Zwei Schicksalswege

Meine GeschichteMY STORY
Ihr habt mich zuletzt als einen dreizehnjährigen Knaben gesehen. Jetzt bin ich ein Mann von dreiundzwanzig Jahren.WHEN YOU last saw me, I was a boy of thirteen. You now see me a man of twenty-three.
Die Geschichte der Zeit, die zwischen diesen beiden Lebensepochen liegt, ist bald erzählt.The story of my life, in the interval between these two ages, is a story that can be soon told.
Um zuerst von meinem Vater zu reden, habe ich nur zu bestätigen, dass das Ende seiner Laufbahn in der Tat so war, wie Dame Dermody es vorausgesagt hatte. Ehe wir noch ein Jahr in Amerika waren, folgte sein Tod schon dem gänzlichen Zusammensturz seiner Spekulationen in Ländereien. Der Ruin war vollständig. Hätte meine Mutter nicht das kleine Einkommen gehabt, was bei ihrer Verheiratung für sie festgestellt war, so waren wir der Gnade fremder Menschen erbarmungslos anheimgefallen.Speaking of my father first, I have to record that the end of his career did indeed come as Dame Dermody had foretold it. Before we had been a year in America, the total collapse of his land speculation was followed by his death. The catastrophe was complete. But for my mother's little income (settled on her at her marriage) we should both have been left helpless at the mercy of the world.
Wir hatten einige gütige Freunde unter den warmherzigen und gastfreien Bewohnern der Vereinigten Staaten gefunden, von denen wir mit aufrichtigem Bedauern schieden; triftige Gründe bestimmten uns aber nach meines Vaters Tode in unsere Heimat zurückzukehren - so reisten wir denn ab.We made some kind friends among the hearty and hospitable people of the United States, whom we were unaffectedly sorry to leave. But there were reasons which inclined us to return to our own country after my father's death; and we did return accordingly.
Außer ihrem Bruder, dessen ich schon früher in dieser Erzählung erwähnte, hatte meine Mutter noch einen anderen Verwandten, - einen Vetter, namens Germaine, auf dessen Beistand sie sehr hoffte, wenn die Zeit herangekommen sein würde, wo ich irgendeinen Beruf erwählen musste. Ich erinnere mich als ein Familiengeheimnis gehört zu haben, dass Herr Germaine, als beide jung waren, sich vergeblich um die Hand meiner Mutter beworben haben sollte. Als er zu einer späteren Zeit durch den Tod seines Bruders, der ohne Erben starb, in den Besitz eines hübschen Vermögens kam, war er noch Junggesell. Der erlangte Reichtum änderte seine Lebensgewohnheiten nicht; er war ein einsamer Mann, allen seinen anderen Verwandten entfremdet, als meine Mutter und ich nach England zurückkehrten. Wenn es mir nur gelang Herrn Germaine zu gefallen, so konnte ich, wenigstens in gewisser Beziehung, meine Aussichten im Leben für gesichert halten.Besides her brother-in-law (already mentioned in the earlier pages of my narrative), my mother had another relative--a cousin named Germaine--on whose assistance she mainly relied for starting me, when the time came, in a professional career. I remember it as a family rumor, that Mr. Germaine had been an unsuccessful suitor for my mother's hand in the days when they were young people together. He was still a bachelor at the later period when his eldest brother's death without issue placed him in possession of a handsome fortune. The accession of wealth made no difference in his habits of life: he was a lonely old man, estranged from his other relatives, when my mother and I returned to England. If I could only succeed in pleasing Mr. Germaine, I might consider my prospects (in some degree, at least) as being prospects assured.
Dieses war der eine Grund, der uns bestimmte Amerika zu verlassen. Es gab aber noch einen zweiten, - für mich allein bestimmenden - der mich unwiderstehlich zu den einsamen Ufern der Grünwasser-Fläche zurückzog.This was one consideration that influenced us in leaving America. There was another--in which I was especially interested--that drew me back to the lonely shores of Greenwater Broad.
Meine einzige Hoffnung eine Spur von Mary zu entdecken lag in der Möglichkeit, unter den Bewohnern der Nachbarschaft meiner alten Heimat Nachforschungen anstellen zu können. Der gute Vogt war in seinem engen Lebenskreise herzlich geliebt und geachtet gewesen. Es war wenigstens nicht unmöglich, dass einer oder der andere seiner vielen Freunde in Suffolk, im Laufe des Jahres, das ich fern von England verlebte, eine Spur von ihm entdeckt hatte. In meinen Träumen von Mary - und ich träumte immer von ihr, - bildete oft der See mit seinen waldigen Ufern den Hintergrund für das Bild, das mein Geist sich von der verlorenen Gefährtin schuf. Zu den Ufern des Sees blickte ich, mit freudiger Ahnung, als zu dem einzigen Leben vorwärts, das für mich glückverheißend war - zu einem Leben mit Mary.My only hope of recovering a trace of Mary was to make inquiries among the cottagers in the neighborhood of my old home. The good bailiff had been heartily liked and respected in his little sphere. It seemed at least possible that some among his many friends in Suffolk might have discovered traces of him, in the year that had passed since I had left England. In my dreams of Mary--and I dreamed of her constantly--the lake and its woody banks formed a frequent background in the visionary picture of my lost companion. To the lake shores I looked, with a natural superstition, as to my way back to the one life that had its promise of happiness for me--my life with Mary.
Gleich nach unserer Ankunft in London reiste ich, auf meiner Mutter Wunsch allein nach Suffolk ab. Sie schreckte natürlich, in ihrem vorgerückten Lebensalter, vor dem Gedanken zurück, ihre alte Heimat, in der nun die Fremden walteten, denen wir sie überlassen hatten, so verändert wieder zu sehen.On our arrival in London, I started for Suffolk alone--at my mother's request. At her age she naturally shrank from revisiting the home scenes now occupied by the strangers to whom our house had been let.
O, wie schlug mein Herz, jung wie ich war, als ich die wohlbekannten grünen Wogen des Sees wiedersah! Es war Abend. Der erste Gegenstand, den mein Auge erblickte, war mein altes Boot in seinen heiteren Farben, wie oft hatten Mary und ich darin miteinander den See durchkreuzt! Jetzt fuhren die neuen Bewohner unseres Hauses darin. Der Widerhall ihres fröhlichen Lachens zog über den stillen See zu mir herüber. Ihre Flagge wehte von der kleinen Mastspitze, an der der fröhliche Wind Marys Flagge nie bewegen sollte. Ich wendete mich von dem Boote ab, - es schmerzte mich, es zu sehen. Wenige Schritte vorwärts brachten mich zu einem Vorsprung des Ufers, von wo sich mir der Entenfang an der gegenüberliegenden Seite zeigte. Da war der Zaun, hinter dem wir gekniet hatten, um dem Fangen der Enten zuzusehen; dort war das Loch, durch welches »Trim«, der Dachshund, sich gezeigt hatte, um die Neugierde der einfältigen Wasservögel zu erregen; dort, durch die Bäume schimmernd, wand sich der Waldweg entlang, auf dem Mary und ich an jenem Tage, als meines Vaters grausame Hand uns voneinander riss, zu Dermodys Hause wanderten. Wie weise war es von meiner Mutter, dass sie sich weigerte die alte Heimat wiederzusehen! Ich wendete dem See den Rücken, um, in der schattigen Einsamkeit des Waldes, ruhiger denken zu können.Ah, how my heart ached (young as I was) when I saw the familiar green waters of the lake once more! It was evening. The first object that caught my eye was the gayly painted boat, once mine, in which Mary and I had so often sailed together. The people in possession of our house were sailing now. The sound of their laughter floated toward me merrily over the still water. Their flag flew at the little mast-head, from which Mary's flag had never fluttered in the pleasant breeze. I turned my eyes from the boat; it hurt me to look at it. A few steps onward brought me to a promontory on the shore, and revealed the brown archways of the decoy on the opposite bank. There was the paling behind which we had knelt to watch the snaring of the ducks; there was the hole through which "Trim," the terrier, had shown himself to rouse the stupid curiosity of the water-fowl; there, seen at intervals through the trees, was the winding woodland path along which Mary and I had traced our way to Dermody's cottage on the day when my father's cruel hand had torn us from each other. How wisely my good mother had shrunk from looking again at the dear old scenes! I turned my back on the lake, to think with calmer thoughts in the shadowy solitude of the woods.
Nachdem ich eine Stunde ungefähr an den gewundenen Ufern des Sees entlang gegangen, kam ich bei dem Häuschen an, das einst Marys Heimat gewesen.An hour's walk along the winding banks brought me round to the cottage which had once been Mary's home.
Eine Frau, die mir fremd war, öffnete die Tür. Sie lud mich höflich ein in das Wohnzimmer zu treten, allein ich hatte schon genug gelitten und zog es also vor, meine Fragen von der Türschwelle an sie zu richten. Sie waren bald erledigt. Die Frau war in unserem Teil von Suffolk fremd; weder sie noch ihr Mann hatten je Dermodys Namen gehört. Von Haus zu Haus gehend, verfolgte ich meine Nachforschungen unter den Landleuten. Die Dämmerung brach herein; der Mond ging auf; die Lichte fingen an hinter den Fenstern zu verlöschen - und doch setzte ich noch meine traurige Wanderung fort; leider war, wo ich auch fragen mochte, die Antwort immer dieselbe. Niemand wusste etwas von Dermody; im Gegenteil glaubte jeder, dass ich Nachrichten von ihm brächte. Noch jetzt schmerzt es mich, wenn ich an die grausame Nutzlosigkeit aller der Anstrengungen, die ich an jenem unseligen Abende machte, gedenke. Die Nacht verbrachte ich in einem der Bauernhäuser; am nächsten Tage kehrte ich gebrochen und mutlos nach London, ohne Plan oder Sorge für die nächste Zukunft zurück.The door was opened by a woman who was a stranger to me. She civilly asked me to enter the parlor. I had suffered enough already; I made my inquiries, standing on the doorstep. They were soon at an end. The woman was a stranger in our part of Suffolk; neither she nor her husband had ever heard of Dermody's name. I pursued my investigations among the peasantry, passing from cottage to cottage. The twilight came; the moon rose; the lights began to vanish from the lattice-windows; and still I continued my weary pilgrimage; and still, go where I might, the answer to my questions was the same. Nobody knew anything of Dermody. Everybody asked if I had not brought news of him myself. It pains me even now to recall the cruelly complete defeat of every effort which I made on that disastrous evening. I passed the night in one of the cottages; and I returned to London the next day, broken by disappointment, careless what I did, or where I went next.
Dennoch waren wir nicht ganz getrennt. Wie Dame Dermody vorausgesagt hatte, sah ich Mary in meinen Träumen.Still, we were not wholly parted. I saw Mary--as Dame Dermody said I should see her--in dreams.
Oft erschien sie mir mit der grünen Flagge in der Hand und wiederholte mir ihre Abschiedsworte »Vergiss Mary nicht!« Oft führte sie mich in die wohlbekannte Ecke des alten Wohnzimmers und öffnete das Papier, auf das ihre Großmutter die Gebete für uns aufgeschrieben hatte: dann beteten wir miteinander und sangen unsere Hymnen, als wären die alten Zeiten zurückgekehrt. Einst erschien sie mir mit tränenfeuchten Augen, und sprach: »Wir müssen noch warten, Geliebter; unsere Zeit ist noch nicht erfüllt.« Zweimal sah sie mich unruhig und angstvoll an und ich hörte sie zweimal sagen: »Lebe in Geduld, lebe in Unschuld, Georg, um meinetwillen.«Sometimes she came to me with the green flag in her hand, and repeated her farewell words--"Don't forget Mary!" Sometimes she led me to our well-remembered corner in the cottage parlor, and opened the paper on which her grandmother had written our prayers for us. We prayed together again, and sung hymns together again, as if the old times had come back. Once she appeared to me, with tears in her eyes, and said, "We must wait, dear: our time has not come yet." Twice I saw her looking at me, like one disturbed by anxious thoughts; and twice I heard her say, "Live patiently, live innocently, George, for my sake."
Wir siedelten uns in London an, wo ein Privatlehrer meine Ausbildung übernahm. Bald nachdem wir unsere neue Wohnung bezogen hatten, trat ein unerwarteter Wechsel in unseren Verhältnissen ein. Meine Mutter erhielt zu ihrer großen Überraschung einen schriftlichen Heiratsantrag von Mr. Germaine.We settled in London, where my education was undertaken by a private tutor. Before we had been long in our new abode, an unexpected change in our prospects took place. To my mother's astonishment she received an offer of marriage (addressed to her in a letter) from Mr. Germaine.
»Ich bitte Sie über meinen Vorschlag nicht zu sehr zu erstaunen,« schrieb der alte Herr; »Sie werden sicher nicht vergessen haben, dass ich Sie einst liebte, als wir beide jung und mittellos waren. Die Gefühle jener Zeit können jetzt unmöglich wieder in uns erwachen. Alles, was ich in meinem Alter noch von Ihnen erbitten möchte, ist, dass Sie die Gefährtin meiner letzten Lebensjahre werden und dass Sie mir über Ihren Sohn etwas von den Rechten eines Vaters einräumen, indem Sie mir gestatten, für sein künftiges Wohlergehn zu sorgen. Überlegen Sie das Alles, meine Teure, und sagen Sie mir ob Sie den leeren Stuhl am einsamen Herde eines alten Mannes einnehmen wollen.«"I entreat you not to be startled by my proposal!" (the old gentleman wrote). "You can hardly have forgotten that I was once fond of you, in the days when we were both young and both poor. No return to the feelings associated with that time is possible now. At my age, all I ask of you is to be the companion of the closing years of my life, and to give me something of a father's interest in promoting the future welfare of your son. Consider this, my dear, and tell me whether you will take the empty chair at an old man's lonely fireside."
Meine Mutter sah so verschämt aus, als wäre sie wieder ein junges Mädchen geworden, die arme Seele! Die ganze Verantwortung der Entscheidung legte sie aber auf die Schultern ihres Sohnes! Ich bedurfte keiner langen Überlegung. Mit ihrem Jawort nahm sie die Hand eines reichen und ehrenwerten Mannes an, dessen Herz ihr sein ganzes Leben hindurch gehört hatte; und sie erlangte alles Behagen, allen Luxus, die Wohlfahrt und die gesellige Stellung wieder, die meines Vaters gewissenloses Leben ihr geraubt hatte. Dazu kommt noch, dass ich Mr. Germaine und er mich liebte. Warum sollte meine Mutter unter diesen Umständen Nein sagen. Als ich ihr diese Frage vorlegte, konnte sie mir keine vernünftige Antwort geben. Sie wurde also in kürzester Zeit Mrs. Germaine. Ich habe nur noch hinzuzufügen, dass meine Mutter sich an ihrem Lebensende wenigstens in diesem Falle dazu beglückwünschte, dem Rate ihres Sohnes gefolgt zu sein.My mother (looking almost as confused, poor soul! as if she had become a young girl again) left the whole responsibility of decision on the shoulders of her son! I was not long in making up my mind. If she said Yes, she would accept the hand of a man of worth and honor, who had been throughout his whole life devoted to her; and she would recover the comfort, the luxury, the social prosperity and position of which my father's reckless course of life had deprived her. Add to this, that I liked Mr. Germaine, and that Mr. Germaine liked me. Under these circumstances, why should my mother say No? She could produce no satisfactory answer to that question when I put it. As the necessary consequence, she became, in due course of time, Mrs. Germaine. I have only to add that, to the end of her life, my good mother congratulated herself (in this case at least) on having taken her son's advice.
Jahre vergingen - und, außer in meinen Träumen, blieben Mary und ich noch immer getrennt. Jahre vergingen, bis auch ich die gefahrvolle Zeit erreichte, die in dem Leben jedes Mannes ihre Rechte fordert. Ich erreichte das Alter, wo die stärkste aller Leidenschaften die Sinne umfängt und ihre Herrschaft über Leib und Seele ausübt.The years went on, and still Mary and I were parted, except in my dreams. The years went on, until the perilous time which comes in every man's life came in mine. I reached the age when the strongest of all the passions seizes on the senses, and asserts its mastery over mind and body alike.
Ich hatte bis dahin den Untergang meiner ersten und schönsten Hoffnungen geduldig ertragen, ich hatte ergeben und unschuldig um Marys willen gelebt. Jetzt verließ mich die Geduld; meine Unschuld gehörte den verlorenen Schätzen vergangener Zeiten an. Ich verbrachte die Tage mit Arbeiten für meinen Erzieher, das ist wahr, aber meine Nächte widmete ich heimlich gewissenlosen Schwelgereien, an die ich in diesem Augenblick mit Widerwillen und Scham zurückdenke. Ich entweihte meine Erinnerungen an Mary durch den Umgang mit Frauen, die die tiefsten Tiefen der Erniedrigung erreicht hatten. Gottloserweise sagte ich mir: »Ich habe lange genug auf sie gehofft; lange genug habe ich gewartet: ich kann nichts Besseres tun als meine Jugend genießen und - sie vergessen.«I had hitherto passively endured the wreck of my earliest and dearest hopes: I had lived patiently, and lived innocently, for Mary's sake. Now my patience left me; my innocence was numbered among the lost things of the past. My days, it is true, were still devoted to the tasks set me by my tutor; but my nights were given, in secret, to a reckless profligacy, which (in my present frame of mind) I look back on with disgust and dismay. I profaned my remembrances of Mary in the company of women who had reached the lowest depths of degradation. I impiously said to myself: "I have hoped for her long enough; I have waited for her long enough. The one thing now to do is to enjoy my youth and to forget her."
Von dem Augenblick an, wo ich in diese Erniedrigung versank, dachte ich wohl manchmal reuevoll an Mary - besonders morgens, wenn uns oft Gedanken der Buße erfüllen, - aber meine Träume von ihr hatten völlig aufgehört. Jetzt waren wir, im wahren Sinne des Wortes, getrennt. Marys reiner Geist konnte jetzt keine Gemeinschaft mit mir haben - Marys reiner Geist war von mir geflohen. Selbstverständlich konnte ich vor den Augen meiner Mutter das Geheimnis meiner Gesunkenheit nicht bewahren. Der Anblick ihres Kummers war der erste ernüchternde Einfluss. In gewissem Grade legte ich mir Zügel an - ich versuchte zu einem reineren Lebenswandel zurückzukehren. Mr. Germaine war ein zu verständiger Mann, um mich verloren zu geben, so sehr ich ihn auch betrübt hatte. Er riet mir, als Mittel zur Selbstbesserung, mir einen Beruf zu wählen und mich dann in die dazu gehörigen Studien so zu vertiefen, wie ich es bis jetzt in keinerlei Weise getan.From the moment when I dropped into this degradation, I might sometimes think regretfully of Mary--at the morning time, when penitent thoughts mostly come to us; but I ceased absolutely to see her in my dreams. We were now, in the completest sense of the word, parted. Mary's pure spirit could hold no communion with mine; Mary's pure spirit had left me. It is needless to say that I failed to keep the secret of my depravity from the knowledge of my mother. The sight of her grief was the first influence that sobered me. In some degree at least I restrained myself: I made the effort to return to purer ways of life. Mr. Germaine, though I had disappointed him, was too just a man to give me up as lost. He advised me, as a means of self-reform, to make my choice of a profession, and to absorb myself in closer studies than any that I had yet pursued.
Ich schloss mit meinem besten Freunde, meinem zweiten Vater, Frieden, nicht allein, indem ich seinen Rat befolgte, sondern auch indem ich den Beruf als Arzt wählte, dem er selbst angehörte, bevor er sein großes Vermögen erbte. Mr. Germaine war Arzt gewesen: ich beschloss es auch zu werden.I made my peace with this good friend and second father, not only by following his advice, but by adopting the profession to which he had been himself attached before he inherited his fortune--the profession of medicine. Mr. Germaine had been a surgeon: I resolved on being a surgeon too.
Jünger als es meist der Fall ist, hatte ich meinen neuen Lebensweg betreten und kann zu meiner Ehre sagen, dass ich wacker arbeitete. Ich gewann und erhielt mir die Gunst der Professoren, bei denen ich studierte. Andrerseits darf ich nicht leugnen, dass meine moralische Umwandlung durchaus nicht vollkommen war. Ich arbeitete freilich, - aber was ich tat, tat ich aus Eigennutz, mit verbittertem, verhärtetem Herzen. In religiöser und sittlicher Beziehung nahm ich die ganz materiellen Lebensanschauungen eines Studiengenossen an - eines ganz abgelebten Menschen, der noch einmal so alt war, als ich. Ich glaubte nichts, was ich nicht sehen, schmecken oder fühlen konnte. Den Glauben an die Menschheit verlor ich ganz. Mit Ausnahme meiner Mutter, hatte ich keine Achtung vor den Frauen. Meine Erinnerungen an Mary verloren sich mehr und mehr, bis sie nichts weiter als ein kleines Bindeglied mit der Vergangenheit waren. Die grüne Flagge bewahrte ich noch aus Gewohnheit auf - aber ich trug sie nicht mehr bei mir: sie lag unberührt in einem Kasten meines Schreibtisches. Ab und zu stieg ein leiser Zweifel in mir auf, ob mein Leben nicht ein ganz wertloses, unwürdiges sei, aber meine Gedanken verweilten nicht lange dabei. Der logischen Ordnung der Dinge nach musste ich, indem ich Andere verachtete, meine Schlüsse auch bis zu dem bitteren Ende zu verfolgen, mich selbst zu verachten.Having entered, at rather an earlier age than usual, on my new way of life, I may at least say for myself that I worked hard. I won, and kept, the interest of the professors under whom I studied. On the other hand, it cannot be denied that my reformation was, morally speaking, far from being complete. I worked; but what I did was done selfishly, bitterly, with a hard heart. In religion and morals I adopted the views of a materialist companion of my studies--a worn-out man of more than double my age. I believed in nothing but what I could see, or taste, or feel. I lost all faith in humanity. With the one exception of my mother, I had no respect for women. My remembrances of Mary deteriorated until they became little more than a lost link of association with the past. I still preserved the green flag as a matter of habit; but it was no longer kept about me; it was left undisturbed in a drawer of my writing-desk. Now and then a wholesome doubt, whether my life was not utterly unworthy of me, would rise in my mind. But it held no long possession of my thoughts. Despising others, it was in the logical order of things that I should follow my conclusions to their bitter end, and consistently despise myself.
Die Zeit meiner Mündigkeit kam heran. Ich war einundzwanzig Jahre alt - und von den Illusionen meiner Jugend war nicht ein Schimmer geblieben!The term of my majority arrived. I was twenty-one years old; and of the illusions of my youth not a vestige remained.
Weder meine Mutter noch Mr. Germaine konnten sich eigentlich über mein Benehmen beklagen, beide waren aber in hohem Grade besorgt um mich. Nach reiflichen Erwägungen kam mein Stiefvater zu einem Entschluss. Er gewann die Überzeugung, dass die einzige Möglichkeit mich meinem besseren, edleren Selbst wieder zurückzugeben, in dem Einflusse lag, den ein Leben unter neuen Menschen und in neuen Umgebungen auf mich auszuüben vermöchte.Neither my mother nor Mr. Germaine could make any positive complaint of my conduct. But they were both thoroughly uneasy about me. After anxious consideration, my step-father arrived at a conclusion. He decided that the one chance of restoring me to my better and brighter self was to try the stimulant of a life among new people and new scenes.
Zur Zeit von der ich schreibe, hatte die einheimische Regierung beschlossen, eine besondere diplomatische Sendung an einen der eingeborenen Fürsten abgehen zu lassen, der eine entlegene Provinz unseres indischen Kaiserreiches beherrschte. Bei dein unruhigen Zustande, in dem sich die Provinz damals befand, war es nötig, dass die Gesandtschaft bei ihrer Ankunft in Indien von einer Eskorte aus Truppen und Zivilbeamten der Krone bestehend, an den Hof des Fürsten begleitet wurde. Der Arzt, der die Expedition von England aus begleiten sollte, war ein alter Freund von Mr. Germaine, er suchte einen Assistenten, auf dessen Leistungen er sich verlassen konnte. Durch meines Stiefvaters Vermittelung wurde mir die Stellung angeboten. Ohne Zögern nahm ich sie an. Der einzige Stolz, der mir geblieben war, war der elende Stolz gänzlicher Blasiertheit. So lange ich meinem Berufe obliegen musste, war mir die Stellung, in der ich es tat, ganz gleichgültig.At the period of which I am now writing, the home government had decided on sending a special diplomatic mission to one of the native princes ruling over a remote province of our Indian empire. In the disturbed state of the province at that time, the mission, on its arrival in India, was to be accompanied to the prince's court by an escort, including the military as well as the civil servants of the crown. The surgeon appointed to sail with the expedition from England was an old friend of Mr. Germaine's, and was in want of an assistant on whose capacity he could rely. Through my stepfather's interest, the post was offered to me. I accepted it without hesitation. My only pride left was the miserable pride of indifference. So long as I pursued my profession, the place in which I pursued it was a matter of no importance to my mind.
Um meine Mutter nur zu veranlassen meine neue Lebensaussicht in Erwägung zu ziehen, bedurfte es langer Überredung. Als sie das schließlich tat, gab sie, wenn auch ungern, nach. Ich gestehe, dass ich sie mit heißen Tränen - die ersten, die ich seit manchem, langem Jahre vergossen, verließ. Die Geschichte dieser Sendung bildet einen Teil der indischen Geschichte und gehört also nicht in diese Erzählung.It was long before we could persuade my mother even to contemplate the new prospect now set before me. When she did at length give way, she yielded most unwillingly. I confess I left her with the tears in my eyes--the first I had shed for many a long year past. The history of our expedition is part of the history of British India. It has no place in this narrative.
Was mich anlangt, so habe ich nur zu berichten, dass ich kaum eine Woche, nachdem die Sendung ihr Ziel erreicht hatte, unfähig wurde meine Berufspflichten zu erfüllen. Wir hatten unser Lager außerhalb der Stadt aufgeschlagen, und die fanatischen Eingeborenen machten unter dem Deckmantel der Finsternis einen Angriff auf uns. Der Angriff wurde, mit geringer Schwierigkeit und unerheblichen Verlusten unsrerseits, zurückgeschlagen. Ich befand mich unter den Verwundeten - indem ich durch einen Wurfspieß oder Speer getroffen war, als ich von einem Zelt zum andern ging.Speaking personally, I have to record that I was rendered incapable of performing my professional duties in less than a week from the time when the mission reached its destination. We were encamped outside the city; and an attack was made on us, under cover of darkness, by the fanatical natives. The attempt was defeated with little difficulty, and with only a trifling loss on our side. I was among the wounded, having been struck by a javelin, or spear, while I was passing from one tent to another.
Hätte eine europäische Waffe mich verletzt, so würde die Wunde ganz ohne Bedeutung gewesen sein, aber die Spitze des indischen Speeres war vergiftet. Ich entging zwar der Todesgefahr des »Kinnbackenkrampfes« - aber, durch eine eigentümliche Einwirkung des Giftes auf meinen Organismus, die mir selbst unerklärlich ist, wollte meine Wunde durchaus nicht heilen. Ich wurde als Kranker nach Kalkutta geschickt, wo mir die beste ärztliche Hilfe zur Verfügung stand. Dem Anscheine nach heilte hier die Wunde - brach aber bald wieder auf und zwar wiederholentlich; da kamen die Ärzte darin überein, dass ich nach England geschickt werden müsste. Sie rechneten auf die belebende Kraft der Seereise, und, sollte diese fehlschlagen, auf den heilsamen Einfluss der vaterländischen Luft. Im indischen Klima hielten sie mich für unheilbar.Inflicted by a European weapon, my injury would have been of no serious consequence. But the tip of the Indian spear had been poisoned. I escaped the mortal danger of lockjaw; but, through some peculiarity in the action of the poison on my constitution (which I am quite unable to explain), the wound obstinately refused to heal. I was invalided and sent to Calcutta, where the best surgical help was at my disposal. To all appearance, the wound healed there--then broke out again. Twice this happened; and the medical men agreed that the best course to take would be to send me home. They calculated on the invigorating effect of the sea voyage, and, failing this, on the salutary influence of my native air. In the Indian climate I was pronounced incurable.
Zwei Tage bevor das Schiff absegelte, brachte mir ein Brief meiner Mutter sehr aufregende Nachrichten. Mein zukünftiges Leben, - wenn es noch ein solches für mich gab, - war in eine ganz neue Bahn geleitet. Mr. Germaine war plötzlich an einem Herzleiden gestorben. Sein letzter Wille, der von der Zeit meiner Abreise aus England datiert war, bestimmte für meine Mutter ein lebenslanges Einkommen und übergab mir seinen übrigen, großen Besitz unter der Bedingung, dass ich seinen Namen annahm. Natürlich ging ich auf die Bedingung ein und - wurde George Germaine.Two days before the ship sailed a letter from my mother brought me startling news. My life to come--if I had a life to come--had been turned into a new channel. Mr. Germaine had died suddenly, of heart-disease. His will, bearing date at the time when I left England, bequeathed an income for life to my mother, and left the bulk of his property to me, on the one condition that I adopted his name. I accepted the condition, of course, and became George Germaine.
Drei Monate später war ich mit meiner Mutter wieder vereint.Three months later, my mother and I were restored to each other.
Abgesehen von den Leiden, die mir meine Wunde noch bereitete, war ich nun allem Anscheine nach einer der beneidenswertesten Sterblichen: zur Stellung eines reichen Mannes erhoben, Besitzer eines Hauses in London und eines Landsitzes in Pertshire! - Und dennoch war ich in der Tat mit dreiundzwanzig Jahren einer der elendesten Menschen, die da lebten!Except that I still had some trouble with my wound, behold me now to all appearance one of the most enviable of existing mortals; promoted to the position of a wealthy gentleman; possessor of a house in London and of a country-seat in Perthshire; and, nevertheless, at twenty-three years of age, one of the most miserable men living!
Und Mary!And Mary?
Was war in den letztverflossenen zehn Jahren aus ihr geworden? Ihr kennt nun meine Geschichte, lest die wenigen folgenden Seiten, um die ihrige zu erfahren.In the ten years that had now passed over, what had become of Mary? You have heard my story. Read the few pages that follow, and you will hear hers.


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