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Zehntes Kapitel - Ein Rückblick

Die seit Zacks Kindheit verflossenen Jahre waren nicht vorüber gegangen, ohne einige sehr bemerkliche und unvorteilhafte Veränderungen in der persönlichen Erscheinung seines Vaters hervorzubringen, sonst hatte der Einfluss der Zeit nur wenig Wirkung bei Herrn Thorpe geäußert. In seinen Grundsätzen, in seinen Gewohnheiten und seinem Benehmen ist er noch derselbe strenge, ernste und mürrische Gentleman, wie er es an einem gewissen, denkwürdigen Sonntage war, wo er seinen Sohn wegen schlechter Aufführung in der Kirche in seinem Ankleidezimmer eingesperrt hatte.

Obgleich nicht älter als Herr Valentin Blyth, sah Herr Thorpe wenigstens zwanzig Jahre älter als der Maler aus. Sein Haar war frühzeitig grau geworden. Seine Augen hatten einen so einförmigen und kalten, gedankenlosen Ausdruck angenommen, dass sie nur halb zu leben schienen. Sein von Natur schlanker Bau war nach und nach im Laufe der Zeit fast zur Magerkeit herabgesunken. Sein Gesicht war so fleischlos, dass die Backenknochen aus seiner blassen und trocknen Haut hervorragten und nach unten auf jeder Seite der Nase und des Mundes mit tiefen Runzeln versehen waren. Man konnte nicht behaupten, dass diese Zeugen des äußern Verfalls durch irgendeine direkte physische Ursache hervorgetreten wären. Herr Thorpe litt allerdings zuweilen an nervösen Anfällen, aber außerdem war der allgemeine Zustand seiner Gesundheit nicht nur für ihn, sondern sogar für seinen Hausarzt vollkommen zufrieden stellend. Seine Freunde sagten, dass er wegen unaufhörlicher geistiger Aufregung vor der Zeit alt geworden wäre. Und diese Aufregung brachten sie unabänderlich und entrüstet stets mit dem Namen Zack in Zusammenhang. Herr Thorpe gestattete ihnen, nach ihrem Wohlgefallen über dieses Thema zu reden, indem er niemals das Beileid, welches ihm über seinen Sohn gezeigt wurde, weder unbedingt annahm, noch unbedingt verwarf.

Er war immer ein merkwürdiger stiller Mann gewesen, und seine schweigsamen Manieren hatten sich mit seinen Jahren noch vermehrt. Die Worte, welche er hören ließ, waren immer von derselben einfachen und schlichten Art wie früher. Er übertrieb niemals, wenn er sprach, und wurde nie heftig in seiner Redeweise, sogar dann nicht, wenn ihm sein Verkehr mit Zack die dringendste Gelegenheit dazu gab.

Er hatte ein ziemlich großes Vermögen geerbt, welches sein Vater im Geschäft erworben hatte, und war so der Notwendigkeit überhoben, für seine Existenz arbeiten zu müssen, aber trotzdem war er durchaus kein müßiger Mann. Er hatte sehr strenge religiöse Gesinnungen und gehörte zu jener großen und ehrenwerten Gemeinde von frommen Personen, welche ihre Religion ausschließlich von einem polemischen Gesichtspunkte zu betrachten scheinen und die sie deshalb hauptsächlich hochschätzen, weil sie die Erfüllung ihrer Verbote erzwingt.

Herr Thorpe war gerade der Mann dazu, einen tätigen und gewissenhaften Anteil an den theologischen Streitigkeiten seiner Zeit zu nehmen. Er war jener besondern Sekte von Christen sehr zugetan, die man gewöhnlich die niedrige Kirchenpartei nennt, und widmete freigebig seine Zeit, seine Kräfte und auch seine Börse dem Dienste dieser unternehmenden Gemeinde, zu welcher er gehörte. Er war ein stetes Mitglied von mehr als einer Gesellschaft zur Verbreitung des Protestantismus und Vernichtung des Katholizismus; er war ein einflussreicher und großmütiger Direktor einer Traktatengesellschaft, er war Sekretär einer Lokalschule, die besonders zu dem Zwecke gegründet worden war, den Katholiken den Unterricht unwissender Kinder zu entziehen, er war das Oberhaupt einer inländischen, korrespondierenden, sehr wohlhabenden Missionsgesellschaft und Präsident von einer Versammlung weltlicher Herren, welche zum Zwecke hatte, die Prophezeiungen zu prüfen und auszulegen - mit einem Worte, er war immer auf die eine oder auf die andere Weise beschäftigt - polemisch, proselitisch oder theologisch - von ganzem Herzen und aus allen seinen Kräften, die besten Interessen der mächtigen religiösen Partei, deren Diensten er sich geweiht hatte, zu befördern.

Das Haus in Baregrove-Square war kein gastfreies, denn sein Herr war kein Mann, der an Gastmählern Gefallen fand und dessen Herz sich am geselligen Verkehr erfreute. Er begnügte sich damit, kleine und stille Mittagsgesellschaften zu geben, und wählte seine Gäste unter den Freunden, die sich bei denselben Gesellschaften, denen er angehörte, beteiligt hatten, und unter den Geistlichen, nach deren Rat und Anweisung sie alle wirkten. Die Unterhaltung drehte sich unabänderlich bei diesen Gelegenheiten um polemische Themata; der Wein wurde langsam nach Tische herumgereicht; Texte, die gewöhnlich aus den geheimnisvollsten Stellen der Offenbarung Johannes ausgewählt waren, wurden oben im Besuchszimmer zur Abenderbauung erklärt. Zack musste immer zu seinem eignen Besten bei diesen Feierlichkeiten gegenwärtig sein und litt heftig unter den folgenden Kasteiungen von Fleisch und Geist. Zuweilen wurde er, wenn diese Erklärungen im vollen Gange waren, vor der ganzen Gesellschaft schmählich aus einem Halbschlummer aufgeweckt; zuweilen wurde er darüber ertappt, wie er sich der langsam herumgegebenen Weinflaschen zu bemächtigen versuchte; zuweilen wurde ihm eine Strafpredigt gehalten, weil er plötzlich das Speisezimmer verließ, bevor Herr Thorpe und seine Gäste vom Tische aufgestanden waren.

Herrn Thorpes einzige Art der Erholung in seinen Mußestunden bestand in dem Sammeln von autographischen Briefen berühmter Männer. Die alten und neuen Theologen nahmen den ersten Platz in dieser Sammlung ein, dann kamen die Politiker, besonders solche, deren staatsmännische Taubheit gegen das Geschrei nach Reform sie der Bewunderung einer konservativen Nachwelt empfahl; den dritten Platz nahmen diejenigen Helden ein, welche sich zu Lande und zur See ausgezeichnet hatten, und den vierten wissenschaftliche Berühmtheiten. Es war auch noch ein fünfter und niedrigster Platz darin, welcher berühmten Schriftstellern zugeteilt war - eine Anordnung, welche vollkommen mit dem kränkelnden, literarischen Patriotismus, der der englischen Verfassung (Wesen) eigentümlich ist, und welcher noch zu unangenehm berührt wird, wenn er auf einem der großen, öffentlichen Plätze oder Straßen der britischen Metropole eine nationale Statue Shakespeares errichtet, oder die Namen seiner Geistesgenossen daran geschrieben steht.

Seine Autographenbücher (denn er hatte viele Bände davon) schienen der vorzüglichste Trost in den Ruhestunden des Herrn Thorpe an seinem eigenen Kamine zu sein. Kupferstiche der berühmten Schreiber der berühmten Buchstaben waren zierlich oben über den dicken Quartblättern angebracht und verliehen diesen Büchern Umfang und Solidität. Er fühlte ein stilles, gedankenvolles, anspruchsloses Vergnügen, sich allein in seinem Studierzimmer darüber zu erfreuen, und das war alles. Obgleich er im feinern Sinne des Wortes ein Haustyrann war, herrschte er dessenungeachtet ruhig und nicht zudringlich despotisch über jedes Mitglied seiner Umgebung, den stets anmutslosen und störrischen Zack ausgenommen. Das Hausmädchen schlief niemals zu lange, die Köchin brachte stets das Mittagbrot pünktlich auf den Tisch, und der Laufbursche war immer bereit, die Tür in Baregrove-Square zu öffnen. Winter und Sommer, Frühling und Herbst arbeitete die ganze häusliche Maschine stets mit derselben unablässigen Tätigkeit. Morgen- und Abendgebete wurden gelesen, um halb neun Uhr klingelte man zum Frühstück, die Haustür wurde um elf Uhr des Abends und in keinem Falle weder fünf Minuten vor- oder nachher verriegelt. Sein Wille besaß eine gewisse, unerforschliche Überlegenheit und machte es ihm leicht, den Willen anderer, welche täglich mit ihm in Berührung kamen, zu beherrschen. Seinen störrischen Sohn ausgenommen, war es ihm gelungen, jede Seele in seiner Behausung mit sich und seinen Gewohnheiten so vollkommen vertraut zu machen, dass alle Hausbewohner bis zum Jungen herab, der die Stiefel putzte, nur zu leben schienen, um den häuslichen Charakter des Herrn Thorpe wieder abzuspiegeln und seine häuslichen Grundsätze zu entwickeln. Seine Frau war ein merkwürdiges Beispiel seiner geheimnisvollen Macht, die Charaktere anderer in vollkommene Übereinstimmung mit dem seinigen zu bringen, ohne dass weder die geringste bemerkbare Anstrengung noch sein persönlicher Einfluss in irgendeiner Hinsicht von denen gefühlt wurde, welche ihn umgaben.

Obgleich Madame Thorpe weniger von dem stürmischen alten Goodworthischen Blute, als irgend ein anderes Mitglied ihrer Familie in ihren Adern hatte, zeigte sie doch vor ihrer Verheiratung in ihrem Benehmen offenbare Spuren von ihres Vaters Lebhaftigkeit, und auch ihre Unterhaltung wurde immer mehr oder weniger von sprühenden Funken des von ihrer irländischen Mutter geerbten Witzes belebt, aber nach ihrer Verbindung mit Herrn Thorpe fingen diese natürlichen Charakterzüge, einer nach dem andern, zu verschwinden an. Allmählich und unmerkbar erstarb das heitre Wort und das freudige Lachen auf ihren Lippen. Alte Freunde der Goodworths, welche nur höchst selten, bloß um seiner Frau willen einen Besuch abzustatten, sich entschließen konnten, Herrn Thorpe gegenüber zu treten, bemerkten bei diesen Gelegenheiten stets mit Erstaunen, wie vollständig sie sich verändert hatte, wie unnatürlich ähnlich sie ihrem Gatten geworden zu sein schien und wie auffallend entschieden sie war, mit ihm in seinen schmählichsten Meinungen und in allen seinen eigensinnigsten Neigungen übereinzustimmen.

Mit der Zeit fing die arme Dame sogar in ihrer persönlichen Erscheinung ein treues Bild ihres Gatten wiederzugeben an; auch äußerlich wurde sie ihm durch ihre beginnende Magerkeit ähnlich.

Zur Zeit ihrer Verheiratung flüsterte man sich unter ihren Freunden zu, dass sie einige gewöhnliche Aufmerksamkeiten, welche ihr von Herrn Thorpe erwiesen worden waren, falsch gedeutet, sich in ihn verliebt und lange nach ihm geschmachtet hätte, ehe er es entdeckt und sich dann - mehr aus Ehrgefühl als aus Neigung - um sie beworben hätte. Ihre Verwandten missbilligten ihre Wahl, setzten ihr aber niemals einen offenen Widerstand entgegen und widersprachen niemals deutlich den hier angespielten Gerüchten. Wahr oder nicht wahr, so viel steht wenigstens fest, dass sie ihren Gatten leidenschaftlich liebte; sie verehrte ihn natürlich aber doch nur mit einer besondern gehörig geordneten, liebenden Hingebung, welche man im ehelichen Leben einem solchen Manne weihen konnte. Sie hielt ihn für das klügste und vollkommenste der erschaffenen Wesen und fand ein Ergötzen darin, ihm in seinen unbedeutendsten Launen einen knechtischen Gehorsam zu widmen. Seine geringsten häuslichen Verordnungen galten ihr wie heilige Moralen. Denkend wie ihr Gatte, fühlend wie er, dasselbe Leben führend wie er, war ihr Herz der moralische Thermometer, welcher die genauesten Veränderungen der Temperatur in der Atmosphäre des seinigen auf ein Haar anzeigte, ausgenommen in dem einzigen Falle, wo sich die Veränderungen auf den stürmischen Einfluss Zacks bezogen. Gegen ihren Sohn war sie im Geheimen noch unverändert dieselbe geblieben. Der alte, liebende, unwillkürliche Stolz auf die Schönheit des Kindes in den ersten Jahren nach ihrer Verheiratung behielt unabänderlich denselben festen Platz in ihrem Herzen, welchen er immer behauptet hatte. Andere Altäre, die einst prächtig und heilig zu ihrer Zeit darin gestanden hatten, waren schon lange zerstört worden, dieser Altar blieb unzerstörbar bis zuletzt.

Sie, weinte oft und bitterlich über Zacks Streitigkeiten mit seinem Vater; sie ängstigte sich und erschrak, erzürnte sich und verzweifelte abwechselnd, wenn sie Zacks mutwilligen Starrsinn mit ansah, aber sie trat niemals so gegen ihn auf, wie es ihr Gatte schon öfters getan, nicht einmal in den wildesten Ausbrüchen seines mutwilligsten Leichtsinns. Sie konnte sagen, sein Betragen wäre unverzeihlich, sie konnte es Zack selber sagen, dass sein Betragen unverzeihlich wäre, und sie konnte sich entschließen, gewissenhaft zu fühlen, dass es unverzeihlich sein müsste; aber dennoch und trotz allen dem sprach der Stolz der Mutter auf seine schöne Gestalt, sein hübsches, gesundes, offenes Gesicht, seine Stärke, Kühnheit und sein munteres Wesen entschädigend für ihn; und noch schlimmer als das, sie pflegte oft im Geheimen Zacks Partie gegen seinen Vater zu nehmen, obgleich es bei ihr wie eine religiöse Überzeugung fest stand, dass ihr Gatte unabänderlich Recht hatte.

Vielleicht vermutete Herr Thorpe diese Schwäche in ihrem Charakter und glaubte folglich, dass ihr Rat bei irgendeinem Gegenstande, der mit seines Sohnes Vergehen in Verbindung stände, für ihn unnütz sein würde; denn obgleich er oft geistliche und fromme Freunde über die beste Methode, Zack zu züchtigen, um Rat fragte, sprach er doch niemals, nicht einmal fünf Minuten lang, über dieses schwierige Thema mit Zacks Mutter. Vielleicht vermutete er auch nicht nur die Schwäche seiner Frau, sondern entschuldigte sie auch und unterließ es, so oft er es konnte, sie einer peinlichen Prüfung zu unterwerfen. Er mochte aus Gründen des Mitgefühls und der Demut hierbei wohl gerecht handeln, denn er hatte selbst eine eigene anhaltende Schwäche, welche einen merkwürdig vermindernden Einfluss über seinen sonst heftigen und unbeugsamen Charakter ausübte.

Sein einziger irdischer Ehrgeiz bestand darin, sich unbefleckt den Charakter eines ehrenhaften Mannes zu bewahren. Seine einzige moralische Schwäche bestand in der beständigen Furcht, diesen Charakter zufällig zu kompromittieren, wenn er im geringsten Grade von der festgestellten Routine, seiner erwählten Meinung, Beschäftigung, Gesellschaft und seinen täglichen Gewohnheiten abwiche. Seine Ehrenhaftigkeit fing mit seinem Benehmen in der Kirche an und schloss mit seinem Benehmen beim Abendbrot.

Er gehörte nicht zu jenen Leuten, welche mit hohen moralischen Grundsätzen der Zeit, dem Gelde oder dem Range sklavisch dienen, wie wir sie jeden Tag unter uns sehen. Er war kein Scheinheiliger, welcher heimlich den Sünden untertan war, die ihn verlockten, und dieselben öffentlich züchtigte, wenn sie nicht nach seinem Wohlgefallen waren. Alle die geheimen Schwingungen seines moralischen und geistigen Lebens hingen an einem und demselben Faden zusammen, welcher seinen Charakter über jede Verleumdung erhob. Wie der Kredit von einem Kaufmanne, wie die Verbreitung seiner Schriften von einem Schriftsteller, wie der gute Ruf von einer Frau geschätzt wird, so wurde die Ehrenhaftigkeit von Herrn Thorpe geschätzt.

Wenn er gar keine Kinder gehabt hätte, oder da er nun einmal welche hatte, wenn es bloß Töchter gewesen wären, oder wir wollen mal den Fall nehmen, wie er wirklich war, wenn sein Sohn zufällig ein ruhiges, geduldiges und kaltblütiges Gemüt besessen hätte, so würden die verschiedenen Eigentümlichkeiten, aus denen Herrn Thorpes Charakter überhaupt bestand, niemals eine solche unheilvolle Höhe erreicht haben, wie sie die Umstände jetzt und einige Zeit vorher durch ihre starke Gewalt hatten erreichen lassen. Da er jedoch einen Sohn hatte, dessen übermäßige Energie, Ausgelassenheit und rastloses Verlangen nach Aufregung, Zerstreuung und Veränderung die Geduld der nachsichtigsten, väterlichen Leitung auf die Probe gestellt haben würden, so erlangten alle Lieblingsvorurteile, Grundsätze und Meinungen Herrn Thorpes eine verhängnisvolle Wichtigkeit, bloß von dem direkten Einflusse, welchen sie unwillkürlich ausübten, indem sie nicht nur die leichtsinnigen Jugendstreiche seines Sohnes verschlimmerten, sondern weil sie auch die nämlichen Vergehen hervorbrachten, welche er so gewissenhaft zu verhindern besorgt war. Eine Probe von der religiösen Erziehung seines Sohnes im sechsten Jahre ist schon früher dadurch gegeben worden, dass er einen Kirchengottesdienst zwei Stunden lang besuchen musste und wie er vermittelst Sonntagsbeschränkungen und ausgewählter Bibeltexte dem Kinde frühzeitig Unterwürfigkeit beibringen wollte. Als das Kind zum Knaben herangewachsen und der Knabe ein junger Mann geworden war, setzte Herr Thorpe noch immer dasselbe Erziehungssystem beharrlich fort. Seine Idee von Religion erklärte dieselbe als ein System von Verboten, und durch eine natürliche Folgerung erklärte seine Idee von der Erziehung dieselbe ebenfalls auch als ein System von Verboten.

Er war nicht der Mann dazu, auch nur einen Augenblick die Theorie auf die Praxis zurückzuführen. Er fühlte niemals Misstrauen gegen sich selbst und was er für Recht hielt, das tat er ebenso wenig zurückschreckend vor einer logischen Widerlegung als vor einem praktischen schlechten Resultate. Sobald der Plan, seinen Sohn zu erziehen, einmal entworfen war, konnte kein irdisches Bedenken, ihn auf die eine oder andere Weise auch nur einen Zoll breit davon entfernen. Er hatte zwei Lieblingsphrasen, um auf jede Art von Widerspruch, auf jede Vorstellung und auf jedes Anführen von Beispielen zu antworten. Es war ihm ganz gleichgültig, mit welchen Beweisgründen die Mitglieder der Familie von Frau Thorpe ihn zuweilen angriffen, dieselben beiden Erwiderungen wurden unabänderlich aus dem väterlichen Köcher auf sie zurückgeschleudert. Herr Thorpe sagte ruhig - stets ruhig - »dass er sich niemals mit dem Laster befreunden wollte, und dass er in keinem Falle, groß oder klein, sich entschließen würde, nach einem Prinzip der Schicklichkeit (Tunlichkeit) handeln zu wollen«; diese letzte Behauptung bedeutete in Zacks Falle fast ebenso viel, als wenn er gesagt hätte, dass er sich, sobald auf einem Spaziergange in nördlicher Richtung ein junger wilder Stier in südlicher Richtung gerade auf ihn losstürzte, nicht durch eine Seitenwendung oder durch ein Abweichen von seinem Wege vor den Hörnern dieses Tieres zu bewahren suchen oder ihm Raum genug lassen würde, nach Osten oder Westen weiter zu laufen.

Sein Erziehungssystem wirkte auf Zack schon als Kind schlecht genug, schlimmer noch auf Zack als Schulknabe, am schlimmsten auf Zack als junger Mann, gerade zu der Periode, wo er im Begriff war, einen Lebensberuf zu wählen. Bei dieser letzten Periode von der Laufbahn des Sohnes nimmt des Vaters verblendete Hartnäckigkeit unsere besondere Aufmerksamkeit in Anspruch, denn zu dieser Periode brachte sie die verhängnisvollsten Re¬sultate hervor.


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