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Dreiundfünfzigstes KapitelDreiundfünfzigstes Kapitel
»Wo ist Lord Harry?« fragte Iris. "WHERE is Lord Harry?" Iris asked.
Die Antwort, die sie auf diese Frage erhielt, erschreckte sie. »Lord Harry überlässt es mir, Ihnen zu sagen, Mylady, wozu er selbst nicht den Mut besitzt.« The reply startled her: "Lord Harry leaves me to say to your ladyship, what he has not had resolution enough to say for himself."
»Ich verstehe Sie nicht, Mr. Vimpany.« "I don't understand you, Mr. Vimpany."
Der Doktor zeigte auf das Farnkraut, das soeben der Gegenstand der sorglichen Bemühungen Lady Harrys gewesen war. The doctor pointed to the fern which had just been the object of Lady Harry's care.
»Sie haben dieser kranken Pflanze geholfen, damit sie weiter leben und weiter gedeihen könne. Neugierde trieb mich, Sie dabei zu beobachten, denn ich habe dasselbe mit einer andern kranken Pflanze vor. Mein Garten ist die leidende Menschheit, meine Kunst die des Arztes. Was es sonst noch ist, das - ich sage es Ihnen offen - wird sich wahrscheinlich nicht sehr angenehm für eine Dame anhören, besonders wenn es ein Mann ausspricht, der alles, wie Sie wissen, frei von der Leber weg redet. Aber nicht böse sein! Ihr ergebener Diener versucht nur, den richtigen Eindruck auf Sie hervorzubringen, und erlaubt sich, in einem gewissen Punkte Lord Harry nicht viel zuzutrauen.« "You have been helping that sickly plant there to live and thrive," he said, "and I have felt some curiosity in watching you. There is another sickly plant, which I have undertaken to rear if the thing can be done. My gardening is of the medical kind--I can only carry it on indoors--and whatever else it may be, I tell you plainly, like the outspoken sort of fellow I am, it's not likely to prove agreeable to a lady. No offence, I hope? Your humble servant is only trying to produce the right sort of impression--and takes leave to doubt his lordship in one particular."
»In welchem Punkt, Sir?« "In what particular, sir?"
»Ich werde es in die Form einer Frage kleiden, Mylady. Hat mein Freund Sie dazu gebracht, Vorbereitungen für Ihren Weggang aus der Villa zu treffen?« "I'll put it in the form of a question, ma'am. Has my friend persuaded you to make arrangements for leaving the cottage?"
Iris maß Lord Harrys Freund mit den Blicken, ohne sich die Mühe zu geben, ihre wahre Ansicht über ihn zu verbergen. Iris looked at Lord Harry's friend without attempting to conceal her opinion of him.
»Das ist eine unverschämte Frage«, sagte sie. »Wer gibt Ihnen das Recht, sich darnach zu erkundigen, was mein Gatte und ich mit einander gesprochen haben?« "I call that an impertinent question," she said. "By what right do you presume to inquire into what my husband and I may, or may not, have said to each other?"
»Wollen Sie mir einen Gefallen erweisen, Mylady? Oder, wenn das zu viel verlangt ist, wollen Sie sich wenigstens selbst Gerechtigkeit widerfahren lassen? Bitte, versuchen Sie es einmal, die Tugend der Selbstbeherrschung zu üben.« "Will you do me a favour, my lady? Or, if that is asking too much, perhaps you will not object to do justice to yourself. Suppose you try to exercise the virtue of self-control?
»Ganz nutzlos, Mr. Vimpany. Bemerken Sie gefälligst, dass Sie nicht im stande sind, mich in Zorn zu bringen.« "Quite needless, Mr. Vimpany. Pray understand that you are not capable of making me angry."
»Ich danke Ihnen sehr, Lady Harry; Sie ermutigen mich, fortzufahren. Wenn ich kühn genug war, von Ihrem Weggang aus der Villa zu sprechen, so hatte ich dabei nur den guten Zweck im Auge, Sie vor nutzloser Beunruhigung zu bewahren.« "Many thanks, Lady Harry: you encourage me to go on. When I was bold enough to speak of your leaving the cottage, my motive was to prevent you from being needlessly alarmed." Did this mean that he was about to take her into his confidence? All her experience of him forbade her to believe it possible. But the doubts and fears occasioned by her interview with her husband had mastered her better sense; and the effort to conceal from the doctor the anxiety under which she suffered was steadily weakening the influence of her self-respect.
»Und was sollte mich denn beunruhigen?« fragte Iris scharf. "Why should I be alarmed?" she asked, in the vain hope of encouraging him to tell the truth.
»In dieser unserer kleinen, merkwürdigen Welt«, erwiderte der Doktor gelassen, »genießen wir unser Leben nur unter höllisch harten Bedingungen. Wir leben unter der Bedingung, dass wir sterben. Der Mann, welchen ich heilen will, kann sterben trotz allem, was ich zu tun für ihn im stande bin - er kann langsam dahinsiechen, was wir Ärzte einen harten Tod nennen. Zum Beispiel würde es mich gar nicht verwundern, wenn es mir große Schwierigkeiten verursachen würde, ihn in seinem Bett zu halten. Es kann leicht sein, dass er im ganzen Hause herum tobt und lärmt, wenn ich den Rücken gewendet habe. Es kann aber auch sein, dass er laut schreit und flucht. Wenn Sie so etwas von ihm hörten, würden Sie, wie ich fürchte, sehr entsetzt sein, und trotz meines besten Bestrebens, dies zu verhindern, kann ich, wenn das Schlimmste sich ereignet, doch nicht dafür bürgen, ihn ruhig zu halten; an Ihrer Stelle würde ich - wenn Sie mir erlauben wollen, Ihnen einen freundschaftlichen Rat zu geben -« The doctor arrived at a hasty conclusion, on his side. Believing that he had shaken her resolution, he no longer troubled himself to assume the forms of politeness which he had hitherto, with some difficulty, contrived to observe. "In this curious little world of ours," he resumed, "we enjoy our lives on infernally hard terms. We live on condition that we die. The man I want to cure may die, in spite of the best I can do for him---he may sink slowly, by what we medical men call a hard death. For example, it wouldn't much surprise me if I found some difficulty in keeping him in his bed. He might roam all over your cottage when my back was turned. Or he might pay the debt of Nature--as somebody calls it--with screaming and swearing. If you were within hearing of him, I'm afraid you might be terrified, and, with the best wish to be useful, I couldn't guarantee (if the worst happened) to keep him quiet. In your place, if you will allow me to advise you--"
Iris unterbrach ihn. Anstatt ihr die Wahrheit zu bekennen, war er so unverschämt, sie einschüchtern zu wollen. Iris interrupted him. Instead of confessing the truth, he was impudently attempting to frighten her.
»Ich erlaube einer Person, zu der ich kein Vertrauen habe, nicht, mir zu raten«, sagte sie. »Ich wünsche nichts weiter zu hören.« "I don't allow a person in whom I have no confidence to advise me," she said; "I wish to hear no more." Mr. Vimpany found it desirable to resume the forms of politeness. Either he had failed to shake her resolution, or she was sufficiently in possession of herself to conceal what she felt.
»Gestatten Sie mir noch ein letztes Wort«, sagte Vimpany mit seiner unerschütterlichen Zudringlichkeit. »Ich wollte mir durchaus nicht herausnehmen, Ihnen, Mylady, meinen Rat aufzudrängen; ich wollte Ihnen nur in ganz bescheidener Weise einen Wink geben. Wie mir Lord Harry erzählte, befindet sich Hugh Mountjoy wieder auf dem Weg der Besserung. Sie stehen mit ihm in brieflicher Verbindung, wie ich zufällig bemerkte, als ich das Glück hatte. Ihnen den unbedeutenden Dienst mit der Briefmarke erweisen zu dürfen. Warum gehen Sie nicht nach London und überraschen und erfreuen durch einen unerwarteten Besuch Ihren alten Freund? - Harry wird nichts dagegen haben - ich bitte sehr um Entschuldigung, ich hätte sagen sollen Lord Harry. Sehen Sie, meine teure Lady, ich bin ein rauher Knabe, aber ich meine es gut. Geben Sie sich selbst Ferien, und kommen Sie wieder zu uns zurück, wenn Mylord Ihnen schreibt, dass er das Vergnügen haben kann, Sie wieder zu empfangen.« Er wartete einen Augenblick, dann fragte er: »Soll mir nicht das Glück einer Antwort zuteilwerden?« "One last word!" he said. "I won't presume to advise your ladyship; I will merely offer a suggestion. My lord tells me that Hugh Mountjoy is on the way to recovery. You are in communication with him by letter, as I happened to notice when I did you that trifling service of providing a postage-stamp. Why not go to London and cheer your convalescent friend? Harry won't mind it--I beg your pardon, I ought to have said Lord Harry. Come! come! my dear lady; I am a rough fellow, but I mean well. Take a holiday, and come back to us when my lord writes to say that he can have the pleasure of receiving you again." He waited for a moment. "Am I not to be favoured with an answer?" he asked.
»Mein Gatte wird Ihnen antworten.« "My husband shall answer you."
Nach diesen unzweideutig verabschiedenden Worten kehrte Iris dem Doktor den Rücken zu. With those parting words, Iris turned her back on him.
Sie trat in das Haus und suchte Lord Harry bald in diesem, bald in jenem Zimmer, aber er war nirgends zu finden. Sollte er absichtlich fortgegangen sein, um nicht mit ihr zusammenzutreffen? - Ihre Erinnerung an Mr. Vimpanys Worte und Benehmen sagte ihr, dass es so sein müsse. Die beiden Männer waren im Bunde miteinander. Von allen Gefahren ist die unbekannte Gefahr die schrecklichste. Die letzten Stützen von Lady Harrys Entschlossenheit brachen zusammen; sie sank ratlos in einen Stuhl. She entered the cottage. Now in one room, and now in another, she searched for Lord Harry; he was nowhere to be found. Had he purposely gone out to avoid her? Her own remembrance of Vimpany's language and Vimpany's manner told her that so it must be--the two men were in league together. Of all dangers, unknown danger is the most terrible to contemplate. Lady Harry's last resources of resolution failed her. She dropped helplessly into a chair.
Nach einem Zeitraum - ob er kurz oder lang gewesen war, das konnte sie mit dem besten Willen nicht entscheiden - hörte sie jemand draußen an der Tür. Hatte sich Lord Harry anders besonnen und kam nun zurück zu ihr? After an interval--whether it was a long or a short lapse of time she was unable to decide--someone gently opened the door. Had her husband felt for her? Had he returned?
»Herein«, rief sie hastig, »herein!« "Come in! she cried eagerly--" come in!


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