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Namenlos



VII.

Mr. Pendril an Nora Vanstone.

Searl-Street, den 27. October 1847

Liebe Miss Vanstone!

Die Dame, Namens Lecount, früher als Haushälterin in Mr. Noël Vanstones Diensten, hat mich diesen Morgen auf meiner Expedition besucht und mich gebeten, ihr die Adresse von Ihnen zu geben. Ich habe sie gebeten, mich zu entschuldigen, wenn ich ihr nicht sogleich willfahren könne, und mich doch morgen früh zu besuchen, wo ich im Stande sein würde, ihr mit einer bestimmten Antwort zu dienen.

Mein Zögern in dieser Sache ist nicht etwa durch irgend ein Mißtrauen gegen die Person der Mrs. Lecount veranlaßt —— denn ich weiß durchaus Nichts gegen sie einzuwenden. Allein als sie mir ihr Gesuch vorstellte, gab sie an, der Zweck der gewünschten Unterredung sei, daß sie Sie unter vier Augen in Betreff Ihrer Schwester zu sprechen wünsche. Verzeihen Sie, wenn ich gestehen muß, daß, als ich dies hörte, ich die Adresse zurückzuhalten beschloß. Wollen Sie Ihrem alten Freunde und aufrichtigen Berather in Etwas zu Willen sein? Vergessen Sie einmal nicht, wenn ich mich aufs Stärkste dagegen ausspreche, daß Sie Sich unter was immer für einem Vorwande für die Zukunft mit den Schritten Ihrer Schwester zu schaffen machen.

Ich will Sie nicht dadurch betrüben, daß ich mich weiter darüber auslasse. Allein ich fühle ein zu tiefes Interesse für Ihr Wohlergehen und eine zu aufrichtige Bewunderung für die Geduld, mit der Sie bisher alle Ihre Prüfungen erduldet haben, als daß ich weniger sagen dürfte.

Wenn ich Sie nicht dazu vermögen kann, meinen Rath zu befolgen, so brauchen Sie Das nur zu sagen, und Mrs. Lecount soll Ihre Adresse morgen haben. In diesem Falle, den ich nicht ohne die größte Mißbilligung betrachten kann, lassen Sie Sich wenigstens noch anrathen, daß Sie ausmachen, Miss Garth bei der Unterredung zugegen sein zu lassen. In jeder Sache, die Ihre Schwester angeht, können Sie des Rathes eines alten Freundes und des Schutzes eines alten Freundes gegen Ihre eigenen großmüthigen Regungen bedürfen. Wenn ich selber Ihnen auf diese Weise hätte helfen können, so würde ich es gethan haben; allein Mrs. Lecount gab mir versteckt zu verstehen —— daß der Gegenstand, der in Frage kommen solle, zu zarter Natur sei, als daß er meine Anwesenheit vertrage. Was immer dieser Einwurf werth sein möge, er kann sich nicht auf Miss Garth erstrecken, welche Sie Beide von Jugend aus erzogen hat. Ich wiederhole daher, wenn Sie Mrs. Lecount sehen, so sehen Sie sie in Gesellschaft Miss Garths.

Immerdar Ihr getreuer

William Pendril.


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