Lesers bestimmt werden muss und andererseits es grundsätzlich zwei Arten gibt, Texte zu übersetzen: Die erste ist, sich sehr nah am Originaltext zu orientieren und damit evtl. deutsche Texte zu erschaffen, die den Sinn nicht oder nur schwerlich wiedergeben, die andere Möglichkeit ist, den Sinn eines englischen Textes im deutschen wiederzugeben, bis der englische Originaltext nur schwer aus dem deutschen wieder rekonstruiert werden kann (sehr freie Übersetzung, auch das Weglassen von Teilen aus dem Original in der Übersetzung fällt unter die Kategorie freie Übersetzung).

Hier kann für jeden Satz und vielleicht sogar jedes Wort die eine oder andere Möglichkeit oder ein Kompromiss zwischen diesen beiden Möglichkeiten gefunden werden. Deswegen ist es selbst bei kurzen Geschichten möglich, dass verschiedene Übersetzungen desselben Textes völlig anders zu lesen sind.

Ich hoffe, diese kurze Diskussion der Übersetzungen der Prophezeiung aus Mad Monkton animiert euch, auch eine weitere Übersetzung eines schon für euch in anderer Übersetzung bekannten Textes zu lesen. Das ist das Ziel, das ich hiermit verfolge.

Die folgenden Gedichte sind als Teil der Übersetzungen in den jeweiligen Büchern urheberrechtlich geschützt (bis auf die Übersetzung von L. du Bois). Sie werden hier im folgenden zitiert zum Zweck der Diskussion, auf welche Arten das Gedicht in der Geschichte Mad Monkton übersetzt werden kann.

Folgende ist die Übersetzung von L. du Bois aus dem Jahr 1860, nebenan gestellt die englische Übersetzung. L. du Bois hat hier versucht, einerseits den Gedichtcharakter der Prophezeiung beizubehalten und sich hierbei nahe am Originaltext zu orientieren. Aufgrund der Bemühung, den Reim bei den Zeilen beizubehalten, erscheint hier im deutschen allerdings auch der Text wie im wilden Kriegsgetümmel, welcher im englischen Originaltext keine Entsprechung hat. Der Grund war vermutlich die Suche nach einem Reim zum Wort Himmel, der in das Gedicht passen sollte. Weiter wurde eine weitere Zeile im deutschen hinzugefügt, die auf die eben angesprochenen Zeile über das Kriegsgetümmel folgt und sich mit keiner anderen Zeile reimt. Grundsätzlich ist es L. du Bois hier gelungen, den Sinn des Gedichts in derselben Reimform wiederzugeben und sich hierbei nahe an den Originaltext zu halten:
Wenn ein Platz in Wincots Gruft
Leer steht und in freier Luft,
Grablos unterm weiten Himmel,
Wie im wilden Kriegsgetümmel
Das erschlagne Opfer liegt;
Wenn dem Herrn so vieler Seelen
Wen’ge Schaufeln Erde fehlen —-
Dann wird’s sein ein sich‘res Zeichen,
Dass vom Tageslicht muss weichen
Monktons altes, reiches Haus.
Welken bis zum letzten Erben
Wird es sinken, fallen, sterben
Und für immer löschen aus.
von L. du Bois - aus Der Wahnsinnige - 1860
When in Wincot vault a place
Waits for one of Monkton's race--
When that one forlorn shall lie
Graveless under open sky,
Beggared of six feet of earth,
Though lord of acres from his birth--

That shall be a certain sign
Of the end of Monkton's line.
Dwindling ever faster, faster,
Dwindling to the last-left master;
From mortal ken, from light of day,
Monkton's race shall pass away.
Die nächste Übersetzung des Gedichts ist aus der Übersetzung Der Fluch der Monktons, übersetzt von Günter Raguse, aus dem Jahr 1948, die im Pinguin Verlag erschienen ist. Günter Raguse hat sich bei der Übersetzung hauptsächlich um die treue Wiedergabe des englischen Originaltextes im deutschen bemüht. Hierfür musste die Gedichtform der Prophezeiung geopfert werden. Lediglich der letzte Satz enthält hierbei noch einen Reim. Die zwei Zeilen, in denen im englischen das immer schnellere Dahinschwinden der Monktonschen Linie beschrieben wird, wurde hier ebenfalls in den letzten Satz mit dem Zusatz mit dem letzten Spross gepackt:
Wenn in der Gruft zu Wincot leer noch eine Stätte,
Für einen aus Monktons Geschlecht bestimmt,
Weil dieser unbegraben,
Verlassen unter freiem Himmel liegt,
Betrogen um sechs Fuß der kühlen Erde,
Obgleich er Herr so vieler Äcker,
Dann ist's ein sicheres Zeichen:
Der Monktons End' ist da.


Aus der Erinnerung, aus der Welt Geschehn
Wird mit dem letzten Spross der Monktons Nam' alsdann vergehen.
von Günter Raguse - aus Der Fluch der Monktons - 1948
When in Wincot vault a place
Waits for one of Monkton's race--
When that one forlorn shall lie
Graveless under open sky,
Beggared of six feet of earth,
Though lord of acres from his birth--
That shall be a certain sign
Of the end of Monkton's line.
Dwindling ever faster, faster,
Dwindling to the last-left master;
From mortal ken, from light of day,
Monkton's race shall pass away.
Die nächste Übersetzung ist aus dem Sammelband Mrs. Zant und ihr Geist aus dem Bastei-Lübbe-Verlag von 1983 in der Übersetzung von Ingrid Rothmann. Ingrid Rothmann hat hier wie L. du Bois versucht, die Reimform beizubehalten und sich trotzdem am Originaltext zu orientieren. Sie schafft es hier hervorragend, jede Zeile des englischen Originaltextes auch in die jeweilige Zeile an derselben Position im deutschen Text zu übertragen. Lediglich das schleichende Dahinwelken der Monktonschen Linie ist hier nur in den Teil Dass Schritt für Schritt das Ende naht zusammengefasst und bleibt in dem Gedicht ein Vers, der sich mit keinem der anderen Verse reimt:
Wenn auf Wincot leer die Gruft,
Nach dem toten Monkton ruft,
Der unbegraben liegt und bloß,
Unter einem Himmel grenzenlos,
Beraubt des letzten Häufchens Erde,
Er, des stolzen Besitzes Erbe,
Nehmet es als sichres Zeichen,
Dass Monktons Sippe muss bald weichen,
Dass Schritt für Schritt das Ende naht,

Bis der allerletzte Spross vergeht,
Und die Monktons sind verweht.
von Ingrid Rothmann - aus Der verrückte Monkton - 1983
When in Wincot vault a place
Waits for one of Monkton's race--
When that one forlorn shall lie
Graveless under open sky,
Beggared of six feet of earth,
Though lord of acres from his birth--
That shall be a certain sign
Of the end of Monkton's line.
Dwindling ever faster, faster,
Dwindling to the last-left master;
From mortal ken, from light of day,
Monkton's race shall pass away.
Die nächste Übersetzung ist meine eigene Übersetzung des Gedichts in Der verrückte Monkton. Ich habe ebenfalls versucht, den Originaltext beizubehalten, habe aber für die Übersetzung einen weiteren Reim im deutschen eingefügt und für Monktons Geschlecht/Linie den ganzen Vers der den Monktons ist verwandt verwendet. Aus dem Grund, die Gedichtform wahren zu wollen, ist auch der Vers und weil ihn keine Erd' umgab hinzugefügt worden, obwohl der Text an sich auch ohne diesen Vers vollständig wäre. Der weite/grenzenlose Himmel ist hier z.B. nur mit Himmel übersetzt. Das schneller, schnellere Dahinschwinden habe ich mit den beiden Worten rasch und in Windeseile im selben Vers versucht auszudrücken, hauptsächlich aus dem Grund, da ich keinen geeigneten Reim auf schneller, schneller auch nicht nach langem Überlegen finden konnte:
Wenn in Wincots Gruft die Stätte
leer steht, wo sich jener bette,
der den Monktons ist verwandt
tot liegt auf verlass‘nem Land
und weil ihn keine Erd‘ umgab
liegt unterm Himmel ohne Grab
müsst‘ ihm nur sechs Fuß Erde geben
dem, der Land hatt‘ sein ganzes Leben
so wird’s ein sich’res Zeichen sein
das End‘ der Monktons tritt bald ein
sie schwinden rasch in Windeseile
bis nur der letzte Erbe weile
wird Monktons Art völlig vergeh‘n
im Licht der Welt nicht mehr besteh’n.
von Daniel Stark - aus Der verrückte Monkton - 2018
When in Wincot vault a place
Waits for one of Monkton's race--

When that one forlorn shall lie
Graveless under open sky,
Beggared of six feet of earth,

Though lord of acres from his birth--
That shall be a certain sign
Of the end of Monkton's line.
Dwindling ever faster, faster,
Dwindling to the last-left master;
From mortal ken, from light of day,
Monkton's race shall pass away.

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